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1464 PAPIER-ZEITUNG Nr. 40 Künstler in grossem Maassstabe eingeführt hat. Wir finden daher viele Namen vertreten, die in Kreisen der königlichen Akademie eine hervorragende Rolle spielen, wie z. B. Harry Payne, Robert Hillingford, James Hardy und Andere mehr. Viele dieser Erzeugnisse, namentlich die Lithografien, sind mit solcher Genauigkeit und Feinheit ausgeführt, dass sie einen dauernden künstlerischen Werth haben, und nachdem ihr Zweck als Kalender erfüllt ist, häufig unter Glas und Rahmen gesteckt und als Wandschmuck benutzt werden dürften. Neben den erwähnten militärischen Vorwürfen behandeln die sogenannten Kunst-Almanache auch Gegenstände von all gemeinem Interesse, unter denen Landschaften, Kindergruppen und Genrebilder am häufigsten vertreten sind. Erstere um fassen Ansichten verschiedener malerischer Plätze im Ver einigten Inselreiche, namentlich den wilden und doch reizvollen Gebirgen des schottischen Hochlandes hat man besondere Auf merksamkeit geschenkt. In dieser Gruppe seien die in Schwarz- Weiss-Manier ausgeführten Muster »Herbst in Balmoral« und »Gebirgsthränen«, welch letzteres den berühmten Wasserfall des Glenariff darstellt, wegen ihrer kunstfertigen Ausführung hervorgehoben. Wie in früheren Jahren an englischen Erzeugnissen der Luxuspapier- und Druck-Industrie wahrzunehmen war, ent wickeln die britischen Künstler eine eigenartige Fertigkeit in der Darstellung lieblicher Kinderszenen, und die Kalender für 1901 bestätigen dies. Was könnte z. B. reizender sein, als ein Monochrom, das zwei lachende Kinder vorführt, die aus einem umgestülpten Waschfass, in das sie anscheinend zum Schutz gegen den in dichten Flocken fallenden Schnee geflüchtet sind, hervorschauen, während ein stattlicher Collie-Hund, aus seinem Versteck verdrängt, vor dem Eingang dieses Diogenes-Palastes Wache hält? Von grossem Farbenreiz ist ein anderes Bild, das einen von goldenem Sonnenlicht durchflutheten Erker dar stellt. Das lebende Element wird durch ein anmuthiges Mädchen vertreten, das im Begriff steht, ein auf seidenem Kissen schlafendes Hündchen mittels einer Pfauenfeder dem Reich der Träume zu entreissen. Der Hauptvorzug dieses Ge mäldes besteht in der geschickten Gruppirung der Figuren und der kunstvollen Tönung. Gleiches gilt von einem Wandkalender, der zwei allerliebste Mädchen in festlicher Brautjungferntracht unter riesigen Federhüten versteckt zeigt, die vor der Kirch- thür anscheinend den Augenblick erwarten, wo sie ihre Glück wünsche und ihre grossen Blumensträusse darbringen können. Das Muster ist nach dem Aquarell von Jessie Currie in den ursprünglichen Farben ausgeführt und mit einer gefälligen Blumenumrandung geschmückt. Am unteren Theile des Kartons befinden sich drei hochgepresste Felder, auf denen die Kalender daten in Golddruck zu sehen sind. Eine ergreifende Szene, die Rettung der Insassen eines Fischerkahnes durch ein Rettungsboot, wird auf einem neuen Almanach zur Anschauung gebracht, der sich in Bezug auf Fein heit der Ausführung mit dem Besten auf diesem Gebiete messen kann. Der Kampf des untergehenden Fahrzeuges mit dem wilden Meere, die zerfetzten Segel und der düstere, drohende Himmel sind von packender Wirkung, und dieses Muster, das sehr treffend »In elfter Stunde« benannt ist, dürfte bei Liebhabern von Seegemälden gewiss grossen Anklang finden. Religiöse Anklänge können hierzulande mit grosser Sicher heit auf Beifall rechnen, denn selbst der in Glaubenssachen freisinnigste Engländer liebt es, durch Anbringung biblischer Sprüche oder Gemälde in seinem Hause wenigstens den Schein von »Christianity« zu wahren. Mit diesem Umstande ist auch bei der Zusammenstellung der neuen Kalender gerechnet worden, und einschlägige Vorwürfe spielen daher unter diesen eine grosse Rolle. Von der richtigen Voraussetzung ausgehend, dass man sich an einem Spruch, der einem das ganze Jahr hindurch vor Augen hängt, bald satt sehen, und dieser nach und nach seinen Zweck verfehlen würde, haben die Fabrikanten von Spruchkalendern zu dem Mittel gegriffen, zwölf verschiedene Kalendertafeln mittels seidener oder Chenille-Schnüre zu einem Ganzen zu vereinigen, sodass deren monatliches Auswechseln der Eintönigkeit vorbeugt. Blumenstücke von zartester Auf fassung auf grobkörnigem Karton, der mit dichterischen oder biblischen Aussprüchen in Kunstdruck geschmückt ist, kommen bei der Mehrzahl der Neuheiten zur Verwendung. Ein Muster dieser Art weist auf malvenfarbigem Grunde, der in Herzform ausgestanzt und mit zackigem Rande versehen ist, liebliche Blumengruppen in verschiedener, doch stets mit dem Fond übereinstimmender Tönung auf. Streublumen in anscheinend regelloser Anordnung, Sträusse und Gewinde sind in frei gebigster Weise über die Kalenderblätter verstreut, deren jedes einzelne ein kleines Kunstwerk für sich bildet. Dass England trotz der trüben Zeiten und der Kriegs wolken sich noch immer eines gesunden Humors erfreut, be weist die grosse Abtheilung von Almanachen scherzhafter Natur. Eins derselben, »Auf falscher Spur« benannt, zeigt ein Rudel Jagdhunde, die durch ein Dorf sprengen; beim Passiren des Schlächterladens hat der Anführer der Meute eine Schnur Bratwürste ergriffen, um deren Besitz sich zwischen ihm und seinen Kameraden ein wilder Kampf entspinnt, während der Schlächter nachstürzt, um die Beute abzujagen. In einiger Entfernung folgt der Jäger, dem der Vorgang anscheinend grossen Spass macht. Zu einem scherzhaften Geschenk dürfte sich ein Kalender eignen, der ein Paar Liebende darstellt, die auf einem Sofa sitzend, sich augenscheinlich sehr schöne Sachen gegenseitig ins Ohr flüstern. Das Verhängniss naht jedoch in Gestalt eines Knaben von der Gattung der Enfants terribles, der auf einen Stuhl hinter das Sofa gestiegen ist, eine der Glaskuppeln, wie man sie auf Stutzuhren verwendet, leise über die Häupter der Liebenden stülpt und diese in einer äusserst kritischen Stellung darin gefangen hält. Probenschau Vordruckwalze, DRGM 131241 der Dürener Metalltuchfabrik (J. W. Andr. Kufferath & Cie, G. m. b. II.) in Düren, Rhld. Auf fast sämmtlichen Siebwalzen, gleichviel ob velin oder gerippt, befinden sich mehr oder weniger Löthstellen. Diese werden bei der Arbeit auf der Papiermaschine durch die im Papierstoff befindlichen Säuren oder säuern Salze angegriffen und mit der Zeit aufgelöst. Dadurch verliert der Körper der Siebwalze seinen Halt und wird unbrauchbar, obgleich ihre einzelnen Theile noch in gutem Zustande sind. Diesem Uebelstande ist bei der vorliegenden Siebwalze dadurch abgeholfen, dass der fertige Körper mit einem elektrolytischen Kupferniederschlag überzogen ist. Infolgedessen verhält sich die Siebwalze so, als wäre sie aus einem Stück Kupfer gearbeitet, denn die Löthstellen sind durch den Kupfer-Ueberzug vor jedem Angriff der Säuren geschützt. Briefpapiere mit verschiedenen sehr schönen Wasserzeichen, die mittels Sieb walzen der beschrie benen Art hergestellt wurden, beweisen, dass der elektrolytische Ueberzug die Schärfe der Wasserzeichen nicht im Mindesten beeinträchtigt. Die Wasserzeichen stellen vaterländische Sinn bilder oder lebenstreue Bildnisse Kaiser Wilhelms L, Bis marcks usw. dar, auch die erzeugende Siebfabrik wird darauf erwähnt. Diese Papiere werden dem Kenner zur Freude, der Metalltuchfabrik zur Ehre und Nutzen gereichen. Leuzinger Relief-Postkarten der Schweiz von Schmid & Franke in Dern. Diese Karten sind nicht, wie aus dem Namen ge folgert werden könnte, hochgeprägt, denn solche Karten würden bei der Versendung auf Schwierigkeiten stossen. Das Relief ist nur bildlich in der bei Landkarten üblichen Weise durch Lithografie so hergestellt, dass jedes Kartenbild die Ansicht eines Theiles der Schweiz in Vogelperspektive darstellt. Der Maassstab ist dabei so gross gewählt, dass etwa zwei Meridiane auf der Breite der Karte und ein Breitengrad in ihrer Höhe umfasst sind. Dem Empfänger einer solchen Karte wird nicht nur die geografische Lage des Absendungsortes klargemacht, sondern er sieht auch dessen Umgebung, und der Absender kann erforderlichenfalls etwa unternommene Wege, Bergbesteigungen und Aehnliches in die Karte einzeichnen. Die Souvenirpostkarten von Knackstedt & Näther in Hamburg, die in Nr. 105 v. Js. besprochen wurden, werden sowohl in der Auswahl der Lichtdruckbilder wie der bunten Umrahmungen ständig vermehrt. Die neuerschienenen Karten zeigen vorzugs weise Hamburg mit seinen schönen neuen Bauten und seiner malerischen näheren und weiteren Umgebung, aber auch der Harz, Quedlinburg, Halberstadt sowie die Schweiz sind ver treten. Die Ausführung sowohl der Lichtdrucke wie der Schmuck-Umrahmungen in Steindruck ist mustergiltig. Geprägte Postkarten der Sächsischen Cartonnagen-Maschinen- A.-G. in Dresden. Die Karten tragen die Relief bildnisse von Komponisten, und vorläufig sind die Köpfe von Wagner, Mozart, Rubinstein, Strauss und Mascagni ausgeführt. Die Prägung geschah aus bestem Elfenbeinkarton und ist so genau und schön, dass man z. B. in dem charaktervollen Kopf von Johann Strauss die kleinen Runzeln in der Umgebung der Augen deutlich erkennt. Prägung sowohl wie Modellirung der Form sind künstlerisch vollendet und so scharf, als wären sie in Metall ausgeführt.