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Mülsengrunde beklagte dieser Tage ein sozialdemo- kratischer Redner die Webermeister, die ihre Selbst ständigkeit durch den sabrikationSmäßigen Betrieb verloren hätten, während Genosse PeuS im „Bolkr- blatt" für Anhalt in einem Artikel, der sich gegen da« Fortbestehen der Kleinbetriebe wendet, die Be- hauptung aufftellt, daß sich die Arbeiter gar nicht mehr nach Selbständigkeit sehnen. Die Haltung der Sozialdemokratie gegenüber dem Mittelstand, so fuhr Redner fort, sei durch die festgenagelten Aussprüche vollständig geklärt. Der Reichstag in seiner jetzigen Mehrheit habe dagegen der schwierigen Lage, in der sich der Mittelstand befindet, durch eine große Reihe von Anregungen zu gesetzlichen Maßnahmen zu Gunsten des Mittelstandes in Gestalt von Resolu tionen Rechnung getragen. Sie beziehen sich u. a. auf die schärfere Bestrafung des unlauteren Wettbe werbs, Beseitigung deS unreellen AuSverkaufsmesenS, auf den sog. kleinen Befähigungsnachweis, Führung des Meistertitels, das Submissionswesen und andere Handwerkerfragen, die Warenhäuser rc. Bon der äußersten Rechten bis hinüber zum Freisinn sei man im Reichstage von der Notwendigkeit überzeugt, daß für den Mittelstand etwas geschehen muß. Zur Mittel- standspolitit gehöre auch die Fürsorge für die P r i v a t b e a m te n. Die Frage der Einführung einer Versicherung für diese Beamtenkategorie sei brennend geworden. Auch in ihrem Interesse seien im Reichstage von den Mehrheitsparteien viele An träge gestellt und angenommen. Was die Staats beamten von der Sozialdemokratie zu erwarten haben, zeigte Redner an der Beratung des Etat- notgesetzeS, wo durch Zentrum und Sozialdemokratie die Teuerungszulagen für die ReichSbeamten ge fährdet wurden. — Was zum dritten den A r beit e r- sta n d anlange, so habe sich dieser teilweise der Führer schaft der Sozialdemokratie anheimgegeben, weil er glaubt, daß durch sie sein Wohl am besten gewahrt sei. Redner bestreitet dies. Wenn die Ablehnung der Arbeiterschutzgesetze von den Führern damit er klärt worden sei, es sei parlamentarischer UsuS, Ge setzentwürfe, die den Forderungen nicht in vollem Umfange entsprechen, abzulehnen, so stehe damit in Widerspruch, daß die sozialdemokratische Fraktion diesen „parlamentarischen Usus" nicht mehr geübt habe, als ihre frühere Stellungnahme unter den Arbeitern Unzufriedenheit erregte. Die Arbeiterver sicherung werde als „Bettelsuppe" bezeichnet. Und doch möchten auch die PUvatbeamten etwas von solcher „Bettelsuppe" abbekommen, und in England drängen die Arbeiter danach, daß sie eine Altersver sicherung bekommen. Die englische Regierung Hobe aber, obwohl sie 107 Millionen Ueberschuß im Budget habe, das Altersversicherungsgesetz einstweilen noch hinausgeschoben, während Deutsch land mit feinen 4 Milliarden Schulden in diesem Jahre weitere 48 Millionen für die einzuführende Witwen- und Waisenversicherung bereit gestellt hat. Auch die nach Deutschland entsandte englische Ar beiterkommission haben die Lage der deutschen Arbeiter als im großen und ganzen günstiger wie die der englischen bezeichnet, womit natürlich, wie Redner betonte, nicht gesagt sein soll, daß das Be streben auf weitere Besserung aufhören könne. Redner schilderte dann an Beispielen, wie die So zialdemokratie als Arbeitgeber ihre soziale Pflich ten erfüllt bezw. nicht erfüllt, und widersprach, in dem er die Lebenshaltung jetzt mit der vor 30 und 40 Jahren verglich, der Bezeichnung der diesjährigen Wahlen als „Huugerwahlen". Nach einer kurzen Besprechung der K o l o n i a l f r a g e, die nament lich hinsichtlich der Baumwollproduktion für unsere Textilindustrie zur Lebensfrage werden könne, von den sozialdemokratischen Versammlungsrednern und ihrer Presse aber mit wohlfeilen Witzeleien abgetan werde, erörtete Redner noch die Stellung der natio nalen Parteien zu den Arbeitern und betonte dabei namentlich, daß die sozialdemokratische Behauptung, die bürgerlichen Blockparteien im Reichstage würden nun nachdem sie die Macht in den Händen haben, schleu nigst an die Verschlechterung des ReichStagSwahl» rechtes gehen, gründlich widerlegt sei, denn niemand denke daran, das Wahlrecht zu ändern, und an Arbeiterfürsorge habe der jetzige Reichstag in der kurzen Tagung bereits soviel getan, wie nur über haupt getan «erden konnte. Weiter erläuterte Red ner die schwere Gefahr, die eine Abrüstung für das Reich bedingen würde, und schloß dann mit der eindringlichen Mahnung, daß amWahltagedem oater- ländischen Gedanken zum Siege oerholfen wird. In dcr sich anschließenden Diskussion suchte ein sozialdemokratischer Redner. Herr Werner, an ver schiedenen Punkten des Referats Kritik zu üben, indem er den Niederschlag seiner Studien in der Parteilitteratur den Hörern vortrug. Ihm wurde durch Herrn v. Hauenschild-DreSden ein gehend erwidert, der auch über den vom Vorredner in die Diskussion gezogenen, an anderer Stelle der vorliegenden Nummer erwähnten Roth enbacher Fall Aufklärung gab. Die weitere Diskussion, m der Herr Werner noch zweimal das Wort nahm, verlor sich in eine weitschweifige Erörterung ge nossenschaftlicher Fragen. In vorgerückter Stunde konnte dann endlich der Vorsitzende Herr Schuldirek tor Dietze die Versammlung mit einem nochma ligen warmen Appell an das Nationalgefühl der Wähler schließen. In das von ihm ausgebrachte drei fache Hoch auf das deutsche Vaterland wurde freu dig eingestimmt und im Schlüsse daran „Deutsch land, Deutschland über alle?" gesungen. -I- Gestern fand unter Leitung des Herrn Aktuar Küchler- Waldenburg, eine nationale Wähler- Versammlung — die erste seit vielen Jahren wieder — in Reichenbach statt, in der Herr Fleischerobermeister Ktckelhay«-Chemnitz über die bevorstehende ReichStagSwahl sprach. Vom Resultat der Januarwahlen ausgehend, behandelte er in treff licher Weise alle anstehenden Tagesfragen und die Stellung, die der nationale Kandidat, Herr vr. Clauß, dazu einnimmt. Wohl, meinte er, würde auch in Zukunft das Hauptaugenmerk auf die Hebung der Mindestbemittelten, der Arbeiter, gerichtet werden müssen und auch gerichtet werden. Es gebe aber auch noch eine große Zahl von zwischen dem Großkopiial und dem Arbeiterstande stehender Per sonen, die ebenfalls Anspruch darauf hätten, dcr staatlichen Unterstützung und Fürsorge teilhaftig zu werden, so die Handwerker, die kleineren Landwirte, die Privatbeamten rc. An der Debatte beteiligten sich 2 Gegner, Herr Schleicher-Meerane und Herr Vogel-Reichenbach. Auf die Behauptung des Herrn Schleicher, die Sozialdemokraten seien wohl in ge- wissem Sinne, vom wirtschaftlichen Standpunkte aus betrachtet, international, im klebrigen aber ebenso national, ebenso gute Deutsche (wenn auch nicht Mo> narchisten) wie wir, forderte in seinem Schluß- worte Herr Kickelhayn die anwesenden Sozialdemokraten auf, die Probe auf das, was Herr Schleicher gesagt, zu machen und a l s angeblich nationale Deutsche mit ein zustimmen in das Lied „Deutschland, D e u t s ch l a n d ü b e r A l l e S". Doch da ging die Behauptung in Stücke, schweigend hörten sie das Hoch der Nationalen auf unser geeinUs Deut- sches Reich mit an. Nach kurzen Berichtigungen des Vorsitzenden zu einigen Angaben des Herrn Schleicher erreichte die Versammlung, die glatt verlief, gegen l/,12 Uhr ihr Ende. -U- In ihrer Angst um das Mandat geht die Soztaldemokratte — so schreibt man uns — mit einer ganzen Reihe von Lügen und Ver drehungen hausieren, die mit dem Herannahen des Wahltermins sich von Tag zu Tag häufen und die darauf berechnet sind, alle Diejenigen, welche den wahren Ereignissen fcrnstehen, für die Zwecke der Sozialdemokratie einzufangen. So wird jetzt in Wort und Schrift in gehässigster Weise verbreitet, daß die Anhänger des Herrn vr. tzlauß Sprengkolonne« bildeten, welche die sozialdemokratisches! Versamm lungen stören und die überwachenden Beamten zur Auflösung derselben zwingen sollen. Soviel Worte soviel Lügen. Von den mehr als hundert sozial demokratischen Wahlversammlungen haben die natio nalen Parteien keine einzige gestört, vielmehr haben sie in der Diskussion stets dazu beigktrogen, daß der Ton in diesen sozialistischen Versammlungen ein sachlicher und ein des Wahlkampfes würdiger blieb. Dem gegenüber wird man sagen müssen — und wir in Hohenstein-Ernstthal haben das j-r bei der Rede MolkenbuhrS hören können — daß ent gegen den ruhigen und sachlichen Ausführungen der nationalen Redner die Anhänger der Sozialdemo kratie nicht immer den Takt zu wahren gewußt haben, daß sie sich in offenen Angriffen und Be schimpfungen ihrer Gegner ergingen und, wie es hier in Hohenstein-Ernstthal Molkenbuhr tat, gegen einen seinen Gegner so vornehm behandelnden Mann wie Or. Clauß den unbewiesenen und unbeweisbaren Vorwurf der Lüge erhoben. Jetzt geht nun die So- zialdemokratie in ihren verlogenen und von den gröbsten Beleidigungen strotzenden Wahlzeitungen mit einer Versammlung in Rothenbach krebsen, die angeblich durch die Schuld der Anhänger des Herrn Or. Clauß zur Auflösung gekommen sein soll. Die Sache liegt aber ganz anders. Die Versammlung verfiel deswegen der Auflösung, weil die Sozialdemokraten, an ihrer Spitze der Redner Stückten, einem Redner der nationalen Parteien, der in Glauchau Bebel scharf zugesetzt hatte, das Wort nicht geben wollten, angeblich, weil dieser Mitglied des ReichsoerbandeS gegen die Sozialdemokratie sei. Dieser Herr, Herr Müller-Poyritz aus Dresden, gab die ehrenwört liche Versicherung ab, daß er weder Mitpli d noch Agent des ReichsoerbandeS sei, daß er mit diesem absolut Nichts zu tun habe, ja, daß er politisch auf einem andern Siandpunkt stehe als der Reichs- vcrband. Trotzdem die Sozialdemokratie nun stets Rede und Gegenrede freigibt und auch in allen na tionalen Versammlungen freie Aussprache fordert und erhält, verweigerten die Leiter jener Versamm lung in Rothenbach Herrn Müller auch nach seiner ehrenwörtlichen Versicherung das Wort, selbstverständ- lich aus dem uneingestandenen Grunde, weil sie Angst vor Herrn Müller hatten und weil sie wußten, wie schonun gsloS er die Schwächen der sozialdemokratischen Beweisführung geißelt und wie scharf er mit ihnen ins Gericht geht. Und als nun Herr Müller auf seinem Recht bestand, als er verlangte, zum Wort zugelassen zu werden, da ja die Sozialdemokratie allen Rednern freie Aussprache zugesichert habe, als er nun zur Geschäftsordnung das Wort verlangte, kam eS — lediglich durch die Selb st schuld der Genossen — zu lärmenden Auftritten, die den Ueberwachenden zur Auflösung der Versammlung nötigten. — Dies find die wahren Um- tände jener Versammlung in Rothen - rach, über die, wie oben gesagt, die hetzerischen Wahlzeitungen soviel Lügen und Unsinn ver breiten. Es scheint überhaupt, als ob sich die Sozial demokratie in diesem Wahlkampfe zweierlei Moral zurechtgelegt hat. Sie nimmt für sich das Recht in Anspruch, den Gegner mit allen Mitteln zu bekämpfen, Mitteln, die, wie hier in Hohenstein- Ernstthal Herr Molkenbuhr tat, auch vor Lüge und Verleumdung nicht zurückscheuen Sobald aber die nationalen Parteien die Sozialisten mit ihren eigenen Mitteln bekämpfen, sobald auch die vaterländisch Gesinnten des trockenen Tones ein mal satt sind und gegen die Sozialdemokratie und ihre Parteigewaltigen so losziehen, wie diese gegen die Nationalen, da werden die Herren Roten auf einmal fürchterlich nervös und empfind- l i ch und geberdcn sich, als ob ihnen sonst waS für Unrecht geschehen sei. Ja, wie es in den Wald schallt, so schallt eS wieder heraus! Die natio- nalen Parteien und vor allem ihr Kandidat vr. Clauß haben den Wahlkampf bisher so sachlich und anständig geführt, daß auch nicht ein Schatten eines Vorwurfes gegen sie erhoben werden kann. Aber wenn Tag für Tag die Sozialdemokratie gröberes Geschütz auf- fährt, wenn sie in den Versammlungen wie in ihren Flugblättern von Tag zu Tag — um im Sauherden ton Mehrings zu reden — ruppiger wird, wenn ihr jedes Mittel recht ist, den Gegner zu verunglimpfen und ihn in seinem Ansehen herabzusetzen, dann läuft schließlich auch den nationalen Parteien „die Laus übcr die Leber" und sie reden mit den Herren Roten ein kräftiges Wörtlein Deutsch. Wenn also die Sozialdemokratie in ihrer Ang st um das Mandat, in ihrer Furcht vor den über zeugenden Ideen der nationalen Parteien und im Gefühl ihrer Schwäche jetzt auf das Wüsteste in der „Volksstimme" und in ihrenßWahlzcitungen schimpft, so kann sie sich nicht wundern, wenn ihr unter Umständen mit gleicher Münze heimgezahlt wird! Kue dem Peiche. Das schwarz rote Kartest tn der Wahlkomwifsto«. Die WahlprüfungSkommission des Reichstags hat die Wahl des Abg. Trimborn für gültig erklärt, obgleich der Kölner Oberbürger meister Becker für den Zentrumskandidaten vor der Stichwahl agitiert hatte. Dieselbe Kommission hat das Mandat deS Abg. Frhrn. von Richthofen- DamSdorf für ungültig erklärt, weil der Reichskanzler es abgelchnt hatte, sich für diesen Kandidaten ins Zeug zu legen. Wenn zwe dasselbe tun, ist es nicht immer dasselbe; wenn ein Oberbürgermeister für das Zentrum agitiert, so ist dies keine amtliche Wahlbeeinflussung; denn dieser Oberbürgermeister agitierte nur als „Kölner Bürger". Wenn ein Reichskanzler darauf hinweist, daß er ein Gegner der Sozialdemokratie ist, so ist dies eine „amtliche Wahlbeeinfluffung"^ In der Wahlprü- funpSkommission konnten Zentrum und Sozial demokratie in der Trimbornschen Wahl nichts Verfängliches erblicken, weil es sich um einen der Ihrigen handelte. Dabei hat die Wahlprüfungs kommission mehrfach dahin entschieden, daß Stimmen zu kassieren seien, weil Bürgermeister kleiner Ölte — also Beamte mit Polizeigewalt — ihre Unter schrift untcr Wahlaufrufe gesetzt hatten. Wir glauben nicht, daß das Zentrum diesen Beschluß gefaßt hätte, wenn Herr Trimborn ein Konservativer oder Natio nalliberaler gewesen wäre. Es werden noch weitere ähnliche Fälle die Wahlprüfungskommission beschäf tigen; wir werden dann sehen, wie objektiv das schwarz-rote Kartell urteilt. «Kus dem «Anstande. Die Sozialpolitik im englischen Unlerhause. Im Laufe der Budgetberatung im englischen Unterhause griff der Arbeiterführer Snowden die Regierung scharf an. Die große Masse des Volkes habe von dem Budget keinen Nutzen. Alles, was ihm angeboten würde, seien unbestimmte Ver sprechungen auf eine Altersversiche rung, und zwar auf eigene Kosten. Wenn die Regierung die Frage der sozialen Reform nicht gründlich be handle, werde sie das Schicksal ihrer Vorgänger teilen. Evans (liberal) erwiderte unter dem Beifall der Ministeriellen, die Kritik Snowdens würde besser gewesen sein, wenn sie weniger übertrieben und weniger gehässig gewesen wäre. Es sei für die Arbeiterpartei an der Zeit, sich klar zn machen, daß nicht alles schlechte der liberalen Partei und alles gute der Arbeiterpartei zuzuschreiben sei. Die Lage in (Außkand Fromme Wünsche. DaS Projekt, das von den Polen in der Duma zur Herbeiführung der Autonomie des Zarentums Polen eiagereicht ist, stellt folgende Hauptpunkte als Forderungen auf: Das Zarentum Polen erhält einen L-tatthalter, selbständige Minister und Staatssekr, täre ähnlich wie Finnland; ferner einen eigenen Landtag, dessen Kompetenz die Fragen der Armee, der Flotte, deS ZollwesenS, der Münze, der Diplomatie, des Eisenbahnwesens, der orthodoxen Kirche nicht unterworfen sind. Auch Maßregeln im Falle eines Aufstandes sind von der Zentralinstanz Petersburg zu ergreifen. Hingegen soll Polen eigene Gerichte mit einem Senat als oberster Instanz erhalten. Ermordung -tue- Gefängnis-Direktors. Gestern vormittag wurde in Odessa der Gefängnisdirektor Sakharuk durch zwei Uebeltäter ermordet. Die beiden Männer hatten sich in einen Graben versteckt und verwundeten Sakharuk durch Schüsse siebenmal. Als die Uebeltäter verfolgt wurden, warfen sie zwei Bomben, jedoch ohne Resultat. Der eine der Verbrecher erschoß sich, als er auf der Flucht durch einen Gendarmen verwundet worden war; der andere Verbrecher verbarg sich in einem benachbartem Hause, wurde aber verhaftet und ins Gefängnis abgeführt. Tchutzpanzer für die Polizei. Durch die beständigen Attentate auf Schutzleute hat sich ein großer Mangel an Sicherheitsbeamten in allen größeren Städten eingestellt, da sich neue Bewerber nur in geringer Zahl melden. Darum hat der Stadthauptmann von Petersburg beschlossen, für die Polizei Schutzpanzer Herstellen zu lassen. Die Panzer werden aus feinstem Schmiedeeisen ge- fertigt und wiegen 10—14 Pfund. Bei einer Prü fung konnte konstatiert werden, daß die Panzer Revoloerkugeln zwar Widerstand leisten, aber durch Büchsenkugeln durchschlagen werden. Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 2b. April 1907. Wettervoraussage des Kgl. Sächs. Meteorologische Instituts zu Dresden. Für Freitag! Starke westliche Winde, veränder liche Bewölkung, vorübergehend Niederschläge, Temperatur nicht erheblich geändert. 2(i. Aprilr Tagesmittel -j-8,60, Maximum -j-12.4 0 Minimum -j-3,9°. -i Die Feier ihres Ikjährigen Bestehens begeht nächsten Sonntag die Dameninrn abteilung des Turnverein« von 1856 in besonders festlicher Weise im Neustädter Schützenhause. Neben Gesangsvorträgen der Gängerrtege, sowie Theater und Ball wird u. a. auch da« Martha Thurn'sche Festspiel zur Darstellung gelangen. Von feiten der Leitung sind Einladungen zu diesem Feste an mehrere auswärtige Schwesteroereine ergangen. — Chemnitz, 24. April. Auf dem Eisenbahn körper an der Feldstraße wollte heute früh ein dort beschäftigter, 21 jähriger Bauarbeiter au« Böhmen noch kurz vor einem hier einlaufenden Personenzug über die Geleise laufen. Dabei wurde der Arbeiter aber von der Lokomotive erfaßt und ein kurzes Stück mit fortgeschoben. Der Bedauernswerte, der einen' Schädelbruch und einen rechtsseitigen Oberschenkel bruch erlitten hatte, verschied kurze Zeit darauf im Stadtkrankenhause. Letzte Telegramme. Dresden, 25. April. In einer hiesigen Fleischerei gerieten heure früh zwei Fleischer geselle« in Streit, der bald in Tätlichkeiten auS- artete, bei denen der eine Geselle namens Esper tödliche Messerstiche erhielt, während der andere namens Günther schwerverletzt ins Johannstädter Krankenhaus übergeführt werden mußte. Truppenübungsplatz Döberitz, 25 April Als Prinz Eitel Friedrich gestern den Dienst bei seiner Kompagnie beginnen wollte, scheute das Pferd vor einer rote« Signal flagge, die ein Unteroffizier trug. Das Tier schnellte mit dem Kopf in die Höhe und schlug den Prinze« so heftig gege« die Nase, daß er bewußtlos vom Pferde sauk. Die Meldung, daß der Prinz eine Gehirner» schütterung erlitte« habe, ist unbegründet Er klagte über heftige Kopfschmerze«, die aber bereits nachgelassen habe«. Das Be- finde« hat sich überhaupt erheblich ge bessert, sodaß der Prinz voraussichtlich am Sonnabend wird «ach Potsdam zurück kehre« kö««e«. St. Joha««, 25. April. Die „St. Johann- Saarbrücker Volkszeitung" meldet: Eine große Berg- arbetterversammlu«g, welche gestern in Altcn- wald stattfand, hat an den Handelst«intster folgendes Telegramm gesandt: Eure Erzellenz bitten tausend in Altenwald versammelte christlich-nationale Bergarbeiter dringend, eine sofortige gründliche Untersuchung der Verhältnisse auf der Grube Alten wald einzuleiten, damit die großen Mißstände, ins besondere die schlechten Löhne, die schlechte Besoldung der Belegschaften, sowie die hohen Strafen abge- schafft werden und sich die Erregung der Beleg- schaffen wieder legt und ein gutes Verhältnis zwischen den Arbeitern und den Arbeitgebern wieder- hergcstellt wird. Trier, 25. April. In dem Gewerkschafts hause in Metz wurde nach einer dort vorgenom- menen Haussuchung eine Anzahl ausländischer Arbeiter verhaftet, die sich angeblich unter dem Deckmantel frei organisierter Arbeiter als eine anarchistische Grnppe dort niedergelassen hatten. Innsbruck, 25. April. Gestern brach im Ti- senser Mittelgebirge ein großer Waldbrand aus. , as Feuer fand infolge der herrschenden Trockenheit rasch Verbreitung. Dos Dorf Tisens schwebt in großer Gefahr; einige Gehöfte fielen dem Feuer be reits zum Opfer. Reichenberg i. B., 25 April. Die Loh« bewegung in der Tuchindustrie ist beendigt Die Aussperrung wird aufgehoben, da zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern eine Einigung er zielt worden ist. Petersburg, 25. April. In der Fabrik von Tschescher stellten etwa 400 Arbeiter vorgestern Forderungen auf Besserung der Arbeitsbedingungen owie Regelung der Arbeitszeit. Sie versammelten ich vor dem Fabrikgebäude, um den Besitzer zu erwarten, wurden aber von der Polizei auSeinander- getrieben. Hierbei wurden gegen 100 Arbeiter leicht und etwa 30 schwer verletzt. Zum Zeichen deS Protestes gegen die Mißhandlung ihrer Kameraden traten gestern die Arbeiter der meisten Fabriken des Wiborger Stadtteils in den Ausstand. Abends arbeiteten in diesem Stadtteile nur noch einige Fabriken. Im ganzen Gebt t der Stadt Petersburg macht sich eine Bewegung bemerkbar. Die Polizei traf umfassende Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung. ES ist beabsichtigt, den Vorfall vor )er Fabrik von Tschescher zum Gegenstände einer Interpellation in der ReichSduma zu machen. Poris, 25. April. DaS „Echo de Paris" meldet, daß ein Mitglied deS in Rodez, Departe ment Aveyron, tagenden Katholische« Kon greßes, ein Bauunternehmer Laucie, nach Beendi gung des Gottesdienstes einen Revolverfchutz gegen den Bischof von Rodez abgefeuert habe, ohne ihn jedoch zu treffen. Die Polizei habe eine Untersuchung eingeleitet, aber bisher hätten alle in Betracht kommenden Kongreßmitglieder ihre AuS- sage verweigert. Hompto« RoaVs, 25. April. Die drei Meilen lange Linie von Kriegsschiffe« gegenüber dem AusstellungSterrain gewährt einen prächtigen Anblick. Die deutschen Kriegsschiffe „Bremen" und „Roon" waren die ersten ausländischen Kriegs schiffe, die eintrafen. Sie erhielten einen bevorzugten Ankerplatz. Washington, 25. April. Der Kapitän Doyle des im Hafen von Amapala (Honduras) liegenden amerikanischen Kreuzers „Chicago" hat dem Staats departement telegraphisch mitgeteilt, daß gestern vormittag 11 Uhr der Friedensvertrag zwischen Nicaragua und Honduras zustande gekommen sei. Sandet und Geweröe. Ka«MW»Ur. Liverpool, 24. April Umsatz 12000 Ballen, davon für Spekulation und Export 1000 B. Amerikaner stetig, 1 Punkt niedriger, Aeghpter ruhig, fair 3 16, good fair 1-8, fully good air 1/16 höher, Brasilianer 1 Punkt niedriger, ostindtsche 116 Höher. Lieferungen: Träge. Slprtl 5,80, April-Mat 5,84, Juni-Juli 5,79, August-September 5,70, Oktober-November 5,62. Breme«, 24 April. Upland middling loto 57 Psi Ruhig.