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WOin-WW AM Amtsblatt. Nr. 285. Sonntag, den 9. Dezember 1906. 4. Beilage. Christentum und Kirche. In unserer Zeit will ein Geisteskampf auSge» fochten werden gegen allerlei widerchristliche Mächte, welche Christentum und Kirche am liebsten von der Lrde weggetilgt haben wollen. Zur Verteidigung der christl. Wahrheit gegen diese Mächte mag ein kürzlich in dem rührigen Verlage der Agentur des Rauhen HauseS in Hamburg erschienenes Buch an- gelegentlichst empfohlen sein. Es betitelt sich: Was ist Wahrheit? Einapologetisches Hand» buch. Herausgegeben von Prof. Dr. O Bertling. Preis drosch. Mk. 3,50. Dies Buch will einerseits solchen dienen, die durch ihren Beruf und ihre LebenSbeziehungsn bisweilen veranlaßt werden, mit Gegnern oder Zweiflern über die Wahrheit deS christl. Glaubens zu sprechen; anderseits auch solchen, die selber über einzelne religiöse Fragen größere Klarheit zu erlangen wünschen. ES enthält deshalb «ine möglichst schlichte und möglichst gründliche Dar legung der besonders wichtigen und umstrittenen Gegenstände unseres Christenglaubens und zugleich auch treffliche Ratschläge für die Verteidigung desselben im Leben. Das Buch kann von jeder guten Buch handlung bezogen werden. — Aehnliche Dienste leistet die in gleichem Berlage erschienene ebenfalls sehr guteS ammlungvolk st ümlich-wissen: schaftlicherAbhandlungen unter dem Titel- LehrundWehrfür'S deutsche Volk. ES sind dies kleine Heftchen zum Preise von nur 10 Pfennigen pro Nummer. Sie behandeln Gegenstände, wie z. B.: Gibt es einen Gott? Christen tum und Kulturfortschritt; WaS berühmte Männ r über die Bibel sagen; Kann ein moderner Mensch an Wunder glauben? Sind wir unsterblich? usw. Mehr als 180000 Nummern wurden bisher ver breitet. Diese starke Nachfrage sowohl als vor allem die lebhafte Anerkennung, die sie gefunden, beweist, wie willkommen und nötig derartige billige Hefte zur Verteidigung der christl. Wahrheit sind. — Die eo.-luth. Landessynode hat einem Gesetze die Ge nehmigung gegeben, nach dem die Konfessionen sich gegenseitig auf den ihnen gehörigen Gottes äckern ohne weiteres zuzulassen haben. — In Nr. 11 des Verordnungsblattes vom Eo.-luth. LandeS- konstftorium in Sechsen ist eine Verordnung er- schienen, welche gemäß den Synodalbeschlüssen die kirchliche Beteiligung in Feuerbestat- tungsfäl len regelt, nachdem durch Gesetz vom 29 Mai 1906 die Feuerbestattung auch in Sachsen staatlich zugelassen ist. In dieser Verordnung ist ausdrücklich ausgesprochen, daß grundsätzlich die Feuerbestattung reine kirchliche BestgttungSweise ist. Deshalb bleibt auch weiterhin jede kirchl. Beteiligung bei der Feuerbestattung selbst wie bei der Beisetzung von Aschenbehältnissen, sie geschehe, wo sie wolle, auS- geschloffen. Es soll auch fernerhin daS Begraben der Toten als ehrwürdige Sitte hoch und heilig ge halten und treu bewahrt werden. In 6 Paragraphen werden die Anordnungen getroffen. Die amtliche Beteiligung an Trauerfeiern in Feuerbestattungs fällen wird darnach dem Ermessendes Geistlichen an heimgegeben, ohne daß deshalb ein Geistlicher zu amt licher Beteiligung verpflichtet wird. Die kirchliche Trauerfeier kann im Hause und in der Redehalle, auch dann, wenn sie auf dein Grundstücke der Ver- brennu igSanlage sich befindet, gehalten werden. Sie besteht in Wortverkündigung, Gebet und Segen und hat vor der Versenkung in den Verbrennungsraum zu endigen. — Das sächs. Gesangbuch hat eine er- wünschte Ergänzung durch die Buchdruckerei nnd Der- lagsbuchhandlung von Pöschel 8r Trepte in Leipzig er halten: Die Ordnung des Gottesdienstes für die eo.-luth. Landeskirche deS Königreich SachsenS. Nebst den Melodien. (Zum Einlegen in das Landes» gesangbuch, für beide Formate paffend.) Preis fürdaS einzelne Exemplar 10 Pfg., bei Partieen von 50 Exemplaren an a 8 Pfg. (Vermischtes. * St« drastischer Beweis. Das Parise Blatt „L'Jntranstgeant" hat durch einen feiner Reporter einen „Diebstahl" im Louvre, dem großen Pariser Museum, ausführen lassen, um zu beweisen, daß die unersetzlichen Schätze deS Louvre schlecht be wacht werden. Der Berichterstatter hing in der Ab» teilung für in Afrika gefundene römische Altertümer eine Platte mit einer Grabschrift ab, versteckte sie unter seinem Mantel und brachte die Steinplatte, die 150 Qudratzentimeter Umfang hat und über 6 Kilogramm wiegt, ungefährdet aus dem Gebäude heraus, trotzdem er an mehreren Galeriedienern vorbeigehen mußte. Einige Tage später begab sich der Berichterstatter zu dem Konservator deS Museums und machte ihn daraus aufmerksam, daß seiner Meinung nach neue Diebstähle im Louv.e vorge kommen seien. Der Beamte erklärte emphatisch, daß das nicht der Fall sei, sonst müsse er davon wissen. Am nächsten Tage ließ sich der Journalist nochmals bei dem Konservator melden, um ihm feierlichst die Grabsteinplatte zu überreichen. Der würdige Bureau- krat war sehr geknickt, erklärte jedoch, kein Mittel an der Hand zu haben, um Diebstähle auS dem Museum wirksam zu verhindern. Er habe im ver- gangenen Sommer die Galerien Hollands und Deutschland bereist, jedoch auch dort keine besonderen Vorrichtungen zum Schutze der Kunstschätze ange troffen. Mode« für KaU Bearbeitet und mit Abbildungen versehen von der Mvtchtzalttgr« Kchnittm«» Die Winterkampagne hat ihren Anfang genom men. Mit tadellosem neuen Frack und dito Lack- st'efeln ausgerüstet, steht ihr der GesellschaftSIöive mit Siegesbewußtsein entgegen, weniger steges-, wenn auch zielbewutzt findet sie die Mama hoff nungsvoller Balllöchter, für die die Ballsaison zu- meist eine Quelle von Toilettesorgen, eine Reihe durchwachter Nächte und allerlei unbestimmter Hoff nungen mit umso bestimmteren Enttäuschungen bedeutet. In majestätischer Würde auf ihrem Be obachtungsposten thronend, scheinbar ein Bild zu- friedenen Mutterstolzes, erwägt sie zum so und sovielten Male die Frage, ob die Toilette des Töchter- leins auch wirklich glücklich gewählt und die Vorzüge der Erscheinung genügend ins Licht gesetzt sind, um der scharfen Konkurrenz die Spitze bieten zu können. Denn das Bestreben, die Schönste sein zu wollen, tritt wohl nirgends mehr als in der glänzenden Beleuchtung des Ballsaales zu Tage, der mit seiner Forderung nach Glanz und Pracht in dieser Saison ein ganz eigenes Gepräge zur Schau trägt. Weiche fließende Stoffe in seltener Geschmeidigkeit, zartesten Farbeneffekten und dezentem Glanz wetteifern heute mit bedruckten ChiffrnS, bändchenberüschten Tülls und duftigen Spitzenstoffen um die Gunst der jüng sten und jüngeren Weiblichkeit wie der Frau entre 6eux LAes und erlauben es auch den reiferen Jahrgängen und Ballmüttern, falls sie den härteren Moiree oder den seriösen Damast für ihre Erschei nung zu streng finden, ihre Körperfülle unter einem schwarzen Pailetten- oder einem grauen, mit Silber spitze und Pelz verbrämten Chiffonkleide zu bergen. Mit dieser Vorliebe für weiche Gewebe geht eine starke Bevorzugung von Spitzeninkrustationen, schwe ren vom Rocksaum über breiter Panneblende auf- steigenden Stickereien von Metall- und Seidenstoff- dlüten, letztere erhaben gearbeitet, Hand in Hand, die den schlicht herabfallenden Gewändern ein reiches, zuweilen kostbares Gepräge verleiht. Die schönsten dieser distinguierten Toiletten sind durch ihre Eleganz allerdings mehr für die verheiratete Frau wie für die jugendfrischen Mädchen geeignet, für die das duftige Kleidchen möglichst schlicht ge halten erscheint. Ihnen gehört vor allem die blu sige Taille, die auch beim Ballkleide einen breiten Raum beansprucht und ebenso gut rund wie eckig ausgeschnitten getragen wird. AIS harmonische Ergänzung gesellt sich ihr der gereihte Rock hinzu, der für duftige und leichte Stoffe immer wieder als modegerecht gilt. Ein seidenes Unterkleid in abstechender Farbe, manchmal noch ein andersfarbiger Chiffonrock dar- über, verleihen diesen luftigen Toiletten einen eigenen Farbenreiz, dessen Wirkung gesteigert wird, wenn man das Oberkleid reich mit schmälsten Seidenband- kräuSchen garniert, die in kühner Linienführung Rock und Taille besetzend, zugleich dem Ganzen eine ge- wisse Zierlichkeit und Leichtigkeit verleihen. Ein für junge Mädchen bestimmtes Tanzkleid, das durch sein jugendliches Gepräge einen besonderen Reiz erhält, stellt unser Modell Nr. 4385 dar. Au« weißem ge- tupften Tüll über ein zartrosa Unterkletd gearbeitet, wird die blusige Taille durch hellrosa, den Ausschnitt umrandende Panneblenden garniert, die sich außer dem vorn wie im Rücken bis zum Gürtel ziehen. Die Schultern decken Epaulettes aus Spitze mit Plisseeumrandung, das Puffärmelchen besetzen Panne- blenden, die auch in gruppenweiser Anordnung den in weichen Falten herabfallenden Rock garnieren, der fußfrei gearbeitet, durch breiten Spitzeneinsatz seine wilkungsvolle Note erhält. Den strikten Gegen satz zu diesen blusigen, auch den weniger gut Ge wachsenen zugänglichen Formen bilden die nur für ebenmäßige Gestalten geschaffenen Prinzeßkleider, die auS diesem Grunde zwar eine weniger häufige Er scheinung im Ball- und GesellschasiSbilde, dennoch mit zu den L eblingen der heurigen Saison zu rechnen sind. Meist mit gerader Front gearbeitet und den tiefen Ausschnitt möglichst phantastisch und Gesellschaft. J«ten»a1iv«alea Sch«itt»a«asaktar, Dresdeu-N. erduch für n«r so Pfg. daselbst erhältlich. mit hängenden, zuweilen jäckchenartigen Teilen garniert, werden diese glatt anliegenden Toiletten zumeist aus schwerer Seide oder schwerer Spitze ge fertigt, unter welch letzterer die kostbare Jrish- Guipüre den hervorragendsten Rang einnimmt. Mit abstechendem Unterkleide getragen, in dessen Farbe dann auch die kurzen Puffärmel auS Panne und die Taillengarnitur gehalten sind, erhalten diese Spitzenprinzeßkleider, die in Guipüreimitation auch den minder mit GlückSglltern Gesegneten er- schwinglich sind, eine äußerst effektvolle Note, von deren köstlicher Wirkung allerdings nur die reife Schönheit profitiert. Zu Gesellschaften erscheint daS Prinzeßkleid aus Spltzenjäckchen und Pcmzeßrock zusammengestellt, was trotz der Teilung des Ge wandes und der Verschiedenheit von Farbe und Material doch immer eine harmonische Wirkung er gibt. Von der Eleganz einer derartigen Toilette gibt unsere kleine Abbildung von Nr. 1526 aller dings nur einen geringen Begriff, zeigt sie doch nur die schlanke Silhouette Les aus blaßlila Seide be stehenden schleppenden Siebenbahnenrockes, der miederartig bis zur Büste aufsteigend, die ihm an gesetzte, ausgeschnittene und mit lila Chiffon drapierte Taille gleichsam nur ahnen läßt, da diese von dem Spitzenbolero verdeckt wird. Seine Zugehörigkeit zu dem lila Rock dokumentiert das weiße Spitzsn- jäckchen durch die volle lila Chiffonpuffe, die oben vom Spitzenärmel leicht verschleiert, den Arm bis zum Ellbogen umschließt. Für diese wie für die gleichfalls hochmodernen Empiretoiletten erweist sich das schlanke Prinzeßunterkleid als passendste, weil keineswegs auftragende Untergewandung, baut sich doch auch daS heutige Empire als schlank geschnürte Figur auf, die eS trotz der hoch verlegten Taillen linie deutlich ahnen läßt. Freilich verlangen diese Toiletten zu ihrer vollendeten Wirkung schöne weiche, meist einfarbige Stoffe, die durch Empire kränze, Mäanderbordüren, Gold- und Silberspitzen en reliel gearbeitete Seidenblüten und eine breite dunklere Panneumrandung des Rocksaume« ein ebenso gediegenes wie stilvolles Cachel erhalten. In seiner neuesten Form erscheint das Empiregewand äußerst schlank und nur wenig faltig, was dadurch bewirkt wird, daß der leicht schlepp.-nde Rock sich entweder völlig glatt oder nur leicht gereiht dem ziemlich kurzen Leibchen ansetzt. Da jedoch der Unterkörper durch die starke verkürzte Taillenlinie meist übermäßig lang erscheint und die vorn und im Rücken gleichmäßig hohe Taillengürtung wenig elegant wirkt, so zeigen die Empirekleider des neus ten Datums den Rockansatz nach hinten stark aufsteigend, vorn aber nur wenig über normalem Taillenschluß, wodurch sie bedeutend chiker als ihre Vorläuferinnen auSsehen. Die Leibchen sind meist faltig arrangiert und in Uebereinstimmung mit dem durch Schlicht heit und schöne Linienführung wirkenden Rock nur mäßig garniert. EinS dieser geschmackvollen Empire- gewänder repräsentiert unser schönes Modell Nr. 5513 Die aus waflerblauer Libertyseide gefertigte, m t schmalem Silberband und mandelgrünem Panne zu sammengestellte Toilette zeigt daS Leibchen mit fichu- artig drapierten Teilen, die vorn und im Rücken gekreuzt, in gefälligem Arrangement vorn unter der großen Schnalle verlaufen. Der schlank und weich herabfließend« Rock betont besonders im Rücken die charakteristische Empirelinie und fällt in graziöser Schleppe auS. Der kurze Puffärmel behauptet auch hier das Feld und schrumpft selbst beim tiefsten Dekolletee niemals zur Stoffspange zusammen, so daß der völlig entblößte Oberarm in diesem Jahre ine gänzlich unbekannte Erscheinung ist. Auch das zum großen Teil im Zeichen der Ueberbluse stehende Gesellschaftskleid wird zumeist durch den puffigen Halbärmel vervollständigt, der öfters auS abstechendem Material, z. B. Spitzen stoff und Panne, seine Zugehörigkeit zur Tuch- toilette nur durch die mit ihm übereinstimmende Taillengarnitur verraten läßt. Diese tritt an den verschieden tiefen Ausschnitten sowohl als faltiges Spitzenhemdchen wie als schmale Pannepasse zu Tage, von Röcken gelten die schleppenden, unten weiten Glockenfassons, für Gesellschaftszwecke als besonders geeignet, mögen sie nun oben in Biesen abgenäht sein oder glatt anliegen. Im übrigen führen hier Tuch und Sammet das Regiment und geben dem heutigen Gesellschaftsbilde mit ihren dezenten, oft matten Farben, ihrer in schlanker Form gebrachten Verarbeitung und den weichen, fließenden Linien die charakteristische Note, deren Reiz durch sparsam ver wendete, oft schwere Garnituren zur effektvollen Wirkung gesteigert wird. Das Falten-Taffetkleid der letzten Saison hat damit den Todesstoß erlitten, langsam und stetig vollzieht sich sein Rückzug, gön- neu wir ihm die Ruhe! KächM«-. — Chemnitz, 7. Drz. Die gestrige Stadl verordnetensitzung hatte sich mit der Wiederwahl deS Stadtbaurats Bahse, dessen sechsjährige Amts periode mit Ende dieses Jahres abläuft, zu be- chäftigen. Auf eine Wiederwahl kam daS Stadt- verordneten »Kollegium jedoch nicht zu, dagegen be- chloß es mit 37 von 48 abgegebenen Stimmen, )ie Stelle deS Stadtbaurates für das Tiefbauamr ueu auszuschreiben. — Borna, 7. Dezember. Durch den gewal» gen Wassereinbruch auf dem Tagebau des Regiser ?ohlenwerkes, durch den der Betrieb vollständig unterbunden wurde, erleidet das Werk bedeutenden Schaden. Bisher steht man diesem elementaren SreigniS machtlos gegenüber, denn alle Versuche, aS noch immer mit ungeschwächter Kraft hervor» uellende Wasser abzudämmen, sind gescheitert. Dabei nd die Pumpwerke bis auf ein einziges verschlämmt. Vie ganze Belegschaft mußte bis auf einige Mann abgelohnt werden. DaS Wasser brach am Sonnabend mit solcher Gewalt hervor, daß die Arbeiter Mühe hatten, vielfach unter Zurücklassung der Gerätschaften, sich in Sicherheit zu bringen. — Meitze«, 7. Dezember. Eine hübsche Ge- schichte von dem Geheimnis einer Hose und einem „ehrlichen Finder" wird dem „Meißn. Tagebl." er zählt. Ein Gutsbesitzer in einer Meißen benach barten Ortschaft hatte zu öfteren Malen der Gattin gegenüber sein Mißfallen über ein Paar seiner „Un aussprechlichen" und die Absicht auSgedruckt, sich ihrer bei der ersten besten Gelegenheit zu entledigen. Die Gattin trug deshalb kein Bedenken, mit der Hose einen „armen Reisenden" zu beglücken, der eine» Tage- um abgelegte Kleider ansprach. Tödliches, nur schlecht verhehltes Erschrecken auf feiten des Gatten, als ihm beim Nachhausekommen von dem Geschehenen Mitteilung wurde. Aber warum? ES hatte seinen guten Grund. Unser braver Landwirt war nämlich, wie dar in der durch ihre Wohlhabenheit berühm ten Lommatzscher Pflege nicht selten vorkommen soll, ein Freund einen „kleines Spielchens", daS aber nicht allemal ganz klein zu sein brauchte. Und er hatte, um diese Neigung vor der strengen Gattin zu verbergen und das zum Spiel benötigte Betriebs» kapital ihrer Kontrolle zu entziehen, sich vom Schneider einen „Geheimtresor" einsetzen lassen. In dem Geheimfach der verschenkten Hose befanden sich nun noch Betriebskapital und Gewinn des letzten Spieltages. Aber nicht um den Verlust deS Geldes war es dem wohlsituierten Gutsbesitzer zu tun, sondern seine ganze Sorge kristallisierte sich um den Gedanken, daß das Geld in die Hände eines „ehr lichen Menschen" geraten, dieser eS zurückbringen und so seine Gattin von dem Geheimnis erfahren könnte. Mit Scherz und Spiel wäre eS ja dann vorbei gewesen. Mehrere Monate schwebte er in peinlicher Ungewißheit. Da eines TageS brachte ein Brief die Erlösung. Der Briefschreiber war der Empfänger der Hose. Er hatte das „Geheimfach" entdeckt, es aber in seiner Notlage nicht über sich vermocht, das Geld seinem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. Der Finder hatte eS als guter Kaufmann angewandt, in Dresden, nachdem er sich noch zuvor nach dem Namen deS Hosenbesitzers er» kündigt, sich neu auSgestattet, und auf dieser neuen Grundlage war eS ihm gelungen, Stellung zu er halten. Nun teilte er dem ehemaligen Besitzer seiner Glückshose mit, daß er bald in der Lage sein werde, daS gefundene Geld, daS er nur als geliehen betrachte, mit Zinsen zurückzuzahlen. Und er hat Wort gehalten. Die erste Abzahlungsrate ist bereits eingetroffen. — Schwarzenberg, 7. Dez. Eine rohe Tat beging der in der Holzschleiferei-Aktiengesellschaft Untersachsenfeld beschäftigte Holzschleifer Carl Richter. Von dem Fabrikwächter wurde d.r Schleifer schlafend angetroffen. Beim Wecken geriet Richter in Wut un > schlug den Fabrikwächter derart mit einem Knüppel, daß an dem Aufkommen des Mißhandelten gezweifelt wird. — Adorf, 7. Dez. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich in der Spinnerei der Firma Gebr. Uebel. Dort wurde dem 17jährigen Andreher Pistor beim Aufwickeln der Schnuren auf die Walze der Spinnmaschine der rechte Arm zerquetscht. Der zerschmetterte Arm muß abgenommen.