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nicht gerade bereitwillig, aber stets doch wieder nothgedrungen An nahme fanden. Und erstaunlicher Weise gelang es vielen Fabriken, ihre Selbstkosten immer und immer wieder, wenn auch unter grossen Schwierigkeiten und Opfern, mit den unglaublich niedrigen Verkaufs preisen wenigstens einigermaassen in Einklang zu bringen. Die minder Glücklichen, denen dies nicht gelang, mussten blindlings folgen, wollten sie nicht ganz von der Bildfläche verschwinden und damit auch die nie versiegende Hoffnung auf bessere Zeiten endgiltig zu Grabe tragen. Aber allmälig gelangte man an jenen Punkt, wo Ersparnisse nicht mehr möglich sind. Anstelle minderwerthiger Wasserräder hatte man Turbinen mit höchstem Nutzeffekt eingebaut; Dampfmaschinen mit 15 kg Dampf p. indiz. Pferdekraft waren im Laufe der Jahre solchen mit einem Verbrauch von nur 6—7 kg gewichen. Und viel mühsam erspartes Kapital war in Eisen und Mauerwerk angelegt worden. Wenn es nun, in vereinzelten Fällen, bei besonders kostbaren Maschinen und sorg samster Wartung selbst gelingen sollte, ein weiteres 1 oder 1/3 kg Dampf p. Pferdekraft zu ersparen, so wird wahrscheinlich in Wirk lichkeit das Jahresresultat nicht einmal diese winzige Ersparniss er weisen, sondern einen erheblichen Mehraufwand an Unterhaltungs kosten mit Rücksicht auf die komplizirteren Maschinen ergeben. Welch verschwindende Rolle spielt aber jede künstlich errungene Dampfersparniss gegenüber der enormen Erhöhung unserer Kohlen- preise! Aehnlich verhält es sich mit der Leistungsfähigkeit unserer Papiermaschinen, unserer Holländer und sonstigen Fabrikeinrichtungen. Allenthalben sind schon seit geraumer Zeit die vollkommensten Ein richtungen, die rationellste und sparsamste Arbeitsweise den Markt preisen zu Grunde gelegt worden. Und doch mussten die Preise immer und immer wieder sinken, nachdem durch die Einführung des Holzes als Schliff und als Zellstoff der Papier-Industrie, deren Entwicklung durch den Mangel an Rohstoffen lange Zeit gehemmt war, ein schier unerschöpfliches Rohmaterial zu Gebote zu stehen schien. Und wenn auch der Holzverbrauch in Deutschland mit der Zeit derart gesteigert wurde, dass das Inland schon lange nicht mehr die ausreichenden Mengen liefern konnte, die Holzpreise allenthalben eine Höhe er reichten, welche den Nutzen selbst gut gelegener Fabriken aufs Empfindlichste einschränkten, so rechnete man auf den Fichtenreich thum Skandinaviens, auf die für unerschöpflich gehaltenen Urwälder Amerikas. Die Ereignisse haben gelehrt, dass auch in jenen Ländern die Entwicklung in Zukunft langsamer sein wird; auch das Holz in Skandinavien und jenseits des Ozeans wird knapper und knapper, an manchen Stellen sogar beängstigend knapp, dann aber haben auch die Fabriken jener Produktionsgebiete in den letzten Jahren mit ver schwindend geringem Nutzen, theilweise sogar selbst mit Verlusten gearbeitet. Und wenn einst nach einer Reihe von Jahren Kanada und Neufundland auf dem Papiermarkte der Welt eine Rolle spielen werden, dann wird auch der allgemeine Bedarf inzwischen eine weitere Steige rung und die Selbstkosten jener Länder in Folge fortschreitender Kultur eine Erhöhung erfahren haben. War also bisher die Erzeugung an Papierstoffen und demgemäss auch an Papier aus natürlichen Ur sachen in grösserem Maasse als der Verbrauch gewachsen, so darf man in Zukunft mit Gewissheit mit dem umgekehrten Verhältnisse rechnen. Berücksichtigt man dazu die enorme Steigerung aller Selbst kosten, welche noch keineswegs durch die bisherigen Preis erhöhungen ausgeglichen sind, so ergiebt sich das Weitere von selbst. Wer wollte auch neue Zellstofffabriken bauen, wo es an Menschen kraft, an Holz und Kohle fehlt, und wo die Abwasserfrage an den meisten Flüssen einen gar bedrohlichen Charakter hat? Wer den Muth zur Aufstellung neuer Papiermaschinen finden, wo es an Halb stoffen mangelt und Jeder froh sein muss, wenn er die vorhandenen Kessel mit der ihm aufs Genaueste zugemessenen Kohle ausreichend im Feuer erhalten und seine bisherigen Arbeitsmaschinen mit ge eignetem Personal vollzählich besetzen kann? Dabei kostet eine moderne Anlage für eine Papiermaschine mit Gebäude und Zubehör 600000 Mk. bis zu einer Million, und das damit zu erzielende Brutto- Ergebniss schwankt im Augenblick zwischen plus 50000 und minus 120 000 Mk, wobei der Unternehmer gut thut, mit der letzteren Eventualität zu rechnen. Thatsächlich hat sich erfreulicher Weise und wohl seit Jahrzehnten zum ersten Mal auch bei den Papierhändlern und Papierwaaren- fabrikanten die Ueberzeugung Bahn gebrochen, dass die Steigerung des Verkaufswerthes aller Papiere eine durchaus berechtigte Er scheinung ist, mit der sich der Verbraucher abzufinden hat, um so mehr, da höhere Preise als die heutigen noch vor wenigen Jahren willig bezahlt wurden, und der bedauerliche Preissturz s. Z. selbst das Erstaunen der Käufer wachgerufen hat. Nach den neuesten Nach richten scheinen sich sogar Zeitungs- und Buchverleger mit der Steigerung des Druckpapiers abzufinden. Die Drohangen mit dem Bau neuer Papierfabriken konnten keinen unterrichteten Fachmann schrecken. Wusste man doch, dass sich im Zeitungs- und Buch gewerbe genug Sachkenntniss und Einsicht vertreten findet, um bei einigem Studium der Frage zu erkennen, dass der Betrieb neuer Fabriken den Betheiligten nicht Geld ersparen, sondern ein Opfer an Zeit und Geld in grossem Maasse auferlegen müsste. Auch ist es nicht recht zu verstehen, weshalb man sich so lebhaft gegen die Bildung eines Syndikates auflehnt, da diese Form der Reglung von Erzeugung und Absatz ein entschieden der modernen Zeit angepasstes Bedürfniss ist, vielleicht sogar ein Uebergang zur Bildung umfangreicher Assoziationen, für welche unsere Verhältnisse im Augenblick wohl noch nicht reif sind. Auch in anderen Gewerben haben sich Syndikate bewährt, und mit wenigen Ausnahmen, wo Miss brauch damit getrieben wurde, die an sie geknüpften Befürchtungen widerlegt. Gerade diese Vereinigungen sind die besten Regulatoren einer stetigen konservativen Preisbildung, welche sowohl im Interesse der Erzeuger liegt, wie in dem der Abnehmer. Sie befreien die ersteren von der Sorge der plötzlichen Entwerthung kostspieliger An lagen, den Verbraucher von der Gefahr, dass ihm trotz billigstem Ein kauf von einem Wettbewerber, der noch besser als er zu drücken versteht, der Rang abgelaufen wird. Der Fabrikant aber, welcher von der oben geschilderten quälenden Sorge befreit ist, hat nicht nöthig, eine sich bietende Konjunktur bis aufs Aeusserste auszunützen, da er auch in Zukunft auf ein nutzbringendes Geschäft zu rechnen hat, und er wird gern damit einverstanden sein, dass die Leiter des Syndikates auch die Verhältnisse ihrer Abnehmer berücksichtigen und die Preise in Grenzen halten, welche das Emporkommen von Outsiders, die dem Syndikat und damit dem ganzen Fache bedrohlich werden könnten, nicht begünstigen. Wie man aber auch über den letzten Punkt urtheilen mag, die Papierpreise werden einen weiteren Aufschwung nehmen, ob mit Syndikat, oder ohne ein solches. Wie in Folge des Ueberflusses an Halbstoffen die Papierpreise selbst bei erhöhten Kohlen- und Holzpreisen stetig sanken, ob andere Industrien den Vortheil einer günstigen Konjunktur genossen oder nicht, so kann es leicht geschehen, dass in Folge Knappheit des Roh stoffs in Zukunft dis Papierpreise selbst bei weniger günstigen Ver hältnissen des allgemeinen Weltmarktes einen höheren Stand erreichen und behaupten werden, il. Rohdachpappe Im Gegensatz zu der guten Marktlage der gesammten Pappen- und Papierfabrikation scheint die Lage der Rohdachpappen- Fabriken minder gut zu sein, denn die am 29. Mai in Berlin versammelten Rohpappenfabrikanten des grössten Theils von Deutschland beschlossen, vom 2. Juni an zunächst jeden Sonnabend die Fabriken äusser Betrieb zu setzen, um der herrschenden Zuviel - Erzeugung abzuhelfen. Unter solchen Umständen konnten die bisherigen seit längerer Zeit unver änderten Preise nicht erhöht werden, so dringend dies auch bei der inzwischen eingetretenen ungemein grossen Preis-Steigerung sämmtlicher Rohstoffe, Kohlen, Löhne usw. gewesen wäre. Man sieht hieraus, dass trotz der anscheinend überall blühenden Industrie doch gewisse Zweige derart kranken, dass sie zu allgemeiner Einschränkung der Erzeugung um etwa ein Sechstel schreiten. ■ Erhöhung der Pappenpreise In der am 6. d. Mts. in Chemnitz stattgehabten Versammlung des Vereins Deutscher Pappenfabrikanten wurde nach eingehender Besprechung allseitig bestätigt, dass die Preise von Schleifholz bedeutend höher gehen, und dass — um die geschulten Arbeiter zu erhalten — erhebliche Lohnaufbesserungen gewährt werden müssen, sodass der frühere Preisaufsohlag mehr als überholt und eine weitere Preiserhöhung von mindestens 1 M. auf 100 kg Holz- und Lederpappen unabweislich sei, welche auch be schlossen wurde. Skandinavischer Zellstoff-Verein. Am 9. Juni fand in Kristiania unter Vorsitz des Konsuls Erik Bache-Drammen, Vorsitzenden der norwegischen Abtheilung, eine von schwedischen und norwegischen Mitgliedern des Vereins gut besuchte gemein schaftliche Versammlung statt. Die von verschiedenen Mit gliedern gemachten Mittheilungen bezeichneten durchgehends die Lage des Marktes als sehr günstig. Die Notirungen für gewöhnlichen prima Sulfit- und Sulfatzellstoff wohlbekannter Marken wurden auf 9 Lstr. 10 sh bis 10 Lstr. die Tonne cif London festgesetzt. F. Normal-Papier Ein Kun.de bestellte bei mir 10000 Bogen Normal-Schreib, Doppel- Reichsformat plano. Ich lieferte demzufolge diese 10000 Bogen im Formate 42/66 cm. Der Kunde stellt das Papier zur Verfügung, weil ich 42/66 und nicht 48/68 cm lieferte. Ist er hierzu berechtigt? Vor längerer Zeit lieferte ich demselben Kunden solches Papier, das »un beschnitten« verlangt wurde, im Format 43/68 cm. Bei dieser Be stellung wurde jedoch das Papier nicht unbeschnitten verlangt, auch bezog sich der Kunde nicht auf die frühere Bestellung. V. Wir bitten um Aussprache, ob es handelsüblich ist, Normal- Papier Doppelformat plano im Format 43/68 cm zu liefern, wenn nicht »unbeschnitten« bestellt wird. Hed.