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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 15.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190309150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19030915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19030915
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-15
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 15.09.1903
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— RöhrSdorf, 14. Sept. Ein Brandstifter treibt in unserem Orte sein verbrecherisches Handwerk. Noch rauchen die Brandruinen in der Berger'fchen Fabrik, al« am Sonnabend in der 12. Stunde die Einwohner abermals durch Feueralarm aus dem Schlafe geschreckt wurden. Mehrere junge Leute, welche um diese Zeit bei dem Hehmannschen Gute vorbei' gingen, sahen, wie ein Mann daselbst ein Streichholz anzündete und in die Scheune warf. Sie nahmen zwar sofort die Verfolgung auf, doch entkam leider der Brandstifter im Dunkel der Nacht. Unterdessen hatte das brennende Streichholz das Stroh in der Scheune in Brand gesetzt, und das Feuer breitete sich mit rasender Schnelligkeit über die Scheune und zwei Seitengebäude des Gutes aus, die vollständig in Asche gelegt wurden. Die Bewohner des Gutes lagen im tiessten Schlafe und mußten erst durch die junge Leute geweckt werden. Hilfsbedürftige Einwohner griffen schnell zur Rettung deS BiehS und der WirtschaftSge- räte. Der Besitzer stand weinend am Brandplatze und mußte zusehen, wie sein Hab und Gut durch die ge- fräßigen Elemente vernichtet wurde. Den mit acht Spritzen herbeigeeilten Feuerwehren gelang cs nur mit Mühe, das Wohnhaus vor dem Feuer zu schützen. Der Betroffene erlitt schon am Freitag ein großen Schaden, inden ihm durch den Sturm das Dach von seine Feldscheune abdeckte und mehrere Balken zerbrach. Chemnitz, 13. September. Von dem vormittags gegen 11 Uhr von Hilbersdorf nach Wechselburg verkehrenden Güterzuge ist gestern auf der Haltestelle Stein-Chemnitztal beim Rangieren die Lokomotive zur Entgleisung gekommen, wodurch das Hauptgleis ge. sperrt war. Die Reisenden deS NachmittagS-Personen- zuges, der gegen »/^4 Uhr in Wechselburg fällig ist, mußten infolge dessen umsteigen und mittelst Hilfs zuges nach Wechselburg weiterbesördert werden. Ber- letzt wurde bei dem Unfälle glücklicherweise niemand, auch ist Materialschaden nicht entstanden. Gegen 6 Uhr abends war die Störung wieder beseitigt. — Mülsen St. Michel, 11. Sept. Durch ein Schadenfeuer brannte heute ein Schuppen vom Hause deS Materialwarenhändlers Frauke nieder. Dank der günstigen Windrichtung konnte der Brand aus seinen Herd beschränkt werden. — Zwickau, 11. Sept. Ferienstraskammer I Die 32 Jahre alte Webersehefrau Hoppe geb. Münch in Hohenstein-Ernstthal war heute angeklagt, ihren jetzt 9 Jahre alten, etwas blöden und kör» pcrlich sehr schwächlichen Stiefsohn seit Anfang 1902 bis etwa April d. I. in unmenschlicher Weise gemiß- handelt, sowie gröblich beschimpft zu haben. Sie ist mit ihrem Ehemanns, der damals Witwer war und den Knoben mit in die Ehe gebracht hat, seit 12. Ok«. 1901 verheiratet. Die Mißhandlungen sollen bald nach Eingehung der Ehe begonnen Haden, da sie den Knaben nicht leiden konnte. Ihr Ehemann hat sich, da eine Besserung nicht eintrat, Mitte April d. I. wieder von ihr getrennt. Der Knabe soll fast täglich und ost ohne jeden Grund geschlagen worden sein, wozu die Hoppe auch gefährliche Werkzeuge benutzte. Insbesondere nahm sie eine Bürste, ein Holzscheit und den Stiefelknecht. Der Knabe trug nicht nur heftige Schmerzen, sondern ost auch blutige Verletzungen da von. Um Weihnachten 1902 soll die Hoppe das Kind mit einem hölzernen Kleiderhalter derart auf den Kops geschlagen haben, daß das Blut sofort gelaufen kam und die Wunde 14 Tag- lang sichtbar war. Später soll sie sogar zu einer Schere gegriffen und damit dem Knaben derart heftige Schläge auf die Hand versetzt haben, daß sie blutete und wochenlang verbunden getragen werden mußte. Bei oll den Miß handlungen hat sie das Kind beschimpft und ver- wünscht, wobei „Hund" . . „elender Hund" und ähn liche noch die zartesten Ausdrücke waren. Der Vater stellte schließlich Strafantrag wegen Körperverletzung und Beleidigung gegen die Stiefmutter. Diese gab heute nur einen Teil der Mißhandlungen zu, während sie daS übrige als unwahr und übertrieben hinstellte Geladen waren 10 Zeugen und Sächverständige, da- runter der Knabe Hoppe und dessen Vater, der Ge- meindewaisenrat Egerland aus Hohenstein, der ehe malige Lehrer des Kindes, Dr. med. Eichhoff daselbst u. a. DaS Urteil lautete auf 3 Monate Gefängnis wegen Körperverletzung und 15 M. Geldstrafe event. 2 Tage Gefängnis wegen Beleidigung. Außerdem wurde noch eine Geldstrafe von 10 M. event. 1 Tag Haft über die Angeklagte wegen Ungebühr vor Gericht verhängt, weil sie trotz wiederholten Verbots des Vor sitzenden die Aussagen einzelner Zeugen als „Lügen" und die Zeugen selbst als „Lügner" bezeichmte. — Zwickau, 13. September- Der Orkan am 11- d. M. hat weit größere Schäden verursacht, als an. genommen wurde- Außer den v elen entwurzelten und abgebrochenen Bäumen hat er u. a- den 44 Meter hohen Schornstein der Pfaffschen Dampfziegelei umgestürzt und dieser dabei einen Schuppen und einen Wagen zertrüm mert- Dächer wurden mehrfach abgerissen, das Dach der neuen Pauluskirche sehr beschädigt, ganze Fuder Grummet umgestürzt und letzteres fortgeführt. Ein Milüärposten wurde vom umgeschleuderten Sch lderhauS zu Boden ge. worfen und schwer verletzt. — Zwickau, 13. Sept. Der Privatier und Feuer wehr-ZugSführer Flohmig auS Glauchau wurde heute vormittag auf dem Marsche vom hiesigen Bahn hofe nach dem Vorort Planitz, woselbst die Glauch, auer Feuerwehr am BerbandSseste deS KreiSfeuer- wehrverbandS Zwickau-Glauchau teiluehmen wollte, ar. der Spitze seines Zuges vom Schlage getroffen und sank tot zusammen. Ein Herzschlag hatte sein Leben geendet. — Thalheim. Freitag früh 2 Uhr brach im hiesigen elektrischen Werk aus einem der vermieteten Säle, in dem Strumpfmaschinen stehen, Feuer aus. Da eS rechtzeitig bemerkt wurde und die zwei hiesigen Spritzen sofort am Platze waren, konnte das Feuer wieder bewältigt werden. Bei der Rettungrarbeil brach eine Leiter. Es wurden ein Mann schwer und drei leicht verletzt. Aerztliche Hilfe mußte für die Ver letzten in Anspruch genommen werden. — Meeratte, 11. Sept. Für die durch Hoch wasser G.schädigten in Schlesien bewilligten die hie sigen Stadtverordneten in ihrer gestern abend abgehal tenen öffentlichen Sitzung 100 Mark. Außerdem hat der Rat beschlossen, die Errichtung einer Sammelstelle sür freiwillige Beiträge im Rathan,e in die Wege zu leiten. Tagesgeschichte verband, die nochmals eine Durchsprache der Versammlung in Zittau, nähme der beantragten viele Schiffe in Dieppe wurde» Handwerkerlehrlinge im Gau- abgcsctzt ward. Dann erfolgte Beratungs punkte der Landes s wie u. a. die einstimmige An- Abänderung der Reichskonkurs- brcchenden Baum zertrümmert. Bon der Gewalt des am Freitag tobende» SüdwrststurmeS legt folgender Vorfall Zeugnis ab: Das an der Ecke der Schäfer- und Borwerkstraße in Dresbe« belegene GrschästSlokal der Feinbäckerei von F. Schmid besitzt zwei große Schaufenster. In der fünften Nachmittagsstunde wurde plötzlich daS der Schäierstraße zugekehrte und gerade in der Wind- richiung liegende Fenster bei einem besonders heftigen Anprall eingedrückt und in den Ladenraum geschleudert. angerichteteu Schaden em In fast sind die Badekabiuen vrrschwunben, Havre, Cherbourg, Brest, Nantes und entmastet oder leck und kentert n. Bei Kattendyk wurden 10 Leichen — Penig, 13. Sept. Dec Erzgebirgische Gau oerband sächsischer Gewerbevereine, der jetzt 20 Bereini mit 4200 Mitgliedern umfaßt, hielt hier heute seim JahreStagung ab, die ziemlich gut besucht war. Die bereits am Bormittag erschienenen Herren unternahmen zunächst einen Spaziergang durch die Stadt, besichtigten dabei den Schlachthos und das städtische Elektrizitäts werk, nahmen dann im „Hirsch" das gemeinsame Mittagsmahl ein und hielten dortselbst nachmittags auch ihre geschästliche Tagung unter dem Vorsitz deS Lokalrichters Müller-Werdau ab, der dabei Bericht über die Tätigkeit deS Verbands im letzten Jahre er stattete. Dann wurde der Gewerbeverein Kirchberg als BerbandSverein ausgenommen und dann säst ein stimmig beschlossen, beim sächsischen LandeSverbands- tag in Zittau sür Offenhaltung der Schausenster an Sonn- und Festtagen außer der Geschäftszeit einzutreten. — G-tznitz, 8. Sept. Wegen fortdauernden Wassermangels in der städtischen Quellwasserleitung wird die hiesige Einwohnerschaft seitens deS Rates wiederholt ersucht, den Wasserverbrauch auf daS äußerste zu beschränken. Die Entnahme deS Wassers aus der Quellwasserleitung zu Bauzwecken, zur In- betriebsetzung von Springbrunnen, zur Speisung von Kesseln, sowie überhaupt für alle gewerbliche Zwecke bleibt verboten. Zugleich wird bekannt gegeben, daß nach einem Beschluß deS StadtgemeinderatS vom 7. September dieses JahreS die den größeren Wasser fonsumenten bisher gewährte Preisermäßigung vom 15. d. M. ab in Wegfall kommt. Der Preis des Wassers betragt daher von dieser Zeit ab sür alle Konsumenten 15 Psg. pro Kubikmeter. zufolge herrschen im EmSgebiet. namentlich in der Graf» chaft Bentheim Ueberfchwemmungrn- Da» Vechtetal bildet einen großen See. Mehrere Ortschaften sind voll- Zndig überschwemm», die Einwohner flüchteten, in mellen weiten Strecken sind durch da» plötzlich hereinbrechende Hochwasser die getamien Felds,üchte weggefchwemmt. Nu» einigen Dörfern der Obergrafschast wurde militärische Hilfe erbeten. Paris, 12. Scptim'ier- Wie die Blätter aus Marseille melden, wurden dort neuerdings 3 Kranke in das Krankenhaus ausgenommen, 2 davon wohtnen in der Nähe ter Kartonfabrik von Guy Gestern ist I Tode»» »oll oorgekommen. „Petit Journal" zufolge sollen von Sturmnachrichten. Hohndorf. Auch in unserem Orte hat ber ge wattige Sturm vielfach Schaden «»gerichtet Da« Dai unserer Kirche wurde gewaltig beschädigt, indem ein Tei » s Schiefer- vom Dache abgedcckk. ja sogar an man chen Stellen die Dachpappe abgerissen wurde- — Glauchau- Bei dem starken Sturm am 11. hat die io R^mse ansässige Hebamme Frau Wurzbach lebensgefährliche Verletzungen davongetragen. Als Frau W. sich nachmittag auf dem Wege von WeidenS- oorf nach Rem!e befand, wurde sie am Bogelberge voo einer vom Sturm losgelösten Baumkrone mit wlcher Wucht an den Kopf getroffen, daß sie sofort besinnungslos zu Boden stürzte. Hier mutzte sie, da infolge des Unwetters aus der Straße nur wenig Verkehr war, längere Zeit liegen bleiben» bis sie von einigen der Weges daherkommenden Personen aufge funden wurde. Die Berletzungen der bedauernswer ten Frau waren aber derartige, daß sie nach Hause gefahren werden mußte, wo sie jetzt an einer Gehirn erschütterung krank darniederliegt. Zn Bogtlaide riß der Sturm den First ein s Hauses fort. Bon den Feldern bei JeriSau, Rothenbach, LobSdorf und Bogtlaide sind saft sämtliche Grummethaufen vollstän dig verschwunden. Frankenberg. In der hiesigen Stabtlirchc. wurde das p'ächt'ge Altarsenster durch einen um- s am Freitag 5 Fischerboote aus. 2 davon kehrten zurück, die anderen sind umgeschlagen, wobei 14 Per sonen ertranken. Bei Bruiniere mußte man zusehen, wie daS Boot einer Fischeiflotte kenterte und 3 Per- Paris 12. September. Von der ganzen nörb- ichen Küste her treffen Nachrichten über den vom gestrigen Orkan allen Seebädern malischen Kreisen werden die Ereigniffe der letzten Zeit überaus ernst beurteilt und man ist der festen Ueber- zeugung, daß die Gegenbewegung in der Armee den König zwingen werde, die Bestrafung der Verschwörer und der Teilnehmer an dem König-morde zu veranlassen. Man will wissen, daß die Vertreter einzelner Mächte gleichfalls in diesem Sinne auf den König emwirken. Die Kö- nigSmörder machen wohl die größten Anstrengungen, um ihre Position zu behaupten, doch wird ihnen die» mit Rücksicht auf die herrschende Stimmung nicht mehr lange möglich sein. Die Untersuchungsakten der Rischer Angelegenheit, die bereits abgeschloffen sind, studiert jetzt ber Kriegs» Minister, um zu entscheiden, ob die verhafteten Ofiziere vor daS Kriegs- oder das Disziplinargericht kommen. Die 24 Offiziere wurden bereits rach der Belgrader Festung gebracht. Die für den Sonntag einberufene Hochschülerversammlung will gegen die den Verschwörern feindlichen Blätter, die boykottiert werden sollen, und ge gen die in Risch verhafteten Offiziere Stellung nehmen. Nan befürchtet nach der Versammlung ernste Kundgeb ungen, »m so mehr, als „Narodni L.sty" und „W tscherne Novosti" Drohbriefe erhielten, daß die Redaktionen am Sonntag in die Luft gesprengt und die Redakteure er morde» werden sollen. „Mali Journal", deff n Bezieh ungen zum Hofe beka »t sind, predigt Organisierung der Volkswehr, die alle vern chten soll, die gegen Serbien sind, das heißt alle, die nicht zu den Verschwörern halten. Die Lage ist sehr kritisch, die Unsicherheit sehr groß. Neueste Nachrichten. Luga« Am Freitag abend verunglückte in Lugau auf oer „Fundgrube" der Tagearbeiter Schnei der beim Einsetzen einer 2,20 Mtr. langen Eisenkappe dadurch schwer, daß diese umfiel und ihm die Hirn schale einschlug. Der Verunglückte wurde sosort nach Hause gesahren und io ärztliche Behandlung gegeben. Crimmitschau, 13. Sept. Bon dem hiesigen Schöffengericht wurden neuerdings zwei Arbeiier wegen Streikpostenstehens zu 5 und 10 M. Geldstrase und Tragung der Kosten verurteilt. In der Verhandlung führte der Amtsanwalt aus, daß eS Pflicht der Polizei sei, gegen die Streikposten vorzugehen. So lauge eS noch einen einzigen Arbeiter von Tausenden gäbe, der arbeitswillig sei, so lange hätte der Staat die Pflicht, diesen einen zu schützen. Durch die Streikposten würde er belästigt. Außerdem gäbe es auch sonst noch so viele Gelegenheiten, wie Grußoerweigerung usw., wo mit der Arbeitswillige gekränkt werden könne. DaS Gericht schloß sich deo Ausführungen des AmtSanwaltS an und bemerkte, jedes Streikpostenstehen gefährde die öffentliche Ruhe und Ordnung. Dresden, 14. Sept. Der Konflikt Bebels mit dem „Vorwärts", wegen Nichtausnahme seiner Ein- ienduugen, ist,wie von zuverlässigerSeite behauptet wird, beigelegt. C-l«, 12 September. Meldungen aus Westfalen soven ertranken. Dagegen konnten drei Personen von einem Boor ger ttet werd u. AuS London wird telegraphier», daß bei dem Orkan der letzten Tage in englischen Gewässern, so weit sich bis j tzt ermitteln lnß, 60 Schiffe, größten teils kleinere Fahrzeuge, fchiffvlüchig geworden sind. Die Verlustliste ist damit noch nicht vollständig Die Anzahl der Ertrunkenen wird ebenfalls auf 60 geschätzt. In vielen Fälle!« fehlt von der Mannschaft der zu Grunde gegangenen Schiffe jede Spur. Der Ordnung (Bckannimachung solcher Schuldner, über deren Vermögen aus Mangel an Kaffe das Konkursverfahren nicht eröffnet werden konnte). Man beschloß dann des weiter-« einstimmig die Wiederwahl des bisheriges, Gau- verbandsvorstehers Müller-Werdau und ebenso de« Gau- verbandeschris6ühre*S Neubert-Wersau. Als Olt der nächstjährigen Jahresversammlung wurde Lichtenstein ge- wählt. — Leipzig. 13- September Auf einen ver suchten Rsubmoro läßt ein schweres Verbrechen schlie ßen, welches am Sonnabend nachmittag in der fünften Stunde rn dem Grundstück untere Münstcrstraßc 32 in Reudnitz verübt worden ist. Daselbst wohnt im Parterre rechts der katholische Bürgerschullehrcr Max Mader mit seiner erst 26 Jahre alte» Ehefrau. Während der Abwesenheit ihres Ehemannes war gestern nachmittag Frau Mader mit Reinigen der Wohnung beschäftigt Gegen 5 Uhr klingelte cs, und da Frau Mader nicht öffnete, wurde »och zweimal hivteremand-r stark an die KUnael gerissen. Nuvmeh kleidete sich Freu Mader an, öffnete aber noch nicht, da sic nichts mehr hörte. Alk sie eben im Begriff war. ihre Beschäftigang wieder sufzunehmen, kam aus einmal ein ganz fremder, anscheinend dem Arbeiter stände angehöriger Mensch zur Stubcntür herein, rie! die Frau an, warum sie nicht öffne und stach ohne weiteres auf die Erschreckens mit einem Messer ei». Diese setzte sich zur Wehr und auf ihre lauten Hilse- ruse ließ der Verbrecher von ihr ab und ergriff die Flucht- Die Schwerverletzte schleppte sich an die Ein- gangStüre und begab sich zu einer in der ersten Etage wohuhaften Mitbewohnerin, wo ihr die erste Hilfe zu- , teil wurde. Bald war auch in Henn Dr. med. Kahle , ein Arzt zur Stell", der konstatierte, daß Frau Mader acht Stich- teils in den Kopf und d»S Gesicht, tesis m den Oberarm und eine« in d e Brust erhalten hatte Der Mordbube, ein etwa 20—22 Jahre alter Mensch, war inzwischen entkommen. Wie sestgestellt worden ist, war der Verbrecher von dem Hose aus durch ei« offenes Fenster in die Küche gestiegen und hatte dar» aus einem Kücher.schravk in Küchevmeffer, so Manute» Zar'chtemesser, entwend t, mit dem er dann der Ueber- 'allenen die Verletzungen beibrachte. Auf demselben Wege, auf dem er '» dis Wohnung gelangt ist. hat er diese bei seiner Flucht auch wieder verlassen Auf die Erm tteluirg des gefährliche» Subjekt» sind 150 Mk. Belohnung ourgefttzt. Die V-rlktzuogco der Frau Marder sollcv zwar sehr schwere, aber doch nicht lebcrsgefährOch siin. Haag Schiffbrüchiger angeschwemmt. In Anemuiden suhren omlie enden Meldungen gegen die Verhaftung ihrer Kc- meraden wegen des bekannten Aufrufs energischen Protest eingelegt und den abg< fegten Divisionsgeneral Jankowilsch aufgeforde », tas Kommando nicht an den General Djuk» nittch abzugeb-n. Die O fiziere, so heißt eS in den Mel dungen, si .d entschlcsssn, mit ihren Regimentern gegen fle'grad zu marschieren, falls nicht die Enthaftung ihrer Serbien. Belgrad, 12. September. Bei der gestrigen Parade im Lager von Banj ca weigerte stch ein Bataillon, zu defilieren. In Belgrad kam es gestern nacht zu einer blutigen Schlägerei zwischen Offizieren. Die Offiziere der Garnison Risch haben nach hier t9 als zweifelhaft angesehenen Krankheitsfällen 13 töt- lich verlaufen sein. Marseille, 12. September. In Marseille stehen augenblicklich 29 Fälle von Bubonenpest in Behandlung. 26 Personen wcrden außerdem als pestverdächtig isoliert und beobachtet. Bom Institut Prsteur sind große Mengen von Antipeflserum nach Marseille gesandt worden. Die infizierte Fabrik ist vollständig ausgebrannt; der Brand entstand bei Gelegenheit der Desinfektion durch brennen den Schwefel. Telegramme Höl«, 14. September. Der „Kölnischen Zei tung" zufolge hat die Z-che „Graf « iSmarck" ihren Beitritt zum neuen Syad'.katSvertrag zugefichert, wo durch die Aussichten für die Erueuervug deS rheinisch- west'älischeu Kohlensyndikat» wesentlich besser gewor- bcn find. Wie«, 12 September. Wie die Blätter au» Mährisch Ostrau melden, stellte die gesamte Belegschaft deS Eleouoren- und Bettina-Schachte» der Wittkowitzer Koblengewerkfchaft in Dombrau wegen Lohndifferenzen die Arbeit ein Zu einer geschlossenen Versammlung wurde der Beschloß gefaßt, beim Rcvierbergawt in Mährisch Ostrau die Einberufung eine» Einiguoglamte» zu verlangen uud die Arbeit heute wieder aufzuneh- mev. Die Ruhe wurde virgrob« gestört. Wir«, 12 September. Gestern kündigten ungefähr 1000 Kiirschnergesellen den Meistern und Großkonfektio- uären die Arbeit und traten zum Teil in den AuSstand. Sie fordern Lohnerhöhung und 9stündige Arbeitszeit. Paris, 13. September. „Petit Parisieu" wird aus Marseille gemeldet, daß in der Vorstadt St. Mourant neuerdings 2 verdächtige Krankheitsfälle vor- gekommen sind, und zwar erkrankten 2 Wärterinnen »eS St. Salvator-Hospitals. Vermischtes. Eingehende Debatten erregte die beantragte Bilsung eine« UnterstUtzungSfonds sür große in der offenen See gelegene Wellenbrecher vor Dover, der erst kürzlich zur Elweitcrung des Hafens für die dort anlaufeuden deutschen transatlantischen Dampfer errichtet wuide, ist völlig zerstört, DaS größte Rettungsboot der Station Dover wurde beim Flottmachen von einem anderen Boot zertrümmert. In Portsmouth wurden gegen Morgen zahlreiche Leichen ertrunkener Seeleute aus Land gespült. In dem kleinen walisischen Städtchen Bala durch brach ein Fluß, der den Ort durchfließt, die User dämme, so daß die Straßen mehrere Stunden lang zwei bis drei Fuß unter Wasser standen. Bei Dol- gelly wurde eine berühmte alte Steinbrücke weggerissen, und der Eisenbahndamm stürzte auf eine Strecke von mehreren 100 Metern zufammen. In Manchester mußten die am Flusse Jrwell liegenden Häuser eiligst gerämnt werden. Der angeschwollene Fluß trug Bich Bäume, Karren und alle möglichen Gegenstände mit sich. DaS Militär im Lager von SaliSburyplain wurde durch den Sturm und den Regen aus den Zelten Herausgetrieben. Viel Schaden verursachte der Sturm auch in Kent und Sussex. In London äußerte sich daS Unwetter am heftigsten in dem Bor- ort Drixton, wo eine Anzahl Häuser abgedcckt wurde. Ganz besonders heftig tobt der Sturm natürlich auf See. Kopenhage« Bei Aalborg sind zehn Schiffe gestrandet, wobei mehrere Menschen ertranken. Der norwegische Schoner „Lundegaard", nach London un terwegs, ist untergegangen, und seine aus acht Mann bestehende Besatzung sand den Tod in dm Wellen. Die darin anwesende Geschäftsinhaberin sowie die Verkäuferin kamen zum Glück mit dem bloßen Schreck davon, ohne von den herumfliegenden GlaSsplittern getroffen zu werden. Dagegen ist der Schaden an seinen. Backwaren, Torten u. s. w. ein ziemlich großer. Außerdem wurden die zur Auslage benützten Unter sätze, Porzellan, und GlaSschalen, sowie eine große GlaS-Etagere stark beschädigt. Aus Thüringen, 12. September, Der »estrige orkanartige Sturm hm in ganz Thüringen und Alten- barg erheblichen Schaben angcrichtet. «epfel, Birne» and Pflaume» lagen haufenweise unter den Bäumen Sehr viele Bäume und Telcgraphcustangeu wurden amgenssen Ganz beträchtlich ist der Schabe» auch iv den Wäldern Auf der Neubaustrecke der Bahnlinie WilhelmS- höhe—Naumburg brachte der Sturm einen Waggon ins Rollen. Der Waggon fuhr hierauf in eine Arbeiterkolonne h nein, wobei ein Italiener überfahren und getötet wurde. Unweit von Cherbourg ging nachts das fran zösische Pilottenschiff „Fellow" unter. Der Lotse Pcentout und zwei Matrosen ertranken. Auf einer Planke trieben während des OrkanS von Mitternacht bis 10 Uhr morgens der vierzehnjährige Sohn Prentoms und ein anderer Kaube. Die beiden, die einzigen Uederlebendeu von dem Pilotenschiff, wurden von dem engtischen Fahrzeug „Ella" ausgenommen. Nach Boulogne sind zahlreiche Sch.fferbarkea, welche vorgestern ausgesahren waren, bisher noch nicht zurückgekihrt. Man befürchtet, daß sie gesunken sind. Köl«, 12 September- DaS gestrige Unwetter hat im gcfarmen Westen Deutschlands große Verheerungen angcnchtet und zahlreiche Unglückssälls im Gefolge ge- habt. In Aachen murren 200 Fernsprechlsitungen ze.- stört. Bei Neusen wurde ein siebenjähriger Junge von einem entwurzelten Baumstamme erschlagen. Wolkenbruch artiger Regen an den Nordhängen der Ibbenbürener- Berge in Westfalen hat Hochwaffer bewirkt, wie es seit Jahrzehnten nicht vorgekommen ist, Auf den Aeckern und Wiesen wurde die gesamte eben geschnittene Frucht weggeschwemmt, kleinere Häuser stürzten ein, viele Bauern- "amüien sind zu Grunde gerichtet Bei Daun fegte der Sturm drei Personen vom Hohen Mäuseberg hinab; die Schwerverletzten wurden nach ein.r Stunde von Aus- lüglern ausgefunden uno zu Wagen ärztlicher Hilfs zu- geführt. AttrtsHr« Mrich« Merseburg, 12. September. Der Kaiser ist vormittags 11 Uhr 45 Minuten nach Ungarn abge reist. Die Kaiserin begleitete bea Kaiser zum Bahn- -of, wo die Spitzen brr Behörden sich emgefunden »atten Auf dem Wege hatten die Krieger- und andere Vereine, sowie die Schulen Spalier gebildet, welche im Verein mtt dem zahlreichen Publikum den Majestäten herzliche und avdausrnde Kundgebungen darbrachtev. * Eine durch Zeitungsartikel angerührt Affaire Hal in Oldenburg großes Aufsehen erregr. Bor einiger Zeit erschienen im dortigen „Residenzboten" anonyme Artikel, in denen der jetzige Justizminister Ruhstrat des Hazardspieles und der Protektion eines Gymnasiallehrers Frühstück beschuldigt und auch ordere Personen angegriffen wurden. Der Minister sollte rüher, als er noch Staatsanwalt war, am grünen Tisch eine Gefälligkeit deS Oberlehrer- Fr. angenommen und später diesen zum Direktor des Gymnasiums in Birkenfeld befördert haben. Die Privatklage, die dieser Beschuldigung wegen gegen den Redakteur deS „Residenzbotkn", Biermann, angestrengt wurde, endete mit dessen Verurteilung zu kinjähriger Gefängnisstrafe, e indes noch nicht rechtskräftig geworden st. Der ersaffer der Artikel wurde nicht ermittelt, trotzdem e SiaatSanwaltfchast eine hohe Belohnung auf die .Ermittelung auSsetzle und Schriftproben der inkrimi- -kamcradTn -. rfclgt. inerten Artikel in den Schaufenstern der Buchhandlungen Belgrad, 12. September. In den h'sstzen d'plo-fauSgehängt wurden. Schließlich lenkte sich aber der
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