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Mne offtziSsv Urr Warnung an Onkel Ede. Die italienische KönigSjacht „Trinacria" mit dem König an Bord ist, begleitet vom Mittelmeer geschwader, gestern in Gaöta eingetroffen und wurde von der Bevölkerung stürmisch begrüßt. Die eng lische Königsjacht, mit dem König und der Königin an Bord, ist gestern vormittag von Malta nach Gaeta abgegangen. Die Begegnung der beiden Mo narchen, der übrigens auch der UnterstaatSsekretär im englischen Auswärtigen Amte beiwohnt, lenkt begreif- licherweise die Aufmerksamkeit der gesamten politi schen Welt auf sich. Die englische wie auch die französische PresseIerblickten in der Zusammenkunft eine Antwort auf die Entrevue von Rapallo, eine Auffassung, die auch in der italienischen Presse, in sonderheit der radikalen vertreten wird. Diese preist das Ereignis von Gaeta als Brüskierung Deutsch lands, und der „Secolo" spricht unumwunden aus, daß trotz des amtlichen Bündnisses die Gefühle des italienischen Volkes allesamt für England und Frank reich seien. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Ta- und kostet durch die Austräger v> o Quartal Mk. 1 bb durch die Post Mk. i y2 srei in'S HauS. Anzeiger für Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, TirMeim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. f. w für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller «Dernernde-Verrvcrltungen der rrinlregender r Ortschaften. Nr. 90. Freitag, den 19 April 1907. 57. Jahrgang DZMZÄdZ Lil Schneller als man vermuten konnte stehen wir neu im Wahlkampf. Einmütig haben sich alle Nationalgesinnten von Anbeginn geschaart um Dr. Clauß, den treubewährten Sozialpolitiker, dem das Wohl der arbeitenden Bevölkerung besonders am Herzen liegt. Er weiß, was gerade für unseren Wahlkreis notwendig ist. — Die Augen ganz Deutschlands sind auf diesen Wahlkampf gerichtet! Jeder tue seine Pflicht. Keiner fehle am 26. April, am Tage der Entscheidung. Wir treten frohen Mutes an die Wahlurne. Wir fühlen mehr als je, der Sieg muß unser sein! Nichtwähler auf! Ihr seid die stärkste Macht! Arbeiter macht Euch frei von den Fesseln der Partei. Handwerker, Gewerbe treibende, Ihr wißt, wer Euch wirklich Hilst. Alle Ihr Bedürftigen: Nicht endlos lange Reden helfen, sondern Taten. Ltlls Dz?. OIL4IM. Dte Ersatzwahl eines Abgeordneten zum Reichstag für den 17 Wahlkreis findet Freitag, den 2«. April 1007 von vormittags 10 bis nachmittags 7 Uhr statt und ist hierzu für den hiesigen Ort folgendes bestimmt worden: I. Wahlbezirk : Kat.-No. 1—82, 531—621 Abt. und 1-45 Abt. 8. Wahlvorsteher! Herr Gemeindevorstand Lieberknecht. Stellvertreter: Herr Gemeindeältester Moritz Ebersbach. Wahllokal: Ackermann's Restaurant „Zur Sonne". II. Wahlbezirk: Kat.-No. 83-227, 463—530 und 622-663 Abt. ä.. Wahlvorsteher: Herr Gemeindeältester Alban Siegert. Stellvertreter: Herr Handschuhfabrikant Aug. Härtel jun. Wahllokal: Gasthaus „zum Lamm". III. Wahlbezirk: Kat.-No. 228— 462 Abt. Wahlvorsteher: Herr Gemeindeältester Albert Vogel. Stellvertreter: Herr Gutsbesitzer Emil Wendler. Wahllokal: Restaurant „Casino". Oberlungwitz, am 18. April 1907. Der Gemeindevorstaud. Lieberknecht. Kekanntmachnng. Nachdem das Ergebnis der Einschätzung zur staatlichen Einkommen- und Ergänzungssteuer den Beitragspflichtigen turch Aushändigung der Steuerzettel l ekannt gemacht worden ist, werden diejenigen Beitragspflichtigen, welche einen Steuerzettel nicht erhielten, aufgefordert sich bei dem Unterzeichneten zu melden. Hermsdorf, den 18. April 1907. Der Gemeiudevorstaud. Müller. In einem sehr bemerkenswerten Artikel be schäftigt sich die Wiener „Neue Freie Presse" mit den Bemühungen Englands, Deutschland zu iso lieren. Das Wiener Blatt erklärt rund heraus: „Die Zusammenkunft von Gaeta ist eine Tatsache, die mit der brennenden Eifersucht zwischen England und Deutschland zusammenhängt. Dem König von Eng land ist es bet diesem Gefechte sehr ernst, und er scheut gar nicht mehr den Eindruck, überall dort mit dem ganzen Einfluß seiner Persönlichkeit heroorzu- treten, wo eS sich darum handelt, die Ziele der deutschen Politik zu durchkreuzen. Deutschland ist längst zu einer Defensivstellung gedrängt, und Eng land befindet sich in voller Offensive." Ueberall werde bereits die bange Frage aufgeworfen: „Was soll diese mit offener Rücksichtslosigkeit fortgesetzte politische Arbeit, die den Zweck hat, Deutschland einzukreisen, eS in einem Netz einzuschließen und gänzlich zu isolieren? WaS sollen diese ewigen Rei- zungen, für die jeder sichtliche Anlaß fehlt, da nie mand an den friedlichen Absichten der deutschen Politik zweifelt?" Auch der AbrllstungSantrag Eng- landS, auf den Deutschland nach seiner geographischen und politischen Lage im gegenwärtigen Augenblicke unmöglich eingehen könne, habe eine Spitze gegen diesen Staat. Deutschland habe jedenfalls allen An laß zur äußersten Vorsicht: „Denn gegen seine B r u st sind die Waffen gerichtet, die England i'' Paris, Cartagena und Gaöta schmiedet." Diese Darlegungen der „N. Fr. Pr." werden nun in einem offiziösen fArtikel der „Kö n. Ztg." aufgegriffen und wie folgt weiter gesponnen: „Die Auslassungen des österreichischen Blattes sind ein neuer Beleg dafür, daß die vielen Kund gebungen, in deren Mittelpunkt König Eduard steht und bei denen die Erhaltung des Weltfriedens für die Außenwelt das Stichwort ist, nicht geeignet sind, das Mißtrauen gegen solche Friedens-Veranstaltungen bei den Mächten zu verscheuchen, die zu ihnen nicht zugezogen werden. Wenn zwei Staaten, wie Oester reich-Ungarn und Deutschland, ihre Friedensliebe länger als ein Menschenalter praktisch dadurch be- kündet haben, daß sie jeder Versuchung, Krieg zu sühren, aus dem Wege gegangen sind, so ist cs verständlich, daß diese Art „herzlicher Einvernehmen" zur angeblich< n Sicherung des Friedens, ohne sie abzuschließen, in ihnen nur den Verdacht erregt, daß es sich dabei vielmehr um eine Verschiebung des europäischen Gleichwichls handelt, bei der ihre Wage bedenklich in die Höhe schnellt. Diese Rückwirkung allein schon dient nicht dazu, das Vertrauen zu der Erhaltung deS Friedens zu festigen, denn sie wird zur Folge haben, daß jene Mächte ihre Rüstung verstärken, um für den Fall, daß sich die englische Allerweltsentente doch nicht um eitel Friedensliebe drehen sollte, gewappnet zu sein. DaS find durchaus logische Schlußfolgerungen und ganz natürliche Empfindungen, die noch verstärkt und be kräftigt werden, wenn dieses selbe Mächtesyndikat als Probe auf die allgemeine Friedfertigkeit die Ab rüstung vorschlägt, die ihm die nicht syndizierten Staaten auf Gnade und Ungnade ausliefern würde. Noch ist Deutschland glücklicherweise dank seiner eigenen Kraft in der Lage, leidenschaftslos jeder Möglichkeit mit der kühlen Berechnung entgegenzu- sehen, daß ein Krieg für jeden Gegner und für jede Koalition von Gegnern ein recht gefährliches Unternehmen wäre, und solange eS dafür sorgt, daß diese Rechnung richtig bleibt, werden auch solche Einkreisungs-Bestrebungen nicht in der Lage sein, die friedlichen Bahnen zu verlassen, in denen sie sich angeblich bewegen. Es gibt zweifellos Lagen, die angenehmer und voiteilhafter sind als die, in der sich Deutschland zurzeit befindet; aber je ruhiger die öffentliche Meinung sie auffaßt und beurteilt, um so ferner rückt die Gefahr, daß die Lage zu unserem Nachteil ausgebeutet wird. Daß aber die politische Vereinsamung am End.» nicht der Uebel größtes wäre, hat uns das Beispiel Englands in noch nicht lang vergangenen Tagen gelehrt. Die Zusammenkunft der Könige von Italien und England ist übrigens schon vor vier Wochen in den englischen Hofnachrichten angekündigt worden. Man darf sich dsher darauf verlassen, daß der deutschen Regierung mit diesem Ereignis keine Ueberraschung bereitet wird." Dieser Artikel des kölnischen Blattes, dessen offiziöser Ur'p:ung kaum anzuzweifeln ist, wurde an der gestrigen Berliner Börse sehr ernst aufgefaßt. Deutscher (Reichstag. K-rtt«. 17. April- 31. Sitzung. Die Beratung des Etat* de* Keichsamts de* Innern wird fortgesetzt beim Kapitel Gesundheitsamt. Es liegen dazu Resolutionen betr. den Verkehr mit Wein, Verbesserung der Wohnungsverhältnisse und Arbeiter- chutz in Walz- und Hüttenwerken, Vergwerken usw. vor. Ls wird beschlossen, erst die Weinfrage zu erörtern. Auf eine bezügliche Anfrage des Präsidenten eilen etwa anderthalb Dutzend Abgeordnete zum Präsidialtische, um ich zu dieser Frage zum Worte zu melden, was große Heiterkeit erweckt. Abg. Kügenderg begründet die Zentrums-Resolution, die Revision des Weingesetzes verlangt, und zwar in der Richtung, daß 1. bis zur reichsgesetzlichen einheitlichen Regelung der Nahrungsmittelkontrolle überhaupt eme Weinkontrolle durch besondere einzelstaatliche Beamte „im Hauptamte" erfolge; 2. ständige Führung eines Lager buches im Verkehr mit Wein vorgeschrreben werde; 3. der Zusatz von Zuckerwasser zeitlich und räumlich begrenzt; 4. die Deklarationspflicht für Verschnittweine eingeführt; 5. jede absichtliche Uebertretung des Weingesetzcs mit Freiheits- und Geldstrafe geahndet werde. Abg. David (Soz.; wendet sich wie schon der Vor redner gegen frühere Angriffe verschiedener Redner gegen die Moselweinbauern. Durch solche Angriffe werde nur das Mißtrauen des Auslandes gegen den deutschen Wein erweckt. Er erklärt sich einverstanden mit scharfer Buch kontrolle, mit Begrenzung des Zuckerzusatzes, mit Maß nahmen gegen trügerische Verschnitts und auch mit schärferer Bestrafung. Eine einheitliche strenge Nahrungs mittelkontrolle werde durch die preußische Regierung hinausgeschleppt. Die Reichsverwaltung sollte einmal energisch gegen die preußische Regierung vorgehen. Aber auch Selbsthilfe des Publikums sei nötig. Es sei ganz unglaublich,LwaS in der Zentrale der Intelligenz in Berlin, das Publikum sich als Wein anschmieren lasse. Abg. P-rstrtre (Bund der Landw.): Der Kollege David hat uns nachgesagt, wir seien an der schlechten Lage der Winzer schuld, denn wir verteuerten den Winzern das Fleisch und das Brot. Nein, wir verteuern das Fleisch nicht. Sehen Sic sich doch die niedrigen Preise an, die die kleinen Bauern für ihre Schweine erhalten! Die Schlächter sind es, die sich hohe Preise für das Fleisch zahlen lassen. Redner verteidigt dann seine neulichen Aeußerungen über die Weinfälscherei, wobei er sich namentlich auf Verhandlungen in der hessischen Kammer beruft. Die Winzer an der Mosel habe er mit keinem Worte angegriffen. Er habe von den Weinpanschern ge- Prochen, und da melden sich die Mosel und Hessen! Der Richter fragt den einen der drei Zeugen nach dem Namen, der zweite antwortet, und als der Richter diesem sagt: „Ich habe Sie ja gar nicht gefragt!", sagt der dritte: „Ich habe ja auch gar nicht beantwortet ? (Heiterkeit.) Lr wolle reine und klare Weine, reine und klare Ver- ;ältnisse. Die Sünder und Zöllner sollen heraus auS >em Tempel des Rheins. Hätte unser guter braver Scheffel nicht einen guten Wein zu trinken bekommen, sondern gepantschtes Zeug, dann wäre es sehr zweifelhaft, ob wir seine Gedichte bekommen hätten. Abg. Dr. Dov» (frs. Vgg.) verteidigt den Berliner Weinhandel, der so solide sei, wie der Weinhandel irgend wo. (Sehr wahr, Lachen rechts.) Er habe 14 Jahre im