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1764 PAPIER-ZEITUNG Nr. 48 ertragen werden kann. Und daran würde auch nichts geändert, wenn die Druckereien vorhandene Papierfabriken aufkauften oder neue bauten. Die alten Fabriken können nicht deshalb billiger einkaufen und erzeugen, weil sie neue Besitzer haben, und neu gegründete Fabriken werden schon an sich theurer fabriziren als alte, zum Theil amortisirte und mit einem geschulten Personal ausgestattete Anwesen. Werden neue Fabriken erbaut, so zwingen sie den alten den Existenz kampf auf. Wer Sieger bleiben wird, ist schwer zu sagen, wohl aber kann vorausgesehen werden, dass die alten Fabriken, weil sie billiger arbeiten können als neue, im Vortheil sein werden. Ob es überhaupt gelingen wird, den Bedarf an Holz und Kohlen zu decken, ist mindestens fraglich, unzweifelhaft ist aber, dass ein derartiger Kampf eine Uebererzeugung herbeiführen müsste, die der gesammten deutschen Papier-Industrie unheilbaren Schaden zufügen würde. Deshalb wird jede Vereinigung von Druckpapierfabriken in der Preis stellung stets Maass halten und dafür sorgen müssen, dass sie die Gründung neuer Fabriken nicht herausfordert. Wir haben mit leb haftem Bedauern gesehen, dass die Erörterung dieser Angelegenheit in die 0Öffentlichkeit getragen wurde, zumal die Waffen ungleich sind. Den Papierfabrikanten steht die Tagespresse nicht offen, das Publikum hört nur die eine Seite und muss annehmen, dass gar kein Grund vor liegen würde, Anzeigenpreise und Bezugsgebühr zu erhöhen, wenn nicht die Papierfabrikanten eine künstliche, durch Nichts gerechtfertigte Preistreiberei in Szene gesetzt hätten. Wir möchten zu bedenken geben, dass der Appell an die Leser wegen Vertheurung der Zeitungen ein zweischneidiges Schwert ist, dessen Anwendung für die Folge vielleicht sehr bereut werden wird, zumal wenn die geplante Produktionsgenossenschaft die Freuden des Besitzes eigener Papier fabriken kennen lernen sollte. Die deutsche Papier-Industrie ringt um ihre Lebensfähigkeit. Sie hat der Presse und dem Handel seit einer Reihe von Jahren getreulich zur Seite gestanden und das ihrige zu deren unvergleichlichen Erfolgen beigetragen. Sie glaubt aber auch, den Anspruch erheben zu dürfen, dass ihr Nothschrei nicht un gehört verhallt. Deshalb hofft sie auf eine verständnissvolle Be- urtheilung der Bestrebungen, den Verband deutscher Druckpapier fabrikanten zu Stande zu bringen, welcher seinerseits der Pflichten, welche ihm daraus seinen Abnehmern gegenüber erwachsen, stets eingedenk sein wird. 1. Juni 1900. Eugen Holtzmann, Weisenbach fabrik, Vorsitzender. Robert Dietrich, Merseburg. Paul Leonhardt, Crossen. Dr. Siegfried Litthauer, Friedland. Albert Niethammer jun., Kriebstein. Oscar Reuther, Dresden. Louis Römer, Baienfurt. Max Seiler, Fockendorf. Theodor Toelle, Wildenfels. Lumpen Zu Nr 46, Seite 1687 Ootha, 12. Juni 1900 Wenn der Einsender des Artikels »Lumpen« glaubt, dass sich die Besitzer von Sortiranstalten vereinigen wollten, um »den Käufern die Preise zu diktiren«, so ist er doch sehr im Irrthum. Weder in dem Artikel Nr. 21 des Produktenmarktes, noch in den vorherge gangenen ist davon die Rede; im Gegentheil soll die Preisfrage weder im Ein- noch im Verkaufe berührt werden, es sind ganz andere Interessen, die uns veranlassten, daran zu denken, einen Verein zu gründen. Keinesfalls aber soll gegen die Kunstwoll- und Papier fabrikanten gearbeitet, sondern vereint mit denselben manche gemein samen Interessen gewahrt und Missstände beseitigt werden. K. n. * ♦ * Rummelsburg-Berlin, 11. Juni 1900 Mehrere unserer Berufsgenossen haben eine Berathung zur Besserung der Lage des Lumpengeschäftes angeregt, und wir mit anderen Herren sind ersucht worden, dazu die einleitenden Schritte zu unternehmen. Wiewohl wir in solchem Fall nicht abseits stehen werden, haben wir doch bisher abgelehnt, die Initiative zu ergreifen, weil wir uns von den Verhandlungen einen greifbaren Nutzen nicht versprechen. Bei dieser Gelegenheit haben wir stets erwähnt, dass, wo immer dem gesammten Lumpenhandel ein Unrecht droht, wir ohne formelle Vollmacht bereit sein werden, für unsere Sache ein zustehen. Dies veranlasst uns auf obige Notiz zurückzukommen. Der Süd deutsche Papierfabrikant sieht die Lumpen - Grosshandlungen sich vereinigen »offenbar um den Käufern die Preise zu diktiren« und beruft sich auf den Produkten-Markt Nr. 21 1900 S. 5. Inwieweit diese Behauptung gerechtfertigt ist, mag jeder Leser des beifolgenden Artikels, um dessen Abdruck wir bitten, entscheiden. Um vollständig zu sein, bemerken wir, dass in den uns zu gegangenen Zuschriften alle erdenklichen Vorschläge vorkommen, nie mals aber die Möglichkeit erwogen wird, dass die Lumgengrosshändler den Käufern die Preise diktiren könnten. Lewy Gebrüder Zur Lage des Lumpengeschäfts (Abdruck aus dem »Produktenmarkt«) Der Gedanke, eine Besserung des Lumpengeschäfts herbeizuführen, mag allerseits Zustimmung finden, aber es ist schwer, den richtigen Weg zur Erreichung des Zieles zu finden. Eine Parallele mit dem Syndikate der Knochenindustriellen zu ziehen, ist ganz verkehrt. Dieses Syndikat wurde zur einheitlichen Reglung der Knochenpreise (soll heissen: Knochen-Einkaufspreise) geschlossen und konnte zur Durch führung gelangen, weil es sich auch um ein einheitliches Rohmaterial handelte. Vergleichen wir dagegen den Artikel Lumpen. Wir haben nichts weniger als einen Artikel vor uns, sondern Dutzende und abermals Dutzende, und auch die unsortirten Lumpen sind oft so verschieden von einander wie Tag und Nacht. Es hängt deren Beschaffenheit ab von dem Charakter der Gegend, aus der sie kommen, und nicht zum wenigsten auch von der Ehrlichkeit der kleineren und grösseren Auf käufer. Es giebt unsortirte Lumpen mit Weiss und Gestrickts, ohne Weiss und Gestrickts, mit Tuch, ohne Tuch usw. und daneben alle sortirten Gattungen und diese wieder in den verschiedenartigsten Be handlungen. Und alle muss sie der Grosshändler kaufen! Er kann nicht befehlen: Ich will nur Original-Unsortirte! Er muss sie nehmen wie der Lieferant sie giebt und seit Jahren zu geben pflegt, und es schützt ihn bis dato vor dem Reinfall nur ein gutgeleitetes Kalkuliren, welches ihm den Werth der Waaren der einzelnen Lieferanten offen bart und ihn veranlasst, seine Preise danach zu stellen. Daraus resul- tirt aber, dass das richtig geleitete Lumpengeschäft zur Zeit einen ganz individuellen Charakter besitzt, und es deshalb einer gewaltigen Reform bedarf, um ihn zu generalisiren, wie etwa den Knocheneinkauf. Soll das erreicht werden, so muss vor Allem das Zwischensortiren der kleineren Händler aufhören, damit man einer einheitlichen Waare etwas näher käme. Wenn wir es nun durch eine Vereinigung aller Sortiranstalten dahin brächten, so hätten wir immer noch zu erstreben, dass nicht unreelle Leute es doch noch unternehmen, das bischen Bessere herauszufischen und jenen Mitgliedern der Branche zu über liefern, die ihre Wühlarbeit von Eydtkuhnen bis Basel zum Schaden aller grösseren Sortirgeschäfte treiben. Ja, wenn wir es nur mit den Sortiranstalten zu thun hätten, den kaufmännisch geleiteten Betrieben, dann ginge alles leicht. Aber wir haben zu viel kleinen Krieg in unserer Branche, und den auszurotten ist schwer, sehr schwer. Es kann uns eben jeder ins Handwerk pfuschen, und bekanntlich ver derben die Pfuscher am meisten. Wenn wir nun auch auf Grund dieser Darlegungen der angeregten Sache etwas pessimistisch gegenüberstehen, so halten wir doch fest mit dem Einsender an dem Standpunkte: Unser Geschäft hat böse Missstände und bedarf einer Besserung seiner Lage wie kein zweites. Ist aber diese Besserung nur allein in der Reglung des Einkaufs zu finden? Wir meinen schon. Es mag fast keinen Betrieb mehr geben, der mit so scheelen Augen seitens der edlen Mitwelt betrachtet, be neidet und bekämpft wird, wie der unserige. Jeder von uns kennt die Faktoren, die ihm von Ausserhalb kommend, abgesehen von dem Elend im Einkauf, das bischen Freude am Geschäfte verderben. All’ dem gegenüber hilft nur der engste Zusammenschluss! Und wir rufen deshalb allen Kollegen ganz Deutschlands zu: »Wollt Ihr eine Besserung Eurer Lage herbeiführen, so verbindet Euch zu einem starken Vereine!« Was dessen Thätigkeit auch sein möge, den Inter essen des ganzen Lumpenhandels wird sie zu Gute kommen, davon sind wir überzeugt. Zum Schluss gestatten wir uns noch zu bemerken, dass auch aus Süddeutschland einige Firmen dem provisorischen Komitee angehören sollten, vielleicht H. Vogel & Schnurmann-Karls ruhe, Gebr. Wolff-München u. A. (N. M. & Co. in H.). * * * Der Einsender der Zuschrift in Nr. 19 d. Bl. (Produktenmarkt) schreibt, dass er den Nothstand nicht nur in Preussen und Pommern, viel mehr für ganz Deutschland anerkenne, und dass er zunächst beabsichtigt habe, die Anregung in Fluss zu halten. Die Aufnahme der weiter ge nannten Herren in das Komitee könnte ihm nur angenehm sein. Er schreibt weiter: Das einzig Richtige ist, dass die Herren Lewy Gebrüder-Rummelsburg die bisher genannten Firmen zu einer Be sprechung einladen, in der über die vorzubereitenden Schritte berathen werden sollte. Deutscher Zoll auf Holzpappe Haben Sie die Güte, folgende drei Fragen zu beantworten: 1. Wann läuft der Handelsvertrag mit Holland ab? 2. Wann laufen die Handelsverträge mit den Ländern ab, die weisse Holzpappe in bedeutenden Mengen nach Deutschland einführen, und wie hoch sind die bestehenden Zollsätze? 8. Ist eine Erhöhung einzelner Zollsätze während der Dauer (also vor Ablauf) dieser Verträge möglich, und an wen wendet man sich zu diesem Zwecke? 1. Der Handelsvertrag Deutschlands mit den Niederlanden gilt bis ein Jahr nach der Kündigung. 2. Die Handelsverträge mit Finland (Russland) und Oester reich-Ungarn laufen am 31. Dezember 1903 ab. Die übrigen Holzpappen nach Deutschland einführenden Staaten (Schweden, Norwegen) haben keinen Handelsvertrag auf bestimmte Zeit mit Deutschland abgeschlossen. Die genauen Zoll- und Vertragssätze dieser und anderer Länder sind in dem Werk »Zolltarife der Papier-, Schreibwaaren- und Buchgewerbe« von Dr. Richard Bürner, Verlag der Papier-Zeitung, Preis 3 M., mitgetheilt. 3. Aenderung der Vertrags-Sätze vor Ablauf des Vertrages ist unmöglich. Eingaben in Zoll-Angelegenheit sind, falls es sich um einen Reichsvertrag handelt, an das Reichsamt des