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UMeiMWckl NM Anzeiger 56. Jahrgang Dienstag, den 23. Oktober ZS06 Rr. 246 den Herzog zu bitten, sich eventuell einer Ver- unabhängigen albanesischen Fürstentums (??) als u. a. Geschäftskonjunktur durchaus Schritt gehalten und sind vom ersten Vierteljahr 1905 bis zum zweiten Vierteljahr 1906, für welches die Lohnstatistik abge schloffen vorliegt, um rund 9 "/g gestiegen. Die Löhne haben damit den höchsten Stand, den sie im Jahre der Hochkonjunktur 1900 erreicht haben, b e- reit- überstiegen. Dagegen stehen die in den ersten drei Vierteljahren deS laufenden JahreS erzielten Kohlenpreise gegen die zur Zeit der Hoch konjunktur erzielten noch immer um rund 20 o/g zu rück. Bei diesem Tatbestands erübrigt es sich auf die Behauptungen in den Bergarbeiterversammlungen von dem „glänzenden'Geschäst, welches die sächsischen Grubenbarone durch die fortgesetzt in die Höhe ge schraubten Kohlenpreise- gemacht haben, womit fest- Graf Goluchowski demifitouiert. Der österretchisch-ungartsche Minister deS Aus wärtigen Graf Goluchowski hat nunmehr aus der schwierigen Situation, in die ihn die ihm un günstige ungarische Delegatton zu versetzen droht, die Konsequenz gezogen und sich zur Demission entschlossen, die er gestern dem Kaiser Franz Josef überreicht hat. Nach dem Ergebnis der Audienz Wekerles beim Kaiser war die Entscheidung über die Stellung GoluchowSkiS zweifellos geworden. In politischen Kreisen wird mit höchster Wahrscheinlich keit angenommen, daß zum Nachfolger GoluchowSkiS der üsterretchisch-ungarische Botschafter am Londoner Hofe Gras Mensdorff-Pouilly auSersehen ist. Die Schwester MenSdorffS ist die Gemahlin deS ungarischen Unterrichtsministers Apponyi. Seine Ernennung zum Minister des Aeußern und de» Kaiserlichen Hause- wird in kürzester Zeit erwartet. gegenüber Deutschland und Oesterreich-Ungarn nicht? weniger als freundlich gezeigt und mit aller Ent- schiedenheit ausgiebige militärische Rüstungen be fürwortet hat, bricht in einem Leitartikel eine Lanze für den Dreibund. Die Zeitung meint, vütt einer Auflösung deS Dreibundes habe Italien nichts zu gewinnen, da ihm keine andere StaatSgruppierung seine Stellung besser verbürgen könne, als das Bündnis mit den beiden Zentralmächten; Italien, das mit England durch alte traditionelle Freund schaft verbunden sei, habe auf Grund deS Drei-' bundeS die wichtige Aufgabe, zwischen beiden rivali sierenden Staaken vermittelnd einzuwirken. Vom Standpunkte Ler orientalischen Frage aus habe der Dreibund die größte Bedeutung, weil er ein Ein verständnis zwischen Oesterreich und Italien zu stände gebracht habe, worin beide Staaten den ststuo quo auf der Balkanhalbinsel und die Errichtung eines sowie von den Prinzen Ernst Wilhelm und Ernst August in Anwesenheit des Kammerherrn von Wense empfangen worden. Die „Br. Reuest. Nachr." Mittelung deS Kaisers von Oesterreich zu bedienen, lehnte der Herzog mit großer Entschiedenheit ab, wobei er erklärte, er sei der Ansicht, daß er als deutscher Fürst auf jede Vermittelung deS Aus landes verzichte. Der nun im Wortlaut vorliegende Bericht der staatsrechtlichen Kommission des braun schweigischen Landtages, die wie gemeldet, den welfischen Agnaten eine letzte dretmonatig'e F r i st zur endgültigen und vorbehaltlosen Ver zichtleistung auf Hannover gibt, wendet sich in der Begründung dieses Antrages an das Plenum pm einigen recht forschen Ausführungen gegen die Haltung de« Reichskanzlers Fürsten B ü-l o w: „Der Reichskanzler lehnte die erbetene Vermittlung ab, weil eine Regierungsübernahme des Herzogs von Cumberland nicht möglich sei, und erachtete diese Regierungsübernahme für unmöglich, weil der BundeSratSbeschluß vom 2. Juli 1885 sie aus- daS Publikum den Leutnant festzuhalten versuchte, stürzte er sich mit der Waffe auf die Menge. Thronfolgefrage ergab sich, daß daS herzogliche HauS überhaupt von vornherein damit gerechnet habe, daß dem Prinzen Ernst August zu einer Thron besteigung in Braunschweig noch gewisse Be dingungen gestellt werden würden. ES ergab sich, daß der Herzog bereit ist, dem Prinzen Ern st August vollständig freie Hand in seinen Entschließungen zu lassen, insbesondere auch bezüg lich eines freiwilligen Verzichts auf schließt. Diese Deduktion ist nicht schlüssig. Gerade weil die Regierungsübernahme deS Herzogs von Cumberland infolge deS BundesratSbeschlusseS zur zeit nicht möglich und daher das Land außerstande ist, seine Regierungsverhältnisse endgültig zu regeln, (?) war der Reichskanzler ersucht worden, zu ver- mitteln. Daß der BundeSratSbeschluß, wenn eine Vermittelung Erfolg gehabt hätte, unschwer zu be seitigen gewesen wäre, bedarf keiner näheren Be- gründung. Die Ablehnung muß aber auch durch den kühlen Ton, in dem das Antwortschreiben abgefaßt ist, verstimmend wirten, und sie hat tat sächlich diesen unliebsamen Ei folg leider auch gehabt. Die Denkschrift des neue« Koloutaldirektors. Kolonialdirektor Dernburg ist damit be schäftigt, eine genaue Aufstellung der in den Kolonien engagierten Interessen zu machen, um den Beweis zu erbringen, daß der wirtschaftliche Gewinn au§ den Kolonien die dafür zu leistenden fortlaufenden Ausgaben überwiegt, daß rS also daS schlechteste Geschäft wäre, wenn man die Kolonien aus der Hand geben würde. Das Programm des neuen Kolonialregimcs ist in erster Linie ein Wirtschaft- licheS, und eS legt ein Hauptgewicht auf den plan mäßigen Ausbau deS Verkehrs in den Kolonien, worüber eine Denkschrift Aufschluß geben soll. Daß die Absicht besteht, die Ausgaben ür den militärischen Schutz in den Kolonien auf >en allgemeinen Reichsetat zu übertragen, wird be- stätigt. Die Sleichsbauk u«d die Erhöhung der englische« Bankrate. «Aus dem Keiche. Au« Geburtstag der Kaiserin. Am 22. Oktober begeht die Deutsche Kaiserin Auguste Viktoria, geb. Prinzessin von Schleswig- Holstein, ihren 48. Geburtstag. Die hohe Frau wurde am 22. Oktober 1858 in Dölzig geboren. Ihr Vater war der Herzog Friedrich von Schleswig- Aus dem Auekande. Tschirschky in Rom. lichkeit nicht gerade einen günstigen Eindruck erwecken, weil man hier überwiegend von der Ansicht ausgeht, daß die Bergarbeiter, trotz des in den letzten Jahren wieder eingetretenen Steigens der Löhne, bezügliö der gesamten Lebenshaltung in Nachteil geraten sind, und deshalb großen Anspruch auf Berücksichtt gung seitens der gerade jetzt durch besonders reiche Gewinne begünstigten Bergwerksbesitzer haben. Die „Nordd. Allg. Zeitung" untersucht sodann die Lohn frage und sagt, daß die Löhne schwerlich als aus reichend bezeichnet werden können, wenn man als erwünscht ansieht, daß auch die Arbeiterschaft an den Segnungen der wirschaftlichen Entwickelung jederzeit den ihr gebührenden Anteil erhält. Gegenüber den weitgehenden Kombina tionen und Deutungen, die daran an- knüpfen, daß der Staatssekretär deS Auswärtigen, Freiherr v. Tschirschky, auf seiner Urlaubsreife jetzt nach Rom gekommen ist, wird an unterrichteter Stelle erneut versichert, daß die ganze Reise des Staatssekretärs, der von seiner Gattin begleitet ist, nur der Erholung und dem Vergnügen gilt. Wenn er auch selbstverständlich mit den auswärtigen Staatsmännern Besuche austauscht und dabei viel leicht, wie es naheliegt, politische Unterhaltungen stattfinden, so ist doch zu betonen, daß eS sich dabei nur um gelegentliche Aussprachen, aber durchaus nicht um irgend welche Beratungen Holsten-Sonderburg-Augustenburg, ihre Mutter, Herzogin Adelhaid, eine geborene Prinzessin zu Hohenlohe-Langenburg. Am 27. Februar 1881 ver- wählte sie sich mit dem damaligen Prinzen Wilhelm von Preußen und steht seitdem ihrem kaiserlichen Gemahl als Musterbild einer deutschen Gattin und Mutter treu zur Seite. Möge eS der hohen Frau beschieden sein, noch recht lange zum Wohle des LeS deutschen Vaterlandes wirken zu können. Die Nachwahl i« Döbel«. fähigkeit deS Dreibundes sowie eine Wieder- Herstellung der herzlichen Be ziehungen zwischen Italien und Deutschland gebracht habe. „Die beiden Minister sind einig, alle Anstrengungen zu machen, die öffentliche Meinung, welche sich verirrt hatte, wieder auf den rechten Weg zu bringen. Die übrigen römischen Blätter veröffentlichen einen Artikel des Mailänder „T e m p o", wonach die Ankunft TschirschkyS sowohl der Re- gierung als auch dem Könige überraschend gekommen sei. Weder der König noch die Minister hätten den Augenblick für gekommen gehalten, um über die Lage des Dreibundes einen Beschluß zu fassen angesichts der zweideutigen Haltung, in welcher sich Italien einerseits gegenüber Deutschland und andererseits gegenüber England befinde. Deutschland habe diese augenblickliche Lage Italiens ausgenutzt, um einen großen Schlag auszuführen und Italien nicht Zeit zu lassen, seinen Entschluß reifen zu lasten. Heute kommt der Kampf um den durch den Tod des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Grünberg erledigten Wahlkreis Döb.eln zum AuStrag. Drei Kandidaten stehen sich gegenüber: die Nattonalliberalen haben Professor Hasse aufgestellt, der viele Jahre lang Leipzig im Reichs- tage vertrat, die Freisinnigen den Bezirksschullehrer Beck aus Dresden, der auch Mitglied de» Dresdener Stadtverordneten-KollegiumS ist, als Kandidat der sozialdemokratischen Partei bewirbt sich der Photo- graph Pinkau um daS Mandat. Daß ein schwerer Kampf bevorsteht, geht aus folgenden Zahlen her vor: Im Jahre 1903 wurden bei 87,4 Prozent Wahlbeteiligung im ganzen 24,165 Stimmen abge geben, und zwar 5569 konseroativ-anttsemittsche, Ü434 nationalliberale und 13,162 sozialdemokratische, sodaß also der Sozialdemokrat Grünberg im ersten Wahlgange mit 2159 Stimmen Mehrheit gewählt wurde. Der Herzog vo» «umberlamd gibt «och! Von neuem sind zwei angesehene Braunschweiger Herren in Gmunden vom Herzog Ernst August, DaS Direktorium der Reichsbank war Sonn abend vormittag zu einer Sitzung versammelt, um über die überraschende Maßnahme der Bank von England zu beraten und die Frage zu erörtern, in wieweit sich auS jener Tatsache für den hiesigen Markt und die Reichsbank selbst Konsequenzen er geben. Der Präsident, Dr. Koch, vertrat dabei die Ansicht, daß für die deutschen Geschäftskreise zunächst kein Grund zur Beunruhigung oorliegt, da daS Aus land mit Goldansprüchen seither nicht an die Reichs bank herangetreten sei und der augenblickliche Stand der Wechselkurse solches auch nicht wahrscheinlich mache. Natürlich würde es von der weiteren Ge- taltung der Wechselkurse abhängen, ob der an sich chwache Geldbestand der Gefahr einer weiteren -chwächung ausgesetzt werden wird, vorläufig liege tr die Bank aber keine Veranlassung vor, auf die Diskonterhöhung auS London zu reagieren. Wahr- über bestimmte Fragen handelt. Die italienische Presse begrüßt die An wesenheit deS deutschen Staatssekretärs für da» Auswärtige zum Teil sehr sympathisch. So schreibt nicht weniger Bedeutung. Jede Verstärkung der Beziehungen zwischen den beiderseitigen Ministern dient der Verstärkung des allgemeinen politischen Einklanges und bestätigt zugleich die vollkommenste Intimität der Dreibundmächte. In diesem Sinne bewillkommnen wir den Minister Tschirschky auf« freundlichste, überzeugt, die allgemeinen Gefühle der Nation auszudrücken." — „Corri ere della Sera" in Mailand, der sich in letzter Zeit Erscheint jeden Wochentag abend» für den folgende« Ta- und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1Hö durch die Post Mk. 1 yg frei in'» Hau». Die Lage in VußLand Auf dem Newski-Prospekt in Petersburg verwundete Sonnabend abend bei der Anitschkow- brücke ein Leutnant vom Regiment Omsk einen Obersten mit der blanken Waffe und versuchte dann in einer Mietsdroschke zu entkommen. Al- Wense empfangen worden. Die „Br. Reuest. Nachr." scheinlicher sei eS, da» die Goldnachfrage sich jetzt erfahren vo« den soeben au» Gmunden zurückge- auf die Bank von Frankreich richten wird, die in nehmen außer der Expedttion auch die «u-träger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Anuoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. bereit sein werden, speziell da» stürmische Begehren der Vereinigten Staaten zu befriedigen. Innerhalb de» Reichsbankdirektoriums hegt man also eine ge wisse Zuversicht, daß der deutsche Markt, trotzdem die offizielle Diskontrate nunmehr mit derjenigen der Bank von England übereinstimmt, eine weiter? Belastung nicht erfahren wird. Z«r B-rzärveiter Beweg««-. — ... u. u. „Popolo Romano": „Obschon die Rom- Schließlich gelang es, ihn zu verhaften. Ueber die kehrten Herren nähere Einzelheiten über den Besuch, .der Tat in der Lage ist, dem internationalen Be°-reise de» deutschen Staatsmannes keinerlei besondere! Veranlassung zu der Tat ist nichts bekannt. und da» Blatt ist ermächtigt, folgender zu oeröfsent- darf zu entsprechen, deren Direktoren aber, wie politische Angelegenheit der beiden verbündeten Länder Eine auS Russisch-Polen gekommene Bande lichen: Bei der Unterredung über dir Braunschweigische (Pariser Meldungen besagen, auch nicht ohne weitere« zum Gegenstände hat, so beansprucht sie deShalbü berfiel in dem Grenzorte MiSlowa einen Wirr, Anrtsblcrtt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu hohenftein Lrnstchal. Organ aller GeineinöesVertvaltnngen »inliegenden Ortschaften, Bergarbeitern herauSgeschunden haben", weiter ein zugehen. Die Grubenbesitzer machen die Berg arbeiter für diese Entstellungen der außerhalb der Bergarbeiterschaft stehenden Agitatoren durchaus nicht verantwortlich und werden sich dadurch niö abhalten lassen, in der Lohntage für die Bergarbeit zu tun, was nach Lage der Verhältnisse zu tun möglich ist. Die „Nordd. Allg. Zeitung" schreibt in ihrem Wochenartikel, betitelt „Rückblicke": Die Streikgefahr im Ruhrreoier dürfte durch die von den Zechen- Verwaltungen dieser Tage erteilte Antwort schwerlich beschwichtigt worden sein. Daß der etwaige Ent schluß der Zechenverwaltungen, keinerlei Konzessionen zu machen, dem Wunsche nach friedlicherVer- ständigung beider Teile keine Rechnung trägt, wird jedenfalls in weiteren Kreisen der Offent- Hohenstein Ernstthal, Gverlungwih, Gersdorf, Inga«, Hermsdorf, Zernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. Hannover, zu welchem Prinz Au-uist bereit A.' Die Löhne der Bergarbeiter im ^"in Veranlassung nahmen. Zwickauer Revier — so wird der „Zw. Ztg.« ' ck eventuell einer Ver- von zuständiger Seite geschrieben — haben mit der gestellt sei, daß die Unternehmer trotz der angeb- Lohnsteigerung einen Mehrgewinn Y°n ea.IzEinfaMe§ Ziel festgesetzt hätten. 1 Millwn Mark auS den Konsumenten und bett' „Giornale d' Italia" kommentiert gleich- falls die Anwesenheit o. TschirschkyS in Rom und seine Unterredung mit Littoni. DaS Blatt sagt, daß die Unterredung eine vollständige Ueberein stimmung der Anschauungsweisen über die Lebens-