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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.10.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190310049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19031004
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19031004
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-04
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.10.1903
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HchOiii-ErnHM TuMIt. Amtsblatt. Sonntag, den 4. Oktober 1903. 2. Beilage. Nr. 231. Politische Wochenschau Wer gewöhnt war, den „Der Rebel steigt, e» fällt da» Laub, Schenk' ein beu Wein, den halben! Wir wollen uns ben grauen Tag, Vergolde», ja vergolben I" Mitte ber Finsternis 4 Uhr 11 Mio. nach« mittl. Berl. Zt. Ende ber Finsternis 5 Uhr 48,3 Min nach«. mittl. Berl. Zt. Die Monbfiosternis wirb bemoach im westlichen Norbamerika, im großen Ozean, in Australien, Asien, im indischen Ozcan und im größten Teile Europa» und Afrikas zu sehen sein. Ja unseren Gegenden kann nur bar Ende ber Finsternis gesehen werden, während ber Mond noch tief am östlichen Horizont steht. Der Mond erreicht am 6 Okioder 4 Uhr 17,2 Min die VollmovdSgestalt; am 13. Oktober 8 Uhr 50 Mio. abends tritt er io fein letztes Viertel, am 20. Oktober 4 Uhr 23,9 Min. nachmittags haben wir Neumond, und am 28 Oktober 9 Uhr 26.1 Minuten vormittags tritt der Mond in sein erste- Viertel. Am 16 Oktober 5 Uhr nachmittags steht der Mond in Erdnähe, am 28. Oktober 7 Uhr abends in Erdferne. Die Auf- und Untergänge des MondeS erfolgen am 1. Oktober 3 Uhr 25 Mio. nachm trag-. 1 Uhr 21 Mio nachts, am 6 Oktober (Tag der Mondfinsternis) 5 Uhr 29 Miu. nachm, also nur 19 Minuten vor Beendigung der Finsternis, Untergang 7 Oktober 6 Uhr 50 Minuten morgens- Aufgang am 11. Oktober 8 Uhr 27 Minuten abends, Untergang am 12. Okto ber 12 Uhr 22 Min. mittags, am 25. Oktober: Auf- gang 11 Uhr 28 Minuten Untergang 8 Uhr 17 Mi nuten abends, am 31. Oktober. Aufgang 2 Uhr 44 Mio. nachmittag-, Untergang 2 Uhr 19 Mio. in der Nacht zum 1. November, Die Sonne, welche am 24. Oktober 4 Uhr nach mittag- in da- Zeichen der Skorpions tritt, beeilt sich im Oktober schon recht wenig, sich zur Mittagshöhe zu erheben, aber umso mehr schlafen zu gchco. Die Ab nähme der TageSlänge erreicht im Oktober die be trächtliche Dauer von einer Stunde und 40 Minuten, wovon über eine Stunde auf den früheren Untergang der Sonne kommt. Die TageSlänge beträgt am 1. Oktober 11 Stunden 41 Minuten und am 31. Oktober zehn Stunden 1 Minute Der Sonnenaufgang erfolgt am 1- Oktober um 6 Uhr 1 Minute und an den Ter verbansstag fortschrittlicher Fraueuvereiac. Der Verbandst»! fortschrittlicher Frauenoereine in Hamburg beschäftigte sich am Mittwoch auch mit der Al koholfrage und der Reform der Frauenkleisung- Lehrerin Aräulein LischnewSka-Spandau: Es erübrige sich wohl, :i Notwendigkeit, die Akk Holfrage als VerbandSthema aufzustcllen, zu befürworten Die Alkoholfrage sei ein Hauptteil der sozialen Frage. — Frl. Gustav! Hey mann-Hamburg: Nicht unwichtiger al- die ülkoholfrage sei die Reform der Frauenkleidung. Ganz besonder- sei es notwendig, die häßliche Sitte des Ohrringetragen- zu bekämpfen. Dies empfehle sich schon au- allgemeinen Menschlichkeitsgründen, denn es sei eine Grausamkeit, die geradezu an die Sitten der Wstven erinnere, den kleinen Mädchen die Ohrläppchen zu durchstechen. Da- Ohr- in unseren Gegenden auch nur teilweise sichtbar ist. Die Verfinsterung de- MoodeS erfolgt bekanntlich, wenn sich über deu Mond von Osten nach We wn der Schatten der Erde, welche zur Zeit de- Vollmondes zwischen Sonne und Mond steht, rückt. Indessen, da meist der Mond über oder unter dem Erdschatten Weg gehen kann, so kommt eben nur in se'teneo Fällen eine Mondverfinsterung zustande, und zwar nur, wenn der Abstand de- Mittelpunktes des Mondes von der Ekiip ttk im Augenblick de- Vollmondes eine bestimmte Breite nicht übersteigt. Die Mondfinsternis des 6. Oktober wird zu folgenden Zeiten staitfiaden: Anfang der Finstern'.S 2 Uhr 33,9 Min. nachm mittl. Berl. Zt meisten Tagen je 2 Minuten später, nur am 2., 5., 9. 13-, 18., 23 und 29. nur je 1 Minute- Der Untergang der Sonne erfolgt am 1. Oktober um 5 Uhr 38 Minuten und täglich je zwei Minuten früher, nvr am 4, 7., 10, 14 und 18. je drei Minuten früher, so daß die Sonne also am 31. Oktober 6 Uhr 54 Minuten ausgeht und 4 Uhr 33 Minuten bereit» untergcht. Die Dauer der Dämmerung währt im Ok- lober nur 39 Minute». Die Differenz de- wahren Mittag- zur mittleren Mittagszeit nimmt im Oktober beinahe die größte Dauer an, nämlich 16^ Minute, welche Differenz nur uoch im November um einige Sekanvcn über schritten wird, und zwar geht am 1 Oktober die Sonne bereit- 9 Minuten 59 Sekunden vor 12 Uhr durch die Mittag-ebene, am 20. Oktober beträgt die Differenz ciws gerade eine Viertelstunde, und am 31 Oktober erfo'gt die Durchschreitung schon 11 Uhr 43 Mr». 45 Sekunden. Am Planetcnhimmel tritt am 3. Oktober 4 Uhr nachmittag- Merkur in die untere Konjunktion zur Sonne; er ist in den letzten zwei Dritteln de- Monat- sichtbar de- Morgen- im Osten, bis za dreiviertel Stunden in der Mitte des Monat-. Später niwmt dann die Sichtbarkeit wieder ab- Venus ist im ran- fang des MovatS eine Stunde, am Ende de- Monats aber drei uad eine halbe Stunde al- Morgenstern sichtbar und tritt am 24- Oktober zur Mittagszeit in die Stellung ihre» größten Glanz-S. Die Dauer der Sichtbarkeit des Mars nimmt weiter zu bis auf nahezu fünfviertel Stunden. Jupiter, der am 4. Oktober 4 Uhr nachmittag» und am 31. Oktober 8 Uyr abcnd- in Konjunktion zum Monde kommt, geht nunmehr be reits vor Tagesanbruch unter, doch währt die Dauer der Sichtbarkeit noch 9^ Stu'.den am Monatsbegio» bis 8U4 Stunden am Ende des Monat». Saturn kommt am 28. Oktober vormittags 11 Uhr in Kon junktion zum Monde und geht schon vor Mitternacht unter. Die Dauer der Sichtbarkeit nimmt weiter ab bi- auf 4>/i Stunden. Merkur, der am 10. Oktober 11 Uhr in d,S Zeichen des Löwen tritt, erreicht am 15. Oktober 1 Uhr nachts die Sonnennähe und am 19. Oktober 4 Uhr morgens die größte westlich- Elovgatioo. Am Fixsternhimmel steht um Mitternacht zu Be ginn des Monat- am höchsten der BooteS; beinahe im Zenith befindet sich der größte Bär und etwa- tiefer der kleine Bär. Etwas tiefer al- der Bootes, östlich im Ausgehen der Sonne sehen wir da- Sternbild der großen Krone; darunter, eivgeschloffen vom Bootes, dem großen und kleinen Bären, der Lcyer mit Weg« und Herkules daS Sternbild des Drachen. Im west lichen Sternhimmel, dem Untergehen nahe, sehen wir da» Sternbild de» Eridanus und tiefer sodann das- jenige de» Walfische», da» in gleichcr Höhe mit dem Wassermann sich befindet. den paozen Oktober hindurch jatilert und gefeiert und diese österreichischen Oktoberfeste crreichtcn oftmal- eine berüchtigte Bedeutung, so daß schließlich von Staattwegen dagegen eioge,chrittkn werden mußte Keinerlei Zusammenh-vg mit diesen österreichischen Festen aber hat da» Okioberfest welche- in München alljährlich auf der Therefienwicse gefeiert wird, ein Volksfest, das seinen Ursprung in einem geschichtlichen Ercigni» Bayerns hat, freilich aber wohl auch nicht den Umfang und die Bedeutung ang-nommen haben würde, wenn die Zeit nicht zum Feiern geradezu eia lüde, ist doch die Reisezeit vorbei und da- Weihnacht»- fest noch in solcher Ferne, daß es noch keine Schatten vorauswirst. Auch schon die alten Völker feierten in diesem Monat vielfacy Erntefeste, so die Römer am 13. Oktober daS Fest, daS sie „October eczuus" «rannten, Oktober-Pferd, weil bei diesem Feste ein Pferd al» Opfer zum Gedeihen de, neuen Aussaat ge- opfert wurde; die Juden ihr Laubhüttenfcst, bei dem sie in «einumrankten Hütten die Früchte de» Herbste» genießen, wa» uoch in unzerer Zeit vielfach geschieht; die heidnischen Deutschen Ackerkulte, von denen sich noch in Sachsen und Thüringen mancherlei Gebräuche erhalten haben. Und auch bei e'nigeo Völkern Asiens werden Feste mannigfacher Art im Oktober begangen. Die Griechen feierten ihre Wcinfeste vom September bi» in deu Oktober hinein, die Dionyfien bei der Wein lese, die Lenäeu bei der Kelterung und schließlich später die «nthesterien bei der Klärung de» Weine». Daß dieser Monat, der bereit» den Winter sozu sagen in der Tasche hat, gleichwohl aber noch fort während an die sonnige Jahreszeit erinnert, leicht Er kältung-krankheiteu im Gefolge haben muß, ist selbst- verständlich. Die Menschen wollen und können sich nur schwer daran gewöhnen, daß er Winter wird sic wollen noch recht oft und lange im Freien sein, ohne, Im Oktober. Bon August Schöpf. (Nachdruck verbo.'en.) So singt Theodor Storm in seinem prächtige» Oktoberliede, das die ganze Weinseligkeit dieses Monat» widersoicgelt. Den „grauen Tag" — ja, grau find schon dis meisten Tage des Oktober», grau in ihrer aebeldüstereo Stimmung, grauer aber erscheinen sie oftmals vielen, die bei den Freuden der Oktober» de» guten zu viel getan, wenn des Moste» süße Labe im mer wieder zum Genießen lockt, und man dabei nicht fühlt und merkt, wann man aufhören müßte. Bi» um die Mitte des Mouat» noch dauert die We'Nlese; und der 16 Oktober, der St Gallu-tag ist derjenige Termin, an welch m die Ernte auf allen Gebieten beendet sein muß, daher gibt cs denn auch der alten Baucrnsprüche für diesen Tag gar viele, die alle im Grunde genommen ein und daSs-lbe ausdrücken, wie zum Beispiel: „Nach Sankt Gall bleibt die Kuh im Stall", oder auch : St. Galle» schafft heim Alle»!" Freilich haben diese Worte auch noch eine andere Ten denz. In der zwe ten Hälfte de» Oktobers erwartet man den Winter; verschiedene Baucrnsprüche deuten darauf, so zum Beispiel: „Sankt Gallen läßt den Schnee fallen" oder auch „Simon und Judä (28. Ok tober) hänge» an die Stunden Schnee." Von diesem letzteren Tage wird daher auch behauptet, daß »u ihm die Fliegen verschwinden, an anderen Orten wird dar schon vom heiligen Crispin, dem der 25- Oktober ge weiht ist, gesagt. Und daraus geht denn hervor, daß auch hier, w'e bei allen diesen Bauernsprücheu, eben nicht der einzelne Tag gemeint ist, sondern die Zeit in welcher der Tag liegt. Der Oktober ist eben jener Mouat, in dem deutlichste Zeichen der kalten Jahres zeit das Absterben jeglichen Naturlebens zur Folge haben, weshalb denn auch die Blätter an den Bäumeo mehr und mehr eine intensive gelbe Färbung aonehmen Daher führt denn auch der Oktober »eben dem ihm von Karl dem Groß:» verliehenen Ramen „Weiu- monat" noch vielfach den nicht minder bezeichuendeo Ramen Gilbhart, wa» soviel bedeutet, wie stark im Vergilben, d. h. die Zeit der gelbwerdeoden Blätter Andere Namen des M nats sind zweiter Herbstmood oder auch Lcfemond, d. h. der Monat, in welchem die Weinlese beendet wird. , Im Oktober werden dann auch an vielen Orten ! Der Himmel im Oktober. Bon Dr. Ernst Menzel- (Nachdruck verboten.) Von den astronomischen Ereignissen der Oktober dimmt wohl die Mondfinsternis, welche am 6 Oktober stattfindet, d,s hauptsächlichste Interesse in Anspruch. Freilich ist sie nur eine partielle Moodfinsterni«, die Der Oktober ist der eigeutlich: Herbstmonat; er hat im allgemeinen schon recht ungemütlich kalte Tage and leitet im eigentlichsten Sinne die kalte Jahreszeit ein. Und doch hat er auch noch seine schönen Aus- flugstage, die zum Genießen der Natur eivlade». Vor allem aber bringt er un» das eine, dar geeiguer wäre ihn herbeizusehoeo, wenn er sonst auch „gräulich" wäre den Wein. Ihn läßt er uns in vollen Zügen genießen. in die Bouillon schneidet und alr Salat, in Scheibe» geschnitten, mit Oel und Essig zubereitet, sondern neuer dings auch zu kalten Bowlen verwendet, die freilich eben nicht jedermanns Geschmack find. Während er mit dem Hausgeflügel im Oktober schon wesentlich besser steht, die Hühner und Enten und Gänse eine immer respektabler werdende Größe aonehmen, änst es mit dem Wildzeflügel an, sehr abwärts zu gehen, denn die gefiederten Sommergäste unserer Zone rüsten sich zur Heimkehr in die wärmeren Gefilde, oder haben die Reise nach Afrika womöglich schon angetreten. Jo dessen gibt es noch genug Feldhühner, Auer- und Hasel wild, KrammetSvögel und Wachteln, um Gourmets eine mannigfache Tafel bereiten zu können. Ebenso gibt es an Fischen der heimischen Flüsse sowohl, wie an Meerfischcn eine große Auswahl. Und da» ist wohl auch notwendig, denn die Ge sellschaft» >isov, die Zeit der winterlichen Abfütterungeo, beginnt sich zu rege». In die Keller schickt man die Weivladungen, und der Wirbel de» geselligen Trubel« beginnt, der schon die junge Welt m seinen Bann sieht, denn auch die Tanzstunde beginnt und damit der Eintritt in da» gesellschaftliche Leben. So langt t« Knabe noch nicht die Tanzstunde besucht, wo ihm der gesellschaftliche Schliff beigebracht wird, den er im Ver kehr mit dem anderen Geschlecht aurzuübeo hat, ist er ein Kind; die Tanzstunde erst reist ihn zum Jüogliog. Bei dem we blichen Geschlecht, da« auch ohoe Tanz stunde» leichter die Gesellschaft-kormen aummmt, har dieser Zeitpunkt nicht so viel auf sich Für die männ- liche Jagend aber ist die Tanzstunde, in welcher sie das L-bev von einer ganz neuen Seite kennen zu lernen beginnt, von Bedeutung. In anderer Hinsicht wieder bringt der Oktober auch noch dem männlichen Geschlecht vielfach eine bedeutungrvolle LebenSänderung : die Ein ziehung zum Militär beginnt, die im Sommer zum Militärdienst au-gehobenen Mannfchaften werden bei hren Truppenteile« eingestellt und in die Garnisonorte befördert. Aller Orten werden daher Abschied-stier» iür diejenigen gestiert, welche in die Kaseroeo abzieheo, wo ein völlig neuer Leben für sie beginnt, reich an Abwechselung und mannigfachen Freuden, freilich auch an manch:rlei Dingen, an welche sich ein Muttersöhn chen erst gewöhnen maß- ringetragen sei mit der Sitte der Nasenringe auf eine Stufe zu stellen. — Frl, Friedenthal-Berlin: Sie könne der Vorrednerin nur in jeder Beziehung zustimmen; e- empfehle sich aber auch, für Einführung der Frauen-Re- formkleidung Propaganda zu machen. D>eS müsse schon mit Rücksicht auf die allgemeine Volksgesundheit, die Sitt lichkeit und die Sicherheit geschehen Die jetzige Frauen kleidung sei vielfach die Ursache, daß Frauen im Fabrik- betriebe verunglücken. — Frl. Ljschnewsk,: Im Interesse ver Volksgesundheit müsse in erster Reihe die Abschaffung de» Korsetts gefordert werden! Es sei geradezu uner hört, daß in verschiedenen Orten den Mädchen gestattet werde, im Korsett zu turnen — Fräulein Heymann- Hamburg: Sie sei gewiß für Einführung der Reform kleidung; es dürfe aber nicht außer acht gelaffen werden daß alsdann die Damen in große Gefahr kommen, von der Straßenjugend angeulkt und von den Schutzleuten verhaftet zu werden. Kraue« und Politik. Frl. Martha Zietz-Hamburg sprach über „Mittel und Wege, daS politische Interesse der Frau zu er wecken". Es sei ein trauriges Zeichen der Zeit so etwa sührte die Rednerin aus, daß die Erörterung eine- solchen Themas noch notwendig sei. Die Jo- teresselosigkeit der Frauen im politischen Leben sei die Ursache, daß sie in jeder Beziehung rechtlos seien. die Bedingungen dabei >z« erfülle», welche die kälter« Jahreszeit an die Kleidung und sonstige Vorsichtrmaß- regeln stellt. Die andere Jahreszeit fordert eben ei»s andere Lebensweise, uud an diese muß mau deu Körper langsam gewöhnen. I der plötzliche Wechsel der Lebens weise, der Kleidung, Hautpflege usw. ist schädlich. rüg, Hautpflege usw. ist schädlich, bis iu deu September hinein kalte Bäder zu nehmen, tut natürlich übel daran, die täg- licheu Bäder plötzlich, weil die rauhere Jahreszeit kalte Bäder nicht mehr zuläßt, ganz einzustelleu. Uebrigen« kann mau in Schwimmbassins bi« in den Oktober, ja November hinein Schwimmbäder nehme», man wird nur selbstverständlich sich bei Beginn der kälteren Tage mehr im Bade bewegen müssen. Die Verpflegung, die der Oktober dem bürgerlichen Haushalt angedeihcn läßt, ist die denkbar beste- Alle« ist in großer Fülle vorhanden; Gemüse u»d Obst ist besonder« reichlich, der Blumenkohl, Möhren, Kohlrabi, Weiß- uud Roseukohl, Salat, Spinat, Wurzelwerk us». kommen iu Meugeu billig aus den Markt, und für die Tafel der Vornehme» die Artischocken Auch die Sclleriewurzel ist hübsch untz schöa, und dabei sei be merkt, daß man dieselbe nicht vur als „Suppen-GrüneS" Der Kampf um die Landtagswahlen hat sowoh in Sachsen wie in Preußen jetzt mit größerer Energie eingesetzt. Die meisten Parteien sind bereits mit ihrem Wahlruf an die Oeffentlichkeit getreten, und die Schlachtreihen beginnen, sich zu formiren. Die national- liberale Partei hat auf ihrem hannoverschen Delegirtentag über die bei dem Wahlkampf zu beobachtende Parole Beschluß gefaßt und sowohl den Kampf gegen die reaktionär-ultramoutauen Bestrebungen al» auch gegen die Sozialdemokratie proklamirt. In Uebereinstimmung mit der nationalliberalen Partei bezeichnet auch der Wahlaufruf der freisinnigen Bolkspartei den Kanipf gegen die reaktionären Bestrebungen als daS Haupt ziel des Wahlkampfes. In einer große» Anzahl Wahl- kreise schicken sich die beiden Parteien auch an, ver- eint zu schlagen, während die Nationalliberalen jedoch iu etlichen anderen Wahlkreisen an dem Kartell mit den Konservativen oder Freikonservativen festhalten. Eine einheitliche Wahltaktik ist überhaupt nirgends zu beobachten, abgesehen davon, daß sich die Konserva tiven und daS Centrum noch enger als bisher an ein- noch die Ernteieste gefeiert und die Kirchweihfeste be- gangen, wozu nuo, da jede Landarbeit ruht, die gün stigste Zeit vorhanden ist Kaiser Josef, der um do- Volkswohl so ungemein besorgt gewesene Monarch und daher auch beliebteste Herrscher Oesterreich» setzte seiner zeit fest, dich die K rchweihfeste im Oktober stattfiaden sollten, und daß mit diesen gemeinsam die Erntefeste gefeiert würden. Er wollte dadurch verhindern, daß, wie eS vord>m geschah, im September ein Erntefest und im Oktober noch eine K:rme« vielfach gefeiert wurde- Indessen schlug seine weise Absicht in dar Gegenteil um, insofern nämlich die österreich scheu Lands leute nun den Befehl de» Ka.sers so anffaßten, al» sollten sie d«S Okioberfrst m ganz besonder» solenner Weise begehen- Roch un Ansange de- vorigen Jahr hundert» wurde daher in vielen O te i Oesterreichs saft ander anzuschlicßen beginnen. Der Wahlaufruf des CentrumS proklamirt für die kommende Landtags session den Beginn des Kampfes um die Schule, während die Konservativen von dem Erlaß einer Wahlausrufcs überhaupt Abstand genommen haben. Die innerhalb der freisinnigen Bereinigung befürwortete Taktik eines Zusammengehens mit der Sozialdemokratie scheint, nachdem der Kieler Wahlkreis die Kandidatur Dr. Barths, des Vaters jener Idee, endgiltig fallen gelassen hat, gründlich Scheffbruch gelitten zu haben Nach dem Verlauf des sozialdemokratischen Partei tages, auf dem daS gesamte Bürgertum nach dem alten Rezept als eine „große reaktionäre Maße" behandelt worden war, mußte man allerdings erwarten, daß die- jenigen Politiker, welche die „Mauserung" der Sozial- demokratie als einen Faktor in ihre politische Rechnung eingestellt hatten, stark ernüchtert würden. Und dar jetzige Verhalten der Genossen, die, in Fortsetzung der Parteitagszänkereien, in einem Krieg Aller gegen All» begriffen sind, ist wahrlich nicht geeignet, die Bündnis- 'ähigkeit der Sodialdrmkratie in ein Helles Licht zv. stellen. In Bayern hat die Landtagssession ihren An fang genommen. Das G-schick, das in den jetzigen schlechten Zeitkäufen den meisten SteatLwesen ,u teil geworden ist, ist auch den Bayern nicht erspart ge blieben. Auch die bayrischen Staatsfinanzen weisen ein Defizit auf, welches sich freilich in sehr bescheidenen Grenzen hält. Die Hauptarbeit des bayrischen Land tags wird darin bestehen, die von der Regierung vor- geschlagene zeitgemäße Reform des Landtag-Wahlrechts in die Tat üderzusühren. Die gleiche Frage wird auch den preußischen, den sächsischen und den badischer Landtag über kurz oder lang beschäftigen und von aller Voraussicht nach heiße Kämpfe Hervorrufen, deren AuSgang noch ganz ungewiß ist. Kampf und Streit, heftiger blutiger Streit ist die Signatur der politischen Situation sowohl ir Oesterreich wie in Ungarn. In Oesterreich macht die Obstruktion der Tschechen jede geordnete parlamentarisch Arbeit unmöglich. Aber die Tschechen sind wahre Waisenknaben gegenüber den Herren Magyaren, denen «>ne chauvinistische Berserkerwut in die Glieder ge- fahren ist. Dem armen Ministerpräsidenten Khuen- Hederoary ging es nach dem bekannten Dichterwort „Kaum gegrüßt, gemieden !" Kaum hatte er sich ent schlossen, noch einmal den undankbaren Versuch einer KabinetSbildung zu machen, als ihn auch schon wieder die Fluten des magyarischen Chauvinikmus ver- schlunge» haben. Wie diese chronische Krisis gelöst werden wird, deren Fortbestand die österreichisch ungarische Monarchie ernster Weise bedroht, das weiß zur Zeit noch Niemand. Jedenfalls war eS für die österreichischen Poli tiker sehr willkommen, daß der Besuch des Zaren beim Kaiser Franz Joseph zu einem kurzen Waffen stillstand gesührt hat. Das herzliche Einvernehmen der beiden Monarchen verstärkt die Aussicht, daß dar österreichisch-russische Balkanübereinkommen sich auch in Zukunft bewähren und dazu beitragen wird, daß die derzeitigen Wirren auf dem Balkan deu europäischen Frieden nicht in ernsthafter Weise stören. In der Tat beginnen bereits sowohl in Bulgarien wie in de. ' Türkei die Gemüter sich wohtätig abzukühlen. Auch das marokkanische Gewitter, das den, politischen Horizont zu verdunkeln drohte, ist im Be- § griff, sich in Wohlgefallen oufzulösen. Die Aspira tionen der Franzosen, deren Lieblingsidee eines Pro- tektorats über Marokko niemals ganz von der Tages ordnung verschwunden ist, sind auch diesmal wieder auf den unüberwindlichen Widerstand der „Konkurrenz* gestoßen und so handelt man denn in Frankreich nach dem Motto: Wenn man 'was nicht erreichen kann, Fängt man zu dementiren an!
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