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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.01.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190301245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19030124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19030124
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-01
- Tag 1903-01-24
-
Monat
1903-01
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.01.1903
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Berlin, 23. Januar. (Reichstag).! IZu Beginn der heutigen Sitzung ver- Miti eine Beschwerde über das Vorgehen des „Panther 1 Z« g,v Ba tag prir dem Zeit brc Nä ein gai gen Der Dai fchü zu in Sch und bezi Bev unz die Mil dem Che> infol VN dies nää den daß dies Bei Fef Die nov Off mit tur geh Bo ein eins Hal Bei mel Kei gef der M Ri, Uii! füh vor An her zw, Pf, hie uni uvl me hie an! bal cm Ha un! häl rüc fch> Br dai der Hä fer zui eig, Ba Bc stra schi soll schc nan den hin! AN! um Kol den ahn Pf- voll zahl hie, wer welcher Herr Bebel die Ansprüche Venezuelas vertreten hat, jo würde Herr Castro, wenn die Telegraphenver- oindung ihm dies ermöglichen sollte, morgen früh ge wiß mit sehr viel Vergnügen Herrn Bebels Red lesen. Eine solche Verteidigung ist Herrn Castro noch in keinem Parlament zu teil geworden. Es Hande! sich doch für uns nicht allein um Äeldsorderungen, sondern auch darum, unser Ansehen aufrecht zu er- halten. Dieses ist durch das Verhalten Castros gegen über den deutschen Forderungen erschüttert. Desha! uis gehabt. Saß die Besprechung Ser Krupp-Angelegen hrit von emzelucu Rednern zu tendenziösen Angriffe auf das monarchische Grfühl der großen Mehrheit de Reichstags und des deutsches Volkes gemißbrauch werde. Das würde seinem psriotischen Gefühl Ehr liest der Vizepräsident Graf Stolberg eine Erklärung des Grafen Ballestrem. Er nimmt darin Bezug auf einen Ar- find wir vollkommen im R chte, wenn wir zur Wahr ung unseres Ansehens so oorgehen, wie wir es getan haben. Herr Schädler behauptet, das- in der Welt gegen Deutschland viel mehr Haß bestehe als Liebe. Ich glaube dagegen, daß wir in der Welt auch ver schiedene Freunde haben, und daß sich die W.lt gegen den Genius Deutschland nicht verschlossen hat. Ick erinnere Sie auch an einen belgischen Dichter, der Deutschland das Gewissen der Welt genannt hat. Im übrigen, in dec Politik sind Haß und Neid noch süßer als Mitleid. Halten wir das Pulver trocken, zanken wir uns nicht unter einander, w wird uns niemand an den Wagen fahren. (Lebhafter Beifall.) Abg. Hasse (ntl.) (Das Haus ist sehr unruhig, Vizepräsident Büsing ei mahnt wiederholt zur Ruhe): Ich will die Person des Kaisers nicht, wie es Bebel getan hat, in die Erörterung ziehen. Auch meine Freunde sind gewillt, Anführungen des Kaisers, die amtlich beglaubigt sind, hier zu erörtern, die Act und Weise jedoch, wie es Herr Bebel getan, ist sehr zu bedauern. Redner nimmt dos deutsche Bürgertum gegen die Angriffe der Sozialdemokraten in Schutz. Die Sozialdemokraten haben eS überhaupt erst dem deutschen Bürgertum zu verdanken, daß sie hier im Reichstage sitzen. Gegenüber dem Reichskanzler be- tone ich, daß das deutsche Bürgertum sich schon zu einer Zeit sozialpolitischen Aufgaben zugewandt hat, Die freisinnige Voss. Ztg." äußert: „Man dar! angesichts der allgemeinen Verurteilung des Vergehen des Präsidenten auf die weitere parlamentarische Ent» Wickelung dieser Angelegenheit gespannt sein. Unseres Ermessens wäre es Sache der GeschäitsordnungSkom- mission, das Vorgehen des Präsidenten zu prüfen und Anträge zum Schutz der Redefreiheit »vrzubereiten. Jedenfalls wird sich das Verbot des PräfideMen, den Fall Krupp oder die über ihn gehaltenen Reden de» Kaisers oder irgend etwas, wat mit dem Fall Krupp zu sammen, ängt, zu besprechen, nicht auf di« Dauer durch, führen lassen. Auch ist dieses Verbot am ehesten eignet, dunklen Gerüchten über die „Geheimgeschichte" des Falles Krupp, über die Ursachen und Umstände des Todes Nahrung zu geben. Und daß darüber Nachrich. ten umgehen, die von den amtlichen Mitteilungen wesent- lich abweichen, wird im Reichstag wie in der Regierung o ziemlich jedermann wissen. Unter diesen Umständen muß das Vorgehen des Grafen Ballestrem, abgesehen von seiner rechtlichen Unhaltbarkeit, auch vom Stand. tikel der konservativen „Kreuzzeitung" in welchem die Geschäftsführung des Präsidenten aus Anlaß des vorgestrigen Vorfalles kritisirt wird. Graf Balle strem erklärt, da er anscheinend nun >as Vertrauen der konservativen Partei nicht mehr besitze, so lege er sein Amt nieder. (Allgemeine Bewegung.) Abg. v. Normann erklärt namens der konservativen Partei, daß diese dem Artikel vollständig fcrnstehe. Abg Sattler (natl.) stellt fest, es entfalle sonnt der Grund zur Demission Ballestrems. Abg. Singer (Soc>.) erklärt, Grat Ballestrem Hubs Vas Vertrauen seiner Partei verloren — Hiernach tritt das Haus in die Geschäfte ein- nnerhalb der Präsidiums zu AuSeinandersetzunger! über das Verbot, die Reden des Kaisers anläßlich de, Krupp-Affäre zu erörtern, gekommen sein. — Dir' „Rat.-Ztg.* sagt: Daß Gras Ballestrem in der nächsten LigiSlaturperiode nicht wieder Präsident werden wird, gilt als sicher; es ist aber zweifelhaft, ob er es für den Rest der gegenwärtigen Session bleiben wird. der: Ein Ber Aw He, nni geb! nocl anti äuß Ant An, Sie die Arbe-ter. Ihre Illusionen werben sich doch nicht erfüllen. Noch ein Wort über die auswärtigen Beziehungen. Herr Bebel erwähnte Aeußerungen von Offizieren a. D., „unsere Flotte müsse so stark wer den, daß wir die englische Flotte niederzwingen könnten*. Es versteht sich von selbst, daß das nur Phantasiege bilde sind. Unsere Flotte hat keinerlei aggressive Ziele, wir wollen damit nur unsere Küsten verteidigen, unsere Interessen im Auslande vertreten und die Deutschen im Auslande schützen. Daß wir nicht wehrlos zur See seien, das ist der Wunsch der Mehr heit des deutschen Volkes, und wenn Herr Bebel das nicht will, so befindet er sich im Widerspruch mit der großen Mehrheit der Nation. Herr Bebel meinte, das Wort „unsere Zukunft liegt auf dem Wasser" kehre feine Spitze gegen das Ausland. Das legt Herr Bebel nicht aus, sondern unter. Wir denken nicht daran, andere zu verdrängen, aber wir haben ebenso ein Recht, auf dem Weltmeere herumzuschwim men, wie andere Völker. (Heiterkeit.) In Haiti sind wir gegen die „Marcomannia" auf ausdrücklichen Wunsch der haitianischen Regierungen vorgegangen, und haben dies durchaus gemäß den Regeln des Völkerrechts getan. Was die Lebhaftigkeit betrifft, mit machen. Aber cs läßt sich nicht leugnen, daß bei der Besprechung des Swincmünder Telegramms die gleiche Gefahr obgewaltet hat- Rach unserer Auffassung läßt sich die ungleichartige Stellung des Präsidenten z« der Besprechung dieses Telegramms uns derjenigen der Krupp-Angelegenheiten schwer rechtfertigen. — Die oatwnalliberale „B:rl. Börj.-Ztg." erklärt: „Wir unsererseits stehen nicht an, zu bedauern, daß durch folche Vorgänge der sozialdemokratischen Press: die Möglichkeit geboten w.rd. die Dinge so hinzustellc», als herrsche bei uns Willkür und geistige Uuter»rücku»g in betreff des freien Wortes zum Schaden der Allge meinheit. Zwar meint ei» Blatt, mit dem Vorgehen »eS Präsidenten sei vielleicht au den Tag gelegt, daß die D.sz plin strenger als bisher gehandhabt »erden wird und daß man in der erregten Art des Prtsi- »eaden einen Nachklang s iner Erbitterung über die Obstruktion der Sozialdemokraten zu erblicken habe. — D» „Nat.-Lib. Korresp." schreibt: Die Weigerung des Präsidenten schien im ganzen Hause daS äußerste Befremden zu erregen. Gestern (Montag) konnte die Swinemünder Deprsche, welche nicht im „Reichsanzeiger* veröffentlicht war, in aller Breite d skuticrt werden. Weshalb heute (Dienstag) nicht d e kaiserliche Kund- gebrng die einen o fiziellen Charakter trug? Wir Hal- ten uns daeon überzeugt, daß der Reichskanzler auch die Anfrage des Abg. v. Vollmar ebenso auSgibig be antwortet haben würde, wie gestern die des Abg. Schäd ler, und haben leider allen Grund zu der Befürchtung daß der Vorgang lediglich der Sozialdemokratie neue» Agitationimaterial zusührt. Vielfach wurde erwartet, Graf Ballestrem »erde inen Weg suchen und finden, die von ihm verfügte Beschränkung der Redefreiheit wieder aufzuheben DaS ist geschehen, denn Bebel konnte ruhig heute auSsührev was Vollmar gestern sagen wollte. Aus den dem Zwischenfall gew'dmeten Artikeln teilen wir daS Fol gende mit. Die demokratische „Volksztg." meivt, Gra' Zallestrcm habe durch sein Verhalten dem Abg. v Vollmar gegenüber die Präsidialdiktatur etabliert. Dar Blatt schlägt vor, auf die Giebelwaud de» Reichstags- Hauses, die noch immer der Inschrift harrt, die Wort- zu setzen: „Hier gab Graf Ballestnm, Präsident des deutschen Reichstages der verfassungsmäßig gewähr leisteten Redefreiheit der Vertreter des deutschen Volkes de» Todesstdß am 20. Januar 1903 Der „Hannoverische Kurier* geht den Gründe» »ach, die den Grafen Ballestrem zu seiner Haltung veranlaßt haben könnten: „DaS Veto gegen die Er örterung des Falles Krupp ist sachlich nicht gerechtfert gt. Wenn schon die Berliner Staatsanwaltschaft gegen die Verleumder Krupps in öffentlichem Interesse Anklage erhob, so liegt um so weniger Anlaß vor, die Erörter ung der Sache im öffentlichen Interesse im Reich.tage zu verhindern Man wird nicht umhin können, die Tatsache, daß während der Rede des Abg- Schädler über das vom „Reichsavzeiger" totgeschwiegene Swine- münder Kaisertelegramm Graf Ballestrem den Vorsitz an deu Vizepräsidenten Büsing abgetreten hatte, in Zusammenhang zu bringen mit seinem Entschluß, eine Debatte über den Fall Krupp und die damit zusammen- hängenden, im „ReichSanzeiger* veröffentlichten Kaiser- telcgramme unter allen Umständen zu verhindern und das um so mehr, als die eigentümliche Haltung des Grafen Ballestrem in dieser Angelegenheit begreiflicher weise allerhand Gerüchte gezeitigt hat über diese Frage, wer dis treibende Kraft war, die in diesem Falle hinter ihm stand." Zur Beleuchtung der Aufnahme, Lie der Zu- iammenstoß zwischen dem Präsidenten Graf Ballestrem und dem sozialdemokratischen Abg. v. Vollmar im Reichstag aus Anlaß des Falles Krupp bei der öffent lichen Meinung findet, mögen außer den bereits mit- geteilten noch einige Preßstimmen dienen. Die kov- isrvative „Krevz-Ztg." schreibt: „Wir habe» für das Geschick, die Unparteilichkeit und die Energie, mit der Graf Ballestrem bisher die Geschäfte des Reichstag» geführt hat, volles Verständnis, halten es auch nicht für richtig, jedes vermeintliche Versehen, da» einem Mann in dieser verantwortungsvollen Stellung unter- Mft, mit scharfer Kritik zu rügen Aber wir müssen doch der Auffassung Ausdruck geben, daß ^raf Ballestrem durch das gegen den kvg. v. Vollmar gerichtete Ver- bot sich in Widerspruch gesetzt hat mit den Grund sätzen, die er früher auiqestM hatte. Auch der Ver such, diesen Widersprach durch Hervork hrung neuer Unterschiede bei kaiserlichen jlundgebungeu zu lösen, scheint uns nicht geglückt. Richt immer läßt sich mit Sicherheit sagen, ob eine derartige Kundgebung per sönlichen oder allgemein politischen Charakter hat Jedenfalls läßt sich einem Telle der öffentlich bekannt gegebenen Aeußerungen, die Se. Majestät der Kaise an den Heimgang KruppS und au dessen unerhört Verdächtigung durch die sozialdemokratische Presse ge knüpft hat, der politische Charakter nicht absprechen Allem Anscheine nach hat Graf Ballestrem die Besorg TSchMcheS Die Dresdner Angelegenheit. Leipzig, 22. Januar. Die Nachricht, daß der Rechtsbeistond der Kronprinzessin, Herr Rechtsanwalt vr. Zehme hier, durch ein Telegramm des Oberhof. marschallS zu einer privaten Besprechung mit Sr. Maj. dem König Georg nach Dresden berufen worden sei, bestätigt sich nicht. Herr Rechtsanwalt vr. Zehme hat in seiner Eigenschaft als Rechtsbeistand der Kron prinzessin gestern zwar in Dresden mit deu beteiligten Herren Ministern und dem Rechtsbeistand des Kron- pliuzen, Herrn vr. Körner konferiert, bei Sr. Maj. dem König jedoch hat er keine Audiez gehabt. Wie die „Allgemeine Zeitung" auf Grund von Erkundigungen an authentischer Stelle zur Angelegen- heit der Kronprinzessin mitteilt, werde ein Urteils- ipruch in d.m Termin am 2d. Januar nicht verkün det werden, weil die königliche Verordnung die Be stätigung des Urteils sestsetze, sodaß also bas Urteil vor der Verkündigung erst dem Könige vorgelegt wer den müsse. Alle Nachrichten über Anträge der beiden Parteien seien Vermutungen, da tatsächlich noch gar keine Anträge gestellt worden seien. Der „Drcsd. Anz." teilt mit: Die Frau Kron prinzessin traf in Begleitung Girons, wie erwähnt, in Mentone Sonntag vormittags mit dem Schnellzuge, welcher um 11 Uhr 8 Min. anlangt, ein. Die Poli zei war im voraus verständigt worden und halte Vor kehrungen getroffen, damit nicht etwa eine Ansammlung von Neugierigen auf dem Bahnhofe unliebfame Scenen Hervorrufen könne. Dies war nm so mehr notwendig, als in Mentone allgemein bekannt war, daß von dem Paare vierzehn Tage vorher eine Nachfrage wegen einer Wohnung eingrtroffen war, und dessen beabsich tigter Aufenthalt in Mentone von gcwiss-n Kreisen der DaS Zentrum ist zu dem Tarif gekommen, eS weiß selbst nicht wie. Den Tarif, den eS erhalten hat, hat das Zentrum allerdings nicht gewollt, aber eS hat damit der Sozialdemokratie eine Wahlparole gegeben, wie sie besser nicht zu denken ist. Redner schließt: „Bei Philippi sehen wir uns wieder!* (Stürmischer Beifall linke.) Reichskanzler Graf Bülow: Abg. Bebel hat sich über die Reden beschwert, in denen Se. Majestät der Kaiser sich mit der Sozialdemokratie beschäftigt hat. WaS aber führen Sie denn selbst sür eine Sprache?! Soeben ist aus Ihren Reihen ein Ausspruch gefallen, den ich hier nicht wiederholen will. Der Rufer hat wenigstens noch so viel Scheu, sich nicht dazu zu be- kennen. Welche Sprache sühren Ihre Bücher, Ihre Zeitungen, der „Vorwärts* und die „Volkszeitung* in Leipzig! Em von seinen Rechten und Pflichten durchdrungener Monarch muß sie bekämpsen und sich dagegen zur Wehr setzen, so lange von Ihnen in sol cher Weife der Umsturz betrieben wird. (Beifall rechts.) Ich werde mich nie scheuen, mich vor den Thron und die Krone zu stellen und sie zu decken, ich bin aber der Ueberzeugung, daß das hohe Haus sehr gern zu der alten Praxis zurückkehren und eine Hineinziehung des Kaisers in die Debatte unterlassen wird. (Erneuter Beifall rechts.) Der Reichskanzler verteidigt sodann kurz die Sozialpolitik der Regierung gegen den Vorredner, und sährt dann sort: Betreten Sie nur den Boden der Legalität und der Vernunft. (Große Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Verletzen Sie nicht die Gesühle, die dem deutschen Volke in seinem größten Teile heilig sind, so werden sich auch die Gegensätze mildern. So lange Sie das aber nicht tun, schädigen Sie die aus die Hebung und Gesundung gerichteten Bestrebungen der Regierung und schädigen gegen das deutsche Vorgehen zu protestieren, von len: ihm vorher ebenso rechtzeitig Mitteilung gemacht sei» w rd, wie von den früheren Maßnahmen der Ver bündeten Mächte. Freilich kann man es verstehen, wenn Castro nervös wird und aus seinen zunehmen- »en V.'llcgeohritrn befreit zu werden wünscht. Den italienischen Untertanen in Caracas wurden, da sie jede Bcteilizung an der ZwangSanleihe des Präsidenten Castro verweigerten, die Geschäfte geschlossen und polizeilich bewacht. Castro meinte: „Hier sind wir Herren, trotz der Kriegsschiffe!* Die deutsche Firma Blohm zahlte 50000, Konsul Valentiner 20 000 BolivareS als Beitrag sür die Anleihe. AuS Rom wird telegraphiert: Zwilchen den drei Mächten fand ein erneuter Meinungsaustausch über die Blockade statt. Alle drei sind vollständig einig, daß sie nicht aufzuheben sei. Reuters Bureau erfährt ferner: Die Mächte beschlossen, die Aushebung nicht vor dem Siattfinden der präliminaren Konferenz ihrer Vertreter in Wahington in Erwägung zu ziehen. Wenn Benerurla sich dann ehrlich gewillt und im Stande zeige, ihre Ansprüche zu befriedigen, würde natürlich, sobald wie tunlich, die Aufhebung erwogen weiden. Maracaibo, 23, Jan. Die Wiederaufnahme der Beschießung des Forts San Carlos erfolgte am 22. Januar bei Tagesanbruch. Sieben oder acht aus weiter Entfernung abgegebenen Schliffe erreichten das Fort nicht. Um 6 Uhr rückte der „Panther* näher und nahm heftig an dem Kampfe teil. DaS Fort erwiderte daS Feuer. Um 8 Uhr war der Kampf fo scharf wie am Mittwoch im Gange. Paris, 23. Januar. Aus Maracaibo wird be richtet, daß die Behörden einen Aufruf an die Be- völkerung erlassen haben und alle Wehrpflichtigen zum aktiven Dienst einberufen find, um die deutsche Jnva- Die Rh. Wests. Ztg. schreibt: Mao da.f gespannt snv, wie da» mittelamerikanische Abenteuer »och für Deutschland enden wird, vorläufig steht nur fest, daß Castro »och immer nicht entfernt bereit ist, klein beizugebc», daß dagegen der deutsche Botschafter v. Holleben ohne Abschied au» Washington fort ist, fowie »aß der amerikanische Makler Bowen al» eine Art Lord Oberrichter ans der Washingtoner Diplomaten« W - MA. Berlin, 21 Januar. Bei dem Reichskanzler Grafe» Bül»w fand heute eiu parlamentarischer Abend statt, wozu etwa 600 Personen erschiene» waren. Sehr zahlreich hatten sich die Mitglieder deS Reichstages un der Landtages empfunden, ferner waren die «eisten BundeSratSbevollmächtigten, die Minister, die Staatssekretäre mit ihren Beamten. Vertreter der Gneraliiät, die Künstler, Schriftsteller- und Gelehrten Welt erschienen Der R ichskavzler begrüßte seine Gäste, unterstützt von den Gcheimräten Coarad nvd Himmanv siem Gespräch verweilten die Geladenen bis als eS die Monarchien noch nicht taten. Redner geht ausführlich auf die Kolovialpolitik ein; die günstigere Gestaltung des Kolonialetats sei nur eine scheinbare. Im einzelnen spricht sich Redner für Verwandlung der Schutztruppev in Polizeitruppen aus, ferner für Einführung der deutschen Währung und vor allem sür Entziehung de» MünzrechtS, welches die deutsch, ostafrikanische Gesellschaft noch besitze. Redner bedauert, daß sich das Großkapital so sehr schwer an unsern Kolonien beteiligt, wünscht den baldigen Bau der Eisenbahn von Dar-eS-Salaam nach Mrogoro und freut sich über die Erhöhung des Schutzfonds für die Kolonien. — Hierauf wird die Weiterberatung vertagt. kooferenz austauchen wird. Es fehlte nur noch, worauf einige argwöhnische Gemüter immer noch gelauert haben, daß England von der unpopulären Kooperation mit Deutschland abschwenkt und wir dann ganz auf dem Trockenen fitzen und als Fifche ohne Wasser nach Luft schnappen. Zu einem solchen Schlußeffekt wäre nur nötig, daß sich die beiden angelsächsischen Brüder bei der Affäre ebrnso insgeheim vorher verständigt hätten, wie damals Mac Kinley mit Lord Pauncefote über die cubanische JntcrventiouSm te. Dann wäre eS todsicher, und wenn man die fortgesetzt doppelzüngige Haltung der englischen Presse verfolgt, so ist die Möglichkeit oes Verdachtes auf eine solche geheime Kooperation zwischen England und Amerika keineswegs ausgeschlossen. Aus London wird den M. N. Nachr. gemeldet: Die Unpopularität der Regierung, wie sie die Nach wahl in Newmarket aufdecktc, wird von den beiden leitenden »monistischen Wochenschriften, die sich gern als die Organe der englischen Intelligenz ausjpieleu, dem „Speciator" und der „Saturday Review" dis kutiert und beide stimmen darin überein, daß dieUn» zusriedenheit mit der Venezuela-Politik ein wichtiger Faktor dabei ist; der „Splciator", indem er es be jubelt, die „Saturday Review", indem sie es beklagt. Letztere, eins der wenigen Blätter, die die Kooperation mit Deutschland gebilligt haben, gibt zu, daß „es schwer wäre, in der modernen Geschichte irgend einen Akt zu finden, der der Nation mehr verhaßt gewesen wäre, als diese Kooperation". Sie sucht den Grund dasür u-cht so sehr „im Mißtrauen oder in der Eifer sucht auf Deutschland*, „als in jener Angst, um keinen Preis in einen Streit mit den Bereinigten Staaten zu geraten, die eine fixe Idee, und zwar eine beklagenswerte fixe Idee des britischen Geistes ge worden ist*. Der „Sp clator" dagegen, der ganz im Fahrwasser der „National Review* segelt, freut sich offen über die Niederlage der Regierung und erklärt, die Freude werde von der ganzen uniomstischeu Partei gct.ilt, die wolle, daß die Regierung endlich cmsehe, daß das Land eine antideutsche und nicht eine deutsch freundliche Politik wünsche. Das Blatt ermahnt die Regierung, noch jetzt „ihre Position zu ändern und aus der Kooperation herauszutreten". Nichts fei nötige,, als Deutschland einmal „eine diplomatische Abschnauzung" zukommen zu lassen. Damit soll nur die eigene panische Treue übertüncht werden. Fremdenkolonie mißbilligt wurde- Die Maßregeln der Polizei versagten ihre Wirkung nicht. Im Augenblicke der Ankunft wußten mit Ausnahme der Beamten nur wenige Personen, daß die Prinzessin im Zuge sei. Ein geschlossener Wagen erwartete das Paar vor dem Bahnhofe und fuhr mit ihm in raschem Trab nach einer Villa in Garavan, dem reizenden östlichen Bor- orte von Mentone. — Wie der „Tägl. Rundschau" aus Genf von zuverlässiger Seite geschrieben wird hat die Kronprinzessin sich durch ihren Rechtsanwalt, vom sächsischen Hofe ausdrücklich die Zusicherung auS- wirken lassen, daß der beleidigte Ehegatte von der Stellung eines Strafantrages gegen die Schuldigen ab« sehen werde. Erst nachdem diese Zusicherung drahtlich der Kronprinzessin übermittelt worden war, wagten beide Genf, den einzigen Kanton, in dem Ehebruch nicht bestraft wird, zu verlassen. Und daraus erklärt sich auch wohl die plötzliche Abreise der Beiden. Einer in Dresden eingetroffenen Meldung zufolge wechselten die Kronprinzessin und Giron vor der Ab reise von Gens die Trauringe. Sowohl dieser Schritt, als auch überhaupt da- Zusammenleben mit Giron wird in Dresden geradezu als Ungeheuerlichkeit em pfunden. Luise und Andre Gärard — wie sich die beiden bekanntlich in Mentone nennen lassen — wollen nur einige Tage dort verweilen. Sie wollen dort „uner kannt und ungestört nur sich selbst leben," was ihnen allerdings recht schwer fallen dürfte, denn bereit» tum meln sich ein Dutzend eifriger Spezialberichterstatter m der nächsten Umgebung des „Hotel des Anglais* umher, die nichts weniger al» bereit erscheinen, Giron und seine Geliebte ii Ruhe zu lassen. Et heißt, daß e von Mentone nach Ajaccio gehen wollen. (Die Kinder der Kronprinzessin.) Wie in Dres den verlautet, erging ein strenger Befehl dcS Kron« sion zurückzuweisen. Wie eS heißt, ist da» Fort San Carlos vollständig zerstört; die Ortschaft ist größten» teils abgebrannt. DaS Bombardement dauert noch fort. Die Tragweite der venezolanischen Geschütze hat ich als unzureichend erwiesen. Der Kommandant des Forts, Bello, zeigte sich sehr tapfer. Die Zahl der Toten und Verwundeten ist bedeutend. — In letzter Stunde wird noch gemeldet, daß dec „Panther* druck die Passage in den Hafen eingedrungen ist. Die brigen Kreuzer konnten jedoch nicht folgen, da ihr Tiefgang zu groß ist. Ins MMel Wei KtMtla. Brüssel, 22. Jan. „Petit Bleu* erhält eine Zuschrift eines früheren Konsuls in Maracaibo, wrlcher erklärt, daß der amtliche Bericht des Fonkommandeurs über den Zwischenfall des „Panther" lückenhaft sei. Der DurchfahrtSkanal am Eingänge der Bai von Maracaibo sei dergestalt, daß ein Kriegsschiff niemals die Unvarsichtigkeit begehen würde, während der Durch- ahrt daS Fort anzugreifen, besonder»-, w?:n dieses mit modernen Geschützen armiert sei. Wahrscheinlich ist es nach Ansicht von Kennern der Lage, daß der „Pan'hec" die Durchfahrt erzwingen wollte, wobei er vom Fort San Carlos angegriffen wurde. Neuerdings melset der „New-Jork Herald", daß dem Angriff des „Panther" auf das San Carlos bei Maracaibo eine Rekognoszierung am Lande, ausgeführt durch drei Abteilungen Soldaten, voraasgegangen sei. Das venezolamsche Fort habe hunder:fieb;ehmna! auf den „Panther" geschossen. Aus dem Umstande, daß der „Panther" an einer neuen Aktion teilnehmen konnte, geht ohne weiteres hervor, wie übertrieben die venezolanischen Berichte über den Kampf vom Sonnabend gewesen sein müssen. Das deutsche Kanonenboot sollte darnach durch zwei Explosionen qefechtsunfähig gemacht worden jein — und vier Tage später ist eS imstande, dem Befehlshaber des Forts von San Carlos wieder eherne Grüße aus den SchiffsaeschjjM hiNÜLrMftndrn' Vielleicht wird diesem venezolanischen Märchenerzähler an Bord des „Panther* selbst Gelegenheit gegeben, sich von der Unversehrtheit des Schiffes zu überzeugen. Die „Gazelle" ist in Curacao eingetroffen und von dort alsbald nach Puerto Cabello in See gegangen. Welche Schlüsse aus dieser Tatsache zu ziehen sind läßt sich einstweilen nicht beurteilen. Inzwischen sol Präsident Castro es für angebracht gehalten haben, nach Washinton zu richten. Aus Washington wird telegraphiert, Castro habe sich bei d:r Union-Regierung über das Bombardement von San Carlos b°schwert, und Staatssekretär Hay habe die deutsche Regierung telegraphisch um Auf klärung ersucht, ob der „Panther* auf ihren Befehl hiindrlte. Nach anderen Gerüchte» soll Hay der deuijchen Regierung einen Protest gegen das Bom bardement überreicht haben. Die amerikanischen Nach richten über Venezuela leiden jedoch an starker Unzv« oecläisigkeit. Die hier vermerkte Erfahrung wird sich auch in oie'em Fall; sicherlich bestätigen. Das Washingtoner Kabinet dürfte eS schwerlich für seine Aufgabe halten, In angeregtem G . . za später Stnvde. Berkin, 22. Januar. Im Reichstag wurd > . heute vor dem Beginn der Sitzung der AuSbruch eine punkte der Zweckmäßigkeit als verfehlt erscheinen, da es das Präsidialkrisis sür wahrscheinlich gehalten. Es soll' Gegenteil dessen, waS beabsichtigt wurde, heraufbeschwSrt.'
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