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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 22.03.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190303221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19030322
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19030322
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- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-22
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 22.03.1903
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,« die höhere Mädchenschule gestattet worden. Wir erblicken in diesem Entgegenkommen des Kultusministers den ersten Schritt auf dem Wege, den wir in der modernen Ausbildung der Mädchen gehen müssen. Die Auffassung de- Abg- Irmer erachte ich nicht für zutreffend, daß die höhere Mädchenschule allein die Bildungsstätte der Mädchen der höheren Stände sein müsse. Schon seit Jahren besteht das Bedürfnis io diesen Ständen nach einer weiter gehenden Bildung Ich erblicke in den Gymnasial- und Realgymoasial- Hassen eine günstige Rückwirkung aus unser gesamtes höheres Mädcheuschulwesen. Bisher fehlte ein gewisser Zusammenhang zwischen der höheren Mädchenschule und dem Lehrerinvevseminar, eS kehlte an methodischer geistiger Ausbildung Die Entwicklung des Wirt schaftslebens hat mehr und mehr dazu gedrängt, daß die Töchter der gebildeten Familien eine Tätigkeit in anderen Berufszweigen suchen. Bei der kärglichen Be soldung der Beamten und Offiziere mußten die Töchter vielfach mit für ihren Lebensunterhalt sorgen. Es ge schah meistens durch Handarbeiten, womit sie den be rufsmäßigen Handarbeiterinnen eine fchwcre Konkurrenz machten. (Zustimmung links.) Der Abg. Irmer schlug vor, weiblieye Beizte für die Geburtshilfe auSzubildeo Diese Forderung rst aus sanitär.n Gründen berechtigt Zwar ist auzuerkennev, daß viele Hebammen schon heute alle« Anforderungen der Antiscptik vollauf ge- nügev, aber daß auf diesem Gebiete ein wichtiges Arbeitsfeld kür die weiblichen Aerzte liegt, ist nicht zu lengneu. Man erhebt den Einwand, die jungen Mädchen könnten in dem frühen Alter selbst noch nicht entscheiden über ihren zukünftigen LebcnSberuf; deshalb ist eS Sache der Eltern und der Lehrer, helfend eia- zugreifen. Diesem Gedanken hat gerade das Reform- gymnasium Rechnung getragen Herr Vorster sagte neulich, wenn das Mädchen sich verheiratet, seien die Kosten für die gelehrte Ausbildung des Mädchens fort- geworfen, dem Ehemann würden die 20000 Mark vielleicht als Mitgift lieber sein als eine Fra«, die Horazische Oden auswendig kann. DaS erinnert mich an den Witz der Fliegenden Blätter: „Konfession gleichgültig, Heidengeld Bedingung!" Ich stehe auf dem Standpunkte, daß sowohl akademisch wie feminaristisch ausgebildetes Lehrerinnen Oberlehrerinnen werden müssen. Ich bitte den Minister, zum Oberlehreriuueo- examen, das jetzt nur auf Grund der seminaristischen Ausbildung gemacht werden kann, auch die akademisch ausgebildeten Damen zuzulasseu. Die gelehrte Aus bildung kostet gar nicht so viel, wie Herr Vorster an nimmt ; er vergißt, was die Ausbildung in den höheren Mädchenschule« mit allen Kinkerlitzchen, wie Malen, Klavierspielen usw- kostet- (Sehr richtig links) Das Ziel der modernen Frauenbewegung ist die harmouische. vollkommene Ausbildung der Weiblichkeit. Diese- Z el wollen wir erstreben zum Wohl des Vaterlandes t (Beifall links ) Abg. Vorster wendet sich gegen den Vorredner. ES sei vollkommen zutreffend, daß die Kouzessionierung von Mädchengymuasien zu noch gar nicht abzusehendcn Konsequenzen ft'hrcn müsse. Man solle doch bedenken, wie schädlich den jungen Mädchen das lange Sitzen aui der Schulbank in der Entwicke- luvgSzeit sei, und daß in erster Linie die jungen Mädchen zu Hausfrauen erzogen werden müßten. In Schöneberg und Charlottenburg sollen gern« dieselben Einrichtungen getroffen werden wie für die Kuaben- gymnasieu. Der Minister bezeichnet die- al- einen Versuch; ehe mau an einen Versuch heraugeht. muß man aber überzeugt sein, daß das Prinzip richtig ist Die Ausführungen de- Minister- seien unklar, ich habe nicht deutlich entnehmen können, ob er dafür oder da gegen ist. Der Minister sagt, die Gefahr sei ja nicht groß, da erst wenige Frauen studieren. Was beweist denn da-? Wir sind doch erst am Anfang der Be wegung. Welche Berufe fchlägt denn der Herr Abg. Müller vor, zu denen da- Mädchengymnasium vor bereiten foll? Er hat keine praktischen Vorschläge ge- macht. DaS Ziel der Aerztin haben nur sehr wenige in befriedigender Weise erreicht. Minister Dr. Studt: Er habe schon vorgestern erklärt, daß nicht die Absicht bestehe, volle Mädcheugymvasien eiazurichten, sondern eS handle sich nur um Gymuasialkurse im Anschluß an die höheren Töchterschulen. Er betone noch einmal, daß die UuterrichtSverwiltung diese Kurse nur als einen Versuch betrachte. Auch wenu sich dieser Versuch bewähre, hätten die Frauenrechtlerinnen noch keinen Sieg errungen. ESchßfches. Hoheustetu-Ervstthal, 21. März 1903 Mitteilungen von allgemeinem Interesse werden dankbar «nt- gegengenommen und eventl. honoriert. — (Eingesandt.) Der Verein für Feuer bcstattunz, jur. Person, in Chemnitz, hatte für Sonn abend, den 14. d, M., die Mitglieder und Interessenten der für Hohenstein-Ernstthal zu gründenden Zweig- Vereins für Feuerbestattung zu einer Versammlung nach dem Hotel „drei Schwanen" geladeo, woselbst die Gründung des ZwcigvereioS vorgcnommen wurde Der Vorsteher des Chemnitzer HauptoereinS, Herr Direktor Lohmann, eröffnete um 9 Uhr die Versammlung und begrüßte die anwesenden Damen und Herren, wobei er dem Wunsche Ausdruck verlieh, daß auch in Hoheu- stein-Ernstthal die moderne Feuerbestattungsart festen Fuß fassen und die Mitglieder des Vereins dazu bei tragen möchten, alle falschen Vorurteile zu beseitigen Auf Vorschlag fand sich Herr Kaufmann Richard Schiemann hicr. der bereits seit längerer Zeit an Stelle des verhinderten Herrn E Koch die Geschäfte de- Ver- ein- übernommen hatte, bereit, dar Amt des Vorstehers de- Zweigvereins zu übernehmen und die geschäftlichen Beziehungen deS Zweigs- zum Hauptverein zu unter- halten. — In Berlin fand am Sonntag eine Versamm lung der deutschen Radfahrer-Verbände statt, die sich für völlige Verschmelzung der von ihr v:rt«t-nen Verbände zu einem „Deutschen Radfahrcrbunde" aus- sprach. — Staatliche Schlachtviehversicherung. Da- Königliche Ministerium de- Innern zu Dresden hat vor kurzem auf die von einer großen Anzahl sächsifcher Fleischerionungen eingereichte Pcttion in Bezug auf die staatliche Schlachtviehvelsicherung im VcrvrdnungSwcge u. a. folgende bemerkenswerte Be stimmungen getroffen: D>m Minist:rium «scheint nach Gehör deS VerwaltungSauSschusseS der Anstalt für staatliche Schlachtviehvelsicherung eine Abänderung des Gesetze- in der vn den Petenten erstrebten Richtung, die Rotschlachtungen von den gewerbsmäßigem Schlachtungen zu trennen, zurzeit um so weniger an- gezeigt, als hierüber bereits in dem letzte« Landtagei und neuerdings wieder iu den Verhandlungen dekl LandeS'ulturrateS iu ablehnendem Sinne entschied« worden ist- Ganz abgesehen aber hiervon wird zu' nächst, ehe etwaigen Abänderungsanträgen näher ge treten werden kann, abzuwarten sein, in welcher Weife sich die Brrhältursse in Bezug auf Einrichtungen von Schlachtviehverfichnungen iu deu übrigen deutschen Staaten, mit denen Sachsen im ViehauStausch steht, nach dem Inkrafttreten de- ReichSfleiichbeschaugesetzeS gestalten werden. Im übrigen ist, um für die durch die Notschlachtuugen hervorgerufene Erhöhung der Versicherungsbeiträge einigermaßen einen Ausgleich zu schaffen, angeorduct worden, daß vom Beginn des laufenden Jahres ab bei Notjchl-chtuogen weiblich:» Rinder in Fällen, m denen die Lcbeodbeschau unter blieben ist, ein Sonderbeitrag von 5 Mark für die staatliche Schlachtviehversicherung von den Viehbefitzern erhoben wird. Dem weiteren Antrag, im Verwaltungs wege Anordnung dahingehend zu erlassen, daß uoige- schlachtete Tiere, insow.it nicht Verletzungen und Er stickungSanfälle zur Tötung Anlaß gegeben haben, iv Bezug auf die Beschaffenheit ihres Fleisches nicht als vollwertige oder erstklassige Schlachtstücke, irsbesonderc trächtige und unmittelbar nach dem Geburtsakte ge schlachtete Kühe nicht nach Gruppe 8 2, sondern nach den entsprechend niederen Durchschnittspreisen ent schädigt werden sollen, ist insofern eine Berechtigung nicht abzusprechen, als gewisse Krankheiten, namentlich bei längerer Dauer, geeignet sind, einen ungünstiger. Einfluß auf den Nährwert des Fleisches auSzuübcn Loch ist anderseits zu berücksichtigen, daß eS Fälle von Rotschlachtungen gibt infolge von Krankheit, die ganz plötzlich auftritt und Tiere befällt, die sich in ausge- zeichnetem Ernährungszustände befinden und als voll kommen auSgemästet gelten können- Liefern derartige Tiere nach der Schlachtung ein Fleisch von tadelloser Beschaffenheit und muß die Beanstandung vielleicht nur deswegen erfolgen, weil bei der Fleischbeschau unver mutet Tuberkulose gesunder wurde, so würde eS eine unbegründete Härte bedeuten, wollte man solche Tiere ihrer vorzüglichen Fleischqualität entsprechend nicht als vollwertige und erstklassige Schlachttiere einschätzen DaS Ministerium kann sich unter Berücksichtigung dieser Umstände zu der erbetenen allgemeinen An- ordnung nicht entschließen, zumal da seitens der Ver sicherungsanstalt bei Prüfung der Entschädigungsan sprüche schon bisher tunlichst darauf geachtet worden ist, daß notgeschlachtete Tiere, die erheblich und längere Zeit erkrankt sind, auch entgegen den Schätzungen der OrtSschätzungsaurschüsse nicht nach dem höchsten Durch jchnittswerte entschädigt werden Auch bei Rotschlacht- ungen haben die OitSschätznugSanSschüsse lediglich den Fleischwert and nicht den Rotzun.-wert d - Tieres zu Grunde zu legen Der Antrag, daß auch Fleischer al» stimmbercchtigte Mitglieder zu deu Verhandlungen der Orts- und Bezirksausschüsse herangezogen werden sollen, ist als gegenstandslos zu betrachten, denn als nach dem Gesetze wählbare Viehbcsitzcr sind nicht nur die Landwirte, sondern selbstverständlich auch Fleischer zu verstehen, sobald sie ihnen gehörige Tiere schlachten I den VerwaltangsauSschuß der Versicherungsanstalt cber ist bereits ein Fleischer gewählt. Dem letzten Antrag, bei MinderwertSerklärungev von Fleisch die Hälfte der Schlachtsteuer auf die Kasse der Versicherungs anstalt zu übernehmen, stehen die Bestimmungen der 88 1 und 2 des SchlachtviehversichcruugsgesctzeS aus drücklich en gegen, nach denen nur die «uS der D ff renz zwischen Schlachtwert und tatsächlichem Werte sich er- gebenden Verluste zu entschädigen find, die Unkosten aber, die durch die Schlachtung selbst entstehen, außer Betracht zu bleiben haben — DaS Gesetz über die Fleischschau. Dat schon am 3. Juni 1900 veröffentlichte Gesetz tritt am 1 April d I. im ganzen Reiche in Kraft Von diesem Tage an werden im Jolande alle Schlachttiere ohne AaSnahme, also auch Pferde, Esel, Maultiere und Hunde, die zum Schlachten bestimmt sind vor der Schlachtung und nachh.r einer Schau unterzogen. Aus genommen sind nur die sogenannten HauSschlachtuogeo, sofern sich an den Tieres k.ioe Merkmole einer dir G.uußtauglichkrit deS Fleisches auSschlicßeoden Er krankung zeigen- Die Schlachtung darf nur nach er folgter Genehmigung durch den amtlichen Fleischbc- 'chauer erfolgen, aber sie darf nur verboten werden, wenn die Schlachttiere an einer Seuche, wie Milzbrand Rotz- oder Rinderpest erkrankt sind. I» diesem Falle haben die Fleischbeschau« sofort der Polizeibehörde Anzeige zu erstatten. Fleischbeschau«, die mit an Maul- und Klauenseuche erkravk.eo Tieren in Berührung gekommen sind, dürfen andere Ställe nicht betreten bevor sie die Kleidung und dar Schuhwerk gcwcchsrlt haben. Rach der sorgfältig aoSgcführten Untersuchung deS Fleische- ist diese- entweder für tauglich, bedingt tmglich oder untauglich zu erklären. Untaugliches Fleisch ist unter polizeilicher Aufsicht zu vernichten oder lediglich zu technischen Zwecken zu verarbeiten. Be dingt tauglicher Fleisch darf nur, nachdem er durch Kochen, Pökeln oder Durchkühlcn für den menschlicher, Genuß brauchbar gemacht worden ist, aus »er Freiban verkauft werden Bei dem tauglichen Fleisch w.rd «och solches unterschieden, daS in seinem Nahrung-- und Genußwerte erheblich herabges-tzt ist, wie wässerigeS. zelbzefärbtcS unvollkommen auSgeblutcteS, leicht tuber kulöses Fleisch. Für dieses minderwertige Fleisch sind besondere cinzelstaatliche Bestimmungen Vorbehalten Ja Preußen z. B. ist er sür deu Vertrieb dem bedingt tauglichen gleichgestellt worden- Alles Fleisch wird von dem amtlichen Beschauer, entsprechend diesen drei Qualitäten, abgestcmpelt und darf nur so ia den Handel gcbrachtwerdcn- Was daSauSdemAuSlande ei- zusührende Fleisch betrifft, so ist allg-meiu die Einsührung von Würsten und Buchsens!:isch verboten, dagegen ist die Einfuhr von Pökelfleisch in Stücken von mindestens vier Kilogramm erlaubt. Dieses Pöckelfleisch ist beim Eingang iu daS Zoll-Inland einer amtlichen Unter- iuchuvg zu unterziehen. Frisches Fleisch darf aus dem LuSlande nur eisgcsührt werden, wenn die für die Bc- urteilang des Gesundheitszustandes wichtigsten Teile: Kopf, Brust- und Bauchfell, Lunge, Herz, Rieren, bei Kühen auch das Eater im natürlichen Zustande mit den Tierkö.pern verbundcu sind und so die Möglichkeit gegeben ist, eine genügende Fleischschau auSzuübcn. Beim gepökelten Fleisch muß jedes einzelne Stück dar auf geprüft werden, ob es in gesundheitlicher und oeterioärpolizcilicher Hinsicht zu Bedenken Anlaß gibt Außerdem ist vom Schwein, fl isch jedes^Stück besonders auf Trichinen zu untersuchen. Jedes einzelne Stück muß an zwei Stellen mit dem Stempel „Ausland" versehen werden, ehe eS in den Handel gebracht werden darf. Ebenso müssen die zur menschlichen Nahrung bestimmten Fette, insbesondere auch Schmalz «sw. Lei der Einfuhr amtlich untersucht werden. DaS find die hauptsächlichsten Bestimmungen über die neue Fleisch- und Schlachtviehschall. — Recht teure Eifeubahnschieueu hat Sachsen nach Angaben, die der preußische Eisenbahn minister Budde dieser Tage in der Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses machte. Danach erhält Preußen gegenwärtig die Schienen am billigsten. Die preußische Eisenbahn-Verwaltung habe die Schienen sür durchschniitlich 119 Mk. gekauft, Württemberg sür 120, Baden für 123, Bayern sür 127, und Sachsen für 134 Mk. Sachsen bezahlt die Eisenbahnschienen also am teuersten. Eine Aufklärung hierüber wäre jedenfalls sehr am Platze. — Kunst tm Hause. Wer sich sein eigenes Heim wirklich künstlerisch schmücken oder ein hübsches Konfirmation--, G-burtStagS- oder HochzeitSgescheuk machen will, der zei auf R Voigtländer« Künstler- lilhographieu aufmerksam gemacht. Gan; aktuell ist des weitgereisten Malers Ivo Puhonny: Japanische Fischer. Die 2 neuesten Bilder sind die des Müncheners Angelo Jank: Eiserne Wehr, ein Blatt von geradezu hinreißender Wirkung, und des Karlsruher Künstler- Karl Laughein fein gestimmtes Frisisches Küstevstädtchen Die Preise der bis jetzt erschienenen Blätter halten sich zwi cheu 2'/, und 6 Mark. Viel Kunst für wemg Geld! — Kataloge und Rahmen-Preisliste erhält man von R- Voigtländer- Ve'lag in Leipzig. — Anleitung zur Holzmalerei von Dr Fr. Lahnck. 3. von C. Hcbiug völlig umgearbeitete Auflage. 80 Seiten 8". Preis brosch. 1 M. 50 Pf Verlag von E- Haberland in Leipzig-R Die Holz malerei von heute beschränkt sich nicht mehr wie früher auf die Verzierung kleiner G-brauch-gegenstände, sondern zieht auch außer diesen ganze Zimmereinrichtungen in ihren Bereich. In solchen Fällen wird dann die Holzmalcrei uaturgemä- den Charakter von Intarsien erhalten. Wir können eS daher nur billigen, wenn der geschätzte Bearbeiter der vorliegenden dritten Auflage auf da- Vorbild der Holzmalerci, die echte Intarsia, auf ihre historische Entwicklung und technische Her- stcllung, sowie ihre Nachahmung durch Malerei des Näheren eivgcht. Auch im übrigen dürste die neue Auflage durch die Behandlung der Konturen — die ja in der Kunstrichtung der Reuzeit so hervorragenden Anteil in der Gestaltung der Ornamentik nehmen — sowie durch eine detaillierte Anweisung zum Präparieren de- Holze- und zum Polieren der Malerei eine wesent liche Bereicherung erfahren haben. Die Verlagshand lung hat da- Buch, wie die früher von ihr heraus- gegebenen Anleitungen zum Tiefbrand, zur Aquarell malerei, Oclmalerei etc, io dankenswerter Weise geschmackvoll und gediegen auSgestattct. Der Preis von Mark 1-50 erscheint hiernach durchaar angemessen. Wir sind deshalb überzeugt, »aß die „Anleitung", wie sie jetzt vorlirgk, den zahlreichen Freunden der Hol» maleret von Wert und Nutzen sein wird. — BariötS Wintergarten Chemnitz-Schöna«. In dem Programm, welche- seit B-ginn dieser Woche geboten wird, kehlt eS auch diesmal nicht an Attraktion-- nummern erstklassiger Art. Mit dem Prädikat „vor züglich" ist die außerordentlich präzise Arbeit de» Lallbeo- «vd Granatenkönig- „Mftr.Sidi" zu bewerten der mit «staunlichr Gewandtheit und Sicherheit mit massiven Elsenkugeln die gewagtesten Manipulationen voroimmt und znlitzt eine etwa 50p ündige Granate »urch eigene Kraft emporschnellt, um sie mit dem Genick aufzufangen — eine Lüftung die seinen Produktionen die Krone aussetzt. Außer dieser hier noch nie ge- scheuen AltraktwN allerersten Ranges enthält da» Programm acht weitere durchweg vorzügliche Nummern, sodaß ein Besuch de- Wiorergarteos nur empfohlen werden kavn — Chemnitz. (Sitzung des Bezirksausschusses) U.ber den Entwurf einer Wohnunglordnuog für die Gemeinden deS Bezirks der AmtShauptmanvschasl Chemnitz referierte Herr RegierungSrst Dr Carlitz Der Herr Ref.rcnt begründete eingehend die Not wendigkeit einer solchen Wohnung-ordnung, vor allem für solche ländlichen Gemeinden, in denen sich die Bau- spekulation bemerkbar macht. Diese WohnangSordauog, »ie auch nach dem neue» allgemeinen Ballgesetz ge- wrde.t wird, soll dem Zwecke dienen, zu verhindern, daß von Spekulanten Wohnräume geschaffen «erden, die deu zu stellendcu Anforderungen in gesundheitlich« und sittlicher Hinsicht nicht genügen Der Entwurf soll für die Gemeinden keiocSwcg» bindend sein, ihncv vielmehr nur Anregung geben, den Wohuungtver- hältvissen besondere Aufmerksamkeit zu w^tmen und hu den Sittiche« Verhältuisscu aozupassen. Der Be- zirkSsuSschuß erkannte den Wert einer solchen Woh nungsordnung an, beschloß jedoch vorläufig »ur Kennt nis zu nehmen, um die Bestimmungen zunächst »och näher^prüfen zu können. Dem gleichen Zwecke, Ver- b^sseruuzen der WohvuvgSvcrhältmssc io den größeren Gemeinden mit starker baulicher Entwickeluag drent weiter der Entwurf cioer Polizciordouag die Beauf sichtigung von Mietwohnungen, sowie der zum Auf enthalte von Dienstboten, GewerbSgehilfen. Lehrlingen und Arbeitern bestimmten Räume betreffend. Auch über diesen E-twurs referierte Herr NegierungSrat Dr. Carlitz. El handelt sich hierbei, wie der Herr Referent sowohl alt auch der Herr Amt-Hauptmann betonten, nicht darum, eine strenge Pol-z ivorfchrift zu schaffen, sondern ^vielmehr darum, eine WohlfahrtSeinrichtuug io« Leben zu rufen, die dazu geeignet ist, in mildester Form da Wand l zu schaffeu, wo die WohuungSver- hältnisse iu Bezug aui Sicherheit, Gesuodhcir oder Sittlichkeit zu wünschen übrig lassen. Zu diesem Zwecke sollen vom Gemeiodevorstande bestellte vertrauens würdige Leute soz. Wohoungkpfleg«, 1 die Mi t Wohnungen und «mieteten ArbeitSräume — Arbeits- räume in Fabriken sind dabei nicht inbegriffen — von Zeit zu Zeit darauf hin prüfen, daß durch die innere Einrichtung dieser Wohnungen rc. Sicherheit, Gesund heit und Sittlichkeit der Bewohner nicht gefährdet stad; 2 andere Wohnräume und die zum Aufenthalt von Dienstboten, GcwerbSgehilsen, Lehrlingen und Arbeiter» iesttmmtcn Räume, soweit sie nicht unter 1 fallen, ollen nur in besonderen Fällen besichtigt werden, wenn irgendwelche bckanntgewordeneu Nachteile dies erfordern. Finden sich bei diesen Besichtigungen Mängel, so hat der Wahnuvgspfl-g« darauf aufmerk- am zu machen, um deren Abstellung zu ersuche» und erst, wenn diesem Ersuchen nicht entsprochen wird, dem Gemeindcvorstande Anzeige zur Veranlassung der Weiteren zu machen. Diese Wohnungsverordnung soll zunächst ohne bestimmten Geltungsbereich erlass » werden und am 1- Juki d- IS. in Kraft treten. Erst in zweiter Linie wird dann von der Köaigl. Amts Hauptmannschaft mit dem ihr beigeordneten Bezirks ausschüsse beschlossen werden, für welche Gemeinden des Bezirk» die neue Ordnung Geltung haben soll. I« Frage kommen würden dabei vor allem größere Ge meinden mit stark entwickeltem Bauwesen. Der Be zirksausschuß stimmte dem Erlaß der WohuuugSver- ordnung, nachdem verschiedene geltend gemachte Be- dcvken erledigt waren, zu. Bezüglich der Ausleihung von Gparkasscogelderu hatte kürzlich eine Gemei .de des hiesigen Bezirk» infolge einer gemachten üblen Er fahrung beschlossen, au Besitzer ländlicher Grundstücke keine Darlehen zu gewähren. In einer ergangcuen Verordnung hat nun das Ministerium darauf verwiesen, »aß es nicht dem Zwecke der Gemcindesparkasse ent spreche und nicht zulässig sei, gewisse Kreise — besonders wenn es sich dabei um Gemcivdemitglicd« handle — von der Gewährung von Darlehen auSzuschließen. Die Gcmemdesparkasscu sollten in erster Linie volkswirt schaftlichen Zwecken und »ur nebenbei geschäftlichen dienen. Der Bezirksausschuß »ahm hiervon Kenntnis. Genehmigung fanden die SchaukcrlaubniSgesuche von E. A. Meier in O.lSvitz i E., K- F Heinig in Lugau, L. A. vcrehel. Uhlmann in Wüstevdravd. — Glaucha«. In unserer Stadt soll im Herbst dieses Jahres eine Ausstellung gärtnerischer Erzeugnisse stattfinden. Sie wird vom hiesigen Gärtuerverein veranstaltet und sollen dazu weitere Kreise der Stadt und Umgebung herangezogen werden. Als Termin der Eröffnung der Ausstellung ist der 19. September festgesetzt. — Zwickau. Gegen zwei hiesige Kurpfuscher stellte der hiesige ärztliche BezirkSvereiu Strafantrag wegen unlauteren Wettbewerbs. Die Königliche Staats- anwaltfchast lehnte ein Vorgehen ab. Neuerdings hat aber daS Reichsgericht entschieden, daß jenes Gesetz auch auf die Heilkunde anzuwenden ist, infolge dessen wird das gedachte Strafverfahren wohl wieder ausgenommen werden. — Infolge des Verbotes der Anwendung von Kohlenfeuerung in den Bäckerei« zu Bad Elfter wäh rend der Badesaison haben Ende voriger Woche in An wesenheit deS Herrn Badekommißars von Scydewitz und der Gemeindevertretung Probeheizungen der Backöfen mit böhmischen Braunkohlenbriketts stattgefunden, deren Rauchentwickelung angeblich geringer ist als bei loser Kohle. — Bad Elfter, 16. März. Beim Beschneiden eines HollunderstraucheS im Garten einer hiesigen Billa glitt am Dienstag der 40jährige Gärtnerei- arbeiter Ernst Fleißner von der Leiter ab, ein Ast brach und Fleißner stürzte gegen drei Meter tief aus ein eisernes Geländer, dessen Spitzen sich tief in den Körper des Unglücklichen einbohrten. Da die Billa jetzt unbewohnt ist und die Hilferufe Fleißners nicht gehört wurden, so mußte derselbe sich mühsam selbst ouS seiner schrecklichen Lage befreien. Atzt liegt er schwerkrank darnieder. — Döbel«, 16. März. Der Sächsische Schuh macher JnnungSverband hielt gestern hier eins erweiterte LorstansSsitzung ab, an der Schuhmachermeister aus zahl reichen sächsischen Städten, ferner auch d e Redakteure der Leipziger und der Berliner Schuhmacher-Fachschfift und Gewerbeka-nmer-SyndikuS Dr. Engelmann-Plauen teil nahmen. Längere Zeit wurde über den vorgel.-gten Ent- wurf z i einer Anleitung über die schriftliche und münd- llche P üfung der Lehrlinge des Schuhmacherhandwerks zesprochen Diese Anleitung soll zugleich ein Lehrbuch für Meister und FortbildungSschullehrer sein und wurde al« »orzüglich bezeichnet. Es wurde beschloßen, den Ent- wurf nochmal« von einer Kommission durchsetzen und den Innungen sür diese Oslerprüfungen nur eine vorläufige Anleitung zugehen zu laßen. — Geringswalde. In Anbetracht des be- schränkten Raumes im Rathaufe hat der Stadt gemeinderat beschlossen, im nächste« Jahre einen Neu- vau vorzunehmen. Zu diesem Zweck sind zwei an daS jetzige Rathaus anstoßende Privathäufer erworben worden, die Ende 1903 übergeben werden müssen. — Die Gemeinde Wildenfels hat wegen d s durch den Wrgzug eines großen Steuerzahlers verur sachten EmnahmeauSfallS beschlossen, den Gemeinde beamten den Erlaß von 20 Prozent der Einkommen steuer, den sie bisher genossen hatten, nicht mehr zu gewähren. Pl«ue«, 14 März. Wie der „Boztl. Auz." berichtet, ist eioe Vereinig«-- sämtlicher deutschen W.berrie- englischer Gardine« gegrüadct worden. Alle in Deutschland bestchevdeu Fabriken für englische Gardine« ohne Ausnahme haben ihre« Beitritt erklärt. Der Beitritt ist auf drei Jahre unkündbar. Die Ver- eiuiguug will die MWim-e in der Fabrikation be- seitigc«, die Preise regel« und der Überproduktion und »em dadurch bedingte« Konkurrenzkämpfe begegnen. Zum Stz der Vereioiguug ist Falkenstein i V. ge wählt worden. — Die Handels- und Gewerbekammer zu Plaue« war keim Ministerium deS Innern vor stellig geworben, beim Bundesrat zu erwirken, daß dem 8 123,5 der Gewerbeordnung ein Zusatz gegeben werde, nach dem Gesellen und Gehilfen vor Ablauf der vertragsmäßigen Zeit und ohne Aufkündigung ent- losten werden können, wenn sie sich Vergehen gegen ihre Mitarbeiter zu fchulden kommen lasten. Das Ministerium hat jedoch geantwortet, daß ihm biLh.'r Unzuträgllchkeiten, die auf den Mangel der gewünschten Bestimmung zurückgeführt werden könnten, nicht be- kannt geworden seien, so daß gegenwärtig keine aus reichende Veranlassung vorliege, die Erweiterung des 8 123 der Gewerbeordnung zum Gegenstand eines vesoud.-ren Antrages beim Bundesrate zu machen. — Reicheubach i. B. Sine beachtenswerte Polizeioerordnung beschloß der Rat hier zu erlaßen, nach Welcher Semmel- und Mehlzusatz bei Würsten verboten und nur für Leberwürstc Semmclzusatz zugelaßen wird unter der Voraussetzung, daß dieser Zusatz besonders an- gezeigt wird- — Aue» Ein Opfer seines Berufes wurde am Donnerstag mittag der Wazenmeister am Bahnhof Aue Paul Illing aus Alberoda. Derselbe wollte ein neun Jahre alies Mädchen vom Tode retten, wurde dabei vom P. ffr erfaßt und ihm der Brustkorb eingedrückt- — Oelsnitz i. B., 19. März. B-rmutlich beim Ueberschreiten des BahngleiseS an verbotener Stelle ist gestern früh der Sticker Selle aus Borgen in der Nähe von Lottengrün von der Lokomotive eincs PersonenzugeS in den Ricken gestoßen und die Bahnböschung hinabgeschleudert worden. Ec wurde kurz nach dem Unfälle von dem revidierenden Bahn wärter entseelt ausgesunden. Druck und Verlag von I. Ruhr Nachfolger, Max Förster Hohenstein-Ernstthal. — Verantwortlicher Redakteur Max Förster — Hohenstein-Ernstthal.
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