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1540 PAPIER-ZEITUNG Nr. 42 Fläche niemals haften können, z. B. der Augenbrauen, Uhrkette, Haar usw. Dann wird ein zweites Glas hinter das erste geklebt und erst hierauf alles Andere kräftig gemalt. Techniker * * * Aus Schlesien Das angefragte Verfahren heisst Chromofotografie und wird mit Oelfarben ausgeführt. Im Preisbuch von Dr. Franz Kleinfeld & Comp. in Düsseldorf sind die dazu nöthigen Werkzeuge und Farben auf geführt. Das Verfahren ist seit etwa 80 Jahren bekannt, s. * * ♦ Aus Sachsen Fotografien werden mittels dünner Gelatine mit der Schichtseite auf eine am besten konvexe Glasplatte aufgezogen. Das Bild wird mit einem »Transparentöl« durchsichtig gemacht, dann, um das Ver dunsten dieses Oeles zu verhindern, mit einem »Präservativöl« über zogen und von der Rückseite mit Oelfarben gemalt. In Handlungen fotografischer Artikel bekommt man einen Arbeitskasten für Chromo fotografie, enthaltend 9 Farben in Tuben, Palette, 4 Pinsel und die nöthigen Oele zu etwa 6 M. 60 Pf. Was für Oele das Transparent- und das Präservativöl sind, weiss ich nicht; die Flasche kostet aber nur je 30 Pf. und ist in foto grafischen Handlungen stets zu bekommen. Die Wirkung der Bilder ist sehr hübsch. 0. Prüfung gestrichener Aktendeckel Im 1. Heft der »Mittheilungen aus den Kgl. techn. Versuchs anstalten zu Berlin«, 1900 (Verlag von Jul. Springer, Berlin), berichtet AbtheilungsVorsteher W. Herzberg Folgendes: Eine Papierfabrik theilte der Versuchsanstalt mit, dass sie einer Behörde einseitig gestrichene Normal-Aktendeckel 7 b liefern solle. Sie war im Zweifel, wie das Streichen die Festig keitseigenschaften beeinflussen würde, und schickte zwei Deckel proben zur Prüfung ein. Jede Probe bestand aus zehn Bogen, von jedem Bogen war die eine Hälfte gestrichen, die andere im ursprünglichen Zustande. Das Streichen und Färben war nach Mittheilung der Fabrik in der Weise ausgeführt worden, dass die Deckel zunächst mit Lederleim vorgeleimt und dann mit Erdfarbe unter Zusatz von Bleifarben gestrichen wurden. Man konnte nun erwarten, dass einmal durch die Behandlung der Deckel mit Leim die Festigkeit um einen gewissen Prozent satz erhöht werde, anderseits musste die Reisslänge durch das vermehrte Gewicht der Deckel herabgedrückt werden. Ueber die Grösse dieser Einflüsse sollte der Versuch .Aufschluss geben. Die gestrichenen und die nicht gestrichenen Theile der Deckel wurden auf Festigkeit geprüft, die erhaltenen Ergebnisse sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt. Bezeichnung der Probe Bruchbelastung Bruchdehnung Reisslänge in m Gewicht eines Quadrat meters in kg in pCt. Maschinen richtung Bunqr -xnb Mittel ! Maschinen- : richtung Quer richtung ( Mittel i Maschinen richtung Quer richtung Mittel Aktendeckel A ungestrichen . 12,03 8,49 10,26 2,0 5,0 8,5 4300 8050 3675 199 Aktendeckel A grün gestrichen 12,91 8,60 10,76 2,4 4,8 3,6 8200 2200 2700 291 Aktendeckel B ungestrichen . 10,26 7,80 9,08 2,0 4,6 8,3 4150 8150 3650 178 Aktendeckel B roth gestrichen 10,66 7,62 9,14 2,6 6,4 4,0 8850 2750 3300 198 Die Versuche wurden mit Streifen von 180 mm Länge, 15 mm Breite bei einer Zimmerwärme von 18.C° und einer Luftfeuchtigkeit von 65 pCt. ausgeführt. Wie die Zusammenstellung zeigt, ist die Bruchlast und Dehnung der gestrichenen Deckel etwas grösser als die der ungestrichenen, wohl in Folge der Vorbehandlung mit Leim; die Reisslänge hingegen hat in Folge der Gewichtszunahme der Deckel durch das Streichen abgenommen. Da die Deckel durch das Streichen an Bruchlast und Dehnung nichts eingebüsst haben, ihre Verwendungsfähigkeit also nicht herabgemindert worden ist, so geht hieraus hervor, dass man die Reisslänge gestrichener Deckel nicht zur Güte bestimmung heranziehen darf. Will man bei der Prüfung gestrichener Deckel annähernd zurück auf die Reisslänge des ungestrichenen Materials, so entfernt man nach dem Zerreissen der Streifen den Aufstrich durch vorsichtiges Pinseln mit heissem Wasser und bestimmt dann erst das Gewicht. Unsittliche Ansichtskarten Wie wir erfahren, ist gegen 16 Postkartenhändler in München, sowie gegen Drucker und Verleger eine straf rechtliche Untersuchung wegen Sittlichkeits-Vergehens im Gange. Das Vergehen sei dadurch begangen, dass die Post karten theils unzüchtige Bilder, theils anstössige Verse in Form von Rechnungen und Briefen in raffinirter Ausstattung enthielten. Da Drucker und Verleger dieser Erzeugnisse sieh nicht in München befinden, wird die Untersuchung auch in anderen Städten geführt, und der Gang der Untersuchung verzögert sich deshalb ungemein, jedoch dürfte die Verhand lung vor dem Münchener Gerichte stattfinden. M. Fortschritte der Buntpapierfabrikation Fortsetzung zu Nr. 39 d. Js. Musterpressen Die dafür mehr gebräuchliche Benennung Gauffrir-Maschine deutet auf französische Erfindung. Ob die ältere Maschine mit Kompositions-Platte französischen Ursprunges war, kann be zweifelt werden, denn früher, da man bei uns französische Be nennungen mehr als heute liebte, sagte man einfach »Bleiplatten- Presse«. Die Platten, welche früher nur aus Blei gegossen wurden, waren etwas zu weich, deshalb mischt man dieses jetzt mit etwa 8 bis 10 pCt. Zinn, daher der Name Komposition. Bild 75 zeigt eine derartige Maschine neuester Bauart von Grahl & Hoehl in Dresden. Von der unteren starken Eisen walze ist nur der Zapfen a sichtbar, a‘, a’ sind zwei schwächere Eisenwalzen, b einePlatte aus Gusseisen, worauf die Kompositions- Platte c liegt. Die gravirte Walze d, früher aus Messing, jetzt aus Stahl, liegt in auf- und abwärts beweglichen Lagern, auf welche durch Zapfen e die Hebelübersetzung f g h wirkt. Das Bild 75 in Walze d gravirte Muster muss sich erst durch Hin- und Her laufen der Platten b c in diese eindrücken, damit dann das zwischen c und d hindurch gelassene Papier mit diesem Muster scharf ausgeprägt wird. Früher beim Handbetriebe hatte man leichter gebaute Maschinen ohne Hebel, nur mit einfacher Schraubenspannung. Das Prägen auf solchen Maschinen be sorgen 2 geübte Arbeiter von beiden Seiten der Maschine. Der auf der einen Seite stehende Arbeiter nimmt den fertigen Bogen, welcher von der anderen Seite kommt, weg und legt den zu pressenden Bogen auf. Dasselbe thut der Arbeiter auf der anderen Seite. ' Die später aufgekommenen Walzenpressen (Gauffrir-Maschi- nen) sind leichter zu bedienen und schaffen mehr. Sie haben für Handbetrieb ebenfalls sehr leichtgebaute Gestelle. Für Maschinenbetrieb hat diese Maschine bedeutend stärkere Gestelle und viele Verbesserungen erhalten. Bild 76 zeigt eine gut erdachte Gauffrir-Maschine von August Köbig in Radebeul, diese ist zum Gauffriren für Bogenjund Rollen eingerichtet. Wenn Rollen gauffrirt werden sollen, so wird der Tisch a abgeschraubt. Die im Bild 'nicht2 sichtbare Papierwalze ist durch Zahnrad b mit einem Zahnrad auf der