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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190306070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19030607
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19030607
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-07
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.06.1903
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SchMn-EMMn TaMtt Amtsblatt. Rr. 129 Sonntag, den 7. Juni 1903 1. Beilage Vermischtes l (Nachdruck verboten.) 33. Forts. Fortsetzung solgt. Der auS t > c c Unsichtbare Fäden. . Roman von Reinhold Ortmann. * Bordeaux und das Motorrenne«. Spezialkorrespondent der „Standard" telegraphirt Bordeaux, daß die Stadt von Besuchern aus Frankreich, England und Amerika überschwemmt ist, und daß die Unglücksfälle, die bei der Motorwettfahrt die Milch in kühlem, womöglichst dunklem, aber nicht dumpfigem Raume aulbewahrt. Er muß eiu Ort sein in dem eine Fensteröffnung vorhanden ist. Auch wird die Milch besser in flachen Gefäßen, Schüsseln, Milch satten frisch erhalten, al- in hohen Gefäßen. In jedem Falle muß die Milch aber sofort abgekocht und so auf bewahrt werden. Der Juni ist der Monat reichsten Leben- und Webens in der Natur. Es schwirrt von Käfern und Würmern, von Schmetterlingen und allerlei anderem Getier, von Blüten und Blumen giebt e» eine Fülle auf Wiesen und am Feldrain, im Garten und im Walde, daß es eine Pracht ist. Der Naturfreund erfreut fick an dieser Herrlichkeit, der Naturforscher aber findet in diesem Monat die reichste Nahrung für seine Tätigkeit- Mit Köcher und Botaoisiertrommel, mit Radeln und Herbariumblättern zieht er au», und jede Partie bietet ihm eine reiche Ernte. Der Juni ist aber überhaupt der schönste Monat Ar Partien, nicht nur für Forschuugsstreifereieu; er ist nicht zu heiß, um durch seine Glut zu belästigen, er bietet Schönheiten in Fülle, er hat die herrlichen lan gen Tage, die gar kein Ende nehmen wollen- Er ist, was da- Wetter anbetrifft, ziemlich beständig in der Regel und bringt auch selten plötzliche Gewitterregen, wie st- im Juli und August an der Tagesordnung sind, kurz er vereinigt die Freuden des Frühlings und »cs Sommers, ohne daß ihm die Mängel dieser Jahres zeiten anhaften. Geschichtlich aber bietet uns der Juni keinerlei Anknüpfung zur Betrachtung, und selbst die bemerkens werten Gedenktage bringt der Juni dieses Jahres nur spärlich. Die deutschen Litteraturfreund; werden frei lich nicht verfehlen, der deutschen Schriftstellers Joh Jac. Wilh Heinse zu gedenken, der am 22. Juni 1803 starb. Er wurde insbesondere berühmt durch den Ro- man „Ardinghello", in welchem das Schachspiel ver- herrlicht wurde Tod herbe,, der nach ihrer Meinung ja auch für ihn selbst nur eine Erlösung bedeuten konnte. Aber sie hatte in dieser Hinsicht nun einmal kein Glück. Dieser halb gelähmte und halb erblindete Mensch schien zu ihrem unaussprechlichen Verdruß sogar eine noch größere Lebensfähigkeit zu besitzen, als der Baumeister, »essen lange Daseinsdauer ihre berechtigten Hoffnungen so schmählich enttäuscht hatte. Und die heutige Scenc war ihr ein nur zu deutlicher Beweis dafür gewesen, daß er trotz seiner Gebreche» noch nicht entfernt an das Sterben dachte. An die verrückte Großmutsanwandlung, von der er ihr gesprochen, glaubte sie natürlich nicht Denn es schien ihr völlig undenkbar, daß ein Mensch, dem auch nur dar winzigste Nestchen gesunder Vernunft geblieben war, die Absicht hegen sollte, eine Schuld zu zahlen, um die ihn Niemand mahnte- Die ganze Geschichte war in ihren Augen der nur plump auSgedachte Vor wand, eine große Summe zu erpressen, zumal ihr M^nn sich ja auch weisstch gehütet hatte, ihr den Ramen der Familie zu nennen, die er auf solche Art zu beglücken beabsichtigte. Un» obwohl sie den Ver lust der geforderten Summe -ei dem Stande ihre» Vermögens leicht genug hätte verschmerzen können, wäre ihre Aufregung und Entrüstung doch sicherlich kaum eine größere gewesen, wenn er geradezu ihr Leben ver langt hätte. RiemalS würde sie sie hergeben — nie- malS! Das stand al- eine unumstößliche Gewißheit in ihrer Seele fest- Und da sich Gumvert mit Aus flüchten nicht mehr Hinhalten ließ, hatte sie e- ihm auch mit dürren Worten in- Gesicht gesagt Glaubte sie doch bei all ihrer Furcht noch immer nicht ernstlich daran, daß er etwas gegen sie unter nehmen würde. Denn mit dem Augenblick, wo ihr die Verfügung über das nachgelassene Vermögen der Herzog Stephan mit seiner Gemahlin um den brennen den Holzstoß herumtanzte. Im Jahre 1489 wohnte Kaiser Maximilian einem JohauniSfeuer in Frankfurt am Main bei. Mit dem JohauniSfeuer aber ist noch mancherlei Aberglauben verknüpft. Den vom JohanviSfeuer au- gebrannten Holzscheiten werden allerlei Wunderkräfte zugeschrieben; man steckt sie in den Acker, damit sie das Wachstum befördern, man brennt mit ihnen da heim auf dem häusliche» Herde das Feuer au, dar it das HauS vor Krankheit und anderen Gefahren beschützt sei, ja mau spriugt und tanzt selbst durch die Johan- ui-feuer durch, um sich vor Kraukheit und den Folge» des bösen Zaubers zu befreien. ES hat in vielen Gegenden viele Mühe gekostet, um diesen und ähnlichen Aberglaube», der mit mancherlei Gefahre« verknüpft war, zu beseitigeu. Daß der Johannistag auch von den Buchdruckern als mutmaßlicher Geburtstag des Erfiuder- der Buch druckerkunst, Johannes Gutenberg, festlich in jedem Jahre aller Orten begangen w.rd, sei hier nur bei läufig erwähnt. In kulinarischer Beziehung vollendet der Juni das, was der Mai so herrlich begonnen, ec beschert uns der Freuden in Hüll: und Fülle. Freilich den Spargel, die Krone aller Gemüse, bietet er uns nicht mehr in der Menge, wie sein Vorgänger, dafür aber den löst lichen mittelgroßen Spargel, der vielfach von den Fein schmeckern dem starken vorgezozen wird Auch Kaiser Wilhelm gehört zu den Liebhabern de- minder dicken Spargels. Dafür ist aber der Juni der eigentliche Monat der sonstigen frischen Gemüse. Die rotgelbe Karotte bringt er uns in wohlschmeckendster Qualität, dazu die ersten jungen Schote», deren Kerne noch ganz zart sind und auch roh »och ger» genossen werden, weshalb man sie mit den erste» Frühkirschen an Holz stäbchen bindet für die Kinder Und daneben bringt uns noch der Juni das köstlichste Dessert, die aroma tische Gartenerdbeere, die in den letzten Jahrzehnten einer so entw Selten Kultur unterzogen wurde, daß bei- nahe eine besondere Wissenschaft dazu gehört die zahl- reichen Sorten zu unterscheiden. Wer schlau ist frei lich, verlegt sich nicht auf die Theorie dieser Erdbeeren- Gelchrsamreit, er ißt, was >hm unter die Hände kommt. Der Juni ist auch der eigentlichste Krcbsmooat. Im , Mai bekamen wir nur einen Vorgeschmack von dieser kulinarischen Herrlichkeit; jetzt im Juni können wir uns mit Behagen daran erfreue», soweit dies überhaupt in Deutschland möglich ist, deuu in der Bereitung und Verwendung des Krebse» stehen wir hinter den Fran zosen »och zurück. Während wir ihn nur gesotten oder in Suppen genießen, bereiten ihn die französischen Köche in allen möglichen Arten zu und bieten dem Freunde der Schalticre eine reichhaltige Auswahl. An G flügel bietet der Juni schon größere Auswahl und in Ex-mplaren, die sich schon zu verspeisen lohnen Auch junge Gänse sind nicht mehr unbezahlbar. Und die Hausfrau tut gut, sich an das Geflügel mehr und mehr zu halten, den» bei der zunehmenden Hitze sind schwerere und fettere Fleischforten schwer zu vertragen Immerhin braucht man »e-halb nicht allzu vor sichtig zu sei», denn die viele Bewegung in frischer Luft hebt da-, was jene ungünstige Nahrung schädigen könnte, leicht wieder auf, wie denn überhaupt der Juni in hygienischer Beziehung durchaus nicht zu verachten ist. Die reichere Pflanzenkost, die dem Körper zuge- führt wird, wirkt im Verein mit der Bewegung im Freien durchaus dem Körper förderlich, wenn auch — alles kann eben nicht vereint sein — die nicht sehr große Auswahl an Obst ein kulinarischer und hygieni scher Mangel des Monat» ist. Ganz besonder» muß im Juni auch auf die Rah- rung der Kleinen, der Kinder, Obacht gegeben «erden- Lie Milch wird leicht sauer, was eine Folge der grö ßere» Wärme und der Gewitter ist. Sinder, die noch nicht entwöhnt find, jetzt zu entwöhnen, ist nicht ohne sich ereigneten, nach wie vor dar Tage»gespräch bilden Die große Mehrzahl der an dem Rennen Beteiligten soll herzlich froh sein, daß die Regierung der weiteren Fahrt ein Ende machte. Die Leute sind bi» a.f wenige Ausnahmen nervös zusammengebrochen und erklären, daß sic ihr Leben lang daran denken wür- den, wie sie nur um Haaresbreite bei der tollen Fahri »cm Verhängnis entgangen wären. Man gibt zu, daß die Geschwindigkeit der großen Motorwagen die Grenzen de- Vernünftigen überschreitet. Die Fahrer gecicten während der Fahrt in eine Art Verrücktheit und nahmen die Wege-Ecken mit einer solchen Schnelligkeit, daß cS unbegreiflich erscheint, daß die Fahrt nicht noch mehr Opfer erforderte. Verschiedene junge Burschen, die mitgenommen worden waren um bei etwa notwendig werdenden Reparaturen zur Hand zu sei», gerieten durch die Schrecken der Fahrt in eine solche Aufregung, daß sie, in Bordeaux ango kommen, krank wurden- Ja Motorfahrerkreiseo ist man der Ansicht, daß die Motorwcttfahrten mit dieser Fahrt ihr Ende erreicht hätten. * Der „Onkel Millionär." Ein nette» Ge- schichtchen wird gegenwärtig in Augsburg erzählt. Ein Mädchen au» guter Familie hatte schon seit einer Zeit eiu Verhältnis mit einem Offizier, doch war wegen der geringen Vermögens vorerst an eine Heirat nicht zu denken. Ja letzter Zeit schien sich die LiebeSglut des VaterlandsvertcidigerS überhaupt abzukühleu. Aus einmalbe kam er eiu Telegramm seiner Braut zugesaudt mit den Worten: „Onkel Millionär in Ostindien ge- * In der eben erschienenen Nummer der „Wiener klinischen Wochenschrift" veröffentlicht Dr. Schein au» ' Budapest einen interessante» Artikel über die Entsteh- ' uug der Glatze, der eine völlig »eue Theorie über die Ursache dieses weitverbreiteten Uebel» vertritt. Bisher nahm man allgemein drei Hauptursachen der Glatze au: 1- die übermäßige Schuppeubilduag, die durch Vernichtung der Haarwurzeln zum Aurfall der Haare führen soll: 2. dar häufige Schneiden der Haare, welches da» Mark bloßlegt und so vielleicht schädlich wirkt, und 3. endlich gab man der Kopfbe deckung der Mäuuer schuld an deu Kahlwerdeu- Alle drei Theorie« find mehr oder minder hinfällig. Dena ersten» gibt e» genug Leute, die sehr viel Schuppen haben und doch nicht kahl sind; da» Schneiden »er Haare wird von viele» sogar al» ein Haarwuchs be förderndes Mittel angesehen und die Kopfbedeckung ist sicher nicht schuld. Denn die Glücklichen ohne Glatze tragen ja auch Hüte. Doktor Schein spürt also eiuer «»deren Ursache nach und glaubt sie in der Verschiedeoheil der Anspannung der Kopfhaut an die bindegewebige Unterlage gefunden zu haben- Nach genauen anatomischen Untersuchungen, die für den Fachmann hohes Interesse haben, kommt Dr. Schein zu dem Schluffe, daß eS beim Mann an denjenigen Stellen zur Bildung einer Glatze kommt, wo die Haut an der Unterlage inniger allliegt, wo ferner der MuSkelzug des Stirn- oder HivterhauptmuSkel» zu sammen trifft und wo endlich die Entwicklung und das Wachstum des Schädel- rascher vor sich geht. Die vollentwickelte Glatze setzt daher dort scharf ab, wo sie Haut loser mit der Unterlage zusammenhängt und »ie daselbst befindlichen größeren Muskeln mehr Spiel raum haben. Der Ausfall der Haare wird an den ersteren Stellen durch eine Unterernäherung der Kopf haut bedingt. Der geringere Haarausfall beim Weib« rklärt sich in der Weise, daß bei demselben der starke MuSkelzug entfällt und der Schädel sich langsamer entwickelt, so daß die Kopfhaut nicht so stark ange storben." In Gala werfen und zu seiner Braut fahren, war da» Werk eine» Augenblick»- Bald jedoch klärte sich die Sache auf, daß nicht ein Onkel Millionär, sondern ein Ookel Missionär in Ostindien gestorben sei. Baumeister» Liesing entzogen wurde, 'hatte ja auch Gumpert seine einzige Hilfsquelle verloren. Er konnte sie nicht ins Unglück bringen, ohne damit zugleich sich selbst dem Elend preiszugeben. Und diese Gewißheit war cS, die ihr bis jetzt all seinen Drohungen gegen- über noch immer eine gewisse Kaltblütigkeit erhalten hatte. Heute zum ersten Male hatte er sie darauf hin- gewiesen, daß es für ihn auch »och einen anderen Weg gab, alS den, an den Frau Liesing bisher als au den einzig möglichen gedacht hatte. Er konnte sich mit ihrer Richte in Verbindung sitzen und konnte den Nachweis, daß sie schon jetzt die rechtmäßige Eigen tümerin des Liesingschen Vermögens sei, von dem Ver- sprechen einer angemessenen Belohnung abhängig machen Dar war ein AuSkiinftSmittel, bei dessen Anwendung er für seine eigene Person wenig oder gar keine Ge fahr lief. Und da sie die Charaktere der Mcuschen nur nach dem Maße ihrer eigenen niedrigen Gesinnung beurteilte, zweifelte die Witwe keinen Augenblick daß Elfriede auf ein derartige» Anerbieten mit Freuden eingehen würde- „Eine Woche Bedenkzeit bat er mir gegeben, der chreckliche Mensch", jammerte sie, al» sie mit ihrer Erzählung bis zu diesem Punkte gelangt war. „Und dann wird das Unglück über mich hcreinbrechen Denn da» Geld gebe ich ihm nicht. Ich kann nicht und ich will nicht. Ehe ich mich dazu entschlösse, lieber würde ich sterben." Ilona hatte die weitschweifige Beichte nur selten durch kurze Fragen unterbrochen, aber hinter ihrer Stirn hatten unablässig die Gedanken gearbeitet Daß , sie ihre abergläubische und beschränkte Freundin jetzt ganz i» der Gewalt hatte, war ja acwiß. Doch statt de» einen Weges, den sie hätte eiofchlagen wollen, um Im Juni. Bon August Schöpf. (Nachdruck verboten. Der Juni ist der vom Wetter am meisten begün stigte Mouat. Er ist dem Landmann ost zu warm, da Sonuenglut im Juni dat Korn zu schnell zur Reife bringt, daher bittet der Bauer um Nordwiud- „Rord wind im Brachmouat weht dem Bauer Korn iu« Land," lautet eiu Bauernspruch. Freilich dürfe» die Nord winde nicht zu heftig sei», sie solle» eben nur die »och »icht sür sehr nützlich gehaltene Sonnenhitze mäßigen- Doch ist die Furcht vor zu starken Winden eben nicht allzu groß, denn Nachtfröste find nicht mehr zu be fürchte», wenigste»» sind sie im Juni in unseren Gegen- de» außerordentlich selten, und w:nv an einem kühlen Juaitage jemand furchtsam jammert, so versichert ver trauensvoll der Landmann mit dem Baueruspruch: „Medard bringt keinen Frost mehr her, der dem Wein stock gefährlich wär'", w>» so viel bedeutet, daß nach dem MedarduStage (den 8. Juni) selbst der der Sonne reichlichst bedürfende Wein nichts mehr von Kälte zu fürchten habe. Selbst der Regen ist dem Landmann im allgemeinen im Juni stets zu spärl'ch. „Bor Jo hannis," so sagt er, „muß man um Regen bitten, nach Johannis kommt er von selbst." Der Juni ist wohl in unseren Gegenden dec schönste Monat des Jahres; die Entwicklung des Naturlebens ist vollkommen, ohne doch schon, uns im Juli bereit» der Fall ist, zur Reife gelangt zu sein. Der im Wach-tum noch begriffenen Jungfräulichkeit de» Mai steht der Juni gegenüber, wie dem lieblichen Backfisch mit seinen mannigfachen kindlichen Ungezogen heiten die vollcrblühte Jungfrau in ihrer ganzen voll kommene« Schönheit. Das mögen wohl die alten Römer auch gemeint haben, als sie deu Monar der Göttin Juno weihten, den« diese Deutung der Ramens ist wohl im Hinbl-ck auf de« voraufgegavgeve», der Maja geweihte» Monat richtiger, als jene, die man von dem ersten römischen Konsul Junius Brutus ableitet. Der altdeutsche Nrme ist Brachmouat- So nannte ihn Kaiser Karl der Große nach dem Zeitwort „brachen", was so viel be deutet, wie ein brachgelegenes Feld zum ersten Male wieder pflügen, was im sechsten Monat des Jahres geschieht. Man erklärte auch wohl den Ramen Brach monat damit, daß die Natur gewissermaßen m ihm brach liegt, das heißt zur Ruhe kommt; das Werden und Enchehen hört auf, und an seine Stelle tritt ein Verharren und Ausreisen Auch der Sommermonat wird er genannt, weil iu ihm der Sommer beginnt, der Rosevmovat, weil er uns die Pracht der Rosen bringt, der Livding »egen seiner linden Witterung, der Selmood, weil in ihm die Sel, da» heißt die Senn- Hütte bezogen wird. Auch im Juni feierten unsere Vorfahren große Feste zur Zeit der Sommersonnenwende, und mancher lei Sitten und Gebräuche dieser Feste haben sich noch erhalte», nur daß sie vielfach mit dem Johannisfcste verbunden werden, weil man die altgermanische Sonn wendfeier in der christlichen Zeit auf den Johannistag verlegte, auf den Geburtstag Johanne» de- Täufers, der der Sage nach auf den 24 Juni fällt. In der Regel bestanden diese Feste im Anzündea von Feuern auf Hügeln und Bergen. Diese Sonnwendfeuer sind heute noch als JohauniSfeuer in zahlreichen Gegenden Deutschlands üblich- Jeder muß zu diesen Bränden Holzscheite hergeben- insbesondere auch alte Besen, und iu Untersrauken sammeln die jungen Barschen das Holz zu den Johanni-feuern ein, indem sie dazu singen: „Wer kein Holz um Feuer git, erreicht dar cw'ge Leben uit." In früheren Jahrhunderten wurden diese sommer- licheu Johannitfeuer oft mit großem Glanze umgeben, und Fürsten und Edelleute beteiligten sich an ihnen, so zum Beispiel im Jahre 1401, wo man in München eiu glänzende- JohauniSfeuer veranstaltete, an dem i Immer war es der Tod ihres zweiten Mannes, auf deu sie ihn vertröstete, und sie mochte damals wohl auch wirklich die Absicht hege», ihn reichlicher zu be denke«, wen« dieser weit über ihre ungeduldigen Wünsch: hiuau» verzögerte Zeitpunkt eiugetretev sei Aber o!» Herr Liesing dann endlich iu der Tat der Natur seinen Tribut entrichten und den Weg alles Irdischen gehen mußte, sah sie die Dinge doch mit ganz anderen Augen an Habgier und Geiz, die immer die hervorstechendsten Züge ihres wenig liebenswürdigen Charakters gewesen waren, nahmen an dem Tage, da sie nach dem uuaugefochteven Testament des Ver- florbeuen die Herrin eines großen Vermögen» geworden war, ganz und gar Besitz von ihrer Seele- E» schien ihr undenkbar, daß sie sich von einem nenueuSwertcv Teil ihre» köstlichen Besitze» trennen sollte, uud jetzt erst gestaltete sich ihr bi» dahin ganz erträgliche» Ver- hältui» zu dem heimgekehrte« Gatte« zu eiuem be ständigen, von ihrer Seite mit allen Mitteln Weib licher Verschlagenheit geführten Kampfe. Sie begann ihm gegenüber die arme Frau zu spielen, und al» sie ihn üoer die Größe ihre» Verwögen» nicht länger täuschen konnte, suchte sie ihn hivzuhalteu, indem sie seine monatlichen Bezüge um ein Geringe» erhöhte und ihn unter tausend Vorwänden auf die Zukunft ver tröstete. Weil sie wußte, daß er iu DreSdeu viele alte Bekanute hatte, uud weil sie annahm, daß er e« des halb nicht wagen würde, sich dort blicken zu lassen, verlegte fie ihren Wohnsitz nach der sächsischen Haupt stadt, um wenigstens vor seinem persönlichen Andrängen sicher zu sein. Mit heißer Inbrunst wünschte fie seinen zu dem Gelde der Witwe zu gelangen, gab e» nun deren zwei. Und der zweite schien sogar der bei Weitem einfachere zu sein. Denn wenn sie jetzt die Marke der Liebe und Teilnahme i-llen ließ, um für die Bewah rung des auf so bequeme Ärt in ihren Besitz gelangten Geheimnisses eiu anständiges Schwelgegel» zu fordern, so konnte der Getäuschten doch kaum etwas Andere» übrig bleiben, al» ihrem Verlangen zu willfahren. Man ersparte all- umständlichen Vorbereituoge« und konnte die Angelegenheit vielleicht schon innerhalb vier- undzwanzig Stunden zu einem gedeihliche» Abschluß bringen. E» war sehr viel Verlockendes in dieser Idee, u»d doch war Ilona schon nach kurzer Ueberlegung dahin gekommen, fie zu verwerfen. Wenn die krankhaft geizige Frau lieber zu Grunde gehen wollte, al» daß fie d e Forderung Gumperts erfüllte, so würde sie ja voraus sichtlich eiuem ErpressungSversuche Ilonas denselben hartnäckige» Widerstand entgegensetzen. Und eS war darum jedenfalls besser, zunächst au dem ursprünglichen Plane sestzuhaltcn und sich jenen anderen Weg nur für den immerhin mözlichen Fall des Mißlingens offen zu lassen. „Sie werden nicht sterben, teuerste Freundin," tröstete sie, „denn wir werden schon Rat schaffen. Wozu wär' denn ich da — Ihre Ilona? J»'S deuu überhaupt ganz gewiß, daß fie Ihnen das Vermöge» wegnehmen könnte« ? Wenn Ihr Gemahl — ich mei»' natürlich jetzt oe» Baumeister, Gott hab' ihn selig — einmal eiu Testament zu Ihren Gunsten gemacht hat, so behalt' da» doch unter allen Umständen seine Gil tigkeit." spannt wird. * Der Beri»f der Kraue«. Einen artigen Scherz haben sich einige Bürger in Baumschuleuweg gelüstet- Für die Ortschaften Treptow und Baum- ichulenweg war eine öffentliche Frauenversammlung einberufen worden, in der e-ne sozialdemokratische Agitatorin über das Frauenstimmrecht und die Pflichten der Frauen im bevorstehenden ReichStagS- wahlkampfe referierte. Der Besuch ließ sehr zu wün schen übrig. Wie festgestellt wurde, war seitens der Männer eine lebhafte Gegevagitation eutfaltet worden, am die Frauen von dieser Art Versammlung fernzw- halten. Die Einberuferin teilt dazu mit, day ihr ein Schreiben mehrerer Ehemänner au» Baumschuleuweg zugegangen sei, iu dem ihr empfohlen wurde, auf die Tagesordnung al» weiteren Punkt zu setzen: Wie stellen sich die Genossinnen zur Kochkunst? Darüber war die Einberuferin sehr entrüstet, aber die Absender jenes Schreiben« habe« di-' Lacher trotzdem auf ihrer Seite. * Der Kaiser als Automobilist. Der Kaiser beabsichtigt, sich fortan bei seinen ErholuvgSauSflügrn öfter des Automobils zu bedienen. Für diesen Zweck ist ein Fahrzeug bestimmt, das der Monarch in Deutz kürzlich in Auftrag gegeben --''.Das Fahrzeug wird nach eigenen Angaben stiS gebaut; 'S wird für die Bedienung rl für Herrschaften drei Plätze haben und eine» sechs- oder achtpferdigen Motor erhalten. Für den Stadtverkehr ist das Auto jedoch nicht bestimmt.
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