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»weitere Exemplare zum eigenen Gebrauch Posten )e 30Mark.. Mitglieder für die Seile 10 -pk.. für >/. S. 32 -M. statt M.. N »jährlich freiGeschästsstelle oder 3öMark bei-))oltiiderwsisung N für'/» S. 1? M.statt 1SM. Stellengesuche werden mit 10<ps. pro ZZ »innerhalb dec. Deutschen Deiches. 4?icytmitglisder im!! Aeile berechnet. — Iu dem illustrierten Teil: siir 2I1itglieder ^ 3/ÄlaÄ" j?hrl^ch?Äa^ n ^icferung ^ N Nr. 81. Leipzig, Mittwoch den 8. April tgH 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Die Familie Avenarius. Besprochen von R. L. Prager. Am 19. März 1911 ist Ludwig Avenarius, der dritte Sohn des unvergeßlichen Verlagsbuchhändlers Eduard Avenarius, auf seinem Landsitz Saalberg bei Hirsch- bcrg in Schlesien gestorben. Noch wenige Monate vor seinem Tode war er bei mir, und wir besprachen die Herausgabe seiner Avenarianischen Chronik, für die er seit lan gen Jahren sammelte und sichtete und deren Fertigstellung in kurzem zu erwarten war. Mir sollten noch die Korrekturbogen der Lebensbeschreibung seines älteren Bruders Richard zur Ver vollständigung zugchen, da mir doch manches bekannt war, was ihm als Jüngerem entgangen sein könnte. Mich verband seit mei ner Jugendzeit innige Freundschaft mit dem Hanse Eduard Avc- narius, namentlich aber mit Richard, mit dem ich fast drei Jahre laug in einem Raum zusammen arbeitete, beide als Lehrlinge der berühmten Firma A. Ashcr L Co. Es war dies in dem Hanse Unter den Linden 21, das lange Jahre die Firma beher bergte, und das heute dem Hofnhrmacher Felsing gehört. Beide waren wir hoffnungsvoll; wir waren ja jung, wenn uns auch manches Mal der Faustische Drqng überkam, und wir dem »ver fluchten Mauerloch«, in dem wir arbeiten mußten, und das in der Tat kein sehr angenehmer Aufenthalt war, blutige Fehde schworen. Richard ist nicht Buchhändler geblieben. Er hat sich der Philosophie, der schon damals sein ganzes Herz gehörte, zugewandt und ist als Professor der Philosophie in Zürich ge storbcn. Dem Buchhandel aber Hai er sein Lebelang das vollste Interesse bewahrt. Doch davon später. Durch Richard wurde ich in das Haus seiner Eltern eingeführt und habe dort köst liche Stunden verlebt. Ich bin auch mit den anderen Brüdern bekannt und befreundet geworden, und diese Erinnerungen ge hören zu den nachhaltigsten meiner Jugend. Ludwig Avenarius hat das Erscheinen der Chronik seiner Familie nicht mehr erlebt. Am Sterbebette fand Ferdi nand, der jüngste Bruder, der auf die Kunde von dem Tode nach Hirschberg geeilt war, die letzte Korrektur des letzten Bogens des Werks. Die letzte Hand hat dann Ferdinand, der Herausgeber des Knnstwarts, an das Werk gelegt, und so liegt nun das Buch vor uns in einem stattlichen Quartbandc, geziert mit vielen Bilder» der Ahnen, ein schönes Denkmal der Pietät, das Ludwig seinen direkten und indirekten Boreltern gestiftet hat.*) Ludwig Avena rius ist es vergönnt gewesen, das Material zusammenzubringen, das ausreichend war zur Schilderung dreier Jahrhunderte einer deutschen Vürgerfamilie, die zu großem Teil Menschen hcrvor- gcbracht hat, die ihrem Vaterland«? nützliche und wertvolle Dienste geleistet haben. Die Arbeit, die Ludwig Avenarius bei dem Zusammentragen des Stoffs und für seine Ausarbeitung geleistet hat, ist eine *) A v e o a r i a » i s ch e Chronik. Blätter ans drei Jahrhun derten einer deutschen Bürgcrfamllie von Ludwig Avenarius. Mit einem Vorworte von Ferdinand Avenartus und Buchschmuck von Hannes Avenarius. Verlegt bei O. N. Rclsland ln Leipzig 1912. 4°. lXVI, SM Leiten mit zahlreichen Bildnissen und sonstigen Abbil dungen.) Preis ,/t 12.—. erhebliche gewesen, da sich die Chronik ja ans drei Jahrhunderte erstreckt, und naturgemäß die Quellen teils sehr spärlich fließen, teils aber auch aus den verschiedensten Schriften zusammenge- sncht werden mußten. In dem in den letzten Tagen seines Lebens von ihm geschriebenen Vorwort hat Ludwig über die Art der Ausarbeitung Mitteilungen gemacht und Rechenschaft über die Quellen, deren er sich bedient hat, gegeben. Es geht daraus her vor, daß er neben den autobiographischen Aufzeichnungen und Briefen, die in reicherer Fülle vorliegen, als dies gewöhnlich der Fall ist, die Kirchenbücher und Archive der Städte, in denen seine Vorfahren gelebt haben, eifrig auf ihren Inhalt geprüft hat. Auch eine Anzahl gedruckter und geschriebener Werke seiner Vorfahren haben ihm mannigfache Förderung gebracht und die Arbeit erleichtert. Es ist ja natürlich, daß Ludwig nur in großen Zügen anführt, in welcher Weise er sein Werk be gonnen und wcitergeführt hat; cs wäre aber recht interessant gewesen, noch von mancher Kleinarbeit zu hören und von man chem Funde, der ihm gelungen ist und ihm seine Arbeit gefördert hat. So erinnere ich mich des Fundes einer alten Bibel, den er bei einein Antiquar ganz zufällig machte. Obwohl ihn die Bibel an sich sehr wenig anging, wurde beim Aufschlagen sein Interesse doch in ganz außerordentlicher Weise erregt, denn auf dem Vorsatz blnit fand er eine ganze Anzahl Notizen, die sich ans Vorfahren von ihm bezogen und die, da sie zweifellos gleichzeitige Aufzeich nungen darstcllten, als genaue betrachtet werden mußten. Wie schon oben erwähnt, umfaßt das Buch 3 Jahrhunderte, und die Personen, die es bespricht, haben sich zum Teil im Staatsdienst, zum Teil in der Landschaft, auch, nament lich in der weiblichen Linie, in bürgerlichen Bernsen betätigt. Es kann nicht meine Aufgabe sein, einzeln die verschiedenen Mitglie der der Familie Avenarius aufznführen; ich muß da ans das Buch selbst verweisen. Nur einzelne Personen, die bnchhänd- lerisch oder literarisch besonders hervorgctretcn sind, möchte ich etwas ausführlicher behandeln. Die Beschäftigung mit dem Buche ist aber keineswegs unlohnend, bringt es doch Aufschlüsse über innere Vorgänge namentlich der Geschichte Thüringens, aber auch Preußens, die anderswo Wohl kaum so eingehend be handelt sein dürften. So sei besonders ans die Lebensgeschichte des Fürst!. Fnldaischen Lehns-Rats G c o r g e L n d w i g A v e - narius sgeb. 4. Mai 1699) hingcwiesen, der am 17. Juni >738 zum Kgl. prenß. Residenten in dem Thüringischen Creysc bestellt wurde. Da ist vor allem zu nennen Eduard Avenarius, der am 5. Oktober 1809 in Haiberstadt geboren ist, und der auf den Buchhandel in der verschiedensten Weise eingewirkt hat. Die Firma Eduard Avenarius besteht noch heute, und das von den, Begründer in Verbindung mit Friedrich Zarncke lange Jahre heransgegebenc Literarische Zcntralblatt gehört auch jetzt noch zu den hervorragendsten literarischen Zeitschriften. Der Verfasser erwähnt, daß in der Reihe der ihm bekannten Vorfahren — vom alten Hans Habermann abgesehen — Eduard Avenarius der einzige ist, der keine Universität besucht hat. »Gleichwohl ist er nicht nur derjenige unter ihnen allen ge worden, der sich durch nimmermüden Fleiß unter Aufwendung oft des letzten Sparpfcnnigs, vielfach durch Selbstunterricht die umfassendste Allgemeinbildung erworben hat, sondern auch der, SOS