Volltext Seite (XML)
Amtsblatt für 8mgl. Mlsgcrjlhi M Skii Ziüiral zu ^hkußmi-kniftlhol. Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Meinsdorf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, Langenchnrsöorf, Grumbach, Tusch- heim, Kuhschnappel, Wiistenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Lugau, Erlbach, Pleißa, Rußdorf, St, Egidien, Hüttengrund u. s. >v. Erscheint jeder! Wochentag abends für den seienden Tag und kostet durch die Austräger das Vierteljahr Mk. 1.55, durch die Post bezogen Mk. 1.92 frei ins Haus. Fernsprecher Nr. ll. Inserate nehmen außer der Geschäftsstelle auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Anuoncen-Ezpeditionen solche zu Originalpreisen Ar. 2Z7. Donnerstag, den ,0. Oktober ,907. 57. )ahrg, Der bisherige RatSschreiber Herr Richard Kurt Knöster ist als RatSexpedient und der bis. herige RatSschreiber Herr Emil Paul Beck als Assistent der Stadtkasse heute verpflichtet worden. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 8. Oktober 1907. / I. B.: W. Zeitzig. WH<( Das Schulgeld, sowie das Fortbildung-- und das Aachfchttlgeld auf die Monate Oktober bi- mit Dezember lS07 find längstens bis zum 3«. Oktober 1S«7 bei Vermeidung zwangsweiser Beitreibung an die Stadtsteuereinnahme abzuführen. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 2. Oktober 1907. W. Zeitzig, stellv. Bürgermeister. Das Wichtigste. * Der Kaiser hat nach der Beisetzungsfeier in Karlsruhe den Großherzog von Baden zum Generalinspekteur der 5. Armeeinspektion unter Ueberreichung einer sehr gnädigen Kabinetts- ordre ernannt. * Eine Sitzung des sächsischen Gesamt ministeriums fand am DienStag unter dem Vorsitze des Königs und in Gegenwart des Prinzen Johann Georg in Dresden statt. * * ) Frau Toselli hat sich nach einer Meldung aus Florenz bereit erklärt, ihre Tochter gutwillig dem sächsischen Hofe zu überlassen. * * ) Graf Zeppelin widerspricht der Mit teilung, daß das Reich sein Luftschiff angekauft habe. Der Graf hat bereits ein neues Luft schiffmodell gebaut. * Infolge der passiven Resistenz auf den böhmischen Privatbahnen ist der Güterverkehr nach Bodenbach einstweilen eingestellt. * Der kürzlich gegründete sächsische Spar kassenverband will bei den sächsischen Spar kassen den Giroverkehr einfllhren. * * ) Heute wird bei Paris ein Denkmal für die 1870 in VillierS-sur-Marne gefallenen säch sischen Jäger und Schützen enthüllt. * * ) Die Lodzer Industrie steht wegen der dort herrschenden Unsicherheit im Begriffe, nach dem Innern Rußlands überzusiedeln. Auf der Strecke Dorpat—Walk wurde wiederum ein Eisenbahn- zug räuberisch überfallen. * * ) Im SchnellzugeLausanne — Mai- land wurde eine Bombe gefunden, die in den Händen eines Reisenden explodierte. * * ) Infolge der französisch-spanischen Differenzen in Casablanca rechnet man in Madrid mit der Z u - rückziehung der spanischen Truppen aus Marokko. * Deutschland, Italien, England und Frankreich teilten der bulgarischen Regierung ihren Beitritt zu den jüngsten österreichisch-russischen Er klärungen über Mazedon ien mit. * Der AuSstand der Dockarbeiter gab in Rotter- dam abermals zu ernsten AuSschret- tungen Anlaß. Etwa 300 Ausständige griffen die Polizei mit Revolvern an. Militär und Polizei trieben die Exzedenten mit blanker Waffe aus einander. Ein Polizist und vier Ausständige wurden verwundet. * Eine Feuersbrunst vernichtete die Gebäude der B lciberg werke von Ma Aziz. Der Schaden ist sehr beträchtlich. -st Heute Mittwoch wird vor dem vereinigten 2. und 3. Strafsenat des Reichsgerichts gegen den Rechtsanwalt Dr. Karl Liebknecht wegen VorbereitungzumHochverrat verhandelt, die er durch die Veröffentlichung der Schrift »Militarismus und Antimilitarismus unter be- fonderer Berücksichtigung der internationalen Jugend bewegung" begangen haben soll. *) Mheres an anderer Stelle. Äus dem (Seiche. Zum Personenwechsel an hohe« ReichS- stelle«. Der amtliche „Reichsanzeiger" enthält noch nicht die amtlichen Publikationen deS Revirements in der höheren Diplomatie. Die in den Zeitungen als Kandidaten für den Petersburger Bot schafterposten genannten Gesandten v. K i» derlen-Wächter und Graf Henckel v. Don nersmarck sollen anderweitigen Meldungen zu- folge nicht in Frage kommen. Der neue deutsche Botschafter in Petersburg, der bereits genannt sei, sei anderswo zu suchen. Der bisherige Botschafter in Petersburg und nunmehrige Staatssekretär des Auswärtigen v. Schön wird bei feinem Scheiden auS Petersburg in den Kreisen der dortigen deutschen Kolonie ein gutes Andenken zurücklassen. Es sollen ihm zu Ehren besondere Festlichkeiten veranstaltet werden, bei denen die große Wertschätzung, die seine amtliche wie private Wirksamkeit in Petersburg ge funden hat, öffentlich zum Ausdruck kommen soll. Es heißt, v. Schön sei seinem Charakter wie seinen Fähigkeiten nach für das neue Amt beson ders geeignet. Sein weiter Blick, wie die un gewöhnliche Begabung, sich klar und deutlich auS» zudrücken, werden als seine größten Vorzüge ge rühmt. Da- Reich u«d die Zeppeltnsche Erfindung. Die Meldung von dem Ankauf desZeppelin - schen Luftschiffes durch das Reich hat sich als verfrüht erwiesen. Das Bureau des Grafen Zeppelin in Friedrichshafen teilt mit, daß bis jetzt nur die Ballon Halle durch das Reich über nommen worden ist, aber weder das Luftschiff selbst noch die übrigen technischen Anlagen. Der Kauf preis wird nicht mitgeteill. Die in der Presse um laufende Summe von 2 Millionen wird von dem Bureau als erfunden bezeichnet. Die Reichs- kommissare weilen noch in Friedrichshafen. Ueber die Uebernahme der gesamten Zeppelinschen Anlagen stehe noch nichts fest. Et« Lehrerüberstutz für den Dienst in der Volksschule macht sich jetzt in Sachsen geltend. Sobald jetzt eine ständige Lehrerstelle ausgeschrieben wird, meldet sich eine große Zahl von wahlfähigen Lehrern, die bis jetzt noch keine ständige Anstellung erlangt haben. Die Lehrerschaft hat das Eintreten solcher Zustände vorausgesagt, als Sachsen die Gründung neuer Lehrerseminare und die Einrichtung von Parallel klassen fortsetzte. Nun gilt eS auch die Lehrer unterzubringen. Als wesentliches Mittel zur Be seitigung des tatsächlich bestehenden Lehrerüberflusses fordert die Fachpresse unbedingte Durchführung der gesetzlichen Bestimmungen über Besetzung der Lehrer stellen, namentlich Anwendung deS tz 63 des Volks- schulgesetzes, in dem es heißt : „Die Annahme eines Hilfslehrers kann nur mit Vorwissen und unter Genehmigung deS BezirkSschulinspektorS erfolgen, der dafür zu sorgen hat, daß nicht solche Schulstellen, die für bleibend notwendig zu erachten sind, bloß durch Hilfslehrer versehen, sondern mit st ä n d i g e n Lehrern besetzt werden. Ebenso ist festzuhalten, daß in der Regel auf sechs ständige Lehrer nicht mehr als ein Hilfslehrer angestellt wird." Ei«e „faustdick« Lüge." In der italienischen Presse wird die Behauptung verbreitet, Deutschland habe den von den Entente mächten ausgearbeiteten und ihm mitgeteilten Ent wurf der Justizreform für Mazedonien unter der Hand der Pforte mitgetei lt, damit diese einen besseren und umfaßenden Gegen entwurf ausarbeiten könne, mit dem sie dann die Vertreter Oesterreichs und Rußlands überraschte, als diese ihre Vorschläge überreichten. ES handelt sich dabei, wie offiziös festgestellt wird, um einen der gewöhnlichen Hetzversuche, durch die man dem Deutschen Reiche ein illoyales Verfahren aufbürden möchte. Von deutscher Seite ist der türkischen Re gierung keine vorzeitige Mitteilung gemacht worden. Aus unseren "Kolonien. Zur Regelung der Eingeboreuenfrage in Südwestafrika. Am 1. d. M. sind in Deutsch-Südwestafrika drei wichtige, die Rechtsverhältnisse der Eingeborenen regelnde Verordnungen in Kraft getreten: die Ver ordnung betreffend Maßregeln zur Kontrolle der Eingeborenen, die Verordnung betreffend die Paßpflicht der Eingeborenen und die Ver ordnung betreffend Dien st- undArbeits- Verträge mit Eingeborenen. Sie bezwecken, die Herrschaftsstellung der Weißen gegenüber den Ein geborenen auf eine gesetzliche Grundlage zu bringen; es sollen geregelte Formen geschaffen werden, nach denen einmal die Staatsgewalt im Interesse der lautlichen Ordnung und Sicherheit eine besondere üufsicht über die Eingeborenen auSzuüben hat und odann die Arbeitskraft der Eingeborenen der Ent- vicklung deS Landes dienstbar gemacht wird; dabei ollen neben den Interessen der weißen Arbeitgeber auch die persönlichen Rechte der eingeborenen Arbeit nehmer gewahrt werden. Die besondere Stellung der Eingeborenen und das besondere Aussichtsrecht des StaateS wird durch die drei Bestimmungen ge kennzeichnet: 1. Eingeborene sind in Zukunft vom Erwerb von Rechnen oder Berechtigungen an Grund stücken grundsätzlich ausgeschlossen. Sie können solche Rechte oder Berechtigungen nur mit Genehmigung deS Gouverneurs erwerben. 2. Eingeborene sollen in Zukunft Reittiere oder Großvieh grundsätzlich nicht mehr halten dürfen. Die Genehmigung zum Halten solcher Tiere muß durch den Gouverneur besonders erteilt werden. 3. Eingeborene unterliegen der Paßpflicht. Au» dem Zustande. Der «eue Ausgleich. Wie aus Budapest gemeldet wird, wurden sämtlicheAuSgleichSvorlagenam Diens tag von beiden Ministerpräsidenten und den ver handelnden Ministern unrerzeichnet. Die österreichischen Minister und die Fachreferenten sind sodann nach Wien abgereist wie auch der ungarische Ministerpräsident Dr. Wekerle, der heute nachmittag vom Kaiser empfangen werden sollte. — In einer Konferenz der ungarischen Unabhängigkeits partei besprach HandelSminister Kossuth den ab geschlossenen Ausgleich, der nicht nur staatsrecht liche Vorteile enthalte, die die Selbständigkeit Ungarns hervortreten laßen, sondern auch wirt- schaftliche Vorteile. Es sei schwer zu entscheiden, ob Ungarn mehr gegeben oder empfangen habe Hinsichtlich der Erneuerung des Bankprivilegiums sei dem ungarischen Reichstag vollständig freie Hand gelaßen. Ei« fachmä««ischeS Urteil über inter nationale Ausstellungen. Der Bericht des Ausschußes des englischen HandelSkomiteeS zur Prüfung der Frage der Teilnahme Großbritanniens an internationalen Ausstellungen spricht sich folgender maßen aus: Obgleich Ausstellungen im allgemeinen den großen Massenindustrien wenig Nutzen bringen, regen sie doch den Erfindungsgeist an, und außerdem kann die mit den Ausstellungen ver bundene Annäherung der Nationen einen unberechenbaren Einfluß auf die zukünftigen Beziehungen der Länder geben. Das Komitee er klärt die britische Beteiligung an den wichtigeren Ausstellungen für eine nationale Not wendigkeit angesichts der Tatsache, daß sich andere Länder in immer größerem Umfange an den letzten Ausstellungen beteiligt haben und empfiehlt ver besserte Vorbereitungen, um eine wirksamere Ver tretung Großbritanniens auf den künftigen Aus stellungen zu sichern. Streik-«»- Polizist-«. In Salon (Frankreich) traten sämtliche Poli zeibeamte in den A u S st a n d, weil der Kom mandant einen Kameraden angeblich zu Unrecht ab ¬ neue Massacres in Florida bei Castoria wobei 26 Personen, darunter 13 Frauen, getötet wurden. Bei SerreS griffen bulgarische Banden Griechen an. Einzelheiten hierüber sind noch nicht bekannt. — Die Bukarester Polizei verhaftete eine armenische Verschwörerbande, in deren Wohnung man zahlreiche verdächtige Schriften, eine große Menge Dynamit und Bomben beschlag nahmte. Die Verhafteten wurden trotz ihres Leugnens überführt, an einer Verschwörung in Sofia beteiligt gewesen zu sein. Dte Wirre« i« Marokko. Der französische Gesandte Regnault wurde am DienStag vormittag in Rabat vom Sultan Abdul Aziz im kleinen Palast Eal Kebbtbat nahe der Stadt empfangen. Die marokka nischen Truppen erwiesen die üblichen Ehren. Regnault erschien in großer Uniform zu Pferde, mit ihm General Liautey und Admiral Philibert mit ihren Stäben. Regnault überreichte sein Be glaubigungsschreiben und verlas dann eine Ansprache, in der eS heißt, Frankreich sei glücklich, die Gelegen- heit zu haben, dem Sultan die Gefühle seiner Freundschaft auszudrücken. Der Gesandte gab odann der Ueberzeugung Ausdruck, daß der Sultan Drdnung und Frieden wiederherstellen und die un entbehrliche Sicherheit der Handelsbeziehungen ver- bürgen werde, um sie gemäß der Akte von Algeciras zu entwickeln. Regnault appellierte an die wohl wollende Unterstützung des Sultans, die notwendigen Bande gegenseitigen Vertrauens zwischen den beiden Ländern fester zu knüpfen, und versicherte dem Sultan, daß Frankreich aufrichtige Wünsche für die Wohlfahrt und Größe des scherifischen Reiches hege. Der Sultan erwiderte mit einer Ansprache, die vom Dolmetscher übersetzt wurde. Er dankte der Regierung für ihr Wohlwollen und das Versprechen ihrer geschätzten Hilfe und erklärte, er habe den Willen, die Ordnung in seinem Reiche wieder her zustellen und die in Algeciras vorgesehenen Reformen durchzuführen, und sei überzeugt, daß Frankreich ihm diese Aufgabe erleichtern w.rde. Regnault über reichte dem Sultan das Großkreuz der Ehrenlegion. Die Mission verließ dann den Palast unter den gleichen Zeremonien wie bei der Ankunft. Der Tag eines weiteren Besuches wird demnächst festgesetzt werden. Die beständigen Meinungsverschiedenheiten zwischen den spanischen und den franzö- ischen Staatsmännern und Offizieren wegen des Vorgehens in Marokko scheinen jetzt dazu zu führen, daß Spanien sich von dem ganzen Unter- n ehm en zur ü ckz ieh t, an dem eS von vorn herein nur widerwillig teilgenommen hat. Die Madrider „Correspondencia Militär" bereitet auf diesen Entschuß in folgender Form vor: „Infolge der letzten Zwischenfälle in Casablanca dürfte man, wie eS heißt, mit der Möglichkeit einer Zurück- ziehung der spanischen Truppen aus Marokko und ihrer Rückkehr nach S;anien rrchnen." In Casa blanca selbst hat sich das Verhältnis zwischen dem französischen Oberkommandierenden und dem Befehlshaber der spanischen Truppenabteilung im höchsten Grade unleidlich gestaltet. General Drude führte bei der französischen Regierung darüber Klage, daß der spanische Major Santa Olalla aus eigener Machtvollkommenheit den Casablanca bewohnenden Europäern verbot, das Stadtgebiet auf der Land- feite zu verlaßen. Auch fand Drude die Form, in welcher der Major hiervon dem Hauptquartier nach träglich Kenntnis gab, dem militärischen Rangunter schied keineswegs entsprechend. Ein Spanier erschoß in der Trunkenheit in der Nähe deS Hafens von Tanger einen marokka nischen Soldaten. Er wurde verhaftet. Die Haze in (Rußland. Flucht der Industrie auS Lodz. AuS Petersburg wird gemeldet, daß PoznanSky' der Eigentümer der größten Baumwollspin nereien in Lodz, sich entschloßen hat, sämtliche Fabriken von Lodz nach Moskau zu verlegen. Die revolutionäre Bewegung in Lodz ist so auS- geartet, daß kein Spinnereibesitzer, kein Direktor, kein Beamter seines Lebens sicher ist, und täglich und sogar stündlich werden die grausamsten Verbrechen in Lodz verübt. Andere hervorragende Fabrikanten wollen dem Beispiele folgen und ihre Werks von Lodz entfernen. / grsetzt hatte. Trotz aller Versuche der städtischen Behörden ist eS bisher nicht gelungen, die Aus ständigen zur Wiederaufnahme deS Dienstes zu be wegen. Baudevwese« auf dem Balka«. Tode-urtetle. Eine auf der hiesigen britischen Gesandtschaft DaS Kriegsgericht in Warschau fällte in Konstantinopel eingetroffene Depesche meldet lam 7. und 8. 13 Todesurteile.