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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.06.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190706286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19070628
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19070628
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-06
- Tag 1907-06-28
-
Monat
1907-06
-
Jahr
1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.06.1907
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der erlitten schwere Vcr> knapper Not dem Tode entronnen. i. Der deutsche Konsul Die einer deS er an Kindesraubes verhaftet. Lerche, ist der Sohn Gutsbesitzers Geheimrat o. Lerche in Finnland; hatte sein einem Verhältnisse entsprossenes Kind sich genommen. Zimmer anwesende Mutter etzungen. beschäftigte die Feuerwehr die ganze Nacht, ohne daß es gelang, das Feuer ganz zu ersticken. Nach Schätzung von Sachverständigen dürfte der Schaden annähernd 2 Millionen Mark betragen. Gefährliche Mauerreste müssen entfernt werden. Wegen der drohenden Einsturzgefahr sind umfassende Vorsichts maßregeln getroffen. Mannheim, 27. Juni. Gestern abend l/,7 Uhr wurde der Oberschaffner Eichhorn von hier, als er sich zum Dienst begeben wollte, in der Nähe deS Neckarauer Ueberganges von einem einfahrenden Personenzuge erfaßt und tödlich Verletzt. Gr verstarb nachts im Krankenhause. Stockholm, 27. Juni. Gestern vormittag wurde in einem hiesigen Hotel der Geldbriesträger Alffo« ermordet. Der Tat verdächtig sind zwei Deutsche, die das Zimmer, wo der Mord geschah, bewohnten und nach der Eintragung in das Frem denbuch Richard Schmidt und Theodor Prigge hießen. Alsson wollte einen an Schmidt adressierten Geld- briif, derauf150Kronen lautete, abliefern. Man nimmt an, daß, während Schmidt quittierte, Prigge den Geldbriefträger von hinten überfallen habe. Die Täter raubten dem Ermordeten 700 Kronen Bar geld und ergriffen die Flucht. Die Polizei glaubt, daß Prigge in Wahrheit Ludwig Scholkemeyer heißt, der 1887 in Seesen geboren ist und sich in Witten berg und Magdeburg aufgehalten hat. Don den Tätern fehlt jede Spur. Tiflis, 27. Juni. Es ist nunmehr festgestellt, daß bei dem gestrigen Ueberfall auf einen Geld- transportwagen 341000 Rubel geraubt sind. In den durch die Bomben beschädigten Wagen wurde noch cin Paket mit 9500 Rubeln vorgefunden. Der Kutscher, der nur leicht verletzt ist, wurde verhaftet. Auch andere Personen sind festgenommen worden. Getötet sind 2 Polizeibeamte, verwundet über 50 Personen, darunter 4 Kosaken der Eskorte deS Wagens, 1 anderer Soldat und 2 Polizeibeamte. Lissabon, 27. Juni. Ein Redakteur des Blattes „Mundo" ist verhaftet worden, weil er versucht hat, auf einen Polizeibeamten, der ihn über — Buchholz, 26. Juni. In vergangener Nacht ist das dem Posamentier Oskar Liebscht ge hörige Wohnhaus an der Pfarrgasse bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Schon zum dritten Male war das HauS vorher von Feuer bedroht, wurde aber dank schneller Hilfeleistung jedesmal erhalten. Gestern ist es nun vollständig ein Raub der Flammen geworden. Drei Familien haben den größten Teil ihrer Habseligkeiten verloren. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. — Oberrossau, 26. Juni. Gestern nach mittag scheute das vor einen leichten Transportwagen gespannte Pferd des Herrn Gutsbesitzers Grünzig. Der Genannte wurde hierbei vom Bock geschleudert und erlitt schwere innere Verletzungen, deren Folgen er in vergangener Nacht erlag. — Dresden, 26. Juni. Heute mittag '/,1 Uhr wurde in der Kreuzkirche die Trauung der einzigen Tochter des StaatsministerS Grafen o. Hoheuthal und Bergen mit dem Grafen Friedrich von Castell- Castell durch den Oberhofprediger D. Ackermann vollzogen. — Leipzig, 26. Juni. Mit dem Sitz in Leipzig hat sich ein Allgemeiner deutscher Eltern- bund für Schulreform konstruiert, dem sich die Zweig- oereine Bremen, Berlin, Hamburg und München angeschlossen haben. Der Bund bezweckt, die Eltern für das Schul- und Erziehungswesen mehr als bis her zu interessieren, sie den modernen Erziehungs idealen näher zu bringen und ein Zusammenarbeiten zwischen Eltern und Erziehern zum Wohle der Kin der zu erzielen. Namhafte Schulmänner fast aller großen Städte haben ihre Mitarbeit im Bunde und an den vom Bunde herauszugcbenden Schriften zu- gesagt. — Das studentische KorpS „Lusatia" kann am 7. September auf ein hundertjähriges Bestehen zurückblicken. Aus diesem Anlaß veranstaltet daS Korps vom 12. bis 16. Juli eine Reihe größerer Festlichkeiten, deren Höhepunkt der FestaktuS in der Wandelhalle der Universität bilden wird, bei dem dem KorpS das von den KorpSschwestern gestiftete Banner vom Damenkomitee überreicht werden wird — Leipzig, 26. Juni. Die Stadtverordneten. Versammlung beschloß einstimmig die Gewährung von 300 000 Mark jährliche städtische ZinSgarantie zum Bau eines Kanals von Leipzig nach Creypau a. d. Saale. Die Kosten, die auf 18 800000 Mk. veranschlagt sind, sollen von einer zu bildenden Aktien gesellschaft aufgebracht werden. Schraube Havarie. Die Situation wurde durch d zunehmende Böe und durch hohen Seegang noö kritischer. Der „Meteor" legt sich hart auf Backbord über, daß die Kajüten sich mit Wasser füllten. Die an Deck befindlichen Herren, darunter die Admirale Köster und Thomsen, sowie die Mannschaften standen bis zu den Hüften im Wasser. Ein geringe« genügte zum Kentern. Auf der „Hohenzollern" wurde die Situation sofort erkannt. Die Kaiserjacht löste Not- chüsse, worauf ein Torpedoboot dem „Meteor" sofort gr Hilfe eilte und ihm ins Schlepptau nahm. — Altenburg, 26. Juni. Die Errichtung eines Gedenksteins für die in Südwestafrika ge- fallenen Landeskinder ist nunmehr durch hochherzige Spenden gesichert. DaS einfach gehaltene Denkmal soll inmitten unserer Stadt seinen Platz erhalten und dem Andenken von zehn in Afrika auf dem Felde der Ehre gebliebenen Landeskindern gewidmet sein. Heil- und Pflege- oder Erziehungsanstalten, wo dies not tut, ermöglicht werden soll." Mit Jubelrufen, wie der König empfangen wurde, verließ dieser die Stadt Scheibenberg wieder, um sich in etwa 10 Minuten langer Fahrt nach Schletta« -u be- geben. Stadtgemeinde, Kircheuoorstand, Lehrer- kollegium, sämtlich- Vereine und Schulkinder hatten vom Königsplatz bis zum Rathause Aufstellung ge nommen. Auf dem Kirchplatz hielt Bürgermeister Schmidt eine Ansprache, in der er u. a. auSführte: „Der heutige Ehren- und Freudentag ist der Stadt- oertretung ein hochwillkommener Anlaß gewesen, eine Stiftung mit einem Kapitale von 5000 Mark zu begründen, deren Zinsen der einzuführenden Gemeindekcankenpflege dienen sollen. Dieser Stiftung wollen wir mit Ew Maj. gütiger Erlaubnis den Namen „König Friedrich August-Stiftung" beilegen." Eine besondere Ueberraschung bot der hiesige Echloßbesitzer, Maschinenfabrikant Hauptmann z. D. Naumann dem Monarchln. Seine Beamten und Arbeiter, gegen 200, waren in Parade aufgestellt, weiße Bein kleider und Mützen, dunkelblaue Jacken tragend, geziert mit Litzen, welche die Anzahl Jahre der Be- schäftigunx der Arbeiter im Naumannschen Werke andeuteten. Jede Litze bedeutete 3 Jahre und daS Anrecht auf eine Dienstalterszulage. Am Tage deS Königsbesuches hatten die Arbeiter Feiertag bei Lohnfortzahlung und Gewährung eines Frühstücks. Der König äußerte sich sehr anerkennend über die ihm gewordene Aufmerksamkeit und beehrte einige Personen mit Ansprachen. Lv«d0«, 27. Juni. „Daily Chrontcle" mel- det aus Newyork: Telegramme au» JamestolV« in Virginia besagen, daß mehrere große Hotels, die infolge der Ausstellung mit Säften überfüllt waren, früh 2 Uhr durch ein Feuer zerstört wor- den seien. ES sei eine Wilde Pa«tk auSgebrochen. 3 Personen seien verbrannt, über 200 nur mit ein Teil der Grubengebäude der Kohlengrube „Hercynia" bei Blankenburg sind in der vergangenen Nacht niedergebrannt. Vermutlich liegt Brand stiftung vor. -j- Gin heiteres Intermezzo sp-.elte sich dieser Tage in dem Theater einer kleinen Rheinstadt ob. Es wurde „Julius Cäsar" gegeben, und Mar- cuS Antonius befand sich gerade oberhalb der Bühne auf einer Treppe. „Erlaubt ihr, darf ich hinunter steigen ?" fragte er die untenstehenden Römer. Diese gaben ihre Einwilligung. MarcuS Antonius aber trat unvorsichtig auf das schwache, mit Segeltuch überzogene Gerüst, das die Marmorplattform ober halb der Treppe oorstellt, und hinab kam die ganze eschichte nebst MarcuS Antonius selber. Julius Cäsar aber, der schon seit mehreren Stunden tot in der e» hieß: „Wenn dem hochsinnigen Wunsche Ew. Majestät folgend, die Schmückung der Straßen und Gebäude nur in einfachster Weise zum Ausdruck gekommen ist, so hat die Stadtgemeindevertretung zur bleibenden Erinnerung an den heutigen für die ewohner Scheibenberg« unvergeßlichen Ehren- und Freudentag mit Einmütigkeit beschlossen, eine -s Masie«vergiftu«g im französische« Keere. Zufolge eines am 20. Juni in CoSne, bei Einweihung neuer Kasernen veranstalteten Fest essens sind 250 Teilnehmer an VergiftungSer- schetnungen erkrankt, darunter der kommandierende General des 8. Armeekorps d' Armagnac. -j- Ei«e anonyme Briefschreiberin, die in dem bayrischen Städtchen Wunsiedel seit langer Zeit großes Unheil anrtchtete, seit langer Zeit viele Existenzen und manches Familienglück vernichtete, wurde durch einen bekannten Schriftsachverständigen aus Jena in der Person der Ehefrau deS städtischen Vorarbeiters Grimm ermittelt. Sie Ugte ein um- äffendeS Geständnis ab und erhängte sich darauf. -s G^ubenbraud. Die Schachlanlage und Neuestes vom Tage, i Havarie einer Kaiserjacht. Kaiserjacht „Meteor" erlitt durch Springen rrkennung fand, ihr Ende erreicht. Nachmittag» 2 Uhr war die Lotterieziehung und abends 6 Uhr offizieller Schluß. Für die Lotterie sind aus der Ausstellung zahlreiche Gewinne angekauft worden. Die Lose sind so gut wie vergriffen. Am Sonnt« war wiederum der Besuch ein ganz enormer. wurden über 6400 Eintrittskarten verkauft. Allg mein wurden die Reichhaltigkeit der Ausstellung und die schöne Lage de» AuSstellungSplatze» gelobt. — Gt«stedel, 26. Juni. Ueber den schon gemeldeten Raubmordversuch wird de» näheren gemeldet: Als in der vergangenen Nacht in der ersten Stunde der Fleischermeister Fischer nach seiner Wohnung zurückkehrte, hörte er schon von der Straße au» Geräusch in seinem Hause. Da er auf sein Anrufen keine Antwort bekam, ging er durch die Wohnung in da» Kinderzimmer, um zunächst Licht anzuzünden. Ehe ihm die» gelang, erhielt er plötzlich einen Stich in den Kopf. ES entspann sich nun ein verzweifelter Kampf zwischen dem Unbekannten und dem Ueberfallenen, wobei letzterer weitere vier Stiche, darunter einen lebensgefährlichen in den Rücken, bekam. Die beiden Ringenden waren, da der Täter zu entkommen versuchte, inzwischen wieder hinaus auf die Straße gelangt. Es war aber dem Schwerverletzten leider nicht möglich den Mordbuben festzuhalten. Trotzdem kurze Zeit darauf Liute hin zukamen und die Umgebung auch mit Hunden ab- gesucht wurde, konnte man des Täters nicht habhaft werden. Letzterer hatte am Orte der Tat Rock, Weste und Schuhe zurücklassen müssen, und man glaubt nun mit Bestimmtheit annehmen zu können, daß der Einbrecher ein früherer Lehrling deS Ueber fallenen, der am 18. März 1888 in Niederlauter stein bei Zöblitz geborene, zuletzt in Zschaitz bei Döbeln in Stellung gewesene Moritz Oswald Schön herr, ist. Das Befinden des Verletzten, der am 26. Dezember 1864 geboren ist, läßt leider zu wünschen übrig. Hoffentlich gelingt es durch die sofort aufge nommene Untersuchung, recht bald den Täter, der offenbar einen Einbruchsdiebstahl ausführen wollte, mit Sicherheit nachzuweisen und ihn festzunehmen. Der Täter wird geschildert: 163 bis 165 Zentimeter groß, untersetzt, aufgeworfene Lippen, blondes Haar und nur ganz schwachen Anflug eines Schnurrbartes. — Freiberg, 26. Juni. Infolge Auftrages des hiesigen königlichen Amtsgerichtes wurde heute nacht in einem Bodenbacher Hotel der Student Karl v. Lerche aus Dresden von der Gendarmerie wegen -j- Verunglückte Hochzeitsgäste. In Strje in Galizien brach während einer Hochzeitsfeier der parterre gelegene Saal eines PrioathauseS ein 30 Hochzeitsgäste, die beim Tanzen weilten, stürzten in den Keller; 16 wurden schwer verletzt aus den Trümmern gezogen, die übrigen erlitten Kontusionen und NeroenchocS. -j- Gefährlicher Kund. Der Sohn des Ver legere der München-Gladbacher „Volkszeitung" fand in einem Steinl ruch mehrere Drähte, die er zu Hause zu Versuchen mit einer elektrischen Batterie verwandte. An den Drähten befanden sich aber noch Sprengkapseln, die bei der Berührung mit der Batterie explodierten und in dem Hause große Ver wüstung anrichteten. Der Knabe und seine im schlug rechts und links aus, um die ihm um die Ohren sausenden Trümmer abzuwehren. MarcuS Antonius jedoch, kurz enlschloffen, fuhr in seiner Rolle fort: „Sofern ihr Tränen habt, bereitet euch sie jetzo zu vergießen." Und die Tränen flossen reichlich, aber es waren Lachtränen. -j- Ei« gewaltiger Braud, wie ihn Berlin seit Jahren nicht gesehen hat, kam gestern nachmittag gegen 2 Uhr in dem Viktoriaspeicher in der Köpenicker Straße zum Ausbruch. 3 Gebäude bildeten bei Ankunft der ersten Löschzüge ein großes Flammen meer. Da Explosionen von Benzin zu befürchten waren, wurden immerfort weitere Löschzüge nachbe ordert, so daß fast die gesamte Berliner Feuerwehr zur Stelle war. Ueber ein Dutzend Dampfspritzen kamen in Tätigkeit. 21 Spiritusfässer mußten vom Hofe auf die Straße geschafft werden. Etwa 2000 Pferde der Allgemeinen Omnibusgesellschaft tonnten mit knapper Not gerettet werden, e§ werden aber 2 Arbeiter vermißt. In den Dachgeschossen des QuergebäudeS lagerten viele tausend Zentner Mais. In wenigen Augenblicken brannte auch dieses Lager. Der Dachstuhl stürzte in sich zusainmen. In erster Lienis handelte es sich für die Feuerwehr darum, ein umfangreiches Benzinlager im Keller des einen brennenden Seitenflügels zu halten. Wie daS Feuer ausgekommen ist, steht noch nicht fest. — Ein späteres Telegramm meldet: Bei dem Brande des Viktoriaspeichers sind drei große vierstöckige Lager gebäude vollst ndig eingeäschert. Ein Stallmann und ein Knabe werden vermißt, doch ist eS nicht ausgeschlossen daß beide sich in Sicherheit gebracht haben. Das Feuer entstand vermutlich beim Ab- laden von Stroh durch Kurzschluß am elektrischen Aufzug. Verbrannt sind große Vorräte Mais, H fer, Stroh und Heu, 2 Automobilomnibusse, viel Geschirr und Einrichtungsgegenstände. Die großen Bezin- und Spiritusvorräte, welche der Spiritus-Zentrale gehören und 2 Meter unter der Erde unter Kohlen- säure-Verschlüssen lagern, sind gerettet. wachte, zu schieße«. Paris, 27. Juni. „Matin" zufolge wurde in Maeo« ein Korporal des 134. Regiment», der Sohn eine» Weinhändler», Verhaftet. Er steht in dem Verdacht, einem russische« Baron und dessen Begleiter, einem Oesterretcher, die beide gleichfalls verhaftet worden sind, Nachrichten über die Stim mung der Garnison gegeben zu haben. Die ver hafteten Fremden hatten, wie es heißt, beabsichtigt, in Macon eine antimilitärische Bewegung zu orga nisieren. Paris, 27. Juni. Die Korrespondenten der „Figaro" und „GauloiS", die an der Kieler Woche teilgenommen haben, berichten übereinstimmend, Kaiser Wilhelm habe die zu den Regattten nach Kiel gekommenen Franzosen überaus liebenswürdig empfangen und sie in zuvorkommender Weise mit zartfühligen Aufmerksamkeiten überhäuft Kaiser Wilhelm habe sich bei jeder sich bietenden Gelegen heit dahin geäußert, daß er lebhaft eine Annäherung mit Frankreich wünscht. Letzte Telegramme. Berlin, 27 Juni Der gewaltige Brand, gestern den großen Victoriaspeicher heimsuchte, i herzlich begrüßt. Am Waldessäume mit schöner i Aussicht nach Crottendorf nahm der König nebst Gefolge ein vom Oberförster Schmidt dar gebotenes Frühstück unter freiem Himmel ent gegen, wobei eine auf einem AuSfluge befindliche l Schülerklasse des Oschatzer Lehrerseminars den König durch GesangSvorträge erfreute. Der mitan- wesendc Seminardirektor Dr. Rost wurde auf dem Picknickplatze vom König empfangen, der ihm für die schöne Gesangsüberraschung seiner Schüler dankte. Im Automobil fuhr der König mit Gefolge dann nach Crottendorf, zunächst bis zur Oberförsterei, wo der Monarch wieder Uniform anlegte, um so dann in der Nähe der Glashütte die Huldigung der Gemeinde Crottendorf entgegenzunehmen. Die Glocken läuteten, als der König sich dem Orte näherte. In der Nähe der Glashütte wurde er von der zur Huldigung versammelten Gemeinde mit Hoch- und Hurrarufen empfangen. Herr Pastor Merz hielt eine Ansprache, in der er u. A. sagte: „Die Be ziehungen zwischen dem sächsischen Fürstenhause und Crottendorf sind alte: Wenn auch das alte chur fürstliche Schloß, das in Crottendorf stand, verschwun den ist, Crottendorfer Marmor ist heute noch in der König!. Hofkirche zu Dresden zu finden, und nicht verschwunden ist hier oben in der frischen BergeSluft die alte Sachsentreue, sondern sie ist größer und größer geworden. Und nicht nur bei un» alten Soldaten schlagen die Herzen höher, wenn wir Ew. Majestät Auge in Auge schauen, sondern bei Alt und Jung beiderlei Geschlechts leuchtet die Freude aus den Augen über das Kommen Ew. Majestät." Al» der König den Ort verließ, wurde „Den König segne Gott!" angestimmt. Der König fuhr darauf mit seinem Gefolge nach Scheibenberg. Hier fand die Huldigung auf dem festlich geschmückten Markt- üatz statt. ^Bürgermeister Kegler hielt eine Ansprache, Gerichtliches. Dresden, 26. Juni. Vor dem Kriegsgericht der 23. Division steht der Unteroffizier der 2. Kom pagnie vom Leib-Grenadier-Regiment Mox Otkar Schmidt wegen Soldate«mitzha«dlu«g und Beleidigung, die 1905 ihren Anfang nahmen. Der im Jahre 1886 in Dresden geborene Ange klagte, der bereits einmal wegen Beleidigung Unter- gebener bestraft ist, rief bei jeder Gelegenheit den Mannschaften die niedrigsten Schimpfworte zu; der übliche Mvrgengruß bestand in dem Schimpfwort:! „Ihr Schweinebande!", die gangbarsten Titulationen! Handek und Gewerke. Dsnmmslle. Liverpool, 26. Juni Umsatz 4000 Ballen, davon fili Spekulation und Export, 200 B Amerikaner träge, 4 Punkte höher, Aegypter ruhig, unverändert, Brasilianer 4 Punkte höher. Lieferungen: Stetig. Juni 6,83, Juni-Juli 6,70 August-September S,b8, Oktober-November 6,40, Dezember- Januar 6,84. Breme», 26 Juni. Upland middling loko 65 >, P'. Stetig Zahlungseinstellungen Konkurs wurde eröffnet über daS Vermögen des Bau- und Möbeltischlers K. W Müller in Möckern bei Leipzig, über da« der Handelsfirma Leipziger Röhrenwerke, G m b. H. in Liqu. zu Lausen bei Markran städt, über das des Kaufmanns Arw. B. Werner in Mittweida, über das des Kistenfabrikanten M. M. Müller in Mügeln bei Pirna und über den Nachlaß des fr. StetnbruchspächterS Paul Schweitzer in Plauen. Die Reife des Königs im Erzgebirge. Kurzvor 4 Uhr gestern nachmittag» traf der König zu Fuß von Zweibach auf dem Fichtelberg ein. Die Automobile waren vorausgeschickt. Bei der An kunft auf dem Bergcsgipfel ging leider starker Regen nieder, wodurch die Aussicht behindert wurde. Der König zog sich sofort in seine Gemächer zurück. In Tellerhäuser hatten sich der KreiShauptmann von Chemnitz, der AmtShauptmann von Annaberg und die Oberförster' der angrenzenden StaatSforstreoiere dem Königlichen Gefolge angeschlossen. Um '/,7 Uhr fand im Salon des Unterkunftshauses Tafel statt, während welcher der Volkssänger Anton Günther aus GotteSgab einige seiner gemütstiefen erzgebirgischen Dialektlieder vortrug. Um */,8 Uhr brachten die Gemeinden Ober- und Unterwiesenthal dem König auf dem Berge eine Huldigung mit Serenade dar. Bürgermeister Pilz-Oberwiesenthal richtete eine Begrüßungsansprache an den König, die mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den Landcsherrn schloß, und die vereinigten Ge sangvereine brachten mehrere Lieder zum Vortrag. Der König zeigte sich über die Peranstaltungen sehr erfreut, er schritt die Reihen ab und sprach eine An zahl Herren in leutseliger Weise an. Gegen 10 Uhr begab sich der Monarch zur Ruhe. Sämtliche Zimmer des Unterkunftshauses waren für diese Nacht für den König und daS Gefolge belegt. Geyer, 27. Juni. Der König verließ den Kichtelberg früh 7 Uhr in Touristenkleldung, um )en 11 Km langen Weg nach Crottendorf zu Fuß zurückzulegen. Unterwegs wurde der Monarch durch Schulkinder verschiedener in der Nähe gelegener Gemeinden, sowie durch Waldarbeiter war und starr und kalt auf einer Bahre am Fuße, Stiftung von den Ueberschüffen der städtischen Spar-i knapper Not dem Tode entri der Treppe lag, streckte seine Arme in tödlichem kasse in Höhe von 5000 Mark zu errichten, auSl Baltimore, 27. Juni. Schrecken empor, als die Plattform krachte, und! deren Zinsen die Unterbringung armer Kinder in> v. Linge« ist gestorbe«. waren Ausdrücke, wie: Idiot, Lump, Bande, Au wiegler, Hund, Gesindel, Schweine, Ekel, Dreckschwein Mistkutscher, Lumpenbande, Haderlump, Lausejunge usw. Die Anklage erstreckt sich auf eine ganze Reihe Mißhandlungen Untergebener. Ein Rekrut mußte de» Angeklagten Extrahose reparieren; nach Fertig stellung der Arbeit drehte Schmidt noch einige Knöp ab und schlug, weil er mit der Ausführung de Reparatur unzufrieden war, dem Soldaten die Hose um den Kopf. Hier kommt außer Mißhandlung noch Mißbrauch der Dienstgewalt in Frage. Zum Schlüsse erklärte er dem Soldaten noch, eS hätte keinen Zweck, die Sache zu melden, da er keine Zeugen habe. Einen anderen Rekruten hat Schmidt gegen die Stirne geschlagen und verschiedene Male, als der Soldat, in Schützenlinie liegend, schoß, mit dem Fuß auf den H lm getreten und Sand in die Augen geworfen. Ferner vertauschte er deS Soldaten eben erhaltene Schnürschuhe gegen seine eigenen ab getragenen. Als der Geschädigte Einspruch erheben wollte, erklärte Schmidt: „Ich werde schon dafür sorgen, daß Sie gründlich reingelegt werden!" Bei einer anderen Gelegenheit, als die Kompagnie fertig zum Ausrücken nach dem Heller in Reih' und Glied stand, gab er einem Soldaten einen Stoß vor die Brust, daß er aus dem Gliede flog und halb ohn mächtig wurde. Die Zeugenvernehmung fördert eine ganze Anzahl neuer Straftaten des Angeklagten zu tage. Unter dem Drucke des Zeugeneides müssen die Soldaten alles wahrheitsgemäß erzählen und dabei erweiterte sich die Anklage immer mehr. Als aber ein Kamcrad des Angeklagten, ein Kammer-Unter offizier, zugeben muß, daß Schmidt versucht habe, ihn zur Abgabe eines falsche« Zeuguiffes zu bewegen, stellt sich die Unmöglichkeit der Weiter führung der Verhandlung heraus. Aber noch ein weiteres Delikt hat sich im Laufe der Beweisführung herausgestellt, nämlich: Abhaltung Untergebener von der Beschreitung des Beschwerdeweges. Um hierfür die nötigen Unterlagen zu gewinnen, wird die Be weisaufnahme lediglich in diesem Sinne noch einmal ausgenommen. Und die aufgerufenen Zeugen müssen fast Mann für Mann zugeben, daß der Angeklagte sie schwer bedroht habe, falls sie etwas melden würden. Der öffentliche Ankläger beantragt, die Verhandlung auSzusetzen, damit der Anklagevertretung Zeit zur Erweiterung der Anklage auf Verleitung zum Meineide und Abhaltung Untergebener vom Beschwerdewege gegeben werde. Nach kurzer Be ratung beschloß der Gerichtshof demgemäß und setzt die Verhandlung aus. Die Mißhandlungen spielten sich im Laufe von 2 Jahren ab, ohne daß eine Meldung erfolgte. Die Soldaten fürchteten sich alle vor dem als gewalttätig bekannten Vorgesetzten. Als aber einmal die Anklage erhoben worden war, förderte die Untersuchung täglich neue Fälle zutage. Der Angeklagte stellt trotz der ihn schwer belastenden Zeugenaussagen alles in Abrede.
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