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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 05.02.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190702057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19070205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19070205
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-02
- Tag 1907-02-05
-
Monat
1907-02
-
Jahr
1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 05.02.1907
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die zwar nicht direkt demonstrierten, wohl aber laut johlten und Hochrufe aus den sozialdemo kratischen Kandidaten ausbrachten. Lanz besonder« hatten eS die Lersammelten aus die Gymnasiasten und Studenten abgesehen, die mit Elfer die Flug blätter für den nationalen Kandidater verteilten. Sie wurden von den Sozialdemokraten nicht nur belästigt, sondern mehrfach auch tätlich angegriffen. Die Flugblätter wurden ihnen gewaltsam entrissen und vernichtet, auch die an den Litfaßsäulen ange- hefteten Plakate und Wahlaufrufe für Dr. Heinze abgerissen. Die Polizei verhielt sich anfangs recht passt» den Mastenansammlungen gegenüber. Al bie Masten aber zu Tätlichkeiten übergingen, wurde die Menge zerstreut, während sechs der Ex zedenten in polizeilichen Gewahrsam kamen. Aue dem Neicbe Die Safte« der Rrich-tag-wahl find diesmal außergewöhnlich hoch gewesen, so in Essen, weit über 100000 Mark ausgegeben worden. Such in Sachsen waren die Unkosten beträchtlich; soll doch — sür einen nicht gehaltenen — Wahlkreis dort die sozialdemokratische Zentral- Parteikaste außer lokalen Spenden 50000 Mark, noch einer anderen Berston sogar 75000 Mark, be willigt haben. Nicht ohne Interesse ist ein Vergleich der deutschen Wahlkosten von 1907 mit den Kosten der letzten englischen Parlamentswahlen im Vor jahre. Der Durchschnittsbetrag, der in Großbri tannien für jede abgegebene Stimme aufgewendet wurde, betrug nach einer Mitteilung der „Mil.-pol. Korrfp." 4 Schillinge und 1'/^ Pence, also rund 4>/z Mark. Im Johre 1887 belief sich der Durch schnitt der Wahlkosten pro Kopf: in England und Wales auf 4 Schillinge 1 Penny, in Schottland auf 4 Schillinge 7 Pence, und in Irland auf 2 Schil linge 5 Pence. Damals — im Jahre 1887 — wurden in England und Wales im ganzen etwa 1V>/, Millionen Mark für Wahlzwccke verausgabt. 1VO Jahre vorher ist allerdings bei einer Neuwahl die gleiche Summe in einem einzigen Kreise — Porkshire — verwendet worden. Der Wahlfonds der Siegers, der zwei Gegenkandidaten hatte, belief sich bei „rigorosester Sparsamkeit* auf 1140000 Mark. Et«r Br««dmarku»g -e- Zentrum- a«- de« eigene« Reitze«. In der „AuSb. Postztg." veröffentlichen die Münchener UnioersitätSprofessoren Atzberger, Grauert, Frhr. von Hertling, ferner die NeichSräte Fürst Quadt zu Wykradt und JSny, Frhr. von Soden- Frauenhofen, sowie Hofrat Dr. Jochner und Abt Gregor DanneS von St. Bonifaz eine Erklärung, worin es heißt, daß sie als Angehörige der Zen trumspartei den Beschluß der Leitung der bayerischen ZentrumSpartei, wonach den Zentrumswählern in zwei Wahlkreisen direktes Eintreten für die sozialdemokratischen Kandidaten empfohlen wird, lebhaft bedauern weil dieser Beschluß nach ihrer Ueberzeugung mit den Grund- gesehen deS Zentrums in Widerspruch stehe und überdies seinen Parteiinteressen zuwider laufe. So anerkennenswert diese Auflehnung der anständigen Elemente im Zentrum gegen die ver räterische Haltung ihrer Partei ist, — helfen wird sie nichts. Wenn die katholische Intelligenz nicht entschlossen genug ist, sich vom Zentrum loSzusagen und durch eine Agitation großen Stiles die katho lische Masse aufzuwecken, so lange werden ihre Mahnungen ungehvrt verhallen. In Straßburg hat das Zentrum für die Stichwahlen „Wahlfreiheit" proklam ert, jedoch mit der Maßgabe, daß kein Zentrumswähler dem liberalen Kandidaten zum Stege verhelfen dürfe. Diese Stellungnahme kommt einem Eintreten deS Zentrums für die Sozialdemokraten gleich. Da aber angesehene und einflußreiche Zentrumsleute offen für die Liberalen Stellung nehmen, ist eS möglich, daß die Wahlparole nicht strikte innege halten wird. Besuch de- Prt«ze« u«d der Prinzessin von Wale- i« Deutschland? Mehrere Londoner Zeitschriften, die meist gute Fühlung mit dem Hofe verraten, melden überein stimmend, der Prinz und die Prinzessin von Wales würden in nächster Zeit eine Reise nach Deutschland antreten, um in Neustrelitz der greisen Groß- Herzogin-Witwe Augusta Karolina von Mecklenburg- Gtrelitz, der Mutter de» regierenden Sroßherzog« Adolf Friedrich einen Besuch abzustatten. Die Groß- Herzogin ist eine der ältesten Fürstinnen Europa«; am 19. Juli 1822 geboren, vollendet sie in diesem Sommer ihr 85. Lebensjahr. Sie ist eine englische Prinzessin, eine Tochter deS 1850 verstorbenen Hec- zog« von Tambridge, eine« jüngeren Brüters der Könige Georg IV. und Wilhelm IV. von England, und die Königin Viktoria war demnach ihre Kusine. Die Prinzessin von Wales, bekanntlich eine geborene Fürstin von Teck (auS eine morganatischen Linie des württembergischen HerrscherhauleS), ist eine Nichte der Großherzogin, da ihre verstorbene Mutter, die Herzogin Mary von Leck, eine jüngere Schwester der Großherzin war. — Ans direkte Anfrage an zu ständiger Stelle in Neustrelitz ist im übrigen, wie unS geschrieben wird, die Mitteilung erfolgt, daß von einem bevorstehenden Besuche des englischen Thronfolgerpaares dort noch nichts bekannt sei. Aus unseren Aokonien. Keine Verhandlungen ü-er die Walfischbai. Infolge einer Notiz der „Morning Post" be schäftigt sich die deutschen TageSprefse mit der Mög lichkeit, daS Deutsche Reich könne oder wolle die englische Enklave durch Kauf oder Tausch erwerben. Wir glauben das nicht, denn wir bedürfen, da die Swakopmunder Landungsverhältnisse jetzt durchaus geordnet sind, und wir in Lüderitzbucht einen aus- gezeichneten Hafen haben, der Walfischbai nicht. Die Bucht leidet übrigens arg unter der Versandung, so daß die Schiffe genötigt find, drei Meilen vom Ufer entfernt zu ankern. Außerdem hat der Platz nicht so gutes Trinkwasser aufzuweisen wie Swakopmund. Die BevSlterung Samoa- «tmmt zu. Im Gegensätze zu allen anderen Gebieten der Südsee weist die eingeborene Bevölkerung SamoaS eine erfreuliche Vermehrung auf, was fol gende Zahlen beweisen. Die Zählung der Einge borenen am 1. Oktober 1906 ergab eine Gesamtzahl von 34062 Seelen. Im Jahre 1900 ergab die Zählung 32815 und 1906 32612. Die letztere Zahi ist aber wohl nur durch Ungenauigkeiten be der unvollkommenen ZählungSmethode zu erklären. Da die kürzlich veröffentlichten Zahlen über die Eintragung der Geburten und Sterbefälle einen Ueberschuß der Geburten über die Sterbefälle zeigen, so wird man eS angesichts der seit 1900 festgestell ten Vermehrung als bewiesen ansehen können, da die samoanische Bevölkerung zunimmt. Aue dem Auekande. Roch eine Niederlage der Sozialdemokratie. Den „Leipz. N. N." wird geschrieben: Just um die Zeit, da dar deutsche Bürgertum die Sozial demokratie bet den Wahlen niederzwana, haben die Herren Genoffen in England auch eine empfind liche Niederlage erlitten. Vom 24. bis zum 27. Januar tagte in Belfast, der bedeutendsten Handelsstadt Irlands, der siebente Jahre S- kongreß der britischen Arbeiterpartei. Der Parteioorstand machte den guten Witz, eine Resolution einzudringen, in der Grüße an die sozial demokratische Partei Deutschland« und an die Arbeiter Rußlands gesendet werden. „Wir wünschen ihnen Glück zu ihren ausgezeichneten Leistungen und besten Erfolg bei den Wahlen." Der ist ja denn auch in Deutschland nicht auSgeblieken, und wenn die Herren Genossen, e§ waren eine Million Arbeiter vertreten, wieder zusammenkommen, können sie sich die Be- scherung ansehen. Die Resolution wurde einstimmig angenommen, wenn man aber meint, sie werde ein Pflaster sein auf die brennende Wunde im Fleische der sozialdemokratischen Partei Deutschlands, dann dürfte man irren, der Verlauf des Kongresse- brachte nämlich den Sozialisten unter der Führung Keir Hardies eine empfindliche Niederlage. Die Sozialisten hatten nämlich die Meinung, ihre Zeit sei bereits gekommen und sie könnten die Arbeiterpartei nunmehr in ihr Fahrwasser hinetn- steuern, aber sie hatten ihre Rechnung ohne den Wirt gemacht. -ächfisch«-. Hohe»ftei«-Sr«ftthal, 4. Februar 1907. ««ttervorom-soge de« Kgl. Sächs. Meteorologischen Institut» zu Dresden. AL» Die«-ta-: Mäßig- östliche Winde, teil- heiter, teil« nebelig, keine erheblichen Nieder- schlüge, Temperatur nicht erheblich geändert. 5. Kebr«arr Tage-mittel —0,6», Maximum -s-1,2 ', Minimum —3,7 °. — In der Bekanntmachung in Nr. 29 über die ftLdttsche« AuSschüfte muß es unter „Ab- schätzungSauSschuß" statt Schmirdemeister Hoppe Schneidermeister Hoppe lauten. — Wir machen auch an dieser Stelle darauf aufmerksam, daß künftighin nicht mehr, wie bisher, vor jeder Mrche«vorfta«-r Wahl eine besondere Wählerliste ausgestellt werden soll, sondern daß daS Kirchengesetz vom 22. November 1906 ab sofortige Anlegung einer Kirchenvorstands-Wählerliste vorschreibt, die immer aus dem Laufenden gehalten und von Zeit zu Zeit geprüft werden soll. Vor jeder Kirchenvorstandswahl ist die Liste mindestens 14 Tage lang öffentlich au-zulegen. Sobald die« geschehen, ist Aufnahme in die Liste für die betr. Wahlhandlung nicht mehr zulässig. Es liegt daher im Interesse der Gemeindeglieder, die an der Kirchen- vorstandSwahl sich beteiligen wollen, sich rechtzeitig in die Wahlliste aufnehmen zu lassen. Stimm berechtigt sind auch nur die selbständigen HauSoäter — verheiratet oder nicht — die das 25. Lebensjahr erfüllt und ihre Namen in die Liste haben eintragen lassen. Die Aufnahme iu die Liste erfolgt nun aus eigene Anmeldung, die von heute ab beim Pfarramte in den geordneten Geschäftsstunden (9—*/,1 und 3 — 6 Uhr) jeden Tag geschehen kann. Dabei hat der sich Anmeldende eine Erklärung zu unterschreiben, daß er bereit sei und sich verpflichte, das kirchliche Leben in der Gemrinde in Uebereinstimmung mit den Ordnungen der Kirche zu fördern. Durch diese Bestimmungen werden einerseits die unkirchlichen Elemente von der Wahl des Kirchenvorstands fern gehalten, andererseits den Gemeindepliedern, die mit wählen wollen, die Teilnahme an der Wahl insofern erleichtert, als ihre Anmeldung zur Wählerliste nicht mehr auf einen kurzen Zeitraum beschränkt ist, sondern jederzeit erfolgen kann. Ausgeschlossen von der Auf- nahme-in die Wählerliste sind I. diejenigen, welche durch Verachtung deS Wortes Gottes oder unehr- baren Lebenswandel öffentliches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergernis gegeben haben. 2. diejenigen, welche nach Z 2 deS Kirchen- gesetzeS vom 1. Dezember 1876 (Verweigerung von Trauung, Taufe, Konfirmation pp.) die Stimm- berechtigung bei den Kirchenvorstandswahlen oer- loren haben. 3. diejenigen, welche nicht unbescholten oder aus bestimmten Gründen von der Stimm berechtigung bei den Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind. Die nächste Kirchenvorstands wahl in unserer Parochie findet im Dezember d. I. statt. — Die Bekanntmachung des Kirchenvorstands in heutiger Nummer unseres Blatte« gilt auch für die Bewohner deS HüttengrundeS, die zur Kirche St. Christophori gehören. -t Einer Einladung der Mfi««errie-e -e- Durnverei«- vo« 1858 folgend, die vor Jahres frist gegründet wurde, hatten sich am Sonnabend abend im Vereinkzimmer deS Neustädter Schützen- hauscS eine größere Anzahl älterer und jüngerer Mitglieder de- Turnvereins zu einem geselligen Bei- sammensein eingefunden, daS in schönster Harmonie verlief. Hierbei wurde einem ihrer ältesten Mit glieder, Herrn Handelsmann Hermann Müller, welcher ununterbrochen 30 Jahre lang die Kassierer- geschäfte bei festlichen Veranstaltungen besorgt hatte, von feiten der VergnügungSkommisston ein Geschenk überreicht, das dieser dankend entgegennahm. Außer Ansprachen wurden zur Unterhaltung turnerische Vorführungen, selbstoersaßte Gesangs- uno humori stische Vorträge geboten, die ungeteilten Beifall fan den. Ferner wurde dankend Kenntnis genommen von einem Geschenk in Höhe von 100 Mk. in baar und 2 Anteilscheinen von je 50 Mk., was unter der Mitgliedschaft lebhafte Freude hervorrief. Möge sich durch daS Beisammensein der alten Herren zur er probten Treue neue Anhänglichkeit und Opferwillig- keit für den Verein gesellen. —X Neuer Schnee bringt «ene «Lite. Daß dieses alte Wort sich bewahrheitet, konnte jeder, der gestern Abend durch unsere Straßen ging, wohl merken. Während wir den ganzen Sonntag über eine ziemlich gelinde Temperatur verspürten, wurde eS abends, als Frau Holle ihre schneespendende Tätigkeit wieder fortsetzte, merklich kälter. Es scheint so, als ob immer noch nicht genügend Schnee vom Himmel gekommen ist. Der Landmann begrüßt freilich den ausgiebigen Schneefall mit Freuden, aber unsere Arbeiter, die in der Frühe de« Morgen« zu ihren Arbeitsstätten eilen, empfinden e» keineswegs angenehm, wenn sie bis an die Knie im kalten Schnee versinken. —r Wa- -er Lavdma«« Kebruir sagt. Viel Nebel im Februar, viele Kälte da« ganze Jahr. — Wenn im Februar Mücken geigen, müssen sie im Märzen schweigen. — Klar Februar, gut Roggenjahr. — Schmilzt im Februar die Sonn' die Butter, so gibt da« Jahr dann späte« Futter. — Friert'« im Februar nicht ein, wird's ein schlechte« Kornjahr sein. — Nasser Februar bringt ein frucht- bar Jahr. — Wenn im Februar spielen viel Mücken, gibt'- im Schafstall große Lücken. — Wenn eS Licht meß stürmt und schneit, ist ^er Frühling nicht mehr weit; ist eS aber klar und yell, kommt der Lenz nicht so schnell. — Heftige Nordwinde im Februar vermelden ein fruchtbare- Jahr; wenn aber Nord wind im Februar nicht will, kommt er sicher im April. — Viel Nebel im Februar, viel Regen daS ganze Jahr. — Wenn im Hornung die Mücken spielen, wird der März den Winter fühlen. — Tanzen wir den Fastnachtreigen, mag der Winter mit Tränen weichen. — Singt die Lerche jetzt schon hell, geht's dem Landmann an das Fell. — Wenn der Hornung warm un« macht, friert's im Mai noch gern bei Nacht. — Matthäus bricht'S EiS, doch sacht, sonst kommt die Kälte im Frühjahr zur Macht. Liegt im Hornung die Katz' im Frei'n, muß sie sicher im März wieder herein. — Matthäus bricht daS EiS; hat er keinS, so macht er eins. — Die heilige Dorothee watet gern mitten im Schnee. — Zu Lichtmeß hat der Bauer lieber den Wolf im Stalle als die Sonne. — Scheint zu Lichtmeß die Sonne heiß, so kommt viel Schnee und EiS. — Lichtmeß im Klee, Ostern im Schnee. — Brandstiftungen i« Sachse«, In der Kriminalstatistik unseres engeren Vaterlandes nimmt leider die Brandstiftung nach den Angaben des Kgl. Statistischen Landesamtes einen breiten Raum ein, wenn sich auch ein allmählicher Rückgang de« Pro zentsatzes bemerkbar macht. In den Jahren 1903 bis 1904 sind im Gebiete deS Königreichs Sachsen 4540 Brände ausgebrochen, für die 11,181,195 Mk. Schadenvergütung ausgezahlt worden sind. Hierbei ist zu bemerken, daß Brände, die durch Blitzschlag verursacht wurden, nicht mitgerechnet find. Don den 4540 Bränden sind 1146, also 25,2 Proz, erwiesener maßen oder doch mutmaßlich auf vorsätzliche Brand stiftung zurückzuführen, 1819 auf Fahrlässigkeit, die in 1293 Fällen erwiesen oder zweifellos ist. In der Zeit von 1895—1904 war bei 18,847 Bränden (wobei wieder die durch Blitzschlag entstandenen nicht mitgerechnet sind) 5344 mal vorsätzliche Brand stiftung, davon in 486 Fällen erwiesen, der Anlaß. Brandstiftung kommt mehr auf dem Lande als in der Stadt vor. Von den 5344 vorsätzlichen Brand stiftungen deS Jahrzehntes 1894 — 1904 fanden 1206 in der Stadt 4138 auf dem Lande statt. Von 1898-1902 kamen im Reiche auf 100,000 straf mündige Zivilpersonen 1,20 Brandstifter, in Sachsen hingegen 1,93. Der stärkste Anteil an diesem De likte fällt aus die Kreishauptmannschaft Bautzen, wo von 100,000 strafmündigen Personen 3,03 Brand stifter waren; die Kreishauptmannschaft Bautzen ist bekanntlich weniger städtereich als jede andere Kreis hauptmannschaft. Interessant ist übrigen«, daß di- benachbarte preußische Provinz Liegnitz den größten Prozentsatz der Brandstifter im Königreich Preußen stellt. Im Königreich Sachsen wurden 1899—1903 wegen Brandstiftung rechtskräftig verurteilt 291 männliche, 52 weibliche und 95 jugendliche Personen. —)( Oberlimgwitz, 4. Febr. Im verflossenen Monat Januar sind bei der hiesigen Gemeindespar kasse 385 Einzahlungen im Betrage von 58 029,19 M. und 241 Rückzahlungen im Betrage von 21 825,86 Mk. erfolgt. —Ger--orf, 4. Febr. Im Saale des Gast hauses „Teutonia" hielt der hiesige HauSbesitzerverein gestern, Sonntag abend für seine Mitglieder und Angehörigen ein gut besuchtes Vergnügen, bestehend in einen gemeinschaftlichen Essen mit Tänzchen, ab. (Nachdruck verboten.) 53. Forts. dem ich mir um dir, In einer geschlossenen Droschke war Hanna Syloander um neun Uhr morgens am Hotel Bristol schweigend ihre Anrede. „Nun?" fragte sie, ihn befremdet ansehend, „hast du mir nicht» zu sagen?" „Nicht», al» daß ich entzückt bin, dich wieder zusehen, meine holde HerzenSkönigin! Ist e» auch gegen die Abrede, so ist e» darum doch sicherlich nicht weniger erfreulich!" Der leichtfertige Ton seiner Erwiderung trieb ihr da» Blut in die Wangen. „Ich habe gegen die Verabredung gehandelt, weil seit gestern Ereignisse eingetreten find, die ich nicht oorauSsehen konnte. Jedenfalls habe ich mein Versprechen eingelöst Du hast von Dietrich von Restorp» Erben nicht» mehr zu fürchten." oorgefahren. Auf dem Bock neben dem Kutscher stand ein großer Koffer, und ein kleinerer befand sich neben allerlei Handgepäck im Innern des Wagens. Sie selbst aber trug denselben knapp anschließenden Reisemantel, in welchem ihre wundervolle Gestalt an jenem Abend, da sie den Bruder so lustig über raschte, Harro» Künstlerauge entzückt hatte. Leichtfüßig eilte sie an dem verwunderten Pförtner vorüber, die breite, tepptchbelegte Stiege hinauf, und in kurzem, befehlenden Ton rief sieden Zimmerkellner, der ihr oben entgegen kam zu, er möge dem RegierungS-Assessor Wedektng den Besuch einer Dame melden. Im nächsten Augenblick schon erschien Hubert in der Tür seine» kleinen Salon», heiter, lächelnd, selbstbewußt, wie Hanna ihn bisher noch nimmer gesehen. Als sie rasch an ihm vorbei über die Schwelle trat, erhaschte er ihre Hand und führte sie zärtlich an seine Lippen. Aber er sprach kein Wort zu ihrer Begrüßung und auch al» er die Tür hinter sich geschlossen hatte, erwartete er mich dir gewiß nach Verdienst erkenntlich zeigen, liebste Hanna!" „So wett du dazu imstande bist? Was heißt da«? Und was bedeutet diese ganze lächerlich« Komödie? Hast tu etwa die Absicht, mich um den Preis meiner Aufopferung zu betrügen?" Fortsetzung folgt. AIS der Freiherr, unfähig, seine angstvolle Un geduld länger zu meistern, zaghaft an die Tür zu klopfen wagte, wurde ihm von dem Verlobten Inges aufgetan. Er sah wohl noch immer sehr bleich aus, aber ein seltsame- Leuchten war auf seinem Gesicht. „Kommt herein," sagte er, „und bittet euer hochherziges Kind um Verzeihung. Erst, wenn daS geschehen ist, werde ich euch sagen, wa« sie tun wollte, um eine Unwürdige zu retten — nur weil diese Verworfene den Namen meiner Schwester trägt." Aber Inge ließ eS nicht zu einer solchen Bitte ihres VaterS kommen. Als er sich ihrem Lager näherte, streckte sie ihm beide Arme entgegen und zog seinen Kopf zu sich herab, um ihn zu küssen. „Bitte - da ist der Brief." Hanna las und schlaff sank ihr Arm mit Blatte nieder. „Wohl — um so besser. Und du hast eS zu danken, Hubert — mir allein I Ich habe deinetwillen alles geopfert. Nun ist e» an dein Versprechen zu erfüllen." „So wett ich dazu imstande bin, werde „Ich weiß es bereits, liebster Schatz! Und wenn eS dein Verdienst ist, so dank' ich dir dafür von Herzen." Er war fast durch die ganze Breite de« Zimmer« von ihr getrennt, und machte auch keinen Versuch, sich ihr zu nähern. Drohend zogen sich Hanna« Braunen zusammen. „Du weißt eS? Durch wen?" „Durch einen Brief de» Herrn Georg vo« Restorp und durch einen weiteren de» Herrn Rechts- anwalt» Bernhard Syloander." „Und was haben sie dir geschrieben?" „Daß sie die gegen mich angestrengte Klage zurückziehen und in aller Form auf jeden Anspruch an das Salzbergener Terrain ein für alle mal ver zichten." „Das hätte mein Bruder geschrieben? Ich glaube eS einfach nicht, du willst mich htntergehen." „Wie glücklich ich bin!" hauchte sie ihm in! Ohr. „Nein, du darfst nicht weinen, lieber Vater Jetzt — nein, jetzt werde ich gewiß nicht sterben." Georg von Restorp verstand nicht» von alle dem; aber auch er fühlte sich nicht» destowrniger so glücklich, wie er e» nimmermehr für möglich ge halten hätte an einem Tage, da alle seine stolzen ZukunftSpläne und schimmernden Luftschlösser kläg lich in nicht» zerflossen waren. Wenn ihm nur sein geliebter Kind erhalten blieb, so war er ja reich, unermeßlich reich, und der Assessor Wedeking mochte in Gottesnamen seine Millionen behalten. Und al« er eine Stunde später von Bernhard Syloander freimütig über den Zusammenhang der Dinge aufgeklärt worden war, blieb die» erlösende GlückSgefühl unverringert in seinem Herzen. „Daß sie den Brief — weiter, weiter! was hat sie dir gesagt?" „Daß sie den angeblichen Brief deS alten Wede- king selbst geschrieben und ihn unter die anderen Papiere gesteckt habe. Es war ein furchtbares Un recht — gewiß — aber." „Und da« habt ihr geglaubt? DaS ungeheuer liche habt ihr für möglich gehalten? Ah, du bist nicht wert, dich ihren Vater zu nennen." Er schüttelte die Hand oe» fassungslos drein» fchauenden Freiherrn von seinem Arm und zwei Sekunden später lag er schluchzend neben dem Ruhe bett, da« man der kranken Inge zum Lager bereitet hatte, auf den Knieen. „Mein Lieb — o du mein arme-, teure« Lieb!" DaS war alle«, wa» er hervorbrtngcn konnte, und dabei bedeckte er ihre schmale, weiße Hand mit seinen Küssen wie mit seinen Tränen. Sie aber neigte ihr blaffe«, sanfte« Gesichtchen zu ihm und flüsterte: „Laß die Eltern hinauSgehen, Bernhard — ich möchte unter vier Augen mit dir sprechen!" Von dem Rechtsanwalt unterstützt, führte Georg »on Restorp seine leise weinende Gattin in da« an stoßende Zimmer. Dann kehrte Bernhand Syloander zu seiner Braut zurück, und kein drittes Ohr ver nahm, waS sie in dieser feierlichen Stunde mitein- ander sprachen. Mr Götti« des Glücks Roman von Reinhold Ortmann.
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