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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 15.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190309150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19030915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19030915
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-15
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 15.09.1903
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LiichfischeS Sonstige Anträge. 9 Genau um die nämlich: Zeit näherte sich an» der entgegengesetzten Richtung her ein einsamer Wanderer er eben, baß ihn jemand gekitzelt habe; denn er machte dem kleinen Hügel. Er gehörte leiner äußeren Erschei- zugleich eine kleine Bewegung nach der Westentasche Lem Hohenstein-Ernstthal, 14. September 1903. — Heute Bormittag 11 Uhr wurde an Ratsstelle bei der Firma C G. B:ycr hier seit 25 Jahren gc- m:1 der an. daraus angenommen >. nd alsdann die Versammlung schlossen Nach deren Schluß unterhielt sich Bebel dem Redakteur des „Vorwärts- Curt EiSner-Berlin, die bekannte Erklärung Bebels zurückgewiesen hat, cheinend in sehr freundschaftlicher Weise. Wahl des Parteivorstandes und der Kontrolleure. Timm Berlin beantragt, die Ergebnisse d r Reichelazswahl als b.sonderen Gegenstand auf die Tagesordnung zu setzen übg Bebel ersucht, den Vorschlag Singers, der dem Beschluß des Parteivorstandes entspreche, anzunchm?» Er könne bei dieser Gelegenheit mitteilen, daß die Aus- einandersetzung zwischen der Redaktion des „Bo wärlS" und ihm sich viel kürzer gestillten werde, als vielleicht ge glaubt werde. (Beifall) Der Vorschlag Singers wurde seiner eigenen Hosentasche verschwinden, und bann — nach einem leiber sehr kurzen Kampfe zwischen bem guten unb bösen Prinzip m seiner Brost machte er sich daran, sacht die goldene Uhrkette von der Weste bet Herrn August Kleinmichcl zu lösen. Der Rentier lächelte reundl'ch, als sein kostbare» Chronometer sanft in bic Hänbe de» anderen hiuüberglitt. Wahrscheinlich träumte genbe Resolution Beschluß fass:: „Bei den Kämpfen, welche dar Proletariat für du- Eroberung der allgc- meinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts in Staat und Gemeinde führt, muß das Frauenwahlrccht gefordert, in der Agitation grundsätzlich sestgehaltcv hin. Aber auf halbem Wege sank sein Arm schor wieder herab: Gott Morpheus hielt ihn gar zu fest in seinen Banden. Forts, folgt- ! nuvg nach nicht zu jenen singenden und jauchzenden Touristen, die Herrn August Kleinmich:l so zuwider waren; aber großes Vergnügen würde der Naturfreund wünschen, baß der Parteitag über die Einführung eine» ReichrberggesetzcS und des Achtstundentages io Beratung trete. Schließlich beantragen die Genossin Sozialdemokratischer Parteitag. Dresden, 1O. September. Die Beteiligung am Parteitag wird in diesem Jahr: schon dadurch stärker sein, daß neben den Delegierten, die die ein zelnen Wahlkreise entsenden, weitere 81 ReichStagrab- geordnete zur Teilnahme berechtigt sind. Der Parteitag — io wird im CH. Tgbl. auSge führt — steht unter dem Zeichen des Kampfes, wie er erbitterter selbst in den Anfangszeiten der Partei eotwickelung, al- sich „Eisenacher" und „Lassallcauer" oft unter Zuhilfenahme von Knütteln bekämpften, ir der Partei nicht getobt hat- Obwohl die vom Partei tag veröffentlichte provisorische Tagesordnung nichts weiter als die Besprechung der Geschäftstätigkeit des ParteivorstandcS und der RcichStagSfraktion, sowie die üblichen Beschlußfassungen zur nächsten Maifeier und zum nächsten internationalen Sozialistenkongreß, der 1904 in Amsterdam stattfioden soll, vorgesehen hat wird die Frage der Taktik, und zwar in erster Reihe die Vizepräsidentenfrage, die seit Wochen in der Partei- presse mit größter Leidenschaftlichkeit behandelt wird, im Vordergrund der Debatten stehen. Die Gegensätze zwischen den beiden R'chtungen in der Partei, den sogenannten „Revisionisten" um Auer, Bernstein, v Vollmar, Heine, Dr. David und den sogenannten „Zielbewußten" um Bebel, Singer, Stadthagen, haben sich in emer Weise zugespitzt, baß man an die Zeiten erinnert wird, als die „Jungen" unter Dr. Bruno Wille Wildberger, Wilh. Werner, Auerbach nach der Aufhebung des Sozialistenkoogresser im Jahre 1890 gegen die „Alten" im Parteivorstand Opposition mach ten. Damals entledigte man sich der die Einigkeit der Parte bedrohenden Ultraradikalen durch den Ausschluß der „Haupträdelsführer" auf dem Parteitag in Erfurt im Jahrs 1901. Seitdem haben sich aber die Ver hältnisse in der Partei gänzlich v-rschoben. B:bel, der damals im Verein mit Singer, Stadthagen und dem verstorbenen Wilhelm Liebknecht die radikale Op position auf da» schärfste nicderkämpfte, steht jetzt selbst auf bem äußerstrn linken Flügel, und Singer und Stadthagen, die damals von den „Jungen" nicht ein mal für „volle und ganze" Genossen äuge sehen wur den, haben sich den Ultras in der Partei, den Zubeil, ParvuS, Rosa Luxemburg und Klara Zetkin, „unserer Rosa" und der „blutigen Klara", wie diese beid n Kaden-Dresden eröffnete den Parteitag, erinnerte an den vor 32 Jahren hier abgehaltenen Parteitag der fozialdemokratischen Partei Eisenacher Richtung. Die Partei wachse unaufhörlich; die Gegner setzten ihre Hoffnung auf eine Spaltung. Wenn aber auch die Ansichten der Genossen noch so sehr auseinandergingen, so sind wir doch einig, das Proletariat aus politischer Unterdrückung und wirtschaftlicher Ausbeutung zu be freien. (Stürmischer Beifall.) — Mit stürmischem Bestall begrüßt, nahm darauf das Wort Abg. Bebel: Im Namen des Parteivorstandes danke er dem Lokal- Komitee für den ihnen bereiteten Empfang. Ganz be sonders erfreulich seien die Erfolge der Sozialdemo kratie bei den ReichStagSwahlen im Königreiche Sachsen. Sie hätten den Beweis geliefert, daß die Herrschenden in Sachsen nicht dem Bolkswillen entsprächen. In keinem Lande Deutschlands sei das Proletariat so ent- rechtet, als in Sachsen. Schon vor zwei Jahrzehnten habe ein sächsischer Minister des Innern gesagt: „Den Sozialdemokraten gegenüber müssen die Gesetze des Landes eine ganz besonders scharfe Anwendung finden." (Hort, hört!) Das Maß fei schon lange zum Ueber- lousen gewesen, endlich habe das sächsische Volk den Beweis geliefert, daß feine Geduld zu Ende ist. Aber nicht bloß in Sachsen, in ganz Deutschland sei die Zahl ihrer Anhänger ins Riesenhafte gewachsen. Trotz aller Reaktion sei aber Sachsen gegenüber den söge- nannten West-Kalmücken immer noch ein Land des Fortschritts gewesen. (Heiterkeit und Beifall.) Bebel erklärte schließlich im Namen deS Parteivorstandes den Parteitag für eröffnet. Singer bemerkte: Es müsse dara,, erinnert werden, raß vor nunmehr bald 25 Jahren ein „Schergen- und Schandgesetz e kaffen worden sei, das bestimmt gewesen >ei, die Partei, die die Befreiung des Volkes aus politi scher Knechtung und wirtschaftlicher Ausbeutung erstrebt, m vernichten. Die letzten Reichstagswahlen hätten die Erfolge dieses Gesetzes klar und deutlich gezeigt. Singer chloß mit einem dreifachen Hoch auf die Sozialdemokratie. Linger schlug vor, non 9 bis 1 Uhr vormittags und von 3 bis 7 Uhr nachmittags zu verbände n und die Tagesordnung folgendermaßen festzusetzen: 1. Bericht de» ParteivorstandcS, im Anschluß hieran: Die Stellung der Sozialdemokratie zur bürgerlichen Prcfse, der Zwiespalt zwischen Bebel und der Redaktion des „Vorwärts" und sie Polenfraze. Letztere Frage müfsr schon deshalb er örtert werden, da die polnischen Genossen einen offenen Brief an den Parteivorstand gerichtet haben. 2 Bericht der Kontrolleure 3. Bericht über die parlamentarische Tätigkeit 4 Die Taktik der Partei, im Anschluß daran: Die Vizepräsidenlenfrage und d e revistoMi-chen Bcstrcb- und mit Nachdruck vertreten werden." * H DreS-eu, 14. September. Gestern abend wurde hier der sozialdemokratische Parteitag eröffnet. Zu Vorsitzenden wurden Singer-Berlin und Kaden-Dresden gewählt. Nach Feststellung oer Tagesordnung wurde die Versammlung auf heute vertagt. Noch n emalS ist ein Parteitag fo zahlreich be- sucht gewesen, als der gegenwärtige. Fast alle sozial- Kongreß 1904 in Amsterdam gramm und Organisation. 8. Stelle gehängt sein, wenn da nicht einer schnarcht Dev wollen wir uns doch mal aosehen." Mit dem Spürsinn eines Indianers und der Vor sicht eine» weidgerechten Jägers pürschte er sich an den pügel heran- Behutsam und lautlos schob sich sein truppiger Kdpf durch die Zweige de» Gesträuche-, und eine wässerigen, vorqucllenden Augen stierten geraume Zeit auf das anmutige Bild friedlichen Familienglück«, da- das schlummernde Ehepaar darbot. Herr August Kleinmichel hatte sich im Schlaf ein wenig auf die Seite gedreht; die Sonnenstrahlen lic- zen seine dicke goldene Uhrkette verführerisch funkeln, und die nach oben gekehrte Tasche seine- Beinkleides taod einladend offen. Der einsame Wanderer aber chien plötzlich von einer höchst merkwürdigen Wiß- »egierde ergriffen, den Inhalt dieser Tasche zu ergrün den. Denn nachdem er auf allen Vieren so leise wie ein Kätzchen bis zu dem Schlummernden herangekrochen war, versenkte er seine unsaubere Rechte so geschickt in ihre Tiefe, daß keine verräterische Berührung den Ah nungslosen seiner Traumwelt entriß. Blitzschnell ließ der Unbekannt: den länglich viereckigen Gegenstand, >:n sein kühner ForschungSge'st zu Tage gefördert, in geeigneter Weizc Propaganda für die Sozialdemokratie gemacht wird." Besonders soll ihnen ihre „Pflicht" gegenüber dem inneren Feinde" eivaeschärst werden Das ist also, auf deutsch gesagt, Aufforderung zum Ungehorsam gegen militärische Befehlt, insofern es nicht- anderes heißt, als daß di: Soldaten im Fall: innerer revolutionärer Konflikte in die Lust schießen sollen. Die Bremer „Genossen" wünschen, daß in den Kreisen der Reservisten „mit allen Mitteln" gegen den Eintritt in militärische Vereire gearbeitet wird, und die Marke Berlin trägt ein Antrag, der die Beseiti gung jeglicher Militärgerichtsbarkeit, sowie die allgemeine Einführung d»r einjährigen Dienstzeit fordert, die eine wirksame militärische Ausbildung und Erziehung un- möglich machen und dadurch die Disziplin unter graben soll- Von den Anträgen zur Tagesordnung verdient weiter hervorgehoben zu werden, daß die Genossen von Elberfeld die Fälle Krupp, Krosigk und Hüffever besprochen sehen «ollen; sie beantragen, als besonde ren Punkt auf die Tagesordnung zu setzen: Dir deutsche Rechtsprechung im Zivil- und Militärstrafrecht Die G.nossev von Berlin, Hannover, Chemnitz, Frank furt a- O, Mannheim, Greifswald, Grimmen, Nürn berg beantragen, daß Bebel als Referent und v. Voll mar al- Korreferent über die Ergebnisse der Reich» rag-wahlen sprechen sollen. Die Genossen von Essen (Kuch de« Feststellungen des König!, meteoro! Institut, Chemnitz) für Dienstag: regnerisch. Temp.: zu tief. Wind: Nordwest. Barom.: mittel. für Mittwoch: Trocken, wenn auch mehr oder weniger trüb. Temp.: normal. Wind.: Südost. Barom.: mittel. liche R ntier de: seinem Anblick wahrscheinlich trotzdem nicht empfunden haben. Denn »u- den zahlreichen Löchern seines dünnen Röckchen- schimmerte ein Hemd von mehr als zweifelhafter Reinheit; seine Stiefeletten bewahrten nur noch wie durch ein Wunder ihren äußerst lo?en Zusammenhang mit dem Oberleder, und derKnoten- stcck in seiner Rechte» sah ebensowenig Vertrauen er- weckend auS wie sein verwitterte- Gesicht mit der blau roten Rase und dem sa dgelben borstigen Schnurrbart. Für diesen Spaziergänger hatte sich die Natui offmbar ganz umsonst Mit ihrem prächtigsten Sommer gewand geschmückt; denn er schaute höchst verdrießlich drein und brummle von Zeit zu Zeit unverständlich- Laure vor sich hin, die nach den begleitenden Be wegungen des Knotenstocke» zu urteilen nicht» weniger al» Aeußcravgen einer gehobenen Sonntagrstimmuog waren- Da mit einem Mal hielt auch er lauschend auf seinem Wege inne. „Donnerwetter," knurrte er, „Ich will auf der wie sie sich nach französischem Beispiel auch gerne nen nen hören, von Jahr zu Jahr zugenommcn, so stark, daß sich selbst der vorsichtige Auer jetzt unumwandev mit seinem gaezen Eirfluß als Parteisekretär und al» eine» der ältesten Mitglieder der Partei, auf ihre Seite gestellt Hit. Die neuro K-äite, die die letzten Reich« tagSwahle» der Fraktion gebracht haben, dienen zum größiten Tile euch der Verstärkung der Gruppe der Revsiomsten, so die Gewerkschaftler Hu6 Essen, Boemel burg-Hamburg Legien-Hamburg, die „Akademiker" dieser Firma Herrn Fabrikant Max Hempel, das städtische EhrenzeugniS durch Herrn Bürgermeister Dr. Polster mit anerkennenden Worten für die be wiesene Treue und Anhänglichkeit feierlichst überreicht. — Am vergangenen Sonnabend abend gegen 12 Uhr gerieten auf der fiscalischen Straße unweit deS LampertuSschachteS mehrere junge Männer, zwei Deutschböhmen und ein Tscheche in Streit, welcher schließlich in Tätlichkeiten ausartete. Der l-tztere griff zum Messer und drohte jeden niederzustechen, welcher sich ihm nahte. Als schließlich noch andere Leute her- beieilken, ergriff er die Flucht und stürzte hierbei in den an dieser Stelle sehr tiefen Straßendamm, wobei er sich blutende Verletzungen im Gesicht zuzog. Der Mann trieb dann die Frechheit so weit, einen Schutz mann zu holen, dem gegenüber er sich als der Ange- griffene angab. Die Leute, die das Vorkommnis be obachtet hatten, belehrten den Schutzmann aber eines Besseren, und so nahm sich dann der Schutzmann deS Ruhestörers an. — Vorige Woche verunglückte eine hiesige Bürgerskhesrau, selbige war aus einem Stuhl, auf den sie zur Verrichtung einer häuslichen Arbeit getreten war, durchgebrochen und fiel dabei so unglücklich, daß sie einen Armbruch erlitt. — Das ReichSversicherungSamt hat folgende Ent scheidung getroffen: Wenn der Weg zur Arbeit dem Betriebe zuzurechnen und im Arbeitsvertrage dem Ar beiter nach Möglichkeit Schutz aus den Wegen zu und von der Arbeit gegenüber ausständigen Arbeitern zu- g sichert worden ist, stellen sich die getroffenen Vor kehrungen zu diesem Schutz als Betriebseinrichtungen dar. Wenn Mißhandlungen von Streikbrechern unter solchen Umständen auf dem Wege zur Arbeitsstätte statifindcn, sind sie als Betriebsunfall zu behandeln. — Oberlungwitz. Aerztliche Hilse in Au- pruch nehmen mußte vorige Woche eine hier wohn- zaste Frau. Dieselbe glitt beim Kehren in der HauS- lur auS und erlitt dabei eine sehr schwere Verletzung am Bein. In diesem Falle ist der beteiligte Haus besitzer allen zu ei warteten Ansprüchen enthoben, da er einer Haftpflichtversicherung aagehöct und dieselbe alle Kosten des Unfalls trägt. — Unter äußerst starker Beteiligung wurden gestern Nachmittag di» etzten irdischen Ueberreste des aus dem Bahnhose Zwickau tätlich verunglückten Bremsers Neßmann auf dem hiesigen Friedhose beerdigt. Unter dem Trauer gefolge bemerkten wir viele Beamten und Arbeiter deS Dienste flehenden Werkführer Herrn Friedrich August Lohse von hi->r, in Gegenwart des Mitinhabers demokratischen Abgeordneten sind eingetroffen. Mans bemerkt Bebel, Singer, v. Vollmar, Heine, Auer, Haase, Bernstein, Pastor a. D. Göhre, Motteler, Lede- bour, sowie den ehemaligen Privatdozenten der Ber- liner Universität Dr. Leo AronS, ASkewS-London, den ReichSratSabgeordneten Peruerstorffer, Dr. Viktor Adler, und den Sekretär der österreichischen sozialdemokratischen Partei, Skaret-Wien, den Vertreter der tschechischen Sozialdemokratie, Chefredakteur des „Prado lidu" Nemec-Prag, sowie Delegierte auS Ungarn, Holland und Italien, Klara Zetkin-Stuttgart und Rosa Luxem burg-Berlin. ZeituugS-Berichterstatter sind aus dem In- und AuSlande in so großer Zahl erschienen, daß sie an zwei langen Tafeln nur mit Mühe Platz finden. Man bemerkt am Pceßtifch auch den nationalsozialen Pastor a. D. Kötzschke. Der große Saal des „Tria non" ist mit Kränzen, Girlanden und sozialdemokra tischen Emblemen aller Art geschmückt. Im Hinter, gründe des rot drapierten Podiums erhebt sich die Kolossalbüste der Göttin der Freiheit, rechts und links flankiert von den Büsten Karl Marx, Lassalle-, En gels und Liebknechts. Bereits gegen 6 Uhr abends strömte eine so große Menschenmenge nach dem „Trianon", daß der Saal bald in allen Teilen Kops an Kopf gefüllt war. Der Reichstagsabgeordnete ungen. 5. Maifeier. S. Der internationale Arbeiter- 7- Anträge zum P o Hohenstein - Ernstthaler Bahnhofes, sowie auch deS Chemnitzer. Groß war die Zahl derer, welche dem nunmehr Verschiedenen dos letzte Geleit und den letzten Liebesdienst erwiesen. Herr Pastor Zeißig hielt eine ticfergreifende sinnige R-ds am Grabe, weiter ehrten noch einige Beamte den Heimgegangenen durch ehrende Nachruse und durch Niederlegen von Blumenspendev an seiner letzten Ruhestätte. Der friedlich daliegende schmucke Kirchhof konnte kaum noch die neugierige Menschenmenge soffen, welche von hier und der Um gebung erschienen war, um einen letzten pietätvollen Akt beizuwohnen. Neßmann gehörte srührr dem Bahn- Hofe Hohenstein-Er. als Beamter an wurde aber vor iniger Zeit nach Chemnitz versetzt. Leistungsfähigkeit von den Fabriken zur Verfügung gestellt waren ; die dem Geueralstabe gehörigen Fahr- zeuge wurden von Soldaten gelenkt. Brieftauben wurden wieder in tornisterartigen Käfigen mitgesührt; Krieg-Hunde sahen wir mehrfach, so eine Art englischer Terrier-, bei einem sächsischen Jäger-Bataillon, das Täschchen um den Hal». Die Unteroffiziere lobten die Tiere sehr. Sie hätten sich beim Uebrbringen von Nachrichten von den Vorposten aus durchaus bewährt. Abseits von »er Heerstraße. Eine tragikomische Sommer-Sonntags-Geschichte von Reinhold Ortmann. I. Forts. (Nachdruck verboten) Aber Fräulein Else schüttelte in hoffnungsloser Traurigkeit den Kopf. „Da kennst meinen Papa nicht, wenn Du dar für möglich hälft Er ist der beste Mensch von der Welt ; aber eine Beleidigung verzeiht er nie. Er hat auf das strengste verboten, in seiner Gegenwart Deinen Namen zu nennen. Und er würde mich aus der Stelle verstoßen - wenn er etwas von unsrer Lieb: erführe." Ihre hübsche» Auge» standen voll Tränen; der Doktor aber sah gar nicht so entmutigt und nie»erge- schlagen au-, wie e- bei so trostlosen Aussichten eigent lich hätte der Fall sein müssen. „Er ist sehr ergrimmt, da- beweist mir die Be- harrlichkeit, mit der er bei zufälligen Begegnungen aui der Straße meine» Gruß ignoriert- Aber eS wird schon eine Gelegenheit kommen da» zerrissene Band wieder anzukoüpscn. Ein so hartherziger Tyrann kann er doch nicht sein, da» Leben-glück seine» Kindes einer eigensinnigen Laune zu opfern." Irgendwo im Walde regte sich etwa« und Fräu lein Else fuhr erschrocken zusammen. „Himmel, wenn mau ün» entdecktet Der Papa würde natürlich nicht an einen bloßen Zufall glauben." „ES ist selbstverständlich auch keiner, mein Lieb! Deine Schwester Grete hat mir gestern abend das Ziel Ture» SonntagSaurflugeS mitgeteilt und in der Zu versicht, daß uv» Gott Amor zu einem kleinen Zwie gespräch verhelfen würde, habe ich mich schon mit dem erste« Frühzuge aufgemacht. Ich wußte, daß Ihr auf dem Wege nach Preoden hier vorbeikommen müßtet denn ich habe bi» vor einem Jahr in dieser Gegend praktiziert und kenne sie ganz genau. Da legte ich mich denn in den Hinterhalt und Du siehst, daß um» Vertraue» in den liebenswürdigen kleinen Sohn der Frau Venu» mich nicht getäuscht hat " Der größeren Sicherheit halber zog er sie aber doch ein wenig weiter von dem Schlummerplätzchen ihrer Eltern hinweg in den Wald hinein, und eng um schlungen wandelte» sic zwischen den Stämme» dahin, um in der Glückseligkeit ihrer junge» L ebe bei Vogel aezwitscher und I ndem L:oz:tw hen für eine kleine; Spanne Z:it alle» Ungemach zu vrgessm, mit dem Herrn August Kleinmichers unversöhnlicher Groll si bedrohte. Dr David, Dr. Heinrich Braun, Pfarrer a. D. Paul Göhre, Dr. Lindeman» ulw. Wie sehr augenblicklich die Revifiooistenfrage dar ganze Dichten und Trachten der „Genoffen" beherrscht, geht au» dem Umstande hervor, daß von de« zum Dre-duer Parteitage eingebrachten Anträgen und Re solutionen sich etwa ein Drittel allein auf die künftige praktisch-politische Tätigkeit der sozialdemokratischen RcichStagSfraktion einschlicßlich der Bizepräfidentenfrage bezieht. Eingegaugen sind bi» jetzt 115 Anträge, während ihre Zahl auf dem vorjährigen Münchner Parteitage nur 88 betrug; ein halbe» Hundert pfleg! dann außerdem erfahrungsgemäß noch im Laufe de, Verhandlungen hinzu za kommen. Al» Kuriosum mag ein Beschlußantrag de» 2. sächsischen Wahlkreises erwähnt werden des Inhalt-, daß die Partei darauf bedacht sein müsse, überall Häuser zu erwerben oder Bauerngüter in eigene Regie zu nehmen, damit die jenigen Genossen, denen infolge ihrer Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie die Wohnung grküvdigt wird, eine geeignete Wohnung erhalten könnten. Ja einer Beziehung verdient ein Teil der diesmaligen Anträge hervorragende Beachtung, und zwar ist dar insoweit der Fall, als sie sich gegen da- feste Gefüge unsere» Heeres richten und die zu dessen Lockerung nach so zialdemokratischen Begriffen dienlichen Mittel anprei seo. So haben die Elbinger „Genossen" beantragt, die Partei möge dafür sorgen, daß unter den jährlich für den Eintritt in die Armee bestimmten Leuten „w fAngegriffenen. Es wird sich zeigen, ob er nun selbst fauch da» Versteckcospiel mitmachen wird, oder ob die 'Revisionisten den Man«e»mut haben, Bebel» Aufforder- , un« zur Wahrheit zu machen: Kein Vertuschen mehr! , Offene Farbe bekannt! Der „Vorwärt»" behandelt heute in einem 5 , Spalte« langen Leitartikel die Einheit der sozialde- i mokratischen Aktion. Er bemüht sich nachzuweifen, daß trotz aller theoretischen Meinungsverschiedenheiten , nirgends in der Partei eine Tendenz bestehe, die auf eine Auflösung der einheitlichen Taktik der Partei hinausgehe. Der „Vorwärts" verteidigt sich sodann gegen Bebel» Vorwurf, da» Blatt b,be gedichtet in seiner Schilderung der früheren Haltung der Partei und weist Bebel Unrichtigkeit seiner Angaben nach. Trotz aller gewandten Dialektik, mit der der Vorwärts das Bestehen von Differenzen zu vertuschen sucht, gibt er doch folgender zu: „Wn scheinen wahrlich nicht in der Stimmung zu fein, daß die Erörterungen in der Par tei in den Grenzen de- Förderlichen bleiben würden." Da- sozialdemokratische Zeutralorgav kommt schließlich zu folgendem Schluß: „Die Wunde der Partei kann sicht vernarben. Der RuzungSzustand ist gewisser maßen zum chronische» Katarrh geworden, jede- Un gefähr bringt die Wunde zum Bluten. ES besteht die Befürchtung, daß manch: Parteigenossen innerlich sich der Sozialdemokratie abgrwsndt haben, und merklich nicht nur eine neue Taktik, sondern auch neue Prinzipien, vielleicht auch Prinzipienlosigkeiten wollen. Mao mut maßt, daß sie mit ihren gehässige» Grdanken sich »och nicht herauSwagen, daß sie erst auf den richtigen Augen- blick warten. Ob diese Befürchtung nun berechtigt ist oder nicht, wer kann den Menschen in- Herz sehen ' E-ne furchtbare Auseinandersetzung mit derartigen Elementen ist erst dann möglich, wmn ihr Revisioni». mur greifbar ist und feindselig und zersetzend in die Einheit der sozialdemokratischen Aktion wirkt. Da ist der Augenblick gegeben, wo er entschlossen und fest zu- zugreifen gilt." Der „Vorwärts" kommt daun zu dem Schluß, er glaube nicht au die Heilkraft eine- weitläufigen und notwendigerweise verkleinernden Vizepräsidentengeläute» und besorge, vaß die Arbeit, die die fozialdemokratischen Wähler von der Partei verlangen, dadurch beeinträch tigt werde- Genossinnen in Parteikreiscu genannt werden, zugescllt. Der größte Teil der früheren „Unabhäogizeu" und .. Anarchisten hat inzwischen wieder in der Partei An- aus 33 Parteiortev, daß der Parteitag über fol schloß bei Bebel und Singer gefunden, und dem Rests - - - - - - - - - - - wurde bckavntl ch aui dem vorjährigen Parteitag in München durch Aufhebung der früheren Ausschließung Generalabsolutioo er" eilt Auf der anderen Seite hat der Flügel der „Revisionisten" oder „Intellektuellen", Im Jahre 1901 hat sich der Revifiouistenführer Bernstein dem Tadel Bebel-, den die überwiegende Mehrheit de- Parteitages mit 203 zu 31 Stimmen billigte, mit den gewundeueu Worten unterworfen: „Werte Genossen! Wie ich ,chon in meiner Zuschrift an den Stuttgarter Parteitag erklärt habe, kann ein Votum des Kongresses mich selbstverständlich in meiner Ueberzeuguvg nicht irre machen. ES si mir aber zu gleich da» Votum der Mehrheit der G.«offen niemals gleichgültig Meine Ueberzeugung ist die, daß in dieser Resolution mir objektiv unrecht geschieht, daß sie auf falschen Borau-setzuogen beruht, wie ich Ihnen da» schon au»geführt habe. Aber nachdem Genosse Bebel erklärt hat, daß mit seiner Resolution kein Mißtrauens votum verbunden sei > soll, erkläre ich fernerhin, daß ich das Votum der Mehrheit de» Parteitage» al» ein solche» entgegeunehmen und ihm diejenige Achtung und Berücksichtigung entgegeubriogco werve, die einem sol chen Koogreßbeschluß gebührt" Damals bereit», wo die Gegensätze noch bei weitem nicht die Schärfe wic heute hatten, faßte Vollmar sein Urteil über diese» ganze Komödicnspiel dahin zusammen: „Wenn während acht Tagen die ganze Kaiturmenschheit auf un» schaut, dann müssen wir un» doH so «ufführen. daß wir uns sehen lassen können; dar war aber nicht der Fall Dar Vorgehen gegen Benstein muß ich durchaus mißbilligen and noch mehr die Art wie die Sache ihren AuSzang genommen hat. So wie es in der Wissenschaft nur eine absolute Freiheit der Kritik oder keine gibt, so auch hier. Wegen der Art der Kritik darf man niemand maßregeln- Da» Urteil ist ein ganz unmögliche» Ent- i weder muß Bernstein ganz schweigen oder er setzt sich sehr rasch mit der auf dem Parteitag gefaßten Res"lu- I tion in Widerspruch- Run ist Vollmar selbst einer der
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