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1350 Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** *** Buchhandel * * * Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme z Nr. 37 Mitarbeiter und Bericht erstattet erhalten angemessene Bezahlung Kaufmännische Vordrucke Bei Lieferung kaufmännischer Vordrucke handelt es sich in erster Reihe darum, den Weisungen der Auftraggeber nachzu kommen, nicht nur, weil der Accidenzdrucker in erster Reihe Geschäftsmann ist und sich als solcher nach den Wünschen seiner Kundschaft zu richten hat, sondern auch, weil der Kunde bei Aufgabe seiner Drucksachen manchmal besondere, aus der Natur seines eigenen Geschäftsbetriebes sich ergebende Zwecke verfolgt, über welche dem Drucker kein Urtheil zusteht. Gleichwohl folgt in den meisten Fällen der Auftraggeber sehr gern den Rathschlägen des Druckers, und dieser hat auch ein Interesse daran, mit seiner Weisheit nicht zurückzuhalten, denn wenn der Kunde infolge übel getroffener Auswahl mit den ge lieferten Drucksachen nicht zufrieden ist, macht er all zu leicht den Lieferanten dafür verantwortlich. Da die Ausstattung der meisten kaufmännischen Vordrucke von deren Verwendungszweck abhängig ist, hierüber aber mancher Drucker nicht genügend unterrichtet ist, so dürften nachfolgende Winke nicht ganz nutzlos sein. Die grösste Sorgfalt lege man auf die Wahl eines passenden Papieres, wobei man einerseits mit dem Umstande zu rechnen hat, dass kaufmännische Papiere in der Regel auf beiden Seiten beschrieben werden, die Tinte also selbst in Fällen von »schwerer Handschrift« nicht durchdringen darf, anderseits mit der ge setzlichen Vorschrift, dass jedes kaufmännische Schriftstück kopirt werden muss. Das »Kopiren« geschieht nun bekanntlich in den meisten Kontoren dadurch, dass der Brief unter Anwen dung eines ziemlich hohen Druckes — gewöhnlich mit Hilfe der Kopirpresse — gegen ein angefeuchtetes Florblatt gepresst wird, welches dadurch die oberste Schicht der Schrift in sich aufnimmt. Sehr häufig kann man aber nach dem Kopiren die unangenehme Beobachtung machen, dass die Schrift — statt in das Florblatt — in das eigene Papier gedrungen ist, in welchem Falle die Kopie unleserlich, der Brief verwaschen und unsauber aussieht. Der Fehler, für den mitunter auch die Tinte verant wortlich gemacht werden muss, beruht meist auf der unzweck mässigen Wahl des Papieres, das für kaufmännische Zwecke zu grossporig war und deshalb zu starke Saugfähigkeit besass. Es giebt ferner eine gewisse Art Formulare, die ihrer Natur nach erhöhten Strapazen ausgesetzt sind und deshalb auch entsprechend widerstandsfähiges Papier verlangen. Hierher gehören in erster Reihe Wechsel und Rechnungen. Ein Wechsel geht oft durch eine Kette von zehn oder zwanzig Händen und wird in jeder dieser Hände zum Zweck genauer Buchung ge hörig abgegriffen. Man sorge also dafür, dass er wenigstens in halbwegs ansehnlicher Gestalt an seinem Bestimmungsort anlange. Eine Rechnung wird im Kampf des Lebens nicht minder hart mitgenommen. Der Chef, der sie zunächst recht eingehend besichtigt, der Buchhalter, der sie in die Bücher einträgt, der Expedient, der sie auf ihren Inhalt prüft, der Lehrling, der sie registrirt und zuletzt der Kassirer, der sie bei Bezahlung noch einmal hervorsucht, sie Alle machen sich mit ihren mehr oder minder zarten Fingern an ihr zu schaffen, und wenn da kein sehr kräftiges Papier verwendet wird, so pflegt die arme Rechnung bald den Charakter eines »Waschlappens« anzunehmen. — Die in neuerer Zeit für Wechsel und Rechnungen vielfach verwen deten ganz dünnen, pergamentartigen Papiere muss ich nach eigenen Erfahrungen als wenig zweckentsprechend bezeichnen, da sie, wenn auch vielleicht sonst von grosser Haltbarkeit, für die in Betracht kommenden Formulare zu wenig Steife be sitzen. Ein unerlässliches, merkwürdigerweise aber nur in den seltensten Fällen gewürdigtes Erforderniss der für kaufmännische Zwecke benutzten Papiere ist auch die Radirfähigkeit desselben; denn obwohl nach strenger kaufmännischer Auffassung Rasuren nicht zulässig sind, so lassen sich solche in Anbetracht der grossen Hast, mit welcher oft in Kontoren gearbeitet werden muss, nieganzvermeiden, und man wird es einem Korrespondenten nicht übel nehmen, wenn er, nachdem ihm vielleicht am Ende eines längeren Briefes ein kleiner Irrthum unterlaufen, diesen ändert, zu Gummi oder Federmesser greift um nicht den ganzen Brief wieder umzuschreiben. Fortsetzung folgt Gutenberg-Denkmal in Wien Am 24. v. Mts. wurde die Schablone für das am Lugeck zu errichtende Gutenberg-Denkmal aufgestellt und in Gegen wart des Bildhauers Hans Bitterlich von einer städtischen Kommission besichtigt. Die Schablone, welche Gutenberg auf dem Piedestal stehend, in Arbeitsbiouse, das Haupt mit einem Barett bedeckt, die rechte Hand in die Seite gestemmt, die linke auf einen breiten Stuhl gestützt, darstellt, fand allgemein Beifall. Der Platz ist für das Denkmal sehr geeignet, dieses wird schon vom Hohen Markt aus sichtbar sein. Das Gyps- modelt ist in der k. k. Kunst-Erzgiesserei bereits zersägt, und die einzelnen Theile werden schon für den Guss vorbereitet. (Oestcrr.-Vng. Buchdr.-Ztg.) Diebstahl In einer Leipziger Kupferdruckerei hatte der Steindrucker H. W. Wolff vom November 1899 bis Ende Januar d. Js. Originalplatten des Kupferstechers Joh. Elias Riedinger aus den Jahren 1730 bis 1750, die einen Werth von 5000 M. hatten, gestohlen, und diese bei einem Rohproduktenhändler als altes Kupfer für 120 M. verkauft. Er wurde deshalb zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängniss verurtheilt. Von den gestohlenen Platten konnten 155 Stück, die durch einen Merseburger Gelbgiesser in den Besitz von Kunstliebhabern gekommen waren, wieder erlangt werden; dagegen waren 39 der werthvollsten Platten nicht zu ermitteln, g. Buchdrucker-Innung (Zwangs-Innung) zu Dresden. Am 22. April, vormittags 11 Uhr, erfolgte die Lossprache der Lehrlinge, welche Ostern d. J. ihre Lehrzeit beendet hatten, durch den Innungs-Vorsitzenden Herrn Hilmar Grünberg. Am 24. April hielt die Innung ihre ordentliche Vierteljahrs-Versammlung ab, welche vom Innungs-Vorsitzenden geleitet wurde. Aus dem Bericht ging hervor, dass der Arbeits-Nachweis von 246 Personen benutzt wurde, während die Unterstützungs- kassen 860 M. für Reise-, Arbeitslosen-, Kranken- und Invaliden- Unterstützung verausgabten. Herr Seyffert berichtete über die stattgefundenen Osterprüfungen in der Innungs-Fachschule, Herr Ulrich über die Gehilfenprüfungen der zu Ostern ausgelernten Lehrlinge. Von den ausgestellten Zeichnungen der Fachschüler und den Prüfungsarbeiten der Auslernenden nahmen die Mitglieder mit regem Interesse Kenntniss. Aus dem Bericht über die Vorgänge im letzten Vierteljahre ist her vorzuheben, dass die Kgl. Kreishauptmannschaft drei grössere Druckereien deswegen von der Zugehörigkeit zur Innung be freit hat, weil dieselben ausschliesslich nur eigene Verlags werke drucken. Die bei Innungsmitgliedern beschäftigten drei Korrektoren, Herren Meeser, Rockstroh und Pahlitzsch, wurden anlässlich ihres 50jährigen Berufsjubelfestes von der Innung beglückwünscht. Die Veranstaltung einer Gutenbergfeier wurde einstimmig beschlossen und dem Vorstande das Weitere über tragen. Büchermarder. Der 25 Jahre alte frühere Apothekergehilfe und Schreiber Wenkmus aus Elberfeld, der aus dem Lesesaale der Universität Leipzig werthvolle wissenschaftliche Werke ge stohlen und verkauft hatte, wurde wegen Diebstahls im wieder holten Rückfalle zu zwei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt. g.