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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.02.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190302104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19030210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19030210
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-10
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.02.1903
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T»ic»,eschichte. ich ganz neue Spuren vor. Staatsanwalt Schweigger «laubnis nicht erteilt wird, werde Caracas vom Montag in Konitz soll bereits benachrichtigt sein und die Er- ,b ohne GaS sein. Russel berichtete über die Auge- Hebungen eingeleitet haben. I.-genheil nach Washington. ist, lautet: „Welche Stellung nimmt die Königliche Staat»- regierung zu dem in weiten Kreisen von Handel und In dustrie bekundeten Verlangen nach Aufhebung der Gerichts- ferien ein? Erkennt dieselbe eS al» «in Bedürfnis an, vaß diejenigen Zivilprozeffe, welche der Eile bedürfen und nach ihrer Sache und Rechtslage ohne Schwierigkeit als« bald erledigt werden können, gleichwohl aber nach der bisherigen GerichtSpraxi» nicht als Feriensachen behandelt werden, auch innerhalb der GerichtSferien zur Verhand- lung und Entscheidung kommen? Ist die Königliche EtaatS. regier ung bereit, darauf hinzuwirken, daß im Wege der Rei nsgesetzgebung diesem Bedürfnis Rechnung getragen wird?" Eine Interpellation, welche von dem nationalliberalen bg- Hirsch (Esten) im preußischen Abgeordnetenhaus« mit nterstützung seiner FraktionSgenosten eingebracht worden bestehender SchiedSgerich Shof gewählt werde. Caracas, 9 Februar. Die Vertreter der fremden Kolonien baten den Geschäftsträger der Ber einigten Staaten. Russel den Befehlshaber der blockieren den Mächte um die Erlaubnis zu ersuchen, daß die Ladung Garkohlen, welche jetzt in Curacao liegt, nach La Gaayra gebracht werden dürfe. W-vn diese Er- Neueste Nachrichten. Dresden, 8. Febr. Der Zustand des Prinzen Friedrich Christian war bis heute Abend meist unver ändert. Die Temperatur hielt sich immer noch aus 39,8. DaS Allgemeinbefinden ist befriedigend. Dresden, 9. Februar. Das heute vormittag ausgegebene Bulletin lautet: Se. Kgl. Hoheit Prinz Friedrich Christian hat die verflossene Nacht gut und größtenteils ruhig, ohne Delirien, verbracht. Die Tem peratur zeigte in den Morgenstunden die gewünschte Ermäßigung, bis 38,5. Dr. Fiedler. Dc. Unruh. Dresden, 8. Febr. Die Kölligin-Witwe hütet seit mehreren Tagen das Zimmer und nahm auch heute nicht an der Familientafel teil. Die seelischen Aufregungen der letzten Wochen haben die hohe Frau sehr angegriffen. Berlin, 9. Febr. Tumult-Szenen schlimmster Art spielten sich in der Nacht von Sonnabend au Sonntag im Osten der Stadt ab. Als bei einem in der Frankfurter Straße auSgebrochenen, auf Brand- stiftung zurückzuführenden Feuer die Menge den An- ordnungen des die Absperrung leitenden Polizei-Leut- uantS von Keyserling in nicht genügender Weise Folge leistete, geriet dieser in eine hochgradige nervöse Auf regung, die sich durch das wüste Johlen und mit Schimpfwörter» verbundene Drohen auf seine wieder holten A ordnungen hin dermaßen steigerte, daß er seinen Säbel zog und der ihn begleitenden Polizei- Mannschaft den Befehl erteilte, ebenfalls blank zu ziehen. ES kam zu einem förmlichen Straßenkampf, bei dem der Polizeileutnant von seinen Leuten getrennt und von der Menge mit Stöcken und Schirmen übel zugerichtet wurde. Schließlich lähmte ein Stockhieb seine Hand, und es wurde ihm der Säbel ent rissen, wobei der Leutnant schwer verletzt wurde. Nach einiger Zeit gelang es den Polizisten, bis zu ihm zu dringen und ihn in ihre Mitte zu nehmen. Die Polizei nahm viele Verhaftungen vor. Eine ein- fielt er das Gewünschte, und zwar 1 Mk. 3. Zwei Tage darauf wiederholte er dasselbe, diesmal stand aus dem von ihm gefälschten Zettel, die erhaltene Mark ei ausgebraucht; damit 3 Mark voll würden, solle die P. ihm noch weitere 1 Mk. 30 Pf. borgen. Auch diesmal erreichte er seinen Zweck. 4. Am Tage seiner Entlassung ging er persönlich zur P. und verlangte von ihr, daraus bauend, daß diese den jungen P. nicht persönlich kannte, mit Ersvlg sür 20 Pf. Wurst, wobei er wieder angab, der Vater werde am nächsten Tage bezahlen. Eist am 9. Februar ersuhr die P. den wahren Sachverhalt von B. jun. 5. Am Abende des 12. Februar erschien er unter dem unwahren Borgeben, er sei von seiner Tante H. in Lugau ge- schickt, die das Gekaufte bezahlen werde, beim Handels- mann H. in Lugau, verlangte 1 Brot und ein halbes Kilo Butter auf Kredit und erhielt auch sür 30 Pf. Brötchen und 80 Pf. Butter. Als er 6. dasselbe Manöver beim Bäckermeister M. daselbst versuchen und diesen um ein Brot im Werte von 80 Pf. und um Kuchen im Werte von 3b Pf. beschwindeln wollte, hatte er das Mißgeschick, daß die fragliche Tante, aus deren Namen er Kredit verlangte, zufällig bei M. an wesend war. Weiter machte er sich 7. und 8. noch dadurch strasbar, daß er sich, um sich der Strasverfolgung zu entziehen, sremde Äusweispapiere verschaffte und von ihnen zuständigen Beamten gegenüber Gebrauch machte, auch sich selbst den entsprechenden falschen Namen beilegte. Der allenthalben geständige Ange klagte wurde anklagegemäß wegen vollendeten und ver- suchten Rückfallsbetrugs und Privaturkundensälfchung aus Gewinnsucht unter Zubilligung mildernder Um stände zu 7 Monaten und 2 Wochen Gesängnisstrase und 2 Jahren Ehrenrechtsverlust, sowie wegen Ueber- tretung zu 5 Wochen Haflstrafe verurteilt. CH. Tgbl. Hoheusteiu-Grustthal, 8. Februar 1903 Mitteilungen von allgemeinem Interesse werden dankbar «nt- gegengenommen und eventl. honoriert. — Hohenstein-Ernstthal, 6. Febr. Herrn Postinspektor Seidel in Chemnitz ist unter Beförderung zum Postdirektor ab 1. April die Leitung des hiesigen Kaiserlichen Postamtes übertragen worden. Der Herr Hilfsgeistliche Seidel an der St. Trinitatiskirche hier- felbst ist der Bruder des neuen Herrn Postdirektors. — HohensteimEr., 9. Febr. Am gestrigen Abend hielt der Männergesangverein „Humor" im Hause nimmermehr gestatten kann. Und so konnte denn die Antwort des Kronprinzen aus die Bitte der Anwälte der Prinzessin nicht anders als abschlägig ausfallen. In jeder anständigen bürgerlichen Familie würde sich der beleidigte Gatte genau ebenso verhalten und jedermann würde dieses Verhalten billigen. Luise hat ihre Kinder für immer verloren, denn die kleinen Prinzen und Prinzessinnen werden niemals in der Frau die Mutter ehren können, die so viel Schande über Sachsen und sein Königshaus gebracht hat. Neueste Meldn«ge«: Dresden, 9. Februar. Infolge der neuen Wendung, welche die Angelegenheit der früheren Kron prinzessin durch den Eintritt in ein Sanatorium ge- nommm Hai, glaubt man, daß die am 11. d. M. hier statifindende Verhandlung im Eheprozeß von neuem vertagt werden wird. Ryo« (Canton Waadt), 9. Februar. Die Kron prinzessin von Sachsen war bei ihrer Ankunft im Sanatorium „La Metaivie" von dem Advokaten Lachenal, einem Arzt und ihrem Bruder begleitet. Am Bahn- Hof wurde sie von dem Direktor des Sanatoriums, Dr. Marlin, und dem bekannten Psychiater Dr. August Forel erwartet. Der Bruder der Prinzessin setzte alsbald seine Reise nach Montreux sort. Saale des Logenhaufes ein gut besuchtes Konzert ab. Das Programm wies 12 Nummern auf und wurde mit einem Männerchor „Waldsegen" eröffnet. Bielen Beisall sand besonders ein Tenorsolo „Behüt dich Gott in Sturm und Graus", sowie ein Duett „Glückliche Fahrt" aus „Eine Nacht auf dem Meere." Auch die Quartetts zeigten gute Schulung und warme Stimmung. So besonders „Böglein im Walde" und „Mein Lied". Das Publikum erkannte daS Gute an und spendete reichlichen Beisall, sodaß die Sänger als Dank noch Zugabe bieten mußten. Auch dem Humor hatte man Rechnung getragen durch die humoristische Ensemble szene „Gespenst in der Kaserne", die Soloszene „Mein internationales Warenhaus" und „Die neue Kellnerin", einem Terzett. Die vorgerragenen Männerchöre klappten unter der Leitung ihres noch jungen Dirigenten, Herrn Hoffmann, sehr gut. Alles in allem, der erst fünf Jahre bestehende Gesangverein „Humor" hat bewiesen, daß er wirklich tüchtiges leisten kann. Bemerkt sei noch, daß der Reinertrag dem AuSsichtSturmbaufondS des hiesigen Erzgebirgsvereins zufließt. S. — HahenstetmErnftthal. Ein Unfall trug sich am Sonuabeod Nachmittag auf dem an der äußeren DreSdnerstraße liegenden alten Friedhöfe zu Arbeiter waren dort mit dem Eiaebneu der Bodens beschäftigt, und um etwas Gleichmäßigkeit in denselben zu bringen, fuhr man nach der südlichen Seite des Friedhoies mittelst Geschirrs Land Plötzlich brach ein Pferd ein und versank zum größeren Teil in die Tiefe- Mau war auf eine alte Gruft geraten, ohne daß man von dem Borhandensciu einer solchen etwa» bemerkt hatte. Jedoch wurde von den anwesenden Arbeitern das Pferd unversehrt befreit. — Erlbach. Einer groben Zuwiderhandlung gegen ß 5 des Gesetzes de» Volksschulwesens v- 26. April 1873 betreffend und 8 13 der Ausführ. Verordn, v. 25. Aug. 1874 machte sich der Bergarbeiter Karl Bernhard Hofmann hier schuldig. Der Kirchschullehrer hatte al» Leiter der Schul? die Tochter des Angeklagten, desgleichen auch andere Kinder der Schule zu friedlichem Betragen ermahnt, vor allem da» lästige Schimpfen der Jugend untereinander nur getadelt, Wegen dieser diszipli nellen Anordnung de» Lehrer» fühlte sich der Vater ver letzt und suchte seinem Herzen dadurch Lust zu machen, daß er während der Pause, also in Gegenwart des 2 Lehrer« und der Kinder, die Anordnung tu» erstgenannten Lehrers nicht nur korrigierte, sondern sogar noch durch seine Aeußerungen das Ansehen deS Lehrers und der Schule in nicht geringem Maße herabwürdigte. Dies hatte zur Folge, daß der elbe nach vorheriger Anzeige von d« Königl. Bezirksschulinspektion eine Strafverfügung von 10 Mark zugeschickt bekam. Die hiergegen eingelegte Berufung änderte die Strafe dah'N ab, daß der Angeklagte am 3 Februar vor dem Schöffengericht« zu Stollberg verurteil, wurde zu 20 Mark Geldstrafe, an deren Stelle im Un- tinbringlichkeilsfalle 5 Tage Gefängnis treten, sowie zur Tragung sämtlich« durch da- Verfahren entstandenen Kosten. Gewiß eine gerechte Sühne, wenn man erwägt, daß der Lehrer nur seine Pflicht «füllt und die Kinder zum Guten angehalten hatte. Es wird da erzählt, daß der Kaiser nicht immer als Freund Krupps aufgetreten sei, sondern bei der bekannten m Reichstag erörterten Ueberforderung des Reiches für oie Panzerplatten in einem Telegramm dies Verhalten eine Schande für das Deutsche Reich genannt habe. So dann wird die Erzählung der „Münchener Post" wieder gegeben, wonach sich Frau Krupp wegen der finanziellen Extravaganzen ihres Mannes an den Kaiser gewandt und dieser zur Entmündigung Krupps geraten haben soll Ad- miral z. D. Hollmann habe das aber abgewandt. Frau Krupp sei dem Kaiser als sehr erregte, aus Eifersucht häufig ihres Willens nicht mächtige Frau geschildert war- den, oeren Unterbringung und unter Umständen dauernde Sistierung in einer Nervenheilanstalt nötig sei. Frau Krupp sei auch tatsächlich unter ärztliche Beobachtung ge- kommen und es sei dem Auftreten eines Arztes zuzuschrei- ben, daß nicht seinerzeit in Baden-Baden ein den Geistes zustand als gestört konstatierendes Gutachten formuliert wurde. Indessen die Beobachtung und Ueberwachung sei in Kraft geblieben, und gerade an dem Tage, an welchem Krupp starb, sollte sich ein in der Villa H gel anwesen- des Aerziekollegium wiederum gutachtlich über Frau Krupp äußern. Zu diesem Zwecke, und nicht we^en der wirk- ichen oder angeblichen Krankheit Krupps, sei das bekannte llerztekollegium anwesend gewesen. Die Katastrophe habe diesen Dingen ein Ende gemacht, und Frau Krupp sei plötzlich wieder gesund und verfügungsfähig gewesen. Im Anschluß daran wird bezweifelt, daß der Tod Krupps ein natürlicher gewesen sei. Auch ein hervorragendes Mit glied einer sehr staatSerhaltenden Reichstagspartei habe offen erzählt, Krupp habe sich erschaffen. Aus dem sonstigen Inhalte der Schrift sei noch erwähnt, was über die Einstellung des Strafverfahrens gegen den Vorwärts gesagt wird. OSerstaatsanw. J,enbiel sei darüber vom Justiz minister instruiert worden; da die preußische Regierung in ihrer Mehrheit sür die Fortsetzung des Prozesses gewesen fei, so könnten nur Einflüsse höfischer Art sür den Ent schluß zur Einstellung bestimmend gewesen sein, und aus solche Einflüsse wird dann auch das Verhalten deS Reichstagspräsidenten Grafen Ballestrem gegen Vollmar zurückgesührt. Besondere Belege sür im Angabe werden nicht mitgeteilt, wie auch sonst d Schrift kein weitergehendes Bcweismaterial enthäl Sie macht nur zum Schluß die dunkle Andeutung, daß manches, nicht daS Unwichtigste, noch nicht hak ausgesprochen werden dürfen. Das werde aber auc noch gesagt werden, vielleicht erst nach den Reichstags- wählen. Ob dann wirklich neue Aufklärungen gegeben werden, bleibt abzuwatten. — Zwicka«, 6. Februar. (Kgl. Landgericht.) Wegen fahrlässigen Entweichenlassens eines Gefangenen erkannte das Gericht gegen den Transporteur Wenzel hier auf 30 Mark Geldstrafe. ES handelte sich um den im Herbst v. I. aus der Eisenbahnsahrt Hohe», stein—Zwickau entsprungenen Einbrecher Brindt, der bald darnach in einer anderen Gegend wieder ergriffen wurde. — Meerane. Einer geriebenen Diebesbande bestehend aus fünf Schulknaben im Alter von 12 bis 14 Jahren, ist die Polizei in unserer Stadt auf die Spur g-kommen und hat ihr daS Handwerk gelegt. Seit einigen Wochen sind eine Anzahl Ladenbcsitzer auf die raffinierteste Weise um ziemlich hohe Geld beträge bestohlen worden, ohne daß man den Dieben auf die Spur kommen konnte, bis endlich die Polizei Licht in die Sache brachte. Die Bürschchen gingen bei ihren Betrügereien auf solgende Weise zu Werke: Während einer auf der Staße den Aufpasser spielte, betraten gewöhnlich in den Abendstunden zwei von ihnen den Laden. Emer versteckte sich, ehe der Laden besitzer erschien, Hinterm Ladentisch und der andere verließ, nachdem er eine Kleinigkeit gekauft hatte, den Laden wieder, während derjenige, der sich versteckt hatte, die Ladeukasse plünderte, wenn der Ladeninhaber sich zurückgezogen hatte. Auf diese Weise haben die Spitzbuben Geldbeträge bis zu 10 Mark entwendet. Weiter haben sie bei mehreren Kürschnern 10 Ziegen- selle gestohlen und für 20 Mark verkauft. Mit dem gestohlenen G:lde haben drei der Burschen kürzlich eine Reise nach Altenburg unternommen, woselbst sie das Hoftheater besuchten und in einem Hotel über- nächteten. Auch noch andere Diebstähle sollen sie aus dem Kerbholz haben. — Crimmitschau, 6. Febr. Herr Heziuger der Inhaber einer der bedeutendsten Ofenfabriken Crimmitschaus, beabsichtigt hier eine Tonofenanlage zu errichten. Daß es für unsere Stadt nur von Vorteil sein kann, wenn ein neuer FabrikationSzweig sich einbürgert, ist jedenfalls unbestreitbar, zuma gegenwärtig immer noch mehrere früher in Betrieb befindliche Tuchfabriken leerstehen. — Leipzig, 7. Februar. Bon hervorragender stenographischer Seite ist an die sächsische Regierung eine Eingabe gerichtet worden, die um die Errichtung eines Lehramts für die Wissenschaft der Stenographie bittet. — Leipzig, 9. Febr. (Ein LiebeSdrama.) Der Orgelbauer Karl Sysel aus Choaly bei Prag und dessen Geliebte, die verehelichte Hebamme Ottilie Merlke aus Liebertwolkwitz haben sich gestern Abend in einer Wohnung in Plagwitz, wo sie zum Besuch weilten, gemeinschaftlich vergiftet. DaS Motiv ist un- glückliche Liebe. — Chemnitz, 6. Februar. (Kgl. Landgericht.) Der am 15. November 1881 in Lugau geborene, bereits mehrfach, darunter zweimal wegen Betrüge ... vorbestrafte Bergarbeiter Bruno Richard Lohse befand und wo der Genannte jedenfalls auS dem Wagen gc> sich Ende Januar 1902 im Krankenhause zu OelSnitz. schleudert worden ist. jetzt versetzt steht. Der Gedanke, daß sie nun für alle Zett von ihren Kindern getrennt ist, muß sie gerade angesichts der leb.nSgesährlichen Erkrankung ihre» kleinen Liebling» auf» tiefste erschüttert haben. Ihr Mutterherz ist wieder erwacht, und sehnsuchtsvoll ringt sie die Hände nach dem, was sie frevelnd von sich ge- stoßen. Wer wollte der tiesunglücklichen Frau sein Mitleid versagen? Tausende von Müttern im Sachsen- lande, in der ganzen weiten Welt, empfinden den Schmerz mit, der in diesem Mutterherzen brennt. Ein Zurück nach Dresden freilich gibt e» nicht, kann eS auch dann nicht geben, wenn eS die Mutter nach ihrem Kinde verlangt. Die UnauLsührbarkeit dieses Wunsches sollte sie selbst einsehen. Ihren Kindern hat man gesagt, daß die Mutter niemals wiederkehren werde. Ihr Kommen müßte in den Kinderseelen die schwerste Verwirrung anrichten, ja, dem kranken Prin zen Friedrich Christian könnte die mit einem solchen Wiedersehen verbundene Aufregung wohl gar daS Leben kosten. Und auch die Folgen der Erregung, welche das Kommen der Prinzessin unter der Bevöl kerung Dresdens Hervorrufen müßte, sind nicht gering allzuschlagen. Ausschlaggebend ist aber, daß der schwer be eidigte Gatte der Ehebrecherin den Zutritt zu seinem :r machte sich während seine» dortigen Aufenthalte» verschiedener Betrügereien schuldig. Da ihm die Kosts nicht genügte, schickte er, um sich weitere Nahrung»- mittel zu verschaffen, 1. am 20. Januar 1902 einen in der Krankenstube befindlichen anderen Knaben zur RoßfleischhändlerSehefrau P., mit deren Ehemann sein Hausgenosse B., wie er wußte, gut befreundet war, und ließ ihr sagen, der Sohn de» B. läge im Kranken hause, bekäme da nicht genug zu essen und möchte Wurst und Fleisch haben, da» Geld würde sie später durch den Baler des B. bezahlt erhalten. ES gelang ihm auf diese Weise, 1 Pfund Wurst und etwas Fleisch an sich zu bringen. 2. Acht Tage später führte er dasselbe Manöver aus, nur daß er diesmal dem Boten einen eigenhändig ge- und unterschriebenen Zettel deS Inhalts mitgab, daß er, B., wieder einige Eßwaren und auch etwas Geld wünsche, damit er sich davon kaufen könne, nächsten Sonnabend werde er alles bezahlen; seine Eltern, die ihn hätten besuchen wollen, hätten nicht Wort gehalten. Auch diesmal er gehende Untersuchung ist eingeleitet. Berlin, 9. Februar. In dem Kurpfuscherprozeß zeigte heute der Hauptavgeklagte Nardenkötter dem Ge richtshöfe an, er habe die Flucht ergriffen- Der Ge- richt-Hof erließ sofort unbeschränkten Haftbefehl und ordnete die sofortige Verhaftung de» Mitangeklagten Dr Klonheim au. Ferner wurden Gelder in »er vor aussichtlichen Höhe der Strafe und der GcrichtSkosten b:schlagvahmt. Lauzig, 8. Febr. Laut Mitteilung der Danz. Ztg. soll ein Danziger Arzt znr Könitzer Mordsache wichtiges neues Material von einem bisher nicht ver- nommenen Zeugen erfahren haben. Es liegen angeb- — Augustusburg, 6. Februar. In der ver flossenen Nacht ist der Hausbesitzer Ernst Hermann Seltmann von hier mit teinem Geschirr tätlich ver unglückt. Auf der gegen 11 Uhr nachts von Oederan ersolgten Nachhausefahrt muß da» Pferd scheu ge- worden und an seiner Wohnung vorüber durchgegangen sein. In Hennersdorf wurde das Pferd mit dem be- schädigten Geschirr vom Nachtwächter oufgihalnn nid nach dem fehlenden Geschirrführer Such? gehalten. Man fand den Bedauernswerten, der eine zahlreiche Familie hinterläßt, hiernach früh in der 4. Stunde tot auf der Straße liegen in der Nähe der sogenannten Felsengruppe, wo die Straß? eine scharfe Kurve macht Aus der bereits erwähnten, im Verlag von G Birk u. Co. in München erschienenen Broschüre „Der Fall Krupp" sind noch folgende Einzelheiten hervorzuheben: n einem besonderen Kapitel wird die behauptete politische Seite der Krupp-Affäre erörtert welche den eigentlichen Grund der Einstellung des Strafverfahren» bilden soll. Neapel, 9. Febr. Der Prozeß „Krupp" ist auf den 17. Febr. festgesetzt. Da» sozialistische Blatt Propaganda" wird vou mehreren hervorragenden dvokaten verteidigt werden. Nom, 7. Febr. Ein Arbeiter Namen» Bara- lno au» Spezia hat einen sehr einfachen Apparat erfunden, welcher die Stelle anzeigt, an welcher ein Schiff gesunken ist, sodaß e» geborgen werden kann. Kopeuhage«, 7. Februar. Die Frage de» erkauft der dänischen Antillen an Nordamerika soll wieder ausgenommen werden. Durch den Tod eine» Rechtenmitglied» haben die Anhänger de» Verkauf» im Landsthinge die Majorität erhalten. Da der Rati- fikationStermin erst im Juli abläuft, ist der Abschluß noch möglich. Der Ministerpräsident ist aber gegen den Berkaus gestimmt, und die Frage wird vermutlich eine Ministerkrise Hervorrufen. Telegramme vom Mslft'sche« Kurea«. Kemple«, 8. Febr. Die „Allgäuer Zeitung" meldet: Während des heutigen BormittagSgotteSdiensteS wurde in den Psarrhof zu Waltenhofen bei Kempten eingebrochen. Die Diebe stahlen Wertpapiere im Be- trag von 23000 Mk. Die Kunde hiervon verbreitete sich rasch in der Kirche. Ein Teil der Kirchenbesucher nahm die Verfolgung der Einbrecher aus. In der Nähe von Levzfried wurden sie eingeholt. Als sie sich verfolgt sahen, warfen sie die Wertpapiere fort, zogen Revolver und feuerlen auf die Verfolger. Drei der letzteren wurden verwundet, davon einer schwer. Schließlich wurden die Diebe überwältigt und ins Gefängnis nach Kempten gebracht. Lemberg, 9. Februar. In Boryslaw brach gestern in einem Schacht der Aktiengesellschaft für Naphtha-Industrie auS unbekannter Ursache ein Brand aus, welcher zwei Kesselhäuser und eine Dynamobude einäscherte. Das Feuer ist bereits auf die Dynamo bude beschränkt. Madrid, 9. Februar. Dem „Jmparcial" wird aus Tanger bestätigt, daß der Prätendent sich in der Gefangenschaft der Riata-Kabylen befindet, die bereit ind, ihn gegen Löjegeld auszuliefern. Barcelona, 9. Februar. Die Arbeitervereinig ungen haben beschlossen, morgen den allgemeinen Aus stand zu beginnen. Die Behörden ergriffen Vorsichts maßregeln. Ta« Francisco, 9. Februar. Der hier ein- getroffene Dampfer „Mariposa" meldet, auf den Ge- fellschastSinseln seien am 13. Januar infolge einer Sturmflut ungefähr 1000 Eingeborene umS Leben ge kommen. 80 J.,seln seien völlig verwüstet. Bloemfontein, 7. Februar. Chamberlain hielt heute erben» bei einem Bankett e»ne Rede, in welcher er auf da« Vorkommni» mit Dewet, der ihm ganz gehörig den Text über die nicht gehaltenen Ver- prechungen gelesen hatte, zurückkam und au»führ,e, er habe sich über die Deputation, welche am Freitag zu ihm gekommen sei, nicht zu beklagen, deren Ansichten kennen gelernt zu haben er sich glücklich schätze, aber er beklage sich über da» im letzten Augenblick über reichte Schriftstück, welcher mehrere Mitglieder der Deputation niemals gesehen und andere zarückgewiesen gaben. Er glaube cS für seine Pflicht zu halten, gegen die ungerechten und uulichtigen Ausdrücke de» Schriftstückes zu protestieren. Das Schriftstück enthalte kein Wort der Würdigung der Wohltaten, welche die Reg eräug den neuen Kolonien zukommen zu lasten sich bemühe, bringe aber gegen die englische Regierung und gegen d,s Vorgehen Chamberlain» unbegründete Beschuldigungen vor. DaS Land bedürfe der politischen Ruhe. Er hoffe, daß die Uneinigkeit unter den Buren bald aufhören werde. Die englische Regierung werde ihre Freunde nicht im Stiche lassen. (Hm.) Die Ansprüche sür Verluste im Kriege würden von der neu eingesetzten Kommission geprüft werden, und ein neues Uebereinkommen werde in diesem Mo nat in Kraft treten. Zum Schluffe forderte der Redner die Buren aus, in herzlichen Beziehungen zu den Engländern zu leben und versprach ihnen, daß ihre Gesetze, ihre Religion und ihre alten Gewohn heiten geachtet werden würden (Herzlich: Beziehungen ist gut gesagt. Chamberlain besitzt wohl noch recht unklare Vorstellungen von den Gefühlen, die in den Unterleg, nen, nm Freiheit und Land Beraubten den Anstiftern allen Unheils gegenüber rege sind.) Washington, 8. Februar. Der vou Littlefiel» eingebrachte, gegen die Trusts gerichtete Gesetzentwurf »st gestern im Repräsentantenhaus mit 245 Stimmen angenommen worden. Nach dem Gesetz sollen die Korporationen, w:lche zukünftig ins Leben gerufen werden, Berichte über ihren Gründung-Vertrag, ihre finanzielle Zusammensetzung und Loge bei der Interstate Commerce Kommission einreichen, bei Strafe »eS Ausschlusses vou dem Handel innerhalb der Uniou- staeten. DaS Gesetz sieht ferner andere Straft» für falsche Berichte vor. Von zuverlässiger Seite verlautet, sollte ein einigermaßen zufriedenstellende» Aotittust- gesetz nicht zustande kommen, dann werde Präsident Roosevelt am 5. März eine Sonderseffion einberufeo, da große Anstrengungen gemacht werden, um daS Zu standekommen jeder gegen die Trusts gerichteten Ge setzgebung zu verhindern. Washtttgto», 9. Februar. (Meldung de» Reukerschen Bureaus.) Bowen gab den Vertretern Deutschland» und Englands zu verstehen, daß er keine» der von ihnen eingereichten Protokolle unterzeichnen könne, daS nicht im wesentlichen mit dem vom ita lienischen Botschafter vorgeschla^enen übereinstimme. Gestern wurden mehrere Besprechungen zwischen dem englischen und dem italienischen Botschafter, sowie dem deutschen Geschäftsträger in der englischen Botschaft abgehalten. Bowen teilte den verbündeten Mächten mit, daß er die Zustimmung zur Bestellung nur einer Person zwecks schiedsgerichtlicher Entscheidung über die vorzugsweise Behandlung nicht geben könne und sprach )en Wunsch aus, daß ein aus drei bis fünf Personen
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