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Amtsblatt für Nchl. Amisztriijl M ien Aadtrst z« hobtüstein-kriWil. K > -. .V ' - Wrscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger das Vierteljahr Mk. 1.55, durch die Post bezogen Mk. 1.92 frei ins Haus. Anzeiger für Hshenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, »eruSdorf, Mermoorf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, Langenchursdorf, Grumbach, Tirsch heim, Kuhschnappei, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Lugau, Erlbach Pleißa, Rußdorf, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Fernsprecher Nr. 11. — '"—4 Inserate nehmen außer der Geschäftsstelle auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen-Expeditionen solche zu Originalpreisen Nr. 2P. »chntstro», M». m. Zreitag, dm ,8. September ,908. 58. Zahrs. tärluftschifs auf dem Bornstedter Felde besichtigt I werde». Da der Wind eine Stärke von 11—13,8 > Sekundenmetern aufwies, hatten sowohl Major Groß wie auch Major von Parseval gegen den Aufstieg Bedenken. Da der bet den Luftschts- fern anwesende Inspekteur der Verkehrstruppen, Generalleutnant Freiherr von Lyncker, aber auf der Fahrt b e st a n d, stieg zunächst das Militärluft schiff um 8 Uhr 24 Minuten früh auf. Eine Stunde später stieg das Parscvalluftschiff bei 11 Meter Westwind unter Führung des Hauptmanns v. Kehler, dem Ingenieur Kiefer und dem Werk meister Weik, dem Major von Parseval und Haupt mann George vom Luftschifferbataillon in der Gon del, auf und fuhr in scharfer Pace über Charlot tenburg und Grunewald nach Potsdam zu, und erreichte eine Fahrtgeschwindigkeit von 15 Metern. Plötzlich wurde aber durch eine scharfe Boe die linke Stabtltsierungsfläche in die Höhe gewuchtet. Dadurch wurde der Rahmen der Stabilisierungs- fläche beschädigt und ein großes Loch in die Bal lonhülle geriffen, wodurch das Gas ausströmte. Der Ballon bekam erst in der Mitte einen scharfen Knick und wurde durch das Gewicht der Gondel herabgezogen, so daß er landen mußte. Es wur den zwar einige Bäume abgebrochen, aber den Jn- D-r Parseval Ballon «ach der Strandung Die Bergung des Pa rseval Ballons nach dem Niedergang im Grunewald. Das Wichtigste. *)Die Bestandteile des Parseval»Bal lonS wurden gestern noch nach den Hallen der Motor, lustschiffstudiengesellschaft gebracht. Es wird ange» nommen, daß der „Parseval" in längstens 14 Tagen wieder flug bereit sein könne. * , Der Kaiser stattete gestern nachmittag dem früh aus Norderney eingetroffenen Reichskanzler Fürsten Bülow einen längeren Besuch ab. t*. *) Auf dem sozialdemokratischen Parteitag in Nürnberg begann gestern die Debatte über die Frage der Budgetbewilligung. * Staatssekretär Dernburg hat gestern die Leitung des ReichSkolonialamtS wieder übernommen. * Heute begannen in Berlin die Verhandlungen der 15. Interparlamentarischen Kon ferenz. * Wegen der in Antwerpen angeblich vor- gekommenen Ausschreitungen deutscher Schutztruppensoldaten ist sofort eine eingehende Untersuchung eingeleilet worden. * Die neuenSteuervorlagen sind gestern dem BundeSrat als vertraulich zu behandelnde Druck» fachen zugegangen. * Die holländische Regierung hat alle auf der zweiten Friedenskonferenz im Haag vertreten ge wesenen Staaten zu einer internationalen Konferenz eingeladen, um ein Weltwechselrecht zu entwerfen * Wie ein Konstantinopeler Blatt aus Sofia erfahren haben will, wollen die Bulgaren dem nächst ihre Unabhängigkeit unter einem König erklären. * *) In der St ambuler Vorstadt Jedi- Kule am Marmarameer wurden durch eine Feuers- brunst 200 Häuser zerstört. * Der Gouverneur von Franzö sisch-Kongo teilt mit, daß ein französischer Hauptmann mit 600 Mann bei Djoua Bewohnern von Ouada ein sie g- reicheS Gefecht geliefert habe. Die Feinde ver loren 1000 Mann. Den letzten Berichten auS Manila zufolge sind während der letzten 48 Stunden 354 Cholera fälle festgestellt worden, in den letzte» 29 Stun- den 210 Todesfälle zu verzeichnen, darunter 14 in der Stadt selbst. *) Näheres an anderer Stelle. Zur Urrmtglückung des Parseval Kallons. Der Parseval-Ballon sowohl wie das Militär- lustschiff sollten gestern vormittag auf dem Born- siebter Exerzierplätze bei Potsdam dem Kaiserpaar vorgeführt werden. Durch die gemeldeten unglück lichen Ereigniffe auf der Fahrt dorthin wurde die Besichtigung vereitelt. Auch dem Militärluftschiff gelang eS, wie schon gemeldet, bei dem Sturme nicht, zu landen, es mußte nach Tegel zurückkehren. Die Zerstörung des Parseval-BallonS wurde durch den Bruch einer Stabilisatorfläche, infolge dessen eine der wenigen vorhandenen starren Stützen die Ballon hülle durchbohrte und damit eine GaSentleerung herbetführte, veranlaßt. Personen wurden in beiden Fällen nicht verletzt, nur Major Parseval soll eine leichte Verletzung am Arm erlitten haben, lieber den Hergang der unglücklichen Fahrt berichtet die! .Boss. Zig.": Das Parsevalluftschtff, das am Dienstag eine so glänzende Dauerfahrt von 11j^ Stunden gemacht hat, ist am Mittwoch vormittag 9 Uhr 40 Minu ten in der Kolonie Grunewald auf dem Vtllen- grundstück des Bankiers Leißner, Trabenerstraße 28, teils auf dem Dach der Villa und teils zwi- chen den Bäumen infolge eines Schadens an der Steuerung unfreiwillig gelandet. Das Parseval- luftschiff sollte vormittags 10 Uhr mit dem Mili- sasscn der Gondel geschah nichts. Hauptmann von Kehler riß, um den Ballon schnell zu entleeren, die Reißbahn auf. Die benachrichtigten Feuerwehren von Halensee-Wilmersdorf und Grunewald eilten sofort herbei und leisteten so lange Hilfe, bis die Monteure der Motorluftstudiengesellschaft und Mannschaften vom Luftschifferbataillon herbeikamen und die Bergung des Luftschiffes Vornahmen, die um 2 Uhr beendet war. Ein Augenzeuge, der bei der unfreiwilligen Landung des Parsevalballons zugegen war, er zählt dem ,.B. L.-A." folgendes: Etwa gegen X i0 Uhr sah ich über mir in der Höhe von etwa zehn bis elf Meter einen Ballon schweben, der sich augenscheinlich bemühte, auf das Grundstück Tra- benerstraße 26 niederzngehen. Dort waren auch bereits Leinen ausgeworfen worden. Die Lan dung verschob sich indessen nach links, und so fiel der Ballon auf das benachbarte Grundstück Nr. 28. Dort blieb er in den Fichten hängen, und zwar unmittelbar neben der rechten Seitenfront der dem Prokuristen Leißner gehörigen Villa In dem Augenblick, als der Ballon in die Bäume hinein fuhr, gab es ein gewaltiges Knacken und Knistern, und man sah deutlich, wie eine große Menge von Aesten und Zweigen durch die Gewalt des nieder gehenden Ballons auseinanderbarst. In etwa Manncshöhe sprang einer der Insassen ans der Gondel, ohne sich zu verletzen und verhalf dem Ballon zu einer glatten Landung. Professor Hans Hundrieser, der als Fachmann sich mit der Luftschiffstechnik selbst be schäftigt, übermittelt dem genannten Blatte nach stehende Schilderung des Unfalls: „Der Ballon überflog Halensee um ^10 Uhr in südwestlicher Richtung. Dem Führer des Ballons schienen Un regelmäßigkeiten im Luftschiffe ausgefallen zu sein und er wollte in scheinbar östlicher Richtung die Landungsstelle wieder erreichen. Plötzlich knickte der Ballon in horizontaler Lage rechtsseitig ein, ungefähr in einem Winkel von 150 Grad und un ¬ gefähr nach einer Minute neigten sich beide Spitzen nach oben. Der Ballon fiel, nach meiner Ansicht mit 6 bis 10 Meter Geschwindigkeit, ungeheuer rasch herunter. Er machte dabei eine Schwenkung in der Richtung nach Osten, was dadurch erklär lich ist, daß er vom Bahnkörper abkommen wollte. Ich war in der Nähe der Unfallstelle, ging sofort hin und bemerkte nach einigen Minuten, daß er in einen Privatgartcn des Hauses Trabener Straße 28 gefallen war. Die Gondel riß ein Stück vom Dach ab und brach mehrere schenkelstarte Fichten um. Die Gondel hing aus einem verandenartigen Vorsprung zwischen den Bäumen. Die Spitzen ragten über die Bäume hinaus." Hauptmann von Kehler, der den Ballon führte, äußerte über die Gründe und Einzelheiten des unfreiwilligen Niederganges folgendes: „Der Wind war außerordentlich böig. Infolgedessen brach uw. j^10 Uhr, also nach etwa 20 Minuten der Fahrt, die linke Stabilisierungsfläche, die sich in dem Hinteren Ende des Ballons befindet. Dann ist sie hochgeklappt, und ein Stück von dem zer brochenen Holzrahmen ist in die Hülle hineinge fahren. Dort hat sic ein Loch hineingestoßen, in folgedessen ist Gas entwichen, und wir sind genö tigt gewesen, zu landen." Die große Hülle des Ballons lag nach dem Unfall in dem Garten hinter dem Grundstück Tra bener Straße 28. Die Ballonhülle, die auf der linken Seite ein etwa dreieckiges Loch zeigt, das einen Durchschnitt von etwa Meter hat, ist noch! ziemlich mit Gas angefüllt. Das Steuer, das gebrochen ist, liegt zur rechten Seite neben dem Ballon. Major von Parseval äußerte sich über den Unfall des Ballons wie folgt: „Der Unfall des Ballons ist Wohl in erster Linie darauf zurück zuführen, daß unser Luftschiff zu schwach gebaut ist. Der Unfall lehrt, daß für hohe Geschwindig keit stärkeres Material verwendet werden muß. Je denfalls ist es besser so, als daß die Militärbe ¬ hörde nach der Abnahme des Ballons die Erfah rung des heutigen Tages hätte machen müssen. Auf unserer Fahrt wollten wir ausprobieren, ob der Ballo» eine große Geschwindigkeit aushalten . würde. Wir fuhren mit etwa 10 bis 11 Meter pro Sekunde in einer Höhe von etwa 200 bis 30V Meter." Zum Schluß faßte Major v. Parseval sein Urteil dahin zusammen, daß der Unfall durch aus keinen Beweis gegen das unstarre System er bracht habe. * * * Ueber die Fahrt des M t l i t ä r l u f t s ch i s- f e s wird berichtet: Der Milttärballon, der sich von, Tegeler Schießplatz mit dem Jespekteur der Verkehrstruppen, Exzellenz von Lyncker, seinem Adjutanten Hauptmann von Schulz, Major Groß, Major Sperling, Oberingenieur Basenach und Werk meister Möbes erhoben hatte, schlug in etwa 200 Meter Höhe auf dem kürzesten Wege Uber Char lottenburg, Wilmersdorf und den Havelseen ent lang seinen Weg nach dem Bornstedter Felde ein. Der überaus böige Südwestwind, der in einer Höhe von 400 Metern bereits eine Geschwindigkeit von 10 Meter in der Sekunde besaß, konnte bis zum Sakrower See die Fahrt des Ballons Wohl beeinflussen, jedoch nicht hemmen, und erst am See setzten so kräftige Böen ein, daß die Ballonführer angesichts des heraufziehenden Unwetters es für geboten hielten, zu wenden. In einer Höhe von etwa 400 Metern wurde das Luftschiff sodann, 10jH Uhr auf dem Schießplatz in eine Regenwolke gehüllt, gesichtet: cs landete unversehrt um 10 Uhr 35 Min Major Groß, der Führer des Ballons, gab über die Fahrt folgende Darstellung: „Der Wind war sehr stark und kam gerade aus der Richtung, nach der wir steuern wollten, nämlich von Pots dam her. Die starke Gegenströmung hielt auf dem ganzen Wege an. Dennoch kamen wir bis Sakrow. Hier hatte der Wind an Stärke noch zugenommen und trug den Charakter der heftigsten Böe». So war es unmöglich, weiter vorzudringen, und wir kehrten um. Uni 10 Uhr 35 Minuten befanden wir uns wieder auf dem Tegeler Schießplatz, und das Luftschiff konnte völlig intakt in die Ballonhalle gebracht werden." Der Ballon wurde noch gestern entleert: die Fahrten haben damit ihren vorläufigen Abschluß gefunden. Aus -em Reiche. Reporterphantafie« ? Ueber die Absicht des Deutschen Kaisers, den französischen Boden zu betreten, veröffentlicht dar Pariser „Journal" einen phantastischen Bericht eines „Speztalkorrespondenten," der in der Gegend von Belfort Nachforschungen angestellt haben will. Der Korrespondent behauptet, daß die Polizei ein Attentat befürchtet hätte. Zum Beweise für diese Behauptung führt der Korrespondent an, daß der Kaiser, als er das Grundstück der Villa Altmann betrat, von dem Poltzeikommissar Pietrt ein Tele gramm erhalten habe, worin mitgeteilt wurde, daß zwei elsässische Arbeiter in Mühlhausen am 10. September ihre Arbeitsstätte verlassen hätten und gegenüber ihren Arbeitskollegen die Absicht geäußert hätten, den Deutschen Kaiser zu töten. Der Kaiser habe dann zu dem französischen Kommissar gesagt: „Wie Sie sehen, ist eS nicht meine Schuld, wenn ich nicht komme." Der Kaiser hätte das Telegramm, nachdem er eS gelesen, zerknittert und zur Erde ge worfen, wo eS später gefunden wurde. Mützig-S Gerede. Den trotz aller bisherigen offiziösen Dementis immer und immer wicderkehrenden Ausstreuungen über eine angeblich bevorstehende Aussöhnung des Hauses Cumberland mit der Reichsver- iassung, die natürlich die Lösung der braunschwei gischen Frage im cumberländischen Sinne zur Vor aussetzung hätte, begegnet folgende „Ein Irr - t u m" überschriebene offiziöse Berliner Auslas sung der „Südd Reichskorr.": „Die „Köln. Volks zeitung" beschäftigt sich in einer Berliner Zuschrift mit der braunschweigischen Frage in Wendungen, dir den Leser glauben machen könnten, es bereite sich auf diesem Gebiet etwas Neues vor. Man sollte mit solchen Andeutungen lieber zurückhalten. Politisch hat sich in der braunschweigischen Frage nichts geändert. Sie ist geregelt durch den erneu erten Bundesratsbeschlutz, dessen Geltung von den« Eintritt eines Prinzen des Hauses Cumberland in die Königlich Bayrische Armee nicht berührt Wird. Die „Kölnische Volksztg." schreibt: „Jetzt hat sich