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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 12.12.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190712122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19071212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19071212
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-12
- Tag 1907-12-12
-
Monat
1907-12
-
Jahr
1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 12.12.1907
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Amtsblatt für las MU. ÄNlsWcht mil St« AMrat zu hsheüßkin-knstAl. Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, BernSdorf, Meinsdorf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, Langenchursdvrf, Grumbach, Tirsch- heim, Kuhschnappel, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Lugau, Erlbach, Pleißa, Rüßdorf, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger das Vierteljahr Mk. 1.55, durch die Post bezogen Mk. 1.92 frei ins HauS. Fernsprecher Nr. tt. Inserate nehmen außer der Geschäftsstelle auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen-Expeditionen solche zu Originalpreisen Nr. 2S9. «ÄLT??.». Donnerstag, den 12. Dezember ,907. 57. Zahrg. DaS im Grundbuche für Hohenstein Blatt 461 auf den Namen des Schankwirts Karl Adolf Kranke eingetragene Schankwirtschafts, und Gärtnerei-Grundstück soll am 1. Februar 1S08, vormittags 1.10 Uhr — an der Gerichtsstelle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. DaS Grundstück, — genannt der „BergmannSgruß" — nach dem Flurbuche 1 Hektar 60,7 Ar groß und einschließlich des vorhandenen SchankwirtschaftSinventarS auf 46 220 M. — Pf. geschätzt, besteht auS Wohnhaus mit Saalanbau, Pferdestall, Scheune, Kegelbahn, Schießstand, Gewächshäusern, Konzert- und Obstgärten, Wiese, Feld, Hutung und Birkenniederwald. Die Einsicht der Mitteilungen deS Grundbuchamts sowie der übrigen das Grundstück be treffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung auS dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 12. November 1907 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Wer ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht hat, muß vor der Erteilung deS Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung deS Verfahrens herbeiführen, widrigenfalls für daS Recht der VersteigerungSerlöS an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt. Hohenstein-Ernstthal, den 10. Dezember 1907. Königliches Amtsgericht. Das Wichtigste. König Friedrich August richtete an den von seinem Amte scheidenden Kultusminister von Schlieben ein huldvolles Handschreiben. * Die Weihnachtsferien des Reichstags beginnen nach Beschluß des SentorenkonventS am 13. Dezember. Die Sitzungen werden am 8. Januar wieder ausgenommen. * *) Die latente Krists im deutschen Flotten- verein ist durch die Niederlegung des Protektorates deS Bayrischer. LandeSv-reinS seitens deSPrtnzen Ruprecht von Bayern in ein akutes Stadium getreten. * Bet der gestrigen Reichstagsersatzwahl tm Wahlkreise Krotoschin-Kaschmin ist Rittergutsbesitzer Or. von TrzcinSki in Socanowko bei Kruschwitz (Pole) gewählt worden. * Der Schweizer Ständerat hat durch Einstellung eines bezüglichen Postens in daS BundeS- bahnbudget für 1908 grundsätzlich den Ausbau des zweiten Simplontunnels beschlossen. * In der Nacht zum Dienstag gegen 2 Uhr ist in verschiedenen Orten CalabrienS abermals ein starkes Erdbeben verspürt worden. Die Bevölkerung, unter der panischer Schrecken herrscht, lagert unter freiem Himmel. * Die 500 eingeborenen Minenarbeiter in Bloemfontein, die sich empört und Verwüstungen angerichtet hatten, sind von dem sie verfolgenden Polizeiaufgebot fe st genommen und nach Kron- stad gebracht worden, wo den Rädelsführern Geld- strafen beziehungsweise Haftstrafen auferlegt wurden. * Wegen weiteren Vordringens der Aufständi sch e n in der chinesischen Provinz Kwangsi wurde daS Kriegsrecht erklärt. * In Wellington (Neu-Seeland) ist daS Paria- mentsgebäude durch einen Brand vernichtlt worden. * Wegen deS Ablebens des Königs Oskar fand die Verteilung der Nobelpreise in Stock holm ohne das übliche Zeremoniell statt. ES erhielten den Preis für Physik Michelson- Chicago, für Chemie Buchner-Berlin, für Medizin Laverau- Parts und für Litteratur Kipling-London. * Nach der Schätzung deS Ackerbaubureaus der Vereinigten Staaten beträgt die diesjährige Baumwollernte 11678000 Ballen. *) «üherrS an anderer Stelle. Deutscher Reichstag. 70. Sitzung vom 10. Dezember. Die erste Beratung deS Nereln-gesehenlmavfe» Wird fortgesetzt. Abg. Gregoire (liberaler Lothr.) wendet sich gegen den Sprachen-Paraaraphen. Der Augenblick sei für solche ausnahmerechtliche Gesetzesverschlechterungen über aus schlecht gewählt. Wir werden sie um so entschiedener ablehnen, als uns jedes Ausnahmegesetz schon längst zum Halse heraushängt. (Beifall links.) Abg. Müller-Meiningen (freis. Volksp^ schildert die Hetze des Zentrums gegen den Block und legt dann dar, welche grundsätzlichen Vorzüge der vorliegende Entwurf habe: Beseitigung der Buntscheckigkeit des Vereinsrechts im Reiche, Recht statt Willkür. Noch enthalte der Ent wurf allerdings mehr als genug dehnbare Bestimmungen, aber seine Freunde seien bereit, auf deren Beseitigung hinzuwirken. Der Entwurf bringe endliche Gleichstellung von Mann und Frau im Äereinsrecht. Dies sei die erste Frucht der Blockpolitik, die den Frauen in den Schoß falle. Stürmische Heiterkeit.) Als früher der Freisinn solche Vorschläge machte, sagte ein Redner: er werde niemals darein emwilligen, daß Frauen am politischen öffentlichen Leben, in Vereinen und Versammlungen sich beteiligen. Und dieser Redner war Herr Trimborn vom Zentrum. (Stürmische Heiterkeit.) Nun, Herr Trimborn, waS sagen sie jetzt? Sie sagen so, und Sie sagen so — wie es trifft! (Große Heiterkeit.) Redner verbreitet sich sodann über die seitherige groteske Auflösungs-Praxis nicht nur in Preußen, sondern auch anderwärts, beispielsweise in Hamburg, wo zwar Bordells bestanden hätten (Zuruf links: Auch jetzt noch!), wo man aber in Versammlungen über die Bordelle nicht habe sprechen dürfen. Gewiß enthalte der Entwurf noch viele Mängel, zu viel Polizei- befugnisse. Und die Polizei ihrerseits habe noch immer viel zu viel Angst vor dem roten Gespenst. Die polizei liche Ueberwachung werde man nie ganz forträumen können; aber die polizeiliche Anmeldung sei überflüssig. Oeffentliche Bekanntmachung der Versammlung genüge! Die Crux des ganzen Gesetzes ist der 8 7. Der Bundes rat selbst hat schon eingesehen, daß wissenschaftliche, künst lerische und dergleichen Kongresse nicht diesem Sprachen- zwange unterworsen werden dürfen. Aber auch für politische Kongresse gilt dies. Im nächsten Jahre soll hier ein interparlamentarischer Kongreß stattfinden. Glauben Sie nicht selbst, daß wir uns schwer bloßstellen würden, wenn dieser Kongreß erst die landesgcsetzliche Genehmigung gemäß 8 7 einholen müßte, um sprachlich ganz unbehindert zu sein? ! (Ruf: Sehr richtig!) In Elsaß-Lothringen würden wir mit 8 7 alle Sympathien für daS Deutsch tum untergraben. Ebenso bei den stammverwandten dänisch-sprachlichen Schleswigern. Wenn aber alle anderen ausgenommen werden und wir nur die Polen allein in dem § 7 lassen, so entsteht die Gefahr, daß die Ver bitterung sich noch verschärft. Ich bin wahrlich ein scharfer Gegner der strammen klerikalen polnischen Hetz- ardeit und die deutsche Volksvertretung hat das Recht, zu protestieren gegen die unverschämte Art, wie die Herren Polen in Lemberg und anderwärts sich in unsere inneren Verhältnisse cinzumischen unternommen haben. (Beifall.) (Zuruf Lcdebours: Kommen Sie doch auf die Haupt wache!) Herr Ledeboursky! (Stürmische Heiterkeit.) Warten Sie doch ab, wir können doch nichts dafür, daß Fremde sich in unsere deutschen Verhältnisse einmischen. Die österreichischen Polen, die die Ruthenen und andere Völkerschaften geradezu vergewaltigen, sind wahrlich die letzten dazu, um Vorlesungen zu halten über das, was wir zu tun haben. (Sehr richtig!) Aber trotzdem haben ich und meine Freunde die allerschwersten Bedenken gegen 8 7 und wegen der Anwendung, die er finden kann vor allem da, wo eine gemischtsprachige Bevölkerung auf Grund einer langen geschichtlich ethnologischen Entwicklung lebt. Dringend nötig ist, daß in unserem polnisch-sprach lichen Osten der deutsche Beamte die polnische Sprache kennt. Vor allem aber muß für eine gute deutsche Schul bildung gesorgt werden. Zu befürchten ist ferner, daß durch das Verbot des Polnischen als Versammlungs sprache die Agitation in viel gefährlichere Geheim- konventikel hineinaetrieben wird und daß Märtyrer ge schaffen werden. Alle diese Momente machen eine andere Fassung des Paragraph 7 nötig, die es erlaubt, die Rechte deS Staates mit denen der Staatsbürger in Einklang zu bringen. So wie der Paragraph jetzt lautet, wird er keine Mehrheit in diesem Hause finden. Redner schließt mit der Hoffnung, daß es gelingen werde, ein Gesetz zu schaffen, das dem deutschen Volke zum Segen gereiche. Abg. Fürst NadstwiU (Pole) weist die Angriffe auf die Polen zurück, unbewiesene Verdächtigung sei der Vorwurf der Adsonderungsgelüste. Er fordere Beweise, sonst müsse er das als Verleumdung erklären. (Vize präsident Dr. Paasche ruft den Redner wegen dieser Aeußerung zur Ordnung.) Der Reichskanzler habe sich für seine Äntipoleupolitik auf Friedrich den Großen be rufen; aber der große König habe m der Müble zu Sanssouci sich durch Anerkennung des Staates als Rechts staat ein Denkmal errichtet. Auch auf Fürst Bismarck habe sich der Reichskanzler berufen. Bismarck habe den Kulturkampf begonnen und hinterher revidiert, und Fürst Bülow werde keine Einbuße an Größe erleiden, wenn er auch diese Polenpolitik, die auch nur eine partielle Seite deS Kulturkampfes ist, revidieren wollte. (Sehr wahr! im Zentrum.) Der preußische Justizminister habe sich im Äbgeordnetenhause für daS dortige Antipolengesetz aus Gründen des öffentlichen Wohles berufen, aber aus „Gründen des öffentlichen Wohles" habe man auch Ludwig xiv. und Maria Antoinette enthauptet. (Leb hafter Beifall im Zentrum und bei den Polen.) Staatssekretär v. Kethmann-Holmrs: Ich habe gestern nur gesagt, daß das Deutsche Reich ein deutscher Nationalstaat sei, von den Polen habe ich nicht gesprochen. Der Vorredner hat die Absonderungsgelüste der Polen bestritten. Diese kann ich aber beweisen. Mit der Boykottierung der Deutschen haben die Polen begonnen, und zwar schon zu einer Zeit, da in Preußen mit der jetzigen Polenpolitck noch gar nicht begonnen war. Wie groß ist der Haß der Polen gegen die Deutschen! Welches polnische Blatt würde es wohl wagen, in seinen Spalten den Traum der Wiederherstellung des Jagellonenreiches abzuleugnen. Der Staatssekretär weist dann noch hin auf die Ausführungen Gregoires, die in wohltuendem Gegensätze zum Verhalten der Polen stünden. Die GrLgoireschen Ausführungen und die daraus zu ent nehmenden Tatsachen würden zur Folge haben, daß alle Bedenken, die gegen 8 7 seiner Fassung halber bestünden, in Wegfall kommen würden. Abg. Dr. Kolb« (Reichsv.) Wir erkennen in dem Entwürfe einen Fortschritts, namentlich auch wegen des den Frauen gewährten Rechtes zur Teilnahme am Ver einsleben. Schwere Bedenken haben wir dagegen gegen die unbeschränkte Zulassung der Jugendlichen und Min derjährigen. Unsere Bedenken stutzen sich besonders auf die Bestrebungen der Sozialdemokratie, die Jugend für sich zu gewinnen. Die zurzeit für Schüler und Lehrlinge, also einschließlich der Fortbildungsschüler, bestehenden Be schränkungen solle man daher beibehalten. Abg. Pachnick» (freis. Ver.): Die Wünsche seiner Freunde gingen über den Entwurf weit hinaus, aber sie erkennten an, daß er gegenüber dem gegenwärtigen Zu stande einen Fortschritt bedeute. Mit dem Entwürfe werde die Politik der Nadelstiche verlassen. Damit nütze man nicht der Sozialdemokratie, sondern man tue ihr viel mehr Abbruch. Ihr endgiltiges Urteil über den Entwurf würden seine Freunde erst in der dritten Lesung fällen können. Jedenfalls müßte der Polizei in dieser Ange legenheit nach Möglichkeit der Weg verbaut werden. Der Anzeigepflicht müsse unter allen Umständen die öffentliche Bekanntmachung gleichgestellt werden, schon weil vielfach der Amtsvorsteher zu weit ab wohne und auch nicht immer zu Hause sei. Die Entscheidung liege beim Sprachenparagraphen, und sie hänge vielleicht nur von wenigen Stimmen ab. Die Polengefahr erkennten seine Zreunde an. Einmischungen vom Auslande müsse man ich entschieden verbitten ; aber daß Deutschland ein deutsch nationaler Staat sei, treffe doch nicht ganz zu. Unter 61 Millionen hätten wir fast 4 Millionen Polen; diese wolle man nun zwingen, in Versammlungen auf die ihnen ge läufige Sprache zu verzichten, und das könne dem Frieden nicht dienen. Wenn man 8 7 lediglich auf die Polen de- chränke, so trete der Ausnahmecharakter der Bestimmung vollends recht zutage. In dem Augenblick, in dem das hier beschlossen werde, wurden in Westfalen die polnischen Arbeiter sofort der Sozialdemokratie zufallen und der nationalen, der christlichen Arbeiterbewegung verloren gehen. Gelinge es, den Entwurf entsprechend zu ver bessern, dann sei ein politischer Gewinn erzielt, der da durch wahrlich nicht schlechter werde, daß er eine Frucht der Blockpolitik sei. (Beifall links.) Abg. Koth (Wirtsch. Vereinig.) ist als Württemberger im allgemeinen mit dem Entwürfe einverstanden. Abg. Hanse« (Däne) bekämpft das Sprachenverbot, daS tief ins private, religiöse und wirtschaftliche Leben einschneiden würde. Die Beziehungen zwischen Dänemark und Deutschland hätten sich gebessert. 8 7 würde da nur wieder Unruhe schaffen. — Hieraus wird die Weiter beratung auf Mittwoch vertagt. Auf der Tagesordnung stehen ferner der Nachtrags-Etat und die Novelle zum öörsengesetz. Lu- dem Reiche. Bom sächstsche« Landtage. Die 1. Abteilung der Z w e i t e n K a m m e r beantragt, die Kammer wolle beschließen: die im 39. ländlichen Wahlkreise erfolgte Wahl deS G>- meindevorstandeS Friedrich August Wunderlich in Niederalbertsdorf für g i l t i g zu erklären Während eS erst schien, als ob eS bei der Nach wahl im 15. ländlichen Wahlkreise Freiberg-Land) zu mehreren bürgerlichen Kandida turen kommen sollte, wurde in einer Versammlung der Wa lmänner der Direktor deS Bundes der Land wirte in Sachsen, OSwin Schmid t-Fceiberg, als alleiniger Kandidat der bürgerlichen Parteien auf- gestellt. Zur Krist- tm Kl-ttenverein. Die Niederlegung deS Protektorats über den bayrischen Landesverband des Deutschen FtoltenvereinS, zu der P r i n z Ruprecht sich -ntschlossen hat, wird zweifellos noch weitere Folgen ^aben. Man darf annehmen, daß auch die bay rische Regierung mit dem Vorgehen des Pcin- z-n einverstanden ist, und daß zahlreiche AuS- lritte auS dem Flottenvernn ettolgen werden. Der Ausgleich der Differenzen, di zwischen dem bayrischen Verband und der Hauptleitung deS FtoltenvereinS infolge der Wahlagitation des Generals Keim entstanden waren, hatte sich auf der Tagung in Köln nur dadurch beilegen lassen, daß den Bayern die Zusicherung gegeben wurde, daß der Verein in Zukunft jede politische Agitation unterlassen werde. Diese Zusicherung erachtet Prinz Ruprecht durch die Wahl Keims zum Geschäftsleiter deS Flottenvereins als gebrochen, und da seine Drohung, daß er für diesen Fall das Protektorat niederlegen würde, keinen Erfolg hatte, hat er seine Beziehungen zur Leitung deS FlottenveretnS abgebrochen. Von einem Mitglieds deS Präsidiums des Flottenvereins wird der „Lok. Anz.' zur Ver öffentlichung folgender Erklärung ermächtigt: „Die Tatsache, daß Prinz Ruprecht von Bayern daS Pro tektorat über den bayrischen LandeSoerein niederge- legt hat, berührt den deutschen Flotten-Berein als solchen absolut nicht. DaS Präsidium der Vereins steht auf dem Standpunkt, daß die Wahl deS Generals Keim zum geschästSführeuden Vor sitzenden rite erfolgt ist, daß also an seiner Wahl ntcht zu rütteln ist. DaS Präsidium legt der Niederlegung deS Protektorats seitens des Prinzen Ruprecht von Bayern keine Bedeutung bei. Bon einer Krists im Flottenoerein aus diesem Anlaß zu sprechen, ist absurd. Der Deutsche Flottenverein wird seine Geschäfte in gewohnter Weise fortführen.' — Dagegen wird demselben Blatte von einer einfluß reichen Persönlichkeit, die im Flottenverein gleichfalls eine hervorragende Rolle spielt, die Situation wesent lich anders dargestellt. Nach der Anschauung dieser Gewährsmannes wird daS Verhalten deS Prinzen Ruprecht weittragende Folgen nach sich ziehen müssen. ES gäbe nur zwei Möglichkeiten, entweder der Kaiser ignoriere den Schritt, den der bayrische Prinz getan hat, oder er ignoriere in Zu kunft den Flottenverein. ES sei anzunehmen, daß der Kaiser an der Entschließung des Prinzen Ru precht nicht vorübergehen werde. Auch andere Ab teilungen deS Flottenvereins seien schon längst mit der Geschäftsführung tm hohen Grade unzufrieden, und das jetzt in München gegebene Beispiel dürste an manchen Stellen sehr bald Nachahmung finden. Der Lpiritns rector des Präsidiums sei General Keim, dessen Taktik in weiten Kreisen Unzufrieden heit erweckt habe. Lu- unseren Aotonien. Zum Kalle Domtatk. Zu der Zeitungsmeldung über ein gegen Haupt mann Dominik eingeleitetes Disziplinar verfahren wird »on zuständiger Seite mitgeteilt, daß ein Disziplinarverfahren nicht eingeleitet ist, hierzu auch keinerlei Veranlassung oorliegt. Dagegen ist die gerichtliche Untersuchung, die auf Grund der vom Reichstagsabgeordneten Bebel im Reichstag behaupteten Greueltaten gegen Hauptmann Dominik auf Veranlassung des Staatssekretärs der ReichskolonialamtS eingeleitet wurde, auS formellen Gründen noch nicht abgeschlossen. Bisher hat diese Untersuchung belastendes Material gegen den Haupt- mann Dominik nicht ergeben. Lu- dem Lu-t-ud-. Kaiser Wilhelm i« E»gla«d. Die „Hohenzollern" und ihre Begleit- schiffe sind Dienstag früh von Southampton nach Zheerneß abgegangen, wo sie sich für die Ab reise deS Kaisers zur Verfügung halten. — Dienstag nachmittag machte der Kaiser mehrere Besuche und kehrte um 7'/, Uhr abends nach der Botschaft zurück. „Daily Mail' berichtet: Der Kaiser verhehlte beim Abschied von Highclifse seine Dankbarkeit für die Küste von Hampshire nicht. Er traf dort angegriffen ein und verläßt sie gebräunt und gekräftigt. Bevor er das Schloß ver ließ, durchschritt er dessen Räume mit einem letzten freundlichen Blick für jedes der Gemächer, in denen er gewohnt hatte. Er dankte dem Dienstpersonal und belohnte eS. Dann ging er auf die Terrasse mit ihrer herrlichen Aussicht; der Tag war pracht- ooll, die Luft klar, der W.nd warm, und die Sonne schien wie im Frühling. Als der Kaiser darauf sich im Automobil zum Bahnhof begab, ließ er langsam fahren, weil er den Schulkindern erlaubt hatte, von ver Allee bis zum PlörtnerhauS Spalier zu bilden. Er winkt.' ihnen ein herzliches Lebewohl zu. Auf dem Bahnhofe schüttelte der Kaiser allen, die er kannte, die Hände und plauderte Deutsch mit Lady Curzon Howe und ihrem Sö znchen. Er lobte die Luft von Hampshire und sprach von dem schönen Tage, an dem er die gastfreundliche Gegend ver lassen müsse. Dann rief er von der Tür seines Salonwagens der kleinen Gruppe aus dem Bahn steig mit herzlichem Lachen zu: „Nun lebt wohl, auf Wiedersehen!"
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