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Wochentag abends für den folgenden Tag und nehmen außer der Expedition auch die Au-träger aut kostet durch die Austr^er pro Quartal Mk. 1,bb MS /M I» MM dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- durch die Pos. Mk 1,82 frer w« Hans. Expeditionen solche zu Originalpreisen. Hohrustrtn-GrAstthal, Overlungmitz» Gersdorf« Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, ZMgmberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w A lrrtsblcrtt für das Königliche Amtsgericht und de« Stadtrat z« Hohenstein - Er»ftthal. Vr gcrir alle«: Genreinöe-Verwaltrrngerr öer urnliegenöen Grtschcrfteir. Mittwoch, den 15. April 1903. OdWWWM Nr. 85. 53. Jahrgang. Wir bringen hiermit die Bezahlung des Schulgeldes, Fortbilduugsschulgeldes und des- jeuigen für fremdsprachliche» Unterricht auf die Monate Januar bis mit Mürz lfud. Js. nochmals in Erinnerung mit dem Bemerken, daß das bezeichnete Schulgeld nunmehr längstens bis zum 18. lfdu. Monats an die hiesige Stadtsteuereianahme — Rathaus, Zimmer Nr. 2 — abzuführen ist. Alle nach Ablauf dieses Termins «och verbleibenden Rückstände werden dem Ratsvottzieher zur zwangsweisen Beitreibung überwiesen werden. Hohenstein-Ernstthal, am 6. April 1903. Der Stüdtrat. vr. Polster, Bürgermeister. St. 2. Bezirks schule. Die Aufnahme der Neulinge findet Mittwoch, den 15. April, vormittags 9 Uhr in der Tnrnhalle statt. Hohenstein-Ernstthal, am 4. April 1903. Dir. Patzig MWtMe HüMunMule. Die Anmeldung zur obligatorischen Fortbildungsschule (Neustadt) hat den 16. April, nach mittags von 2—4 Uhr zu erfolgen. Der Unterricht beginnt DienStag, den 21. April, nachmittags 5 Uhr Hohenstein-Ernstthal, den 14. April 1903. Patzig, Dir. der oblig. Fortb. Ler hollSMsche Generalstreik gescheitert. Das Aussichtslose ihres Beginnens ist der trei benden Kraft des Streikes, dem Schutzkomitee der hol ländischen Gewerkschaften, zum Bewußtsein gekommen, denn es hat am Freitag, wie schon kurz milgeteilt, den allgemeinen Ausstand der Arbeiter wieder aushören lassen. Dieser Beschluß stößt zwar in der Arbeiter- schäft selbst noch vielfach auf Widerspruch, er dürfte aber nichtsdestoweniger sehr bald zur Durchführung gelangen, zumal bekanntlich die zweite Kammer die Streikvorlagen der Regierung mit erdrückender Majo rität genehmigt hat und damit das eigentliche Ziel der AuSstaudSbewegung, die Vereitelung dieser Gesetz- entwürfe, hinfällig geworden ist. So blieb der Streik- leitung nichts anderes übrig, als mit dem Eingeständ nis der erlittenen Niederlage vor die Oeffentlichkeit zu treten. Ja, so rin Generalstreik ist eben in mehrfacher Hinsicht ein zweischneidiges Schwert. Die bedeutsame Wendung, die die ganze Streik angelegenheit genommen hat, ist übrigens auch den direkt Beteiligten überraschend gekommen, den ein hollän discher Korrespondent des „L.-A." telegraphiert seinem Blatte: Wie eine Bombe platzte hier die Depesche aus Amsterdam in die Reihen der Streikenden hinein, daß der Schriftführer des BerteidigungSausschusseS den Ver tretern der Presse mitteilte, der Generalstreik sei auf gehoben worden. Es ist klar, daß die sozialistischen Führer in Amsterdam ernsten Schaden für ihren Be sitzstand im Parlament und anderswo befürchtete», wenn sie heute die fatale Frist für die Wiederanmeldung der sonst zu entlassenden Ausständigen verstreichen ließen. Der örtliche BerteidigungSauSschuß behauptet hier allerdings, von nichts zu wissen, aber der näm- liche Ausschuß verkündete auch noch Donnerstag abend in öffentlichen Versammlungen, daß der Streik für die Arbeiter gut stehe, während eS bereits klar war, daß die Karre schief ging. Die Probe mit dem General streik ist somit auch diesmal völlig mißlungen. Unter den Dockarbeitern beginnt bereits eine wilde Flucht nach den Schiffen. In Amsterdam, wo der Bäckerstreik sich schon gestern verlief, und die Gas versorgung auch nicht einen Augenblick stockte, während in der elektrische« Zentrale Ingenieure an die Stelle der Streikenden traten, bleibt nur die Aussperrung der Arbeiter im Transportgewerbe seitens der Arbeiter be stehen. Die Folgen der erlittenen Niederlage machen sich für die Ausständigen und ihre Führer bereits in empfind- kicher Weise bemerkbar. Hierüber ist dem „L.-A." daS weitere Telegramm zugegangen: Rotterdam, 11. April. Wenn alles geht, wie die Regierung erwartet, wird das Streikgesetz noch heute von der Ersten Kammer verabschiedet, von der Königin gezeichnet und sofort in Wirkung gesetzt werden. Auch die Furcht vor den scharfen Strafbestimmungen hat nicht unerheblich dazu beigetragen, die Führer der Bewegung zum Rücktritt zu veranlassen. In Amster dam find sie schon als „Verräter" bezeichnet worden. Die sozialdemokratische Sache hat eine gewaltige Schlappe erlitten, von welcher sie sich nicht sobald erholen wird. Troelstra und Schaper, die zwei sozialistischen Abge ordneten, sind gestern vom Haag nach Amsterdam zurückgekehrt in einem von „Streikbrechern" gefahrenen Zug. DaS Publikum und die Truppen auf dem Bahn steig gaben ihnen das Geleit unter Absingen der „Wilhelmus". ES wird noch von einigen Ultra- revolutionären versucht, die Fiktion eines Streiks aus rechtzuerhalten, da es noch immer Entlassene in ge nügender Anzahl gibt, um StreikversammlungS-Material zu stellen; aber aus der Bewegung wird nichts mehr. Unter den durch den Streik arbeitslos Gewordenen herrscht große Erbitterung gegen die Führer. In Amsterdam nahm die Arbeit in den elektrischen und Gaswelken gestern abend wiederum den normalen Lauf. Aus den Zügen reisen Hunderte von Ferienreisenden. In Amsterdam sucht Domela Nieuwenhuis Genossen zur Bildung eines extremen BerteidigungSausschusseS, um die Zurückziehung des Streikgesetzes „aus revo lutionärem Weg" zu bewirken, so daß es immerhin möglich ist, daß es in Amsterdam noch zu Ruh:- störungen kommt, aber das alles ändert nichts an der Tatsache, daß der Generalstreik mißlungen ist. Die Regierung wird aber für den Fall, daß eS noch zu ernstlichen Unruhen kommt, nicht unvorbereitet sein. Ein Telegramm besagt: Amsterdam, 11. April. Dit Zwistigkeiten zwischen den Arbeiterorganisationen haben die Militär- behörden veranlaßt, strengere Instruktionen zu gebe». Es wird eine Vermehrung der in Amsterdam stehen den Truppen um ein Grenadierbataillou geplant. Beim geringsten Zeichen von Ruhestörungen soll der Belage- rungszustand über Amsterdam verhängt werde». Amsterdam, 11. April. Die Erste Kammer hat die AuSstaudSvorlage nach einer Rede Kuypers einstimmig angenommen. Dir Königin hat ihre Sank- tion erteilt. Das Gesetz ist sofort in Kraft getreten. Die Miliz wird wegen der Notwendigkeit, die Bahn- strecken zu bewachen, nicht entlassen werden. Sin Teil der Ausständigen will vom Ende des Ausstandes nichts wissen. Die Beschlüsse der heutigen Nachtver- sammlungen werden von den Fachvereinen geheim ge- halte«, allein man glaubt nicht an daS Auftreten eines neuen Schutzkomitees unter Leitung von Domela Nieuwenhuis; bei beiden Eisenbahnen finden stets neue Einstellungen früherer Ausständiger statt. Letztere Meldungen besagen: Amsterdam, 12. April. Die für gestern abend einberufene Versammlung des Schutzkomitees und des von den Leitungen der Arbeiterorganisationen ernann ten Komitees dehnte sich bis heute früh 6>/z Uhr auS, ohne daß ein Beschluß gefaßt wurde. Heute abend wird eine neue Versammlung stattfinden, in welcher das Schutzkomitee das Wort erhalten wird, um sein Verhalten zu rechtfertigen. Amsterdam, 13. April. Die gestern abend eröffnete neue Versammlung der Arbeiterführer war heute in der Frühe noch nicht beendet, doch verlautet, daß sie wesentlich ruhiger als die der vorhergehenden Nacht verlaufen sei. Unverbürgt wird berichtet, man habe sich dahin geeinigt, dem Vorgehen des Schutz komitees die Billigung auszusprechen und dem Komitee Entlastung zu erteilen, sowie von der Aufstellung eines neuen Schutzkomitees abzuschen. Amsterdam, 13. April. Ueber das Ergebnis der in vergangener Nacht stattgehabten Sitzung des Schutzkomitees und der Arbeiterführer erfährt das „Reutersche Bureau", daß das Komitee sich aufgelöst hat, und daß ein neues Komitee nicht eingesetzt worden ist. Jedoch werde auch fernerhin ein gewisses Band zwischen den Bereinigungen bestehen bleiben, welche sich unter dem aufgelösten Schutzkomitee zusammen- geschlossen hatten. Bon den ädrigen Streiks. Der Maurerstreik in Basel ist infolge Eiugrei- fens der Regierung beendet worden und schloß mit einem Erfolge der ausständigen Arbeiter, denen fast sämtliche Forderungen bewilligt wurden. — Auch in Rom herrscht völlige Ruhe, wenn auch noch nicht alle Differenzen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern beigelegt sind. Die Stadt zeigt ihr gewohntes Aus- ikhea, und Königin Helena, sowie die Königin-Witw Margherita konnten gestern unbesorgt die üblichen Be- suche in eivigen Kirchen abstatten. — DaS Gerücht, eS hätten infolge deS Streiks zahlreiche Fremde Rom verlassen, ist, wie weiter gemeldet wird, falsch; im Gegenteil bringen die Züge sehr viele Touristen. Vom Generalstreik in Rom, wie er noch vor wenig Tagen aussah, sendet man überdies folgende ausführliche Schilderung: Schon ließen die Verhandlungen zwischen den Druckereiarbeitern und den Arbeitgebern eine glückliche Lösung des Ausstandes erhoffen, da warf die Forderung der Arbeiter, daß die Besitzer die inzwischen angestellten Ersatzleute entlassen sollten, alles wieder um. Die Besitzer weigerten sich, ihre Freunde in der Not vor die Tür zu setzen, worauf die 2 ruckereiarbeiter die Unterstützung der anderen arbeitenden Klassen anzunehmen beschlossen. Draußen in Trastevere in der Holzbaracke des Theaters Pietro Cofsa, dessen Besitzer von den Arbeitern eine goldene Medaille gestiftet wurde, weil er seine Räume fit- 40 Tage den Streikenden ohne Entgeld überlassen hatte, wurde der »olgenschwere Beschluß des allgemeinen Ausstandes gefaßt. Inzwischen war die Hauptstadt von einem Ende zum anderen militärisch besetzt. Patrouillen von Karabinieri und Stadtpolizisten durchzogen die Straßen. Beim Ponte Garibaldi standen drei Schwadronen Kavallerie auf der Wacht, die Via Arencola verbarrikadierten Bersaglieri mit aufgeflanztem Bajonett, kompagnieweise in Abständen von 50 zi. 50 Metern. Als endlich der Parpagnoli die Leidenschaften der Massen entflammt hatte, da erscholl einstimmig der Ruf „Wir wollen den allgemeinen Aus stand I Es leben die Barrikaden", und in schwarzen Schwärmen zog die erregte Menge der Stadt zu, wo sie gleich beim Eintritt in alle möglichen Winkel und Gäß chen zersprengt wurde und die Militärkordons Mann für Mann passieren mußte. Als die Römer am Mittwoch früh erwachten, stand von den 4000 Droschken der Stadt keine auf dem Platze, die Straßenbahn zirkulierte nur auf den Hauptlinien, die Wagen wurden von den Stadtpolizisten geführt, welche sich auf den Befehl des Bürgermeisters im vorigen Jahre daS Patent al« Wagen führer erwerben mußten — eine Maßregel, die sich heute als höchst weise zeigt. Jeder Wagen war von drei Carabinieri besetzt, aber da« hinderte nicht, daß ab und zu, von verbrecherischer Hand geschleudert, ein Stein die Scheiben klirrend zerbrach und dieser und jener Passa ier verletzt wurde. Einmal versuchte die Menge einen mit feinem Porzellansande beladenen Karren auf den Gleisen zum Stehen zu bringen, der Kutscher des Gefährtes aber, der richtige altrömische bissige Karrettiere, warf unter einer Flut von Schimpfwörtern den Verwegenen, die sein Pferd zu berühren wagten, Sand in die Augen, so daß man ihn schleunigst wieder frei gab. In all diesem Ge ¬ tümmel bewegte sich ruhig, als ginge ihn die Sache nichts an, den hohen Cylinder auf dem Kopf und die Virginia zwischen den Zähnen, die charakteristische kleine Figur der Exzellenz Biancheri. Der erste ernstere Zu sammenstoß zwischen der Menge und der bewaffneten Macht erfolgte in der Nähe deS Ponte Rotto. Als die dort angesammelten Menschen nicht sofort nach den drei warnendenTrompetenstößenauSeinandergingen.rittKavallerie heran, und die flachen Klingen sausten auf die Menge nieder, die schreiend auSeinanderstob. Die Piazza Colonna bot, militärisch besetzt, einen merkwürdigen Anblick. Auf der einen Seite stand eine Kompagnie Bersaglieri, auf der andern eine Kompagnie Karabinieri und in der Mitte ves Platzes ließ ein Kavallerieleutnant seinen Zug Evalutionen ausführen. Die Zahl der schon bald internationalen Nach richten von Ausständen und Unruhen erhält einen eigenartigen Zuwachs aus Spanien. Ueber eine Kinderrevolte, wie sie sich in Zaragoza abgespielt hat, berichten die spanischen Zeitungen folgendermaßen: Tumulte wurden in Zaragoza von dem Gouverneur aus daS Schärfste geahndet. Bei einem Zusammen stoß zwischen dem Bolk und der Polizei wurden drei Schutzleute durch Steinwürse schwer verletzt, ferner wurde ein Bauer durch einen Gendarmen überritten, sodaß er augenblicklich tot blieb, und diele Bürger er- litten noch mehr oder minder schwere Berletzungen. Später zertrümmerte die auf das höchste erbitterte Menge fast sämtliche Laternen und viele Auslagen und Schaukästen. Daraufhin wurde die Garnison auf- geboten, die Truppen in die einzelnen Quartiere ver- teilt und so erwarteten die Behörden, daß daS Bolk endlich eingeschüchtert und die Ruhe wieder hergestellt werden würde. Da trat ein Ereignis ein, dem man zuerst ratlos gegenüberstand. Um 7 Uhr abends jammclte sich eine Anzahl von Kindern, ungefähr 40 an der Zahl, vor dem GouvernementSgebäude der Stadt an: Knaben zwischen acht und zwölf Jahren, kleine Mädchen von noch zarterem Alter, alle vereinten sich, mit Pfeifen, Geschrei und Gejohle dem Herrn Gouverneur ihr Mißfallen an seinen drakonischen Unter- drückuugSmaßregeln zu bezeigen. Einige Polizisten wurden herausgeschickt, um die Kinder mit Stöcken auSeiuanderzutreibe». Durch diesen Angriff mehr er mutigt als erschr ckt, begannen die Kleinen ein so in fernalisches Jndianergeheul anzustimmen, daß zuerst an allen Türen und Fenstern erstaunte Gesichter er schienen, dann aber die Mütter und Väter auf die Straße stürzten, in der Furcht, daß die Polizei die Kinder totschlagen würde. Allmählich sammelte sich ein großes Publikum, das sich neutral verhielt, doch kamen von Augenblick zu Augenblick immer mehr Kinder heran, die in das Geheul der übrigen einstimmten. Schließlich gelang es der Polizei, die auf ungefähr 100 Köpfe angewachsene Kindcrschar in eine enge Straße zurückzudrängen. Die Kinder ließen jedoch nicht mit ihrem Geschrei nach. Angefeuert durch den Mob begannen nunmehr die Kinder, mit Steinen zu werfen, so daß die mitterweile sehr verstärkte Polizei macht Verletzte aufwics. Da wurde die berittene Zivilgarde avsgeboten. Die Kinder schrieen und pfiffen weiter wie in einem Krampfe, der ihnen nicht aufzu hören erlaubte, und erst nach Stunde», von einem Trottoir aus daS andere gehend, wurde die jetzt mehr als 500 Kinder zählende „Revolutionsschar" aus einen großen, freien Platz gedrängt, wo man dann endlich vermochte, die Kinder zu zerstreue». Als spät in der Nacht der Gouverneur durch die Straßen ging, befahl er, gegen den Rest der Kinder mit mehr Energie vor zugehen; daS Refultat war: 26 leicht- und drei schwerverletzte Kinder. WMs vW«ais j> KchMktliW am 14. April 1WS. Vorsitzender: Herr AmtLgerichtSrat Käßberg. Schöffen: Die Herren Gutsbesitzer Kretzschmar.Gers dorf und Handschuhfabrikant Bogel-Oberlungwitz. ES stehen nur zwei PrivatbeleidigungSklagen zur Verhandlung, in denen zu 1. Herr Rechtsanwalt Dr. Haubold, zu 2. Herr Rechtsanwalt und Notar Dr. Dierks die Kläger vertritt. Zur ersten Klagsache Bergert gegen Böhm ist der ordnungsmäßig geladene Beklagte nicht erschienen, drei jugendliche Zeugen dagegen zur Stelle und eS beschließt