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1508 PAPIER-ZEITUNG Nr. 41 seiner Kundschaft, die seit Jahren an dieselben Preise gewöhnt ist, sehr häufig wenig Verständniss. Auch die im letzten Jahre sowohl seitens der Grossh. Fabrikinspektion als auch seitens des Revisors der Unfallberufsgenossenschaft verlangten Schutz vorrichtungen in Lokalen und an Maschinen, deren Errichtung zum Theil nicht unerhebliche Kosten verursachte, sowie die für manchen Hausbesitzer durch die Kanalisation entstehende schwere Mehrbelastung waren nicht dazu angethan, eine rechte Freude über guten Geschäftsgang aufkommen zu lassen. Der »Pforzheimer Anzeiger« hat sich derart vergrössert und ausgedehnt, dass er in seinem bisherigen Lokal nicht mehr auskam. Er baute sich deshalb eine neue grosse Druckerei- Anlage und richtete sich mit den neuesten Maschinen usw. ein, sodass seine Druckerei eine Musteranlage genannt werden darf. Als Kuriosum wird mitgetheilt, dass die Errichtung des grossen Waarenhauses von Wronker & Co. insofern nicht ohne Einfluss auf den Geschäftsbetrieb der Zeitungen war, als eine ganze Reihe von Geschäften, welche früher regelmässig vor Weihnachten beträchtliche Beträge für Anzeigen anlegten, in Anbetracht der neuerstandenen Konkurrenz auf das Anzeigen vollständig verzichtete, was für die Zeitungen einen Ausfall bedeutete. Handelskammer-Berichte 1899 Pforzheim. Die Geschäftslage der Etuis-Fabrikation war im Allgemeinen besser als in den Vorjahren, wozu namentlich die lebhaftere Nachfrage des Auslandes wesentlich beitrug. Aller dings blieben die Verkaufspreise nach wie vor gedrückt, was namentlich im zweiten Halbjahr um so fühlbarer wurde, als fast sämmtliche Rohstoffe, wie halbseidene Stoffe, Satins, Sammete, Plüsche usw., eine ziemlich bedeutende Preissteigerung (10—15 pCt.) erfuhren. Die Ausfuhr nach Griechenland, Egypten, Mexico und den Ländern Südamerikas hat sich gegen früher erheblich gebessert, während der Absatz nach Rumänien infolge der z. Zt. dort herrschenden misslichen Kreditverhältnisse entsprechend eingeschränkt wurde. Nach Russland ist nach wie vor das Geschäft durch den hohen Schutzzoll unmöglich gemacht, und auch nach Frankreich ist dasselbe wesentlich erschwert, da der dortige Zolltarif für den Artikel »Etuis« nicht weniger als 4 Positionen (60, 90, 150 und 200 Frank für 100 kg) kennt. Wie in anderen Industriezweigen, so verfolgten auch in der Etuis-Fabrikation die Arbeitslöhne eine steigende Tendenz, zumal sich ein empfindlicher Mangel an Arbeitskräften, namentlich weiblichen, bemerkbar machte. Unter diesen Verhältnissen wurde die Beschränkung der gesetzlich gestatteten Ueberarbeit auf 40 Tage pro Jahr besonders drückend empfunden. Die Blattgoldschlägerei des Bezirks blickt auf ein sehr be friedigendes Geschäftsjahr zurück, da namentlich der Absatz nach dem Auslande bedeutende Zunahme erfuhr. Die Arbeits löhne sind infolge eines im Nürnberger und Schwabacher Bezirk stattgehabten Streiks um 10 pCt. gestiegen; auch wurde durch diesen Streik eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 9 Stunden erzielt, was sich bei dem in diesem Gewerbezweig herrschenden Mangel an Arbeitskräften sehr fühlbar machen wird. Die Papierfdbrikation des Bezirks war im Berichtsjahr im Allgemeinen gut beschäftigt, und ihre Produkte fanden schlanken Absatz. Die Preise der Halbstoffe, wie Zellstoff und Holzschliff, sind etwas gestiegen, namentlich aber stellten sich Kohlen gegen Ende des Berichtsjahres wesentlich theurer, auch waren sie trotz hoher Preise schwer erhältlich. Ausserdem erhöhten sich die Fabrikationsunkosten durch ziemlich bedeutende Steigerung der Arbeitslöhne, dem gegenüber waren die Verkaufspreise der her- gestellten Papiersorten noch immer so gedrückt, dass im Allge meinen der Nutzen in bescheidenen Grenzen blieb. Der Absatz hat besonders im Inlande eine Steigerung er fahren, aber auch auf dem Weltmärkte gestalteten sich die Ver hältnisse im Berichtsjahre insofern günstiger, als auf demselben Skandinavien und Nordamerika infolge des guten Geschäfts ganges im eigenen Lande nicht mehr so lebhaft als Mitbewerber auftraten. Die an Wasserläufen gelegenen Betriebe hatten namentlich in der zweiten Hälfte des Jahres über so ausserordentlich nied rigen Wasserstand zu klagen, dass die fehlende Wasserkraft durch Dampfkraft ersetzt werden musste. Die der Industrie durch die Flösserei zugefügten Schädigungen wurden unter diesen Umständen doppelt stark empfunden, weshalb der dringende Wunsch nach endlicher Aufhebung dieser veralteten Einrichtung wiederholt wird. In der Fabrikation von Zelluloidwaaren hat sich gegen das Vorjahr im Allgemeinen wenig geändert. Wenn auch mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen war, so kann der Verlauf des Geschäftes doch im Grossen und Ganzen als befriedigend bezeichnet werden. Für das Buchdruckgewerbe ist das Jahr 1899 im Allgemeinen zu friedenstellendverlaufen. Sämmtliche Druckereien waren reichlich mit Aufträgen versehen; die frühere Gewohnheit der Geschäfte, grössere Druckarbeiten, namentlich feinster Ausführung, nach auswärts, wie Stuttgart, Frankfurt am Main und an der Oder, zu vergeben, hat erfreulicherweise weiter nachgelassen, und die meisten dieser Aufträge sind der einheimischen Druckerei zu gewendet worden. Infolge der flotten Beschäftigung haben sich einzelne, namentlich kleinere Druckereien maschinell besser eingerichtet. Diesem erfreulichen Aufschwung stehen allerdings ver schiedene bedeutende geschäftliche Belastungen gegenüber. Die hohen Preisaufschläge auf sämmtliche Fabrikate der Papier industrie, die beträchtliche Steigerung der Kohlen und Metall preise, der gegen Ende des Berichtsjahres zu verzeichnende hohe Bankdiskont blieben auf das finanzielle Ergebniss der Buchdruckereien nicht ohne nachtheiligen Einfluss. Sucht sich der Buchdrucker seinerseits durch einen entsprechenden Auf schlag auf Druckarbeiten schadlos zu halten, so findet er bei I