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MMein-EnWM T«Mtt Amtsblatt. 2. Beilage. Somtag, den 22. März 1903 Nr. 67. Eine hypnotische Mnnderletstung rin Regierungskommissar berichtet, daß in Thüringen Abge- worden seien. Auch in Sigmaringen, München, Chemnitz seien viele Tausende unterschlagen worden. Nach den heutigen Bestimmungen seien selbst große Schwindler noch wählbar. Jetzt erfährt die Behörde schlimme Vorgänge erst, wenn es zu spät ist. — Bei der Abstimmung wird 8 34», der die Wählbarkeit auf die Fähigkeit zum Schöffen einschränkt, mit 9 gegen 8 Stimmen abgelehnt. London, 19 Mär,. Im Unterhaus« legte in Beantwortung einer Anfrage über den Einfluß des deut schen Zolltarifs auf den britischen Handel Handelsminister Gerald Balfour da-, daß der Taris vor seinem Inkraft treten durch die Handelsoertragsoerhandlungen zwischen Deutschland und den übrigen Mächten noch gewisse Mo- aifikationen erfahren werde. Es seien auch bereits Bor« stellungen über den Einfluß dieses Tarifs auf den briti» 'chen Handel durch das Auswärtige Amt bei der deutschen Regierung erhoben worden, und man werde die Ange legenheit weiter sorgsam im Auge behalten. Das Verhalten unserer Regierung erscheine nicht nur reaktionär, sondern geradezu unwürdig. — Staatssek retär v. Richthofen rechtfertigt nochmals die Ueber- wachunz der Anarchisten. Der Vorredner habe von Ehre und Würde des Reiches gesprochen. Jedenfalls werde das Ansehen und die Würde des Reiches durch den Import fremder Anarchisten und durch den Export von Kolporteusen revolutionärer Schriften, wie von der einen ausgewiesenen Frau Kugel, nicht gestärkt. Abg. Schrempf (kons.) äußert im Einklang mit Haffe seine Sympathien mit den Deutschen in Ungarn. Er hätte vom Reichskanzler ein wärmeres Gefühl für diese Volksgenossen erwartet. Jedenfalls dürfe nicht die Meinung aulkommen, als bestünde im deutschen Einspruch dagegen, daß in Deutschland eine ge heime russische Polizei gelitten werde. Halte man hier eine Ueberwachung für nötig, so müsse die selbe durch unsere eigene B-Hörde erfolgen; auch solle , man die Betreffenden hier prozessieren und dann auswcisen, aber nicht so, daß die Ausweisung einer Auslieferung gl-ich komme. Bel dem von der Dis- konto-Gesellschaft vereinbarten Zinsfuß für die Vene zuela - Anleihe handle es sich einfach um den dort landesüblichen Zinsfuß. Solche Beckehrsanlugen, wie sie deutscherseits in Venezuela gesch.ffen werden, ge- reichten unserrm Ansehen und unserer Macht im Aus- lande zur Stütze. Ein Teil unseres Ansehens in der Türkei rühre unzweifelhaft davon her, daß so mannig fache Berkehrsanlageu von Deutschen dort gemacht wor den seien. Was Rumänien anlange, so würde er cS auch für richtig halten, wenn gerade Deutschland die Zudenfrage in Rumänien bei den anderen Mächten anregen wollte, da die Abmachungen des Kongresses ein Stück der Politik Bismarcks waren. Der Titel ,Staatssekretär", sowie der ganze Etat des Auswärtigen Amtes wird genehmigt. Eines der staunenerregendsten, in dieser Anstalt von M. I. Knight Perkins ausgeführten Experimente des angewandten Hypnotismus führen wir unseren Lesern in dem beistehenden Bilde vor. Dem nur im Genick und unter den Fersen unterstützten, horizontal liegen den jungen Mann, welcher sich zu diesem Versuche hergegeben hat, ist völlige Bewegungslosigkeit suggeriert worden, und in welchem Maße dies gelungen ist, läßt unser Bild ohne weiteres erkennen. Auf eine breite über den Körper des jungen ManncS gelegte Plank- Hat man ein mittelgroßes Pferd geführt, welches dann mit seinem vollen Gewicht von dem hypnoii- fierten Manne getragen wird, ohne daß auch nur die geringste Durchbiegung des Körpers nach unten stat!- findet. ES ist dies natürlich nur so zu erklären, daß infolge der Suggestion eine außerordentliche starke Kontraktion aller Muskeln stattgefunden hat, wie sie durch eigene Willenskraft niemals auch nur annähernd erreicht werden kann. So kann selbst die bedeutendste Krastleistung eines Berufsathleten durch einfache Hyp nose eines Menschen von normaler Konstitution weit in den Schatten gestellt werden. Zu den Handelsverträgen. Wie», 20. März 1903. In der fortgesetzten ersten Lesung sder Ausgleichs vorlage un Abgeordnetenhause erklärte Fiedler, trotzdem er die Zelltrennung nicht fürchte, weil Ungarn dadei den größeren Schaben erleiden würde, sei er doch für Bei behaltung der Einheit. Chiari erklärte, vor allem müße mit Deutschland ein Handelsvertrag abgeschlossen werden; bann erst könnten mit anveren Staaten geordnete han- oelspolitische Verhältnisse geschaffen werden. Minister- vrästdent von Körber erklärte, ihm erscheine der wahre, von aufrichtiger Freundschaft getragene Friede als Lebens- bedürsms beider Staaten, O-sterreichS wie Ungarns, ge boten, ohne den sie vor die ernstesten Gefahren gestellt würden. Bei der Festsetzung des Zolltarifs habe die Regierung mit den Forderungen Ungarns rechnen müssen, wenn die Monarchie ein einheitliches Zollgebiet bleiben 'olltc. „Alle Staaten", fuhr der Ministerpräsident fort, „welche mit Deutschland in engerer handelspolitischer Be stehung stehen und bleiben wollen, mußten in irgend einer Weise vom deutschen Zolltarif Notiz nehmen, vornehmlich wir, die wir den größten Verkehr mit Deutschland haben. Wenn unsere Zolltarife beim Abschluß neuer Handels verträge unversehrt erhalten werden, so hat die öster- reichische Industrie wahrlich nicht viel Grund zu klagen, aber auch der Landwirtschaft, der es zweifellos nicht gut geht, muß soviel als möglich geholfen werden, hier wie m Ungarn." Der Ministerpräsident erklärte schließlich, soweit er die handelspolitische Situation zu überblicken vermöge, trete deutlich die Absicht der Mächte, zu Han- oelsverträgen zu gelangen, hervor, wofür die Nichtkündig ung der wichtigsten Handelsverträge spreche. Er hoffe, iaß der Kräftezuwachs, den beide Staaten aus dem ÄuS- gleich in den nächsten zehn Jahren schöpfen werden, diese soweit stärken werde, daß sie den wirtschaftlichen Kampf mit dem Auslande werden aufnehmen können. Der Mi nisterpräsident schloß mit der Bitte, das Haus möge bei seinen Beratungen sich von dem Grundsätze leiten lassen, das mäßig Gute anzunehmen, da Besseres nicht zu er reichen sei. (Lebhafter Bestall) pliziertev Verhältnisse und Traditionen zu schwierig ist, aus eigener Initiative Reformen dnrchzusühren. In Ru mänien ist es böser Will-, daß man den Juden nicht ihre Lebensrechte einräumt. Die rumänischen Staats männer hätten es mit der Schlauheit, die im Orient zuhause sei (Abg. Oertel: Sehr richtig), verstanden, sich um die eingegangenen Verpflichtungen in schmählichem Wortbruch herumzudrücken. (Schreiend:) Und Europa stehe dabei und dulde das? (Redner schlägt wieder holt erregt mit der ^ballten baust aus das Pult.) Deutschland sei als Mitunterzeichner deS Berliner Ber- tragS für diefe Dinge mit verantwortlich. Abg. Dr. O-rtel (kons.): Der Abgeordnete Bern stern hat mit Mund und Hand einen flammend n Protest gegen die Unterdrückung der rumänischen Juden erhoben. Europa hat den Protest gehört und Europa wird sich danach lichten. (Heiterkeit.) Es fragt sich nur, ob wir ein Recht haben, im deutschen Reichstage gegen die Behandlung der Juden in Rumänien zu protestieren. Wenn der Herr Reichskanzler wirklich gegen die Türkei und Armenien einschreiten sollte, so ist es mir sehr zweifelhaft, ob die Herren (zu den So- zialdemokraten) die entstehenden Kosten bewilligen würden. Eine Ausrottung des Anarchismus ist ohne Ueberwachung unmöglich. Ich wünsche dringend, daß die Kulturstaaten sich noch mehr zur Ausrottung dieser Giftpflanze zusammentun. Eine Unterscheidung zwischen theoretischem und praktischem Anarchismus ist in oer Wirklichkeit nicht möglich. Ich bestreite ganz entschie den, daß die sogenannte „Englandhetze" die Mißstim mung in England hervorgerufen hat. Die Mißstim mung gegen England reichte bis in die Presse der äußerst:» Linkert. Wir halten unS von jeder Englandhetze fern, aber besondere Sympathien für unseren Vetter jenseits des Kanals haben wir nicht. Unser Einschreiten in Venezuela ist zu sehr wesentlichen Teilen dec DiSkonto-Gesellschust zu gute gekommen. Redner kommt dann nochmals auf das Interview des Freiherrn Speck v. Sternburg und die Verheiratung von Diplomaten im Auslande zurück. Vom Grafen Bülow verlange er nicht, daß dieser immer die Kürassierstiefeln trage; aber derselbe solle wenigstens im Auslände den Gedanken erwecken, daß er auch die zarn. — Abg. Ledebour (Soz.) bestreitet, daß Frau Kupü revolutionäre Schriften nach Rußland gebracht habe. Derartiges werde : ur vorgebracht, um die Ber- »ehlungen des Auswärtigen Amts zu beschönigen. Vizepräsident Büsing ruft den R-dner hierfür zur Ordnung.) Die Regierung stehe auf dem Standpunkte, daß jede Regierung das Recht habe, ihre eigenen Untertanen zu mißhandeln. Danach handle ja nun Chemnitzer Brief. Chemnitz, 19. März. Ein Zwickauer Wagensabrikant brauchte einen Verteidiger und verschrieb sich einen, solchen aus Berlin, weil er diesem mehr Vertrauen schenkte, als seinen Landsleuten. Der Berliner konnte den Angeklagten auch nicht vor dem Zuchthaus retten, berechnete aber für seine Bemühungen, nach den Angaben einer hiesigen Zeitung, das Sümmchen von 20,000 Mark. Man darf sich da nicht wundern, wenn 43,75 Prozent un serer diesjährigen Gymnasium-Abiturienten sich die Jurisprudenz zu ihrem Studium erwählt haben. Nach einem anderen hiesigen Blatte sollen auch 26,66 Prozent der Realgymnasium - Abiturienten Juristen werden wollen, was wir aber bezweifeln müssen. Die Real- gymnasiasten ziehen sich die neue Philologie, OjfizierS- Karriäre und Mathematik nebst Physik vor. Die Sitten-Zensuren fielen sür das Realgymnasium viel günstiger aus, als sür das Gymnasium, wo sich 7 mit der Zensur lb begnügen mußten, während an ersterem sämtliche 1b Abiturienten die reine I bekamen. Noch ist hier das Urteil über die Skatturnier- unsere Regierung gegenüber den Polen. ordneter Schrader (freisinnige Bereinigung) erhebt beschränkenden Zusätze der Regierungsvorlage als einen Vorstoß gegen die Selbstverwaltung der Krankenkassen. Staatssekretär Graf PosadowSky ist von der Opposition gegen die Vorlage überrascht. Eine Beschränkung der Selbstverwaltung ist gar nicht beabsichtigt. Die Fernhaltung ungeeigneter Elemente von der Verwaltung der Kassen sei für jeden nützlich und die Suspendierung ungesetzlicher Beschlüsse nicht minder. Die vorgekommenen Malversationen drängten nach eder irgendwie möglichen Sicherung. Tin Mißbrauch >er Vorschriften in politischer Hinsicht sei nicht beab- ichtigt und wird nicht geduldet werden. Das beweise uch die Handhabung der übrigen sozialen Gesetze. stoßen, unter Angabe der Gründe mit aufschiebender Wirkung durch Bericht au die Aufsichtsbehörde zu be anstanden. Schließlich wird der Aufsichtsbehörde da» Recht gegeben, «in Vorstandsmitglied, eineu Rechnung»- oder Kaffenführer seine» Amte» zu entheben, wen« von ihnen Tatsachen bekannt werden, die ihre Berufung zu diesen Aemterv ausschließen oder sich al« eine grobe Pflichtverletzung darstellen- Die Entscheidung kau» angefochten werden. — Ueber diese Bestimmungen ent- spinnt sich eine sehr lebhafte Debatte. Die Abgeordneten Molkrnbuhr und Stadthagen (Sozd) bezeichnen die Bekanntlich wußten schon die alten, indischen Fakire und mittelalterliche, religiöse Extatiker durch Konzentration ihres Blickes oder ihrer Gedanken hyp notische Zustände zu erzeugen, aber erst der englische Arzt James Braid machte seit 1841 den Hypnotismus zum Gegenstände eines genaueren Studiums, und in neuerer Zeit haben die auffallenden öffentlichen Schau stellungen des Dänen Hansen das Interesse für den Hypnotismus wachgerufen und Untersuchungen durch namhafte Gelehrte, wie Weinhold, Heidenhain, Berger und Preyer veranlaßt. Die überraschenden Ersolge, welche oftmals durch die Hypnose (Suggestion) herbei- gesührt worden sind, haben nun das allemeine Inter esse an dieser Wissenschaft so gesteigert, daß sich bereits Lehrinstitute aufgetan haben, welche regelrechten Unter richt in der Kunst des Hypnotisierens erteilen. In erster Linie ist hier das Vorlc Institute ot Science" zu nennen, welches im letzten Jahre allein eine Schülerzahl von 30000 auszuweisen hatte, und in welchem Vorlesungen, verbunden mit praktischen Versuchen, über den wissenschaftlichen Hypnotismus, den persönlichen Magnetismus und die Anwendung des Magnetismus in der Heilkunst gehalten werden. Reichstage mehr Interesse sür rumänische Juden und Fehlbeträge von über 50000 Mark nachgewi-sen russische Anarchisten, als sür die Deutschen in Un- - - . . — — - auch zu einer Neuregelung seiner Anleiheverhältnisse verpflichtet. Ueber bestimmte Details werde das Schiedsgericht entscheiden. — Abg. Dr. Paasche (nat.- lib.) weift ebenfalls die Auffassung zurück, als seien die Ansprüche der Diskont-Gesellschaft nicht ehrlich er worbene gewesen. Das dortige Eisenbahn-Unternehmen sei ja geradezu ein Kulturwerk ersten Ranges, das den Deutschen alle Ehre mache. — Abg. Gradnauer (Soz.) spricht über Liebedienerei gegen Rußland, zu deren Beschönigung der Anarchismus vorgeschoben werde. Vo« Reichstage. Berliv, 20. März. Die Beratung deS Etats deS Auswärtigen Amts wird beim Titel „Staatssekretär" fortgesetzt. — Abg. > Bernstein (Soz.) protestiert dagegen, daß der Staats sekretär die Ueberwachung der Anarchisten in Deutsch- ' land durch russische Spitze! gestern gleichsam als etwa? - selbstverständliches hingestellt habe. Die Anarchisten ' seien zum Teil sehr harmlose Theoretiker, teils aller- dingS auch leidenschaftliche Vertreter der Tat; die Spitzel dagegen seien großenteils Lockspitzel, die erst zu Verbrechen anreizen und geradezu eine internationale Gefahr seien. Gegenüber Hasse behauptet Redner, schuld an der Mißstimmung der Engländer gegen Deutschland trage vor allem die alldeutsche Hetze gegen England. Die von Rußland und Oesterreich vorge« fchlagenen Reformen zur Lösung der Wirren im Orient werden nur ein Vorwand sein, die nationale Bewegung daselbst niederzuhalten. Es bedürfe durch greifender Reformen in Mazedonien, ebenso aber auch zu gunsten der Armenier. Die Steuern sind uner schwinglich. Große Länderstriche, die Paradiese sein könnten, sind Wüsten, weil der Steuereintreiber alles nimmt. Die Reform scheitert nicht nur an der Un fähigkeit der türkischen Regierung, ihr ganzes Finanz- wesen zu ändern, sondern (Reichskanzler Graf v. Bülow betritt den Saal.) auch an dem Widerwillen der BevölkerungSkreife, auf die sie berechnet ist. Es wäre Zeit, daß in Armenien Ernst gemacht wird mit der Durchführung derjenigen Reformen, die einerseits von der Türkei versprochen worden sind und anderer- seits von den Vertretern der Großmächte im Anschluß - an die Metzeleien vorgelegt und vom Sultan prinzi piell anerkannt sind. Glauben Sie nicht, weil heute keine Gewatltaten in großem Maßstabe geschehen, daß nicht trotzdem Armenien auSgesaugt und gebrandschatzt wird. Das Volk ist nur zur schwach, sich zu erheben. ES ist eine strenge europäische Kontrolle nötig. Wenn der gegenwärtige Moment nicht benutzt wird, so wer den wieder Zustände heraufbeschworev, die das Grauen und Entsetzen ganz Europas Hervorrufen. Der rumä nische Staat verdankt sein Entstehen und sein Dasein der Hilfe Europas. Das verpflichtet zu einer humanen Behandlung seiner jüdischen Bürger. Es ist das aller- schlimmste, was man gegen die rumänische Regierung sagen kann, daß sie ihre Versprechen noch ärger ge brochen hat und ihnen untreu geworden ist, als die Türkei, die wenigstens noch die Entschuldigung für sich in Anspruch nehmen kann, daß eS ihr infolge ihrer kom- * * ch Die Badgetkommission des Reichstags verhandelte heute in langer Diskussion über die allgemeine Finan zierung des Etats. Das Ergebnis der finanztechnischen Verhandlungen war die Annahme einiger Anträge des Zentrums, die den vorgenommenen Abstrichen und Einnahmeerhöhungen Rechnung tragen. Die Budget kommission hat im ordentlichen Etat 7,275,000 Mark gestrichen und die Einnahmen um 15 Millionen Mark erhöht. Die Zuschußanleihe ermäßigt sich damit von 95 Millionen Mark aus 72,725,000 Mark. Im außerordentlichen Etat sind 17,225,000 Mk gestrichen worden. Außerdem sollen aus den noch offen stehen den Krediten der Jahre 1901 und 1902, die für die Expedition nach China bestimmt, aber nicht ausgrgeben sind, statt 14,797,816 Mark 34,776,130 Mark ent- nommen werden, so daß sich die Einnahmen noch um 19,978,314 Mark erhöhen. So wird das Defizit um 59,478,314 Mark geringer, so daß statt einer Anleihe von 219,921,739 Mark nur eine Anleihe ron 160,443,425 Mark nötig wird. Weiter wird auf Antrag der Abgg. Speck und Müller-Fulda (Zentr.) noch beschlossen, im 8 2 deS EtatsgesetzeS, der den Reichskanzler ermächtigt, die Anleihe in dem genannten Betrage aufzunehmen, die Worte einzuschalten: „vor behaltlich der Bistimmungen des Gesetzes betr. die Lendung von Mehrerträgen der Reichseinnahmen und Ueberweisungssteuern zur Schuldentilgung." Das Schuldentilgungsgesetz erhält auf Antrag derselben Ab geordneten insofern eine Aenderung, als auch die Mehr erträge der Reichseinnahmen im Jahre 1903 gegen den Anschlag zur Tilgung der Zuschußanleihe von 72,725,000 Mark verwendet werden sollen. DaS Gleiche wird, falls die Zufchußanleihe aus den Ueber- schüssen von 1902 und den Mehrerträgen von 1903 noch nicht getilgt werden sollte, sür 1904 und die folgenden Jahre bestimmt. Auch in diesen Jahren sind die Mehrerträge zu dieser Tilgung zu verwenden, um welche die Uederweisungen an die Bundesstaaten die Matrikularbeiträge übersteigen. Die Arbeiten der Budgetkommission sind damit beendet. , Die Krankcnversicherungskommission des Reichstags beriet am Freitag über die Bestimmungen der Novelle, die sich auf die Selbstverwaltung der Kassen beziehen. Danach sollen Personen, die unfähig zum Amte eines Schöffen sind, weder in den Vorstand noch als Rech- nungS- oder Kaffenführer berufen werden. Doch fallen weder Ausländer »och Frauen von diesen Aemt-rn ausgeschlossen werden. Der Vorsitzende deS Vorstandes erhält das Recht, Beschlüsse der Kaffenorgane, die gegen die gesetzlichen oder statutarisch:» Bestimmungen ver- Gesellscha t mit Venezuela über die große Eisenbahn- Gesellscha t daselbst habe die Diskonto-Gesellschaft wohlbegründete Ansprüche an Venezuela gehabt. Das Geschäft ei sür die DiSkonto-Gesellschaft gar kein be- sonders glänzendes gewesen. Venezuela habe sich ja Kürassierstiefeln tragen könne. — Staatssekretär Frei herr v. Richthofen -. Nach dem Vertrage der Diskonto- t mit Venezuela über die große Eisenbahn-