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Anzeiger achten außer der Frettag, den 9. November 1906 Rr. 260 56. Jahrgang. We. erfolgt Dienstag, den 2». November Herr einer ' rxpedttwn auch die UMriger aaf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solch« z« Ori-malpreifen. Polemik gegen die „nationalliberale Fronde", wie er eS nennt, eine scharfe K r i t i k an der jetzigen Regierung, die ihre Spitze ziemlich unverhüllt gegen den Kaiser selb st kehrt. Die Minister und besonders der Reichskanzler, hätten bei der starken Individualität deS Kaisers einen schweren Stand, aber umsomehr müßten sie darauf bestehen, daß sie vom Kaiser so gewürdigt werden, wie es ihr Amt verlangt. Es sei ja möglich, daß wir dann auch oft Ministerwechsel hätten, was auch nicht gut ist. Die starke Individualität des Kaisers erfordere auch starke aufrechte Männer als Minister. Wenn daS der Fall wäre, könnten wir eine hervorragende Regierung haben, denn wir haben einen hochbegabten Kaiser, dessen Begabung ihn leider oft verleitet, in allen Sachen sein Urteil als maßgebend zu betrachten. Vielleicht gelingt eS auch, den Kaiser von den allzuvielen Reisen mit den Festlich keiten abzuhalten. Schließlich mache auch die beste bei solchen Anlässen gehaltene Tischrede keinen Eindruck mehr. Eine gedankenreiche Zurückhaltung und sorgfältig abgewägte Worte bei einer Rede, die gehalten werden muß, sind nötig. Basserma«« nochmals als „Schwarzseher". Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 1. November 1906. vr. Polster, Bürgermeister. Auf dem jüngsten Parteitage der pfäl zischen Nattonalliberalenin Homburg (Pfalz) hat Abg. Bassermann sich abermals ähnlich wie in Saarbrücken und Wiesbaden geäußert. Auch er stellte das starke Anwachsen des persönlichen Regiments fest und verlangte, daß das Parlament offen den Finger auf diese Wunde lege. In der auswärtigen Politik sei langsam, aber stetig eine Verschlechterung unserer Beziehungen zum Auslande eingetreten: „Unsere Politik werde ost nicht von der Hand deS leitenden Staatsmannes geführt. Er erwähne nur die Krüger-Depesche und die Mensur-Depesche an den Grafen GoluchowSki Der Dreibund hat seine Bedeutung längst ver loren. Wir sind auf uns ge st eilt, auf unsere Armee und Flotte, und hier gebührt dem Kaiser daS Verdienst, die rechten Wege gezeigt zu haben Die Frage, ob unsere Diplomatie noch auf der Höhe steht, müsse verneint werden. Die nicht zünf tigen französischen ehemaligen Journalisten seien vielfach geschickter als unsere Berufsdiplomaten. Auf dem Gebiete der Kolonialpolitik könne er dem Reichskanzler den Vorwurf nicht ersparen, daß er nicht erkannte, daß nicht der richtige Mann an leitender Stelle stand. Auch die Berufung deS Erb prinzen von Hohenlohe sei ein Mißgriff gewesen. Zu dem neuen Manne, Herrn Dernburg, habe er : Zweifel übrig bleibt. Insoweit Stimmzettel dieser Vorschrift nicht entsprechen oder Namen Nichtwähl barer enthalten, sind sie ««gültig. Die nachstehend unter l aufgeführten, im Stadtverordnetenkolleginm verbleibenden Herren können «icht gewühlt werden. Unter ll sind die ausgeschiedenen und die mit Ende dieses Jahres ausscheidenden und wieher Wählbare« Herren verzeichnet. Dir Revolte von Portsmouth Die Altstadt und die Neustadt bilden je einen Wahlbezirk. Als Wahlraum dient für die Altstadt daS VereinSzimmer des Ratskellers (links vom Eingänge) und für die Neustadt das Vereins zimmer deS Stadtkellers. Die Stimmzettel sind von vormittags 1t Uhr bis nachmittags 4 Uhr und zwar von den Stimmberechtigten persönlich abzugeben. Zu wählen sind 6 Ansässige und 4 u«a«säsfige und zwar 5 Ansässige und 3 Unansässige auf 1907, 1908 und 1909, 1 Ansässiger (anstelle des wegen Aufgabe der Ansässigkeit ausgeschiedenen Herrn Brauereibesitzers Heilmann) auf 1907 und 1908 und 1 Unansässiger (als Ersatz deS durch An- sässigmachung ausgeschiedenen Herrn Fabrikanten Heyne) aus 1907. Das Los entscheidet, welcher- von den Ansässigen für eine nur zweijährige und welcher von den Unansässigen für eine nur einjährige Amtsdauer gewählt ist. Die zu Wählenden sind auf den Stimmzetteln so zu bezeichnen, daß über ihre Person kein Auf Blatt 26 deS Handelsregisters für die Dörfer, die Firma Kranz Münch in Gersdorf betreffend, ist heute verlautbart worden, daß die Kaufleute Herma«« Richard Rüfchpler und Friedrich Arthur Haertel, beide in Gersdorf, in das Handelsgeschäft als Gesellschafter einge- treten find, die Gesellschaft am 5. November 1906 errichtet und die für den Kaufmann Hermann Richard Rüfchpler eingetragene Prokura erloschen ist. Hohenstein-Ernstthal, am 6. November 1906. «övigliches Amtsgericht. Die diesjährige Stadtverordneten- Ersatzwahl Das sind zwei schlimme Nächte für Old Eng- Mutter Grün übernachten. Am andern Morgen land gewesen I Das Ansehen der „ersten Seemacht werden sie ausgeschrieben. der Welt" hat einen argen Stoß erlitten. Auch Aber die erste Nacht war bloß das Vorspiel: anderwärts gibt eS ja Vorgesetzte, denen der nötige In der Nacht zum Dienstag geht der Tanz von Takt gebricht, das Ehrgefühl ihrer Untergebenen zu neuem los : nicht bloß Heizer auch Matrosen nehmen schonen. Und auch anderwärts kommen gegen solche an den Ausschreitungen teil. 500 Mannschaften Uebergriffe von oben Widerstände und Widersetzlich-«sollen eS gew.sen sein, und der süße Zivil-Pöbe^ keiten vor. Aber wir gehen wohl nicht fehl, wenn'stellt das vielfache Quantum. Die OffizierS-Quartier, Herr Musterzeichner Herma«« Ebersbach, „ Fabrikbesitzer Oskar Mahr, „ Strumpfwirker Lo«is Glätzer, „ kaufm. Beamter Gotthilf Kretzschmar, „ Schlossermeister Ewald Lange, „ Kaufmann Otto Lahrttz, „ Fabrikbesitzer Edwi« Redslob, Vertrauen. Aus allen diesen kleinen Dingen wachse die Gestalt Bismarcks ins Riesengroße. Die Bilanz des deutschen Volkes hat sich seit seinem Rücktritt verschlechtert. Wenn wir zögerten, Kritik anzulegen, so war das eine Gewohnheit aus Bis marcks Zeiten. Diese Zeiten sind dahin. Wir sind keine Schwarzseher, wollen die Dinge aber auch nicht durch rosenrote Gläser sehen. Schauen wir auf unser flei ig und ehrlich arbeitendes Volk, das ist die Unterlage des Staates und die Hoffnung für die Zukunft. Wir wollen von den tüchtigsten regiert werden, und eS heißt nun, offen von dec Leber sprechen, damit eS in vielen Dingen Keffer wird in Deutschland." (Lebhafter Minuten- langer Beifall) Eine einstimmig angenommene Be- schlußerklärung begrüßte den Ausgleich des GoSlaer Vertretertages, betonte die Einigkeit der national liberalen Partei und ihr festes Beharren auf ent schieden liberalen Forderungen und einer maßvollen Sozialpoltlik. 3« oer Delbrückfcheu Entdeckung betreffend angebliche Pläne deS Fürsten Bis m a rck auf Beseitigung des Reichswahlrechts im Jahre 1890 erinnert Prof. Buchholz in der > „Ostd. Korr." daran, daß der Altreichskanzler sich nicht ganz selten über das allgemeine Wahlrecht ge- - iußert hat. Der Fürst war sich über die Schwächen > fieses Wahlrechts klar und hat es nicht vergöttert, i Aber gegen den ihm ost nahe gelegten oder imputierten > Gedanken es abzu sch affen, hat er sich immer ! lebhaft gewehrt. So sagte er noch am 14. Februar i i885 im Reichstage: < Hohenstein Ernstthal, Gberlungrvlh, Gersdorf, Kngau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Mchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirfchheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund n. f. w. «Aue dem Keiehe. Konservative Kritik des Kaisers. Der konservative „Reichs bote" übt in „Solange ich Einfluß auf unsere Geschäfte habe, wird es nicht anders werden, denn ich werb oie Sache nicht anders zu machen. Aber es ist sehr leicht möglich, daß die Art, wie das Wahlrecht heute ausgeübt und aus gebeutet wird, ihm selbst mit der Zeit Schaden bringt." Er würde das, so fügte er hinzu, bedauern, aber kaum in die Lage kommen, sich den Kopf darüber zu zerbrechen: — „er wird mir dann nicht mehr wehe tun." Ebenso unzweideutig erklärte Bismarck auch am 2 4. Januar 1887 im preußischen Landtag auf eine Anzapfung WindthoistS: „Ich bekenne mich vor der Nation als den schuldigen Urheber dieses Wahlrechts und habe es als mein Kind zu vertreten. Ich gebe deshalb dem Abgeordneten voll und unumwunden die Versicherung: im Schoße der Ver bündeten Regierungen ist von einer Anfechtung des gültigen Wahlrechts in keiner Weise die Rede . Jeder versassungsfeindliche Mann sagt, ich will die Verfassung ändern, allerdings auf gesetzlichem Wege. Wir aber wollen sie gar nicht ändern, auch auf gesetzmäßigem Wege nicht, sondern wir wollen sie halten und auSbilden." Trotzdem soll sich Bismarck drei Jahre später mit dem Plane einer radikalen Einschränkung deS RetchSwahlrechteS getragen und sogar den Wunsch < gehegt haben, nur zur Durchführung dieser Absicht ! noch einmal ins Amt zurückkehren zu dürfen! Wie I wenig haltbar diese Behauptung ist, zeigt auch ein i Schreiben des Fürsten an den Abgeordneten l «rfchetxt jeden Wochentag abends für den folgende» Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal ML 1HS durch die Post ML z gg hei in'» Hau». Geschäftsführer Oswald Grtetzbach Privatmann Louts Heilma««, Fabrikbesitzer Fritz Heyne, LehrerHarl JSHntg, ZahnkMnker Theodor Löwel, stimmung in eine öffentliche verbessert würde, von Freien abgehalten. Es regnet stark. Die Leute, Bismarck." die in Romanen usw. gewöhnlich mit der Be- —. zeichnung „wetterfeste Seebären" geschmückt werden, L - finden es unangenehm, daß ihr beliebter Leichnam einem Douchebade ausgesetzt wird, das ihm vielleicht „ gar nicht so unzuträglich ist, auf alle Fälle von 1 e « Knmns p« s, Auf " einem ordentlichen Kriegsmann, wenn auch mit d-e Be.I mürrischer Miene, ertragen werden muß. engnsche Zer ung Aber Britannias stolze Söhne, die für immer über Wogen herrschen und niemals Sklaven werden d'° wollen, lassen ihren freien Mut von einem tüchtigen Ä 200 Mann unter ochen und laufen in die Kasernen hin- A L^'^bergen Impfend er- ^ °hne der Herr Offizier es befohlen oder ^"7... Man br^ 7* ""^us den schwer ^r gestattet hat. Strafe muß sein. Bei unS Kasten ziemlich schwerer Güte für aller- 2 2 mindestens 3 Tage. In England kocht man nicht stehe danach nahe bevor. Von Interesse bezüglich s h Der Lerr Offizier beanüat fick mit einer an ^fch"^ dik allAngS A^m^militärischen an di- „Deutsch-südwestafrik. Ztg^, wonn » auf ^dex verzeichnet steht: er läßt die Leut- ni-der- Zwar ist die Kniebeuge eine recht gesunde 7" komrm . Der General ,oll in s-m-r Abhand- ^^u?g; aber außerhalb des Turnplatzes hastet haben: DerAufstand O einmal eine Remimszenz an hierzulande der Bondelswarts-Hottentotteu cm Jahre 1903 habe verwundene Epochen politischer und sozialer Sklaverei mit der Entwaffnung des Stammes und der Er- Dazu kommin religiöse Gefühle, die in Eng- schießung der Rädelsführer geendet. Was dre Frage ^ ihre Macht noch nicht verloren haben: man der Entwaffnung der BondelswaE so Lir knien nur oor Gott! Das ist Ungehor- möchte er nur erwähnen d^ Einen Dienstbefehl Aber es kommt mangelhaft- war und daß dre Bondelswarts, °l^ man vergreift sich an dem Vorgesetzten, urz N7ch dieser Entwaffnung w^er gegen uns los- ^n anfechtbaren Befehl erie lt hat. Mit diesem Was ^„schwersten militärischen Verbrechen sind alle Erschießung der Rädelsführer angeht, so Bande der Zucht gelöst: man schlägt die herzu- stellt Dr. Merensky hiermit öffentlich fest, daß von ^mmenden anderen Offiziere, die v.rmitteln wollen, den damaligen Rädelsführern mcht em e.nzrger er-^ dann geht« drunter und drüber: di- Kaserne choffen word-n Diese Feststellung ist interessant, ^r> demoliert. Ein Teil der Meuterer läuft hin- 0 knüpft sich das Ende an den Anfang des AufU z Als er zurück will, findet er die Tor- ge- standeS im Herbst 1903 an. Die BondelswartS U^^ssen. Sie versuchen mit Gemalt einzudringen, waren nachher besser bewaffnet als vorher diese »on innen unterstützen sie durch das Gitter, ü!* nertraasm^ia-haben auch die Whisky Vorräte tüchtig bluten ür das vertragswidrige Verhalten der Engländer, müssen DaS Revolution-Spielen macht bald müde. sDem Kommodore Stopford gelingt eS zuletzt, die Leute zur Rückkehr in ihre Quartiere zu bestimmen. Später aus der Kaserne ausgebrochene Abteilungen werden nicht wieder Hereingelaffen und müssen bei I. Herr Musterzeichner Clemens Reinhold, „ Oberamtsrichter Herma«« Rötzler, „ Appreturanstaltsbesitzer Gustav Schreiber, „ Schieferdeckermeister Franz Schrepel, „ Fabrikant Pa«l Schubert, „ Bäckermeister Gustav Stübner, „ Prokurist Edmund Weigert, für das königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller GenreinöesVerwaltrrngen ösr rrnrliegenöen Ortschaften. Freibank. Verkauf von gek. Rindfleisch; M. iS Pfz. Dr. Arendt, daß dieser jetzt veröffentlicht. In!wir die Möglichkeit eines durch zwei Abende fort- diesem Schreiben, das vom 23. Januar 1893, also gefitzten militärischen Aufruhrs in noch nicht drei Jahre nach dem Rücktritt, datiert ist, unserem Lande wenigstens verneinen, vielleicht auch sagt Fürst Bismarck wörtlich: „Das Reichstags- in den anderen Militär-Monarchien Europas, von wohlrecht wäre noch nicht das schlechteste, Rußland natürlich abgesehen. wenn es durch Umwandlung der geheimen Ab- Es wird eine Hebung oder ein Appell im II. Herr Weberobermeister Friedrich Reiuhvld, „ Buchhändler Emil Reiuhvld, „ Kartonagenfabrikant Hermann Schelle« berger, „ Gerbermeister Adolf Stützner.