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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.10.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190610172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19061017
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19061017
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-10
- Tag 1906-10-17
-
Monat
1906-10
-
Jahr
1906
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.10.1906
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Nach längerer Debatte einigte man sich treten. Zweck des Verbandes ist die selbständige Durch- und Umgegend. dahin, dem Agitationskomitee das weitere zu über lassen. Die Konferenz währte 7 Stunden. — Eine Bauunflüverficherung für ächstsche Städte ist auf Anregung der Städte Iwickau, Oschatz, Freiberg und Meißen ins Leben etreten. Der Verband hofft, daß auch die anderen Städte mit revidierter Städteordnung beitreten werden. entgegenbringe, nicht weil er selbst Landwirt wäre, sondern weil er von der politischen und Wirtschaft- lichen Bedeutung der Landwirtschaft, unserem ältesten Gewerbe, durchdrungen wäre. Wenn jetzt etwas bessere Tage herbeigekommen wären, so sei dies dem Vorgehen der Reichsregierung zu danken. Trotzdem habe die Landwirtschaft noch mit genug Schwierig keiten zu kämpfen. So besonders sei die Frage der Schaffung und Erhaltung eines dauernden Arbeiter standes von höchster Bedeutung. Der Vorwurf, die Landwirtschaft sei selbst schuld an dem vielbeklagten Arbeitermangel, sei ganz unberechtigt; vielmehr liege daS im Triebe des AbwandernS, im Zuge nach der Großstadt, obgleich die Bezahlung und Behandlung der Arbeiter auf dem Lande oft besser wäre wie in der Stadt. Die StaatSregierung wende dieser Frage die ernsteste Aufmerksamkeit zu und werde den Wünschen der Landwirtschaft so weit als möglich entgegenkommen. Mitwirkenden wohlverdienten Dank aussprach. Ein ansehnlicher Betrag als Fond für die Grün dung einer Gemeindediakonie Erlbach-Kirchberg dürfte der Erfolg dieses schönen Konzertes sein. — Lichtenstein, 15. Okt. Unser Mitbürger, Herr Franz Flachowsky, der am Freitag mit seiner Gattin die goldene Hochzeit feierte, wurde durch eine große Zahl Gratulationen geehrt. Auch erhielt das Jubelpaar vom Kirchenvorstand eine prachtvolle Bibel. Herr Flachowsky konnte bereits drei Jubiläen eiern. Am 3. Mai 1872 eröffnete er das Agentur- zeschäft am hiesigen Platze; am 14. Oktober 1875 ibertrug ihm die Frankfurter Feuerversicherungs- Gesellschaft „Providentia" die Vertretung und An- ang 1871 übernahm er außerdem die Vertretung res Norddeutschen Lloyd für Lichtenstein-Callnberg — Die sächsische L»«derbr««»ver» sicherung-anstalt hat im Jahre 1905 sehr günstig abgeschloffen. Beim Jahresabschlusse ergab sich bei ' der Gebäudeversicherungsabteilung ein barer Ueber- schuß von 660 600 Mark und bei der freiwilligen , Versicherungsabteilung ein solcher von 349 712 Mk. ES wurden 4 079162 Mk. Vrandschädenvergütungen , für Gebäude auSgezahlt; die Zahl der 1905 vorge kommenen Brände betrug 2802. — Die sommerliche Scheidegrenze bildet bei Landleuten, Gärtnern und allen, die im Freien ständig arbeiten, die Mitte deS Monats Ok tober. Mancherlei Bauern- Wetterregeln, die sich auf langjährige Erfahrungen gründen, weisen darauf hin, daß nun nichts anderes als in der Hauptsache Nebel, Niederschläge und unfreundliche Witterung, die schließlich in Kälte und Schnee übergehen, zu erwarten sind. Zwar prangen dieses Jahr die Bäume noch im vollsten Herbstschmuck, aber alter Erfahrung nach ist dies eine Mahnung, das HauS für den Winter zu bestellen; denn sitzt Mitte Okto ber das Laub am Baume noch fest, strenger Winter sich bald erwarten läßt. Als Wetterscheide gilt tat- sächlich bei den Landleuten der 16. Oktober, der Sankt Gallustag. „Auf Sankt Gall, bleibt die Kuh im Stall I" Oder „Sankt Galles, schaff heim alles l" Alle empfindlichen Pflanzen im Garten oder Park, müssen nun geborgen werden, um nicht den Frösten zum Opfer zu fallen. Die Neubestellung der Felder mit Saatgut hat nunmehr ungesäumt zu erfolgen, und auch die Blumenbeete können für daS kommende Frühjahr mit Blumenzwiebeln belegt werden. So gar für die Witterung deS kommenden Sommers wird Sankt GalluS verantwortlich gemacht. Heißt eS doch in alter Bauernregel: „Nach Sankt GalluS Verkünden wird sich der nächste Sommer befinden!" — Erlbach, 15. Oktober. In unserem auf sonniger Höhe gelegenen Kirchlein, fand gestern nachmittag von 4 Uhr ab ein mit vielem Interesse erwartetes Kirchen-Konzert statt, das in der Haupt sache von Damen und Herren auS Lugau und dem Erlbacher Kinderchor ausgeführt wurde. Das Orgel spiel hatte Herr Kirchschullehrer Stadelmann auS Wüstenbrand, die Streichmusik die Heeg'sche Kapelle auS Lugau übernommen. Leiter des Konzertes war Herr Kirchschullehrer Herold in Erlbach. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, kann gesagt werden, daß das Konzert allseitigen, besonders auf gesang lichem Gebiete ungeteilten Beifall fand. Das von Frl. Sus. Müller gesungene „Largo" von Händel (Violine Herr Friedrich, Orgel Herr Herold) wirkte erhebend auf alle Zuhörer, desgleichen die von Herrn Freitag gesungene Arie „Habe Erbarmen" von Stradella. Die kleine Orgel bewährte sich unter dem geschickten Spiel der Herren Stadelmann und Herold als ein recht angenehmes Musikwerk. Einen recht würdigen Abschluß fand das Ganze mit der letzten Programmnummer „AuS dem 42. Psalm" von Mendelsohn, gemischte Chöre und Recitativ mit Orgelbegleitung, wobei erneut die an genehme Sopranstimme von Frl. Müller und der schöne volle Chor zur Geltung kamen. — Später fand eine gesellige Vereinigung im Saale deS Gast hofs statt, bei welcher die Sänger noch einige schöne Gesänge zum Vortrag brachten und Herr Pastor Schilbach, der Veranstalter des Konzertes, allen führung der Unfallversicherung für die Gemeinde- arbeitet. Da di« veirräge der sächsischen vauberufs- genofsenschaft, der die Städte bisher angehörten, immer höher, in den städtischen Betrieben aber die Unfälle nicht weniger wurden, hoffte der Verband, die Bauunfallversicherung auf diese Weise billiger zu gestalten. Gruppe leerer Güterwagen BUfgestotze«. Der Hilfsweichensteller Häßler wurde hierbei leicht verletzt Verkehrsstörungen fanden nicht statt — Zur Lohnbewegung der erzge- birgifchen Wirker ist zu berichten, daß die am Sonntag s attgefundene Konferenz der Arbeiterver- treter noch keine endgültige Entscheidung gebracht hat. Es wurde beschlossen, daß das Zentralagitations komitee der sächsischen Textilarbeiter das weitere regeln soll. Die eingereichten Forderungen, inSge- samt 15, wurden nur von einzelnen Firmen voll bewilligt, während ein großer Teil nur Verkürzung der Arbeitszeit, sowie eine teilweise Lohnerhöhung, andere wieder gar nicht bewilligten. Anwesend waren zur Konferenz zirka 350 Vertreter, welche 108 Fabriken vertraten. Von den anwesenden Vertretern derjenigen Arbeiterschaft, die gar nichts bewilligt er hielten, wurde verlangt, sofort in den Streik einzu- Nach Erledigung von Rechnungen referierte überdi« Umgestaltung des Landeskultur- ratS Generalsekretär Dr. Raubold. In dem Ent würfe wird die Tätigkeit der LandeStulturratS inso fern erweitert, als eS zu dessen Aufgabe gehören soll, einheitliche Grundsätze für die Maßnahmen der KreiS- vereine und der Landesverbände für Geflügelzucht, Bienenzucht, Fischzucht und Obstbau zur Förderung ihrer Zwecke aufzustellen. Zu diesem Behufs haben di« KreiSoereine und die Landesverbände alljährlich ihre Bedarfs-Boranschläge an den Landeskulturrat einzureichen. Der Ausschuß schlägt die Annahme der AuSführangSbestimmungen nach Vornahme einiger unwesentlicher Abänderungen vor und beantragt weiter, an das Ministerium deS Innern daS Ansuchen zu stellen, Anordnung dahin treffen zu wollen, daß die erstmaligen Wahlen zum Ausschüsse für Garten bau möglichst bald nach Inkrafttreten deS Gesetzes über die Umgestaltung des LandeSkulturratS sorge- nommen werden. Nach längerer Debatte wurde dem Vorschläge des Ausschusses zugestimmt. Ueber die Uebernahme der Samenkontrolle referierte Geheimer Oekonomierat Andrä-Bräunsdorf. Der erste Sonderausschuß beantragte 1. die bisher von den landwirtschaftlichen Kreisvereinen geführte Samenkontrolle zu übernehmen, 2. den ständigen Ausschuß zu ermächtigen, das weitere in die Wege zu leiten. Ohne Debatte wurde der Antrag ein stimmig zum Beschluß erhoben. Das folgende Referat behandelte die B e- kämpfung der Krähen, das Erbgerichtsbesttzer Fischer-Rathewalde erstattete. Ein von dem land wirtschaftlichen Verein zu Eutritzsch an den land wirtschaftlichen Kreisverein gerichteter Antrag bezüg lich der Bekämpfung der Krähen war von diesem an den Landeskulturrat abgegeben worden. Ein gleicher Antrag ist auch von dem landwirtschaftlichen KreiSverein Dresden eingegangen. Nach kurzem Referat empfahl der Vorsteher, das Finanzministerium und das Ministerium des Innern zu ersuchen, an ordnen zu wollen, mehr die Abschießung der Krähen durch die Revierverwalter und die Jagdberechtigten anzuordnen; bei Nichtbefolgung dieser Verordnung sollen die zuständigen Amtshauptmannschaften be rechtigt sein, besondere Bekämpfungsmaßnahmen an zuordnen. Der Landeskulturrat trat einstimmig dem Vorschläge des Referenten bei. Schluß der Sitzung l/,5 Uhr. Der Landesknltnrrat trat am Montag mittag 12 Uhr im Stadtoerord- neten-Sitzungssaale zu Dresden zu seiner 44. Gesamtsitzung zusammen, für welche zwei Tage in Aussicht genommen sind. Der Vorsitzende, Geh. Oekonomierat Hähnel-Kuppritz, eröffnete die Sitzung und gedachte des vor zwei Jahren erfolgten Heim ganges des Königs Georg. Der Landeskulturrat stehe, so fuhr der Vorsitzende fort, vor einem inhalts- schweren Abschnitte: eS handle sich darum, den letzten Baustein in das Werk der Neuorganisation deS Landeskulturrats einzusügen. Einen kurzen Blick in die Zukunft werfend, erklärte der Vorsitzende, daß die Landwirtschaft nach verschiedenen Richtungen hin vor einem Abschluß mit der Vergangenheit stehe, der im ganzen freudiger vollzogen werde, als man gehofft habe. Zum Schluffe richtete der Redner an die Staatsregierung die Bitte, der Landwirtschaft auch zukünftig die Gleichberechtigung mit den übrigen Erwerbsständen zu teil werden zu lassen. Staatsminister Graf Hohenthal dankte für die ihm gewordene Begrüßung. Er bat, überzeugt zu sein, daß er der Landwirtschaft das größte Interesse Sächsisches. Hohe«ftei«-Sr«sithal, 16. Oktober 1906. Wettervoraussage der Kgl. Sächs. Meteorologischen Instituts zu Dresden. Für Mttttvoch r Schwache, südliche Winde, ziem lich trübe, geringe Niederschläge, etwa« wärmer. 17. Oktbr.r TageSmittel -1-7,0°, Maximum -j-10,0», Minimum -s-3,8°. — Der Samariterzug der hiesige« frei- willigen Feuerwehr H. Komp, hielt gestern abend auf dem Gelände zwischen dem Gasthause zur „Zeche" und der Neustädter Turnhalle unter Leitung des Herrn Dr. Reinige eine Geländeübung ab. Zu derselben hatten sich die Mitglieder, sowie ein Mitglied der Langenberger Wehr, eingefunden. Die markirten Verletzungen bestanden in Ver brennung, Beckenschuß, komplizierten Unterschenkel bruch, komplizierten Oberarmbruch mit Schlagader verletzung, Kopfschuß und noch weitere Verwundungen. In bereitwilligster Weise hatten sich auch einige Mitglieder des Turnvereins von 1856 in den Dienst gestellt. Die Verwundeten wurden in die, in der Nähe gelegene Neustädter Turnhalle gebracht und seitens des Herrn Dr. Reinige die Verbände abge nommen, wobei er die Samariter aufs genaueste examinierte. Nach der Uebung fand im Stadtkeller eine Besprechung statt. In derselben gab Her? Dr. Reinige die Kritik über den Verlauf der Uebung ob. Nach seinen Ausführungen war die Uebung, mit Ausnahme zweier Mängel, sehr vorzüglich und gut verlaufen. Nach der Kritik fand ein geselliges Beisammensein statt, welches einen angenehmen Verlauf nahm. — Der Mieterverei« hielt am Sonntag im Vereinslokal (Stadtkeller) eine MonatSversammlung ab. Zur Verlesung gelangte daS Antwortschreiben des hiesigen Stadtrates auf die Eingabe deS Vereins, wonach eine andere Zusammensetzung des Stadt verordnetenkollegiums — je zur Hälfte Unansässige und Ansässige zu wählen — gewünscht wird. — Rasch tritt der Tod den Menschen an. Ein auf der Wiesenstraße wohnender älterer ver heirateter Strumpfwirker kehrte von einem Ausgange zurück, als er plötzlich in seiner Hausflur von einen Schlaganfall getroffen wurde, dem er auch nach kurzer Zeit erlag. —* Auf der BezirkS-Obstbau-Ausstellung in Lichtenstein haben an Preisen u. a. erhalten: Der Obstbauoerein Gersdorf die silberne Medaille deS Landesobstbouvereins, Herr Paul Schubert- Falken einen Böttner, Herr Wilhelm Hötzsch - Hohenstein-Ernstthal eine Karte Gartengeräte und Herr Hermann Lahl- Kuhschnappel zwei Kaffee- decken. — Auf dem Bahnhofe St. EghVien ist gestern morgen gegen halb 6 Uhr infolge falscher Weichen stellung ein von Hof kommender Güterzug auf eine Minister» Kokowzew vom 5. September 1906 ergibt sich, daß die im April 1906 ausgenommene Anleihe von 2^ Milliarden Franks oder 843 Millionen Rubel nur ein Ergebnis von 677 Millionen Rubel gehabt hat. Der direkte Verlust bei Aufnahme der Anleche Mrug also 166 Millionen Rubel oder 442 Millionen Frank». Marlin erblickt in dem An schwellen der Schuldzinsen und in der Zunahme deS Defizits der Staatsbahnen die Hauptursache be dauernden Defizit- deS russischen Etats. Nach Martine Berechnung würde sich daS Defizit de» russischen Etats im Jahre 1906 auf 2032 Millionen Mark gestellt haben, wenn es dem russischen Staate nicht gelungen wäre, auS der äußeren und inneren An- leihe zusammen 711 Millionen Rubel zur Deckung dieses Defizits zu gewinnen. Von dem Riesendefizit des Jahres 1906 ist nur «ine Milliarde Mark den Kosten des Krieges zuzuschreiben, während die andere Milliarde Mark sich als dauerndes Defizit darstellt. Martin hält eS für außerordentlich unwahrscheinlich, daß Rußland noch während der ganzen Jahres 1907 in der Lage ist, seine Zinsen ordnungsmäßig zu bezahlen. Sonntag abend wurde in Kiew der Kongreß deS „Verbandes russischer Leute" eröffnet. Die Zahl der Teilnehmer beträgt 500. DaS Prä sidium führen der Redakteur Grivgmut und Dr. Dubrowin. Der Kongreß richtete an den Kaiser ein Telegramm, in welchem er erklärt, daß die Selbst herrschaft daS einzige Unterpfand für die Festigkeit de§ russischen Reiches und für daS Wohlergehen der Untertanen sei. In einem Telegramm an Stolypin betont der Kongreß, die Einführung des Standrechts Und bas Verbot dtr Beteiligung von Staatsbeamten an den Parteien der«Opposttion diene den „Russi schen Leuten" zum Beweise, daß der Präsident des Ministerrats den Kampf gegen die Wirren energisch führen werde. Wegen verschiedener in Simferopol gegen Offiziere vorgekommener Gewalttätigkeiten drohen diese, sämtliche Kadetteuführer auSzurotten. Da gegen erklärten die Matrosen, sie würden diese Führer schützen. In der Stadt werden Massenver haftungen vorgenommen, Waffen und Bomben wurden gefunden. Wegen der herrschenden Gärung wurden die Militärprozesse aufgeschoren. Die Abstimmung ergab di« einstimmige Annahme des Ausschußgutachten» mit dem vom Pfarrer Kröber bean tragten Zusätze. Es folgte eine Beratung über eine Petition des Superintendenten von Zimmermann in Rochlitz, die Uer- setzdarkeit der Geistlichen betreffend. Superintendent Kirchenrat v. Meyer- Zwickau erstattete den Ausschuß bericht uud beantragte, „da das für die Besetzung geist licher Aemter gültige Verfahren bisher zwar manche, aber keine solchen Mängel gezeigt hat, die seine grundsätzliche Aenderung oder auch nur eine weitere Beschränkung der Kircheiivorstände in dem ihnen zustehenden Wahlrecht nötig machen: da ferner die vom Petenten vorgeschlagene „Versetzbarkeit der evangelisch-lutherischen Geistlichen" nicht die Bürgschaft bietet, alle Uebelstände zu beseitige» oder zu vermindern, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Pfarrer Kröber- Waldheim beantragte, dem Ausschußantrage den Gedanken einzusügen, daß die Er- üllung der Petition nicht nur nicht alte Mängel beseitigen, andern neue schwere Mängel dazu erzeugen würde. Siiper- ntendent v. Hartung- Leipzig betonte, es hieße das Wesen des JnwelS des Amtes herabsetzeu, die Versetzung der Geistlichen einznführen. 8 Evangelisch-lutherische Kaudessyuode. 10. öffentliche Sitzung. Drrodr«, 15. Oktober. Die heutige Sitzung beschäftigt sich zunächst mit der anderweiten Regelung der Ktaatszulagen für Geist liche und geistliche Stellen, worüber Geh. Hofrat Opitz- Treuen Bericht erstattete. Der Ausschuß empfehle, die vorgelegte Verordnung unter dem Vorbehalte der Prüfung der übrigen Teile des Erlasses Nr. 12, sowie der Petitionen und der Stellung von Anträgen auf eine zukünftige grundsätzliche Regelung der Besoldungsverhält nisse zu genehmigen. Der Ausschußantrag wurde nach lebhafter Debatte einstimmig angenommen. Sodann wurde die Beratung über Urrfastung und Statistik der Landeskirche, fortgesetzt. Geh. Kirchenrat Professor n. Rietschel- Leipzig sprach über die neue Agende, bezeichnet dieseals die beste deutsche Agende, bedauerte aber, daß sie nicht im Entwürfe den Gemeinden zur Aeußerung ihrer Meinung vorgelegt worden sei. So dann kam Redner auf Einzelwünsche bez. des Abendmahls, des Gottesdienstes, der Taufe und der Gebete zu sprechen. Oberhofprediger Vizepräsident r>. Ackermann - Dresden hielt Geheimrat Prof. v. Rietschel entgegen, daß die neue Agende gerade einer zu großen Freiheit entgegenwirken oll und Gelegenheit genug vorhanden gewesen sei, Wünsche zu äußern. Der Detektiv. Kriminalroman von C. P a l f y. 28. Forts. (Nachdruck verboten.) Aergerlich pinselte er weiter, und als der Abend über die Dächer glitt, war er so Halbwegs unkenntlich gemacht ... Er klappte den Kasten zu, schob ihn unter das Bett, warf die Lappen in eine Ecke und visitierte seine Waffen. Er hatte vor, seinen zweiläufigen Revolver mitzunehmen, putzte ihn gründlich, damit er ja nur nicht im Moment der Gefahr streike, und lud ihn scharf. Eine prickelnde Unruhe hatte ihn erfaßt. . . Das Dämmerlicht war ihm unheimlich, er zündete seine qualmende Lampe an und setzte seine Vorbe reitungen fort . . . Als eS elf Uhr schlug, begann er sich anzuziehen . . . Eine zerrissene Hose, geflickter Rock, zerdrückter Hut vollendeten seine MaSke . . . Dann wusch er sich die Hände, setzte eine Perrücke auf und steckte den Revoler und einen Dolch zu sich. . . . hierauf trank er noch zwei Gläser Glüh wein und machte sich dann auf den Weg Prieger stand nun vor der Kanalöffnung . . . Eine Gänsehaut kroch ihm über den Rüc en. — — — „Ich hätte doch darauf bestehen sollen, daß wir zusammen gehen, das ist ja ein schauerliches Nest. Nun, einmal und nicht wieder!" dachte er und schlüpfte in den Gang, den gespannten Revolver in der Rechten. Als er vor der Tür stand, und der wüste Lärm zu ihm drang, wäre er am liebsten sofort wieder umgekehrt. Dann besann er sich und dachte, daß ja sehr viele Detektivs die Schenke schon be ¬ sucht hatten und mit heiler Haut wieder herauSge- kommen waren. „Mutig voran!" er öffnete die Tür. Erst sah er in der rauchigen Stickluft nur verschwommene Gestalten, doch nach und nach gewöhnte er sich dar an. Er war nun schon einige Schritte von der Türentferni und wartete auf das besprochene Zeichen .. Auf einmal gähnten und streckten sich in auffälliger Weise vielleicht zehn Burschen . . . Prieger stand wie vom Schlag gerührt. . . . „Um Gottes willen! was soll denn das heißen?" dachte er ganz entsetzt. Er erkannte in keinem der Anwesenden den Detektiv Reneau. . . . Der Angstschweiß brach ihm auf der Stirne auS. Was sollte er tun? Weg gehen ? . . . Unmöglich! Das würde auffallen, also vorläufig hierbleiben, und dann bei einer paffenden Gelegenheit verschwinden ... In dem Moment trat auch schon ein junger Mensch auf ihn zu, schlug ihm derb auf die Schulter und führte ihn zu dem Mitteltisch. „So, Kameraden, da ist ein Neuer. Jetzt trinken wir Bruderschaft!" Prieger war etwas beruhigt. Reneau hatte ihm ja gesagt, daß er ihn der Sippe vorstellen verde. Er hatte den Detektiv zwar nicht erkannt, vermutete aber, daß eS der Bursch sei, der ihn so eben eingeführt hatte . . . Als die allgemeine Be grüßung der neuen Kameraden vollzogen war, ihm ein paar schnapsduftende Einbrecher zärtlich um den ^als gefallen waren, zogen die Burschen die Karten heraus. „So Neuer, jetzt zeig', was Du kannst! Gib die Karten!" Prieger mischte mit unbeschreiblichen Gefühlen und warf die Blätter auf den Tisch, dabei beugte er sich zu Reneau. „Haben Sie etwas erfahren? Das ist ein fürchterlicher Ort. Ich hoffe, wir gehen bald, mir ist schon ganz schlecht von der Luft." Der Bursch sah ihu verdutzt an. „Gehen willst Du jetzt? . . . Jetzt wird's ja erst recht, das ist ein pickfeines Häusel, wirst das schon merken, gemütlich, und über die Schenke darfst auch nichts sagen, wenn Du was Größeres am Buckel hast und Dir die Bal-cho-chemS nach steigen. Wie heißt Du denn eigentlich, weilst gar so nobel bist. Na, ja. Beim „Sacher" (erstes Wiener Hotel) bist hier nit, aber sicherer dafür. Also, wie ist Dein Name?" „Heinrich ... na, der . . . der rote Josef", stotterte Prieger ganz fassungslos, da er geglaubt hatte, neben Reneau zu sitzen und sich nun diesem Fremden gegenüber sah. „So — so. „Der rote Josef bist, aber so viel ich den kenn', hat er auch rote Haar, ivo hast Du denn die hingetan, Bruder?" „Rote Haar? Ja ... ja weißt, die hab' ich mir gefärbt, damit ich nicht so auffall', wenn ein Spürer hinter mir ist." „So ... so ... hm — Du kommst jetzt zum AuSspielen, „schwarzer Josef" mit der aufgepickten Nase!" Gin wildes Gelächter folgte dieser aparten Apostrophierung. Prieger zitterte am ganzen Leib und warf Treffsteben auf den Tisch. „Herz! mußt Du auSspielen. Pass' besser auf!" riefen alle durcheinander. Der Detektiv spielte „Herz" auS und war froh, daß sich die allgemeine Aufmerksamkeit wieder dem Spiele zugewandt hatte ... Er fühlte, daß er von den Gaunern erkannt war und harrte bebend der kommenden Dinge. . . . Daß ihn Reneau im Stich gelassen hatte und nicht gekommen war, erfüllte ihn mit ohnmächtigem Grimm .... Nun saß er da, hilflos der Willkür dieser Buben preisgegeben. . . . Nach einer Weile sah sein Nachbar mit einem Kerzenstumpf unter den Tisch. „Schau, schau, was der „Joses für feine Siiefeletten hat, Du Freund! die möcht' ich Dir abkaufen ... ich denk, mit einem Glaser! SchnapS sind sie gut gezahlt." „Aber die brauch' ich ja selber!" wagte Prieger zu wiedersprechen. „Ah, warum nicht gar! Im Sommer geht es sich ohne Schuh viel besser! Wirst schon darauf kommen, wie die Steine bei der Hitze kühlen. Also her damit, machen wir ein feines Geschäft!" Der Bursch schlüpfte unter den Tisch und zog dem erschrockenen Prieger die Schuhe von den Füßen. „So. Da hast Deinen SchnapS! Jetzt sind wir quitt. Ich werd' sie gleich probieren, ob sie mir passen." Er zog sie an. Fortsetzung folgt.
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