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156, 8. Juli. Nichtamtlicher Theil. 2521 Der illustrirte Weihnachts-Katalog von Seemann und Genossen ist sür den Sortimenter ein zu th-ures Material, als daß letzterer nich: wünschen sollte, derselbe möchte so lange wie möglich und nicht nur während der kurzen Weihnachtszeit das Publicum seinem Geschälte zusühren. Wer aber das stets das Neueste ver langende Put-ticum unserer schnelllebenden Zeit kennt, der weiß, daß demselben am l. Januar >873 alles, was noch die Jahreszahl 1872 trägt, bereits als veraltet gilt und von ihm nur selten und ungern zu Ratbe gezogen wird. Der illustrirte Weihnachtskatalog sür 1872 erscheint (wohl wie im vorigen Jahr) im November, trägt also die Jahreszahl 1872 höchstens für zwei Monate. Wäre es da nicht angebracht, denselben gleich mit der Bezeichnung: „sür l873" erscheinen zu lassen? DerKatalog bliebe dadurch noch für das ganze Jahr 1873 neu und der Sortimenter könnte mit demselben noch volle 12 Monate nachher operiren, ohne befürchten zu müssen, daß derselbe vom Publicum nach dem 1. Januar 1873 als veraltet zurück- gewiesen oder bei Seite gelegt wird. I. B. in B. Der Anmeldungsterinin für die Wiener Weltausstellung ist mit dem 30. Juni abgclaufen und von nun an werden keine wei tern Anmeldungen angenommen. Eine seltene Bestellung. — Die Verlagshandlung von Herm. Costenoble in Jena hat dieser Tage eine Kabeldepesche von S. Zickel in New-Jork erhalten, worin derselbe 1000 Erpl. Gerstäcker's gesammelte Schriften zur Fortsetzung bestellt. Der Verein jüngerer Buchhändler „Komplet" in Königs berg feierte am 22. Juni in den festlich decorirten oberen Säle» von Nowopolski's Restauration unter Betheiligung zahlreicher Gäste sein drittes Stiftungssest. Der Vorsitzende lieferte in einer An sprache eine kurze Ileberstchl über die Vereinsthätigkeit und indem er besonders hervorhob, daß die Mitglieder selten ein so reges Interesse wie im vorigen Jahre für den Verein gezeigt hätten, schloß er nnt einem Toast aus das sernere Gedeihen des „Complet". Der daraus folgende Vortrag des Schncll'fchcn Liedes „Mein Liebchen, der Wein", sowie des komischen Intermezzos „Tannbäuser, oder der Sängerkrieg aus der Wartburg, von Kalisch", ausgeführt von einem musikalisch sehr begabten Vereinsmitgliede, wurde enthusiastisch aus genommen und das Lied stürmisch -in onxo verlangt. Allgemeinen Beifall fanden noch ein nach Saphir bearbeiteter humoristischer Vergleich „Buch und Krug" und ein drastisch-komisches „Lust-, Schau-, Trau-, Hau-, Wau-Wau!- und Jntrigucnspiel: der Hand schuh". Toaste und Solovorträgc wechselten bald mit frohen Chor gesängen und so nahte für die Anwesenden nur zu schnell die frühe Morgendämmerung, die Zeit des Scheidens. —s. Der gegenwärtige Vorort des Deutschen Journalisten tages (Breslau) macht bekannt, daß die diesjährige General versammlung am 27., 28. und 29. Juli in München statlfinden Wird. Aus der Tagesordnung stehen folgende Gegenstände: 1) „Ent wurf eines deutschen Reichs-Preßgesetzes." Derselbe war schon beim letzten Journalistentage Gegenstand einer gründlichen Dis kussion; doch soll auf Grund inzwischen gesammelter neuer Erfah rungen namentlich die Frage der Zulässigkeit der Beschlagnahme von Zeitungen einer nochmaligen Erörterung und Beschlußfassung unter worfen werden. Das Referat über diesen Punkt haben die Herren Sonnemann (Verleger der Frankfurter Zeitung) und lir. Klelke (Ches-Redacteur der Vossischen Zeitung) übernommen. 2) „Die Tagespresse und die Annoncen - Bureaur." Reserent Or. Maron (Redacteur der St. Johann er Zeitung). 3) „Die Zeitungen und das Telegraphenwesen." Referent I. Stein (Redacteur der Ost deutschen Zeitung) in Posen. Von zwei Telegraphen Bureaur sind specielle Mittheilungeu und Vorschläge über den Gegenstand ange- mcldct. 4) „Die Berechtigung zur Mitgliedschaft des Journalistcn- tages (Statutenänderung)." Referent: » Stein (Chesredactcur der Breslauer Zeitung l. S) Anträge von Mitgliedern in Sachen der Rechte und Interessen der Tagespresse. Die Mitglieder der Deutschen Genossenschaft drama tischer Autoren und Komponisten werden von dem Vorstande dieser Genossenschaft zu einer Generalversammlung sür den 14. Juli, Vormittags 10 Uhr, ins Schützenhaus nach Leipzig eingeladen. Auf der Tagesordnung stehen: 1) Geschäftsbericht; 2) einige Acn- dcrungcn des Statuts; 31 Wahl neuer Vorstandsmitglieder; 4) ein Antrag von vr. Wichert in Königsberg auf Einführung der obligato rischen Theilnahme an der Genossenschaftsagentur an Stelle der bis herigen bloß facultativen. Personalnachrichten. Freiherr Beruh, von Tauchnitz in Leipzig hat von dem König der Niederlande das Osfizicrkreuz vom Orden der Eichenkrone erhalten. Turin, 28. Juni. Am 20. Mai starb hier im rüstigen Alter von kaum 50 Jahren der verdienteste der italienischen Buchhändler, Cavaliere Luigi Pomba. Der Buchhandel hat sich in Italien noch keineswegs zu jener Höhe autgeschwungen, die er in Deutsch land einnimmt, und es ist das nur zu natürlich, da immer »och ein so großer Theil des Volkes nicht lesen kann. Dennoch besitzt Italien einige sehr bedeutende Buchhändler, Männer, die sich um Bildung und Kultur in ihrem Vaterlande sehr verdient gemacht. Unter ihnen nimmt wohl der verstorbene Ritter Pomba den ersten Platz ein. Ge boren zu Turin 1822, widmete er sich, nachdem er die höheren Studien absolvirt, sofort dem Buchhandel und begann, bezeichnend genug für unsere damalige Bildungsweise, mit der Herausgabe lateinischer Klassiker. Hierauf machte er sich an die Publication einer Volksbibliothek, die viel Gutes stiftete und die schönsten Perlen unserer Literatur zu einem Gemeingute Derer machte, denen sie zu gänglich waren, d. h. Derer, die lesen konnten. So vergrößerte sich nach und nach sei» Geschäft, cs erweiterte sich der Kreis seiner Un ternehmungen, besonders seit er an der Spitze der Union« tipo- Araüoo-oäitrio« als Director stand. Diese Unione ist es, welche die „Uivistn unnunl« 08MN Aiipploniontn p«r«nn« slln nuvvu «nci- olopoäia popolnrv italinnn" („Jährliche Revue oder fortlaufendes Supplement zum neuen italienischen Kvnvcrsations-Lerikon") herausgibt. Diese Rivista, die Treffliches leistet, möchte man wohl am besten mit der Revue „Unsere Zeit" vergleichen, deren Artikel auch öfter der italienischen Zeitschrift, wie man steht, sehr gute Dienste leisten. Pomba war ein edler, gerader Mann, ein liebender Gatte und trefflicher Geschäftsführer. Darum trauern an seinein Grabe nicht nur seine Gattin und fünf Kinder, sondern auch eine zahlreiche Menschenmenge, während die italienischen Zeitungen einstimmig die Förderung anerkannten, die durch ihn der Bildung ihres Volkes ge worben. (Dljch. Allg. Zlg.)