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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 14.11.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190711145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19071114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19071114
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-11
- Tag 1907-11-14
-
Monat
1907-11
-
Jahr
1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 14.11.1907
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r Ilianische Fort Leticia Die Garnison an. die man fälschte und in einem Pariser Geldinstitut zu versetzen versuchte. Bon dort gewarnt, leitete die Fabrikanten im Bahnhofs-Restaurant eine Zu. lammenkunft, um sich über den Anschluß an den nachmittag wurde an der Flurgrenze Jahre alter Mann 1,50 ui groß, hat Direktion eine Untersuchung ein. noch nicht ermittelt. flüchtete. Die Peruaner rückten vor und besetzten Tabatinga. Man glaubt, der Zwischenfall hänge mit Grenzstreitigkeiten zusammen. In Rio de Janeiro wird der Zwischenfall als bedeutungs los angesehen. Die Beziehungen zwischen Brasilien und Peru seien die besten. — Am Sonnlag, den 24. November (Tot«N- so«ntag) findet im Hotel 3 Schwanen ein ein maliges Gastspiel des Hamburger Schauspiel- EusembleA statt. Das Personal besteht aus NU.' ersten Kräften. Besonders hervorzuheben sind: Frl. Irene Roland vom Berliner Theater in Berlin (1. Liebhaberin), Herr Matthias Warsctauer vom Cen- tralhaller-Lheater in Hamburg (Charakterdarsteller), W. Dittmann vom R,sidenzlheater in Frankfurt a M. (1. Held u. Liebhaber) Zur Aufführung kommt „Marta Magdalena", ein bürgerliches Trauer spiel in 3 Akten von Friedrich Hebbel. Die dar stellenden Künstler gastieren gerade in diesem klas- fischen Werk an besten Bühnen. So gastierte z. B der Leiter de« Ensembles Herr Matthias Warschauer noch im vorigen Jahre zusammen mit der König! preuß. Hofschauspnlerin Nina Sandow. Auch die übrigen Darsteller sind gute Kräfte und darf man der Aufführung von Maria Magdalena mit Span nung enlgegensehen. Lie srauz-stsche Marakka.Paltttk. In der französischen Drputtertenkammr Rosegger eingeräumt war, dessen sonniger Humor wahrhaft erquickend und auch da, wo er in den Dienst der Satire gestellt ist, nie verletzend wirkt. Die meisterhafte Spiachtechnik des Herrn Vortragenden, die die handelnden Personen fast plastisch hervor treten ließ, und sein sorgfältiges Unterstreichen aller Pointen verhalfen den Dichtungen zu durchschlagender Wirkung. Die Zuhörerschaft dankte für die genuß reichen Darbietungen durch lebhaften Beifall. —i Im hiesigen Zweigveret« de- evan gelische« Bunde- wird Herr Pastor Schilbach auS Flöha Montag, den 25. November einen Vor trag halten. Der evangelische JünglingSverem der TrinitariSgemeinde wird an diesem Abend das Luther estspiel „Luther in Jina" aufführen. — Zu der Notiz in unserer vorletzten Nummer über den Verkauf des Cafe König Albert wird uns von beteiligter Seite mitgeteilt, daß der der- eitige Wirt Herr Kaeseberg die Wirtschaft noch >i- Ende Januar in der bisherigen Weist weiterführt. brachte Graf Boni deLastellane (Republ. eine Interpellation über die Ereignisse in Marokko ein. Er sprach sein Bedauern darüber auS, da die Regierung nicht mehr Herr der Lage wäre Diese erscheine verworrener denn je durch den un- glückseligen Gedanken deS friedlichen Vorgehens, da« Frankreich Verantwortlichkeiten und Lasten ausbürde, anderen Nationen aber Gewinn bringe. Castellane forderte von der Regierung, da« Dunkel aufzuklären, das die Untätigkeit der spanischen Truppen, deren Instruktionen mit denen der französischen nicht über einstimmen, umgibt. In der Debatte nahm sic u. a. Ribot der Regierung an. Er billigte di ergriffenen Maßregeln; bedauerte nur, daß General Drude mit dem Eingreifen der Offensive etwas ge zögert habe. (Minister deS Aeußeren Pichon und Ministerpräsident Clömenceau stimmten mit dem Kopfe nickend dem Redner bei). Ribot fuhr fort: Wir werden Casablanca erst verlassen, wenn wir für die Sicherheit in Casablanca gesorgt haben. (Beifall). Er forderte Pichon auf, eine Politik der Schwäche nnd der Ränke zu vermeiden. (Lebhafter Beifall). Neueruuge» i« der frauzöstsche« Marine. Das französische Marineministerium hat infolge der neuentdeckten Spionageangelegenheit die Heraus gabe eines neuen Signalbuches für die Marine angeordnet. — In Lorient fanden Schieß, versuche mit neuen Granaten statt, die die Eigenschaft haben, daß sie in dem Augenblick, in dem sie ihr Ziel erreichen, ein starkes Leuchten ver- breiten. Diese Leuchtgranaten, die auS Fünfund- sechzigmillimeter-Geschützen abgefeuert werden, sollen dem Artilleristen auch nachts ein genaues Zielen ermöglichen. hier auf der ClauLschen Wiese mit Ursprung ein 60 bis 65 erfroren aufgefunden. Er ist graue Haare, grauen, dünnen Attentat-gerüchte. Dem serbischen Dementi zum Trotz gelangten auS Cettinje nach Belgrad verschiedene Nach- richten, in denen mit Bestimmtheit behauptet wird, )aß ein Bombenanschlag gegen das Monte- negrinische Fürstenhaus in Belgrad organisiert und eingeleitet werde. Ferner wird au« Cettinje ge- meldet, in Wasojewitschi seien im Koffer eines ge- wissen aus Serbien abgereisten Csulasitsch 6 Bomben gefunden worden. Ein Zwischenfall an der pernanifch- brasilianische« Grenze. Truppen aus Peru griffen kürzlich das bra ¬ zweckt, einheitliche VerkausS-vedingungen einzu- führen und sich gegen die immer mehr überhand- nehmenden Uebergriffe der Kundschaft zu schützen. Nach längerer Aussprache traten sämtliche anwesende Herren dem in Stuttgart domizilierenden Verbände bei, der nunmehr gegen 100 Mitglieder zählt. Wie wir hören, besteht die Absicht, eine engere säch sische Gruppe de« Verbandes zu bilden um in allen internen FabrikationSfragen einheitlich oor- zugehen. ES wäre zu wünschen, wenn sich gleit! Bestrebungen auch in der Strumpsbranche gelten machten und hier zu demselben Resultate führten — Für seinen zweiten diesjährigen Vortrags abend, der gestern im Saale deS Hotels „Drei Schwanen" stattfand, hatte der Ka«fmü»«tsche Bereit» den Kgl. Bayrischen Hofschauspieler Herrn Max Hofpauer gewonnen, der die zahlreich er schienenen Zuhörer mit seinen Rezitationen zwei Stunden lang in fesselndster und anregendster Weise unterhielt. Herr Hofpauer, der durch sein wohl lautendes und überaus modulationSfähigeS Organ wie durch seine Bühnentätigkeit zum Rezitator prä- desttniert erscheint, stellte seine schöne Kunst gestern ausschließlich in den Dienst der heiteren Muse. Er begann mit zwei „Nachdenklichen Geschichten" von OSkar Blumenthal, von denen die erste, „DaS Un ausweichliche", in naturalistisch-symbolistischer Form das Problem der ehelichen Treue behandelt, wäh rend die zweite, „Der stumme Fürst" eine Satire auf gewisse aktuelle Erscheinungen darstellt, die aber mehr durch Schärfe des Witzes wie durch Schärfe des Urteils imponiert. Der Herr Vortragende ließ dann eine ganze Reihe kleinerer, meist recht gut pointierter satirisch-parodistischrr Dichtungen, u. a. von Heinrich Heine, HannS Heinz EwerS usw., folgen und schloß den ersten Teil seines Programms mit einer gemütvollen humoristischen Erzählung der bayrischen DialektdichlerS Karl Schönherr, „Der lärchene HiaS". Im zweiten Teile kamen neben einer auS dem Französischen übernommenen und von echt französischem Esprit, um nicht zu sagen Haut gout, erfüllien Humoreske „Nackt" noch Dialektdich ungen von Schönherr und Karl Stiehler zum Vortrog, während der dritte Teil dem trefflichen Peter Vollbart und ist bekleidet mit rot und grau gestreiftem Barchenthemd, schwarzer Kammgarnhose, schwarzem Kammgarnschoßrock und weißgestreifter Weste, grauem, weichem Filzhut und zerrissenen Schnallenschuhen. Außerdem sind bei ihm ein Kinderfahrstuhl und 2 blauemaillierteHalblitermaßegefundenmoiden, woraus zu schließen ist, daß der Tote ein Sandhändler au« der Umgegend ist. Die OrtSpolizcibehöcde erbittet sich zur Feststellung der Person jede sachdienliche Mitteilung. —6. Gersdorf, 13. Nso. Am vorigen Sonn- taa hielt der Verband für christliche LiebeSweike in Hohenstein-Ernstthal und Umgegend ein Heiden- missionSfest in Gersdorf ab. Nachmittags r/,3 Uhr fand in der Kirche Festgottesdienst statt, in welchem Herr Pastor Frieltng-RüdigSdorf die Feftpridigt über 1. Joh. 3, 17 hielt. Er legte seinen Ausführungen die Worte zugrunde: Wir müssen de« Heiden helfen um der Liebe Gottes willen: 1. Gott gibt dazu die Mittel; 2. Er zeigt uns die Not der Heiden. Wenn auch in verschiedenem Maße, Gott hat doch allen Christen das Ihre an Geld und Gut zugeteilt, wovon ein jeder etwas für das Liebeswerk oer Heidrnmission geben kann. Nicht auf die Grüße der Gabe kommt eS Gott dabei un, sondern auf ein für das große Werk aufgeschlossenes Herz. Denn die Liebe, durch welche die Heidenmission dem Christen eine Sache persönlichen Interesses wird, die durch den Glauben empfangenen inneren Lebens» güter der Christengemeinden und die Gebete, mit denen dieselben für die Mission eintreten, sind die ungleich höheren Gaben, durch die den Heiden ge holfen werden muß. Hilfe ist für sie dringend ötig, wenn auch die gottentfremdeten Kreise unsere« ZolkeS nicht minder der Hilfe bedürfen. Die Seelen not der Heiden, von der freilich viele nichts sehen Sache. DaS Kreisgericht in Eger wies die tschechische Kluge zurück, worauf Dr. Lhota an das Prager OberlandeSgericht rekurrierte. Dieses hat nun mit der eingangserwähnten Entscheidung das Egerer Kreisgericht angewiesen, die Wechselklage des Dr. Lhota in tschechischer Sprache nicht nur anzunehmen, sondern auch in tschechischer Sprache zu er ledigen, alle daraus bezüglichen Ausfertigungen und Protokollierungen tschechisch vorzunehmen, im Einlauf die Klage in tschechischer Sprache zu verzeichnen, da diese in Eger als „gerichtsübliche" Sprache zu gelten habe. Bon deutscher Seite ist sofort eine Protestaktion gegen diesen dreisten Vorstoß des TschechentumS in der rein deutschen Stadt Eger eingeleitet worden. Auch die Egerer Stadtoertretung wird in die Abwehraktion mit allem Nachdrucke eingreifen und man erwartet auch die Unterstützung anderer deutscher Städte, zumal die Angelegenheit m n grundsätzlicher Bedeutung für ganz Deutschböhmen und darüber hinaus ist. AVer Anfang ist schwer! Zu Beginn der gestrigen Sitzung des öster reichischen Abgeordnetenhauses veranstalteten die Tschechisch-Radikalen und ein Teil Ler Sozialdemokraten eine mehr als eine Viertel stunde dauernde Lärmszene. Als die neu- ernannten Minister im Saale erschienen, riefen die Sozialdemokraten, anspielend auf einen Beleidigungs- prozeß des tschechischen Landsmannministers Praschek: „Aufgepaßt, jetzt kommt der Diälenschinderl" Dann traten die Tscheschich-Radikalen in Tätigkeit und riefen im Chor gegen die Ministerbank: „Schmach und Schande! Pfui Teufel! Sie wollen nur Pen sion haben und versorgt sein, um das Bolk kümmern sie sich nicht!" Dazwischen ertönten schrille Pfiffe, während die die Ministerkank umgebenden Christlich- Sozialen in stürmischen Beifall ausbrachen. Die Worte, mit denen der Kabinettschef die neuen Mi nister vorstellte gingen im Lärme vollständig unter. , FLlsch««g vo« Staatspapiere« i« Gerbte«. In dem staatlichen Hypothekeninstitut Uprava i Fondova zu Belgrad ist man Unregelmäßigkeiten - Die «e«e» Neich-kasie«schei»e r« IE Mark werden demnächst aurgegeben. Sie sind 14 cm breit und 9 cm hoch. Die Herstellung erfolgt in grünlich-grauem Kupferstichdruck auf wellig ge riffeltem Hanfpapier, dar ein begrenzte« Wasserzeichen und link« auf der Rückseite einen mit orangeroten und grünen Pflanzenfasern durchsetzten Streifen ent hält. Auf der Vorderseite sind in den oberen Ecke» zwei etwa 16 mm große Kreise mit dem Zeichen 10 bl, darunter die modifizierte Kaffenscheininschrist. Die rechte Hälfte zeigt da« Kniestück einer Frauen- gestalt, deren rechte Hand, auf einen Sockel gestützt, einen Palmenzweig und einen Aerkulapstab hält, während die linke ein Ruder umfaßt. Auf dem Sockel ist die Inschrift 10 bl. Die Rückseite zeigt u. a. den Wortlaut der üblichen Strafandrohung und den Kontrollstempel der ReichSschuldenoerwaltung in stahlblauer Farbe, an Figuren schwebende Frauen gestalten, sich leicht auf einen Schild stützend. — Mter-re«te«empsL«ger, die noch Lohn- arbeit verrichten, sind noch inoalidenoerstcherungS- und folglich auch beitragspflichtig. Sie können aber nach tz 6 Absatz 1 des JnoalidenversicherungsgesetzeS bei der unteren Verwaltungsbehörde beantragen, von der Versicherung-Pflicht befreit zu werden. Doch empfiehlt eS sich in der Regel nicht, diesen Antrag zu stellen, weil mit dem Aufhören der Beitrags leistung die Anwartschaft auf Gewährung von In- validenrente, die höher ist als die Altersrente, erlischt. — Die Gewährung vo« künstliche« Zahnersah setzt die Durchführung der Mundoor- bereitung voraus. Die Kosten hierfür zu tragen, ist die Krankenkaste verpflichtet, weil sich die Mund- Vorbereitung als ärztliche Behandlung im Sinne von § 6 Absatz 1 Ziffer 1 des Krankenversicherungs gesetzes darstellt. - I« der 12. Bölkerschlacht D-nkmal- Lotterie wurden am gestrigen ersten ZiehungStage an größeren Gewinnen gezogen: mit 500 Mark Nr. 105 108; mit 300 Mk. Nr. 149 226 und 1S0 011; mit 200 Mark Nr. 21 049, 44 782, 80 127 und 102 546; mit 100 Mk. Nr. 9175, 11755, 130 005, 151 989, 152 258 und 172 247. I! Oberlungwih, 13. Nov. Am Montag sich all» wertvoll für die Offiziere de« stehenden Heere« wie auch der Volttwehr. Fortschreitende Bertschechu«g Deutsch böhmens. Am Sonntag ist an da« Kreisgericht Eger eine hochbedeutsame Entscheidung de« Pra- ger OberlandeSgericht« ergangen, durch welche die t s ch e chi s ch e S p r a che al« ge richt«- üblich in Eger erklärt wird. Bisher galt bei den Egerer Gerichten ausschließlich die deutsche Sprache als Geschäfts- und Verhandlungssprache und alle Versuche von tschechischer Sette, auch der tsche chischen Gerichtssprache in Eger Geltung zu ver schaffen, waren fehlgeschlagen. Nunmehr hat der tschechische Advokat Dr. Lhota in Prag die erwähnte Entscheidung des OberlandeSgericht« veranlaßt, die bet ihrem Bekanntwerden in der ganzen Stadt die größte Erregung heroorrief. Dr. Lhota hatte bereits vor einigen Monaten beim Egerer Bezirksgerichte eine tschechische Klage eingereicht, die jedoch zurück- gewiesen wurde; der dagegen beim OberlandeSgericht eingebrachte Rekurs wurde zur Erledigung an das Egerer Kreisgericht zurückgeleitet, und dieses wie« die Beschwerde zu.ück mit der Begründung, daß im Sinne der Bestimmungen der Gerichtsordnung in Eger nur die deutsche Sprache als „gerichtsüblich" angesehen werden könne. Damit mußte sich Dr. Lhota in diesem Falle zufrieden geben und die be ireffende Klage in deutscher Abfassung einbringen. Nunmehr schlug Dr. Lhota einen anderen Weg ein, um eine bezügliche Entscheidung des Prager Ober- landeSgerichtes herbeizuführen. Er machte beim Egerer KreiSgerichte eine Wechselklage anhängig und brachte sie in tschechischer Sprache ein. ES handelte sich um einen Sichtwechsel, der nur für Tape Lauf- zeit hatte — nebenbei bemerkt, um eine fingierte Die Täter sind Verband süddeutscher Trikotagen. "Fabrikanten schlüssig zu werden, welcher be. auf die Spur gekommen. ES wurden 200 Stück BlankettS der 500 Franc« - Obligationen entwendet, Oberlungwitzer U«d hiesige« Drikotage«» Sächsischem. Hohe«stei»-Er«stthal, 13. November. Wettervoraussage der König!. Säcm. Landes- Wetterwarte zu Dresden. Für Donnerstag r Fortgesetzt vorwiegend trübe mit Regenfällen, mäßige Westwinde, mild. 14. November: Tagermittel -s-2,8", Maximum -!-4,7°, Minimum -s-0,0« —* In der gestrigen nichtöffentlichen Sitzung des Stadtverordneten-Kollegiums wurden die Herren Sladträte Beckert und Bohne wieder und Herr Fabrikbesitzer Theodor Lieberknecht neu zum Stadtrat gewählt. Die Wahl erstreckt sich auf sechs Jahre. Ein Gesuch deS Herrn Stadtrat Bernhardt, ihn aus seinem Amte zu entlassen, wurde abgelehnt. —* Gestern hatten die Inhaber der ersten Chemnitzer, Simbacher, Ltchtensteiner, Mittellose Mädchen. Roman von H. Ehrhardt. 4. Fortsetzung. lNachdruck verboten., Sie ahnt die Ursache dieser Tränen. Und schon will sie ein paar diesbezügliche tadelnde Worte sprechen, als Suse sich jäh aufrichtet, sie aus tränennassen Augen vorwurfsvoll anblickt und rasch sagt: „Warum hast Du eigentlich dem Hans seine Bitte abgeschlagen? Ihm zu Liebe konntest Du schon ,Ja' sagen." Der Kaffeelöffel in Ruths Hand fällt klirrend zu Boden, und als sie sich rasch danach bückt, sagt sie mit farblosen Lippen, die vor innerer Erregung zittern: „Was meinst Du damit? Er bat um nichts." Die Lüge sie förmliche Anstrengung, so er stickend legt die Erinnerung an die Unterredung des Nachmittags sich um ihre Kehle. „So 'ne Gemeinheit!" schilt die Enttäuschte, sich energisch die letzten Tränen von den Wimpern wischend, „fest versprochen hat er mir's, er wollte Dich bitten wegen des Balles, daß Du es doch bei den Eltern durchsetzen sollst — er hat schon neulich gesagt, es wär' schade um mich, ich könnte wohl auch schon was haben vom Leben und überhaupt — wenn wir armen Mädchen nicht jung uns r Glück machen, später", sie steht auf und zuckt die runden Schullern, „ja, später, da hat uns die ewige Misere häßlich und vorzeitig alt gemacht." Mit der gedankenlosen Unbarmherzigkeit der Jugend studiert sie bei ihren letzten Worten Ruths edelgeschnittenes blasses Gesicht. Wie alt sie heute aussieht mit diesem herben Schmerzenszug um die Mundwinkel ! Eine dunkle Ahnung beginnt in ihr aufzudämmern von irgend einem schweren heimlichen Kampf, der das Empfinden der älteren Schwester in all seinen Grundvesten erschüttert. Aber an Hans Klausen denkt sie nicht. „Daß Dir so viel an diesem Balle liegt, Suse!" meint Ruth, abgewandt, mit der Bereitung des Grogs beschäftigt, „weiß Gott, ich ließ Dich gern gehen an meiner Statt. Ich hasse dieses Zurschau- stellen — als wäre man eine Ware, für die dringend ein Käufer gesucht wird, so komm' ich mir immer vor. Und so viel häßliches gibt's auf so einem Ball, Klatschsucht und Neid, Jntriguen und Gehässigkeiten — sei doch froh, daß Du noch sorg los dahinlebst im Elternhause, man wird so schnell sehend da draußen — das Leben läßt sich nicht durchtanzen, wenn man erst mit beiden Füßen drin steht, es ist gar ernst und schwer." Suse schauert leicht. Innerhalb weniger Mi nuten klangen zum zweiten Mal dieselben Worte an ihr Ohr. Das Leben ist doch so ernst und so schwer Und in ihr war doch solch ein rasendes Verlangen nach Genuß, nach Freude und Glück. Ihre blühenden Lippen schürzen sich in trotzigem Mut. Ihre Augen flimmern. „Und ich zwinge es doch, das Glück", sagt sie laut. III. Ruth ist unterdeß in das Zimmer des Vaters getreten. Er sitzt am Schreibtisch und arbeitet. Eilfertig fliegt die Feder über das weiße Papier, es mit kleinen kritzelnden Schriftzügen bedeckend. Ruth sieht dem Vater über die Schultern, mährend sie dampfenden Grog behutsam zwischen die Papiere des Schreibtisches schiebt. „Was schreibst Du da, Papa?" erkundigt sie sich und zum ersten Mal blinkt an dem Abend ein Funken von Interesse in ihren Augen auf. „Doch wohl die Akten über Gasch und Genossen. Der Ge richtsdiener will sie ja morgen früh holen." Er hört zu schreiben auf, dreht sich nach ihr um und die Pfeife aus dem Mund nehmend, sagt er hastig: „Gut, daß Du mich daran erinnerst, Kind, ich hatte das ja völlig vergessen. Wär' mir das unan genehm gewesen! Wo hab ich sie nur hingelegt?" Er sucht unruhig mit seiner mageren, nervösen Hand unter den Aktenstößen umher, aber Ruth hat schon das richtige Heft entdeckt und hält es ihm hin. „Wo wär' mir das früher passiert, so eine Vergeßlichkeit!" murmelt er, „man wird alt und tapperig.' „Das ist ja Einbildung, Papa! Ich möchte mal die jungen Assessoren sehen, die's mir Dir auf nehmen könnten. Du weißt doch, erst neulich hat der Präsident zu Karl gesagt, eine solch eminente Arbeitskraft wie Du gäbe es nicht wieder. Viel zu viel tust Du überhaupt, das ist meine Meinung. Du könntest Dich viel mehr pflegen und schonen, Du machst manches Unnötige, was Du recht gut anderen, jüngeren überlassen könntest." Er schüttelte, in dem Aktenheft blätternd, den grauhaarigen Kopf. „Du verstehst es wohl nicht ganz, Ruth, was das heißt, aufgehen in dem Beruf, den man sich aus freier Neigung gewählt hat. Jede Nachlässig keit wäre mir wie ein Treubruch gegen ein lebendes Wesen. Kann ich meinen Posten nicht mehr ganz ausfüllen, würde ich eher davon zurücktreten. Aber um Euretwillen darf ich das nicht, darf noch nicht alt und schwach werden." „So stärke Dich rasch mit einem Schluck", ällt Ruth ein, bemüht durch einen leichten Ton üe ernste Richtung seiner Gedanken abzulenken. Gehorsam führt er das Glas zum Munde. „Schmeckt er Dir, Papa?" „Sehr gut, ausgezeichnet — das verstehst nur Du, Ruth", sagt er, unter dem struppigen Bart lächelnd, „was mir die Mutter da neulich zu- sarkimengebraut hat, wie Du in einem der unver meidlichen Kaffees warst, ist gar nicht zu sagen." Auch Ruth lächelt, aber es ist ein matte« Lächeln. Sie weiß, das ist eine seiner Eigenheiten, daß niemand ihm etwas recht machen kann, außer ihr. Es ist ihr Stolz und ihre Freude, denn sie liebt den alten Vater abgöttisch mit einer Liebe, die durch ein heißes Mitleid noch verstärkt wird, aber für einen Moment fühlt sie etwas wie Bitterkeit über diese Einbildung. Es ist hier, als höre sie die Ketten an ihrem Fuß klirren. Das lähmende trostlose Gefühl überfällt sie stärker noch als vorher. Schon will sie sich zum Gehen wenden, da trifft ihr Blick den vorgestreckten Fuß des Vaters, der noch in hohem Lederschuh steckt und das kind liche Pflichtgefühl, mit dem sie ihn umsorgt, gewinnt die Oberhand in ihr. „Noch nicht in Hausschuhen, Papa? Du hast doch sicher schon kalte Füße." Und sie geht zu dem Nachttischchen vor einem der Betten und kommt mit ein paar niedrigen, warm gefütterten Schuhen zurück. Ohne sein fast erschrockenes: „Aber Kind, so laß mich doch!" zu beachten, kniet sie vor ihm nieder und beginnt geschickt die Schnürbänder der Lederschuhe zu lösen. Da fühlt sie auf einmal seine Hand auf ihrem Kopf und hört seine Stimme so weich wie noch nie sagen: „Du verwöhnst mich zu sehr, Ruth. WaS sollte aus mir werden, wenn ich Dich nicht hätte? Fortsetzung folgt.
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