Volltext Seite (XML)
Nr. 36 PAPIER-ZEITUNG 1313 knitterverfahren vorgeschlagen sind, wurde im letztjährigen Haushalts etat eine Summe zur Verfügung gestellt. Im Oktober 1898 wurden drei Schoppersche Knitterapparate beschafft und zunächst auf ihre mechanische Ausführung geprüft. Seitdem wird mit den drei Apparaten praktisch gearbeitet, indem die amtlich zu prüfenden Papiere gleich zeitig mit den Knitterern geprüft werden. Obwohl bereits ein ziemlich umfangreiches Versuchsmaterial vorliegt, reicht es doch bei Weitem nicht aus, um ein Urtheil darüber abzugeben, ob der Apparat geeignet sein wird, das Handknitterverfahren zu ersetzen. Die Ver suche werden fortgesetzt, indessen wird es voraussichtlich erst im Laufe des nächsten Jahres möglich sein, ein Urtheil abzugeben. Vom Königlichen Staatsministerium erhielt die Versuchsanstalt den Auftrag, Vorschläge darüber zu machen, ob und welche Aenderungen etwa an den »Vorschriften für die Lieferung und Prüfung von Papier zu amtlichen Zwecken« auf Grund der gemachten Er fahrungen vorzunehmen seien. Die Versuchsanstalt schickte eine Um frage an die Fachvereine, an sämmtliche Normalpapierfabrikanten und an eine grosse Zahl Händler. Das eingegangene umfangreiche Material wird gesichtet und demnächst in den »Mittheilungen« be sprochen werden. Ueber die Möglichkeit der Verwendung von Normalpapieren seitens des Publikums im Verkehr mit den Behörden wurde von der Versuchs anstalt ein Gutachten eingefordert. Auch hier wurden die Fachkreise um Aeusserung ersucht. Die Meinungen gingen sehr auseinander, sie werden in den »Mittheilungen« auszugsweise veröffentlicht werden. Um den Einfluss des Bedruckens auf die Festigkeitseigenschaften von Papier zu ermitteln, wurde eine Reihe planmässig angelegter Versuche ausgeführt. Es ergab sich, dass durch das Bedrucken die Festigkeitseigen schaften der untersuchten Papiere nicht beeinflusst waren. Rumänische Papierfabriken Laut Bericht 1899 des österr.-ungar. Vizekonsuls in Plojest erzeugte die Papierfabrik der Firma C. & S. Schiel & Co. in Busteni, die bedeutendste im Lande, im Jahre 1899: Stroh papier 157465 kg, Packpapier, braun, ungeleimt 829940 kg, geleimt 323218 kg, Packpapier aus Halbzellstoff 57625 kg, ge färbte Papiere 95821 kg, Schreib- und Druckpapier 938687 kg, Pappen 300397 kg. Verkauft wurden insgesammt 2421776 kg Papier und Pappen im Werthe von 1328520 Lei. Die Ver kaufspreise sind infolge Ueber-Erzeugung in einzelnen Sorten gegen das Vorjahr ziemlich stark zurückgegangen und fallen noch weiter. Aus dem Auslande wurden für den Betrieb bezogen: Roggenstroh, Zellstoff, Anilinfarben, schwefelsaure Thonerde, Kolofonium, Kaolinerde, Siebe, Filze und Riemen. Die Arbeiterzahl betrug zu Ende des Jahres 355, darunter 60 Frauen; 245 Rumänen und 110 Oesterreicher und Ungarn. An Arbeitslohn wurden 224203 Lei bezahlt. Von geringerer Bedeutung ist die Papierfabrik in Scaeni, welche nur 120 bis 130 Arbeiter beschäftigt. Die Jahres-Erzeugung beträgt etwa 6000 dz Strohpapier und 8000 dz Schreib-, Druck- und Pack papier. Die Verkaufspreise ab Fabrik sind für Schreib-, Druck- und Packpapier 45, 40 und 36 ßani pro Kilogramm. Die da selbst beschäftigten Mädchen erhalten 70 bis 80 Bani, die Taglöhner 1,30 bis 1,60 Lei, die Vorarbeiter 2 bis 4 Lei als Taglohn. (1 Lei = 1 Frank, 1 Bani = 1/100 Lei.) Berliner Papier- und Schreibwaaren Neuheiten (Nachdruck verboten) Wie aus allen Werken der Kunst und des Kunstgewerbes der Rokokostil, der Jahrzehnte lang unumschränkt herrschte, endlich verdrängt wurde, so hat sich auch in der Tapeten-Fabri- kation eine völlige Wandlung der Geschmacksrichtung vollzogen. Die schweren plastischen Motive, wie Schnecken, Muscheln und Schnörkelwerk, womit die Tapeten bisher bedruckt wurden, die den Wänden den Flächencharakter völlig nahmen, und ihnen das Aussehen gaben, als seien sie in Stuck gearbeitet, sind aus den besseren Tapetenhandlungen verschwunden. Der Sinn für das Einfach-An gemessene Zweckentsprechende hat sieh auch auf diesem Gebiet bei voller Berücksichtigung der Fläche und ohne dass Schönheit und Anmuth hierbei zu kurz kämen, Bahn gebrochen. Das Flachmuster, mit Anklängen an die Sezessions- Manier, namentlich wenn es sich um figürliche und land schaftliche Motive handelt, hat die Plastik aus dem Tapetendruck verdrängt. Und da man in der Darstellung der Tapeten auf die ursprüngliche Art der Wandbekleidung durch Stoffe, bevor das Papier erfunden war, zurückgegangen ist, so sind damit auch die alten Webemotive aus den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt und dem Mittelalter zur Geltung gekommen. Man bemerkt unter den modernen Tapeten Nachahmungen der Seidengewebe des 6. bis 8. Jahrhunderts, deren Motive man sassanidischen Ursprung zuschreibt, ebenso sind lucchesische, sizilianisch-sarazenische und andere alte Gewebe des 12. bis 15. Jahrhunderts in Tapetendruek wieder belebt worden, in dem Thiere und Pflanzen genau so stilistisch, naiv und ohne Per spektive behandelt werden, wie auf den alten Geweben. Und diesem Geschmack entsprechen auch die Borden, die oberhalb der Tapeten angebracht werden. Auch Velourstoffe und Seiden gewebe des 17. und 18. Jahrhunderts dienen gelegentlich als Vorlagen für den Tapetendruck, doch wird selbst bei den Streu- blumen-Motiven auf Ton in Ton gemustertem, in breiten Streifen gehaltenem Untergrund die Schattirung möglichst vermieden, dagegen oft in Gold und Silber die Stickerei naehgeahmt. Auch die Stoffe heutiger Weberei bleiben nicht unbeachtet, indem namentlich die feinen Musterungen der Herrenkleiderstoffe für gestreifte Tapeten, Ton in Ton echraffirt, als Vorlage dienen. Man glaubt die verschiedensten Stoffe, wie Loden, Buckskin, Cheviot usw. vor sich zu haben. Um der Einförmigkeit vor zubeugen, pflegt man dieserart Tapeten mit einer sehr breiten oberen Borde zu versehen, die belebt ist durch Landschaften, Figuren und Pflanzen, bald mehr in natürlicher, bald stilisirter Darstellung. Als Hansa-Ingrains bezeichnet sich eine der letzten Neu heiten. Es ist eine Art Velour-Tapete, also kurz geschoren, mit stilisirtem Pflanzenornament in zwei Tönen. Ganz eigen artig erscheint eine Tapete, bei der Papier und Stoff mit ein ander verbunden sind. Als Unterlage dient gebräuchliches Tapetenpapier; diesem ist ein Tüllstof mit reichem Thier- und Pflanzenmotiv aufgeklebt, das Ganze mit einem hell olivfarbigem Grund versehen, und das Muster in Gold, Silber und dunklerem Grün hervorgehoben. Für das beste Briefpapier scheint Handpapier immer mehr in Aufnahme zu kommen. Es gleicht in seinem Aussehen bei rauhen Rändern dem Löschpapier oder dem Whatman-Papier und ist dabei sehr fein und glatt. Von einem gelblichen Rapier sagt der Fabrikant in altdeutscher Schreibweise, dass es her gestellt sei »on ander beymengung alleyn aus hanffen vnd leinen hadern, so zerstampft worden vnd dann geschlagen mit hoelzern hemmerlin« und auch ganz von »menschenhenden« gemacht sei. Die neuesten Arten sind alle helltönig mit weissem oder schwarzem Arabeskenschmuck an den Ecken der Briefbogen und auf der Schlussklappe der Umschläge. Soutachemuster sind noch sehr beliebt, daneben aber das Papier mit feinen eingepressten Or namenten. Zu den Neuheiten zählt auch das in Nr. 87 v. Js. beschriebene » Weltlineah. Es ist flach, aus bestem Federstahl gearbeitet und mit einem Gummistreifen belegt. Der letztere bewirkt, dass das Lineal fest auf dem Papier liegen bleibt, während der Stahl derartig präparirt ist, dass er keine Tinte annimmt und somit keine Flecke auf dem Papier hinterlassen kann. H. P. j Verbot der Reklame-Zettel. Die Stadtbehörde von Phila delphia hat unlängst das Vertheilen von Reklame-Zetteln auf den Strassen und Plätzen der Stadt verboten. Seitdem dieses Verbot ins Leben trat, ist der Verkauf von Druckpapier in Philadelphia stark zurückgegangen, und viele Druckereien haben ihre Beschäftigung eingebüsst. Hingegen nahm die Nachfrage nach Briefumschlägen in ungeahnter Weise zu, weil reklamebedürftige Firmen jetzt ihre Ankündigungen durch die Post befördern. Einige Reklamefirmen umgehen die Verord nung, indem sie ihre Anzeigen mit Tagesneuigkeiten ver mischen und vertheilen lassen, sich darauf stützend, dass Zeitungen nicht unter das Verbot fallen. In einem solchen Fall wurde der Verleger verklagt, die Entscheidung steht noch aus. (Paper mill) Probenschau Hygrosit-Hartpappe von H. Kahlsdorf Holzsehleiferei und Pappenfabrik in Oker am Harz. Die Firma bringt unter dem Namen »Hygrosit« mehrere aus weissem Holzschliff bestehende Pappengattungen auf den Markt, deren durch DRP 109531 (beschrieben in Nr. 26 d. J.) geschützte Eigenthümlichkeit darin besteht, dass bei Herstellung dieser Pappe verschiedene Holzgattungen zusammen geschliffen und mit Gips gemischt werden. Die aus solcher Pappe bestehenden Untersätze für Biergläser, die sich in Berliner Gastwirthschaften bereits gut eingeführt haben, zeichnen sich durch bedeutende Härte bei guter Saugfähigkeit sowie dadurch aus, dass sie selbst nach beträchtlicher Feuchtigkeits-Aufnahme fest bleiben. Die her stellende Firma empfiehlt solche Pappe zu den verschieden artigsten Gebrauchsgegenständen, und bringt sie auch in im- prägnirtem Zustand auf den Markt.]