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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 27.08.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190708274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19070827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19070827
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-08
- Tag 1907-08-27
-
Monat
1907-08
-
Jahr
1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 27.08.1907
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»IMÄ- EriWer ÄOIutl Amtsblatt für las Löchl. Amtsgericht uü kn AMrat zn Hohenßein-brnftthnl. D > -- - - Erscheint jeden Wochentag abends fiir den folgenden Tag nnd kostet durch die Austräger das Vierteljahr Mk. 1.55, durch die Post bezogen Mk. 1.92 frei ins Haus. '' . - Anzeiger für Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Meinsdorf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, Langenchursdorf, Grumbach, Tirsch- heim, Kuhschnappel, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Lugau, Erlbach, Pleißa, Rußdorf, St. Egidien, Hüttengrund u. s. io. Fernsprecher Nr. 11. Inserate nehmen außer der Geschäftsstelle auch die Austräger auf dem Laude entgegen, auch befördern die Annoncen-Expeditionen solche zu Originalpreisen Ar. P9. «-schSftsft»«-: KchularaS« Nr. 31. Dienstag, den 27. August ,907. 57. Zahrg. Vertretungen in den beteiligten Ländern verpflichtet, Regierung Württembergs erfolgt, wird an maßgebender Ka- dem der der die das Nachversammlung sprach der Arbeitersckretär und Reichstagsabgeordnete GieSbertS-Essen. Er ührte aus, gerade der katholische Arbeiter sei heute Katholikentag in Würzburg. In Würzburg begann gestern der deutsche tholikentag mit dem üblichen F e st z u g e, an ich etwa 10 000 Personen beteiligten. In und Gewerkschaften an und vertagte sich dann auf Sonnabend vormittag 10 Uhr. Am letzten Verhandlungstage stand nur noch die Frage des Antimilitarismus zur Beratung. Hierzu hat die Kommission nach langen Debatten sich auf eine sehr langatmige Resolution ge einigt, deren wesentliche Stellen lauten: „Der Kongreß bestätigt die Resolutionen der früheren internationalen Kongresse gegen den Militarismus und Sopaiisteakongrrh. Im weiteren Verlaufe der Freitagssitzung nahm internationale Sozialistenkongreß in Stuttgart bereits mitgeteilte Resolution Beer über Verhältnis zwischen politischer Partei gezwungen, seinen Glauben gegen immer neue An- griffe zu verteidigen, und dieser Kampf für den Glauben könne nicht mehr allein von der Kanzel herab geführt werden. Jeder Arbeiter müsse da mit eintreten, nur so könne eine gesunde Reform deS Arbeiterdaseins und der Arbeitsbedingungen durch- qesetzt werden. Die Sozialdemokratie sei nicht be legt. Man könne ihr die Niederlage bei d»n letzten Wahlep wohl von Herzen gönnen, aber man müsse ich dessen bewußt sein, daß ihr Mut nicht gebrochen ei. Man müsse weiter gegen sie kämpfen im Jn- abend statt, in der eine gewaltige Redeflut dohm brauste. U. a. sprach auch Matthias Erzberger, der über die mangelhafte Organisation der Berliner ka tholischen Glaubensbrüder bewegliche Klagen rührte. Am BegrüßungSabend nahmen teil der Bischof von Würzburg, der Fürstbischof von Laibach und der Missionsbischof von Südschantung. Die Begrüßungsrede hielt Reichstagsabgeordneter Jnstizrat Thabi als Vorsitzen der des LokalkomitceS. Er schloß mit einem Hoch auf den Papst, Kaiser Wilhelm und den Prinz- regenten Luitpold. Bürgermeister Michel begrüßte die Versammlung namens der Stadt Würzburg und entbot ihr herzlichstes Willkommen. Der Vertreter des Zentralkomitees der österreichischen Katholiken Graf Galen schilderte die Verhältnisse in Oesterreich und betonte, daß die dortigen Katholiken verhindern wollen, daß Zustände ähnlich wie in Frankreich ein- reißen. Andere Redner überbrachten Grüße aus der Schweiz, Luxemburg, Schleswig-Holstein u. a. m. Französischer Besuch. Die Teilnehmer an der Studienfahrt derUnion frater nelle des EmployerS zu Lyon trafen gestern in Berlin ein. Es waren 120 Herren und 38 Damen. Sie wurden emgfangen von Mit- gliedern der französischen Kolonie und Vertretern des Deutsch-nationalen HandlungSgehilfenverbandeS. Nach einem gemeinsamen Festmahl wurde ein Aus flug nach Potsdam unternommen. Abends ver einigte sich die französische Kolonie mit den Teil nehmern an der Studienfahrl zu einem Kommers. Heute werden die Teilnehmer an der Fahrt vom Botschafter Cambon empfangen. Zusammenschluß der Arbeitgeber im Malergewerbe. Die Leipziger Arbeitgeberverbände im Maler gewerbe planen die Bildung eines über ganz Deutsch land sich erstreckenden allgemeinen Verbandes zur Wahrung ihrer wirtschaftlichen Interessen. AlS Sitz des Verbandes ist Leipzig in Ansicht ge nommen. Die endgiltige Beschlußfassung erfolgt au dem Anfang September stattfindenden Deutschen Majlertage. 4^Aus dem sozialdemokratische« Partei bericht. Der Bericht des sozialdemokratischen Parteivor standes an den Essener Parteitag hat zu erscheinen begonnen. Neber die K o st e n des letzten Wahlfeldzuges wird darin fol gendes mitgetetlt: Im ganzen Reich hat der Wahl kampf der Sozialdemokratie 1570000 Mk. gekostet, wovon rund 402000 Mk. durch die Zentralkasse gedeckt sind. Von der letzteren Summe gab die Zentralkasse rund 394000 Mk. den Bezirks- und Landesorganisationen als Zuschuß. Den größten Zuschuß erhielten mit beinahe 32000 Mk. die Reichslande, wo bekanntlich ein Viertel der von der Sozialdemokratie überhaupt neugewonnenen Wahl kreise zu suchen ist, nämlich die beiden Kreise Straß burg und Mülhausen. Das „Handbuch für sozial- demokratische Wähler" erschien in einer Auflage von 78000 Exemplaren, die „Zehn Musterflugbl älter" wurden für eine Anzahl von Wahlkreisen in einer Gesamtauflage von etwa einer Million allein vom Parteivorstande zur Verfügung gestellt,- zur Stich wahl erschien ein illustriertes Flugblatt in einer Auflage von 2^ Millionen; die Gesamtauflage der von der Partei verbreiteten Flugschriften beläuft sich auf 55,5 Millionen. Es wird ausgerechnet, daß von allen Wahlberechtigten 24,4 Prozent für die Sozialdemokratie gestimmt haben, gegen 24,0 Pro zent im Jahre 1903. Die Mitgliederzahl der Partei- organisativn ist von 384327 im Jahre 1906 auf 530466 im Jahre 1907 gestiegen. Auf Antrag des Königliche» Finanzministeriums soll Dienstag, den 3. September 1907, vormittags 10 Uhr, das in Hohenstein-Ernstthal Ecke der Lungwitzer- und Bahnstraße gelegene alte Gerichtsgrundstück, Nr. 142 Abteilung v deS Brandkatasters, Nr. 307 deS Flurbuchs und Blatt 143 des Grundbuchs für Ernstthal, im neuen Gerichisgebäude freiwillig versteigert werden. Es hat eine Fläche von 16,1 s, ist mit 57 380 M. zur LandeSimmobiliarbrandkaffe eingeschätzt und auf 62 014 M. gewürdert worden. Das Grundstück das sich vermöge seiner Größe und günstigen Luge — Mitte der Stadt — zu FabrikationS- und Handelszwecken besonders eignet, kann von jetzt ab jeden Montag von 11 bis 12 Uhr vormittags besichtigt werden. Die Versteigerungsbedingungen liegen an hiesiger Gerichtsstelle aus. Hohenstein-Ernstthal, am 17. Juli 1907. Königliches Amtsgericht. Auf Blatt 8 des GenosseuschaftSregisters, den Konsumverein „Hoffnung" für Ober lungwitz und Umgegend, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht in Oberlungwitz betreffend, ist heute verlautbart worden, daß die Genossenschaft durch Beschluß der General versammlung vom 8. August 1907 aufgelöst ist und Hermann Ahnert und Richard Baldauf, beide in Oberlungwitz, Liquidatoren sind. Hohenstein-Ernstthal, den 23. August 1907. Königliches Amtsgericht. Aus dem Keiche. Eine amtliche Kundgebung zum sächflschen Wahlgesetzeutwurfe. In seiner letzten Nummer veröffentlicht daS „Dresdner Journal" den nachstehenden Artikel: „Beinahe zwei Monate sind vergangen, seitdem der Wahlgesetzentwurs der Regierung veröffentlicht wor den ist, und noch heute bilden Urteile verschiedenster Art über diesen Entwurf eine stehende Rubrik in den Tagesblättern. Wir haben es als unsere Auf gabe erachtet, alle diese Auslassungen, soweit sie für die Stellung der einzelnen politischen und wirt schaftlichen Parteien des Landes bezeichnend waren, möglichst vollständig und objektiv wiederzugeben, auch wenn darin die Regierungsvorlage in noch so scharfer Weise angegriffen wurde; dabei haben wir uns selbst aber jeder Abwehr enthalten. Dies mag hier und da zu der Meinung, in vielen Kreisen auch der Befürchtung Anlaß gegeben haben, als stehe die Regierung nicht m e h r fest auf ihrem Reformplane. Wir sind in der Lage, jeden Zweifel in dieser Richtung zu beseitigen. Wenn die Regierung den Wahlgesetzentwurf ent gegen der sonstigen Gepflogenheit bereits vor seiner Einbringung beim Landtage veröffentlicht und da mit der allgemeinen Kritik unterstellt hat, so hat sie dies getan, um dem allgemeinen Wunsche des Lan des zu entsprechen und der Bevölkerung Klarheit und Gewißheit über die Absichten der Regierung zu verschaffen, nicht aber, weil sie noch nicht mit sich selbst über daS System der geplanten Wahlreform im Reinen gewesen wäre. Hier hatten schon die früheren Verhandlungen das reichhaltigste Material zutage gefördert, und unter Benutzung aller der ge gebenen Unterlagen hat die Regierung ihren Reform entwurf nach eingehendster und reiflichster Erwägung der verschiedensten Vorschläge und Möglichkeiten auf gestellt. Auf eine allseitige Zustimmung hat sie dabei weder gerechnet noch rechnen können; sie ist im Gegenteil von vornherein darauf gefaßt geivesen, von den verschiedensten Selten Anfechtung zu er- fahren. DaS ist seinerzeit auch an dieser Stelle schon ausgesprochen worden. Um so weniger ist jetzt aus dem Schweigen der Regierung auch gegen- über den heftigsten Angriffen zu folgern, daß sie in ihrem festen Willen, auf der als richtig erkannten Basis zu einem befriedigenden Ergebnis zu gelangen, ivankend geworden und gewillt sein könne, etwas Wesentliches von den Grundlagen ihres Ent- würfe- aufzugeben. Auf die einzelnen An- griffe aber hat sie erst vor der künftigen Stände» vcrsammlung, die zunächst berufen sein wird, über das Schicksal der Vorlage zu entscheiden, Antwort zu geben, und sic wird es hieran gewiß nicht fehlen lassen. Daß dabei zugleich zu einer Diskussion und Verständigung über die Einzel heiten der Vorlage Gelegenheit geboten sein wird, soll hier nur nochmals heroorgehoben werden." Die Gründung einer freikonservativen Organisation in Sachsen Aus unseren Aokonien. Die Aktion gegen Morenga. Nach den neuesten telegraphischen Meldungen hat die Konzentrationsbewegung der unter dem Kommando des Oberstleutnants von Estorfs stehenden Truppen bereits begonnen. Die einzelnen Abteilungen werden in strahlenförmigem Anmarsch gegen den Standort Morengas am Ocanje- fluß vorrücken, wo sie aller Voraussicht nach Mitte September aktionsbereit gesammelt sein werden. Das sind also immer noch 14 Tage bis 3 Wochen, ehe man zu scharfer Beobachtung und Abwehr gegen Morenga kommen kann. Hoffentlich vermag er in zwischen nichts anSzurichten, indem er über die Grenze kommt, die er ja noch nicht überschritten haben soltt^ V. internationalen kündigt eine Dresdner Korrespondenz an. Es seien daran Personen, die sich in hohen Stellungen be finden und außerordentlich einflußreich seien, beteiligt. Man wird gut daran tun, diese Meldung mit sehr viel Vorsicht aufzunehmen. Die Generalversammlung des konservativen Landesvereins findet, wie di«^-L N. N." erfahren, erst nach den Wahlen statt. Daß es dabei nicht besonders friedlich zugehen wird, ist ziemlich sicher; ob eS aber in der Tat zu einer Spal-i tung kommen wird, ist mehr als fraglich. ' nationalen Sozialistenkongreß gehalten hat. Krömer ist ein etwa 24jähriger Mischling, seine Mutter soll eine Negerin gewesen sein. Er führte aus: Er sei seit acht Jahren Hellseher und könne prophezeien, daß es im Jahre 1910 zu einem europäischen Kriege kommen werde, in dem England vollständig geschlagen werden würde. In demselben Jahre werde in Adelaide in Südaustralien die sozialistische Kommune proklamiert werden, die sich bald auf ganz Australien ausdehnen werde. 1912 werde in Amerika eine Militärrcvolte aus brechen, die ebenfalls mit der Proklamierung der sozia listischen Kommune enden werde. 1914 werde es zu einem Zusammenbruch in ganz Europa kommen. Zu einer sozialistischen Republik werde es in Europa nicht kommen, die europäischen Genossen werden zu ihren Genossen nach Amerika auswanderu. Diese Ausführungen wurden von den englischen Delegierten wegen zu großen Lärms nicht beachtet und von den Uebersetzern nicht berührt. Nach der Rede wurde ein Antrag auf Schluß der Debatte an genommen. Zahlreiche englische Delegierte, die sich zum Wort gemeldet hatten, machten deshalb großen Lärm, stiegen auf Tische und Stühle und schlugen mit Stöcken auf die Tische. Singer mußte nach Leibeskräften eine Viertelstunde lang klingeln, ehe Ruhe eintrat. Die Eng länder wollten am Sonnabend noch einen schriftlichen Protest einreichen, die Mehrzahl von ihnen hatte cs aber vorgezogen, bereits Freitag abend abzureisen. -i- * * Der württembcrgische „Staatsanzeiger" veröffentlicht eine amtliche Mitteilung zn der Ausweisung Ue» Eng länder« Äuelsh. Danach hat das Ministerium des Innern in den von dem Delegierten Quelsh geäußerten Worten über den Haager Kongreß eine unzweideutige und schwere Beschimpfung der Delegierten der in der Haager Konferenz vertretenen Regierungen und mittelbar dieser Regierungen selbst gesehen. Deshalb hat man dem Vorsitzenden des Kongresses, Singer, noch am selben Abend ein Schreiben zustellen lassen, in dem verlangt war, daß Quelsh die fraglichen Worte bei Beginn der nächsten Plenarversammlung ausdrücklich und unbedingt zurück- nehme, widrigenfalls seine sofortige Ausweisung veranlaßt würde. Da nun Quelsh in seiner am anderen Tage ab gegebenen Erklärung die von ihm, wenn auch in ab geschwächter Form, selb st zu gegebene Beschimpfung der aus der Haager Konferenz vertretenen Regierungen nicht nur nicht zurücknahm, sondern sic ausdrücklich auf recht erhielt, hat seine sofortige Ausweisung erfolgen müssen. — Gegenüber der Bekauptung, die Ausweisung deS englischen Delegierten zum Sozialistcntongreß, Quelsh, sei erst infolge eines Druckes aus Berlin durch die Mission wurde hierauf einstimmig ange nommen. Es folgte stürmischer Jubel, man hörte viel fache Hochrufe. Einzelne Delegierte sprangen auf die Tische, die Franzosen sangen die Marseillaise. Singer schritt ein. Damit waren die Arbeiten des Kongresses bis auf die i Erledigung einiger Resolutionen beendet. Vander- , Velde dankte den Deutschen für ihre Gastfreundschaft. Hierauf nahm Singer das Wort: „Genossen! Meinen l herzlichsten Dank für alle freundlichen Worte und für alle Anerkennung. Ich bin darüber sehr erstellt und gerührt. Ich kann mir nichts Schöneres denken, als noch lange im stände zu sein, unseren internationalen Kongressen bei wohnen zu können. Ich bin erfreut, und die deutschen Genossen sind stolz auf die Anerkennung der anderen Nationen und sie werden sich stets dieser Anerkennung würdig zeigen. Vornehmlich gebührt unser Dank aber den Stuttgarter Genossen. Die Aufnahme hier werden wir ihnen nie vergessen. Wieder haben wir einen Mark« stein in der Geschichte der Internationale des Proletariats gesetzt. Zum ersten Male haben wir auf deutschem Hoden getagt. Wir haben auch hier gezeigt, daß das in ternationale Proletariat eine Macht ist, mit der die bürger liche Gesellschaft nie fertig werden wird. Wir marschieren vorwärts, und niemand kann uns aufhalten. Das Ziel der Befreiung des Proletariats muß erreicht werden. Den Vormarsch werden wir fortsetzen trotz Regierungen, Kapitalismus und bürgerlicher Gesellschaft. (Lebhafter Beifall.) Und wenn Opfer fallen, so wissen wir: das Märtyrerblut ist Revolutions-Samen. (Stürmischer Bei fall.) Wir schreiten fort, bis das proletarische Heer stark genug ist, um die bürgerliche Gesellschaft zu überwinden. Wir arbeiten weucr und erhellen die Köpfe, bis der Sieg unser ist." (Stürmischer, langanhaltender Beifall.) Damit hatte der Kongreß um 2 Uhr sein Ende erreicht. Nachträglich wird eine Rede bekannt, die der australische Delegierte Krömer auf dem Inter» unterstützt durch die zusammenfassende Tätigkeit des In» ternationalen Bureaus, alles aufzubieten, um durch die Anwendung der ihnen am wirksamsten erscheinenden Mittel, die sich je nach der Verschärfung deS Klassenkampfes und der Verschärfung der allgemeinen Politiken Situation naturgemäß ändern, den Ausbruch des Krieges zu ver hindern. Falls der Krieg dennoch ausbrechen sollte, ist es Pflicht, für dessen rasche Beendigung einzutreten und mit allen Kräften dahin zu streben, die durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und politische Krise zur Aufrüttelung des Volkes auszunutzen und dadurch die Be seitigung der kapitalistischen Klassenherrschaft zu be schleunigen." Singer schlug vor, mit Rücksicht darauf, daß die Kommission einmütig die Resolution gebilligt hat und daß das Referat Vanderveldes jubelnden Beifall fand, die Resolution als eine machtvolle Kundgebung des Proleta riats ohne Diskussion anzunehmen. Das internationale sozialistische Bureau stehe auf dem gleichen Standpunkte. (Stürmischer Beifall). Herv « erhob unter großem Lärm erregten Widerspruch. Singer: Ich werde ihnen das Wort erteilen, Sie dürfen aber nicht in die Materie ein greifen. Hervs wurde mit Beifall und Zischen em pfangen. Als er jedoch begann, trat lautlose Stille ein. Er wandte sich gegen den Schluß der Debatte. Die ele gante Form des Schlusses mache der Geschicklichkeit der Kommission alle Ehre, in Frankreich werde man aber in deren „Geschicklichkeit" eine große Ungeschicklichkeit sehen. Der vorzeitige Schluß der Debatte sei ein Taschenspieler stückchen. Der Kongreß lehnte aber trotz dieser beweglichen Worte Herves die Weiterführung der Diskussion ab. (Lärm der Franzosen.) Die Resolution der Kom - Jmperialismus und stellt aufs neue fest, daß der Kampf gegen den Militarismus nicht getrennt werden dnn von dem sozialistischen Klassenkampf im ganzen. Kriege liegen im Wesen des Kapitalismus; sie werden erst aufhören, wenn die kapitalistische Wirtschaftsordnung beseitigt ist oder wenn die Größe der durch die militär technische Entwicklung erforderlichen Opfer an Menschen und Geld und die durch die Rüstungen hervorgerufene Empörung die Völker zur Beseitigung dieses Systems treibt. Daher ist die Arbeiterklasse, die vorzugsweise die Soldaten zu stellen und hauptsächlich die materiellen Opfer zu bringen hat, eine natürliche Gegnerin des Krieges, der im Widerspruch zu ihrem Ziele steht: Schaffung einer auf sozialistischer Grundlage beruhenden Wirtschaftsordnung, die die Solidarität der Völker ver wirklicht. Der Kongreß steht in der demokratischen Organisation des Heerwesens, der Volkswehr an Stelle der stehenden Heere, eine wesentliche Garantie dafür, daß Angriffskriege unmöglich und die Ueberwindnng der nationalen Gegensätze erleichtert wird. Die Internationale ist außer stände, die in den verschiedenen Länbern naturgemäß verschiedenen, der Zeit und dem Ort entsprechenden Aktionen der Arbeiterklasse gegen den Militarismus in starre Formen zu bannen. Aber sie hat die Pflicht, die Bestrebungen der Arbeiterklasse gegen den Militarismus und den Krieg möglichst zu verstärken und in Zusammenhang zu bringen. Alle diese Bestrebungen legen Zeugnis ab von der wachsenden Macht des Prole tariats und von seinem wachsenden Stamm, die Aufrecht- _ . , erhaltung des Friedens durch entschlossenes Eingreifen zu terefse einer Weiterentwicklung der sozialen Reformen, sichern; die Aktion der Arbeiterklasse wird um so ersolg- Abends fand in der Ludwigshalle ein Begrüßung?- reicher sein je mehr die Geister durch eine entsprechende i _ . .» y " Aktion vorbereitet und die Arbeiterparteien der ver ¬ schiedenen Länder durch die Internationale angespornt und zusammenaefaßt werden. Der Kongreß ist der Ueber- zeugung, baß unter dem Drucke des Proletariats, durch eine ernsthafte Anwendung der Schiedsgerichte an Stelle der kläglichen Veranstaltungen der Regierungen, die Wohl tat der Abrüstung den Völkern gesichert werden kann, die es ermöglichen würde, die enormen Aufwendungen an Geld und Kraft, die durch die militärischen Rüstungen und die Kriege verschlungen werden, für die Sache der Kultur zu verwenden. Droht der Ausbruch eines Krieges, so sind die arbeitenden Klassen und deren parlamentarische
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