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Nr. 28 PAPIER-ZEITUNG 1025 * Otto Vogel Beistehend bringen wir ein Bildniss des unlängst im besten Mannesalter verstorbenen Zellstoff-Fabrikanten und Chemikers Otto Vogel in Zell, Wiesen thal, Baden. (Vergl. den Nachruf in Nr. 20 und die Erwiderung darauf in Nr. 25 d. Js.) Papier-Frachttarife in Russland Am 1. d. Mts. trat in Russland ein neuer Papiertarif in Kraft. Papiere und Pappen, die in feste Kisten verpackt sind, werden nach der 2. Klasse des allgemeinen Tarifs taxirt. Sendungen in jeder anderen Verpackung zahlen, wenn Stück gut, Fracht nach der 4., bei Waggonsendungen nach der 5. Klasse, Papier, das ohne jegliche Verpackung in verschnürten Ballen befördert wird, zahlt, wenn Stückgut, Fracht nach der 4. Klasse, bei Waggonsendungen nach dem Differenzialtarif Nr. 17. Demnach hat die russische Regierung die vom Verein Deutscher Papierfabrikanten für Deutschland vorgeschlagenen zweckmässigen Papier-Frachttarife angenommen, während die deutschen Eisenbahnverwaltungen diese vernünftige Reform abgelehnt haben. (Vgl. »Tarifirung von Papier«, S. 1023 dieser Nr.) Aktiengesellschaft Glommens Holzschleiferei in Norwegen In der am 30. März d. Js. in Kristiania abgehaltenen Generalversammlung wurde der Kontrakt zwischen der genannten Schleiferei und der Firma Schuclcert & Co., Nürnberg, wonach letztere Firma sich mit einer bedeutenden Summe als Aktionär an der Gesellschaft betheiligt, einstimmig angenommen. Die Wasserbau-Arbeiten der Gesellschaft sind jetzt in vollem Gange und sollen bis Ende nächsten Jahres fertig gestellt sein; die Gesellschaft wird dann über 45000 Pferdestärken verfügen. Die Kraftstation wird vorläufig für die Ausnutzung von 9000 PS eingerichtet, zusammen mit dem Turbinenhaus aber für 12000 PS. Alles wird so gebaut, dass in kurzer Zeit das Turbinen haus verlängert, neue Maschinen angebracht und die Anlagen so erweitert werden können, dass die ganze Wasserkraft aus genutzt werden kann. Für die Wasserbau-Arbeiten werden l'/> Millionen Kronen aufzuwenden sein. Der Vorsitzende theilte mit, dass das Aktienkapital voll eingezahlt sei. Neuerdings hat die Gesellschaft noch den Höljawasserfall (Spydeberg am Glommen) für 175000 Kronen angekauft. Der Direktion wurde Entlastung ertheilt. F. Konkurs Chr. Christopherson & Co. in Kristiania Am 31. März d. J. fand in Kristiania eine Gläubigerver sammlung statt, in der von der Konkursverwaltung der Bericht über die Ursachen des Konkurses vorgelegt und gleichzeitig die Erwägung, in wie weit der Konkurs Veranlassung zu einer gerichtlichen Anklage biete, mitgetheilt wurde. Chr. Christo- phersen gründete sein Geschäft im Mai 1869 als Agent in Eisen- und Kurzwaaren mit geringem Kapital. In den achtziger Jahren erbte Christophersen beträchtliche Summen, sodass er im Jahre 1889 eine hervorragende Stellung in der Geschäftswelt Kristi anias einnahm. Sein Hauptgeschäft machte er in Holzschliff und Zellstoff, womit die Firma sich schon seit 1870 befasst hatte. 1873 übernahm die Firma den Verkauf für Böhnsdalens Sulfitfabrik, 1876 für Göviks und 1885 für Ranheims Holz- Schleiferei und Zellstofffabriken. Christophersen übernahm den Verkauf der Erzeugung gegen übliche Provision, wenn er nicht den Fabriken die Erzeugung abkaufte. Den Fabriken mangelte beständig Betriebskapital, und Christophersen, der den Allein verkauf hatte, musste ihnen Geld vorschiessen. Da die eigenen Mittel den erforderlichen grossen Summen gegenüber nicht aus reichten, so musste Geld durch verschiedene Wechseltransak tionen beschafft werden. Am 1. Januar 1887 wurde Kirschen stein als persönlich verantwortlich in die Firma aufgenommen, er sollte */» des Reingewinns bekommen. 1889 wurde die Filiale in London gegründet, die mit der Firma in Kristiania gleich zeitig in Konkurs gerieth, kürzlich aber einen Vergleich mit 50 pCt. erlangt hat. Eine in Paris gegründete Filiale wurde 1894 aufgehoben. Eine Abtheilung in Gothenburg bestand noch, als der Konkurs eröffnet wurde. Von 1889 ab schien der Fort schritt der Firma aufgehört zu haben, wenn auch mehrere Jahre noch grosse Einnahmen aufwiesen. Der Umfang der Geschäfte war den Firma-Inhabern über den Kopf gewachsen, das kauf männische Geschäft war in den Hintergrund getreten, und ge wagte Geschäfte spielten die Hauptrolle. Obgleich es den Firma-Inhabern an technischer Einsicht mangelte, wurde doch für unbrauchbare Patente viel Geld vergeudet. Diese Verluste waren jedoch gering gegenüber denjenigen, welche die Firma an den drei grossen Unternehmungen erlitt, in die sie ver wickelt war, nämlich Böhnsdalens Sulfitfabrik, Göviks und Ranheims Zellstofffabriken. ’ Freilich verdiente die Firma durch den Alleinverkauf der Erzeugung dieser Fabriken sehr viel, aber da sie immer neue Summen vorschiessen musste, so stand der Verdienst meistens nur auf dem Papier. Am 31. Dezember 1894 hatte Christophersen bei Böhnsdalen ein Guthaben von 487192 Kronen und 1898 von 2209207 Kronen, wozu noch Indossaments-Verbindlichkeiten und sonstige kleine Auslagen kamen, sodass das Gesammtguthaben etwa 2600000 Kronen betrug. Göviks Cellulosefabrik arbeitete mit bedeutendem Verlust und schuldete am 31. Dezember 1898 an Christophersen rund 1600000 Kronen. Die Firma übernahm Ranheims Cellulose fabrik im Jahre 1896 für ihr Guthaben bei derselben auf eigene Rechnung. Die Firma besass ferner Wehme Holzschleiferei und war Theilhaberin an mehreren zum Theil recht guten industriellen Unternehmungen. Aber das Kapital der Firma war gebunden. 1899 wurde die Lage schwierig. Verhand lungen wegen Verkauf der drei grossen Fabriken verzögerten sich, und langsichtige Wechsel der. Firma waren schwer an zubringen. Am 1. Mai 1899 wurde ein ungedeckter Check der Firma auf 500 Lstr bei einer Bank in Kristiania angebracht, am Tage darauf ein anderer auf 1500 Lstr., für welche jedoch die Rimesse einging. Bis zum 9. Juni hatte die Firma auf ähnliche Art 90000 Lstr. in ungedeckten Checks untergebracht. Seit 1894 stand die Firma mit der Bankfirma Jac. E. Dybwad und seit 1898 mit der Firma Arntzen & Schmidt in Kristiania in Verbindung. Die Kontokorrent-Verpflichtungen schwankten stark; am 11. Dezember 1898 hatte die Diskontobank in Kristiania bei Christophersen ein Guthaben von 2614000 Kronen. Die Lage der Konkursmasse lässt sich nicht mit Sicherheit angeben. Die Passiva belaufen sich auf etwa 12000000 Kronen, wovon etwa 6395866 Kronen Wechselverpflichtungen sind. Die Aktiva lassen sich auch nicht annähernd schätzen. Dieser Bericht ist dem Staatsanwalt zugestellt worden. Bezüglich der Ursachen des Konkurses äussert sich die Konkursmassenverwaltung dahin, dass das Kapital der Firma auf eine ungebührlich grosse Zahl von Geschäften zersplittert wurde, dass es ferner den Inhabern der Firma an technischer Bildung mangelte, dass sie mangelhafte technische Hilfskräfte hatten, und dass ihnen auf eine äusserst leichtsinnige Weise grosser Kredit gewährt wurde. Gegen die Buchführung und den persönlichen Verbrauch der Firma-Inhaber hatte die Konkursmassenverwaltung keine Bemerkung zu machen, dagegen aber bezüglich des Umsatzes ungedeckter Checks, was nach der Ansicht der Konkursmassen verwaltung strafrechtlich zu ahnden sei. Da aber die Masse als solche dadurch keinen Verlust erlitten habe, so dürfte es den einzelnen Geschädigten zu überlassen sein, was sie in dieser Beziehung thun wollen. Die für die drei grossen Fabriken aufgewandten bedeuten den Summen hatten nach Ansicht der Konkursverwaltung solchen Umfang angenommen, dass gerichtliche Untersuchung unumgänglich nöthig erscheine. Der Mitinhaber Kirschenstein scheine angenommen zu haben, dass durch Christophersens Vermögen, das am 31. Dezember 1898 mit 1339700 Kronen zu Buch stand, alle Kreditoren gedeckt werden könnten. Aber abgesehen von der persönlichen Auffassung der In haber müsse die Konkursverwaltung empfehlen, dass nach § 15 Kap. 21 des Kriminalgesetzes die Dispositionen der Firma den drei Fabriken gegenüber zum Gegenstände gerichtlicher Unter suchung gemacht und gegen die beiden Inhaber der Firma Klage erhoben werde. Am 28. April d. J. soll eine neue Gläubiger-Versammlung stattfinden. Papier-Erzeugung Russlands. Nach einer amtlichen Statistik gab es in 1897 in Russland 576 Papierfabriken mit 46190 Ar beitern. Die Jahres - Erzeugung hatte einen Werth von 45 370000 Rubel. Spaniens Papier- und Papierwaaren-Einfuhr bewerthete sich in 1898 auf 7 und in 1899 auf nahezu 9 Millionen Pesetas. Die Aus fuhr an diesenWaaren betrug in 1898 9 und in 1899 81,Mill. Pesetas.