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Nr. 42 PAPIER-ZEITUNG 1539 wurde, während die Erzeugung von Zeitungsdruckpapier in den meisten Fällen direkt verlustbringend war. Wie eine Drohung klingt es, wenn die erwähnten Zeitungsberichte mittheilen, dass sich bereits zahlreiche Zeitungsverleger mit einem Jahresbedarf von etwa 40 Millionen Kilo Papier zum Beitritt zu der neuen Genossenschaft bereit erklärt hätten. Vermuthlich wird diese Drohung der Zweck des Beschlusses sein. Man kann aber begründete Zweifel hegen, ob die Gründungsfreudigkeit Stand halten wird, wenn mit konkreten Zahlen gerechnet und festgestellt wird, was dann an Kapital und Arbeit nöthig ist, um 40 Millionen Kilo Druckpapier her zustellen. Zu deren Erzeugung sind mindestens zehn grosse Papier maschinen neuester Konstruktion, sogenannte Schnellläufer, erforder lich. Es ist ein Erfahrungssatz, dass eine modern gebaute Druck papiermaschine mit allen Hilfsmaschinen und Dampfkesseln eine Fabrikanlage erfordert, die rund 3/4 Millionen Mark kostet, das macht für 10 Maschinen etwa 7’12 Millionen Mark. Dabei ist vorausgesetzt, dass alle Rohmaterialien, wie Holzschliff, Zellstoff usw. gekauft werden. Die bestehenden Holzschliff- und Zellstoff-Fabriken können aber den heutigen Bedarf knapp decken. Woher sollen die Rohstoffe genommen werden? Es wird nichts übrig bleiben, als auch diese selbst zu er zeugen. Der Holzschliff, welcher verbraucht wird um 40 Millionen Kilo Druckpapier zu erzeugen, braucht eine konstante Kraft von wenigstens 9000 Pferden. Wasserkräfte sind variabel; um 9003 Pferde als Durchschnitt zur Verfügung zu haben, ist bei uns der Ausbau von etwa 14000 Pferden nöthig, damit die Mehrerzeugung in wasserreicher Zeit die Minder erzeugung der wasserarmen Zeit ausgleicht. Wo sollen diese 14000 Pferde gefunden werden? In günstiger Lage hat sie Deutschland nicht mehr aufzuweisen, man wird in die Alpen gehen müssen um sie zu finden. Dann beträgt aber die Papierfracht in die Hauptverbrauchs-Gebiete mehr als der heutige Aufschlag. Es werden also wohl Holzschleifereien mit Dampfkraft zu erstellen sein. Das erfordert Tausende von Zentnern Kohlen, und Kohlen sind heute unerschwinglich theuer und so knapp, dass alte Abnehmer ihren Mehrbedarf nicht erhalten können. Der Betrieb von Holzschleifereien mit Dampf wird deshalb schwierig, jedenfalls enorm theuer, wenn die genügenden Mengen Kohlen überhaupt zu beschaffen sind. Und die Anlagekosten sprechen auch mit. Für Anlagen mit Wasserkraft würden etwa' 14 Millionen M, mit Dampfkraft 8 bis 9 Millionen M. nöthig sein. Woher soll ferner der Zellstoff kommen? Auch hier kann nur eine eigene Zellstofffabrik helfen, die unter 8 bis 4 Millionen M. nicht erbaut werden kann. Und schliesslich ist doch kaum anzunehmen, dass die bestehenden Druckpapierfabriken einfach das Feld räumen und etwa zu andern Sorten Papier über gehen. Sie werden wahrscheinlich die Ausfuhr zu pflegen suchen und ihren bisherigen Holzverbrauch aufrecht erhalten. Dann fehlt es aber am Wichtigsten, am Holz. Die grosse Zellstofffabrik Waldhof hat ihre neue Fabrikanlage, welche das Ausland mit Zellstoff ver sehen soll, nur deswegen nach Russland gelegt, weil sich die Unmög- lickeit ergab, das Holz in Deutschland zu kaufen. Ist es denkbar, dass eine aus klug rechnenden Theilnehmern be stehende Genossenschaft ein Baukapital von etwa 26 Millionen M. und unter Hinzurechnung von nur 6 Millionen M. Betriebskapital einen Gesammtaufwand von etwa 30 Millionen M. festlegt, ohne zu wissen ob sie die nöthigen Rohmaterialien beschaffen kann? Aber selbst wenn Kapital und Rohmaterial gefunden werden, bleibt immer noch die Erwägung übrig, ob die neuen Anlagen zu einem Preis erzeugen können, der unter dem heutigen Papierpreis bleibt. Wenn nun die bestehenden Fabriken mit altem, geschultem, technischem und Arbeiter personal nur nothdürftig auskommen, was sollen dann neue Fabriken erreichen, die sich einen neuen Stamm erst heranziehen müssen? Der Druckpapierpreis in Deutschland ist abhängig vom Welt marktpreis, der neuerdings von Nordamerika bestimmt wird. Augen blicklich geht das nordamerikanische Inlandsgeschäft so vorzüglich, dass die Ausfuhr beinahe ganz aufgegeben werden musste. Wenn Nordamerika seine vorhandenen riesenhaften Wasserkräfte und seinen Deutschland gegenüber unerschöpflichen Holzbestand weiter für die Druckpapierfabrikation nutzbar macht, so wird die Rückwirkung auf Deutschland nicht ausbleiben. Deutschlands Druckpapier-Erzeugung beträgt etwa 160 Millionen Kilo jährlich, dem ein deutscher Verbrauch von etwa 120 Millionen Kilo gegenübersteht. Rund 80 Millionen Kilo werden jährlich ausgeführt und finden unter heutigen Verhältnissen willigen Absatz zu erheblich besseren Preisen, als der heutige deutsche Inlandspreis ist. Sobald Nordamerika, sei es durch Rückgang des eigenen Verbrauchs, sei es durch Errichtung neuer Fabriken, den Weltmarktpreis wieder drückt, sorgt es auch dafür, dass sich der deutsche Druckpapierpreis nicht wesentlich über die Herstellungs kosten erheben kann, vielleicht auch darunter bleibt. Mit der Errichtung neuer Fabriken hat es also noch gute Wege. Ihre Ankündigung und Motivirung wirkt aber verwirrend auf das lesende Publikum und deshalb schädlich für die Drucker. Die Fiktion, dass ein noch gar nicht bestehendes Syndikat die Druckpapierpreise willkürlich erhöht habe, wird in den Leserkreisen die Annahme her vorrufen, dass die Preiserhöhung für Papier nur eine vorübergehende Erscheinung sei. Das wird den Leser oder Inserenten einer etwa nothwendig werdenden Erhöhung der Kosten wenig geneigt machen. Gleichwohl werden die Druckereien mit einer dauernden Erhöhung der Kosten für Papier rechnen müssen, und umso sicherer, wenn sie dasselbe in ihren eigenen Fabriken herstellen; denn sie werden nicht billiger, sondern theurer fabriziren als die alten Fabriken, und sie werden nicht als Papierfabrikanten mit Verlust arbeiten wollen, um als Drucker billig einzukaufen. Uns will es scheinen, es wäre richtiger gewesen, die Nothwendig keit erhöhter Papierpreise mit ihren Konsequenzen anzuerkennen, als einen Schreckschuss loszulassen, der auf die Betheiligten vermuthlich recht erheiternd gewirkt hat, die öffentliche Meinung aber irre führt. E. Kalkulation von Düten Giebt es in der Dütenfabrikation für Handarbeit sogenannte Kalkulationszettel zur sicheren Zusammenstellung der Herstellungs kosten? Führen Dütenfabriken derartige Kalkulationszettel oder Bücher, ähnlich wie solche in Buchdruckereien geführt werden? Wie ist ein Nachweis über eine gemachte Berechnung zu erbringen? Ent sprechende Angaben mit Abdrucken solcher Formulare würden manchem Fabrikanten von Nutzen sein. A. Wir bitten um Aussprache und Einsendung bewährter Vor drucke. Red. Ein Dütenfabrikant zu den Preiserhöhungen Aus Norddeutschland Ich las die Auslassungen »eines Papier-Kleinhändlers zu den Preiserhöhungen« in Nr. 39 und dachte, die Papier-Zeitung hätte der artige Beschuldigungen schärfer zurückweisen dürfen. Der Einsender stellt das Verhalten der Papier-Zeitung gerade so hin, als ob dieselbe aus sich heraus die Fabrikanten aufgefordert hätte, möglichst hohe Preise aus ihren Erzeugnissen herauszuschlagen, und als ob es sich dieselbe hätte angelegen sein lassen, die Kapitalisten gegen die »armen« Kleinhändler aufzuhetzen. Ich kann mich .mit dieser Meinung durchaus nicht einverstanden erklären und glaube, dass der Einsender nur in einem Punkte Recht hat, nämlich dass sich die Papier-Zeitung und mit ihr die meisten Leser über die Einsendung gewundert haben. Die Aufforderungen zu Einigungen und zu Preiserhöhungen sind aus der Mitte der Fabrikanten gekommen, weil es in der früheren Weise nicht mehr weiter ging, und nur die dringende Noth gab die Veranlassung dazu, wie solches auch aus den Aufrufen zur Genüge und der Wahrheit gemäss hervorging. Wenn nur diejenigen Fabrikanten als anständig bezeichnet werden können, welche so viel verdient haben, dass ihnen die »Differenzen« (Mehrpreis der Kohlen, der Rohstoffe usw.) nichts machen, und welche infolgedessen heute keine Preisaufbesserung anzustreben brauchen, dann dürfte es von dieser Spezies wohl recht wenig geben. F. Ein Papierkleinhändler zu den Preiserhöhungen Zu Nr. 89 Breslau, 19. Mai 1900 Dass durch höhere Löhne, Holz-, Kohlen- und Rohstoffpreise Papier, Papierwaaren usw. theurer werden mussten, muss ich zugeben. Aber die angedrohte Boykottirung der Tintenfabrikanten-Vereinigung uns Kleinhändlern gegenüber war entschieden zu verurtheilen und ist auch gewiss für die Vereinigung nicht zum Vortheil ausgeschlagen. Sie rathen uns Zusammenschluss an, um Preiserhöhungen durch zusetzen, jedoch würde es uns, den Angeschlossenen, ebenso gehen wie vor etwa zehn Jahren unsern Schlesischen Papier-Vereins- Mitgliedern, die nur den Schaden hatten und die Nicht-Mitglieder, etwa die Hälfte der Händler, den Nutzen! So wäre es auch jetzt. Wir, die eventuell Zusammenhaltenden, würden die höheren Preise anzeigen, und die Brodneider darauf erklären, dass sie noch zu den alten Preisen verkaufen können. Ja, wenn wir Alle einig sind, aber das ist in Breslau kaum möglich und nicht lange während, wie es bei dem Schlesischen Papier-Verein zu ersehen war. Wer hat den Nutzen von der Theuerung? Nur die Fabrikanten, deshalb sollten dieselben aber Maass halten, denn sonst können die reellen Kleinhändler kaum noch ihr Leben fristen, was durch den furchtbaren Wettbewerb der Waarenhäuser, die nicht theurere Preise ansetzen, schon sehr schwer ist. Hugo Tamme, Inhaber der Firma B. H. Tamme 4 Jahre Lehrzeit, 17 Jahre etablirt Hintermalte Glas-Fotografien Aus Süddeutschland Das im Briefkasten unter Nr. 2294, Nr. 87 gesuchte Verfahren ist seit etwa 26 Jahren bekannt, und im Handel sind Materialkasten zur Her stellung der Bilder erhältlich. Ich würde dem Fragesteller rathen, sich das nöthige Material schon wegen der in dem Kasten enthaltenen Anweisung zu kaufen. Das Verfahren ist folgendes: Es wird eine Fotografie auf eine Glasplatte aufgeklebt, der überschüssige Klebstoff mittels Quetschens entfernt, die Fotografie auf der Rückseite so ab gerieben, dass fast alles Papier entfernt, dann getrocknet, mit Oel transparent gemacht und später noch lackirt. Jetzt erst beginnt man das Malen nur einzelner Theile des Bildes mit verdünnten Oelfarben, nicht Aquarellfarben, die ja auch auf der Oel haltenden