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Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft Bericht über die Genossenschafts-Versammlung am 26. Mai in Berlin Der Vorsitzende, Herr Carl Hellriegel, eröffnet die Verhand lungen um 101/4 Uhr und begrüsst die Erschienenen. Zu Beisitzern werden die Herren Wieler, Kommerzienrath Meissner, Kommerzienrath Klingenberg, Kellermann, Kaufmann, Mcuyer berufen. Zu Stimmenzählern und zur Vollziehung des Protokolls werden die Herren Kommissionsrath Fritzsche und Altmann gewählt. I. Die Neuwahlen anstelle der aus dem Vorstande aus scheidenden Vorstandsmitglieder und Ersatzmänner hatten folgendes Ergebniss: Wiedergewählt wurden: Für Sektion III Herr Kommerzienrath Julius F. Meissner in Leipzig und als dessen Ersatzmann Herr Kommerzienrath Ernst Mey in Leipzig-Plagwitz. Für Sektion IV Herr Kommerzienrath Klingenberg in Detmold und als dessen Ersatzmann Herr Heinr. Feesche in Hannover (neugewählt). Für Sektion VII Herr Julius Kaufmann in Lahr und als dessen Ersatzmann Herr Kommerzienrath Eduard Adi in Ensheim. Zu Mitgliedern, welche in Berlin wohnen müssen, werden die ausscheidenden Herren Dr. Gerschei, J. Weinberg und Ferd. Nagelschmidt wiedergewählt, ebenso der ausscheidende Ersatz mann Herr Carl Probst. Statt der ausscheidenden Ersatzmänner Herren Heinrich Steinberg und Louis Kreslawski werden gewählt die Herren Er. Mertens (in Firma Grafische Gesellschaft, E. G. m. b. H.) in Berlin, Lindenstr. 16/17 und Max Dittmar in Berlin, Prinzessinnenstr. 30. Die ausscheidenden Ersatzmänner der Vertreter der Sektionen I und II, Herren Heinrich Hartmann in Berlin und Direktor Wieler in Neurode, werden wiedergewäblt. Die Amtsperiode der zuletzt genannten beiden Ersatzmänner läuft bis Ende 1900. 2. Der Jahresbericht 1899 liegt gedruckt vor, die Ver sammlung verzichtet auf dessen Verlesung. (Einen kurzen Auszug des sorgfältig zusammengestellten inhaltsreichen Jahres berichts brachte Nr. 36 der Papier-Zeitung.) Herr Dr. Gerschei verliest sodann das Protokoll über die erfolgte Prüfung der Jahresrechnung, die Vermögenslage und die vorgenommene Kassenrevision und beantragt, dem Vor stande Entlastung zu ertheilen. Die Versammlung beschliesst die Entlastung. 3. Die Feststellung des Etats für das Jahr 1900 erfolgt ge mäss den Vorschlägen des Genossenschafts-Vorstandes. 4. In den Ausschuss zur Vorprüfung der Jahresrechnung und der Vermögensübersicht wurden die Herren Carl Heymann, Goldschmidt, Jun., i. Fa. S. Bluhm, jun., Georg Boysen, sämmtlich in Berlin, gewählt. 5. Es wird beschlossen, der Gewährung von Ruhegehalt an Beamte der Berufsgenossenschaft sowie von Wittwen- und Waisen geldern nach den der Versammlung gedruckt vorgelegten, vom Reichsversicherungsamt aufgestellten allgemeinen Grund sätzen die Zustimmung zu ertheilen. Der Vorstand wird mit der näheren Ausführung und mit dem Abschluss von Verträgen beauftragt und ermächtigt, das Recht auf Ruhegehalt, Wittwen- und Waisengelder folgenden Beamten und deren Familien zu gewähren: dem Syndikus der Berufsgenossenschaft » Beauftragten „ Büreau-Chef „ Registrator „ Kassenbeamten Ferner wird bestimmt, dass die betreffenden Beamten nur so lange die eigeräumten Rechte geniessen, als sie ausschliesslich oder der Hauptsache nach ihr Arbeitseinkommen aus der Be schäftigung bei der Berufsgenossenschaft beziehen. 5 a. Sektion I beantragt, in Ziffer 5 der Allgemeinen Be stimmungen zum Gefahrentarif anstelle der Zahl 25 die Zahl 50 zu setzen. Hierzu führt Herr Dr. Gerschei unter Anderm Folgendes aus: Als der Vorstand in der Genossenschafts-Versammlung des vorigen Jahres den neuen Gefahren-Tarif zur Annahme empfahl, wusste er und sagte es auch der Versammlung, dass der neue Tarif für einzelne Betriebe eine ungerechtfertigte Belastung mit sich bringen könne. Um diese auszugleichen, wollte der Vorstand sich in Ziffer 5 das Recht ertheilen lassen, auf begründete Be schwerden den Gefahrensatz bis auf 50 pCt. des im Tarif fest gelegten Satzes ermässigen zu dürfen. Das Reichsversicherungs amt habe es jedoch abgelehnt, dem Vorstand eine so grosse Vollmacht zu gewähren, und so wurde die Ermässigungs- Befugniss des Vorstands auf 25 pCt. des Tarifsatzes beschränkt. Die Erfahrungen eines Jahres haben bewiesen, dass in manchen Fällen die 25 pCt. Nachlass nicht genügen, um die Ungerechtig keiten, die der Tarif für einzelne Betriebe in sich birgt, auszu gleichen, deshalb empfiehlt der Vorstand, dass die Genossen schafts-Versammlung die Grenze des statthaften Nachlasses auf die ursprünglich beabsichtigte Ziffer von 50 pCt. erweitere. Der Vorstand hofft auf Grund der vorzulegenden Zahlen dies mal das Reichsversicherungsamt zur Genehmigung der er wähnten Vollmacht zu bewegen. Am Ende des laufenden Verwaltungsjahres wird der Vorstand auf Grund der Ergebnisse von fünf Jahren (1896—1900) den Gefahrentarif revidiren und die noch darin liegenden Ungerechtigkeiten soweit als möglich dauernd beseitigen. Kaufmann-VahT: In den Sektionsversammlungen kamen die Schwächen des neuen Tarifs vielfach zur Sprache. Redner empfiehlt Annahme des Antrages. Herzheim-Düren beschwert sich über die Einschätzung der Fabrikation von Wachspapier. Mayer-Nürnberg berichtet über die Beschwerde der Goldpapier- Fabrikanten, die in die Gefahrenklasse der Buntpapier- Fabrikanten eingereiht wurden, obwohl die Goldpapier- Fabrikation weit weniger gefährlich sei. Weigang-Bautzen weist darauf hin, dass die Druckereien, die Chromopapier haupt sächlich für den eigenen Bedarf herstellen, nach dem neuen Tarif zu hoch besteuert sind. Kellermann und Dorndorf-Frankfurt a. M. führen gemischte Betriebe an, die bei gesonderter Abschätzung der einzelnen Betriebszweige nur % von dem bezahlen müssten, was ihnen der neue Tarif auferlegt. Dr. Gerschei antwortet den Vorrednern und erkennt deren Beschwerden theilweise als berechtigt an. Die bevorstehende Revision des Gefahrentarifs wird thunlichst Abhilfe bringen. Viel fach seien aber die zu hoch eingeschätzten Betriebe von der Schuld nicht freizusprechen, dass sie nicht rechtzeitig Beschwerde er hoben, als ihnen der neue Gefahrentarif-Entwurf zugestellt wurde. Die höhere Belastung in diesem Jahre sei zum Theil auch darauf zurückzuführen, dass die Umlage von 310000 bis 346000 M. gestiegen sei. Aus der Mitte der Versammlung wird dann auf zu hohe Belastung der Schmirgelpapier-Fabrikanten hingewiesen und von anderer Seite die Frage aufgeworfen, ob es nicht bedenklich sei, dem Genossenschafts-Vorstand die Befugniss einzuräumen, die Gefahrenklasse auch um 50 pCt. zu erhöhen. Dr. Gerschei betont hierauf die erfahrungsmässig besonders gefährliche Arbeit in den Schmirgelwerken, und theilt mit, dass Erhöhung der Gefahrenklasse nur erfolgen darf, wenn der Beauftragte Mängel im Betriebe findet, und diesen trotz wiederholter Mah nung nicht abgeholfen wird. Der Antrag der Sektion I wird hierauf einstimmig ange nommen. 6 . Verschiedenes. Herr Kommerzienrath Löwensohn - Fürth regt an, dass die Zahl der Arbeiter und die gezahlten Löhne nach Geschäftszweigen in dem Jahresbericht geschieden werden, dass ferner die von jeder Sektion gezahlten Beiträge besonders aufzuführen sind. Der Vorstand sagt dies zu. Ferner erhebt sich noch eine Debatte über die Uebernahme des Heilverfahrens innerhalb der Karrenzzeit, wie sie ins besondere in Berlin regelmässig stattfindet. Nachdem Herr Kaufmann-Bahr dem Präsidium der Genossen schaft im Namen der Versammlung den Dank für seine Thätig- keit ausgesprochen, wurden die Verhandlungen um 127a Uhr von dem Vorsitzenden geschlossen. Gemeinsames Mittagessen im »Kaiserkeller« vereinte sodann die Delegirten zu geselligem Beisammensein. Steigende Papierpreise in Sicht Die beiden Weckrufe unter obiger Ueberschrift in Nrn. 6b und 99 der Papier-Zeitung von 1899 haben ihre Aufgabe erfüllt. Nicht etwa sollten sie zu willkürlicher Preistreiberei auffordern; denn wo die natürlichen Bedingungen fehlen, lässt sich durch künstliche Mittel hierin nichts erreichen. Wer aber den Inhalt der zu guter Stunde ergangenen Mahnungen vorurtheilsfrei beherzigte, dem ist viel Geld erspart worden, dem Verbraucher nicht weniger als dem Erzeuger des Papiers. Die nächste Frage nun, und die weitaus wichtigere ist — werden diese hohen Preise von Bestand sein, oder wird uns eine nahe Zu kunft wieder eine Umwälzung bringen? Wer Ohren hat zu hören und Augen zu sehen, dem kann die Be antwortung nicht zweifelhaft sein, jahrzehntelang fielen die Preise, Jahr auf Jahr brachte seitens der Käufer niedrigere Gebote, die zwar