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308 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 6, 9. Januar 1912. 10 Prozent wurde von den Arbeitgebern abgelehnt. So besteht vorderhand für die in Frage kommenden Buchdruckereihilfsarbeiter kein Tarif. Ob die beschlossene Forderung, im Hinblick auf die Teuerung durch Hausverträge eine lOprozentige Zulage zu er langen, im Weigerungsfälle zu einer Arbeitsniederlegung führen wird, muß trotz aller Warnungen der Ortsverwaltung, nicht unbe dachtsam zu handeln, abgewartet werden. Die Stimmung ist jedenfalls gereizt und die Lage äußerst kritisch. Neuer spanischer Zolltarif. — In der »Vaestg. cks Nkckriä« vom 30. Dezember 1911 ist ein neuer Zolltarif vom 27. De zember 1911 veröffentlicht, der am 1. Januar 1912 in Kraft ge treten ist. Zollerhöhungen gegenüber dem alten Tarif finden keine Anwendung auf solche Waren, die mit direktem Konnosse ment oder unter Aufnahme in einen Eisenbahnfrachtschein oder ein von den spanischen Konsuln visiertes Manifest aus dem Herkunftsort im Ausland bis zu dem Tage ab- gesandt sind, an welchem der Tarif in Kraft tritt. Die Zollerhöhungen sollen auch keine Anwendung finden auf die Waren, deren Abfertigung noch in der Schwebe ist, ferner aus solche, deren Lagerfrist noch fortläuft, sowie auf solche, die sich in Lagerhäusern (en äs^onto) befinden und innerhalb eines Zeit raums von 7 Tagen zum Verbrauch angemeldet werden, von dem Tage ab gerechnet, an welchem der Tarif in Kraft tritt. Waren, für welche der Zoll ermäßigt ist, genießen diese Vergünstigung sofort; darunter gehören auch die in der Zollabfertigung begriffenen sowie die in den Zollniederlagen und Lagerhäusern lagernden Waren. (Nachrichten für Handel, Industrie u. Landwirtschaft.) Funkentelegramme an Lchiffe in Lee. — In der Adresse der Funkentelegramme an Schiffe in See ist bestimmungsmäßig außer dem Namen des Empfängers und des Schiffes auch die Küstenstation zu bezeichnen, der das Telegramm zur funkentele- graphischen Übermittlung an das Schiff zugeführt werden soll. Die An- gabedieser Station ist demAbschrder oft nicht möglich, weil ihm der je- weilige Aufenthaltsort des Schiffes unbekannt ist; mitunter werden von den Absendern auch Küstenstationen namhaft gemacht, die in dem amtlichen Verzeichnis nicht aufgeführt sind, so daß bei der Aus lieferung Zweifel darüber entstehen können, wohin die Tele gramme zu leiten sind. Um in solchen Fällen die funkentele graphische Übermittelung nach Möglichkeit sicherzustellen, ist die Einrichtung getroffen worden, daß die Auflieferungsanstalt derartige Telegramme ohne besondere Kosten für den Absender zunächst einer Zentralstelle bei dem Haupttele graphenamt in Berlin zuführt, die auf Grund des ihr zu Gebote stehenden besonderen Materials oder durch Anfrage bei den in Betracht kommenden Gesellschaften über den Standort der Schiffe den Beförderungsweg zu ermitteln und für die Weitergabe der Telegramme zu sorgen hat. Bei diesem Verfahren ist die Aufgabeanstalt nicht immer in der Lage, die vom Absender zu zahlenden Gebühren sogleich bei Auflieferung der Telegramme genau festzustellen, der Absender hat daher zu- nächst einen Betrag zu hinterlegen, der den voraussichtlich »nt- stehenden Gebühren entspricht; sobald von der Zentralstelle die Mitteilung über die Weiterleitung der Telegramme und über die Höhe der entstehenden Gebühren eingeht, wird der etwa zu viel hinterlegte Betrag dem Absender erstattet oder der fehlende Betrag nachträglich eingezogen. Das Verfahren ist nach längerer Probezeit, während welcher es sich durchaus bewährt hat, nunmehr endgültig ein- geführt worden. Für den funkentelegraphischen Verkehr mit Schiffen in See ist damit eine wesentliche Erleichterung geschaffen. Sine Berliner Gedächtnisausstellung für Friedrich den Großen. — Dem »B. L.-A « zufolge wird zum 200. Geburtstage Friedrichs des Großen am 24. d. M. in den Ausstellungsräumen der Akademie der Künste am Pariser Platz eine umfangreiche Ausstellung unter dem Titel »Friedrich der Große und die Kunst« eröffnet werden. Neben alten Gemälden und Plastiken aus der Zeit des Herrschers sollen auch moderne Kunstwerke ausgestellt werden, die ihren Motiven nach mit der Epoche Friedrichs des Großen in Beziehung stehen. Ein Goethe-Loewe-Bund. — Einen Aufruf zur Begrün dung einer Gesellschaft zur Förderung national-volkstümlicher Kunst unter dem Namen Goethe-Loewe-Bund erläßt vr. Albert Ltern in Weimar. Loewe, der in enger Beziehung zu dem Enkel Goethes, Walter von Goethe, der sein Schüler war. und zu dessen Mutter, Ottilie von Goethe, stand und mehr als fünfzig der schönsten Blüten der Goetheschen Lyrik vertonte, wird von Stern als der Wegweiser bezeichnet, den wir in der Musik brauchen, »der uns zur Natur und zu den ursprünglichen Quellen der Musik zurückführt«, genau in dem Sinne, wie Goethe für die Dichtkunst die Wege weist. Die Gesellschaft soll eine Phalanx bilden, die der in unserem Kunstleben herrschenden Unnatur sich entgegenstellt und auf eine Geschmacksveredlung in Dichtkunst und Musik hinarbeitet. — Ob das durch Gründung eines Goethe-Loewe-Bundes erreicht wird, erscheint uns recht zweifelhaft. 15. Internationaler Kongreß für Hygiene und Demo graphie. — Für den im September d. I. in Washington statt findenden 15. Internationalen Kongreß für Hygiene und Demo graphie hat sich ein Deutsches Nationalkomitee gebildet, dessen Vorsitz der Präsident des Reichsgesundheitsamtes vr. Bumm übernommen hat. Die Geschäfte als Generalsekretär führt Stabs arzt Prof. vr. Hoffmann, Berlin AW. 40, Scharnhorststraße 35. Ein Denkmal deutsch.amerikanischer Journalisten. — Wie die »Deutsche Korrespondenz« mitteilt, wird in St. Louis ein Denkmal für die drei berühmten deutsch-amerikanischen Journa listen Karl Schurz, Emil Pretorius und Karl Daenzer errichtet werden, zu dem der »Brauerkönig« Adolphus Busch 80 000 .X ge stiftet hat. Ein lokales Komitee wird außerdem noch 60 000 aufbringen. Ein Dheatermnsenm in London. — In literarischen und dramatischen Kreisen Londons plant man seit längerem die Gründung eines Theatermuseums großen Stils, wo Dramatiker, Schauspieler und Kritiker gleichermaßen allseitige Gelegenheit zu technischen Fachstudien finden sollen. Privatsammler, Bühnen direktoren und Schauspieler unterstützen den Plan. Es ist auch wahrscheinlich, daß das neue vi^ories.! Hlussuni in Kensington eine besondere Abteilung für Theatergeschichte einrichten wird. Die Gründung eincS ReichSschulmusenmS ist schon wiederholt angeregt worden. Jetzt sind beim Reichstage wiederum zwei Eingaben, und zwar vom Berliner Lehrerverein und vom Nationalliberalen Ortsverein in Schöneberg, eingegangen, die für die Gründung eines Reichsschulmuseums eintreten. Nene Bücher, Kataloge »sw. für Bnchhändlcr. Das literarische Echo. Halbmonatsschrift für Literaturfreunde. Begründet von vr. Josef Ettlinger. Herausgegeben von vr. Ernst Heilborn. Verlag von Egon Fleische! L Co. in Berlin. 14. Jahr, Heft 7. I. Januar 1912. Lex-8°. Sp. 447—522 m. 2 Porträts. Inhalt: G. Ransohoff, Zu Moliere. — Hans Franck, Emil Ludwig. — Kurt Münzer, Altes und Neues aus dem Norden. — Hermann Uhde-Bernays, Carl Aldenhovens Aufsätze. — Leonhard Adelt, Von Helden, Liebenden und Narren. — Karl Strecker, Neue Nietzsche-Literatur. Personalnachrichten. 70. Geburtstag. — Am heutigen Tage vollendet Herr Hof buchhändler Hans Feller, seit 1872 Inhaber der Firma seines Namens in Karlsbad, in voller geistiger und körperlicher Frische sein 70. Lebensjahr. Der Jubilar hat sich u. a. in seiner Eigen schaft als Präsident des Verbandes der Buchdruckereibesitzer in Böhmen, als Vizepräsident des Reichsverbandes der Buchdruckerei besitzer in Österreich, als Vizepräsident des Reichsverbandes der österreichischen Journalisten- und Schriftstellervereine in Wien und als Vizepräsident des Zentralvereins der Zeitungsunterneh mungen in Wien besonders auf dem Gebiete der journalistischen Berufsorganisation durch seine rastlose Tätigkeit große Verdienste erworben.