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WWWWWWWWWWMWWWMWWWWWWWWMWW» v Amtsblatt Anzeiger D sr- Austräger Fernsprecher l Inserate nehmen außer s. -ir. ll. I auch befördern 57. )ahrg Ur. 29^ ik Hohenstein-Ernstthal, den 13. Dezember 1907. Der Stadtrat deutende Verstärkung der Flotte ankündigt. Das ZUM Ableben der Königin ernste l. «<schSft*K,U» »chntsteatz- Mr. »1. mannigfach gestiftet hat, wird dauernd auf ihrem Andenken ruhen." atlantische Geschwader ist gestern nach dem Stillen Ozean in See gegangen. Wendung, welche die schon seit längerer Zeit in ihren ersten Anfängen bei der Königin'Witwe festgestellte Krankheit — Blasen- und Nierenkatarrh — nahm, begann am 11. De zember gegen Abend plötzlich, nachdem die Königin-Witwe noch am Mittag desselben Tages bei verhältnismäßig gutem Befinden eine kurze Spazierfahrt im Garten unternommen hatte. ES trat Schüttelfrost mit Erbrechen und hohem Fieber ein. Die Untersuchung ergab, daß da? obenerwähnte Leiden einen akut entzündlichen Charakter angenommen und zu einer Intoxikation (Vergiftung) des Organismus geführt hatte. Die Befürchtung, daß ähnliche Anfälle sich wieder holen würden, erfüllte sich bereits am folgenden Tage. Nach mehrstündiger fieberfreier Pause stieg die Körperwärme wiederum an und hielt sich seitdem auf mäßiger Höhe. Am 13. Dezember trat vormittags eine leichte vorübergehende Benommenheit ein, weshalb die hohe Frau nach wiedcrer- langtem Bewußtsein mit dem Sterbesakrament versehen wurde. Gegen Mittag nahm die Apathie stündlich zu. Die Atmung wurde in der Nacht vom 13. zum 14. Dezember oberflächlicher und beschleunigt. Die Königin - Witwe ge- *) Die amerikanische Regierung veröffentlicht ein F l o t t e n » P r o g ra m m für 1908, das eine be- Der Reichskanzler Fürst Bülow hat in einem Schreiben an die Regierungen der Bundesstaaten eine Reform in der Anwendung des Zeugniszwanges angeregt. Der württembergische Landesverband deS Flottenvereins, der angeblich auf die Seite des bayrischen Verbandes getreten sein sollte, hat zu dem Streit im Flotten- veretn überhaupt noch nicht Stellung genommen. werden aufgefordert, diese Ansprüche zur Vermeidung deS Verlustes innerhalb 3 Monaten, jedoch spätestens ' der Geschäftsstelle auch die Austräger auf dem Lande emg.g.n befördern die Annoncen-Expeditionen solche zu Originalpreisen AuS Birmingham (Alabama) wird gemeldet, daß in einem Bergwerk bei Jolonde eine Explosion stattgefunden hat. Es verlautet, daß 75 Mann ver schüttet seien. r te ü. u Laut Anzeige sind die Einlagenbüchec u) der früheren Hohensteiner Sparkaffe Nr. 6546 auf Franz Zeißig in Oberlungwitz und b) der früheren Ernstthaler Sparkasse Nr. 3227 auf Friederike Zeißig in Oberlungwitz lautend, abhanden gekommen. Die etwaigen Inhaber der Bücher, welche Ansprüche auf diese zu haben glauben, für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Vernsdorf, Meinsdorf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, Langenchursdorf, GrumbaM, T heim, Kuhschnappel. Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Lugau, (5. Pleißa, Rüßdorf, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. *) Der Prozeß Harden wurde wegen Erkrankung des Angeklagten auf Donnerstag vertagt. * Die Aktiengesellschaft Krupp überwies der Arbeiter-Etiftung wiederum 1 Million Mark. * *) Im österreichischen Abgeordneten hause kam eS zu einem erbitterten Handgemenge, bet dem ein Abgeordneter in die Finger gebissen wurde. An der marokkanischen Grenze haben neue Kämpfe stattgefundcn, da die Franzosen einen bisher von den Beni Snafsen besetzten Posten angegriffen haben. * Die Krisis in Teheran dauert fort. In der Stadt finden verschiedentlich Straßenkämpfe statt. Das persische^ Parlament setzt den Forderungen deS Schahs hart- näckigen,Widerstand entgegen. *) Rrter-tz an anderer Stelle. Trauerfeterlichkeite«. Für die Ueberführung der Leiche nach der Kgl. Schloß kirche und die Beisetzung sind eingehende Anordnungen ge- troffen. Der Trauerkondukt berührt folgende Straßen und Plätze: Residenzstraße, Restdenzplatz, Park- straße, Bürgerwiese, Gsorgplatz, Ringstraße, Moritzstraße, Neumarkt, Augustusstraße, Schloßplatz. Dem Publikum ist gestern gestattet worden, die Auf bahrung der Verewigten zu besichtigen; auch heute in der Zeit von >/,2 bis ^/,5 Uhr sollte, soweit es die Räum lichkeiten erlauben, dem Publikum wieder der Zutritt ge stattet sein. An Stelle des Requiems werden auf nachdrück lichen Willen der Verblichenen am DienStag, Mittwoch und Donnerstag in der katholischen Hofkirchs stille heilige Seelenmessen gelesen. Erzherzogin Maria Josefa ist an In- fluenza erkrankt und kann deshalb dem Leichenbegängnis in Dresden nicht beiwohnen. Sonnabend abend nahm Professor Seffner in der Königlichen Villa zu Strehlen die T o t e n m a S k e der Königin-Witwe Carola ab. Professor Seffner hat, wie er innerlich, auch seinerzeit die Totenmasken von den Königen Albert und Georg abgenommen und schuf danach die Büsten für das Albertinum in Dresden. Bevor heute in der Königlichen Villa Strehlen der Sarg mit der Königin-Witwe geschloffen wird, findet im Beisein der Königlichen Familie eine ernste Feier statt bei der der Kaplan ein Gebet sprechen wird. Auf Wunsch der Entschlafenen wird morgen bei oer Beisetzung in der katho lischen Hofkiiche keine Gedächtnisrede gehalten. Erscheint jeden Wochenlag abends jür den folgenden Tag und kostet durch die) das Vierteljabr Mk. 1.55, durch die Poft biogen Mk. 1.92 frei ins Haus. Witwe Carola. Ueber sie letzten Tage der Königin-Witwe wird amtlich gemeldet: Die Das Wichtigste. *) Kaiser Wilhelm wird sich bei der Beisetzung in Dresden (am Mittwoch) durch den Prinzen Friedrich Leopold von Preußen vertreten kaffen. Der Karden Droreff vertagt. Die neue Verhandlung gegen Maximilian Harden wegen Beleidigung des Grafen Moltke, über deren Beginn in der letzten Nummer bereits kurz berichtet wurde, mußte schon nach kurzer Zeit wegen der Erkrankung deS Ange klagten auf nächsten Donnerstag vertagt werden. Ob sie dann wird durchgeflihrt werden können, hängt von dem Gesundheitszustände Hardens ab. Der gute Wille, die An gelegenheit, wenn irgend möglich, ohne weiteren Aufschub zu Ende zu bringen, ist bei allen Prozeßbeteiligten zweifellos vorhanden. Der Inhalt der neue» Anklage deS StaatSanwaltS deckt sich im großen und ganzen mit der seinerzeit vom Justizrat Dr. v. Gordon verfaßten Privatklageschrift. Der Angeklagte wird beschuldigt, durch die bekannten Artikel der „Zukunft" in der Zeit vom 27. Oktober 1906 bis 27. April 1907 den früheren Generaladjutanten deS Kaisers und Stadtkommandanten von Berlin Grafen Kuno Moltke im Sinne der ZZ 185, 186 beleidigt zu haben. Die Staats anwaltschaft hält eS für zweifellos, daß der Angeklagte in seinen die Li-benberger Tafelrunde behandelnden Artikeln den Fürsten Philipp zu Eulenburg als einen an Perversion deS Geschlechtslebens leidenden und homosexuellen Verkehr betätigenden Mann hingestellt habe. Er habe sodann den Verkehr zwischen dem Grafen Moltke und dem Fürsten Philipp zu Eulenburg als einen ganz besonders innigen hingestellt und ausdrücklich betont, daß beide in ihren Neigungen die meisten Berührungspunkte hätten. Die Staatsanwaltschaft liest aus den Artikeln heraus, daß der Angeklagte beide Männer beurteilt wissen wolle als Per sönlichkeiten, deren Umgang man nach den geltenden Ehr begriffen im Hinblick auf ihre geschlechtliche Eigenart zu meiden habe. Er schilderte sie als Männer, deren norm widrige Veranlagung unzweideutig nach außen Heroortrete. Die Staatsanwaltschaft stützt sich darauf, daß die Artikel in der Oeffentlichkeit fast allgemein so aufgefaßt worden seien, daß eine homosexuelle Betätigung deS Grafen Moltke und deS Fürsten zu Eulenburg behauptet iverdcn sollte und nicht, wie der Angeklagte behauptet, daß nur aus ein eigen- artiges Empfindungsleten der beiden Männer Hingeiviesen werden sollte. Nach Ansicht des StaatSanwaltS ist e§ nu«- bis zum 20. Mitrz 1S08 bei der hiesigen Sparkasse geltend zu machen, andernfalls die Einlagenbücher für Nttg-tttg erklärt werden. für lÄ Kchl. WsgmA mH kn AMrat zu Hchchiil-krOhal langte nicht wieder zum vollem Bewußtseiu. Ohne irgend welche Schmerzempfindung zu äußern, trat am 15. Dezem ber gegen 2 Uhr morgens die Agonie ein, weshalb in der dritten Morgenstunde der König, die Prinzessinnen Mathilde und Johann Georg, sowie das Gefolge, die Beamten und das Dienstpersonal der Königin-Witwe sich im Sterbezim mer versammelten. Der Beichtvater sprach Sterbegebete, bis unter der allmählich erlahmenden Herzkraft die hohe Frau ohne Todeskompf um 3 Uhr 37 Minuten sanft und friedlich entschlief. Beileidsknndgebuugen. Hunderte von Beileidsschreiben von Mitgliedern der dem erlauchten Königlichen Hause verwandten Familien, von sämtlichen deutschen Bundesfürsten und den Vertretungen der freien Städte sind eingegangen. Der Kaiser hat folgendes T-legramm gesandt: „Beim Ableben der teuren Königin sprechen wir Dir unser von Herzen kommendes Beileid aus. Wir wissen, welch großer Verlust der Tod der lieben Tante für Dich und Dein HauS bedeutet. Für meine Frau war die Königin Carola seit ihrer frühesten Kindheit unendlich gütig und verwandtschaftlich. Wilhelm." Der Königliche Hof in Berlin legt für die Königin-Witwe eine dreiwöchige Trauer an, bis einschließlich den 5. Januar. — Kaiser Franz Joseph von Oesterreich schließt sein Beileidstelegramm an den König mit den Worten: „Sei versichert, daß ich, der ausgezeichneten Eigenschaften der auch mir so nahestehenden verblichenen Königin und ihrer mir stets entgegengebrachten freundlichen Gesinnungen gedenkend, der teur n Dahingeschiedeuen stets eine dank- erfüllle ehrende Erinnerung widmen will." Auch der Kaiser von Rußland hatte ein herzlich gehaltenes Kondolenztelegramm abgeschickt, ferner die Souveräne wohl aller europäischen Staaten, darunter die Könige von Eng land, Schweden, Dänemark, Belgien, Spanien, Portugal, die Königin der Niederlande und die Häupter einiger nicht europäischer Staaten. Von verschiedenen Stadtvertretungen sind ebenfalls Beileidstelegramme eingetroffen. Ferner ist von den sächsischen Handelskammern durch die Chem- nitzkr Kammer, als den derzeitigen Vorort, dem König eine BeileidSkundgebung unterbreitet worden, in der es heißt: „Das tieftraurige Ereignis des Hinschetdens Ihrer Majestät der Königin-Witwe Carola hat wie im ganzen Sat,senvolke, so in den von den sächsischen Handelskammern vertretenen Bevölkerungskreisen den schmerzlichsten Eindruck hervor- rerufen. Mit wärmster Liebe hing unser gesamtes Volk an dieser edlen Frau, der treuen Gattin deS noch immer unvergessenen Königs Albert. Durch Ihre unendliche Milde und Güte, Ihre nie erlahmende Fürsorge für die in Not Geratenen, für Arme und Kranke hat sich die erlauchte Fürstin einen Schatz unauslöschlicher Dankbarkeit im Herzen unserer Nation erworben. Voll tiefen Schmerzes nahen die sächsischen Handelskammern dem Throne Euerer König- lichen Majestät, um in treuer Anhänglichkeit Euerer Majestät die innigste Anteilnahme an dem herben Verluste auszufprechen, der mit dem Königlichen Hause unser ganzes geliebtes Vaterland betroffen hat." Beim sächsischen Gesandten Grafen Vitz thum von Eckstädt in Berlin statteten zahlreiche hervor ragende Staatsbeamte und Diplomaten Kondolenzbesuche ab. Der Sonntag und noch mehr der gestrige Tag brachten eine Fülle von Kondolenztelegrammen. Reichskanzler Fürst Bülow kondolierte b.reitS am Sonntaq durch Karte. Der Staatssekretär deS Auswärtigen, v. Schoen, erschien am Montag persönlich. Sämtliche Botschafter und Gesandte kondolierten, auch die der exotischen Länder. Die halbamtliche „Nordd. Allg. Zt g." begleitet die Meldung vom Ableben der Königin Carola von Sachsen mit folgender Würdigung der Verblichenen: „Lautere HerzenS- güte und echte Menschenfreundlichkeit hat daS stille Wirken der Königin Carola allezeit ausgezeichnet. An der tiefen Trauer deS sächsischen Königshauses und deS sächsischen Volkes um die cdle Fürstin, die zugleich die letzte des alten Königsgeschlechtes der Wasa gewesen ist, nimmt die kaiser- liehe Familie und mit ihr die ganze d utsche Nation innigen Anteil. Dec reiche Segen, den die Hingeschiedene so Mittwoch, den ,8 Dezember (907.