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1060 PAPIER-ZEITUNG Nr. 29 beigeeilte Feuerwehr arbeitete mit drei Dampfspritzen und be schränkte den Feuerherd. Die Nachbarhäuser wurden gerettet. Als Glück kann es angesehen werden, dass der Fabrikbetrieb bereits geschlossen war, und die vielen Arbeiter und Arbeiterinnen das Ge bäude verlassen hatten. Leider sind sieben Personen in den Flammen umgekommen, darunter die Frau und zwei Kinder des im obersten Stockwerk wohnenden Hauswarts der Fabrik. Dieser selbst sprang in seiner Verzweiflung aus dem Fenster und wurde von der Strasse bewusstlos und schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Kurz vor 11 Uhr nachts rückte ein Theil der Löschmannschaft ab, zum Beweise, dass man des Feuers Herr geworden war. Seit einigen Tagen war man in der Fabrik damit beschäftigt, nach dem neuerbauten, in Plag witz, Zschocherstrasse, gelegenen Fabrikgebäude zu ziehen, und am Montag, 9. d. Mts, sollte der Umzug stattfinden. Durch die theil weise Vernichtung der Rohstoffe und des Maschinenmaterials ist der Betrieb auf einige Zeit gehemmt. Die Firma ist durch Versicherung theilweise schadlos gehalten. M. - Das durch das Feuer zerstörte Gebäude ist drei Stock hoch und bildet das Hinterhaus vom Grundstück Glockenstrasse 11. Im Parterre befand sich die Glasschleiferei von M. 0. Beck & Co., in der ersten Etage die Celluloidwaaren-Fabrik von Engelmann & Richter, in der zweiten Etage die Druckerei von Franz Emil Barth und in der dritten Etage die Wohnung des bei der Firma Engelmann & Richter in Stellung befindlichen Feuermanns Gustav Wilhelm Daether. Im Souterrain waren Lagerräume von Engelmann & Richter. Der oben erwähnte Lehrling heisst F C. H. Lassalle. Er kam ohne Verletzungen davon und bewies seltene Geistesgegenwart, indem er erst in das in der ersten Etage gelegene Comptoir eilte, seinem dort anwesenden Prinzipal »Grossfeuer« zurief, hierauf zu dem Feuermelder rannte und Grossfeuer meldete. Die beklagenswerthen Opfer der Katastrofe sind: der Buchdruckereibesitzer Franz Emil Barth, dessen beide Söhne Werner Max Erich und Fritz Walther Felix, die bei Barth in Stellung gewesene Buchhalterin Elitzsch, der Buchhalter Faber, die Feuer manns-Ehefrau Daether, sowie deren 6jährige Pflegetochter Alma Silbereisen und der Laufbursche Torau. Die Unglücklichen wurden von dem wüthenden Element, das mit blitzartiger Schnelligkeit um sich griff, überfallen und waren dem Tode bereits geweiht, bevor sie an Rettung denken oder ihnen Hilfe gebracht werden konnte. Kartonnagen I. Doppelte Einsätze für Musterkoffer Einsätze verschiedenster Art werden für Koffer benöthigt, die der. Geschäftsreisende zum Transport von Waarenproben braucht. Zunächst sei eine Art beschrieben, nämlich ein Koffer- Einsatz für Damen-Blusen. Dieser Einsatz nimmt im Untertheil, Bild 1, und im Ober theil, Bild 2, je drei Blusen auf, welche unter ein Gummiband geschoben werden und so regelrechten Halt bekommen. Diese Einsätze müssen, da sie durch vieles Aus- und Ein packen aussergewöhnlich in Anspruch genommen werden, sehr dauerhaft und genau gearbeitet sein, und es empfiehlt sich, solche Arbeiten nur tüchtigen und gewissenhaften Arbeitern zu übertragen. Die vier Seitenwände oder Zargen a, die Scheite b sowie die Unterlags-Leisten f stelle man aus gutem Tannenholz her, welches, damit der Einsatz nicht zu schwer wird, nur etwa 4—6 mm stark sein darf. Die Zargen werden in grösseren Betrieben mit Kreissäge, in kleineren mit einer Gebrüder Ott’schen Schneidlade so zu geschnitten, dass der Einsatz unter Berücksichtigung vonUeber- zug und Leim bequem aus dem Koffer genommen und wieder eingesetzt werden kann. Wenn die Seitenwände ineinander greifen, oder vor dem Nageln eingelassen werden, so erhöht sich die Festigkeit des Einsatzes. Die Scheite b dürfen, da der obere Theil in den Untertheil gesetzt wird, nur bis zur halben Höhe der Zarge gehen und müssen in solcher Ent fernung von der Unterkante enden, dass die in die Zargen eingelassenen Haltleisten f mit der Unterkante abschliessen. Die Ecken werden, um. dem Ganzen noch mehr Halt und Festigkeit zu geben, mit guter grauer Leinwand eingefasst und Zwar am besten mittels Kleisters, da dieser die Leinwand gut anlegt und zusammenzieht. Sodann werden die Oberkanten der Scheite b mit einer Borde versehen, die auf beiden Seiten umgreift und an den Enden mit dem Rande der Seitenwände a gut abschliesst. Hierauf werden alle Theile, mit Ausnahme der kurzen Seitentheile al mit Papier oder Stoff, meist starkes weisses Glaeee-Papier, ausgefüttert. Die eingesetzten Haltleisten f1 werden an der unteren Seite der Seitenwände vor dem Aufspannen des Stoffes angebracht und müssen wie die mit f bezeichneten Theile mit der unteren Kante abschneiden. Jetzt mache man an den unteren Kanten der beiden kurzen Seitentheile der Zarge und der Scheite einen Einschnitt, der das Gummiband c in sich aufnimmt, sodass es leicht erfasst werden kann. Das Band wird an den Seitenwänden an- genagelt, unter den Scheiten aber nur durchgezogen. Die Farbe des Bandes ist mit der des zum Ausfüttern verwandten Papiers gleichzuhalten. Es muss wenigstens 13/. cm breit sein. Es sichert beim Unterschieben den Blusen guten Halt beim Aus- und Einpacken. Sodann werden die Stoffböden aufgespannt, die den ganzen Einsatz nach unten abschliessen, wozu am besten starkes Hemdentuch verwandt wird. Man schmiere die Kanten der Seitenwände und Scheite vorsichtig und möglichst schnell mit Bild 1 Bild 2 gutem Leim an, lege eine Seite an und ziehe dann den übrigen Stoff recht glatt über die Zarge. Dann werden die Kanten noch einmal mit dem Falzbein nacbgerieben. Ist der Stoff gut angetrocknet, so werden dessen über stehende Enden mit einem scharfen Messer hart am Rande ab geschnitten; dann werden die mittelsten Haltleisten mit dem selben Papier, womit die Einsätze ausgefüttert sind, bezogen und unten auf die Scheite genagelt. Die Enden werden noch einmal mit dem Messer nachgeputzt und dann der untere Rand der Zarge mit derselben Leinwand wie die Ecken eingefasst. Nun werden erst die Seitentheile mit Kaliko oder irgend welchem gewünschtem Stoff so bezogen, dass man die kurzen Seiten umschlagen lässt. Man achte darauf, dass die Einschläge oben und unten grade und genau sind, um gefälliges Aussehen zu erreichen. Der an den Ecken auf den Stoff kommende Einschlag muss besonders gut angerieben werden. An den kurzen Seiten werden Gurte oder Handhaben angebracht, die von der Mitte über den oberen Rand gehen, damit sie bequem zu fassen sind und das Herausnehmen aus dem Koffer erleichtern. Um die Kanten und Ränder ansehnlicher zu machne, werden sie mit dem Streicheisen oder Falzbein abgestrichen. Bild 2 zeigt den Obertheil eines solchen Einsatzes. Dieser wird wie der Untertheil zugeschnitten, jedoch um so viel kleiner, dass er bequem in letzteren passt. An den Ecken wird er ebenfalls eingelassen und mit Leinwand überzogen, auch die Scheite eingelassen, jedoch nur die Hälfte der Enden, welche dann mit der Zarge vernagelt werden können. Die Höhe der Scheite muss beim Obertheil mit dem Rande der Zarge abschliessen und nur die Haltleiste f muss mit dem Rande, auf welchen der Stoff gespannt wird, glatt abschneiden. Die zum Herausnehmen bestimmten Schlupfen werden jetzt so befestigt, dass sie von der Mitte aus 2—3 cm über dem Stoff boden stehen. Beide Theile bilden, wenn sie ineinander ge setzt sind, einen sehr leichten Einsatz, der von den Ausfuhr geschäften als besonders zweckmässig für ihre Reisenden verlangt wird. H. M. Brand in der Cröllwitzer Papierfabrik. Am 4. d. Mts. Nach mittag ist in der Cröllmtzer Aktien-Papierfabrik in CröUwitz bei Halle a. S. Feuer ausgebrochen; nachdem das Kesselhaus zer stört war, wurde der Schuppen für die Rohstoffe, in welchem ungefähr 10000 cbm gepresstes Stroh lagerten, von den Flammen ergriffen. Der Schuppen ist vollständig ausgebrannt. Der Materialschaden ist durch Versicherung gedeckt. Die Ver waltung hofft in drei bis vier Wochen die Fabrik wieder voll in Betrieb setzen zu können. Als Ursache des Gross feuers in der Cröllwitzer Papierfabrik wird allgemein Funken flug infolge des Abschlackens angenommen. Im Kessel hause ist der hölzerne, über den Kesselfeuerungen belegene Kohlenbehälter durch Funken, die gelegentlich des Abschlakens