Volltext Seite (XML)
Amtsblatt für las Niichl. AmtszmA «al lt« Zlaltrat za Hahcasteia-Krastthal. Organ aller Gemeindeverwaltungen -er nmliegenden Ortschaften. Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, ISers-orf, zöermsdors, Bernsdorf, Meinsdorf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, Langenchnrsdvrf, Grumbmy, Tirsch- heiin, Kuhschnnppel, Wüstenbrand, Griina, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Lngau, Cribnch, Pleißa, Rüßdorf, St. Egidien, Hüttengrund u. s. iv. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger das Vierteljahr Mk. 1.55, durch die Post bezogen Mk. 1.02 frei ins Haus. Fernsprecher Nr. 11. Inserate nehmen außer der Geschäftsstelle auch die Austräger aus dein Lande entgegen, auch befördern die Annoncen-Expeditionen solche zu Originalpreisen Ar. ,62.Sonntag, den )nü ,907. 57. Zahrg. Hohensteiner Stadtanleihe. Bei der gemäß des TilgungSplaneS erfolgten Auslosung von Schuldscheinen der 3l/,o/gigen Anleihe vom Jahre 1886 sind auf das laufende Jahr Lit. 8 Nr. 73, 1t« u. 11S über je 1000 M ,, v „ 175, 183 n. 233 „ „ 308 „ gezogen worden. Die Anszahlung der auf vorerwähnte Schuldscheine entfallenden Beträge erfolgt gegen Rück gabe dieser Scheine nebst den dazu gehörigen Zinsbogen vom 31. Dezember dss. Js. ab bei der hiesigen Stadtkasse. Mit diesem Tage hört die Verzinsung der betr. Kapitalbeträge auf. Von den zur Rückzahlung für Ende des Jahres 1905 ausgelosten Schuldscheinen der vorbe merkten Anleihe ist der Schuldschein Lit L Nr. 296 über 300 Mark noch nicht eingelöst worden, weshalb der Inhaber wiederholt zur Einlösung aufgefordert wird. ! Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 18. Juni 1907. vr. Polster, Bürgermeister. xTWzl. Zus dem Veicöe. Der Zwiespalt im konservativen Lager. LegationSrat v. Nostitz-Wallwitz hat mit seiner Rede im Dresdner konservativen Verein bet den Vertretern der extremen Parteirichtung, wie sich voraussehen ließ, gewaltig angeeckt. Die „Deutsche TageSztg." bezeichnet die Ausführungen des Herrn von Nostitz als „geradezu unerhör t". Das Unerhörteste aber sei die Hindeutung auf die so genannte Nebenregierung in Sachsen und auf „das künstliche und ungerechte Ueberwiegen der kon servativen Partei, dessen sie sich freiwillig begeben solle". Damit werde nicht den konservativen Führern, sondern der StaatSregierung selbst der schwerste Vorwurf gemacht, daß sie eine Nebenregie rung geduldet hat und sich ihrer nicht erwehren wollte oder konnte. Ja dieser Vorwurf reiche eigent lich „noch höher hinauf"! Unbedingt notwendig sei, daß die sächsische Regierung zu diesen Aeußerungen des LegationSrat« Stellung nehme. Sie könne den Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen, eine Neben- regierung geduldet zu haben, bis LegationSrat von Nostitz-Wallwitz der Katze der Schelle anhängte. — Gleichzeitig äußert sich die „Deutsche Tageszeitung" scharf gegen den Wahlrechtsreform-Entwurf, der im allgemeinen daS Gepräge einer starken Zu rücksetzung des platten Landes und der kleinen Städte trage und vom agrarischen Standpunkte aus des halb auf das entschiedenste bekämpft werden müsse. Vom konservativen Standpunkt aus stelle er sich als ein wenn auch nicht beabsichtigter, so doch tatsäch licher Verstoß und Vorstoß gegen die Grundlagen, gegen die Grundanschauungen und gegen die staatS- politischen Auffassungen des Konservativismus dar. Die Sozialdemokratie ist zugestandenermaßen anti- monarchisch. In der Vertretung eines monarchischen Staates sollte sie weder Sitz noch Stimme haben. Wer ihr als Vertreterin des Proletariats die Tür zum Landtag bewußt öffne, der gefährde die mo narchische Grundlage und damit den Bestand des Staates. „Wir wissen", schreibt das Blatt an an derer Stelle, „daß die überwiegende und maßgebende Mehrheit der konservativen Partei Sachsens die Wahlrechtsvorlage durchaus verwirft und daß auch in maßvollen nationalliberalen Kreisen die leb haftesten Bedenken dagegen obwalten. So viel kann heute schon mit aller Bestimmtheit gesagt werden, daß der Entwurf die erforderliche Zwei- drittelmehrheit weder in der Ersten nvch in der Zweiten Kamme r finden wird. DaS Königreich Sachsen geht schweren Zeiten, einer starken Erschütterung entgegen, das hätte vermieden werden können und müssen. Wenn man einmal eine Reform deS Wahlrechtes für notwendig erachtete — wir haben eS immer für verfrüht gehalten —, so hätte man an daS Bestehende und geschichtlich Gewordene organisch anknüpfen müssen. Der neue Entwurf ist ein künstliches Machwerk." — Ein Wahlgesetz nach dem Geschmacks der „Deurschen Tageszeitung" konnte die Regierung natürlich nicht präsentieren! U«frettvtlltge Komik. Auf die Redaktion des hannoverschen Welfen- bl altes scheint die Sommerwärme, so gering sie auch diesmal ist, doch gewaltig einzuwirken. Das Blatt glaubt nämlich den wahren Grund für die Außerkurssetzung der Taler entdeckt zu haben, indem es schreibt: „Es ist nicht ausgeschlossen, daß bei dieser MUnzmaßnahme die Ausschaltung der „Taler aus den annektierten Staaten" als g e - heimeS Motiv wirksam gewesen ist, zumal be sonders die hannoverschen Taler weit schöner geprägt waren als die preußischen und in lebenswahrer Aehnlichkeit die schönen und so charak ¬ teristischen Bilder König Ernst Augusts und König Georgs V. zeigen!" — Der „Kladderadatsch" müßte eigentlich vor Neid platzen, daß er sich diese grandiose Idee von dem Weifenorgan hat wegschnappen lassen. Streit im klerikale« Lager. Die entschiedene Stellungnahme des Papstes gegen die von namhaften Kreisen des deutschen Katholizismus geplante Errichtung eines Grabdenkmals für den verstorbenen Würzburger Theologen Herrmann Schell hat die erste öffentlich wahrnehmbare Nachwirkung herbeigeführt. Professor Merkle hat das Dekanat der Würzburger katholisch-theologischen Fakultät niedergelegt. Man bringt diesen Schritt mit einer Schrift des Professors Commer über Schell und einem Briefe des Papstes an Commer in Verbindung; beide Publikationen richteten ihre Hauptspitze gegen Merkle, der mit Schell befreundet war und auch den Aufruf zugunsten eines Grabdenkmals für diesen unterzeichnet hat. Der Anordnung des Papstes, seinen Brief an Prof. Commer in allen Amtsblättern der deutschen Bis tümer zum Abdruck zu bringen, ist bisher nur in Münster entsprochen. Das „Amtsblatt" der Erz- a özese München und Freising" enthält in Nr. 18 rom 9. Juli das Schreiben des Papstes. Die Ein leitung der Veröffentlichung lautet: „Nachstehend folgt der Abdruck deS Schreibens Sr. Heiligkeit Papst Pius X. an den Herrn Prof. Dr. Ernst Commer in Wien, zugleich in authentischer Uebersetzung. München, den 5. Juli 1907. I. Neudecker, Generalvikar." Es folgen dann der lateinische und der deuts..e Text. Die Nummer ist jedoch den „Münchener Neuesten Nachrichten" zufolge noch n : ch t auSgegeben worden. Zu den Unterzeichnern deS Aufrufs für Schell, denen in dem päpstlichen Schreiben Unkennt nis der katholischen Lehre oorgeworfen wird, gehören auch die beiden Bischöfe von Bamberg und Regensburg. Zus dem Zustande. Bon der Friedenskonferenz. In der gestrigen Sitzung der Unterkommission erklärten bei Fortsetzung der Diskussion über die Kriegserklärung Großbritannien, Amerika und Japan, die in der vorhergehenden Sitzung be züglich des Prinzipes Vorbehalte gemacht hatten, daß sie sich dem französischen Vorschläge anschlössen, indem Amerika noch darauf hinwieS, daß nach der Verfassung der Vereinigten Staaten das Recht der Kriegserklärung dem Kongresse zustehe, dies aber kein Hindernis für den Beitritt bilde. Artikel 1 deS französischen Vorschlages wurde mit allen gegen 2 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen angenommen. DaS niederländische Amendement, das eine Frist von 24 Stunden verlangt, wurde mit 16 gegen 14 Stimmen bei 5 Stimmenthaltungen verworfen. Belgien schlug vor, den neutralen Staaten eine Frist von 48 Stunden nach Mitteilung d?S Ein trittes des Kriegszustandes zu gewähren. Dieses Amendement, sowie der ganze Artikel 2 des franzö sischen Vorschlages, der dahin geht, daß der Kriegs- zustand ohne Verzug den neutralen Mächten mitge» «eilt werden muß, wurde einer Redaktionskommission überwiesen, die in der nächsten Sitzung eingesetzt werden soll. In der gestrigen Sitzung der 4. Kommission wurde über die Umwandlung von Han delsschiffen in Kriegsfahrzeuge verhau- delt. Im Laufe der Debatte hob Barbosa-Brasilien hervor, daß Deutschland die Umwandlung von Handelsschiffen im Jahre 1870 angewandt habe, daß Frankreich Einspruch erhoben und daß England Deutschland recht gegeben habe. Aber erste Autoritäten hätten sich im Prinzip dagegen erklärt. Die Frage würde schließlich einer späteren Besprechung Vorbehalten. Es folgte eine Erörterung über die feindlichen Schiffen bei der Er öffnung der Feindseligkeiten zu gewährende Scho- n u n g s f r i st. ES wurde noch nicht über die grundsätzliche Frage abgestimmt, da mehrere Dele gierte noch Erklärungen abzugeben wünschen, Die Weiterberatung wurle vertagt. Vom österreichische« Abgeord«ete«hause. Das österreischische Abgeordnetenhaus beendigte gestern die erste Lesung oes Budgetproviso rium S, das dem Budgetausschuß zugewiesen wurde. Die Mehrzahl der Redner trat für die Einführung der Alters- und Jnvaliditätsoersor- gung ein. Im Verlaufe der Sitzung betonte Abg. Reger, die Sozialdemokraten seien zur Thronrede gegangen, weil sie ihre Gleichberechtigung mit den anderen Abgeordneten dokumentieren und keine unnötige Demonstration gegen den greisen Monarchen, der mit aller Macht und Kraft für daS allgemeine Wahlrecht eingetreten sei, veranstalten wollten. Der tschechische Sozialdemokrat Nemer führte aus, die Sozialdemokraten kennen keinen Nat onaliSmus, wenn es sich um die Vertei digung der Rechte der Arbeiterschaft handle. Die Sozialdemokraten hegen keine Furcht vor dem Zu sammenschluß der bürgerlichen Parteien, keine Macht werde ihre Entwickelung zu unterdiücken vermögen. Der Abgeordnete Kunschakbetonte, die Christlich- Sozialen befolgen eine Politik der freien Hand, sie lassen sich nur bestimmen von der Rücksichtnahme auf die Volksinteressen. Das Ende der Zwetbu«dherrltchkeit. DaS stolze Gebäude des französisch-russischen Zweibundes ist recht wackelig geworden. Die „Nowoje Wremja" veröffentlicht einen scharfen Leit artikel gegen die französische Regierung. Sie wirft rhr vor, Rußland im Kriege gegen Japan nicht unterstützt zu haben, und nennt das Benehmen des Botschafters Bombard „taktlos bis zur Unanständig keit". Ferner bezeichnet sie die ministeriellen Ant worten auf die Kammerinterpellation wegen der russischen Anleihe als „seltsam, um nicht zu sagen feindselig" und schließt mit dem Ausdruck der Hoff nung, die französische Regierung werde fernerhin den russischen Revolutionären keinen Anlaß zu der Behauptunggeben,sie horche aufmerksamer auf deren Stimme als auf die Stimme der verantwortlichen Vertreter Rußlands. Truppenbewegunge« i« Marokko. Nach Meldungen aus Fez ist von dort eine Mahalia von 1000 Fußgängern und 200 Reitern nach El Ksar abgegangen. Die in El Ksar lagernde Mahalla soll nach Luina gehen, wo die Zusammenkunft zwischen dem Kaid Mae Lear, und Raisuli stattgefunden hatte. Kriegsminister Gebbas hat ferner bekannt gegeben, daß eine Mahalla von Tehuan nach Charouin, dem HoupthandelSplatz der El Karas, marschieren wird. Der Kaid Uid Tebis sollte mit 500 Mann heute eben dahin auf brechen. Alle diese Streitkcäfe sollen in einer Aktion zusammenwirken. Man wartet indessen noch das Ergebnis der zwischen dem Stamme der El Karas und dem Sherif Ussan bezüglich der Jnfreiheitsetzung Mac LeanS schwebenden Verhandlungen ab. Japa« u«d Amerika. Neben den beruhigenden Erklärungen, die von hochgestellten Männern beider Länder über daS Verhältnis zwischen Japan und den Ver - einigten Staaten abgegeben sind, fehlt es doch auch nicht an Meldungen über st ö r e n d e Vorkommnisse auf beiden Seiten des Stillen Ozeans. So wurde nach einem Telegramm deS Reuterschen BureauS aus San Diego (Kali- formen) von dem das Fort RosecruseS kommandieren den Offizier gemeldet, daß dort ein Japaner verhaftet sei, weil er Zeichnungen des Forts anfertigte. Die Angelegenheit soll unter der ameri kanischen Bevölkerung große Erregung hervorgerufen haben, sodaß Kundgebungen gegen die Japaner stattfinden und die Japaner in die Stadt fliehen. Die Lage wird als ernst bezeichnet — Sehr auffällig find im gegenwärtigen kritischen Augenblick auch die Schritte, die die Vereinigten Staaten tun, um im Notfälle die Philippinen zu verteidigen. Das Kriegsdepartcment Washington hat eine spezielle Expedition ausgerüstet, die am 27. Juli absegeln wird. Sie erhält eine Menge von Minen und von unterseeischen Torpedos, die sofort in Manila und in der Subig-Bucht unter gebracht werden können. Besondere Aufmerksamkeit wird dem letzteren Punkte gewidmet, da er der wichtigste strategische Punkt ist. Keine einzige Kanone war in der langen Zeit auf den Philippinen aufgestellt, seitdem die Vereinigten Staaten davon Besitz genommen haben. Alles dieses deutet an, daß die Marine- und Kriegsdepartements sich in ernstlicher Weise vorsehen. — Auch Japan sicht sich natürlich vor. Wie „Daily Mail" berichtet, haben der japanische Admiral Uamamoto und der japani sche Flottenausschuß vor der Abreise aus Deutschland große Bestellungen an zwölfzölligen (30,5 Ztm.) G e s ch ü tz e n für die japanischen Schiffe der „Dreadnought"-Klasse, die gegenwärtig in England und Japan im Bau begriffen find, beiden Krupp schen Werken gemacht. Die Bestellungen, die neun Monate zur Ausführung erfordern, wurden in Deutschland untergebracht, weil die britischen Werke bereits bis zur Grenze ihrer Leistungsfähigkeit an der Dreadnought-Bestückung für britische und aus- ländliche Schiffe beschäftigt find. Volle 120 zwölf- zöllige (30.5 Ztm.) Geschütze sollen im Augenblick in England in Arbeit sein. Die Japaner fanden, daß die britischen Geschützfabrikanten sich nicht auf die durch die Aufnahme der „Dreadnought"-Klasse gesteigerte Nachfrage eingerichtet halten,' während die Kruppschen Werke sich in den letzten zwei Jahren mit einem Kostenaufwand von etwa 60 Mill. Mark und durch Erhöhung des Arbeiterheeres von 24000 auf 30000 den neuen Verhältnissen angepaßt hatten. Präsident Roosevelt erließ über den Besuch, den der japanische Botschafter Aoki und Admiral Damamoto ihm gemacht hatten, eine amtliche Erklärung, in der er betont, daß die Besprechung das durchaus gute Einvernehmen zwischen den beiden Regierungen und .die freundliche Gesin nung der beiden Nationen zu einander bestätigt habe. Dis Lage in Kußkmö Die Zarenretse. Die kaiserliche Jacht „Standard" steht seit mehreren Tagen unter Dampf, doch wird die Ab reise des Zaren nach den finischen Schären immer noch von Tag zu Tag verschoben, vermut lich, weil man terroristische Anschläge befürchtet. Deutsche Anarchtste« im Dienste der russischen Revolution. Ein umfangreicher anarchistischer Ge heimbun dprozeß spielte sich gestern in Berlin vor der Strafkammer ab. Angeklagt waren der „Schriftsteller" Werner Ku rfun kel stein und der Mechaniker Otto Weidt. Die Anklage lautete auf Vergehen gegen die ßtz 128 und 129 St. G. B. Beide Angeklagte sind seit längerer Zeit unter den internationalen Anarchisten sehr bekannte Per önlich- keiten. Besonders Karfunkelstein, der unter den Anarchisten unter dem Namen „Werner Daja" be kannt ist, hat mehrere Reisen nach Rußland unternommen und soll dort mit den Führern der anarchistisch-revolutionären Partei in nähere Be ziehungen getreten sein. Gegen Karfunkelstein be steht daher der Verdacht, daß er der Leiter einer über ganz Deutschland verbreiteten russisch- anarchistischen Bewegung ist. Der Angeklagte Weidt ist seit etwa drei Jahren Redakteur der in Berlin erscheinenden anarchistischen Zeitschrift „Der Anarchist" und ist seinerzeit durch eine von ihm veranstaltete Sammlung für die Opfer der russischen Wirren unter den sich in Deutschland aufhaltenden Russen sehr bekannt geworden. Den Anlaß zu der gegen rie Genannten eingeleiteten Untersuchung gab ihre Teilnahme an dem Mannheimer Anarchistenkongreß. Die vorgenommenen Haussuchungen ergaben stark belastendes Material, durch das festgestellt wurde, daß in Deutschland, insbesondere in Berlin, eine anarchistisch-terroristische geheime Verbindung besteht, die in der Hauptsache be zweckt, den russischen Revolutionären Sprengstoffe und Waffen zuzuführen. Karfunkelstein hat mit russischen, österreichischen und schweizerischen Anarchisten in reger Verbindung gestanden. Der Zentralpunkt, von dem die anarchistisch-revolutionäre Bewegung ausging, war die Stadt K ö t h e n. Dort hatte sich eine Gruppe der „Föderation russischer Anarchisten " gebildet, die hauptsächlich aus S t u d i e r e n- den der dortigen Technischen Hochschule be stand. Der Leiter der Sektion Köthen war ein junger Russe namens Naum Ty sch, dessen Elt-rn in Halensee wohnen. Zu den Köthener Anarchisten gehörte u. a. auch noch ein gewisser Rabinowitsch. Bei Naum Tysch, der sich durch die Flucht einer Strafverfolgung entzogen hat, wurden Sammel- und Abrechnungslisten oorgefunden, die darauf schließen ließen, daß sich die russisch-anarchistische Bewegung bereits über ganz Deutschland erstreckte