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Sonnabend / Sonntag, 11./12. März 1944 Pulsnitzer Anzeiger — Ohorn« Anzeig« Ar. KO — Seite 6 ^amilien-Nackrickten Pulsnitz vom 28. 2. bis 18. Z. 1S44 Geboren: Maritta Alrun, T. des Regierungsassistenten, z. Zt. Anteroffz., Josef Emil Gabriel, Pulsnitz. Rose marie Hanna, T. des Vertreters, z. Zt. Feldw., Horst Erich Gründler, Gersdorf. Erika Monika, T. des Zuschneiders, Zt. Antervffz., Karl Heinz Pohl an, Pulsnitz. — Ge ll e ir a tet : Tischler Franz Walter Hoffmann, Bautzen, Papierschneiderin Clara Frida Restler geb. Kornagel, Puls nitz — Gestorben: Reichsangestellter Eduard Otto Schu ster, Pulsnitz. Kaufmann Heinrich Max Ritsche, Pulsnitz. Preise vom Kamenzer Wochenmarkt vom 9. März Weizen (Preisgebiet W 7) 12.15, Roggen (Pveisgebiet R 12) 9.62, Futtergerste (Preisgebiet G 7) 8.72, Jnduftriegerste 9.72, Braugerste 12.75, Hafer (Preisgebiet H 7) 9.15, Wiesen heu, gesund, gut trocken 3.42, Roggenstroh 2.22, Weizenstroh 1.92, Haferstroh 1.85, Gerstenstroh 1.85, Weizenkleie (Schäl- lleie), Grundpreis 2.92, dgl. (Handelskleie) 5.22, Roggenkleie < Schälkleie), Grundpreis 2.33, deutsche Originaleier 2.12 RM. Ferkel und Läufer (Auftrieb 25 Stück) Höchstpreise. G^lügel- preise laut Bekanntmachung vom 24. März 1943. Was spielen dir Dresdner Theater? Opernhaus. So. „Fidelio", Mo. „Salome", Di. „Der Troubadour", Mi. „Jdomeneo", Do. Ballettabend, Fr. 6. Sin- i oniekonzert, Dirigent Karl Elmendorfs, Solisten Helena Rott, Willibald Rott, Sb. „Capriccio", So. „Die Regimentstochter". Schauspielhaus. So. „Prinz Friedrich von Homburg", Mo. „Rot Gottes", Di. „Die Nacht inSiebenbürgrn", Mi. „Jphi- IVlissv Scnaltonmann i blak' vir den Lpiegel vors Qesickt: Kist Ou's oder bist Du's nickt? kselterrkelksr von Koklenklau? Kes täi«5s ist ckos okns weitsrer k!or. Lis sckwimmt gegen clsn Ltrom, denkt nur on rick und nickt on» knsrgisrporsn. Ikre Lcknüttslnors Kot ris von Xoklsnklov, cism ne prächtig in cliv ktönds spielt, und der sie bestimmt keirotsn würde, wenn sie nickt so mies wäre. Und der Lckotten, dos Linnbild der feindes? V/os er will, wNl Koklenklou rckon lange; Vie Lckwöcklings und Lcklot- mütren einsponnsn iür sein« dunklen Zwecke! ^Isv: kokt siel Lis posssn olle ouk einen Steckbrief! Und /strt mal ttond ouls ttsrr. genie in Aulis", Do. „Hildebrand und Hadubrand", Fr. „Die Nacht inSiebenbürgen", Sbd. „Maria Stuart", So. Geschlossene HI.-Vorstellung „Thors Gast". — Theater des Dolles. Mo. keine Vorstellung, Di. „Wiener Blut", Mi. „Der Troubadour", Do. „Eifersucht auf sich selbst". Fr. „Wollen Sie meine Frau werden?", Sbd. „Wiener Blut". So. mittag „Wollen Sie meine Frau werden?", nachm. „Wiener Blut". — Komödien haus. Mo. bis mit Do. „Florentiner Brokat", ab Freitag „Hoftheater". — Central-Theater. Täglich „Hochzeitsnacht im Paradies", außerdem Wi. und So. nachm. „Schneewittchen". Kunt«bmtteü Merlei Als Franz von Lenbach, der ungekrönte König der Maler in München, gestorben war, blühten, vielmehr wucherten die neuen Kunstrichtungen in München nur so. Das war für die Kunststadt nicht immer ein Gewinn. Besonders schlimm war das knapp zwei Jahrzehnte nach Lenbachs Tod. Ein Berliner Kollege, der Olaf Gulbranson einige Jahre nicht gesehen hatte und ihn bei einem Zusammentreffen nach dem Befinden fragte, erhielt die seufzende Antwort: „Ich danke, man kommt eben langsam mit in die Jahre; ich bin nun auch schon fast dreißig neue Richtungen alt." * In Frankfurt hatten sie einmal einen Charakterspieler, der durch die außergewöhnliche Größe seiner Begabung und seiner Ohren ausgezeichnet war. Man kann sich denken, welche Fülle unzarter Scherze er von seinen Kollegen hinzunehmen hatte. Am schlimmsten trieb es der „Bonvivant" —, ohne in seiner schlichten Einfalt zu ahnen, welches Unheil er eines Tages über sein Haupt bringen würde. — „Tjaja", sagte nämlich der Charakterspieler, als es ihm zu dumm wurde, vor vielen Zeugen, „I h r Kopf und meine Ohren, das gäbe einen Esel!" V-Packung hilft haushalte« Wer gewohnt ist, den Süßungsgrad nach Zuckerstücken zu bemessen, der muß sich bei Süßsioff-Saccharin an die Q-Packung halten. Eine dieser Tabletten entspricht der Süßkraft von 1'/- Stück Würfelzucker. Die rechnende Hausfrau läßt 1 Tablette für 2 Stück Zucker gellen. Deutsche Süßstoff-Gesellschaft m. b. H. Berlin W 3 5 Süßstoff ist im Rahmen der bisherigen Zutellungnurbeschr änkt lieferbar. iowim»necn».k8mkqlm kbrckpb»m>oru Kosin 2räp«»»» x « «»z 17 7 k k ?«xi>xirx7k sistssit qavr sikskUeb dis W Vsrssuakuvasgstcibr dss 6s- M Neides. Darum delrt das Lactt- am mit 6«r«»ao und vsiqüUt « dakai mll kckorldt gsasn VoqsliiaL So sirislt dsr band- 'M manu gssuuds, voUs LiUsu. W cL^troenEUitme/»M-x M -xnenakseccs<:^mL,.S.^ sMMoDMLer KcksSM.M tüs ^"^71 ll s^FWijM» 81« »par»m okns /kngst vor krkältung, denn wsnlg wirken vi«I vL/ zirruciknikl. 8ls »ick, u 5 t. von U^^I. odn» lVasckpuIver grüncklick rslnlgt. O5Xl «treckt lkro Loitenicods. Sckickl irt »o «Irkrom.PoÜ er »sek»tork ^«reckmutrt« de- wk- und KLck«n«örcks V O ki 5 c KI I c tt 7 ^ÜNN geolcino» Ttveglegen! 5o v/ercien rie gerclioni unci vvsklvoüer ^okmatefisi gespürt. — i^lüLLen «nr unLSle eigenen, unr von c!e» gesenkten ^,eit ivert- ! volleren „Wetkreugs" nickt ebenzo pfleglich bekancleln? selbst eins kleine Verletrung kann bö5e folgen hüben. Darum such rolcke Wunclen Lchütrsn mit »MW Vser»e MB-» »er »8V. oukcu veal .kMkisTxi^veno^u >- sru viutkrkitzkcursscuurr ! (5. Fortsetzung) 15. November Morawa-Tal. Hier haben im vorletzten Winter unsere Pioniere die Eleisstrecke verbessert. Semlin — Nisch — Slivnika-Paß. Grandiose Landschaft. 3 Uhr nachmittags Nadeschda — Sofia. 18. November Türkische Grenze; Adrianopel. Ödes, unbebautes Land. ' 19. November Abends Stambul. Es ist wegen Fliegergesahr völlig verdunkelt. Seltsamer Eindruck, die tote, lichtlose Stadt. Der deutsche Bahnhofskommandant ruft jedem ankommenden Transport zu: „Willkommen im Land der !" Er scheint die Nase voll zu haben. Ganz unrecht hat der Mann aber nicht. Novemberregen von früh bis nachts. 14 Stunden müssen wir vor dem verstopften Bahn hof stehen und aus die Einfahrt warten. Zwei Stunden verhandelte tch über Ausladung und Übersetzen nach der asiatischen Seite des Bosporus. Wegen des Sturmes sollen die landesüblichen Lastschu ten nicht fahren. Wir müssen alles auf einen Dampfer überladen. Abends noch Abendessen im europäischen Hotel „London". Es gibt alles, aber sündhaft teuer. Ein paar Etappenschwei — — zer in Ausgebgarnitur gucken uns in unsrer verknitterten Felduniform über die Achsel an. Es ist das vierte Kriegsjahr; mit solchen Er scheinungen muß man sich abfinden. Es wird auch einmal wieder aufgeräumt werden! 20. November Heute übersetzen. Dann noch kurz Besichtigung des Hapaadampfers „Corcovado" der seit 1914 hier im Hafen festliegt. Dann Landung — vorbei am Bahnhof Haidar Pascha, der noch mit rauchschwarzen Mauern, eingestürzten Dächern und einem Gewirr von Sparren und Eisenteilen gen Himmel starrt. Einzelne Güterwagen wurden von der Gewalt der Explosion meh rere hundert Meter ins Meer hineingeschleudert und liegen heute noch verbrannt am seichten Strand. Die Explosion war am 6. September und noch nichts aufgeräumt! Ungeheuere Mengen von Kriegsmaterial sind hin — Benzin, Öl, Munition, Flugzeuge, rollendes Material. Wenn ich überlege, daß wir nur den einen eingleisigen Schienenweg von Deutschland nach Konstantinopel haben, frage ich mich, ob wir diesen Material verlust je wieder einholen können. Die Engländer sind nicht müßig und staben von Aegypten her einen viel kürzeren Nachschubweg zur Palästinafront als wir. — Ob die Explosion übrigens wi?^ lich aus Unachtsamkeit entstand oder war es Sabotage? Hier treiben sich so viele Elemente aller östlichen Nationalitäten herum, daß sich leicht ein Werkzeug findet. Und England weiß Werkzeuge zu be nützen. Wenn ich darüber mit Kameraden spreche, die früher nicht aus Deutschland hinauskamen, machen sie ungläubige Gesichter. Wir Deutschen sind zu ehrlich und vertrauensselig. Doch jetzt gilt es nicht, trüben Gedanken nachzuhängen, sondern zu arbeiten. Mor gen 6 Uhr Wecken und Güterwagen beladen! 14. Dezember Wir liegen immer noch in Stambul. Die Anato- lische Bahn ist nicht leistungsfähig genug und außerdem durch die Transporte für die türkische Aleppo-Armee überlastet. Ein Trans portentwurf nach dem anderen wird undurchführbar. Die dauern den Änderungen machen auch dem Korpskommando jede Bor aussicht unm^lich. Dabei wäre Eile not, wenn das Asienkorps rechtzeitig in Palästina eingreifen soll. Der Engländer ist beiGaza- Virseba durchgcbrochen. Jerusalem von den Türken geräumt. Ohne seine deutsche Truppe kann auch Falkenhayn da unten nichts an fangen. Der Krieg hier ist eine Frage der rückwärtigen Verbin dungen! Es ist schwer, die Truppe in Stimmung zu halten. Die Unter kunft im Zelt ist bei dem Winterwetter alles andere als ange nehm. Wasser und Brennholz müssen wir aus Eseln und Lastautos heranschaffen. 16. Dezember Endlich wieder unterwegs! Im Güterwagen durch das verschneite Anatolien. Wir sehen nicht viel, wegen der Kälte sind alle Türen dicht verstopft. Wir haben's uns beauem gemacht. Feldbetten rechts und links, wo sonst die Pferde stehen. In der Mitte ein Tisch und ein Eisensofa. Auch die Mannschaft hat sich Öfen „organisiert", da die Verwaltung keine stellt. 20 Grad Kälte. Die Leute an der Feldküche hantieren eisern an ihrem offenen Wagen. 21. Dezember 5 Uhr früh Karapunar im Taurusgebirge. Bei grimmiger Kälte muh die Kompanie aussteigen und Waffen, Ki sten, Lastautos umladen. Die Taurusstrecke ist noch nicht fertig ausgebaut. Die dreizehn großen Tunnels werden erst aus Normal spurbahn erweitert. Nur eine Feldbahn fährt hindurch. Das ge samte Kriegsmaterial für Palästina, Pemen, Irak muß umgela den werden. Welch ein Zeitverlust! Wieviel unfruchtbar ver brauchte Menschenkräfte! Allerdinas, die Fahrt zwischen Schluchten und Steilwänden ist romantisch. Wie großartig ist doch die Natur! 4 Uhr nachmittags Ankunft in Eelebek. Wieder umladen aus die Vollspurbahn. Gefangene Inder Helsen und benehmen sich recht geschickt. Die armen Teufel scheinen im ungewohnten Klima nicht schlecht zu frieren. 22. Dezember Adana... Mamure, letzter deutscher Etappen punkt vor dem Amanusgebirge. 23. Dezember Aleppo — Entlausung. Die Kompanie gibt ihre Sommerkleidung im Depot ab. 24. Dezember Abends Eintreffen Rajak und Ausladen. Wir be ziehen am Stadtrand ein Lager. Zeltbau. Külte. Eine Batterie der Art.-Abt. 701 ist schon länger am Platz, wartet aus ihre Be spannung und.biwakiert neben uns. Gegen Mitternacht werden wir noch zur Weihnachtsfeier eingeladen. In ihrem großen Mann schaftszelt haben die Kameraden eine Tuja als Tannenbaum fri siert, sie singen Weihnachtslieder und teilen ihren Punsch mit uns. Meine Landser haben Träne» in den Augenwinkeln. Die Feier tage werden mit Einrichten des Lagers vergehen. 27. Dezember Die Kompanie erhält Befehl, sich auf längeren Aufenthalt einzurichten. Meine Pioniere sollen Eisenbahner wer den! Ab Rajak wechselt die Spurbreite schon wieder, und bis nach Jerusalem noch dreimal. Dazu eingleisige Streckenführung! Für den Lastautotransport fehlen Straßen und Benzin. Nun sollen die Schienen auf Normalspur umgenagelt werden. Die deutsche Heeresleitung verhandelt mit den Landesbehörden. In ein paar Tagen wird der Befehl da sein. Ltn. K., der Erfahrung als Eisen bahnpionier hat, hält Unterricht über Bahnbau und -betrieb. 1. Januar 1918 Heute Feiertagsdienst. Für die Mannschaft nur Postempfang und Essen. Die Leute sollen ausschlafen. Ich fuhr mit meinen Leutnants hinüber nach Baalbeck, die berühmten Ruinen besuchen. Es sind gigantische Anlagen, die zerfallenen Vaalstempel und ihr Eindruck ist gewaltig. Auf graue Vorzeit gehen sie zurück, die ältesten ägyptischen und assyrischen Urkunden erwähnen sie schon. Aber den schönsten Tempel haben dann erst die Römer unter An toninus Pius gebaut. Major W., der hier Ortskommandant ist und ein fabelhaft sauberes türkisches Rekrutendepot leitet, führte uns. Winzige Menschen, stehen wir zwischen den gigantischen Säu len und Trümmerhaufen. Wie haben die alten Baumeister nur diese gewaltigen Steinblöcke bewegt? Vor dem Tempel kauern zwei syrische Kinder, drei oder vier Jahre alt, abgemagert bis aufs Skelett, Gesichter wie Totenschä del... und wühlen im Straßenkehricht und im Kuhdung nach Körnern und Krumen. Die Hungersnot geht in Syrien und Meso potamien furchtbar um. Was nützt es, daß wir den beiden hier unser Abendbrot schenken — in den Gassen der Stadt sterben in dieser Stunde vielleicht zwanzig andere verlorene elternlose Ge schöpfe. Wie herrenlose Hunde kriechen sie im Dunkel herum, bis sie der Tod aus ihrem klaglosen Leben erlöst. (Fortsetzung folgt.)