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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 30.09.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190609304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19060930
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19060930
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-09
- Tag 1906-09-30
-
Monat
1906-09
-
Jahr
1906
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 30.09.1906
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Neuestes vom Tage um Ehrlichs ist hoffnungslos, seine Braut, die weniger mann Schaefer 300 000 Mark gestiftet. Orchester, der Chor und das technische Personal der Zester Hofoper haben korporativ der Direktion er- lärt, daß, falls bezüglich der seit längerer Zeit an gestrebten Gehaltsaufbesserung nicht bis zum 30 September die bindende Zusage gegeben wird, daß die Gehaltsaufbesserung -um 1. Januar in- Leben tritt, sie ihre Mitwirkung etnstellen werden. Die Direktton verharrt auf dem Standpunkte, daß die Gehaltsaufbesserung erst am 1. Juli in Kraft treten soll, da vorher die Bewilligung der Abgeordneten hauses notwendig ist. Falls dar Personal diesen Standpunkt nicht akzeptiert, dann soll die Direk tion, wie gerüchtweise verlautet, entschlossen sein, die Oper am 1. Oktober zu schließen. —* Bezüglich der Untersuchung über die Ursache noch dar Maschinenschreiben anreihen. Außerdem des grsße« Bra«des «uf der Weittkeller veranstaltet der hiesige Jungsrauenverein Abendnäh. ßtr«ße meldet heute die amtliche »Zwickauer Zet- kurse unter Leitung der Handarbeitslehrerin Fräul. 1- Eisenbah«zufamme«st»tz. Bei Inden- Gift genommen hat, befindet sich nicht in direkter dorf stießen infolge falscher Weichenstellung ein Per-LebenSgefahr. schränkt bleiben. — Leipzig, 28. September. Ein interessantes Thema wurde in der letzten Sitzung der Stadt verordneten behandelt. Im Süden Leipzigs, an der Pleiße, sollte eine größere Badeanstalt errichtet werden, die Abteilungen für Männer und Frauen enthalten sollte. Jahrelang zogen sich die Verhand lungen hin, und jetzt erklärt der Rat, daß es un möglich sei, an der Pleiße eine Badeanstalt zu er richten, weil das Wasser dieses Flusses zu Bade- zwecken absolut ungeeignet sei. Es führe Abwässer einer großen Anzahl Gemeinden mit, durch die beim Aaden Krankheiten entstehen können. Das gleiche ei im Westen an den Elster ber Fall. Stadtver ordneter Medzinalrat Dr. Sonnenkalb war der Ansicht, daß in Leipzig beim Eintritt einer Epidemie sämtliche Badeanstalten sofort geschlossen werden müßten, weil überall das gleiche, schlechte Wasser verhanden ist. Von anderer Seite wurde betont, daß die große Frequenz der Badeanstalten zur Genüge beweise, daß ein wirkliches Badebedürfni» vorhanden sei und daß die Einwohner durch die gewohnten miserablen Verhältnisse absolut keine Ansprüche auf Reinheit de« Wassers mehr erheben. Badende Kinder seien nicht selten schon an Augen- entzündungen erkrankt und es sei nicht abzusehen. welche unheilvolle Folgen da« schlechte Wasser noch zeitigen werde. Man müsse nun einmal tun- liehst nach Luft-, Licht- und Sonnenbädern greifen. tung", daß auch am Donnerstag ein Bettreter der Königlichen Staatsanwaltschaft zu Zwickau hier an wesend gewesen sei, der zahlreiche Zeugen abgehött habe. Der der Brandstiftung verdächtige Glaser und Putzgeschäftsinhaber Gotthilfvohne, der am Mittwoch Abend vorläufig festgenommen worden war, sei nunmehr endgültig in Unter- suchungShaft genommen und in da« AmtSgerichtS- gefängnir zu Hohenstein-Ernstthal abgeltefett worden, da sich dem Vernehmen nach die Verdachts- gründe gegen Bohne noch vermehrt haben. Er dürste in den nächsten Tagen nach Zwickau über- führt werden. — De« neue« Winterfahrpl«« finden unsere geschätzten Leser in der heutigen 1. Beilage abgedruckt. Wir bitten denselben auSzuschneiden und aufzubewahren. — Der Segler - Verband da« Hohen- ftet« Ernstthal «nd Umgegend, dem 7 Der- eine mit insgesamt 68 Mitgliedern angehören, ver- anstaltete am 23. und 24. September sein dies jährige- Ghrenbah« Kegel« in Wüstenbrand. Geschoben wurden 820 Kugeln, auf die 76 Preise verteilt werden konnten. Als bester Kegler ging aus dem Wettbewerb Herr Friseur Müller und als zweiter Herr O. Beckert, beide aus Hohenstein- Er., hervor. Die beiden ersten Preise bestanden aus einem Regulator und einem Küchen-Service. Nach dem KegUn fand Tafel statt, bei der den Kegler- sport feiernde Toaste ausgebracht wurden. Ein fröhlicher Ball im Gasthofe daselbst beschloß die Festlichkeit, in dessen Verlauf Herr Vorsteher Tuch schee r e r-BernSdorf eine Ansprache hielt. Versicherung gedeckt ist. Durch rasch herbeigeeilte l Feuerwehr wurde daS Feuer bald gelöscht; die Ent- stehungSursache ist unbekannt, doch ist Selbstentzün dung der öldurchtränkten Lappen nicht ausgeschlossen. — ZWitka«, 28. September. Wegen Brand- - stiftung und versuchter Inbrandsetzung versicherter Sachen, hatte sich heute vor dem Schwurgericht der 63 Jahre alte, vorbestrafte Strumpfwirker C E. Esche aus Langenchursdorf zu verantworten. Esche ist Besitzer eines aus Wohnhaus, Scheune, Feld u. Wiese bestehenden Grundstücks. Am 18. Mai d. I. früh in der 5. Stunde brach in dem Tennenraum der Scheune Feuer aus, das jedoch, bevor es richtig zur Entwicklung kam, von Nachbarn bemerkt und im Keime erstickt wurde. Die Scheune war nur wenig beschädigt. Nach Löschung des Brandes er gab sich, daß daS Feuer nur von Menschenhand angelegt sein konnte. Der Verdacht der Brandstif- tung fiel sofort auf den Besitzer Esche, der noch am Brandtage gefänglich eingezogen wurde. Esche ist innerhalb der letzten 5 Jahre schon dreimal wegen Brandstiftung an denselben Gebäude und wegen Versicherungsbetrugs in Untersuchung und Haft ge wesen, doch hat ihm in diesen Fällen eine Schuld nicht nachgewiesen werden können. Esche bestreitet auch diesmal seine Täterschaft. Cr vermag nicht zu erklären, wie der Brand entstanden sein könnte. Als Zeugen waren nicht weniger als 25 Personen geladen. — Ebersbach, 28. Sept. Gestern abend 1 zwischen 8 und 9 Uhr brannte die mit sämtlichen Erntevorräten gefüllte Scheune des Gutsbesitzers Kolitz vollständig nieder. Von den von auswärts erschienenen Feuerwehren erhielt die Collenberger die Prämie. DaS Feuer konnte auf seinen Herd be- zurzer Zeit erschlagen worden. Der Wert der Beute betrug 30000 Kronen. -j- Unwetter. Aus den Südstaaten Nord- amerikaS sind Meldungen eingetroffen über schwere Bankanstalt in Chemnitz einzuzahlen. Beckmann ist nun nach Chemnitz gefahren, hat das Geld aber nicht abgeliefert, sondern ist allem Anscheine nach mit ihm flüchtig geworden. Beckmann ein ge borener Hannoveraner, ist 25 Jahre alt und erst seit einigen Wochen verheiratet. Ec war seit März bei dem Elektrizitätswerk angestellt. — Oberlungwitz, 29. September. Dein weib lichen Geschlecht wird in diesem Winter eine reiche Bildungsgelegenheit geboten. Wie wir schon berich teten, beginnt am nächsten Mittwoch ein Buchhaltungs- kursus, an dem übrigens auch Herren teilnehmen können. Daneben wird zum Unterricht in der steno graphischen Verkehrsschrift vom November an noch die Pflege der Kürzungs- oder Redeschrift treten, und endlich wird sich mit Beginn des neuen Jahres Lieberknecht und der Schwester. Mögen diese günsti gen Verhältnisse, die vielleicht nie wieder kehren, reichlich benützt werden. —:/: Gersdorf, 29. Sept. Die Fahrzeiten der OmntbuS-Verbindung GerSdorf—Hohenstein - Ernst thal bleiben auch im Winterhalbjahr in der seit- herigen Weise fortbestehen, nur der Marktwagen am Montag früh wird künftig anstatt um 8 Uhr bereits 7 Uhr 50 Min. von der Krone (OttSgrenze Lugau) abfahren, um den Anschluß an den 9 Uhr 10 Min. vormittags nach Chemnitz fahrenden Personenzug zu erreichen. — Etzewuitz, 28. September. Die Arbeiter- auSschüsse, Lohnkommissionen und Vertrauensleute von 1')7 Strumpfwarenfabriken, die sich auf 36 Ortschaften des Erzgebirges verteilen, haben Mitt woch und Donnerstag den Arbeitgebern nochmals die Forderungen der Arbeiterschaft unterbreitet. Die Unternehmer sollen sich bis zum 10. Oktober äußern und eine am Sonntag, den 14. Oktober, stattfindende Delegierten-Konferenz soll dann über weitere Maß- nahmen in Sachen der Lohnbewegung beschließen. Die Forderungen der Arbeiter gipfeln in Erhöhung der Löhne um 15 Prozent, für Ueberstunden Er höhung bis 50 Prozent; Einführung der 10stündigen Arbeitszeit und Abstellung verschiedener Mißstände. — Rtederzw-«itz, 28. Sept. Feuerlärm erscholl am Mittwoch abend gegen ^10 Uhr in unserem Orte. Im Stall- und NiederlagSgebäude des Schuhmachermeisters Adolf Dreher hier war eine Kiste, Oelfetzen, Putzlappen, Benzin, Lederreste und Packmaterial enthaltend, in Brand geraten, und entwickelte furchtbaren Qualm, sodaß sich daS Feuer leicht auf das reichhaltige Lager von Schuh - waren und Gummischuhen verbreitete, wodurch be- trächtlicher Schaden entstand, der allerdings durch -j- Der schnellste Zug Deutschlands. Der Saal zu verlassen. 8 Uhr morgens von Berlin abfahrende V-Zug 's Mord «Nd Selbstmordversuch. Ein nach Frankfurt a. M. hat im neuen Winterhalbjahr junger Mann namens DybikowSkt gab im Theater eine Beschleunigung von 45 Minuten erhalten, er zu Warschau bei offener Szene auf die Tänzerin trifft 3.45 statt 4 30 in Frankfurt ein. Mit einer Szystowska einen Schuß ab. Eine wilde Panik be- Fahrzeit von 7 Stunden 45 Minuten ist - er der mächtigte sich des Publikums, daS ein Bombenatten schnellste Zug zwischen den beiden Städten. Die tat befürchtete. Der Attentäter richtete alsdann die Aufenthalte in Naumburg, Fröttstädt, Gelnhausen Waffe gegen sich, verletzte sich aber nur leicht. Er und Hanau fallen fort; der Hauptgrund liegt aber wurde verhaftet. Die Tänzerin starb auf dem TranS- nach dem „B. T.", in dem Umstand, daß der Zug Port nach dem Hospital. durch eine Verkürzung der Fahrdauer Berlin—Halle -s Großer Vra«d. In RödemiS bei Husum um 10 Minuten der schnellste deutsche Zug geworden (Schleswig-Holstein) wurden 12 Häuser eingeäschert, ist. Er durchfährt die 161 Kilometer lange Strecke 15 Familien sind obdachlos. in 110 Minuten, waS einer Durchschnittsgeschwindig- -s Attentat aus etue» Pers0«e«-Ug. keit von 87.8 Kilometer in der Stunde entspricht; Auf der Strecke Sterkrade-DiuSlaken wurde aber- damit ist der seit langen Jahren auf der Strecke malS ein Reoolveranschlag auf einen Personenzug ver- Hamburg - Wittenberge gehaltene Satz für Deutsch- übt. Mehrere Kugeln durchschlugen daS Fenster land: 159 Kilometer in 111 Minuten gleich 85.9 eines Abteils 4. Klasse; es wurde jedoch niemand Kilometer in der Stunde geschlagen worden. verletzt. Drei Kinder erstickt. In Stettin ließ f Kreigesproche«. Der protestantische Divi- eine Arbeiterehefrau ihre drei 1, 3 und 4 Jahre sionspfarrer Bachstein wurde vom OberkciegSgericht alten Kinder für einen Augenblick allein in der von der Anklage wegen Beleidigung der katholischen Küche zurück. Jedenfalls durch brennende Kohlen, Kirche wiederum freigesprochen. Der Vertreter der die auS der Maschine gefallen waren, fingen die Anklage hatte wiederum einen Tag Gefängnis be- Kohlen im Kohlenkasten Feuer. Der herabquellen- antragt. de Qualm erstickte die drei Kinder, so daß die 's Versuchter Doppelselbstmord eines Mutter sie leblos wiederfand. Das älteste und! Brautpaares. In Danzig vergiftete sich der jüngste Kind konnten ins Leben zurückgerufen werden, 26jährige Drogist Ehrlich gemeinsam mit seiner während das dreijährige tot war. Braut, der 21jährigen Schneiderin Niemand, mit -j- Große Stiftung. Für gemeinnützige Morphium. Als das Gist nicht gleich wirkte, Zwecke wurden der Stadt Eschwege von dem Privat- schnitten sich beide die Pulsadern auf. Der Zustand onenzug und ein Güterzug zusammen Drei Personen -s Sechstausend Robben sind von fünfzig wurden schwer, acht leicht verletzt. norwegischen Fängern, die auf fünf Kuttern nach -j-Ausstand in der Pester Hosoper. Das Grönland abgingen, zwischen der Bäreninsel und Jan Mayen auf einer riesigen Treibeisscholle in 's Die Donnerstag-Sitzung des öster reichische« Retchsrates hat wieder einmal einige sehr duftige Redeblüten gezeitigt, wie sie dort seit Jahren üppig emporsprteßen. Nach dem Bericht Die Errichtung weiterer Badeanstalten wurde hier- der „N. Fr. Pr." seien hier einige dieser kostbaren auf verschoben. ParlamentS-Phrasen wiedergegeben. Abg. Graf — Dresde«, 29. September. Die Straf- Sternberg bemerkt, er wolle sich vorerst mit den kammer verurteilte den Rechtsanwalt Klöckner zu 6 Ausführungen seines Freundes, des Abg. Schuhmeter, Monaten Festung. Klöckner hatte daS Eheglück beschäftigen. Abg. Schuhmeier: DaS glauben Sie seines langjährigen Freundes gestört, der ihn ge- doch selber nicht, Sie närrischer Ritter. (Vizepräsident fordert hatte. DaS Duell ist unblutig verlaufen. Kaiser erteilt dem Abg. Schuhmeier den OrdnungS- ruf.) Wäre der Abg. Schuhmeier ein Offizier, dann — «r-ts. 27. September. Da« Erdbeben, er gewiß nicht ander« sein, al« er gegen- da« gestern hier und in einem Teile de« nördlichen ^^.2 als Abgeordneter ist, nämlich em geradeso Vogtland-« vernommen worden ist, hat sich heute^"^ eS jetzt ist (Abg. Glöckner: um fast dieselbe Zeit (kur- vor 2 Uhr nachmittags) Er ist ja ein N°rch Abg. wiederholt, war aber von geringerer Dauer. Das ffr°f Sternberg- Herr Kollege Glöckner! Ich bin die wellenförmigen Bewegungen begleitende scharfe! Aber ein Narr als ein Trottel . (Abg. Glöckner, und durchdringende Geräusch war auch heute wieder ^ner, der emmal so spricht und daS and r M l so unheimlich, daß nach den eingegangenen Berichten!^' °in Narr sem I) ^mf St n- die Leute erschreckt aus den Zimmern flohen. Heute da ich ein Narr wurde deutlich eine 12 Sekunden andauernde ruck- bin- Hohes NarrenhauS! Der Abgeordnete Slöck- weise Erschütterung wahrgenommen. ^r hat in seiner Rede -ine große N-ugierde an - Z-ttz, 28 September. Heut- früh 7 Uhr Tag gelegt, wo« wohl mit der Vis tkarte die drang aus dem Wohnhaus- de« Tischlermeister« d« «bg^ Burckardt Rauch. Da die Tür verschlossen war, ^-.geschehen s-m stieg -in Polizetbeamter auf -iu-r Leiter in da« M wissen waS^ Haus ein und fand im Schlafzimmer in einem ^be. (Heitettett.) (Abg. Glöckner . So ein roher, brennenden Bette die Leichen des Ehepaar« Bur^ Sternberg: Wie Ein Arzt stellte fest, daß di- Frau durch Erhängen, ^/chnapS hahen Sie heute schon gesoffen, Herr der Mann durch Oeffnen der Puls- und HalSschlag. Eckner, daß Sie so aufgeregt sind? (Zw scheu- aber den Tod gefunden hat. ES liegt Selbstmord -»f-0 Nachdem Graf St--nb-rg vor. Vermutlich haben Nahrungssorgen daS in den l?wmt eS zwischen ihm und den Abg. Kaspar, vierziger Jahren stehende Ehepaar in den Tod ge- °Am Parteigenossen des Abg. Glöckner zu emem trieben " " ' " " heftigen Wortwechsel, m dem das bekannte Wort auS „Götz von Berlichingen" beiderseits zitiert wird. Da die beiden Herren durch längere Zeit sich nicht beruhigen wollen, ersucht sie schließlich der Präsident unter großer Heiterkeit des Hause«, gefälligst den — Der Oktober dürfte UN« — nach Otto FalbS Prognose — wenigstens in seiner ersten Hälfte heitere schöne Tage bescheren. Dann aber soll ein Umschlag in der Temperatur eintreten, der Stürme und Niederschläge, ja in den Bergen sogar Schneefälle im Gefolge hat. Den 2. Oktober be- . zeichnet Falb als einen kritischen Termin mittlerer Stärke, den 17. aber als einen solchen von hoher Bedeutung und ganz besonderer Stärke. Wenn man dem hundertjährigen Kalender Glauben schenken will, so ist mit Ausnahme der beiden erst n Tage d-S Monats das Wetter bis zum 10. Oktober reg nerisch, vom 10. bis 26. aber wieder schön. Am 27. soll Frost und am 30. Schnellfall eintreten. — Oberlungwitz, 29. September. Ein Be amter deS hiesigen Elektrizitätswerks, G u st a v Beckmann, hatte am Donnerstag den Auftrag erhalten, die Summe von 6 100 M. bei einer —t- Zeit ist Geld! Diese Worte haben sich in hervorragender Weise bei Verwendung der Zeit und Kraft sparenden Stenographie bewährt. Darum lernt stenographieren! Bon allen Stenographie- systemen hat sich das „Stolze-Schrey'sche wegen seiner leichten Erlernbarkeit, unübertrefflichen Schrift- kürze und praktischen Brauchbarkeit vorzüglich be währt. Ein Beweis dafür ist, daß aus dem letzten VerbandStag in Hamburg 380 Silben in der Minute geschrieben wurden. Der in hiesiger Stadt seit 5 Jahren bestehende, auf dem Gebiete der Stenographie mit großem Erfolg tätige Stenographenverein „Stolze-Schrey" eröffnet am 17. Oktober 1906 im Restaurant „Lorenz", Breitestraße, einen neuen An fängerkursus. Anmeldungen werden jetzt schon ent gegengenommen und verweisen wir auf daS Inserat in unserer heutigen Ausgabe. Der Detektiv. Kriminalroman von C. P a l f y. 16. Forts. (Nachdruck verboten.) „Ohne das Schloß kann ich keinen Schlüssel machen, Herr! Ich glaube in ganz Wien bringt niemand dieses Zeug zusammen. DaS ist echt ame- rikanische Arbeit, davon hat unsereins keine Idee." „Aber ich muß hinein!" Heimers zauste auf geregt an seinem Bart. „Dann müssen wir den Kamin einreißen. Ander« geht es nicht." „Ich werde mir die Sache überlegen. AIS HeimerS wieder allein war, brummte er grimmig in sich hinein . . WaS hatte er davon, wenn er jetzt den AuSgang wußte und nicht weiter konnte . . . Nun war ihm jede Minute kostbar, wie gerieben war dieser Hallunk'! Jetzt saß er vor dem GcheimniS machtlos, mit gebundenen Händen, und ihm war, als sehe er Hannes Wolfsaugen schaden froh blitzen. Eine unsinnige Wut faßte ihn. Er stürzte zu d-r Kamintür und riß mit ganzer Kraft an den Knöpfen. Nichts rührte sich . . . Erschöpft hielt er inne. „Wenn schon, den» schon!" rief er zornig, holte eine Hacke und fing an, die Mittelwand des KaminS mit dröhnenden Schlägen zu bearbeiten. Langsam lösten sich die Ziegel . . . Dann schob er die Hacke zwischen die Platte und di- Mauer, um sie heraus zustemmen . . . Der Schweiß rieselte ihm von der Stirne, sein Atem keuchte, die Staubwolken erfüllten ^a« Gemach u.rd brannten ihm wie Feuer im Hals. Er mußte husten und ließ die Hacke für einen Moment aus der Hand sinken. „Sie sind doch nicht so dumm, als ich geglaubt habe!" tönte durch den Staub eine spöttelnde Stimme. In HeimerS erstarrte das Blut . . . dann sprang er mit einem gellenden Schrei auf: „Hannes?!! Hannes Wild !!!" drang es in gräßlichen Lauten von seinen Lippen. „Ja, ja, der Wild Hannes!" klang eS ironisch zurück. Hannes stand in der Zimmertllr, die Arme über der Brust gekreuzt und sah den fassungslosen Detektiv überlegen an. „Hm, nette Ueberraschung, waS?" lachte er gemütlich. „Ich wollt Ihnen nur sagen, daß Sie daS nächste Mal vorsichtiger sein sollen und hinter dem HinauS- gehenden gut absperren. Die Gangtür war meilen weit offen. Adieu I" HeimerS hatte sich gefaßt und war auf Hannes losgestüczt, doch mit einer blitzschnellen Bewegung hatte Wild die Tür geschlossen und abgesperrt. „Unterhalten Sie sich gut!" klang es noch höhnend durch die Verschalung. Wie wahnsinnig rüttelte HrimerS an der Tür. Dann faßte er die Hacke und schlug die Tür, ein, rannte durch daS Zimmer zur nächsten Pforte. Auch die war fest versperrt. In HeimerS Kopf surrte es, rote Schleier wogten vor seinen Augen, seine Brust war wie in einem Eisenpanzer geschnürt, er konnte kaum atmen. VI. Oehler hatte eS sich noch an demselben Tage in GlaSkoppS Wohnung bequem gemacht. Munter pfeifend stellte er sich ein Bett auf, hatte seinen Mantel an einen Nagel gehängt und wartete nun der Dinge, die da kommen sollten. DaS ganze war so recht nach seinem Geschmack. Ein bischen ge fährlich, ein bischen aufregend, genau so wie er es liebte . . . Noch heute hoffte er eingehende In- struktionen von Heimers zu erhalten. Er fühlte für den Detektiv eine warme Sympathie und arbeitete am liebsten,mit ihm. ... Als Heimers nichts von sich merken ließ, legte er sich gegen Mitternacht etwas enttäuscht ins Bett. . . . Den nächsten Tag schien die Sonne hell auf sein Lager.. Die Sonnenstrahlen kitzelten seine Nase wie feine Pinsel, und Oehler begann zu niesen. Im Nu war er in seiner Uniform. Säbelklirrend rasselte er über den Gang und läutete an Ziebauers Glocke fest an. Lautlose Stille . . . Ein zwitscherndes Schwalbenpaar flog bei den offenen Gangfenstern vorüber . . . „Sollte Herr HeimerS noch schlafen? brummte Karl Oehler verwundert. Dann läutete er Sturm . . . Wieder dieselbe Stille. „Vielleicht ist er schon fortgegangen? Ja, ja, daS wirdS sein. Er wartete ... sah auf die Straße hinunter.. ihm wurde langweilig . . die MittagSglocke schlug. ,,Wa«? Schon zwölf Uhr? . . . Wo der Herr nur steckt? . . . Teufel! und hungrig bin ich auch schon wie ein Bär. Ohne Frühstück so fange aus ¬ zuhalten ist nicht mein Fall. Vielleicht ist er schon gekommen. Gehen wir nachschauen." Zum zweiten Mal pendelte Oehler vor Heimer« Tür. . . . Auch diesmal vergeblich. „Na, jetzt wart ich aber nimmer! Mein Magen hat auch waS zu reden I" Gemächlich stieg er die Treppen hinab . . . Als er auf den Graben stand, blieb er betroffen stehen. Ein heftig gestikulierender Menschenknäuel hatte sich vor dem Hause zusammengeballt. Oehler schob sich, rechts und link« Püffe auSteilend, vor wärts. Alles sah gespannt hinauf. Eben kreischte neben ihm ein Frauenzimmer: „Um Gottes willen! Er stürzt ja herunter!" Wilde Rufe durchbrausten die Lust. „Schnell holtS die Feuerwehr, die Polizei!" Nun konnte auch Oehler den Gegenstand der allgemeinen Erregung sehen. Oben im vierten Stock stand ein Fenster offen. Ein Mann schrie unver ständliche Worte herunter, dann schwang er sich auf daS Fensterbrett. Ein Schrei des Entsetzen« I . . . jetzt mußte der Körper auf dem Trottoir aufschlagen I Doch nein ... der Mann war wieder in dem Zimmer verschwunden . . . nach einigen Minuten erschien er wieder! Nun hatte ihn auch Oehler er kannt. „Marie und Josef! Der Herr Heimer«I" Mit einem Satz sprang er in da« HauS. Einige Männer folgten ihm. Fortsetzung folgt.
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