Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190309116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19030911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19030911
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-11
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.09.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
sächsisches er- ge. der er- ein iberalen „Köln. Zig." gebrachte Korrespondenz ge» >otev, die eine Wärme des Empfindens für die staats» ännische Begabung und die Person des Herrn von Metzsch zeigt, die man in narionallideralen Kreist n och selten beobachten konnte. In der „Köln. Ztg." hieß eS: „In der Umgebung des Ministerpräsidenten und in den letzten 12 Jahren das Ministerium des Innern und deS Aeußern geleitet. Der Vorsitz im Gesamtministerium wurde ihm vor zwei Jahren über» tragen. Seine staatsmännische Begabung hat er im Landtage in wirksamster Weise betätigt. Bei aller Unbefangenheit seines Auftretens blieb seine Haltung stets vornehm und gemessen und frei von leidenschaft lichen Wallungen; er sprach nie anders als wohl» erwogen, klar und bestimmt. Unmittelbar nachdem ihm 1898 die Einführung der Dreiklassenwahl für die Zweite Kammer deS Landtages gelungen war, ehrte ihn der Kaiser durch Verleihung des Roten Adler» ordenS 1. Klasse, und kurz darauf dadurch, daß er am Geburtstage des Königs von Sachsen zu einem Abendfeste bei Herrn v. Metzsch erschien. In seiner schlanken, elastischen Gestalt macht Herr v. Metzsch v. Metzsch und der sächsischen konservativen Partei mögen vorübergehend Schwierigkeiten bestanden haben, die nicht zum wenigsten in dem Solidaritätsgefühle oeS Herrn v. Metzsch gegenüber Herrn v. Watzdorf ihre Begründung fanden. Aber diese Schwierigkeiten sind längst behoben. Namentlich, was die prinzipielle Stellungnahme gegenüber der Wahlrechtsfrage anlangt, o kaun immer wieder nur mit Genugtuung konstatiert werden, daß die konservative Partei bereit sein wird, der Regierung zur Beseitigung der bestehenden Un- erechtigkeiten die Hand zu reichen, und es ist daher ur doppelt zu begrüßen, wenn auch von national liberaler Seite Herrn v. Metzsch Zuneigung erwiesen wird. Unter solchen Auspizien ist von der vertrau- chen Besprechung einer Vorlage zur Abänderung der VahlrechtS jedenfalls das Beste zu erhoffen. meint diesen H rrn aber nicht, sondern den Präsidenten der Kamnnr, Geh. Hofrat Dr. Mhnert. In sozial demokratischen und ähnlichen Blättern haben wir schon öfter die Redensart von der M.hnertschen Neben- eefterung gelesen. W-nn sie jetzt von der „Köln. Zig." übernommen wird, so hat das einen besonderen, deut- ch e-kennbaren Zweck. Wir haben keine Veranlassung, sür Herrn Geh. Hoscat Mehnert inS Zmg zu l gen. Wir sind manchmal verschiedener Meinung ge wesen; ober das müssen wir ihm bezeugen, daß seine politische Tätigkeit in Sachsen durchaus selbstlos ist, und daß ihm nichts ferner liegt, als eine Art von Nebenregierung zu bilden. Solche Beharpiungev tragen das Gepräge der Lächerlichkeit. Herr v. Metzsch wird sie, davon sind wir überzeugt, ebenso verurteilen wie wir." Auch nach unseren Jnformatiovcn, schreiben die „Dr. Nachr.", entsprechen die Ausführungen der „Deutschen Tagesztg." der wirklichen Sachlage in weit öherem Maße, als sie besonders in den Schlußsätzen uer .Köln. Ztg." gekennzeichnet ist. Zwischen Herrn Ministerium des Innern gewiesen morsen war, nun mehr eine Entscheidung erlassen. In dieser wird die vom hiesigen Rate erlassene Erläuterung der Be kanntmachung vom 25. August, wonach unter dar längere Stehenbleiben rc. insbesondere auch das söge- nannte Streikpostenstchcn sällt, als der Straßenpolizei, ordnung entsprechend bezüchnet und deshalb die Be schwerde zurückgewiesen. Das Swellvostenstehen an sich sei zwar nicht strafbar, ober die Stadtverwaltung habe das R'cht, die sür die Freiheit, Sicherheit, Ruh» und Ordnung des Verkehrs erforderlichen Maßnahmen zu treffen uns könnte unter den in der Straßenpolizei- o-dnurig gegebenen Voraussetzungen die S'reikpost'N zum Aufgeben ihrer P ätze veranlassen. — Die Lohn- kommijsion hat sich nun beschwerdesührend an den Minister v. Metzsch gewendet. Die Streikenden habe» daraus an Herrn v. Metzsch nun folgendes Telegramm gerichtel: M nisterium des Innern. Seiner Exzellenz Herrn v. Metzsch. Die Polizei fährt fort, in unerhörter Weise vor- zugehen gegen die Streikposten stehenden Arbeitcr. Täglich werden ohne jeden Grund Arbeiter und Arbei terinnen der Polizeiwache und dem Amtsgericht zug^. sührt. Und das alles, trotzdem nirgends eine Srör- ung der öffentlichen Ordnung vorgekommen ist. Die Ruhe und Ordnung der ousgesperrten Arbeiter und ürbeiterinnen ist musterhaft. Nur der Fabrikant, vor Freund dee Arbeiter und wolle Licht und Schatten leichmäßig verteilen. Unterzeichnete ersuchen deshalb in hohes Ministerium, recht bald die Stadtbehöcdev von Crimmitschau anzuweisen, ihre Maßnahmen einzu- t-.llen und nicht fortgesetzt störend in den Kampf ein- ugreifen. Dre Arbeiter stehen aus dem Boden des Rechts. Sie sind ausgesperit. Das Kampfmittel der Internehmer ist TerroriSmuS. Lohnkommission der T xtilarbeiter Crimmitschaus. Max Schiller. Albin Hecht. riogeleitet, die Frage nach der Person dcS Beschwerde- sichrer- jedoch nicht gestellt hätte. Die Redaktion des „Vorwärts" hatte, wie man ihr wohl allgemein zuge- stehen wird, ausnahmsweise ganz korrekt gehandelt indem sie sich zuerst au die kompetente militärische Stelle wandte; ein solch-s Verfahren ist den Sozial demokraten von der Reichstagstribüne herab sogar em pfohlen worden! Die Angabe des RegimentSkomman- SoS, daß cs ohne die Kenntnis des Ramens des Sol daten die Untersuchung nicht führen könne gibt dem „Vorwärts" lediglich zum Ausdrucke des Zweifels Anlaß, ob eS deu Militärbehörden mit der Beseitigung von Mißständen ernst sei. Indessen würde der Ver zicht auf die Einleitung einer Untersuchung bis zur Namhaftmachung des beschwerdeführevden Soldaten im vorlieg-ndcu Falle immer noch weniger MS Ge wicht gefallen fein, als die Verhaftung deS Sozial demokraten Rehbeiu wegen ZeugmLvecweigerung. Glaubte die Militärbehörde durch ihr Vorgehen den Soldaten den Weg zu einem sozialdemokratischen Blattc versperren zu können, so w rd der AuSgang dieses Zeugniszwangsverfahrens die überhaupt in Betracht kommende» Soldaten in der Ueberzeugu^g bestärken daß sie ohne Sorge sür ihre eigene Sicherheit sozial demokratischen Blättern Beschwerden Mitteilen können. Glaubte ferner die Militärbehörde, durch ihr Verfah ren der privaten Beschwcrdeführung sozialdemokratische Blätter vorzubeugen, so leuchtet die Unzweckmäßigkeit auch dieses Standpunktes ein Denn die Behandlung militärischer Beschwerden im Parlament und Presse bleibt der Sozialdemokratie auch >u Zukunft unbenom men und es wird sich nicht in Abrede stellen lassen, daß sie auf dem letzteren Wege agitatorisch besser ab- schneidct, als bei einem direkten Verkehr mit den Militärbehörden- Angesichts solcher Erwägungen kann man sich der Ueberzeuguvg nicht verschließen, daß die Einleitung deS ZeugniszwaogSversahrevS gegen deu „Genossen" Rehbein hätte unterlassen werden sollen Ler sozialdemokratische Parteitag in Dresden, der um ein AgitationSmfttcl reicher geworden ist, wird zeige», wie willkommen den „Genossen" der neue Fall lst — Gewerbeverein. Im Hinblick aus dre gemeinsamen Bestrebungen der Gewerbevereine, die Hebung und Förderung des Handwerks nach Kräften zu unterstützen, mar die gestrige Versammlung im Ratskeller verhältnismäßig schwach besucht. Mit dem Ausdrucke lebhaften Bedau- r.cS eröffnete der Vorsitzende, Herr LouiS Dähne, die Versammlung. Mit dem Ein tritt in das nanmehr beginnende Winterhalbjahr hoffe er, daß seitens der Mitglieder den Versammlungen des Vereins mehr Interesse entgegengebracht werde. Zu Pank 1 der Tagesordnung: Eingänge, gibt der Vorsitzende eine Anzahl Offerten bekannt, unter denen sich auch die kines Berliner Institutes befindet, welche- aus allen größeren Tageszeitungen und Fach blättern der verschiedensten Art Ausschnitte über wch tige Abhandlungen auf gewerblichem Gebiete sammelt und gegen Honorar Gewerbcvereinen rc übersendet. Einige Probe-Au-schnitte, unter denen sich auch so! he de» Hohenstein-Ernstthaler Tageblattes befinden, lagen den Mitgliedern zur Einsichtnahme aus. Die Ver sammlung entschließt sich keinen Gebrauch von dieser Offerte zu machen- Ein von Herrn Zeichenlehrer Ebersbach eingegangenes Dankschreiben für die ihm vom Verein übermittelten Glückwünsche, anläßlich seiner Auszeichnung, gelangte zur Verlesung. Vom Vor sitzenden der Gaubundc- der erzgebirgische» Gewerbe» Minister v. Metzsch. In auhersächsischen Blättern wird neuerdings wieder lebhaster das Verhältnis des Ministers von Metzsch zu den sächsischen Konservativen erörtert. Be- onderen Anlaß hierzu hat eine von der national- dessen Fabrik der Streikposten stehende Arbeiter auf- und abgeht, fühlt sich belästigt. Auf Grund dessen nimmt die Behörde ihre Maßnahmen im einzelnen vor. Die Kreishauptmannschaft hat gegen die Arbeiter (Kuch den Feststellungen de» «öuigl. meteorol Institut» Lhemniy) für Freitag r Trocken, wenn auch mehr oder weniger trüb. Temp. zu tief, Wind Südwest, Barom. mittel; für Sonaabead: Trocken, wenn auch mehr oder weniger trüb. Temp. normal, Wind Süd, Barom. mittel. ÄxtHarttltwtMWii i« kriMiWu. — Crimmitschau, 9. Sept. In der be kannten Angelegenheit wegen deS StrsikposteustehenS hat die Königliche Kreishauptmannschaft, an welche die Beschwerde der Lohnkowmifsion der Textilarbeiter vom entichieden. Die Arbeiter haben nichrs andres wartet, weil jedes Vertrauen zu den Behörden chwunden ist. Exzellenz haken der Deputation Irbeiter ausdrücklich erklärt, Streikpostenstehen sei aubt. Exzellenz haben weiter erklärt, er sei Korps. Jo letzter Stunde aber kam da- lV. (rote) Korp- heran und brachte das Vorgehen von Bla« zum Steden- Den beabsichtigten Bewegungen von Rot steht daher kein Hindernis mehr entgegen- Merseburg, 9. September. Nachmittag- 2 Uhr fuhr der Kaiser vom Manöverselde nach der Stadt zurück. Da- Wetter ist kühl und stürmisch Die rote Partei hatte gestern die blaue zurückgedräogt und stand gestern Abend bei und südlich von Roßbach mit dem 11, Korp». bei Branderoda und Freiburg mit dem 4. Korps. Auf di: Nachrichten jedoch, daß die rote Haupt- armee zurückgehe, wollten die roten Korp- heute süd westlich abrück-u in der Richtung mf Camburg und Sulza. Von der blauen Partei stand heute morgen da» 1S. Korps bei Weißenfels, das 12 Korp- bei Stößen. Beide Korp» wollten die Methan überschreiten, was gelungen zu sein scheint. Rach heftigen Kämpfen südlich von Raumburg schob sich die blaue Pa.tei vor das Marschziel der roten Partei. Naumburg, 10. Sept. Der Kaiser traf heute morgen mit seinem Stabe von Merseburg aus um 7 Uhr hier ein und fuhr dann im Wagen ins Manöver gelände bei Kösen. Das 4. Armeekorps ist soeben bei Naumburg über die Saale gegangen und macht eine große Schwenkung zum Flankenangriff. Wie ein Manöverbummler den „Leipz. N. N." erzählt, geriet die preußische Artillerie (47. Feldart.» Reg.) durch die anstürmenden 134er bei Naumburg derart in die Klemme, daß sie — 12 Geschütze in den Händen des Feindes lassen mußte. Der Wegnahme der preußischen Batterien durch die sächsischen Truppen sah übrigens zufällig der Herzog von Teck in Beglei- tung eines englischen Artilleriehauptmanns zu. Beide Herren wurden wegen ihrer weißen Mützen (die zur englischen Jnterimsuniform getragen werden) vielfach für russische Offiziere gehalten. Jene Ueberrumpelung der preußischen Artillerie, der keine Jnfanteriebedeckung zur Verfügung stand, fand ungefähr in derselben Weise statt, wie sich der Verlust der englischen Batterien bei Colenso vollzog. Gelegentlich der diesjährigen Kaisermanöver ist eine Einrichtung geschaffen worden, die bei der herrschenden großen Hitze und damit verbundenen Trockenheit zweifellos von äußerst wohltätiger Wirkung sein dürste. Vom Generalkommando des 12. Armee korps ist an die Verwaltung der Stadtgemeinde Dresden das Ansuchen ergangen, zum Zwecke der Versorgung der beteiligten Truppenkörper mit frischem Trinkwasser gegen entsprechende Vergütung eine Anzahl Geführte zur Verfügung zu stellen. Das städtische Tiesbauam hat deshalb einen Fuhrpark von 31 zweispäanigen Wasser- wagen zusümmeugestellt, der am Freitag voriger Woche nach dem Gelände der Kaisermanöver abgegangen ist. Die Maßregel ist damit begründet worben, daß bei dem Zusammenströmen so großer Mrnschenmasssn die vorhandenen Wasserentnahmestellen oft nicht genügen, während andererseits die Hsrbcischaffung der ge wünschten Flüffigkeitsmengen mit erheblichen Schwierig, keilen verknüpft ist, ihr gänzliches Fehlen aber große Gefahren für Mensch und Tier im Gefolge hat. Die Stadt Leipzig ist ebenfalls zur Stellung einer an nähernd gleich hohen Zahl Wagen aufgefordert worden. I». P.rügen i. ..... v».... für die Bedürfnisse der manövrierenden Truppenteile schon früher dis besten Erfahrungen gemacht und gute Re sultate erzielt. Eine hübsch: Manöverepissve wirb der „Saale-Ztg." erzählt: „Als die 3- Schwadron der Brandenburger Kürassiere gen Roßlau ritt, um daselbst Quartiere zu beziehen, wurde die Rritertruppe vor der Stadt von ver ersten Knabenklasse der dortigen Volks- schule in Paradeanfstellung mit Trommeln und Pfeifen empfangen und begrüßt. Di.fe unerwartete Huldigung beantwortete der kommandierende Offizier, R'ttmeister von Restorff, damit, day er die Kaaben vor d-e Schwadron cinschwenken ließ uns nun unter wcchseln- rem klingenden Spiel — Trommelschlag der Schüler eiuerscitS und Musik der Trompeter andererseits — in die Hauptstraße Roßlaus einrückte. Durch diese kleine Ma :öv:rcpisodc wurde in der Stadt eine io pa- monsch: Stimmung hervorqcrufen, daß die ganze Bürgerschaft, jung und alt von der LiedenSaürdigkeit scS Herrn von Rcstorff erzählte und seinen Kürassieren sic herzlichste Gesinnung entgegenbrachte. Die Knaben sind so begeistert, daß sie fast nur noch von de« Brandenburger Kürassieren sprechen, uns gewiß noch lange au ihre erste kriegerisch: Aktion denken werden. Bom Manöver. Naumburg a. d. S., 9. September. D e o!c Armceabteiluog hatte für heute Befehl, die rechte flanke der (supponierten) Westarmee, die »eiter zurück- cheu muß, zu decken Der Führer von Rot beschloß raher, auf Camburg und Sulza (an der Saale ober halb von Naumburg) zu marschieren. Die Ostarmec eabsichtigt Rot weiter zu verfolgen. Die südliche ürmeeabteiluug soll die Verfolgung südl'ch der Saale nterstützen. Die blaue Partei errang erst durch Wettes Umgreifen nach Südwest einen Erfolg über das Xl. keineswegs den Eindruck einer geschwächten oder gar verbrauchten Kraft. Wenn er trotzdem die ihm zu geschriebene Absicht des Rücktritts hegt, so will man in seiner Umgebung dann eine Wirkung der stillen Gegnerschaft erblicken, die der aus der konservativen Partei hervorgegangene Minister gerade bei der kon servativen Fraktion des Landtags oder richtiger bei ihrem Führer findet. Das starke Uebergewicht der konservativen Stimmenzahl im Landtage verdichtet sich in dessen Hand zu einer Macht, die sich wie die einer Nebenregierung ausnimmt und zuweilen so persönlicher Art ist, wie es in einem monarchisch-regierten Staate am wenigsten von der konservativen Partei gebilligt werden sollte." Hierzu schreibt die „Deutsche Tagesztg." : „Wir haben erst kürzlich mitgeteilt, daß Herr v. Metzsch zunächst nicht daran denke, aus seinem Amte zv cheiden. Ob er übers Jahr zurücktreten werde, das kann heute noch niemand sagen. Soviel ist sicher, daß König Georg sich ungern von ihm trennen würde, und daß Herr v. Metzsch Rücksicht auf den Wunsch seines Königs nehmen wird. Die Frage, ob Herr v. Metzsch den schwierigen Aufgaben, die gerade jetzt dem leitenden Minister in Sachsen aufgebürdet werden, vollkommen gewachsen sei, wollen wir uner örtert lassen- Sie zu stellen und zu beantworten ist zunächst Sache des Königs und des Ministers selbst. Was aber die „Köln. Ztg." über den Grund der Rücktriltsabsicht mitteilt, ist weiter nichts als tendenzi öse Stimmungsmache. Die konservative Fraktion bildet die überwiegende Mehrheit in der Zweiten Kammer. Mit dieser Stellung ist eine schwere Verantwortung verbunden. Sie darf sich nicht uachsagen lassen, daß sie eine Politik des Jasagens treibe. Sie muß daraus bedacht sein, daß die verfassungsmäßigen Garantien gewahrt werden. Aber sie hat dem Minister v. Metzsch niemals Schwierigkeiten gemacht, um ihn zu ärgern oder um seine Stellunz zu erschüttern. Die Be- Ziehungen des Ministers zur konservativen Fraktion sind auch saft immer recht gut gewesen. Als sie ein mal minder gut waren, trug Herr v. Metzsch selb die Hauptschuld. Es war nicht nötig, duß er sich m dem früheren Fivanzminister v. Watzdorf so identi fizierte, daß dessen Rücktritt auch sür ihn eine Schlappe bedeuten konnte. Die konservative Fraktion hat da mals nichts getan, um den Konflikt über seine eigent liche Bedeutung hinaus aufznbauschen. Im Gegenteil sie har damals versucht, goldene Brücken zu bauen, die allerdings nicht betreten wurden. Trotzdem ist es töricht und den Tatsachen widersprechend, wenn man von einer „stillen Gegnerschaft der konservativen Fraktion gegen den Minister v. Metzsch" spricht. Nock törichter aber sind die Bemerkungen der „Köln. Ztg." über den Führer der Fraktion, in dessen Hand eine Macht vereinigt sei, die sich wie eine Nebenregierung ausmhme. Der Führer der konservativen Fraktion ist bekanntlich G H. Hosrat Opitz. Die „Köln. Ztg." wärt?" den Marsch, indem sie äußert: „Gewiß, Bebel ist kein Gott, er hat sich schon manches Mal verhauen und wird von diesem unveräußerlichen Menschenrechte möglicherweise auch künftig Gebrauch machen, aber eine vierzigjährige Parteiarbeit, nament lich wie sie Bebel vollbracht hat, ist am Ende doch kein Pappenstiel, und wenn es Bebel sür nötig hält, im Interesse der Partei sich öffentlich zu äußern, so sollte ihm jedes Pirteiblait, das er darum angeht, auch seine Spalten öffnen. Wenigstens werden wir stets so versahren, auch auf die Gefahr hin, daß Ge nosse Gerisch uns nicht mehr für Männer, sondern nur noch für Enuuchen hält." Im übrigen meint die „Lpz. BolkSztg.", die Erklärung Bebels habe Klarheit geschaffen gegenüber den BertuschunMsrsuchen oeS „Vorwärts", oer aus dem Dresdner Parteitag eia Paradefest ä la Katholikentag machen wolle. Wenn das Zentralorgan der Partei überhaupt eine wichtige Aufgabe zu erfüllen habe, so sei es die, ein sich-rer Führer durch die praktischen und prinzipiellen Diffe renzen zu sein, die in einer so großen Partei, wie die deutsche Sozialdemokratie, notwendig austauchen müß ten. Es sei in erster Linie seine Pflicht, die Probleme, über die gestritten werde, gründlich zu untersuchen, ihre Bedeutung mit allen Mitteln, über die ein von der Partei so reich ousgestatteteS Blatt verfüge, der. Parteigenossen klarzulegen, kurzum eine Standarte bei großen Parteigrundsätze zu sein. Es sei ihm dann möglich, die Meinungsverschiedenheiten in der Partei aus daS denkbar geringste Maß zurückzuführen. stechest so ziemlich aller schreibenden Parteigenossen unterdrückt, nämlich jedesmal dann, wenn er irgend eine Einsendung ablehnte. In der Vizepräsidenten- Frage war die Redaktion des „Vorwärts" von Anfang an der Meinung, daß es sich nicht verlohnte, aus dieser Bagatelle eine Aktion zu machen. In diesem Sinne nahmen wir am 1. Juli kurz Stellung gegen die von Bernstein angeregte „Frage". Bernstein sandte eine Antwort auf unseren Angriff. Wir lehn ten sie ab. Bernstein tat, was sein Recht war, er führte Beschwerde bei der Preßkommission. Und diese gab uns, wenn wir nicht irren, einstimmig recht. Ek ist uns nicht bekannt geworden, daß Bernstein aus diesem Grunde über Unterdrückung der MeinungSsrei- heit geklagt hätte, obwohl es sich in seinem Falle um eine sachliche Diskussion und nicht um rein persönlichen Streit gehandelt hat. Mit jenem Beschluß der Preß- kommission war von den in Betracht kommenden In stanzen die Meinung festgelegt, daß die Diskussion über die Bizepräsidenten-Frage nach Möglichkeit ein gedämmt würde. Demgemäß ist die Redaktion ver fahren. Es ist der erste Grundsatz der Demokratie, nach sachlichen Erwägungen ohne Ansehen der Person Entscheidungen zu fällen. Ein Redakteur des „Vor wärts", der nicht nur ein sozialistisches, sondern auch demokratisches Blatt ist, konnte also in seinen nach bestem Wissen und Gewissen und nach den Grundsätzen, welche sür die Redaktion stets gegenüber Zuschriften gelten, gefaßten Entschlüssen keinen Augenblick der Person des Einsenders einen entscheidenden Einfluß auf feinen Entschluß einräumen. Es ist zu hoffen, daß nicht auch dieses stolzeste und furchtbarste demo- kratische Prinzip der Revision verfallen wird. Von weiteren Aeußerungen über die Angelegenheit sehen wir vorläufig ab, da sie in nächster Zeit an einem anderen Ort zum Austrag kommen wird. Bis dahin mag wohl auch Genosse Stadthagen für eine Entdeckung Beweise sammeln, daß das Verhalten der Redaktion ein Einfluß des — Revisionismus sei. Bis zu dem Sonntag, an dem er diese seine Entdeckung der Oeffent- lichkeit preisgab, hat er genau gewußt, daß die Redakteure, die in erster Linie die Verantwortung sür den Zwischenfall tragen, so ost sie Gelegenheit hatten, sich zu der von Bernstein und seinen Freunden auf geworfenen Frage zu äußern, sie auf das Entfchiedenste bekämpft haben. Kurt EiSner. Heinrich Wetzker. Wilhelm Schröder." Die „Leipz. BolkSztg." bläst übrigens dem „Bor hastet. Die Verurteilung diefe- Vorgehen» ist in der ge. samten Presse, ohne alle Au-nahmc allgemein, und dem Krieg-Minister stehen im Reichrtage schwere Tage bevor- Auch wer, wie wir, schreibt da- genannte Leipz Blatt weiter, da» ZeuguiSzwaogSverfahrcu nicht unbe dingt verwirft, wird seine Anwendung unter solchen Umständen tief beklagen müssen. Freilich handelte der Berliner Soldat vorschriftswidrig, al» er feine Be schwerde brieflich dem „Vorwärts" mitteilte, anstatt aui dem vorschriftsmäßigen militärischen Wege Be» schwerde zu führen. Aber da der „Vorwärts" den Beschwerdebrief nicht veröffentlichte, sondern durch seinen Mitarbeiter dem Regimentskommando von den Be- schwerden — selbstverständlich ohne Nennung des Na men» — Mitteilung machte, so hätte da» RegimeotS- kommando wohlgetan, wen» e» diese Untersuchung Mu Fall tum Zeu-uiSzwanz. Man kanu sich dcs bedauerlichen Eindruck- nicht erwehren, schreibt das „L- T", daß gerade >n letzter Zeit trotz des AnwachscnS der Sozialdemokratie von behördlicher Seite Maßnahmen getroffen werden, die zum mindesten als nicht geschickt zu bezeichnen sind und lediglich der sozialdemokratischen Agitation neuer Agitationsmaterial zu'ühren. E'.n solcher Mißgrff liegt, wenn die Darstellung des „Vorwärt»" sich be stätigt, zweifellot in der Verhaftung des sozialdemo kratischen Berichterstatters Rchbcin vor. DaS sozialdimokrotischc latt "chreidt: „Am Sonnabend Morgen ist aus dem B.t-e heraus unter Berichterstatter Rehbein verhaftet worden, weil er, als Zeuge vor» Militärgericht geladen, eine ihm unter dem Siegel deS RedaktiooSgeheimnisseS avvertraute Kennt nis nicht zu einer gemeinen Denunziation verwenden wollte. Vor einigen Wochen ging uns ein Brief einer bei einem Berliner Regiment dienenden Soldaten zu Der Mann beschwerte sich in zum Teil erregten Wor ten über Mißstände in einer gewißen, genau bezeichne ten Kompagnie- Es wurde Klage geführt über einen Hauptmann, unter dessen militärischen Anordnungen die Mannschaften schwer litten ... Die Redaktion hatte aber keine Möglichkeit, die Richtigkeit der An gaben zu kontrollieren- Aus diesem Grunde regte unser Mitarbeiter Rehbeiu an, ob man nicht einmal den Weg eivschlagen sollte, der un» so oft io der na tionalen Presse und von dem BundeSratStische im Reichstage au» anempfohle» worden ist: wir möchten statt Fälle von militärischen Mißbräuchen in die deffcntlichkeit zu bringen, sie lieber der vorgesetzten Mitttäibihörde melden, die dann ganz gewiß cinc strenge Untersuchung eivleiten und Abhilfe schaffen werde. Unscr Mitarbeiter erbot sich selbst, in diese, Richtung die erforderlichen Schutte zu tun. Wir ver öffentlichten also kein Wort von den unS gewordenen Mitteilungen . . - Rehbein machte dann dem betreffen den Kommando Mitteilung von den Beschwerden der Soldaten. Natürlich sandte er weder den Original- Brief ein, noch nannte er den Namen des Soldaten." Daraus habe der Oberst des Regiments in einer höf lichen Antwort de» Dank für di- Mitmlurmcu ausge ¬ sprochen, aber kinzugefügt, daß die Untersuchung nichi gefühlt w rden könne, ohne daß der Beschwerdeführer bekannt würde- Rehbein wurde deshalb aufgeiordert , „ „ ... den Namen zu nennen, und wegen ZeugniSverweigeruog v. Metzsch bezweifelt man nicht mehr, daß Herr von zu 10 Mark Geldstrafe verurteilt und außerdem ver, Metzsch sich im nächsten Jahre von den Geschäften zurückzuziehen die ernstliche Absicht hat. Bereits seit >I 37 Jahren hat er im Dienste des StaateS gestanden
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)