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1234 PAPIER-ZEITUNG Nr. 34 Versammlung nordostdeutscher Papierfabrikanten In der am 10. April d. Js. in Berlin stattgehabten Ver sammlung nordostdeutseher Papierfabrikanten, deren Tages ordnung unter »Verein ostdeutscher Papierfabrikanten« in Nr. 27 d. Js. abgedruckt war, wurde beschlossen: 1. Eine Hauptgruppe der nordostdeutschen Pack- und Dütenpapier-Fabrikanten zu gründen und Herrn Direktor Kreipe den Vorsitz zu übertragen. Die Gruppenvorsitzenden gehören zum Vorstande des Hauptvereins. 2. Dem Verbände deutscher DütenFabrikanten auf das Protestschreiben vom 8. April d. Js. zu erwidern, dass der vom Verein schlesischer Papierfabrikanten festgesetzte Skonto-Abzug von 1‘/2 pCt. in den zu obigem Verein gehörenden Gruppen wieder auf 2 pCt. erhöht worden ist. Die übrigen Verkaufs bedingungen des schlesischen Vereins wurden jedoch bis zur anderweitigen Reglung durch den Verein deutscher Papier fabrikanten aufrecht erhalten. Erklärend wurde hervorgehoben, dass die Revision der Verkaufsbedingungen vom Jahre 1891 auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Vereins deutscher Papierfabrikanten, welche Anfang Juni d. Js. stattfindet, gesetzt werden wird, und dass bei den Bedingungen des Vereins schlesischer Papier- Fabrikanten eine Mehr- oder Minderlieferung von 30 pCt. nur bei kleinen Posten unter 700 bis 800 kg zulässig ist. Versammlung süddeutscher Papierfabrikanten Eine zweite, am 18. d. Mts. in Ulm stattgefundene Ver sammlung süddeutscher Papierfabrikanten beschloss neuerliche sofortige Erhöhung der Preise für ordinär, satinirt, weiss und farbig Druck. Es wurde allseitig festgestellt, dass man mit dem erstmaligen Aufschlag gute Erfahrungen gemacht hat, und sämmtliche Fabriken auf lange Zeit mit Aufträgen versehen sind. Die Ueberzeugung und das Verständniss dafür, dass die Papierfabrikanten infolge der enormen Steigerung der Preise für Holz. Kohlen und alle sonstigen Artikel auch ihrerseits zu Preiserhöhungen gezwungen seien, bricht sieh erfreulicherweise immer mehr und mehr Bahn. R. Verband süddeutscher Kartonnage-Fabrikanten Badischer Landesverband Durch fortgesetzte Preissteigerungen der Rohstoffe und Erhöhung der Arbeitslöhne veranlasst, sahen sich auch die Kartonnagen-Fabrikanten Badens genöthigt, eine Vereinigung zu bilden zwecks Erstrebung besserer Zustände. Auf Wunsch vieler Herren Kollegen liess Herr Ad. Sievert sen. eine Einladung an sämmtliche Fachgenossen Badens zu einer Versammlung auf Donnerstag, 12. April, in Peters Hotel zum Hirsch in Baden-Baden ergehen, welcher Einladung fast alle Kollegen Folge leisteten. Vier Kollegen fehlten, davon entschuldigten sich aber zwei schriftlich und erklärten zugleich ihren Beitritt zum Verband. Nachdem Herr Sievert die Versammlung begrüsst und Zwecke und Ziele des Verbandes besprochen hatte, wurde ein stimmig beschlossen, einen Landesverband Baden zu gründen, mit Anschluss an den süddeutschen Verband. Die Papier-Zeitung als Organ des süddeutschen Verbandes ist auch Organ des badischen Landesverbandes. Bei Besprechung der Mittel zur Erstrebung besserer Zu stände wurde allgemein anerkannt, dass die Preise mancher Artikel so tief herabgedrückt sind, dass ein Fabrikant, der richtig kalkulirt, nicht mehr mitbieten kann. Für solche Waaren müssen bessere Preise angesetzt und gegen Schleuderer sowie gegen Maschinen- und Pappenfabriken, welche an Privat kunden liefern, oder ihre Fabrikate unmittelbar an Verbraucher abzusetzen suchen, Maassregeln getroffen werden. Hierauf wurde zur Wahl des Vorstandes geschritten. Nach stehende Kollegen wurden einstimmig gewählt: I .Vorsitzender: C. H. Koch, Firma C. H. Koch II . „ Ad. Sievert jun., Firma C. F. Dreyspring T . Schriftführer a ■ und Rechner: Emil Frank, Firma Zentgraf & Frank Beisitzer: A. Dreyfuss, Firma Dreyfuss & Roos, Muggensturm „ Herm. Maywald, Firma H. Maywald, Karlsruhe » H. Lachappelle, Firma H. Lachappelle & Cie., Strassburg. Nachdem noch verschiedene Angelegenheiten besprochen waren, vereinigten sich sämmtliche Herren zum Mittagstisch. Zu schnell vergingen die Stunden, und bald entführte der Zug die Fachgenossen wieder nach allen Windrichtungen unseres lieben Vaterlandes. Möge jeder Kollege die angestrebten Ziele beherzigen, dann wird der Erfolg nicht ausbleiben. K. Ein Ausfuhrhändler zur Preiserhöhung Aus Hamburg Im gesammten deutschen Papierhandel, nicht zum Wenigsten auch im Ausfuhrmarkte, wurde die längst ersehnte Preiserhöhung auf allen Gebieten der Papierfabrikation mit lebhafter Freude be grüsst, besonders die Ausfuhrhändler in Hamburg kamen nach besten Kräften den Bemühungen der Agenten, die erhöhten Preise durch zuholen, entgegen Nicht wenig trug dazu das gleichzeitige und gleichartige Vorgehen der skandinavischen Fabriken bei, die zum Theil noch viel weitergehende Erhöhungen der Preise einzelner Sorten vor genommen haben. Allerdings wurden sie hierbei durch den in solcher Ausdehnung noch nie dagewesenen Wassermangel unterstützt, der die Erzeugungsfähigkeit vieler Fabriken auf die Hälfte und noch weniger einschränkte, ja einige, besonders aber eine grössere Zahl von Schleifereien, zum Stillstand zwang. Die bedeutendste Preiserhöhung dürfte heute in norwegischem Holzpapier zu verzeichnen sein, hier erzielen die drei in Frage kommenden Fabriken Preise von 26 M. für 81 g/qm Papier gegen 18 M. 60 Pf. vor wenigen Wochen. In Hamburger Ausfuhrkreisen wurde nun schon vor einiger Zeit die Befürchtung laut, dass diese Hausse nicht von sehr langer Dauer sein und einen bösen Rückschlag zur Folge haben würde; dass ins besondere das Ausfuhrgeschäft nach allen jenen Gebieten, welche zu Nordamerika günstiger liegen als die Nordseehäfen, sehr bald zu einem unerfreulichen Stillstände kommen würde. Noch ist dies ja nicht zu fürchten, da Nordamerika augenblicklich weniger Papier für die Aus fuhr zur Verfügung hat als wir. Dagegen tritt eine andere und — wie es scheint — vorher nicht in Berechnung gezogene Gefahr für die deutsche Papier-Ausfuhr in die Erscheinung, nämlich die, dass die belgischen Fabriken in allen Papiersorten, in denen sie irgend konkurriren können, Hamburg mit billigen Angeboten über schwemmen. Der Ausfuhrhändler kauft um so eher im Auslande, als er sich sagt, dass wohl eine der Vertheuerung der Rohstoffe ent sprechende Preiserhöhung begrüsst werden konnte, dass man aber anscheinend beabsichtigt die Marktlage nunmehr in einer etwas sehr weitgehenden Weise auszunützen. Wenn die immer weitergehenden Preiserhöhungen so fortdauern, wie wir es in den letzten Wochen gesehen haben, dass nämlich jede Gruppe von Fabrikanten, sobald die Mehrpreise bewilligt wurden, wieder zusammentrat, um schleunigst eine weitere Preiserhöhung zu beschliessen, dann steht zu befürchten — so sagte mir vor wenigen Tagen ein alter und sehr besonnener Ausfuhrhändler — dass das ganze Ausfuhrgeschäft gründlich ver dorben wird. Denn kauft der hiesige Ausfuhrhändler weiter bei deutschen Fabriken, und bringt er seine überseeischen Freunde dazu, die hohen Preise anzulegen, dann kommt es mit tödtlicher Sicherheit in kürzester Frist dahin, dass unsere Ausfuhrgebiete mit ausländischen Angeboten überschwemmt werden. Die deutsche Ausfuhr wird so aus den Märkten verdrängt, und nächst ihr trägt die deutsche Papier fabrikation den Schaden. Wenn wir dann nothgedrungen wieder billiger werden, so hat doch der ausländische Mitbewerb inzwischen festen Fuss gefasst, und der deutsche Ausfuhrhändler kann von vorn anfangen, wobei ihm die Arbeit noch dadurch erschwert wird, dass das Ausland nicht zögern wird dem neuerworbenen Kunden klar zu machen, dass man ihn nur übervortheilen wollte, wenn das auch ganz und garnicht wahr ist. Wenn man dagegen einwenden will, dass das am meisten ins Gewicht fallende Ausland — Skandinavien, England und Nordamerika —augenblicklich selbst in einer die unsrige zum Theil noch weit übertreffenden Hausse steht — in London zahlt man für englisches Rotationsdruckpapier 21/2 pence das Pfund engl. — so mag das für den Moment zutreffen. Sind aber im überseeischen Markte erst Missstimmung und Misstrauen geweckt, dann sind eie nicht so leicht wieder eingeschläfert, und die von den kleineren Mitbewerbern — ich meine darunter Belgien und Italien — ausgestreute Saat wird unsern lieben Freunden jenseits des Kanales, besonders aber auf der anderen Seite des grossen Wassers zu erfreulicher Ernte empor wachsen. Dass unserer Papierfabrikation in den Vereinigten Staaten ein gewaltiger Gegner erwachsen ist, der um so gefährlicher wurde, seit die grosse Einigung erreicht ist, das stellt heute kein Mensch mehr in Abrede, und dass dieser Gegner mit dem Angriffe nicht mehr lange zögert, das merkt man heute schon im Hamburger Ausfuhr markt, dessen Boden von der stillen aber fleissigen Maulwurfsarbeit des Gegners unterminirt ist und bereits leise zu zittern beginnt. Wenn der Hamburger Ausfuhrhändler bei den zum Theil überhohen Preisen, die heute gefordert werden, der ihm drohenden Gefahr sich entziehen will, dann bleibt ihm nichts übrig, als die deutschen Papier fabriken fallen zu lassen und von dem billigeren ausländischen Ange bote Gebrauch zu machen. Ich sah heute ein belgisches Angebot für weisses holzfreies Papier zum Einschlagen von Zigarren zu ebenso viel Frank die 100 kg, wie eine deutsche Fabrik, deren Preise ver hältnissmässig bescheiden sind, Mark forderte, dabei handelt es sich um einen Abschluss von 100000 kg, der nun zweifelsohne ins Aus land geht. Ich möchte mit meinen Ausführungen keineswegs als böse unke