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den Baukosten beisteuern wollen, die Kammer auf kurzem aus der Firma Mendelssohn u. Co. auSge Die Laa« .st 13 fangS nicht geneigt, der Mitteilung Glauben zu sultanS Muley Hafid ein Treffen ftattgefunven, m 2. Kammer auch der altkonseroative Abg. W ittig Stellung, indem er sich scharf gegen die Wahl von der Weigerung des Stammes der Steuern zu bezahlen, unternahm, der Entwicklung K emmis, sich wieder K a i d v o n Sonnadent Gebiet. Das Arzila einen Raubzug in ihr Haufes unter sehr reger Beteiligung sein 17. Slif. Eigentum der Bewohner wurde weg- tunqLfest, bestehend in Konzert und BalR ab. DaS schenken; erst als Lo.don niedrigere Kurse meldete, dem Abdul Aziz Sieger geblieben ist. Die wurde man nachdenklicher. Es verlautete, daß der Truppen Muliy HaftdS sind nach der Gegend van Bank von England wertere 2 Millionen Pfund Marrakesch geflüchtet. Die Niederlage des Gegen - Gvld enluommeu worden seien, wovon ein Teil sultanS habe zahlreiche seiner Anhänger dem Sieger schwache. Wie unS von amtlicher Serie milgeteilt wird, wurden gewählt: s) von den Urbritgebert» mit je 1 Stimme die Herren Fabrikbesitzer Paul Schüffner, Fabrikbesitzer Emil Schulze, Fabrik besitzer Albert Haase, Schlossermstt. Ewald Lange, Baumeister Loui? Richter und Kartonnagensabrik. Paul Deibel; b) von den Arbei1N«hm«?W die^ Herren Weber Robert Schnabel mit 50, Strumpf wirker August Pfefferkorn mit 43, Korbmacher Robert Illgen mit 15, Glaser Paul Riedel, Steinmetz Otto Riedel und Kartonnagenarbsittr Julius Meier, letztere drei mit je 12 Stimmen. Insgesamt haben 125 Wähler ihr Wahlrecht auSgaübt. —i Der MäA««rgrsangvrrrin , Arto«" hielt gestern abend an Saale des Altstädter Schützen- ihrem Verlangen bestehen bleiben solle, die Seminare bis zum JahreSschluß auf 8^ und der Lombard- nach kleineren Städten zu legen. Wo solle man zinSfuß auf 10"/, steigen werde. DaS wären v MendelSsohn-Bartholdy, der oo die Hauptnummer „SiegeSgesang der Deutschen nach der Hermannschlacht" und der Männerchor mit Orchester „Traumbilder" legten Zeugnis davon ab, daß der strebsame Verein unter der Leitung seines Dirigenten Herrn Gerhard Neumann Ersprießliche» zu leisten vermag. Nach der Schlußnummer »Musi kalisches Wettspiel" erhielt Herr Stadtmustkdirektor Naumann so vielen Beifall, daß er sich zu einer Zugabe verstehen mußte. Ein fröhlich verlaufener Ball beschloß den Abend, dem als Gäste auch viele Mitglieder mehrerer hiesigerBruderoereine beiwohnten. —i Der evangelische Iü«gling-verei« der TrinitatiSgemeinde unternahm am ver- gangenen Sonntag unter sehr zahlreicher Beteiligung eine Fahrt nach Klöha, dem neuen Wirkungskreise seines früheren alloerehrten Vorsteher Herrn Pastor Schilbach. Zm Gasthof Flöha wurde von den Mitgliedern eine Festaufführung, bestehend in zwei Theaterstücken ernsten und heiteren Inhalts, sowie musikalischen und deklamatorischen Darbietungen entbrannt ist, wird vielleicht noch weit schlimmere Formen annehmen. Schon jetzt wird nach der her Regen- oder Schneefälle, veränderliche Winde, Temperatur nicht erheblich geändert. November r TagcSmittei -s-3,0", Maximuir ->4 9°, Ntinimum -4-0,2° —* Zum Zwecke der Aufstellung von gemei«- oeranstaltet, zu der etwa 450 Personen erschienen waren. Mitwirkende waren Fräulein Hänsel-Flöha sowie der Kirchenchor zu Flöha. Herr Pastor Schil bach hielt eine eindrucksvolle Ansprache. Später folgt« im Gasthof Plaue noch ein geselliges Bei- sammeustin. Der gute Erfolg der Veranstaltung zeigte sich darin, daß auch in Flöha an demselben Tage noch ein evangelischer Männer- und Jünglings- vcrein ins Leben gerufen wurde, dem sofort 17 Mit glieder beitraten. — Der hiesige Roseuverei» gedenkt sein diesjähriges Wintervergnüge« Dienstag, den 26. November im Gewerbehaus abzuhalten. — Auf der am 10. und 11. November in Glauckau abgehaltenen KaninchenausstellANg der Kohlenfeldgau-Gruppe erhielten von hiesigen Züchtern G. Sauer und F. Büttner je einen 2., Hermann M ü l l c r-Hüttengrund und Emil kontsertöhunaen üüsmal für die der D. visenkuise sind, das zeigt darin, daß Schick London am B e r t h o l d-Hüttengrundstraße je einen 3., Gott hilf Sauer zwei 3. Preise. —* Von rinern gewaltige« Schadenfeuer wurde in der vergangenen Nacht unsere große Nachbargemeiude Oberlungwitz heimgesucht. Gegen '/,! Uhr brach plötzlich — bei dem dichten Nebel nur schwer sichtbar — an dem Giebel des Pferde- stalleS des im Mitteldorfe an der Hoferstrotze qe- legenen Gutes des Herrn Otto Coder Feuer aus, das, genährt durch große Erntevorräte, in wenigen Minuten von dem Pferdestall auf einen anstoßenden Schuppen und dann auf den angrenzenden Viehstall und ein Seitengebäude Übergriff und diese sämtlich in kurzer Zeit in Asche legte. Der Brand hatte auch bereits den Westgiebel des großen Wohnhauses er griffen, doch gelang es hier dem energischen Ein greifen der Ortsseuerwehren. den Brand zu löschen und so das Gebäude vor der Einäscherung zu be wahren. Von den umfänglichen Gutsgebäuden stehen heute nur noch das Wohnhaus und die vor einigen Jahren neuerbaute, von den übrigen Gebäuden durch Brandgiebel getrennte große Scheune. AlS das Feuer auSbrach, lag im Gute Alles in tiefem Schlafe und nur mit Mühe gelang es, die im Seitengebäude wohnende Familie des Schweizers zu wecken und vor dem Feuertods zu bewahren. Zum Glück konnte auch der gesamt. Viehbestand gerettet werden, der heute in der neuen Scheune Unter kommen gesunden hat Außer den fünf OrtSfpritzen nahm noch eine Spritze am? Wüstrnbrand au der Bekämpfung des Feuers Anteil. Wenn auch Herr iCoder versichert hat, so erleidet er doch, zumal der Winter vor der Tür steht und an eine Neu-Errich- tuna der Gebäude für die nächsten Monate wohl kaum zu denken ist, großen Schaden. Die Ursache des Feuers ist in Brandstiftung zu suchen und zum Glück ist es diesmal gelungen, den elenden Brand stifter auf frischer Tat zu ertappen und trotz eines Fluchtversuches festzunehmen. Als das Feuer im Entstehen war, passierte- gerade der Nachtschutzmann den fraglichen Straßenteil und bemerkte, als er nach dem Gutshose eilen und die Bewohner wecken wollte, wie ein Mann über den niedrigen Gartenzaun nach der Straße herauSstieg. Der Unbekannte, in dem lötet wurden. Es dürfte zu weiteren Kämpfen kommcn. Vor» Sisevbahnftrett auf Kuba. Einer Melkung aus Havanna zufolge ver- schärft sich die Lage bei den vereinigten Kuda- nisLen Eisenbahngesellschaften, deren Angestellte auSständeg sind. Die wichtigsten Züge verkehren zwar noch, indessen ist der Dienst völlig desorgani siert Die Ausständigen bemühen sich, andere Arbeiterkalegor>eu zum Sympathiestreik zu veranlassen. Vom Auffta«d i« Ri«derlü«difch - Judts«. Eine amtlicheDepesche au» Niederländisch-Jndien besagt: Bei Kolbanain der Landschaft Amanoe- bang auf der Insel Timor wurde eine Patrouille von Eingeborenen überfallen; zwei europäische und vierzehn eingeborene Soldaten wurden niedergemacht. zu einer nochmaligen Erhöhung ihres DiS- Meldungen aus Tanger zufolge hat zwischen konts entschließen werde. In Berlin war man an- den Truppen deS SultanS Abdul Aziz und des Gegen-, zu einer Art Seeschlange entwickelt habe, daß es >m Lande aber heiße: Wo Rauch ist, da ist auch Feuer, Lus dem und daß man demgemäß übereinstimmend meine, daß an der Sache doch etwas Wahres sei. Wenn Studeu1enu«r«hen in Wien, sich die Dinge so harmlos verhielten, wie durch den In Wien sammelten sich gestern mittag vor Finanzminister erklärt worden sei, so liege kein der U n i v e rs i t ä t die i t a l i e n i s ch e n S t u - Grund vor, einer Erörterung mit Herrn o. Nostitz- deuten an, denen ein Saal in der Universität Wallwitz vor einer Kommission aus dem Wege zu behufs Abhaltnng einer Versammlung verweigert gehen. Er verlange vor allem Wahrheit und Auf- worden war. Während ein italienischer Student klärung uno da täte es gut, wenn man Herrn von eine Rede hielt, sangen die deutschen Studenten Nostitz den Beweis für seine Behauptung erbringen die Wacht am Rhein. Daraufhin sangen die italie- ließe. Eine derartige Lösung der Frage paßte den nischen Studenten ein italienisches Lied, worauf, Altkonseroatioen aber ziemlich wenig. Sowohl der einer Lokalkorrespondenz zufolge, eiu Tumult Abg. von Quer furth, der „industrielle" Vor- entstand. Die deutschen Studenten besetzten alsdann fitzende der Fraktion, wie der Abg. Andrä erklärten, die UniversitätSrampe, während die italienischen daß ihres Erachtens für die konservative Fraktion die Studenten vor das Parlament zogen, um zugunsten Sache abgetan sei. Während Herr Andrä aber die der Errichtung einer italienischen Universität in Frage vollkommen begraben will, gab Herr von Oesterreich zu demonstrieren.— Weiteren Nachrichten Querfurth dem Abg. Langhammer den Rat, auf zufolge hat der Rektor der Universität erklärt, dem Wege einer Interpellation an die Staatsregie- daß infolge der gestrigen Tumulte die Universität rung die vollste Klarstellung herbeizuführen. Ob der heute geschlossen bleiben werde, um eine genannte Abgeordnete, bezw. irgend welche liberale Wiederholung der Vorfälle zu vermeiden. Die Fraktion diesen Weg einschlagen wird, steht dahin, italienischen Studenten erklärten, daß ihre gestrige Rechtsanwalt Cassarinow hat Berufung gegen das Urteil des Senats im Gurko-Prozeß eingelegt, da c? auf einem völligen Mißverstehen der Gesetze basiere. In Radom wurde der Polizeikvmmissar während der Theatervorstellung erschossen. — In B i a l y st o k entdeckte in der Wohnung des reichen Kaufmanns Meyer-Schönderg die Geheimpolizei 150 Pistolen, eins Menge Patronen, sowie 10 Bomben, deren eine 40 Pfund schwer ist. Diese Waffsn- ladungen waren für Lodz bestimmt. 8 Personen wurden verhaftet, bei denen viele Waffen beschlag nahmt wurden. Hohenstrin-Ernstthal- 12. November. Wder Königl. SSchf. Landes- Wetterwarte zu Dresden. Kür Mittwoch: Zunehmende Bewölkung, nach- allerdings schon seit einigen Tagen angekündigt ge- zugeführt. wesen sei. Von w:e geringer Bedeutung die DiS- Infolge Weitere Diskonterhöhungen i« Sicht! Kundgebung nicht gegen die deutschen Studenten Wer geglaubt hatte, daß wir mit unserem Achtet g^ves^ sei, sondern nur noch niemals zuvor verzeichneten ReichSbank - h"be, die Errichtung einer Italien, scheu U n i° drskont von 7'/, °/o und die Bank von °"l-tät m Oesterreich zu beschleunigen. England mit ihrem 7 »/« den Gipfel erreicht ^ch w Graz sammelten haben, dürfte vielleicht sehr bald eines anderen be- vormittag mehrere hundert italienische Stu- lehrt werden. Schon am letzten Sonnabend trafen dc-'tcn nor den Horsälen der iur,st.schen Fa ultat in Berlin Drahtnachtrichten von Londoner Bank- und verhinderten durch Schreien die Abhaltung Häusern ein, worin niitgeteilt wurde, daß sich die """ Vorlesungen. Bank von England voraussichtlich in kurzer Frist Niederlage des Gegeusultans Muley Hafid» Zwickau aussprach und hervorhob, daß, obwohl Zwickau außer dem Bauplatz noch 500 000 Mk. zu „Tgl. Rdsch. allen Ernstes an maßgebenden Stellen Kampf umS Gold, der zwischen Amerika und Suiopa,und der Ben Aifsa kam rs wegen Streitigkeiten zu Beifall erzielten das Männerquartett »Lebe wohl" einim Kampfe, wobei zahlreiche Ben Aifsa-Leute ge-jund daS Baß-Solo „Des Baffes Allgewalt". Auch Sympathien stößt. . g,. I kurzem aus oer Dilina wrenoetsioyn u. IL0. ausge- Darf man nach der Stellungnahme der bgg jst, zum Nachfolger des Staatssekretärs des S ch i e ck und W i t t i g annehmen, " ReichrschatzamteS v. Stengel auScrseheu sei. DaS endgültig aus den Bewerbern um e,n neues SE ha. keinerlei tatsächliche-, Hintergrund, ausscheidet und der Regierungsvorschlag bezüglich ZwickauS abgelehnt wird, so erwächst den berufe- o«M K0«« «<yro«ro. neu Organen unsrer Stadt doppelte Professor Dr. Schroers in Bonn hat gestern Pflicht, Alles zu tun, was in ihren Kräften steht, seine Verlesungen an der Bonner Universität um unter Umständen ein neues Seminar für unser w jeder ausgenommen. Der Zudrang war Hohenstein-Ernstthal zu erlangen. Unser Vertreter ungeheuer. Proftssor Dr Schroers wurde bei seinem in der 2. Kammer, Herr Fabrikbesitzer P 0 p p i tz, Erscheinen mit minutenlangem Trampeln begrüßt schreibt unS heute, daß er, wie schon im letzten Land- Kurator Universität, Geheimrat Ebbing- tage und im Sommer 1906, auch neuerdings wieder huuS, war erschienen, um Professor Schroer? zu be- energisch für die Wahl unserer S t a d t Nrüßcn. Am Schluß der Vorlesung wiederholten wftrken wolle. sich die Kundgebungen. Professor Schroers erklärt 4^1« der „Deutschen Reichszeitung", daß er niemals daran gedacht habe, irgendwelche Schritte zu ist in der gestrigen Sitzung der Z w e , t e n ^„, um den Zwischenfall anS der Welt zu schaffen. Rednern >mge. Angelegenheit war durch die Regierung bereits schnitten worden Zunächst hob oer reckonservatwe ", ^or der Erzbischof seine Verfügung zu Abg. FacruS hervor, daß die Angelegenheit wohl ° unnötig aufgebauscht worden sei und sich allmählich Steigerung wird trotz der Reichsbankerhöhung reiche StommeSangehöriae und einige Soldaten fielen msntalvorü:ä?e, teils Gesangsnummern. Die Lei- zweifellos der Brandstifter zu suchen war, ergriff die die G-fahr eines weiteren Goldexportes erhöht. Der in dem Kampfe. Zwischen den Stämmen der KhlotS stungen waren durchweg tüchtige. Besonders starken F-ucht winde aber von dem Schutzmann ringeholt fam«« Kandidat«« für di« b«vorstrh««d« Stadtv«rordn«te«-Ersatzwahl tagten gestern Abend im „Deutschen Hause" Vertreter deS Beamten- Vereins, des Altstädter Gewerbevereins, des Konser- vativen und Nationalliberalen Vereins. Nach längeren Verhandlungen sollen als Kandidaten der genannten Vereine folgende Herren den Bürgern zur Wahl oorgeschlagen werden: als Ansässige: Fabrikbesitzer R e d S l 0 b, Fabrikbesitzer Fahr, Bäckermeister Stübner, Schuldirektor Dietze, Kaufmann A 1- red Koch und Gäitnereibesttzcr Wächter; als Incmsässige: Privatmann Heilmann und Zahn techniker Löwel. — Heute fanden die N««Wah!«« d«r B«k- ttzrr d«s GrWevbegerichtS sür die Stadt Hohen- tem-Einstthal statt. Die Beteiligung war wieder, namentlich von feiten der Arbeitgeber, eine sehr damit gerechnet, daß der Reichsbankdiskont hinkommen — so führte Herr Wittig u. A. aus — allerdings Zustände, die der Gewelbe:ätigk«it harte wenn bei Errichtung von staatlichen Anstalten nur Fesseln anlegen und unter Umständen dazu führen noch der finanzielle Effekt ausschlaggebend seil Dann könnten, daß die Zusammenbrüche in unserem wäre eS bester, man vergäbe die staatlichen Anstalten Wirtschaftsleben noch weit zahlreicher we-den, als auf dem Submissionswege! Der stenographische Be- wir sie zurzeit ohnehin schon zu beklagen haben, richt verzeichnet hierzu ein „Sehr richtig", Beweis Börf««manöver. dafür, daß der Vorschlag der Regierung, Zwickau zu An der gestrigen Berliner Nachbörse tauchte wählen, weil es am Meisten zu bieten im Stande Gerücht auf, daß der Geh. Kommerzienrat Ern sei, unter den Kammermitgliedern auf sehr wenig' — - bis 20,60 gehandelt wurde. Durch diese rop-di genommen, ihre Wohnstätten wurden zerstört. Zahl- reichhaltige Konzertprogramm enthielt teils Insten- W V... Mittellose Mädchen. Roman von H. Ehrhardt. 3. Fortsetzung. «Nachdruck verboten.- Sie hatten gehabt „weder Glück noch Stern". Kinder kamen eins nach dem andern, untergruben die zarten Kräfte der schönen Frau, stellten Anforde rungen an die Kaffe des Hausherrn, die dieser bei seinem schmalen Einkommen nicht erschwingen konnte. Krankheit und Not wurden bei ihnen heimisch. Der Tod zweier Kinder brach schließlich der kränklichen Frau Berta fast dos Herz. Ihr überreiztes Gehirn fiel in völlige geistige Umnachtung. Ueber ein Jahr mußte sie getrennt von den Ihrigen in einer Nervenheilanstalt zubringcn. Und danials war es gewesen, als die kauni zwölfjährige Ruth die erste Bürde in der Pflege des jüngsten Brüderchens bekommen hatte. Der Amts gerichtsrat aber war in jener Zeit zu dem müden, verbitterten Manne geworden, der er auch blieb, als seine Frau längst genesen zurückgekehrt war. Um seine jüngsten Kinder kümmerte er sich fast gar nicht, und da bei deren Erziehung auf die schwache, kränkliche Mutter nicht zu rechnen war, so lag auf Ruth auch heut noch die schwere Aufgabe sie in Zucht und Ordnung zu halten. Viel heim liche Tränen und Kämpfe hatte dies Erzieheramt sie schon gekostet. Ihr natürlicher jugendlicher Froh sinn war darunter erstickt. Sie hatte längst gelernt, ihre eigene Person zurückzusetzen und nur für andere zn leben. II. Auch jetzt hatte sie ihre Erregung schnell be zwungen und nur die Sorge um den Bruder zitterte noch in ihrem Herzen. Nachdem sie dem Vater die Lampe gebracht, geht sie ruhig und ernst wie stets ihren häuslichen Pflichten -nach. Im Eßzimmer, das sie auf ihrem Wege nach der Küche durchschreitet, sitzt Heinz allein am Tisch unter der Hängelampe, hat den Kopf in die Hände gestützt und bewegt im eintönigen Plap pern des Auswendiglernens die Lippen. Suse ist verschwunden. Sie sitzt wohl in irgend einem Schmollwinkel. „Jst Walter noch nicht da?" fragt Ruth be sorgt. Ein energisches Kopfschütteln ist die einzige Antwort des Lernenden. „Wo kann er denn stecken? So dunkel wie es draußen schon ist! Hoffentlich ist ihm nichts passiert." Eine neue Sorge legt sich bedrückend auf ihr Gemüt. Da klirren im Gange von der Küche her Schlittschuhe und der schnelle Tritt eines Knabenfußes nähert sich der Tür. „Walter, Gottlob." Ruth hat den schlanken Körper des zwölf jährigen Knaben in ihre Arme genommen und streichelt liebkosend das zarte, von der Kälte rosig angehauchte Gesichtchen „ihres Jungen". „So spät, Walter? Du Taugenichts! Weißt Du nicht, daß ich mich ängstige nm Dich! Und ganz naß bist Du, es schneit wohl gar draußen." „Ach, nein ! Wir haben uns nur noch 'n bis chen gcschneeballt, Ruth." Des Knaben große tiefdunkle Augen leuchten in glücklichem Frohsinn. Mantel und Mütze fliegen in eine Ecke. „Es war zu schön, natürlich auf dem Eise auch. Ich kann schon eine Acht fahren, Ruth, morgen mußt Du kommen und mich ansehen. Ja?" „Nun selbstverständlich, mein Junge. Aber jetzt schnell Deine Sachen ordentlich aufheben und dann an die Schularbeiten. Was macht Dein deutscher Aufsatz für morgen?" „Ach, Ruth " Er nestelt sich mit einem viel sagenden Seufzer in ihre Kleider. Mütterlich -lächelnd sieht sie auf ih.n nieder, streicht ihm über den lichtbraunen Krauskopf, während sie verspricht: „Nach dem Abendbrot arbeite ich mit Dir." Da schlingt er dankbar die Arme um den Hals und begibt sich beruhigt an seine Aufgaben. Gleich nach dem bescheidenen Abendessen zieht der Amtsgerichtsrat sich wieder in sein Studier zimmer zurück. Ruths Blicke folgen ihm mit einem Ausdruck von Angst und Liebe, der zugleich etwas Gequältes hat. Dabei sieht er fast lächerlich aus, der alte Mann, in seinem mausgrauen, rotbortierden Schlaf rock, der um seine hagere, gebeugte Gestalt schlottert und der auf der Rückseite bedenkliche Spuren von vielem Getragensein zeigt. Seit langem hatte Ruth gespart, sich jeden Genuß versagt, um ihm zu seinem Geburtstage im April einen neuen schenken zu können, denn er selbst würde seine Anschaffung als unnütze Ausgabe betrachten und als solche natürlich unterlassen — wie hat sie alle Energie daran gesetzt, die kleine Summe nicht anzugreifen — nun bleibt ihr doch, will sie dem Bruder helfen, nichts anderes übrig, als auch auf diese Freude zu verzichten. Sie kann kaum die Füße heben, als sie jetzt langsam und mechanisch den Abendtisch abräumt. Selbst Frau Berta, die vor lauter kleinlichen Sorgen nicht dazu kommt, sich um das Innenleben ihrer Kinder zu kümmern, erschrickt bei einem Blick in das totenblasse, abgespannte Gesicht ihrer Nettesten, als diese das Tablett anfnimmt, um nach der Küche zu gehen. Fragen mag sie nicht, sie kennt das ver schlossene W sen der Tochter. So wendet sie sich an Suse, die blühend und rosig, ein Bild der Gesund heit, in ihrem Stuhl lehnt und aus übrigem Brot kleine Kügelchen dreht, die sie Heinz an den Kopf wirst. „Kannst Du denn nicht etwas helfen, Suse?" sagte sie mehr kläglich als streng, und als das Mädchen sich mißmutig und träge erhebt, jammert sie weiter: „Nur Unsinn hat das Mädel im Kopfe, zu jeder Arbeit möchte man sie stoßen. Wie ich so alt war, wie Du, hätt' ich's nicht mit ansehen können, daß ein anderes um mich her arbeitet und sich quält — Gott, wohin soll denn das führen? So gar kein Lebensernst. Und das Leben ist doch so schwer und so bitter. Das müßtest Du doch auch schon wissen, Kind —" Suse war mit ihrem Stoß Teller schon zur Tür hinaus, ehe die Mutter noch geendet und draußen warf sie sich, nachdem sie ihre leichte Last abgesetzt hatte, auf einen der harten Holzstühle und brach in kindisches, trotziges Weinen aus. Das Gejammer der Mutter hat den Becher überlaufen gemacht, der schon bis zum Rand mit dem Schmerz über den versagten Ballabend ange füllt gewesen. Ruth, die eben im Begriff stand, ein Töpfchen Wasser zu dem abendlichen Grog des Vaters auf den Gaskocher zu setzen, wandte sich langsam nach ihr um. „Was gibt's denn schon wieder, Suse?" fragt sie gequält und drückt die Handflächen an die pochenden, schmerzenden Schläfen. Das Mädchen antwortet nicht gleich, sie schluchzt wahrhaft herzbrechend. Ihr Kops liegt zwischen den verschränkten Armen auf der weißgescheuerten Tisch platte und von dem stumpfen Blau ihres Haus kleides hebt das Blond ihres Haares sich ab wie ge sponnenes Gold. Ruth betrachtet sie fast mitleidlos. Sie liebt doch die junge Schwester zärtlich, aber im Moment empfindet sie nur eine Art Verachtung für dies kindische, schluchzende Geschöpf, das noch gar nichts wußte von ernstem, wirklichen Leid. (Forts, folgt.)