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1366 PAPIER-ZEITUNG Nr. 37 Geschäfts-Nachrichten Wir bitten unsere geschätzten Bezieher uns von jeder Veränderung Kenntniss zu geben, die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbe kostenfrei unter dieser Ueberschrift veröffentlichen Dem Bericht der Papierfabriks- und Verlagsgesell schaft Elbemühl in Wien über das abgelaufene Geschäfts jahr entnehmen wir Folgendes: Die gesellschaftlichen Fabriken erzeugten im Jahre 1899 48 691 dz Papier, 2119 dz Strohstof und 9082 dz Holzschliff. Die Papier- Erzeugung hat gegen das Vorjahr um 854 dz, die Holzschliff- Erzeugung um 1301 dz zugenommen, wogegen sich bei der Strohstoff- Erzeugung eine Verminderung um 512 dz ergiebt. Die Lage auf dem Papiermarkte hat sich im abgelaufenen Jahre noch ungünstiger ge staltet, als zu Beginn desselben vorausgesehen werden konnte. Die Papierpreise gingen bis gegen Schluss des Jahres 1899 infolge an dauernder Uebererzeugung und verschärften Wettbewerbs beständig zurück, während die Preise der Rohstoffe, besonders des Schleif holzes, sich gesteigert haben, und ungeachtet grösstmöglicher Spar samkeit die Kosten des Betriebes sich erhöhten Das Ergebniss der Fabrik in St. Pölten hatte überdies unter dem intensiven Preisrück gänge eines von derselben erzeugten Sonder-Artikels zu leiden. Die von den Papier-Industriellen unternommenen Versuche, dem fort währenden Rückgänge der Papierpreise durch Vereinbarungen zu be gegnen, haben bisher zu keinem Ergebniss geführt, sie werden indess fortgesetzt, um allmälige Gesundung des Papiermarktes zu ermöglichen. Obgleich die Papier-Erzeugung eine Erhöhung erfuhr, und der Absatz von Papier grösser war als im Vorjahre, ist das Ergebniss des abge- gelaufenen Jahres unter dem Einflüsse der obigen widrigen Umstände und infolge der theueren Geldverhältnisse ungünstig, indem nach Abrechnung der Verluste, Steuern, Abschreibungen und Passiv-Zinsen zuzüglich des Gewinnvortrages aus dem Jahre 1898 nur ein Rein gewinn von 49 785 Gulden bleibt. Der Verwaltungsrath beantragt, von diesem Reingewinne 40000 Gulden zur Einlösung des Dividenden- Kupons für 1899 mit je 5 Kronen von den im Umlaufe befindlichen 16200 Stück Aktien zu beschliessen (entsprechend einer 21/2 prozentigen Dividende gegen 5 pCt. im Vorjahr) und zu genehmigen, dass dem Unterstützungsfonds 20C0 Gulden gewidmet werden, und der nach Abzug der dem Verwaltungsrathe gebührenden, von ihm für dieses Jahr auf die Hälfte ermässigten Remuneration erübrigende Betrag von 4285 Gulden = 8570 Kronen auf die Rechnung des nächsten Jahres übertragen werde. In der Sitzung des Aufsichtsrathes der Actien-Gesell- schäft für Pappenfabrikation in Berlin wurde be schlossen, der auf den 4. Juli d. Js. einzuberufenden ordent lichen Generalversammlung für das abgelaufene Geschäftsjahr die Vertheilung einer Dividende von 68/4 pCt. gegen 71/2 pCt. im Vorjahre vorzuschlagen. Das etwas geringere Ergebniss ist zurückzuführen auf die durch den langen Winter einge schränkte Bauthätigkeit sowie auf die erhöhten Kohlenpreise und die in der neu erworbenen Charlottenburger Fabrik vor genommenen grösseren Abschreibungen. Die Firma F. E. Werdenmüller, Papierfabrik in Antons thai i. S., errichtete in Dreiwerden eine Zweigniederlassung. K. Anstelle des verstorbenen Herrn Direktor Rudolf Münzner wurde seitens des Aufsichtsrathes Herr Georg Plate zum tech nischen Direktor und Mitgliede des Vorstandes der Chemnitzer Papierfabrik zu Einsiedel bei Chemnitz ernannt. Die Firma Vereinigte Hohenbockaer Glassandgruben von H. Weichelt & Co. verlegte ihre Geschäftsleitung von Dresden nach Elsterwerda, Prov. Sachsen. Die Firma Paul Marco & Co., Papiergrosshandlung in Berlin S, Alexandrinen-Strasse 92, ist durch Uebereinkunft aufgelöst. Das Geschäft ging mit sämmtlichen Aktiven und Passiven auf Herrn Paul Marco über und wird von diesem unter der bisherigen Firma fortgeführt. Derselbe übernimmt auch fernerhin die alleinige Berliner Vertretung der Firma Aktiengesellschaft Chromo in Altenburg S.-A. Herr J. Klant, bisher Theilhaber der Firma Paul Marco & Co., errichtete unter seiner Firma in Berlin SW 68, Ritter- strasse 71/75, eine Papier-Grosshandlung und Agenturgeschäft. Die SpielkartenfabrikC. T. Sutor Nachf. in Naumburg a. S. ging auf Herrn Oscar Grosse über, der das Geschäft unter der Firma C. T. Sutor Nachf. Osc. Grosse weiterführt. K. Unter der Firma Haferkorn & Pilz wurde in Berlin SW, Ritter-Strasse 75, Aufgang 3, eine Grossbuchbinderei errichtet. Unter der Firma Joh. Ritter wurde in Prag, Melantrich- gasse 18, eine Spielkartenhandlung eröffnet. K. Herr Moritz Stohn in Pirna hat seine seit 36 Jahren bestehende Buchbinderei, Papierhandlung und Leihbibliothek an Herrn Richard Jähnichen käuflich abgetreten, g. Unter der Firma Paul Nietschmann wurde in Halle a. S., Geiststr. 28, eine Buchdruckerei errichtet. K. Die anderen Zeitungen entnommene Nachricht in Nr. 35 bezüglich der Erbauung einer Zellstofffabrik in Wloclawek be wahrheitet sich nicht. Wahrscheinlich war die seit September v. Js. in Betrieb befindliche Zellstoff-Fabrik in Wloclawek gemeint, die aber nicht 3000 sondern 30000 kg trockenen Zell stoff täglich erzeugt. Konkurs-Aufhebungen. Buchbindermeister Wilhelm Patzelt in Gera, Inhaber der Firma Horn & Patzelt. — Buchhändler Albert Dürkop in Saalfeld, Inhaber der Firma W. Wiedemann’sche Buchhandlung. Konkurs. Buchdruckereibesitzer Karl Mondrion in Frankfurt a. M., Niddastrasse 62. Herr Rechtsanwalt Dr. Lud wig Wertheimer ist Konkursverwalter. Arrest mit Anzeigefrist bis 22. Mai, Anmeldefrist bis 5. Juni. Erste allgemeine Gläubiger versammlung 25. Mai, vormittags 10 Uhr, allgemeiner Prüfungs termin 15. Juni, vormittags 9 Uhr, Zimmer 29. — Meier Markus, Papier-Grosshandlung in Emmendingen. Anmelde frist 14. Mai. K. Vertretungen. Die Kamenzer Maschinenfabrik hat der Firma Gustav Stein, Maschinen- und Fachgeschäft für Druckereien in Berlin SO 26, im Elisabethhof, die Generalvertretung für Norddeutschland übertragen und in deren Geschäftsräumen ihre Tiegeldruckpressen in allen Grössen zur Ausstellung gebracht. Herr H. Lindberg hat aufgehört, der spanische Vertreter der Herren A. Wertheim & Co. in Hamburg zu sein. Die Firma hat Herrn Ernesto Brunkow mit ihrer Alleinvertretung für Spanien und Portugal betraut. f Herr G. Stämpfli, Besitzer der Holzstofffabriken in Bingen und Hitzkofen (Hohenzollern), starb infolge eines Schlaganfalls im Alter von 54 Jahren. f Am 12./25. April starb in hohem Alter nach langem schwerem Leiden Herr Wolff Schwartz, Papierfabriksbesitzer in Neuwerk bei Wilna (Russland). Die Papierfabrik geht in den Besitz des ältesten Sohnes, Herrn Meier Schwartz, über. Schenkung. Aus Anlass des 800jährigen Jubelfestes der Klosterkirche in Alpirsbach stiftete der Zellstofffabrikant Herr Trick in Kehl, ein geborener Alpirsbacher, ein grosses ge maltes Chorfenster. Fabrikbrände. Die grosse Feuersbrunst, die vor einigen Tagen die Provinzialhauptstadt Ottawa in Kanada nebst ihrer jenseits des Ottawa-Flusses gelegenen Schwesterstadt Hull zum grossen Theil einäscherte, und deren mehrtägiges Wüthen einen Schaden von etwa 100 Millionen Mark verursachte, hat nach den bisher spärlichen telegrafischen Nachrichten auch die grosse Holzschleiferei und Papierfabrik der Eddy Paper Co. in Hull — wie es scheint — völlig zerstört. Ungeheure Vor- räthe an Papierholz sollen auf den Holzlagerplätzen in Ottawa, einem Hauptort des kanadischen Holzhandels, dem Feuer zum Opfer gefallen sein. Die Buch- und Steindruekerei von R. Seemann in Ham burg, Rosenstrasse 39, ist vollständig ausgebrannt. K. Gewinnbetheiligung der Arbeiter. Die Simonius'schen Cellu losefabriken. Actiengesellschaft in Wangen i. Allgäu hatte ihren Angestellten und Arbeitern, welche nicht schon vertragsmässige Tantiemen beziehen, vorerst versuchsweise für das Jahr 1899 einen Gewinnantheil zugesagt, der nach Dienst jahren, Leistung und Lohnverhältnissen vertheilt wurde. Die auf die Arbeiter entfallenden 5 pCt. des Reingewinns betragen 8235 M. 88 Pf. Hiervon erhält Wangen 2339 M. 20 Pf. und eine Stiftung von Herrn Simonius von 1000 M.; auf Kelheim fallen 5896 M. 68 Pf. und 2000 M. von Herrn Simonius; für Fockendorf stiftete Herr Simonius 1000 M. und der übrige Auf- sichtsrath einstweilen 600 M., sodass im Ganzen 12835 M 88 Pf zur Vertheilung gelangten. Am 23. April fand.die Vertheilung des für die Person je nach Dienstalter und Verdienst zwischen 102 M. 40 Pf. und 3 M. 20 Pf. schwankenden Gewinnantheils in Beutelsau in der von Arbeitern festlich geschmückten Schäl hütte statt, an der auch Herr Amtmann Klaiber als Vertreter des Königl. Oberamtes und Herr Stadtschultheiss Trenkle theil nahmen. Herr Simonius eröffnete die Feier durch eine schöne Ansprache, auf die der Wagner Georg Huber im Namen der Arbeiter erwiderte. Nachdem noch Herr Amtmann Klaiber ge sprochen hatte, wurde die Vertheilung der Gewinnantheile vor genommen.