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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 25.10.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190610258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19061025
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19061025
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-10
- Tag 1906-10-25
-
Monat
1906-10
-
Jahr
1906
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 25.10.1906
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Ueor-g von äacdsen gs-ülm stlottliykioso ktteckli'ckOmstltmv Sacks« /um Ä5Wm6n!Mm des'üsZfisi llonügmso M beiden ältesten Mnen Das Zusammentreffen der Gräfin Montignoso mit ihren beiden ältesten Söhnen, dem Kron prinzen Georg und dem Prinzen Friedrich Christian in München soll, wie e8 nunmehr heißt, am DonnerSlag erfolgen. Die Gräfin Montignoso ist am Dienstag in Lindau eingetroffen; die Abreise von dort nach München sollte Dienstag nachmittag erfolgen. Die drei unvermählten jüngeren Schwestern der Gräfin Montignoso, die Erzherzogin Margarethe, Germana und Agnes von Toskana, sind Dienstag mittag, auf der Durchreise zu der gräflichen Familie Spreti in Niederbayern, in München eingetroffen. Sie haben Lindau vor dem Eintreffen der Gräfin Montignoso verlaßen. Wie die Heilbronner „Neckarztg." mitteilt, kommt König Friedrich August nächsten Donnerstag zum Besuch nach Schloß B a r t e n st e i n. Bekanntlich ist die Fürstin Anna Hohenlohe Bartenstein eine Schwester der Gräfin Montignoso. der Regierungen in dieser Sache zu erzielen, ist noch nicht bestimmt. Gaisert immer «och im Amt! Als mit Befremden festgestrllt wurde, daß der wegen Verleitung zum Meineid in erster Instanz zu Zuchthaus verurteilte katholische Pfarrer Saisert nach wie vor amtiere, behauptete der „Badische Beobachter", daß diese Angabe unzutreffend sei, Saisert vielmehr im Kloster Beuron sich befinde. Gegenüber dieser Behauptung des Karlsruher Blatte« wurde dann festgestellt, daß Gaisert sich in Gündel- wangen befindet und sein Kirchenamt versteht, und der „Bad. Beobachter" bemerkt nun: UnS wurte in der vorigen Woche mttgetetlt, Pfarrer Gaisert habe sich alsbald nach dem Urteil nach demSloster Beuron begeben Da aus neuere Anfrage an unterrichteter Stelle btS jetzt noch keine Nachricht eingetrossen tst, können wir nicht» Sicheres mtttetlen. Da aber daS Urteil der Freiburger Strafkammer noch nicht rechtskräftig tst, bt» die Revision beim ketchSgertcht verbeschicden ist, und da «S nicht viele Menschen gibt, die Pfarrer Gallert für einen Verbrecher halten, welcher einen anderen zum Meineid verleiten wollte, so ist cs nicht unmöglich, daß Pfarrer Gaisert nach einem Besuch in Beuron wieder in seine Pfarre zurückgekehrt tst Die Borwürfe gegen die Kirchenregierung, alS achte sie die Staat«, gesetzt in diesem Falle nicht, bleiben nach wie vor gleich de plaziert. Da hört denn doch alles aufl Wo beläßt man sonst einen Beamten, der zu einer so schweren Strafe verurteilt wurde, im Amt bis die Revisionsinstanz entschieden hat? Und nun gar einen Geistlichen, der wegen Verleitung zum Meineid verurteilt wor den ist. Welche Verwirrung der sittlichen Begriffe. Aber auch, daß der Staat dieses Hin und Her zwi- schen Kloster und Pfarramt bei einem Charakter ge stattet, der sich so schwer vergangen, hat, wäre völlig unverständlich, wenn nicht der alles beherrschende Einfluß de« UltramontaniSmuS auch hier das Rätsel löste. Unsere gute» Freunde und getreuen Nachbar«. Vorige Woche ist, wie die „Dt. Tgsztg." mit- teilt, in Port Rolloth eine Truppe von 121 deutschen Soldaten mit ihren Offizieren nach Swakopmund eingeschifst worden. In kleinen Abteilungen waren sie in dem Suchen und Verfolgen von Eingeborenen über die eng- lische Grenze hinübergekommen. Die Mckk-Hr inS deutsche Gebiet über die LandeSgrenze wurde ihnen nicht erlaubt; sie kamen deshalb nach Port Rolloth, von wo sie nach Swakopmund zurück- befördert wurden. Eine eigentümliche Erscheinung ist es, daß die Engländer die Eingeborenen nach Belieben über die Grenze wechseln lassen und daß die Ortsbehörden dort mttteilen lassen, sie hätten nicht die Macht, den Waffenschmuggel zu hindern. Deutsche Mannschaften aber, läßt man nicht wieder auf dem alten Wege zurückkehren. Dazu hat man offenbar immer ausreichende Kräfte zur Hand! «Aue dem «Auekande. Der Rücktritt des «rasen Goluchowskt. In der gestrigen Audienz des Barons v. Aehrenthal beim Kaiser wurde dem Bot schafter zweifellos das Ministerium des Aeußeren angeboten. Zwar behauptet der „Pester Lloyd", daß Baron v. Aehrenthal bereits angenommen habe, ist jedoch der Auffassung, daß er sich noch Bedenkzeit ausgebeten habe. Wie die „N. Fr. Pr." meldet, will sich Herr v. Aehrenthal vorher volle Sicherheit über sein Verhältnis zu den leitenden ungarischen Politikern verschaffen. Sollten sich für ihn Schwierig keiten ergeben, so erwartet man die Berufung des Berliner Botschafters v. Szögyenyi nach Wien. Wie die „Zeit" erfährt, weilte am Sonntag Graf Andraffy in Wien. Er hatte zwar keine Audienz beim Kaiser, doch stand seine Anwesenheit zweifellos mit der Krists im Auswärtigen Amte im Zusam menhang. Der ungarische Ministerpräsident Dr Wekerle reist übermorgen abermals nach Wien zur Audienz beim Kaiser. Da diese im Zusam- menhang mit der GoluchowSki-KrisiS erscheint, so steht die Ernennung eines Nachfolgers keinesfalls vor diesem Zeitpunkt zu erwarten. Sächsisches. Hohe«stei«-Gr»stthal, 24. Oktober 1906. Wettervoraussage des Kgl. Sächs. Meteorologischen Instituts zu Dresden. Kür Donnerstag: Mäßige nördliche Winde, vielfach nebelig, keine erheblichen Niederschläge, etwas kühler. 25. Oiktdr»: Tagesmittel -4-5,7", Maximum -j-8,4", Minimum -s-2,7". --- Der Petitionsausschuß der Landessynode stVors. Geh. Kirchenrat Professor v. Rietschel-Leipzig) hat zu den Petitionen wegen Verlegung des Eptphaniasfestes beschlossen, die Synode zu er- suchen, das Kirchenregiment zum Erlaß einer Ver ordnung zu ermächtigen, durch welche die Feier des Epiphaniasfe st es auf den nächst folgenden Sonntag verlegt wird, der als erster Epiphaniassonntag zu bezeichnen ist, daS Kirchenregiment aber auch zu ersuchen, jeder Kirchen- gemeinde, deren Kirchenvorstand eS beschließt, die kirchliche Feier des 6. Januar ganz in bisheriger Weise zu gestatten und mit der Staatsregierung darüber ins Vernehmen zu treten, ob in einzelnen Orten oder Bezirken mit Zustimmung der politischen Gemeindevertretung dem 6. Januar auch ferner der Festtagsschutz zuteil werden könne: soweit sich einige Petitionen auf Adschaffung des Butztages i« der Pafflouszett beziehen, diese auf sich beruhen zu lassen. —* Der Brandverstcherungs-Jnspektor Holder in Glauchau hat auf den Erlaß der Königlichen AmtShauptmannschaft zu Glauchau, daß er demnächst krankheitshalber t« de» Ruhestand versetzt werde und mit seiner Stellvertretung bis auf Weiteres der BrandoelstcherungS-Ji'spektions-Asststent Mose bach betraut worden sei, durch ein Flugblatt die Erklärung abgegeben, daß ihn die Regierung seit Zi/, Jahren nicht in seinem Kampf gegen Unregel mäßigkeiten in der Tätigkeit mancher Beamten unterstütze, vielmehr seine berechtigten Beschwerden als auf krankhafter Disposition beruhend ansehe. — Der „Vogtl. Anz." schreibt jetzt über Herrn Holder, daß dieser geisteskrank sei. Er entnehme diese bedauerliche NaAricht einer Zuschrift des Kgl. Oberlandesgerichts, das den Antrag Holders, ein Strafverfahren gegen den verantwortlichen Redakteur deS „Vogtl. Anz." wegen Beleidigung einzuleiten. als unzulässig zurückgewiesen habe. Herr Holder amtierte früher in Plauen und hat durch die Art, wie er den Bau der großen Straßenüberbrückung in Plauen kritisierte, s. Z. viel Aufsehen erregt. — Die hiesige Ortsgruppe des sozial- demokratische« Vereins sür de« 17. Retchs- togswohlkreis hielt am Montag abend im Gast. Haus zur „Zeche" eine Versammlung ab. In derselben sprach Herr Stadtverordneter Grießbach in eingehender Weise über die neue Gemeindesteuer- Vorlage. Weiter lagen zwei Anträge vor und zwar bezüglich der Beteiligung an den diesjährigen Stadt- verordnctenwahlen, sowie der Einreichung einer Petition an den Stadtrat in Hinsicht der Fleisch- teuerung. Beide Anträge gelangten zur Annahme. —* St« schwerer Bauunsall hat sich gestern Mittag kurz vor 12 Uhr auf einem Fabrik- Neubau in Grüua zugetcagen. Der aus Deutsch böhmen stammende Maurer Josef Hanika stürzte drei Stock hoch vom Gerüst herab und erlitt außer mehreren Gliederbrüchen auch einen Schädelbruch. Er wurde nach seiner Wohnung gebracht und ist dort kurz darauf Verschiede«. — In dem Gehölz an dem nach Hüttengrund führenden Röhrensteig fanden heute morgen Schulkinder, unweit des Restaurants „Schweizer- hauS" einen Ma»N in den mittleren Jahren er hängt auf. Der Tote, der außer einem Porte monnaie einen mit „Otto Gruner aus Glauchau" beschriebenen Zettel bei sich trug, wurde in die Leichenhalle nach Oberlungwitz über- führt. — Eine Revision der städtischen Archive in Sachsen findet seit einiger Zeit durch den Schriftführer des König!. Sächsischen Altertums- Vereins, Herrn Oberregierungsrat Ermisch, statt. Im Jahre 1905 haben diese Revisionen aus ver- schiedenen Gründen geruht, dagegen wurden im verflossenen Sommer die Reichsarchioe in den Amts hauptmannschaften Chemnitz, Flöha und Anna berg revidiert und dab.i zugleich die Archive der tädtischen Pfarrer und der Amtsgerichte besichtigt Wenn auch die Verluste, die viele städtische Archiv? durch langjährige Vernachlässigung erfahren haben, nicht wieder gut zu machen sind, so ist doch er- reulicherweise festzustellen, daß der Ordnungszustand )er meisten Archive jetzt befriedigend ist und Sicher heit vor weiteren Verlusten gewährt. In den be deutenderen Stadtarchiven, wie denen zu Chemnitz Annaberg, werden die erforderlichen Ordnungsarbeilen unter der Leitung der bereffenden Stadtarchioare Professor Or Uhle bez. Bürgerschullehrer tzetig ortgesetzt. Im nächsten Jahre werden wahrscheinlich ine Amtshauptmannschaften Marienberg und Glauchau besucht werden. — Die Baumgrenzen sind im sächsischen Erzgebirge erneut festgestellt worden und sie betragen bei Tanne und Fichte 1050 Meter. Die Fichte hat jedoch größere Bestände auszuweisen. Die Birke er reicht einen Höchstbestand von 1015 Metern, die Rotbuche sogar von 1020, die Schwarzerle von 810, vergahorn von 790 Metern. Die Weißbuche geht al« Mischholz bi« 628, die Esche bi« 850 Meter, die Sommereiche in reinen Beständen bi« 400 Meter, wird aber auch künstlich bi« zu 800 Meter Höhe noch oorgefunden. Fast in allen Höhenlagen trifft man auch die Weide an. — Oberlungwitz, 24. Oktober. Da« letzte der drei diesjährigen Kinne«konzette findet, wie auch au« dem Inseratenteile ersichtlich ist, morgen Don nerstag im Basthof „Deutscher Kaiser" statt. Herrn Stadtmufikdirektor Naumann, der mit seiner rühm lichst bekannten Kapelle dar Konzett spielt, ist eS gelungen einen auswärtigen Tenorsoltsten zur Mit wirkung für diesen Konzertabend zu gewinnen. Zur Aufführung gelangen nur Kompositionen berühmter Meister, so u. a. auch daS Lied „Freunde, vernehmet die Geschichte" au« der Adam'schen Oper „Der Postillon von Lonjumeau". Man darf dem Konzerte mit gespanntesten Interesse entgegensehen. —:/: Gersdorf, 24. Oktober. Unsere elektrische Straßenbeleuchtung, die gegenwärtig 100 Lampen zählt, wird demnächst eine Erweiterung erfahren, indem der Gemeinderat die Beleuchtung der neuen „I" Straße und Turnerstraße beschloß. Von den vor nunmehr zwei Jahren abgeschafften 40 Stück Petroleum - Straßenlaternen fand die knappe Hälfte Abnahme nach einem Dorfe unseres Erzgebirges. Die übrigen Laternen und Beleuchtungskörper werden billig verkauft und harren immer noch der Käufer im Kellergewölbe der Centralschule, sie würden sich noch für kleine Gemeinden, wo die Neuerung der Elektrizität bisher keinen Eingang fand, ganz hübsch verwenden lassen. Kauflustigen erteilt die hiesige Gemeindeverwaltung bereitwtlligst Auskunft. — Oelsuitz, 23. Oktober. In der Grube des Steinkohlenwerk« „Gottes Hilfe" verunglückte heute vormittag 9 Uhr der Bergmann Heinrich Albin John, wohnhaft in NeuölSnitz, tödlich durch herein brechende BesteinSmafsen. Der Verunglückte war verheiratet und hinterläßt 7 Kinder im Alter von 1 Monat bis 9 Jahren. — Hohndorf, 23. Okt. Gestern nachmittag ereignete sich auf Schacht „Vereinigtfeld" ein Un glücksfall mit tödlichem Ausgang, indem der Berg arbeiter Schmidt aus Mülsen St. Jacob durch einen Hunt erdrückt wurde. — Langenchursdorf, 23. Oktober. In der Nacht zum Montag voriger Woche wurde in der Nähe der wüsten Mark Spielsdorf zwischen hier und Callenberg ein mit trockenem Kartoffelkraut be ladener Wagen durch Feuer vernichtet Der Brand war weithin bemerkbar. — Waldenburg, 24. Oktober. Am Sonntag Abend verschied die älteste Einwohnerin unserer Stadt, Frau Rentiere Ernestine oerw. Schneider. In wenigen Tagen hätte sie ihr 95. Lebensjahr vollendet. Wenn auch in den letzten Jahren bett lägerig, befand sich die Verstorbene bis zu ihrem Ableben bei völliger geistiger Frische. — ZWicka«, 24. Oktober. Gestern nachmittag ist unterhalb der Brücke der Kettenbahn vom Erz- gebirgischen Steinkohlenbauverein der Leichnam eines 40 bis 50 Jahre alten unbekannten Mannes in der Mulde aufgefunden worden, der nach der weit vorgeschrittenen Verwesung schon seit Monaten im Wasser gelegen haben muß. — Zwickau, 24. Oktober. Am 15. November d. I. und folgende Tage findet die Ziehung der 2. Serie der Ausstellungslotterie statt, diese umfaßt die Nummern von 100 001 bis 200 000. Es ist mehr- fach im Publikum die Meinung zum Ausdruck ge kommen, die Gewinne der zweiten Serie seien min derwertiger als die der ersten Serie, doch sind wir befugt, die Erklärung abzugeben, daß dies keines wegs der Fall ist. Nach Vorschrift des Ministeriums ist der Ausstellungsvorstand angehalten, für jede Serie für 50 000 Mark Gewinne auszuspielen, und sind die Gewinne der zweiten Serie genau den der ersten gleichwertig. Auch der erste Hauptgewinn der zweiten Serie besteht aus einer kompletten Woh- nung«einrichtung: Wohnzimmer, Speisezimmer, Musterküche, Equipage und Pianino, im vollen Werte von 10 060 Mark. Lose ä 1 Mark sind noch durch die Geschäftsstelle unseres Blattes erhältlich. — Chemnitz, 23. Oktober. In der Wiesen- vcrstadt ist in der Nacht zum Montag ein 2 Monate alter Knabe dadurch erstickt, daß dem Kindchen ein mit einem Kork versehenes Gummihütchen zu weit in den Schlund gerutscht war. DaS Hütchen konnte erst später durch einen Arzt entfernt werden. Der Detektiv. Kriminalroman von C. P a l f y. 34. Forts. (Nachdruck verboten.) Damit ivar Hanne« Inhaber einer finsteren Hoszimmer« geworden, in dem ein dreibeiniger Sessel, ein türenloser Kasten und ein elendes Bett daS gesamte Mobiliar ausmachten ... So miserabel hatte sich Reneau die Sache doch nicht vorgestellt. Der vornehme Luxus der Grabenwohnung und nun ein Bett, das vermutlich jeden Abend, wenn er sich hinein legte, zusammenfiel. Zum Glück war Wild nicht verwöhnt und nahm dies alles mit stoischem Gleichmut hin. Den nächsten Tag schloß er Freundschaft mit der Kellnerin, von der er manches zu erfahren hoffte. Zuerst erkundigte er sich, wer vor ihm hier gewohnt hat. . . Anfangs wollte daS Mädchen nicht recht herauSrücken, doch als ihr Hannes versprach, etwas Schönes mitzubringen, wenn er heute Dienst suchen ging, erzählte sie ihm von dem vorigen Mieter. „O je, der war gar lange hier. Bald drei viertel Jahr', hat aber gar nichts gearbeitet. Fast die ganze Zeit ist er unten in der Schenkstube gesessen, hat gespielt und getrunken. Ich weiß nicht, wo der daS Geld dazu hergenommsn hat." „Seit wann ist er denn fort, Miezerl?" „No, zehn Tage werden eS sicher sein. War ten's er ist fort, wie wir große Wäsche gehabt haben daS ist alle vierzehn Tage. Also ist er am 25 früh, oder 24. weggegangen. Ja, ja jetzt weiß ich bestimmt, der 24. Juli war's. Am Abend gegen 7 Uhr ist er fort. Dann ist der Herr zu mir ge- kommen und hat gesagt, ich soll hinauf aufräumen gehen, der Arbeiter kommt nicht mehr .... Also heute haben wir den 3. August, sind demnach zehn Tage, daß er weg ist. „Zehn Tage Vorsprung hat dieser Mensch!" dachte Wild ärgerlich. „Wie sieht er denn aus?" „Groß, rothaarig, keinen Bart und auf der linken Wange eine Narbe." „Der hat wieder eine Narbe! Es ist zu toll I" sprach Hannes zu sich selbst. „Hat ihr Wirt viel mit ihm verkehrt? „Na und ob! Das waren ja die besten Freunde, die man sich denken kann. Oft sind sie stundenlang beisammen gesessen und haben disku- tiert. Manchmal hat eS auch Streit gegeben, aber das hat nie lange gedauert." „Wissen Sie von wo der Arbeiter gekommen war und wie er heißt?" „Nein. Beides weiß ich nicht. Der Wirt Hal ihn immer „Florian" gerufen, und ost habe ich beim Bedienen gehört, wie der Florian von frem den Ländern gesprochen hat. Ein Hiesiger war er gewiß nicht!" Von unten rief der schwere Baß deS Wirtes zornig: „Miezerl . . . Miezerl! wo steckst du denn?" „Himmel, der Herr ruft! Jetzt hab' ich mich chön verplauscht!" Wie ein Wiesel lief sie die enge Holztreppe jinunter. Wild überlegte . . . Wohin war Friedrich Ziebauer gefahren? Wieder nach Amerika zurück oder in ein anderes überseeisches Land? . . . Diese zehn Tage Vorsprung stellten Hannes fast unüber, windliche Hindernisse in den Weg. Wo sollte er jetzt weiter suchen? Warum war Friedel noch so lange hier geblieben? Lauter Rätsel, die ihrer Lösung harrten. Xl. Wild besuchte jetzt überhaupt nicht mehr die Stadtwohnung. Er hatte bei diesem Wirt verschie dene Fährten gefunden, die er nun eifrig weiter verfolgte. Einsam war es in der Grabenn ohnung. Die Jalousien verwehrten der heißen Sonne den Zutritt... drinnen herrscht ein milder Dämmerlicht. Die ganze innere Stadt war wie ausgestorben. Wien lag im Sommerschlaf. War Ziebauer« Wohnung leer? . . . Der ver- schlafens Portier bejahte eS . . . und doch herrschte oben ein geheimnisvolles Treiben . . . Türen wurden leise auf und zu geklappt . . . Gestalten huschten hinter den dicken Vorhängen hin und her, Möbel wurden verschoben, dann war eS wieder tagelang ruhig. Auch im Atelier war eS nicht ganz richtig ... es hatte einen Bewohner bekommen, der gewöhnlich nur abends durch die Gaffen schlich und bei Tag ie sichtbar wurde. Währenddem hatte Wild schon alles mögliche tber den Wirt ausspioniert, von Friedrich Ziebauer aber wußte er noch gar nichts. Er war ganz ratlos. Einer TageS erzählt ihm die Kellnerin, daß der Herr um sechs Uhr früh weggefahren sei. „Wohin denn?" fragte Hannes. DaS Mädchen zuckte die Achseln. „SowaS bindet mir der Herr nicht auf die Nasen! Er ist zu Fuß weggegangen." „Fährt er öfter weg?" „Na ... so all« zwei Jahre, sagt der Hau«- knecht, der schon zehn Jahre da ist." „Wieso alle zwei Jahre?" „Ich weiß nicht warum. Wenn^man ihn fragt, heißt'S immer, ich hab' meinen Freund besucht." „Wie lange bleibt er immer aus?" „Höchstens zwei bi« drei Tage." „Hat er Ihnen gesagt, wann er zurückkommt?" „Ja. Morgen, gegen Abend." Wild ging wieder auf sein Zimmer. „Wohin ist der Kerl gefahren?" dachte er ärgerlich. Hat er vielleicht gar den Friedel besucht? . . . Wie ein Blitz war ihm diese Kombination ein gefallen. Oder ist diese Fahrt fingiert ? war sein zweiter Gedanke. DaS muß ich herauSbrtngen I Hanne- stülpte den Hut auf, kletterte die schmutzige Stiege herunter und trat auf die Straße. In einem Tabakladen kaufte er sich einen Fahrplan und schlug die Züge nach. Von vier Zahnhöfen gingen Züge zwischen '/,7 und 7 Uhr rüh ab. Das war fatal! Da Rettter keinen Wagen benutzte, war eS nicht zu eruieren, welchen Weg er eingeschlagen hatte. Enttäuscht ging Hannes wieder inS Wirtshaus. Fortsetzung folgt.
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