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WslkiMlWM UM Amtsblatt k§ SSsigl. Amtsgericht mit He« SM«t z« HchOis-buM Wrfcheiut jeden Wochentag abends jür den folgenden Tag und kostet durch die Austräger das Vierteljahr Mk. 1.55, durch die Post bezogen Mk. 1.92 frei ins Haus. Fernsprecher Nr. 11. Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, BernSdorf, Meinsdorf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, Langenchursdorf, Grumbach, Tirsch- heim, l.uhschnappel, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Lugau, Erlbach, Pleißa, Rüßdorf, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Inserate nehmen außer der Geschäftsstelle auch die Austräger aus dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen-Expeditioncn solche zu Originalpreiscn Nr. W. «vfch-ftoftv», «mist»«,, »r. «. Dienstag, den 30. Zuni ,908. 58. 3ahrg. SSSSSSSSSS^SSSSaMSSSSMSM^^^WN^MS^NMNNWSSSM^^SSSSSSSSMSSSSSSSSSS^SSSSSS Kekanntmachnng. Der am 30. Juni 1908 fällige II. Lermt« Land' sowie Landeskulturreute« ist spätestens bis zum «. Juli 1908 bei Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung an die hiesige Ortssteuereinnahme abzuführen. Gersdorf Bez. Chemnitz, den 29. Juni 1908. Der Gemeiudevorstaud. Göhler. Bekanntmachung. Vom 1. Juli c. ab wird bei der unterzeichneten GemeiudeverWaltUU-, einschließlich Sparkasse und Staudesamt, an Souuabendeu durchgeheude Geschäftszeit etugeftchrt. Expediert wird demzufolge an diesen Tagen von Bormittags 8 «UUUterbrocheu dis Nach mittag S Uhr. «afseufchlutz 2 Uhr. Lugau, am 22. Juni 1908. Der Semeiudevorstimd. Reiche. Das Wichtigste. Der Kaiser segelte gestern an Bord der „Germania" die Wettfahrt des Norddeutschen Regatta-DereinS auf der Kieler Föhrde mit. Die Kaiserin begleitete die Wettfahrt auf dem De peschenboot „Sleipner". Drei norwegische Kriegs schiffe sind im Kieler Hafen eingelaufen. * Vor dem Schwurgericht in Moabit begann heute der Prozeß gegen den Fürsten Eulen burg. Harden ist zur Verhandlung nicht geladen. InEisenach tagte gestern der A n t i ul 1 ra- montane ReichSverband. Graf Hoensbroech sprach über „Die innerpolitische Lage und der UltramontaniSmuS". Er betonte die scharfe Schei dung zwischen letzterem und der katholischen Reli gion sowie die Notwendigkeit der BeibehaltünK der Blockpolitik im Interesse einer antiultramon- tanen Behandlung der Kulturfragen. * Bei den Gemeinderatswahlen in Straß- bürg i. E. verloren die Sozialdemokraten sämtliche bisher innegehabten 16 Sitze gegen die vereinigten bürgerlichen Parteien. Eine Nachwahl ist erforderlich. * In Dresden wurde gestern der deutsche Jngenieurtag durch einen von der Stadt- Vertretung veranstalteten Begrüßungsabend eröffnet. * *) In Graz kam es am Sonnabend zu neuen Zusammenstößen zwischen kleri kalen und freiheitlichen Studenten. Infolgedessen erklärte der Rektor das Semester für geschloffen. Auch in Wien gab eS am Sonnabend Studenten prügeleien. * In der Ortschaft Madocsa bei Paks in Ungarn sind 200 Häuser abgebrannt, darunter dar Gemeindehaus und die Schule. Eine Frau fand den Erstickungstod. * * ) Frankreich läßt in Casablanca Trup penverstärkungen einrücken. Außerhalb der SchaujagebieteS kam es zu einem blutigen Zu- sammenstoß mit friedlicher Landbevölkerung. * In Täbris fanden von Sonnabend Abend bis Sonntag Mittag blutige Parteikämpfe statt. Die Stadt ist in den Händen deS Pöbels. * * ) In dem Anarchistenprozeß in Es tin je wurden 6 Angeklagte zum Tode verurteilt. Nur zwei davon sind in den Händen der Behörde. * * ) In Barcelona explodierte Sonnabend abend abermals eine Bombe. Ein Polizeibeamter wurde getötet. * Wie der „New-York Herald" berichtet, hat Brasilien in England 27 Kriegsschiffe in Auftrag gegeben, angeblich für Rechnung Japans. * Durch einen Tornado, der einen großen Teil der Stadt CHinton in Minnesota zerstörte, wurden am Sonnabend sieben Personen getötet und zwanzig verletzt. *1 Nähere» an anderer Stelle. Zus dem VeicHe. Wie die Döberitzer Kaiferrede a« die OefferMichikeit kam. In der „Mtlit. - Politischen Korr." erzählt der Herausgeber, Otto von Loßberg, der gleichzeitig Berliner Vertreter der „Dortmunder Zeitung* ist, wie die Kunde von der Döberitzer Ansprache deS Kaisers an die Oeffentlichkett gelangte. Herr von Loßberg schreibt: „Am Abend deS 8. Juni (Montag ist im Kaiserlichen Automobilklub beim Empfange der Prinz Hetnrich-Fahrer die Döberitzer Ansprache des Monarchen zuerst von Ohrenzeugen, die sie anscheinend am gleichen Morgen gehört haben wollten, vor jedermann so ausgiebig und mit solch auffallenden Kommentaren wiedergegeben worden, daß der dort anwesende politische Feuilletonist Paul Lindenberg schon am 11. Juni (Donnerstag) die „EinkreisungSrede" — wie er sie nenw — zum Gegenstand einer längeren, in zahlreichen Provinzblättern erschienenen Betrachtung machte. Am 13. Juni (Sonnabend) abends brachte die „Dortmunder Zeitung" den vielbesprochenen Wort- laut, der erst 36 Stunden später, am Montag morgen, in je ein Berliner, Pariser und Londoner Blatt übernommen wurde. Dieser Wortlaut wurde am 45. Juni einem englische») Korrespondenten oon dem britischen Spezialisten und Adlaten des Staats sekretärs von Schoen als „zutreffend, aber nicht an die Adresse einer einzelnen Macht gerichtet", bezeichnet. Am gleichen Tage konnte aus Rom ge meldet werden, daß der „italienische Militär- attach^ in Berlin die Worte von Döberitz mitge° hört und als hochwichtig sofort mitgeteilt habe". Dann präzisierte (oder doublierte) die „Information" die kaiserliche Mahnung auf den 29. Mai, und nach dem durch weitere 4 Tage der vorzügliche Eindruck rm In- und Auslands angedauert hatte, kam am 19. Juni (Freitag) das bekannte Resümee der „Nord- deutschen Allgemeinen Zeitung" „Zur Lage". Von einer „journalistischen Indiskretion" dürften daher nur die Veranlassung haben, zu sprechen, denen ür jede in der Presse wiederzugebsnde zuverlässige und wichtige Nachricht ein halbamtliches Placet als die erste und notwendigste Vorbedingung er- cheint." Aufhebung der Fahrkartensteuer 7 Wie die „Inf." von unterrichteter Seite er fahren haben will, soll die Aufhebung der Fahr kartensteuer nunmehr bestimmt in Aussicht genommen sein. ES hätten sich alle BundeS- taaten gegen eine weitere Erhebung dieser Steuer ausgesprochen, da sie die auf sie gesetzten Erwar tungen nicht erfüllt hat. In diesem Jahre waren ca. 23 Millionen für die Fahrkartensteuer im Etat angesetzt worden. Die bisherigen Einnahmen zeigen, daß sie wesentlich hinter dem Voranschläge zurück- geblieben sind. ES wäre natürlich zu erwarten, daß bei der Reichsfinanzreform der Ausfall, der durch die Beseitigung der Fahrkartensteuer entsteht, durch eine neue Steuerart gedeckt wird. — Bestätigung dieser Meldung bleibt abzuwarten. Sozialdemokratischer Parteitag für Sachfe«. Die LandeSoersammlung der sozialdemokratischen Partei Sachsens wird am 10. August d. I. in Plauen stattfinden. Ueber Organisation und Agitation werden Sindermann und Braune referieren, über die Tätigkeit des Landtags der Land- tagSabgeordnete Goldstein, über die Wahlrechts frage Richard Illge und endlich über das Vereins- und VersammlungSrecht der einstige ReichStagSabg. LipinSki. Sonst stehen nur noch Anträge und Wahlen auf der Tagesordnung. Zus unseren Aotonien. 3« de« Dtamantenfunde« i« Deutsch- Südweftafrtka. Die Kolonialverwaltung hat, wie verlautet, die Interessen d«S FiSkuS an den Dia- mantenfunden zunächst in der Weise gewahrt, daß durch telegraphische Verfügung an den Gouverneur die S ch ü r f- und B e r g b a u r e ch t e auf den dem FiSkuS gehörigen Landblöcken an der genannten Bahn Lüderitzbucht—Nob für den LandeSfiSkuS von Deutschsüdwest reserviert werden, soweit dem nicht wohlerworbene Rechte Dritter entgegenstehen. Im übrigen sind weitere amtliche Mitteilungen an zu- ständiger Stelle noch nicht eingegangen. «Nus de« Zustande. Die österreichische Regierung und die Wahrmund-Angelegenheit. In der Sonnabendsitzung deS österreichi schen Herrenhauses ließen die Kleri kalen durch den Grafen Thun nochmals ihren Unmut gegen die Regierung wegen deren Haltung in der Wahrmund-Angelegenheit zum Ausdruck bringen, und bekundeten dabei offen ihre Wünsche auf völlige Kaltstellung Wahrmunde, denen sie durch die Verweigerung deS Budgets Nachdruck zu geben suchten. Im Laufe der Debatte ergriff Minister» Präsident oon Beck das Wort zu einer längeren Rede, in der er zunächst die allgemeine Politik der Regierung erörterte und dann aussührte/er habe nie ein Hehl daraus gemacht, am allerwenigsten Professor Wahrmund selbst gegenüber, daß sein Vorgehen geeignet gewesen sei, das religiöse Em pfinden der katholischen Welt tief zu verletzen. Unter den gegebenen rechtlichen Voraussetzungen wäre er gewiß dafür eingetreten, daß die ganze Schärfe des Gesetzes zur Geltung komme. Bekannt lich beschäftige diese Angelegenheit noch die Inns brucker Staatsanwaltschaft. Durch das Ergebnis des objektiven Verfahrens sei den verletzten religiösen Gefühlen sicherlich eine Sühne geboten worden. Im übrigen hätten die Tatsachen mit Rücksicht auf die zu erhaltende öffentliche Ruhe und Ordnung und >en ungestörten UnioersitätSbetrieb in Innsbruck die Versetzung WahrmundL an eine andere Universität zu einer von ihm selbst anerkannten Notwendigkeit lemacht. Er, der Ministerpräsident, sei überzeugt, >aß der Oeffentlichkett dadurch, daß nicht das System der vollsten Energie angewendet wurde, ein viel größerer Dienst erwiesen wurde, indem ein Kultur» ämpf vermieden und doch eine erträgliche Lösung gefunden wurde. — Nach weiterer längerer Debatte wurde das Budget nach neunstündiger Sitzung an genommen. Die Antwort der Türkei auf die ruffisch englische Drohnote. Nach Informationen der „PeterSb. Telegr.-Ag." aus zuverlässiger Quelle hat die türkische Regieruvg im persisch.türkischen Grenz st reit die Besetzung der außerhalb der sogenannten strittigen Zone liegenden Gegenden durch türkische Truppen als unberechtigt anerkannt und ihren ersten Delegierten, Tahir-Pascha, verantwortlich gemacht für strenge Beobachtung der Grenzen der erwähnten Zone. Dabei wurde ihm vorgeschrieben, die türkischen Abteilungen von unbestreitbar persischen Territorien zurückzuziehen, dieses in keinem Falle zu betreten und dies auch den Kurden nicht zu gestatten, sei eS auch mit Gewalt, und ebenso die Kurden nicht als Werkzeug zu benutzen. Nach Meldungen aus Urmia hat Tahir-Pascha den dortigen russischen und englischen Konsul gebeten, die Vermittelung bei seinen Verhandlungen mit den persischen Delegierten bezüg lich Bildung einer türkisch-persischen UntersuchungS- kommission zu übernehmen, welcher der Besuch der geschädigten Ortschaften der Barandubezirk», die Er- Mittelung und Bestrafung der Schuldigen und die Aufstellung türkischer und persischer Wachen, wo sie nötig sind, aufgetragen werden soll. Die Konsuln haben sich damit einverstanden erklärt. Ueber dieFortschrittederRevolntion in Persien wird au« Täörir vom 28 Junt gemeldet: Dar Schießen, das gestern am Tage auf gehört hatte, begann gegen abend wieder aufs neue. Aus Rache für die zweitägige Plünderung drangen Reaktionäre in den Stadtteil Hiaban ein und töteten zwei Gegner, die sie vorher grausam mißhandelt hatten. Die Leiche des einen wurde von seinem An gehörigen durch die Stadt getragen, wobei sie dat Volk gegen die Reaktionäre aufreizten. Die Erbitte rung der Parteien ist sehr groß. Die Christen sind vorläufig außer Gefahr. Die Gewerbetreibenden und Kaufleute werden durch die Raubüberfälle stark ge schädigt. — Weiter wird gemeldet: Von Sonnabend abend bis Sonntag mittag dauert das Schießen an. Der Pöbel, in dessen Händen die Macht ist, plün derte das Arsenal und nahm Gewehre und Patronen an sich. Die Gräuel am Sonnabend beantworteten die Revolutionäre damit, daß sie den in ihren Händen befindlichen Bruder eines einflußreichen Muschteiden grausam töteten. Die Lage der Stadt wird kritischer, die Bazare bleiben geschlossen. Bombenwerfer in Barcelo««. In Barcelona explodierte am Sonnabend abend an einem Abort in der Rambla-FloreSstraße abermals eine Bombe. Zwei Personen wurden ver- etzt, eine derselben, ein Polizeibeamter, ist ihren Wunden erlegen. Auf der Straße war au» Anlaß eines dort passierenden historischenFestzugeS eine zahlreiche Volksmenge angesammelt, deren sich une große Panik bemächtigte. Etu Mann, der kurz nach der Explosion öen Abort verließ, wurde ver haftet und wäre von der Menge gelyncht worden, wenn die Polizei eS nicht verhindert Mte. Später wurden noch zwei Verhaftungen vorgenommen. Anarchistenprozetz in Montenegro. In Cetinje wurde in dem Prozeß wegen des im November vorigen Jahre- gegen den Fürste» gerichteten anarchistischen Anschlages am Sonnabend das Urteil gefällt. Bon den anwesenden Angeklagten wurden zwei zum Tode verurteilt. In contumaciam zum Tode verurteilt wurde Bozo- witsch, der Präsident der montenegrinischen Univer» sitätSjugend, sowie drei andere Angeklagte. Eine Anzahl weiterer Angeklagter wurde zu sechsjährigen bis lebenslänglichen Zuchthausstrafen verurteilt, da runter der Angeklagte Raykowttsch, bei dem man die Bomben gefunden hatte. Drei Angeklagte er hielten Gefängnisstrafen von zwei bis zehn Jahren, die übrigen drei wurden freigesprochen. Das militärisch, Vorgehe« Frankreichs i« Marokko. AuS Casablanca wird über Tanger vom 28. Juni gemeldet: Unausgesetzt treffen neue Truppen ein, um die militärischen Posten ab zulösen und zu verstärken. Allein in Bu Snika stehen 1500 Mann. Diese entsenden in nordöstlicher Richtung, also in eine Gegend, die außerhalb des SchaujagebieteS liegt, Aufklärungs abteilungen. Am letzten Dienstag traf eine Ab teilung bei der KaSbah ben Ahmed auf friedlich an der Ernte arbeitende Eingeborene und verhinderte die Fortsetzung der Arbeiten durch Artillerie feuer. Die entrüstete Landbevölkerung griff mit Unterstützung von Gebirgsbewohnern die Franzosen, welche die KaSbah besetzt hatten, an, wurden aber nach zwölfstündigem Kampfe zurückgeschlagen. Ihre Verluste sind unbekannt. Die Franzosen hatten 7 Tote und 16 Verwundete. Man befürchtet, daß neue Kämpfe beoorstehen. Französtscherseitt sind Verstärkungen unterwegs. Marokko. AuS Fez wird gemeldet, daß eine Ma halia in Stärke von 2000 Mann, die für Mar- ra k e s ch bestimmt ist, ausgerüstet wird. Die hasi dischen MahallaS werden fortgesetzt von dem Kaid Mtugi geschlagen, drei ihrer Führer wurden getötet, Den neuesten Meldungen zufolge will Muley Hafid Ende Juli nach Rabat aufbrechen. KäcMches. HohensteinErnstthal, 29. Junt 1908. Wettervoraussage der Königl. Sächs. Landes- Wetterwarte zu Dresden. Für Dienstag: Nordwestwind, wolkig, kühl, zeitweise Regen. 30. J««it TageSmittel -1-16,0°, Maximum -s-20,0°, Minimum -j-N,2°