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dritte und vierte, nickt iürl»uataauaeuen läaLUtu Brrickt. den wir leider wegenlgliederzahl ist die gleiche geblieben. Die Auszahlung^Behauptung allgemeines Aufsehen erregt, daß f -s- Siratzenbahnuufall. Gestern stießen in Schwientochlowitz zwei elektrische Straßenbahnwagep aus der Richtung von Kattowitz und Beuthen zu sammen und wurden zertrümmert. Bier Personen sind teils leicht, teils schwerer verletzt. Der Führer eines Wagens rettete sich durch Abspringen, wäh rend der Führer des anderen schwere Verletzungen erlitt. -j- Theaterbrand. In einem Moskauer Operntheater brach Dienstag früh Feuer aus, das bis mittags noch nicht gelöscht war. Der Bühnen raum ist ausgebrannt, die Dekorationen sind ver nichtet. Unter den Trümmern fand man die Leiche eines Angestellten. -j- Kampf mit Zigeunern. In der Nähe deS Dorfes Welen bei Aussig wurde von einer aus sechs Zigeunern bestehenden Bande auf den Gen- darmeciepostenführer Wenzel Blazek geschossen. Als der Gendarm, einen Baumstamm als Deckung be nutzend^ ebenfalls schoß, entwickelte sich ein regelrechtes Feuergsfecht, welches o lange andauerte, bis olle sechs Zigeuner, von Kugeln getroffen, kampfunfähig waren. Vier von ihnen konnten trotz ihrer Ver letzungen flüchten, zwei blieben bewußtlos liegen. Der eine starb auf dem Transporte ins Spital, der andere liegt hoffnungslos darnieder. Der Gendarm blieb unverletzt. -j- Ueber ein Abenteuer mit Löwen wird aus Britisch-Ostafrika gemeldet: Zwei Strauß farmer, die Herren C. Trichard und Langridge, haben kürzlich in einer ganz ungewöhnlichen Weise eine Löwin gefangen. Das Tier war in Begleituns dreier Löwen auf einer der Farmen eingebrochen, die sich jedoch zur Flucht wendeten, als die beiden Farmer mit ihren Gewehren bewaffnet und von einigen Hunden begleitet auf der Bildfläche erschienen Die Löwin allein hielt stand und ging zweimal zum Angriffe über, als ihr die Schützen mit ihrer Meute nahekamen. Die beiden Herren fühlten sich in der Uebermacht und beschlossen, dis Löwin zu fangen, anstatt sie zu erschießen. Sie machten in aller Eile ein Seil auS einer rohen Kuhhaut, be- festigten es an einem Stock und versuchten, der Löwin, als sie ihr ganz nahe gekommen waren, eS in Gestalt einer Schlinge um den Hals zu werfen. Dies mißlang. Es wurden dann die Hunde gegen das Tier gehetzt und während diese die Löwen angriffen und ihre Aufmerksamkeit von den Schützen ablenkten, schlichen sie sich hinter die Löwin, und eS gelang ihnen, um jeden der beiden Hinterfüße eine Schlinge zu befestigen. Die Schlingen wurden dann angezogen und die Löwin festgehalten, bis auch die Vorder füße durch Schlingen gesichert waren. So festge bunden, wurde das Tier auf einen herbeigeholten Karren geladen und nach der Farm übergeführt. — Da die Jäger bekanntlich immer nur die lautere Wahrheit reden, wagen wir gegen die vorstehende Erzähluug keinen Zweifel zu erheben. AMm« KMorf Etz. Umih. Folgende Gegenstände sind als gefunden ab- gegeben worden: 1 goldener Ring mit Stein. 1 goldene Brosche. 1 goldenes Kreuz, 1 silberne Herrenuhr, 1 Geldbörse mit Inhalt und 1 Korbdecke- Mittellose Mädchen. Roman von H. Ehrhardt. 5. Fortsetzung. (Nachdruck verboten., Die Mutter ist ja so gut, aber sie bedarf für sich allein die Pflege und Schonung, sie kann mir keine Stütze sein, wie Du mir bist, meine Tochter, ja, eine Stütze und der Trost meines Alters. Ich fürchte nur, daß bald einmal ein anderer kommen und Dich mir entreißen wird und meinen Lebens abend düster machen." Er fährt unsicher tastend ein paarmal über ihr weiches, schmarzglänzendes Haar. Ihr Gesicht kann er nicht sehen, aber er fühlt das Zittern, das den schönen Mädchenkörper zu seinen Füßen förm lich schüttelt. Und dann liegt ihr Kopf auf seinen Knien. „Ich werde Dich nie verlassen, Papa I" sagte das Mädchen heiser vor Erregung, „ich bleibe bei Dir, immer, immer." Es ist ihr heiliger Ernst mit den Worten, die fast wie ein Schwur klangen. Tröstend naht sich ihr das Bewußtsein, daß sie dem Vater wirklich unentbehrlich ist, daß sie ihr Opfer nicht vergeblich gebracht hat. Wie groß dieses Opfer ist, sie hat vorläufig noch nicht Zeit gehabt, sich darüber klar zu werden. Sie will nicht daran denken und doch — während sie vor dem alten Mann auf den Knien lag, drängte das Bild des Geliebten sich ge waltsam in ihre Seele. Atte Erinnerungen tauchten deutlich wie nie vor ihr auf an Zeiten, in denen er im kindlichen Spiel ihr Ritter gewesen — sie sah sich selbst als fröhliches, sorgloses Kind, wie sie in einem alten Ballkleide der Mutter, eine Krone aus Goldpapier im gelösten Haar, als eine von Räubern entführte Prinzessin, Verzweiflungstränen heuchelnd, im grünen Burgverließ saß und wie er dann austauchte zwischen den brechenden Flieder zweigen, das Holzschwert in der braunen Knaben faust, das trotzige Gesicht glühend im Eifer des Spiels, mit der dicken, blonden Locke, die ihm immer in die Stirn fiel und die er mit einer eigensinnigen Kopfbewegung von Zeit zu Zeit zurück zuschleudern pflegte — wie er sie triumphierend an sich riß als ihr Retter aus räuberischer Hand. Nur heiraten hatte er seine glücklich befreite Prinzessin nie wollen. „Das ,',ist ein Spiel für Mädels I" pflegte er zu sagen, „die küssen sich gerne." Das schien ihm nicht vereinbar mit seiner Knabenwürde. Heute dachte er anders. Sie weiß, daß er nichts heißer gewünscht hat heute Nachmit tag, als sich zu entschädigen für die törichte Ent haltsamkeit seiner Knabenjahre. So nahe war er ihr schon gewesen, daß die Spitzen seines weichen blonden Schnurrbarts ihre Wange geliebkost hatten. Und sie hatte die Kraft gehabt, ihn von sich zu stoßen. Noch immer liegt die welke Hand des alten Mannes auf des Mädchens gesenktem Haupt. Eine große, seltene Rührung erfüllt ihn und diese Rüh rung nimmt seinen tiefliegenden, braunen Augen den sonstigen düsteren Ausdruck, sie verwischt den verbitterten Zug um seine bärtigen Lippen und glättet die von Falten durchfurchte Stirn. Als Ruth langsam den Kopf erhebt, starrt sie fast un- gläublich in sein jäh verändertes Gesicht. Ist das die Freude über ihr: „Ich bleibe!?" Und in einem Gemisch von Glück und Schmerz wiederholt sie noch einmal: „Ich gehe nie von Dir, Papa, nie!" Sie findet ein Lächeln, das sie ihrem zuckenden Herzen abringt. Er beugt sich liebevoll zu ihr nieder. „Nichls versprechen, Ruth", meint er ernst, be unruhigt durch die seltsame Erregung des sonst so gelassenen Mädchens, „ich will kein so egoistischer Vater sein, Dich an einem Glück fern von mir zu hindern." „Ich kann mir kein größeres Glück denken, als für Dich zu sorgen, Dir zum kleinen Teil die Dankesschuld abzutragen, die Du uns allen durch Dein rastloses Arbeiten und Sorgen auferlegst." Sie sieht voll ehrerbietiger Zärtlichkeit zu ihm auf mit Augen, die wie Sterne aus dem schönen, blaffen Gesicht leuchten. Das alte bittere Lächeln gräbt sich um seine Mundwinkel. Wie ermattet lehnt er sich in seinen Stuhl zurück und halb zu sich selbst, halb zu dem knienden Mädchen spricht er leise: „Was hat es mir genutzt, das Arbeiten und Sorgen? Wahrlich mein Leben ist nicht leicht ge wesen in dem steten Kampf um das tägliche Brot, aber zu danken habt Ihr mir wenig genug. Ich bin Euch kein rechter Vater gewesen — nein, schüttele nicht den Kopf, ich weiß es nur zu gut, ich hab' Euch alle aufwachsen lassen nach dem Grundsatz: Erzieht Euch selbst. Es ist falsch. Der Mensch erzieht sich nicht selbst, er wächst heran mit all den guten und schlechten Eigenschaften, die ihm von der Natur mitgegeben sind und die er ohne eine leitende Hand nicht zu zügeln versteht. Viel leicht, daß das Leben ihn mit rauher Hand noch erzieht — aber meist ist es schon zu spät. Wenn ich heute die Augen zudrücke, lasse ich Euch mittel los zurück und was noch schlimmer ist, nicht ge stählt für den Kampf ums Leben. Um Dich bangt mir ja nicht, Ruth, Du bist eine ernste, verständige, mutige Natur, Du wirst Dich nicht verlieren. Aber Du wirst den Anderen allen Stütze sein müssen, der Mutter, der schwachen, ängstlichen Frau — ach, und der Suse, wenn ich mich auch nicht hineinmische, das sehe ich doch, wie zerfahren und oberflächlich sie ist, wie eitel — sie wird am schwersten zu hüten sein. Und die Jungen, keiner noch in Brot —" Er bricht ab, als sei es ihm unmöglich, die trostlosen Bilder, die sich ihm aufdrängen, noch weiter aufzurollen. Ruth aber schlingt, sich aufrich tend, beide Arme um seinen Hals, schmiegt ihre weiche Wange an seine bärtige und bittet leise: „Quäl' mich und Dich doch nicht mit solch traurigen Reoen, Papa. Fühlst Du Dich denn krank? „Mir fehlt nichts!" wehrt er ab, „nur müde und alt bin ich, dafür ist kein Kraut gewachsen." „Doch!" widerspricht sie, sich fester an ihn leh nend, „ich werde Dich noch besser pflegen von jetzt ab. Und Du wirst mir's erlauben und sehr gut folgen, Papa, ja, Du versprichst mir das?" Er zieht sie vollends auf seine Knie. „Ich werde wohl müssen, wenn Du so ener gisch auftrittst." Er hat Recht, sie spricht heute anders zu dem Vater, vor dem sie nie eine gewisse Scheu hatte überwinden können Es ist wohl das Bewußtsein ihres heroischen Entsagens, das ihrem Auftreten etwas Gereiftes, Gefestigtes gibt. Sie schreckt wie aus halber Betäubung geweckt empor, als im Korridor draußen eine Tür zuschlägt und gleich darauf Walters halb zaghafte, halb bittende Stimme hereinklingt: „Kommst Du nicht bald, Ruth? Mama kann den Schlüssel nicht finden und Suse will doch Lichter zum Klavier, weil sie üben muß — und mein Aufsatz —" Ruth ist schon aufgesprungen. „Ich ^omme, Walter!" Fortsetzung folgt. Druck und Verlag von I. Ruhr Nachfolger vr. Alban Frisch, Hohrnstein-Lrnstthal. — Verantwortlicher Redakteur: Reinhold Petzold, Hohenstein-Ernstthal. von