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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 20.08.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190808203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19080820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19080820
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-08
- Tag 1908-08-20
-
Monat
1908-08
-
Jahr
1908
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 20.08.1908
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Kongresses wurde bekannt gegeben, daß das Neue zahlbar geworden sind. Automoüilunfall. Ein auf dem Wege nach Marien- ab, und nun ging es mit der Geschwindigkeit berg begriffenes, mit fünf Personen, drei Herren und zwölf Sekundenmetern und in einer Höhe von zwei Damen besetztes Automobil fuhr einen Krum- Meter auf den Tegeler See zu. Noch lange hermerSdorfer Einwohner an. Durch das sofortige man bei der klaren Atmosphäre das Blinkfeuer Bremsen brach die Hintere Achse des Kraftwagens, dem Tegeler Schießplatz herüberblitzen, bis von 300 sah nach auch hierdurch wurden die beiden Damen herauSgcschleudert der gelbe Riese schließlich über Spandau den Blicken und erlitten im Gesicht erhebliche Verletzungen (Bruch ganz entschwand. Jetzt ging eS, wie beabsichtigt, deS Nasenbeines bez Verletzung des Auges), während längs des Bahnkörpers der Hamburger Strecke über die anderen Insassen mit dem Schrecken daoonkamen. Ftnkenkrug, Nauen, Paulinenaue auf Neustadt an Die beiden verunglückten Damen wurden besinnungS-der Dosse zu, dessen Lichter die Luftschiffer in der los in das in der Nähe befindliche Haus des Holz, ersten Morgenstunde blitzen sahen. DaS Fahrzeug —i Gestern abend fand im Altstädter Schützen hause abermals eine Sitzung deS gesamten Haupt- ausschuffeS für das Ga«tur«fest statt. Die um- fastenden Vorberatungen sind damit zu Ende geführt. Freiquartiere für die am Sonnabend nachmittag hier eintreffenden Wetturner und Kampfrichter sind von der hiesigen Einwohnerschaft reichlich zur Verfügung gestellt. Am Sonnabend nachmittag treffen auch eine Anzahl Turner aus Zwenkau, dem Leipziger Schlacht feldgau angehörig, hier ein um, sich am Gauturn- fest zu beteiligen. Am Sonnabend nachmittag von */,4 Uhr ab wird der Empfangsausschuß, der an grün-weißen Schleifen kenntlich ist, am hiesigen Bahnhof tätig sein. Im Hotel drei Schwanen und im Altstädter Schützenhause erfolgt die Verteilung der Wohnungskarten. Man rechnet darauf, daß sich bei der Einwohnerschaft die oft bewiesene Bereit» Willigkeit zur Schmückung der Häuser auch diesmal zeigen wird. Sämtliche Straßen, die der Festzug nicht berühren wird, werden von dem am Sonntag früh 5 Uhr beginnenden Weckrufe der Stadtkapelle, durchzogen werden, der von der Männerrtege des Turnvereins begleitet wird. — In der Zeit vom 15. Mai bis 15. Oktober 1910 soll in Wie« die Erste internationale Jagd-Ausstellung stattfinden, die unter anderem Erzeugnisse der Industrie und des Gewerbes, die mit der Jagd in irgend einem Zusammenhänge stehen, umfassen soll. Unterlagen, die Ausstellung betr. (P osp kt rc.), liegen auf dem Bureau ter Gewerbekammer Chemnitz (Moritzstr. 331) zur Einsichtnahme aus. Interessenten werken hier- auf mit dem Ersuchen aufmerksam gemacht, wegen etwaiger Beteiligung an der geplanten internationalen Anregung, einen gepflasterte« Uebergang über die Toldbachstraße nach der Schönburgstraße herzu stellen, erneut in Erinnerung und verwies dabei auf den starken Fährverkehr, der infolge der Nähe des GUterbahnhofeS dort herrscht. Herr Schellen berger betonte, daß eS zur Ausführung deS ge- wünschten UebergangeS zurzeit an Mitteln gebricht, und daß noch dringlichere Wegebauten in der Stadt der Erledigung harren. Herr Bürgermeister Dr. Patz bestätigte, daß im laufenden Jahre keine Mittel zu dem erwähnten Zwecke verfügbar seien, und stellte in Aussicht, daß die Herstellung deS Ueber- gangeS im nächsten HauShaltplan berücksichtigt werden soll. ES wurde sodann in die nichtöffentliche Sitzung eingetreten. KrumhermerSdorfer Einwohners waren nur geringer Natur. — Tharandt, 18. August. Die Sektion der beiden Pferde deS Braumeisters Klotzsche, die, wie gemeldet, tot niederstürzten, hat ergeben, daß die Tiere tatsächlich vergiftet worden sind. Vielleicht liegt ein Racheakt vor. — Dre-de«, 18. August. Von den Schmuck, fachen im Werte von 10000 Mk., die der hier fest- genommene 20 jährige Handarbeiter Friedr. Bitterlich — Am 17. d. M. hat eine abermalige U«-« lof««g Königlich Sächsischer Staat-papiere stattgesunden, von welcher die 3"/g Staatsschulden» Kastenscheine vom Jahre 1855 betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten StaatSpopiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen auf» merksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der „Leipziger Zeitung", dem „DreSd. Journal" und dem „Dresdner Anzeiger" veröffent licht, auch bei sämtlichen Bezirkssteuereinnahmen, des Aeußern über den Konflikt zwischen den Nieder- landen und Venezuela wurde vereinbart, daß Amerika sich einer niederländischen Aktion nicht widersetzen werde, wenn diese sich auf eine Blockade und andere maritime Maßnahmen be- schränke« In dieser Hinsicht wird Amerika der nieder ländischen Flotte volle Freiheit lasten unter der Voraussetzung, daß eine militärische Besetzung von Venezuela ausdrücklich ausgeschlossen und daß solcher Skt als über die guten Absichten der amerikanischen Regierung hinauSgehend anzusehen sei. Die Presse ist im großen und ganzen mit dem Ergebnis der Konferenz zwischen den beiden Diplomaten ein- verstanden. Der holländische Kreuzer „Friesland" wird am 1. September nach Venezuela abgehen. Die Rasse«kämpse i« Nordamerika. In Hungtington versuchte gestern ein hundert Mann starker VolkLhaufe mit Gewalt in das kleine G efä n gniS deS OrteS einzudringen, um sich eines Negers, der eine Italienerin überfallen hatte, zu bemächtigen. Zahlreiche von den Behörden zugezogene Deputy Eheriffs traten der aufgeregten Menge mit dem Revolver in der Hand entgegen und vermochten sie nur durch die Drohung, sofort zu feuern, um Rückzug zu bewegen. — In Spring field (Illinois) dauern die Verhaftungen fort. ES wird eine besondere Großjuiy eingesetzt, um die ge samten Vorgänge, die zu den unerhörten Gesetzlosig keiten führten, zu untersuchen und die Anklageerhebung gegen die Schuldigen zu beschließen. tu rufest des Niedererzgebirgischen Gaues dem Kollegium zugegangen ist. — Ein Ortsgesetz über die Pensio« der städtische« Beamte« und ihrer Hinterlastenen lag dem Kollegium zur Mitentschließung vor. In Z 3 deS Entwurfs war ursprünglich eine Unfallfürsorge für die städtischen Beamten vorgesehen; der Rat hatte jedoch mit Rück- sicht auf die der Stadt hierdurch erwachsenden Lasten diese Bestimmung abgelehnt. Auch das Stadtoer ordnetenkollegium stellte sich auf den gleichen Stand punkt ; im übrigen wurde das OrtSgesetz unter Aus- schaltung deS Z 3 einstimmig genehmigt. — Der Vertrag mit Herr« Posthalter MS««el, der das Kollegium schon wiederholt beschäftigt hat und gestern erneut auf der Tagesordnung stand, wurde mit Rücksicht darauf, daß Herr Männel im Zuhörerraum des Sitzungssaales persönlich anwesend war, in die geheime Sitzung verwiesen. — Bei der Kiltera«lage für das Wasterbaflin auf Wüstenbrander Flur wurden an der Bedachung sowie in der inneren Einrichtung einige Verbesserungen angebracht, die Mehrkosten in Höhe von 594 Mk. 79 Pf. bedingten. ES wurde um nachträgliche Bewilligung ersucht. DaS Kollegium beschloß in diesem Sinne. Mit der Richtigsprechung der Rechnung der Die«stbotenkra«kenkasse auf das Jahr 1907 und der Überweisung der Ga-anstalt-rechnu«g auf 1906 zur Nachprüfung an Herrn Lowel war die Tagesordnung erschöpft. Eine persönliche Angelegenheit wurde in nichtöffentlicher Sitzung erledigt. Vor Schluß der öffentlichen Beratung brachte Herr Wächter die früher von ihm bereits gegebene Iv. SWIiche stMi>nsMeten-SitzW am 18. August. Die gestrige öffentliche Sitzung der Stadtver ordneten war nur von kurzer Dauer. Es wurde zunächst zur Kenntni-uahme mitgeteilt, daß am 1. August d. I. als Bauamts- asfistent Herr Herm. Schneeweiß und als RatSdtener der frühere Schutzmann Herr Ernst August Richter an RatSstelle eingewiesen und verpflichtet worden sind. Ferner wurde zur Kenntnis gegeben, daß der hiesige K. S. Mil.-Ver. Deutsche r Krieger verein zu seinem Montag, den 7. Sept, im Altstädter SchützenhauS abzuhaltenden 36. Stiftungsfest ein- geladen hat, und daß weiter eine Einladung zu dem am 22. und 23. August hier stattfindenden Gau- SächsWes. HoheusteimEruftthal, 19. August 1908. Wettervoraussage der Königl. Sächs. Landet Wetterwarte zu Dresden. Kür Do««erstagr Ruhig, heiter, warm, trocken. LO.AugUftr TageSmittel -^-15,5",Maximum -j-19,7° Minimum -j-10,8». — Gestern, am Jahrestage der Schlacht Von St. Privat, hatten sich die Mitglieder deS Deutschen Kriegervereins, wie alljährlich, zahl- reich zu einer Gedenkfeier in ihrem Vereinslokal (Rest. Schiefner) vereinigt. Mit der Feier, die durch Trinksprüche auf Kaiser und König, eine zündende Ansprache in gebundener Rede seitens des Ehren mitgliedes Herrn Pastor Albrecht, Darbietungen der Sängerabtetlung und Klavieroorträge belebt wurde, war eine Ehrung von vier treubewährten Kameraden, der Herren Theodor Fechner, Hermann Grünzig, Hermann Schneeweiß und Clemens Müller, denen die Medaille für 25jährige Mitgliedschaft unter anerkennenden Worten seitens des Vorsitzenden Herrn Wappler überreicht wurde, verbunden. — Im Garten des Restaurants Bad Ernstthal hatten sich die Mitglieder der übrigen drei Militärvereine zur St. Prloat-Feier vereinigt. Beim Konzert der Stadt- 'apelle verliefen auch hier die Stunden in kamerad- chaftlicher Stimmung. Leider wurde durch die -errschende Abendkühle der Aufenthalt im Freien beeinträchtigt. unverheiratete Zimmermann Kömg stürzte heute Die Nachtfahrt des deutsche« Milt« mittag kurz vor 12 Uhr auf einem Neubau der über die wir gestern berichteten, inneren Stadt (RathauSbau) beim Herein-,ehen e.neS deutet einen schönen Erfolg unserer militärischen d" Höhe gewunden worden war, Luftschiffer. Bei bewölktem Nachthimmel machte Er ereinen das Luftschiff eine ununterbrochene glänzende Fahrt Schädelbruch und einen Bruch beider Beine. Nach- 4-/, Stunden, ohne daß die nächtliche Dunkel- mittags in der 5. Stunde ist er, ohne das Bewußt- s^n Lenkern für eine sichere Navigation un- sein wieder erlangt zu haben, im Stadtkrankenhause ^„windliche Hindernisse in den Weg gelegt hätte, gestorben. Den Verlauf des eigenartigen Versuchs schildert ein — Königswalde i. E., 18. August. Zum Beteiligter folgendermaßen: Nachdem das Luftschiff dritten Male in diesem Jahre wurde unser Ort von den Versuchsmannschaften unter dem Kommando gestern durch eine große Feuersbrunst heimgesucht, des Hauptmanns von Jena aus der Ballonhalle Es brannte das Herrn Biefeld gehörige Wohnhaus „ach dem Tegeler Schießplätze geführt worden war, mit Scheune vollständig nieder. Zwei in dem Hause und der Kommandeur des Bataillons, Major Groß, ur Miete wohnende Familien haben durch den mit Major Sperling, Ingenieur Basenach und einem Brand erheblichen Schaden erlitten. Mechaniker in der Gondel Platz genommen hatte, — Aschopau, 17. August. Gestern abend erfolgte gegen 10 Uhr der Aufstieg. Der Ballon kurz vor 9 Uhr ereignete sich auf der Börnichener nahm zuerst seinen Weg in der Richtung der Tegeler Straße aus KrumhermerSdorfer Flur ein schwerer Gaswerke. Doch bald drehte das Fahrzeug banbord Jagd-Ausstellung in Wien sich bis Ende August cr. Händlers Wagner getragen, wo ihnen ärztliche Hilf/trat nun seinen Rückweg an, auf dem sich daS Luft- an die Gewerbekammcr Chemnitz zu wenden. zuteil wurde. Die Verletzungen deS angefahrenen schiff zumeist in einer Höhe von 400 m, die jedoch sowie bei allen Siadträten, Bürgermeistern und Ge» a«S Crottendorf bet Annaberg am 31. Juli in einem meindevorständen deS Lande« zu jedermanns Einsicht Kurhause zu Karlsbad stahl, ist der größte Teil in auSgelegt werden. Besonder- wird noch darauf auf- Annaberg aufgefunden worden. Der Dieb hatte sich merksam gemacht, daß der gesamte Rest der 3i/,"/, lediglich zu dem Zwecke dort eingemietet, um von Staatsanleihe vom Jahre 1867 für den 30. Junt dort aus Streifzüge in die böhmischen Kurorte zu dieses Jahres aufgekündigt worden ist un: demnach unternehmen. alle noch in Umlauf befindlichen Staatsschulden- — Dre-de«, 18. August. In den Sonder- kassenscheine dieser Anleihe von diesem Zeitpunkte an sitzungen der einzelnen Abteilungen deS Esperanto- — Nach dem Bericht deS in Leipzig seßhaften Testament der Bibel nahezu vollständig übersetzt ist; Ausflusses Ler Deutsche« Tur«erschast beträgt die Psalmen liegen fertig vor. Da« Alte Testament das Gesamtvermöge« der zurzeit 847 920 Mit- ist abschnittsweise fertig. Die Deutsch-Oesterreicher glieder zählenden Deutschen Turnerschaft gegenwärtig Sendeten eine deutsch-üsterreichische Liga mit Pro- 232 287 Mk. Davon entfallen auf die Hauptkasse f'fsor Simon als Vorsitzenden und die Slaven einen 100384 Mk., die Dr. F. Götz-Stiftung 81049 Mk. Slavenbund. Die sächsischen Industriellen haben ein die Abgeordnetenkasse 16142 Mk., hinzu kommt der sächsisches Esperanto-Jnstitut ins Leben gerufen, das Wert deS Jahn-MuseumS mit 34 712 Mk. seine Lehrkurse in fünf Abteilungen im September für Krankenpflege in unserer Kirchgemeinde. In großem Stile durchzuführen. » « der letzthin stattgefundenen Sitzung deS Vorstandes - Ost^tz, 18. August. Erfroren find in oer und Ausschusses konnte der Vorsitzende die erfreuliche 5um Sonntag in den meisten hiesigen nied- Mitteilung machen, daß eS gelungen sei, ein junge« ^er gelegenen Gärten die Gurken, die in diesem Mädchen aus dem Orte zu finden, die gewillt ist 9^hie besonders reich angesetzt hatten. Nun hat die Ilch H«bst °I, di- In d-° Mch, ,um S°°«g bilden zu lassen. Weiter ist dem Vereine von einem herMe, alle Hoffnung auf eme reiche Ernte hier opferwilligen Mitglied- eine wertvolle reichhaltige sichte Sammlung von Krankenpflegegeräten nebst Auf- ^e» Jahres 1908. bewahrungSschrank als Geschenk überwiesen worden. , (Oberlausttz)^ 17. Aug. Er- Die Geräte werden voraussichtlich im Bedarfsfälle "unken sind m Arnsdorf in nnem Steinbruchwasser, an jedermann unentgeltlich verliehen werden. Die zwei Knaben namens Gollmer und Gube, ,m Mitgliederzahl ist ständig im Steigen begriffen. A"er von 6 und 9 9°^. Um Frösche zu fangen, _ 1« Mr«,». "aren d,e Kinder m das Wasser gegangen, dessen r. ^-August. Nach Wald» sie nicht kannten. Hilferufe wurden nicht Henn übergesührt wurde von Zwickau aus heute vor- , mittag durch hiesige Polizeibeumte der Webergeselle OSkar Oeser. Er findet in der dortigen Jrrenab» teilung Aufnahme. Der Geisteskranke hat sich im . kllte«vurg, 18. August. Für Willich Polizetgewahrsam der Schwanenstadt, wie verlautet, wurde OberregierungSrat Scher zum Innenminister ziemlich gewalttätig benommen; es war demnach ""annt. bei seinem Transport die größte Vorsicht zu be- obachten. /v» « — Chem«itz, 18. August. Der 38jährige, V0M Kouuenlvuchte«. Roman von Erich Friesen. 10. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Wie war es möglich, daß er sich von Teresitas nichtssagendem Geplauder, ihrem girrenden Lachen, ihrem ganzen oberflächlichen Getue betören lassen konnte ? Während im Geheimen vielleicht ein keusches, jungfräuliches Herz ihm in stiller Neigung entgegen schlug ? . . . Dann wieder schilt er sich, daß er seine Frau so hart beurteilt. Was hat sie eigentlich verbrochen? Sie ist launenhaft und reizbar. Wußte er das nicht längst? Schon lange bevor er daran dachte, sie zu seinem Weibe zu machen? . . . Was wirft er ihr also vor? In einem Anflug von Reue begibt er sich nach ihrem Zimmer, um sie zu einer Bootfahrt aufzu fordern, zu der sie sonst stets bereit ist. Doch heute verspürt sie keine Lust dazu. Sie habe Kopsweh und wolle allein sein. Verstimmt schlendert Orlando durch den blüten duftenden Garten, hinunter zum Meeresstrand. Er bindet sein Boot vom Pflock und läßt eS treiben von den leise schaukelnden Wellen . . Und wieder überfallen ihn die Gedanken . . Wie herrlich wäre eS, wenn er jetzt nicht allein im Boot säße: Wenn ein andres Wesen, das ihn ganz versteht, dessin Seele mit der seinen verbunden ist, bei ihm wäre! Wenn er den treuen Druck „Mirra!" Hat er es laut gerufen? . . . Er steht, wie die schlanke Gestalt dort oben zusammenzuckt und sich rasch entfernen will. Mit ein paar Ruderschlägen bringt er das Boot vollends an Land. „Bleiben Sie, Mirra I Gehen Sie nicht fort!" Wie widerstrebend wendet sie sich um. „Ich glaubte, meine Phantasie spielt mir einen Streich!" ruft er erregt. „Woher kommen Sie? Sind Sie allein hier?" Sie schüttelt den Kopf. „Nein. Meine Eltern sind drinnen bei Terestta. Wir siedeln morgen früh für einige Wochen nach Capri über. Da wollte ich Abschied nehmen von meinem Lieblingsplatz hier —" „Von der kleinen Halle am Meeresufer?" -Ja." „Es ist auch mein Lteblingsplatz, Mirra. Te- resita mag ihn nicht; er ist ihr zu öde." Sie entgegnet nichts. Träumerisch ruhen ihre Blicke auf dem jetzt glatten blauen Wasserspiegel. Kein Wellengekräusel. Kein Wogengeflüster — nichts. Eingeschlafen das ganze Meer, daliegend in seliger Ruhe. Eingeschlafen der sich das Ufer hinziehende Olivenhain. Eingeschlafen der Gesang der Vöglein in den dunkelnden Zypressenzweigen. . „Darf ich Sie ein wenig htnauSrudern in die Herrlichkeit da draußen, Mirra?" Er fragt es fast schüchtern. einer kleinen Hand fühlte, die sich warm in die seine schmiegt Als er nach längerer Zeil das Boot wieder zurückrudert nach dem Anlegeplatz seines Gartens, bemerkt er auf dem etwas erhöhten, von den Wassern umspülten Aussichtspunkt, den eine kleine, mit Stein- gutfliesen belegte, mosaikoerzierte Halle schmückt, eine unbeweglich dastehende weiße Gestalt. Sie zögert. Dann sagt sie ruhig: „Gern, Orlando." Weshalb soll sie auch mit ihrem Schwager nicht Boot fahren? Weshalb sich das harmlose Vergnügen seiner Unterhaltung versagen? . . . Vorsichtig hilft er ihr beim Einsteigen. Sie setzt sich ans Steuer, er nimmt die Ruder. Ab stößt das Boot vom Land. Kaum ein Wort fällt zwischen den beiden. Still genießt sie die Poesie des Augenblicks — ganz im Banne einer überwältigenden Natur. . . Ha, wie die Sonnenlichter über den ruhigen Wasserspiegel dahinzittern und tief hinein den Meeres grund erhellen! Welch wundersame Zauberwelt da unten! . . . Leuchtende, smaragdgrüne Grasflächen mit flammenden Blumen. Ueppig bemoste Felsblöcke in magischem Grün. Strahlende Sandflächen, von denen farbenschillernde Steine gleich riesigen Juwelen herauf blitzen. Daneben tiefschwarze Abgründe --zu tief für die tanzenden Sonnenstrahlen . . . Mirra kann sich nicht satt sehen an dieser fast überirdischen Pracht. Stumm bleibt ihr Mund. Nur ihre Augen reden. Plötzlich fährt sie auf aus ihrer Versunkenheit. „Ich möchte zurück," sagt sie leise. Sofort gehorcht er ihrem Wunsche. „Ich fürchte, ich habe nicht recht getan, mit Ihnen Boot zu fahren, Orlando!" „Warum nicht, Mirra? In meinem Schutze find Sie sicher vor jeder Gefahr!" Sie lächelt ein wenig. „Das gewiß. Aber — Terestta — — ob es ihr recht ist?" „Warum sollte eS ihr nicht —" Er stockt. Beider Blicke begegnen sich — tief und voll, als wolle jeder in der Seele des andern lesen. Horch I . . . Flüstert eS nicht über den Wassern? Geheimnisvoll, gespenstisch, lockend ? . . . Sind eS die Geisterstimmen der Verstorbenen ? Sind es die Träume und Hoffnungen, welche gleich Lichtelfen in weiß- glitzernden Gewänden über die Erde huschen? Sind es die lindv rhallenden letzten Schwingungen uner füllter Wünsche, welche, bevor sie ganz und für immer verklingen, mit ihrem Zaubergetön nochmals das Herz der armen Menschenkinder erzittern lassen? Leise Röte stieg in Mirras Wangen. Und auch Orlandos Stirn färbt sich dunkler. Mit raschen Ruderschlägen treibt er das Boot dem Ufer zu. Schweigend legt er an. Schweigend reicht er Mirra die Hand zum Aussteigen. Und schweigend lehnt sie seine Hilfe ab. Es ist, als habe sich plötzlick eme unsichtbare Kluft zwischen ihnen aufgetan. Als Mirra und Orlando die Terrasse des Hauses betreten, finden sie Terestta und ihre Eltern in leb hafter Unterhaltung. Ein rascher, finsterer Blick aus Teresitas Augen trifft erst den Gatten . . . dann die Schwester. „Wir sprachen soeben von dem jungen Mar chese Malotti!" ruft sie mit forciertem Lachen. „ES ist doch wohl keine Indiskretion, nicht wahr, mein kleines Schwesterchen, wenn ich Dir jetzt schon zu Deiner Verlobung gratuliere —" Orlando fühlt, wie eine Blutwelle ihm zum Herzen schießt. Starr blickt er Mirra an. „Ich verstehe Dich nicht, Terestta!" hört er Mirras tiefe Stimme sagen. „Nicht? Ich denke, der Marchese hat um Deine Hand angehalten, kleine Heuchlerin!" „Bis jetzt noch nicht." „Und wenn er es nächstens tut?" „So werde ich ihm die richtige Antwort geben." Terestta beißt sich auf die Lippen. Wiedel trifft ein fast gehässiger Blick das schlanke, blonde Mädchen, das so ruhig und hoheitsvoll da steht, als ahne es nichts von den Qualen in dem Herzen der Schwester. Fortsetzung folgt.
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