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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.07.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190707178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19070717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19070717
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-07
- Tag 1907-07-17
-
Monat
1907-07
-
Jahr
1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.07.1907
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marschierten die Sozialisten nach dem Auswärtigen Amt und hielten heftige Reden. LS folgte ein Tumult. Die Demonstranten kämpften mit der Polizei. Die vorüberfahrenden Wagen wurden als Plattform gebraucht. Die Minister BurnS und Grey wurden auSgezischt. Der Mob wurde zerstreut. Die Fahnen wurden weggenommen und 13 Per sonen verhaftet. B-rgehe« der Sultanstruppen in Marokko. Nach einer Depefche aus Sidt-bel-AbbeS bemäch tigten sich die marokkanischen SultanStruppen der Zollstation Mezuja, wo der Prätendent bis her Abgaben erhob. Die Mannschaft des Präten denten wurde in die Flucht geschlagen. Die unter dem Befehle ElkyarS, des OheimS des Sultans, stehende Kolonne, die etwa 1000 Mann stark ist, wird zunächst trachten, von den Stämmen im Gebirge so viel Tribut, wie möglich, für den Sultansschatz zu holen. Auf eine Umzingelung deS schwer zu gänglichen KhmesgebieteS oder des BeniaroSstammeS scheint eS vorläufig nicht abgesehen zu sein. Man erwartet als nächste Nachricht, daß Raisuli mit seinem Gefangenen Mac Lean sich in eine unbekannte Ge- gend zurückgezogen hat. Aufstand in Riederländisch-Jndien. Offiziell wird aus Niederländisch-Jndien ge meldet, daß die Bergbevölkerung aus unbekannten Gründen daS Dorf Gndeh auf der F l o r e S ° In s e l angriff und verbrannte. DaS RegierungSgebäude ist gerettet. Truppen sind bereits abgesandt. Japse und YankeeS. Nach Newyorker Depeschen dauert die j apan- seindliche Erregung in San Diego fort. ES soll zu häufigen Zusammenstößen zwischen Amerikanern und Japanern kommen, und Volksredner fachen die Menge zu größter Erbitterung an. Zwei weitere japanische Spione sollen in Fort Rosecrans entdeckt worden sein; beide find im Fort angestellte Diener. Die „Times" erklärten, die Verhaftung der Spione habe die gefährliche Agita tion in Kalifornien verschärft. In Europa würde man über ein derartiges Spionenwesen nicht über- rascht sein; man würde aus der ungeschickten Me thode eher schließen, daß Japan offiziell nichts da mit zu tun habe. Doch das amerikanische Publikum denke anders. Auswärtige Kritiker könnten auch bezweifeln, ob Präsident Roosevolt den rechten Augenblick zur Entsendung der Flotte nach dem Stillen Ozean erwählt habe; aber er sei vielleicht zu dem Entschluß gekommen, daß die Möglichkeit einer falschen Auslegung eher in den Kauf genom men werden müsse, als auch nur die entfernteste Gefahr, die kalifornische Küste schutzlos zu belassen, falls ein unglücklicher Zufall, den niemand für unmöglich er klären könne, eine plötzliche Krise hsrbeiführen sollte. In der allgemeinen auswärtigen Politik Japans und der Union fehlten alle Elemente für einen Konflikt. Die Union habe keine Absichten auf Ge- bietSeroberungen in Asten; und eine Vorherrschaft im Stillen Ozean würde ebenso gegen England wie gegen Japan gerichtet sein. Japan denke noch weniger an eine abenteuerlustige Politik. Der wahre Grund zur Ruhestörung liege in der Kon kurrenz und Reibung zwischen zwei grundverschie denen Raffen, die sich nicht vermischen wollten. Line dauernde Lösung auf Grund eines gerechten Kompromisses müsse noch gefunden werden, sonst würde die Schwierigkeit sicher in noch ernsterer Form später wiederkehren. Inzwischen sind nach einer Meldung aus Washington die beiden in Kalifornien verhaf tete spionageverdächtigen Japaner wieder freigelaffen, da nichts Strafbares gegen sie sich ergeben hat. Die Lage in (buhkan) Ei« neues Heiligenbild für den Zaren. Der Patriarch von Jerusalem übersandte dem Zaren und dem russischen Volke durch den Abt Arffenji, den Mitbegründer des Ver bandes wahrhaft russischer Leute, ein HciligenbilS, dak gestern in Petersburg eintraf. ES wurde von einer vieltausendköpfigen Volksmenge, meist Anhängern deS Verbandes empfangen und unter Vorantritt einer großen Anzahl russischer Popen mit den Kirchen fahnen in die Kassankatkedrale geleitet. Die Ruhe wurde dabei nirgends gestört. Später fand in der Michaelmanege eine große Versammlung deS ge nannten Verbandes unter dem Borsitz deS Dr. Dubrowin statt, wobei schwungvolle patriotische Reden gehalten wurden. Der rote Schrecke«. In der Pawiagaffe in Warschau wurde der Gefängnis - Vorstehergehilfe Wasilij Mikoritsch von mehreren Unbekannten überfallen, die Reoolver- schüffe auf ihn abfeuerten. Mikoritsch wurde, schwer am Kopfe verletzt, ins Militärspital gebracht. Von den Attentätern wurde einer verhaftet. Er ist ein 20jähriger junger Mann, der bei seiner Verhaftung Selbstmord versuchte. — In Charkow überfiel eine Bande von fünf Bewaffneten auf der Straße den Kassierer de§ SemstwohospitalS und raubte 9000 Rubel. Auflösung des putsche« Landestages? Der „Morning Leader" meldet aus Helstng- forS. Großen Alarm erregen die Berichte, daß nach den Ferien der finische Landtag aufgelöst und ein neues Wahlgesetz veröffentlicht werden soll, weil Finnland dem Zaren die Treue gebrochen habe, da eS die massenhafte Einfuhr von Waffen erlaubte und Abteilungen von Sozialdemokraten in den Landtag wählte. Der Handstreich auf dem Dampfer „Sophie". lieber das unerhörte Räuberstückchen auf dein auf der Fahrt von Odessa nach Khorly begriffenen Dampfer „Sophie" wird noch gemeldet: Um 11 Uhr abends, als der Dampfer 16 Meilen von Odessa ent fernt war, erschienen drei junge Männer aus dem Verdeck, wo die Passagiere mit dem Kapitän zu Abend aßen, und hielten sie dort in Schach, während zwei andere Räuber sich der Person des Steuermannes vergewisserten und ihm unter Todesdrohungen be fahlen, das Schiff nach Odessa zu lenken. Sie be gaben sich darauf in den Salon erster Klaffe und rahmen die eiserne Kassette des Kassierers der Rus- ischen Bank für auswärtigen Handel an sich, die ,0000 Rubel enthielt, nebst weiteren 1000 den Passagieren gehörenden Rubeln; darauf warfen sie die Kohlenvorräte über Bord, machten die Maschinerie unbrauchbar, ließen den Dampf ab und suchten chließlich in zwei Schaluppen der „Sophie" das Weite, nachdem sie die dritte vernichtet hatten. Die Räuber hatten gedroht, das Schiff in die Luft zu sprengen, wenn innerhalb von zwei Stunden irgend welche Zeichen von diesem aus gegeben würden; die Polizei nahm die Verfolgung der 18 Räuber ohne Erfolg auf. Die Unterfchleife auf der Transbaikal bahn. Die Untersuchungskommission über die Verun treuungen auf der Transbaikalbahn hat festgestellt, daß 6l/, Millionen Rubel unterschlagen sind. Das ganze Untersuchungsmaterial wurde zu nächst dem Wegebauministerium übergeben, um die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen. Der ehe malige Ministergchilfe Kammerherr Gurko mußte sich schriftlich verpflichten, seinen Wohnort nicht zu wechseln, so lange das Prozeßverfahren gegen ihn schwebt. Es wurde erwiesen, daß Frau Sytow, die Direktrice eines Varietä-ChorS, die mit Gurko sehr bekannt ist, 50000 Rubel von Lidwal erhielt für seine Einführung bei Gurko und die Uebertrag- ung der Getreidelieferung für die Hungergebiete. Meuterei im Gefängnis. In dem im Wiborger Viertel von Petersburg gelegenen Gefängnis kam eS zu Ausschreitungen aus Anlaß des Todes eines politischen Gefangenen, der einen Soldaten mißhandelt und dessen Weisungen nachzukommen verweigert hatte und getötet wurde. Der Wachtposten war genötigt, zu schießen und ver wundete einen Gefangenen, worauf die Ausschreitun gen von neuem begannen. Nach einer Viertelstunde gelang e§, die Ruhe wieder herzust-llen. KächM». Hohenstein-Ernstthal, 16. Juli 1907. Wettervoraussage der Königl. SLchs. Landes- Wetterwarte zu Dresden. Für Mittwoch t Zunächst Bewölkung, nachher Regen, mäßige n.rdwestliche Winde, Temperatur nicht erheblich geändert, baldiger WitterungS- umschlag wahrscheinlich. 17. Julir TageSmiNel -j-17,0°, Maximum -j-21,1 Minimum -f-12,0". — Die sächsische Regierung wird, wie aus Dresden gemeldet wird und auch von vornherein anzunehmen war, auf ihrem Wahtrechtse«tWU»f nicht unbedingt beharren, sondern Abänderungs vorschläge« zugänglich fein. — Im Bergma««sgrutz findet heute Diens- tag abend anläßlich deS Preis- und KönigSscheiben- schießenS der Gardekompagnie italienische Nacht mit Gesangs- und musikalischer Unterhaltung statt. — Am Montag nachmittag hielt die Sch«eider- Zwa«gs-J««u«g vo« Hohe«stei« Ernstthal U. Umg. das Johanni-Quartal unter Vorsitz deS Obermeisters Herrn V a t e S ab. U. a. wurde be- schloffen, zu dem Verbandst rg deS Sächs.-Thür. Schneider - Verbandes Herrn Asch als Delegierten nach Eibenstock zu senden. Herr Obermstr. VateS wird in gleicher Weise als Delegierter den Verhand lungen des Muldenthaler Schneider-Verbandes in Lunzenau beiwohnen. Der alljährliche Sommer- AuSflug soll nach Mittelbach stattftnden. Schließlich beglückwünschte Herr Obermstr. VateS den Alt meister Herrn Wilhelm Vogel, hier, zu seinem heutigen 88. Geburtstag und überreichte ihm im Namen der Innung ein entsprechendes Geldgeschenk. Ihm schloß sich Herr stellv. Obermstr. LouiS Stein an, der im Namen des Vorstandes des Kreuzbruder tisches Nr. 28, dessen Mitglied Herr Altmstr. Vogel ist, diesem gleichfalls einen Geldbetrag als Geschenk überwies. In tiefbewegten Worten sprach Herr Bogel für die ihm erwiesene Liebe und Teilnahme seinen Dank aus. Nach Besprechung verschiedener Eingänge wurde die Sitzung geschloffen. -i Die hiesige Tefcht« Schietz-Geseüschaft hielt am Sonntag und Montag unter sehr reger Beteiligung im Altstädter Schützenhause ihr dies- jähriges Preis- und Königsschießen ab. Am Mon tag marschierten die Schützen vom Restaurant Har tenstein aus zum ersten Male seit Bestehen der Gesellschaft mit Musik nach dem Festlokal. Hierauf begann das Schießen nach der Königsscheibe. Abends fand im Saale Ball statt. Bei dieser Gelegenheit erfolgte die Preisverteilung. Den besten Schuß aus die Königsscheibe gab Herr Herm. Gläßec ab und derselbe erhielt demnach die KönigSwürde für dieses Jahr. Die weiteren besten S^üsse wurden noch ab gegeben auf die Königsscheibe von den Herren Rich Schaller und Otto Ziegner. Von den aktiven Schützen schossen sich roch die folgenden Preise: Emil Beier, Ant. Reuther, Emil Herwick, Emil Korb, Rob. Weißbach, Emil Finsterbusch, Herm. Otto, Emil Held, Ernst Martin, Rich. Hartenstein, Herm. Schmidt, Herm. Gräbner I, Rob. Korb, Rich. Nötzold, Rob. Sterke, Emil Riedel, Karl Glänzel, Herm. Vogel, Emil Müller, Rich. Schaller, Emil Gimpel, Otto Ziegner, Emil Wolf, Emil Funke, Fritz Hoppe und Alb. Päßler. Von den passiven Mitgliedern erhielten folgende Herren Preise: Alb. Ziegner, Paul Rother, Ferd. Manthcy, Aug. Finsterbusch, Rich. Vogel, Emil Hahn, Wilh Triemer, Fritz Groß, Emil Mann, Aug. Wilde, Karl Hoffmann, Emil Dressel, Paul PoSko, Fritz Beck, Bruno Härtel, Fritz MottheS, Karl Baßler, Karl Vogel, Rich. Beck, Max Oester reich, Paul Pöhlmann, Herm. Müller, Paul Meier, Ed. Finst.rbusch und Br. Schmidt. -i Mittels Militär-So«derzuges passiert heute abend gegen l/,8 Uhr das 1. Bataillon des Jnf.-RegimentS Nr. 134, nächsten Donnerstag abend um dieselbe Zeit das 3. Bataillon de§ genannten Regiments auf dem Wege von Zeithain nach Plauen den hiesigen Bahnhof. — Oberlungwitz, 15. Juli. Sonntag vor- mittag 11 Uhr trat unsere Freiwillige Feuerwehr zur Besichtigung durch einen JnspektionsauSschuß )eS KreiSfeuerwehrverbandeS Zwickau-Glauchau, be- teheud au§ den Herren Branddirektor Hupfer-Wer- )uu, Starke-Schedewitz und Hertel-Hartenstein, an Sowohl daS Fuß- und Geräteexerzieren wie die nachfolgende, dem „Ernstfälle' angepaßte Uebung an dem Engelmannschen MUHlengrundstücke erbrachten den Beweis für die tüchtige Ausbildung der Wehr, die in der Kritik des Jnspekt onSauSschuffes ge bührende Anerkennung fand. —X Oberlungwitz, 15. Juli. Bange Be- ürchtungen um da§ GUingen dcs Rosenfestes und >er Ausstellung mögen den hiesigen Rosen- und Obstbauverein, insbesondere sein AusstellungSkomitee beschlichen haben, als Mitte voriger Woche der Regen einsetzte und schonungslos fast den ganzen Rosenflor vernichtete. Doch dem ungünstigen Wetter zum Trotz hat der rührige Verein unter seinem unermüdlichen Vorsitzenden Herrn Fabrikant Kunze diesmal mit doppelten Kräften gearbeitet, denn seine Ausstellung stand den früheren in keiner Hinsicht nach. In mitten der sehr geschmackvollen Dekoration deS Gärtnereibes. Herrn. Hertel waren wirklich prächtige Exemplare unserer heimischen Rosen und zwar in ganz unerwarteter Anzahl ausgestellt. Die Ausstellung zeugte wieder von den erfolgreichen Bestrebungen des Vereins. Der Besuch war ins besondere am Montag ein sehr guter, erfreulicher weise auch von auswärts. Volle Anerkennung verdient auch die Durchführung des musikalischen Teiles der Veranstaltung durch die Hohenstein-Ernstthaler Stadt kapelle unter der bewährten Leitung des Herrn Musik direktors Naumann Außerdem trugen die stimmungs volle Saalschmückung und daS sonst von dem Lokal wirt Herrn Uhlmann aus Küche und Keller Gebotene zum Wohlgelingen deS RosenfesteS bei. —:/: Gersdorf, 16. Juli. Bei der Berufs- und Betriebszählung am 12. Juni wurden in 44 Zählbezirken gezählt: 3479 männliche und 3696 weibliche, zusammen 7175 Personen, 43 Einwohner mehr als bei der Volkszählung am 1. Dezbr. 1905. 1854 Personen sind in der Invalidenversicherung; 234 beziehen Invalidenrente; unter Spalte 10 und 11 deS Kontrollbogens wurden gezählt 202 Wit wen und 96 Waisen, unter Spalte 12 und 13 be finden sich 46 Gewerbetreibende im Hauptberuf und 36 im Nebenberuf; Landwirtschaftskarten wurden ausgefüllt 114, Gewerbekarten 905 und Gewerbe- bogen 53. — Der Männergesangverein Arion, der ehemals dem Sängerbünde Harmonie angehörte, hat sich beim Erzgebirgischen Sängerbünde angemeldet. Er ist im laufenden Jahre nunmehr der 6. Verein, der die Reihen deS Bundes verstärkt. Der Erzge-> birgische Sängerbund zählt alsdann 98 Vereine mit 2850 Sängern. — DaS Schützenfest der Schießge sellschaft „Teutonia" fand gestern seinen Abschluß mit einem Balloergnügen im Teutoniasaale. Die Königswürde ging von Herrn Schieferdeckermeister Peterhänsel auf Herrn Baumeister Gäbel, hier, über, — Wüste«bra«d, 15. Juli. Infolge des Unwetters ist das Parkfest nm 8 Tage aufgefchoben. Es findet nunmehr Sonntag und Montag, den 21. und 22. Juli a. c. statt. Die dazwischen liegende Zeit wird der Ortsverein dazu verwenden, daS Pro gramm weit umfangreicher zu gestalten, lieber einzelne Veranstaltungen soll noch berichtet werden. — Langenberg, 15. Juli. Bei der am 12. Juni d. I. vorgenommenen Berufs- und Betriebs zählung wurden 242 Haushaltungen, 1013 an wesende Personen (499 männlich, 514 weiblich), außerdem 6 vorübergehend abwesende Personen (3 männlich, 3 weiblich) gezählt. 233 Personen zahlen Beiträge zur Invalidenversicherung, 23 beziehen Invaliden-, 10 Unfallrente. Wittwen sind 31, Waisen 11 vorhanden. Landwirtschaftskarien sind 134, Gewerbskarten 213 und Gewerbebogen 3 auSgefüllt worden. Bei oer Berufs- und Gewerbe zählung am 4. Juni 1895 wurden 238 Haus haltungen, 960 anwesende Personen, (471 männlich, 489 weiblich) 132 Landwirtschaftsbetriebe und 5 Gewerbebetriebe gezählt. Die Zunahme seit der letzten Volkzählung am 1. Dezember 1905 beträgt 36 Personen. — Röblitz, 15. Juli. Der Wunsch unserer Gemeinde, an Stelle des unharmonischen und zum Teil defekten Geläutes ein neue? zu besitzen, geht seiner Erfüllung entgegen. Der Kirchenoorstand be schloß, der Glock ngießerei Franz Schilling in Apolda den Guß zweier neuer Glocken (mittlere und kleine) in Auftrag zu geben; das neue Geläute erhält den Dreiklang c e die Weihe ist auf den 20. September festgesetzt. — Lichtenstei«, 15. Juli. In der Nacht zum Sonntag stürzte am Fabrikneubau der Firma Fröhlich u. Co. hier ein gemauerter Bogen in sich zusammen. Die Oberleitung und die Berechnung deS Baues liegt in den Händen einer auswärtigen Firma, die voraussichtlich auch den Schaden zu tragen hat. Da der Zusammenbruch in der Nacht zeit erfolgt', sind Verunglückungen von Menschen glücklicherweise nicht oorgekommen. — Gestern: nach mittag wurden zwei etwa 13jährige Knaben in vollständig betrunkenem Zustande am Mühlgraben hier betroffen. Der eine, der nicht zu stehen ver- Finstere Gewalten. Roman von Erich Friesen. 7. Fortsetzung. (Nachdruck verboten., 5. Am nächsten Morgen elf Uhr. Der große Saal ini Gerichtsgebäude von Rom vermag kaum die ungeheure, immer noch wachsende Menschenmenge zu fassen. Die Gerichtsverhandlung gegen Virgilio Mellini ist in vollem Gange. Alles spricht gegen den Angeklagten: sein Streit mit dem Ermordeten am Morgen des Unglücktages; seine ersichtliche Erregtheit während des ganzen Abends; sein spätes Heimkommen in der Nacht, ohne daß er ausweisen konnte, wo er gewesen. Vor allem aber der Umstand, daß Ferdinando Rosso eine lange Stichwunde in der Brust hatte, und daß die Eisenspitze von Virgilios Spazierstock fast genau mit der Länge der Wunde harmoniert; nur ein ganz klein wenig breiter erschien die Stich wunde. Die Frage des Präsidenten, ob der Ermordete vielleicht irgend einen Feind in der Gegend hatte, verneint der Zeuge Beppo Ruffoni anfs bestimmteste. Die beiden jungen Herren seien damals erst wenige Tage vorher aus Mailand in der Osteria einge- troffen und hätten mit keinem Menschen in Frascati verkehrt, außer mit ihm und seiner Tochter. Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt, als Graziella Ruffoni als Zeugin aufgerufen wird. Zögernd, fast schwankend betritt sie den Saal. Als sie mit zitternden Händen das schwarze, das Gesicht halb verhüllende Tuch zurückschlägt, sieht sie so bleich und verängstigt aus, daß tiefstes Mitleid die Herzen der Menge durchzittert. Einige Augenblicke ist es, als wolle die zierliche Gestalt umsinken. Doch plötzlich rafft sie sich auf. Keinen Blick wirft sie auf die Zuschauer, keinen Blick auch au den Angeklagten. Die Augen starr auf den Präsidenten gerichtet, gibt sie klar und deutlich Antwort auf alle an sie gerichteten Fragen. Nicht mit den Wimpern zuckt sie, als sic erzählt, daß sie durch Zufall Zeugin des Mordes gewesen. Ein leiser Aufschrei aus einer der ersten Reihen des zuhörenden Publikums läßt sie für einige Sekunden innehalten. Zum ersten Mal während des ganzen Kreuz verhörs blickt sie sich um. Eine alte weißhaarige, ganz schwarz gekleidete Dome hat sich von ihrem Sitz erhoben. Mit weit aufgerissenen Augen starrt sie die Zeugin an. Die Blicke der beiden Frauen treffen einander einige Sekunden lang: hoheitsvoll, gebietend die braunen der Matrone — erschrocken, trotzig die brennenden schwarzen des jungen Mädchens. Dann senken sich die Lider über den schwarzen Augensternen. Wie durch eine Eingebung weiß Graziella: dies ist die alte Mutter des Mannes, der dort auf der Anklagebank sitzt; des Mannes, dessen Geschick sie in den Händen hält; des Mannes, dem ihre nächsten Worte langjährige Kerkerhaft bringen werden oder — die Freiheit. Schwankt Graziella auch nur eine Sekunde? Regt sich ihr Gewissen ? Empfindet sie Mitleid mit der armen Mutter dort, deren brennende Augen — Graziella fühlt den Blick dieser Augen, ohne ihn zu sehen — in Todesangst auf ihr ruhen .... Fest preßt sie die Lippen zusammen. Ein harter, grausamer Zug gräbt sich in ihr finsteres Gesicht, so daß es plötzlich fast alt erscheint. „Sie sahen also die beiden miteinander Ringenden deutlich, Zeugin Ruffoni?" läßt sich wieder die Stimme des Präsidenten vernehmen „Ja." „Und der andere ? Kennen Sie den auch ?" Graziella zögert. Kalter Schweiß tritt auf ihre Stirn. Dann erwidert sie langsam: „Ja, auch den andern kenne ich." Tumult im ganzen Saal. Kaum vermag die Glocke des Präsidenten Ruhe zu schaffen. Endlich tritt wieder Pause ein. „Wer war der andere?" fragt der Präsident mit Nachdruck. „War es der Angeklagte dort?" Pause. Im Zuschauerraum atemlose Spannung. Nie mand rührt sich. Hunderte von Augenpaaren hängen tarr an den Lippen der Zeugin. Der Angeklagte hat sich von seiner Bank er hoben. Ein Sonnenstrahl trifft das blonde frische Gesicht. In den offenen blauen Augen leuchtet es auf vor Erwartung. Totenstille . . . „Ja, es war der Angeklagte — Virgilio Mellini!" Ueberlaut, nervenerschütternd schrillen die Worte durch den Saal. Entsetzen. Erregte Ausrufe. Wilder Tumult. In einer der ersten Reihen bemüht inan sich um eine ohnmächtig gewordene alte Dame. Es ist die Mutter des Angeklagten. Virgilio selbst ist auf die Bank zuriickgesunken. Entsetzt starrt er Graziella an. Minuten vergehen, bis die Ruhe wieder herge stellt ist. - „Haben Sie noch irgend etwas zu sagen, Zeugin Ruffoni?" fragt der Präsident geschäftsmäßig. „Nein." Eine entlassende Handbewegung — Graziella tritt zurück. Doch macht sie einen weiten Bogen um den Angeklagten. Ihre Lider sind gesenkt, und auf ihren vorher so bleichen Wangen brennen zwei rote Flecken. Die heilige Handlung ist vorüber. Tcresila San Martino hat sich vor dem Altar der St. Peterskirche dem Mann ihrer Wahl zu eigen gegeben, „bis daß der Tod euch scheidet". Orgelklang braust hernieder . .. Die gewaltigen Glocken erdröhnen . . . Am Arme ihres Gatten verläßt die junge Gräfin Teresita Varena den Petersdom. Weißgekleidete Kinder streuen draußen auf der Treppe Blumen. Eine ungeheure Menschenmenge hat sich versammelt, um die Braut anzustarren. Die vornehmen Züge des alten Grälen Riccardo strahlen vor Befriedigung. Fortseßung folgt.
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