Volltext Seite (XML)
gegeben. ES wäre Ehrenpflicht aller Genossen gewesen, sich darnach zu richten. Leider ist daS nicht überall ge schehen. (Lebhaftes Hört! Hört!) Da tst z. B. der Wahlkreis Halle, der SaalekreiS. Nehmen Sie da« schärfste Mikroskop und Sie werden mit diesem Mikroskop un ganzen Kassenbericht nicht findem daß dieser AreiS auch einen Pfennig abgeliefert hat. (Hört I Hört!) Wir haben bisher niemals die Namen solcher Kreise genannt, jetzt endlich muh aber einmal ein Exempel statuiert werden. Schon tue Androhung hat genügt, daß mir heute morgen mitgeteilt wurde: die Gelder auS Halle sind unter wegs. (Große Heiterkeit.) Unsere bauerschen Genossen haben nur noch 3 Pfg. an den ParteisondS abgellefert, alles andere ist Lokalzuschlaa. Ja, aber die Anhalter Ge nossen unter PeuS geben sogar nur 2 Pfg. (Lebhaftes Hört! Hört!) Unsere bayerischen Genossen haben daS Organisationsstatut durchbrochen und gegen seinen Sinn und Geist verstoßen. (Sehr wahr.) Damit tritt an Stelle deS gleichen Rechtes für Alle d,e Klassendifferenzieruna. Wenn neben den vielen zahlenden Genossen solche sind, die weniger zahlen wollen, obgleich sie reiche Mittel be sitzen, dann werden wir unS auch sagen müssen: Mit dem Maße, mit dem Ihr messet, werden wir Euch wieder messen. (Sehr richtig.) Es bestehen nur zwei Möglich keiten : Entweder ändern die Landesorganisationen frei willig ihre Statuten, oder die Partei ändert die ihrigen. Wenn die Partei das aber tut, das hebe ich hier hervor, dann tut sie eS gründlich. (Lebh. Zustimmung) Die Lage in (Rußland Wie auS Helsingfors gemeldet wird, lichtete am Montag das Kaiserliche Geschwader die Anker und fuhr nordwärts Um 9 Uhr vor mittags kam es in Pitkaspaasi an und ging im Kuvafjord vor Anker. Der zweite Hafenkommandant Korzkow in Helsingfors ist Montag mittag durch einen Wachtposten ermordet worden. Infolge des Attentats wird die in Aussicht genommene Landung der Zarin und des Prinzen unterbleiben. Die Forderungen der politischen Gefangenen zu Makotow bei Warschau, betreffend bessere Er nährung und Behandlung, blieben unberücksichtigt. Die Gefangenen haben die Verweigerung der An nahme von Nahrung aufgegeben. In der Ortschaft Dembowagura bei Sosnowice kam es zu einem Zusammen- st o ß zwischen Polizei und Kosaken einer seits und Teilnehmern an einer Arbeiterver sammlung andererseits. 2 Arbeiter wurden ge tötet und mehrere verwundet. Ein Lemberger Blatt berichtet aus I e k a t e- r i n o S l a w, der neuernannte Polizeimeister habe daS ganze Detektivkorps aufgelöst und dessen Bureaus schließen lassen. Den Chef der Ge heimpolizei Kazari habe er suspendiert und ange ordnet, daß jeder Geheimagent, der eine Legitimation Kazaris oder dessen Stellvertreters vorzeige, verhaftet werden solle. Die Verfügung sei veranlaßt durch die Entdeckung des Polizeimeisters, daß die Urheber aller in der letzten Zeit in Jekaterinoslam verübten Morde und Raubtaten Agenten der geheimen Polizei gewesen seien. Die Ent deckung geschah durch einen Postbeamten, der selbst das Opfer eines Raubattentats von Geheimpolizisten wurde. Im Gouvernement S a m a ra ist eine furcht bare Hungersnot ausgebrochen. Die Lage der Bewohner ist verzweifelt. Die Priester aus 12 Dörfern flehten das Rote Kreuz um Hilfe an. Manche Familien essen nur dreimal in der Woche. Infolge dessen nimmt die Zahl der Kranken täglich zu; be sonders wüten Skorbut und Unterleibstyphus. Brot wird aus unglaublichen Substanzen hergestellt. DaS von der Regierung gelieferte Samengetreide ist von zweifelhafter Qualität. Die Landschaftschefs und Vorsteher der Verpflegungskommissionen walten ihres Amtes gewissenlos. Beispielsweise kaufte der Land schaftschef des Kreises NowominSk durch Makler große Partieen Getreide, wovon 7 Waggons voll ständig durch Würmer verdorben waren. Im Step pengebiet herrscht ebenfalls Hungersnot; infolge der Mißernte ist kein Viehfutter vorhanden. Am Sonnabend ist in Stockholm ein Chef der finnischen Roten Garde L u o t s, mit zwei ihn begleitenden Finnländern in einem Hause in der Westmanns-Straße verhaftet worden, in dem eine Bombenfabrik entdeckt worden war. Alle drei waren dort tags zuvor auf dem Dampfer „Bore" eingetroffen. Es wurden bei ihnen wichtige Schrift stücke, zwei Browningrevolver und eine Pistole ge funden. Wie weiter hinzu gemeldet wird, beträgt die Zahl der hier verhafteten Finnen 5. Die selben bildeten eine Liga; ihr Präsident heißt Nymann. Dieser gestand ein, da« sie auf Befehl deS revolutionären Komitee« eine vankplün - derung in Stockholm vorbereitet hätten. Außer bkg> Dynamit wurde in NymannS Wohnung eine mit Dynamit gefüllte Bombe gesunden, die bei der Bankplünderung verwendet werden sollte. Die Plünderung sollte in der Stock holmer Dirkontobank auSgeführt werden. Während seiner Verhaftung erklärte Ny mann : Ich bin niemals für eine Bankplünderung in Stockholm gewesen, aber was soll man tun, wenn man vom Zentralkomitee dazu gezwungen wird. Wie „Aftonbladet" meldet, wurde bei Born- Holm der Dampfer „Skandinavien" von zwei r us sis ch en Kr i eg S sch i sf en ange halten und seine Ladung untersucht. ES wurden 3000 Gewehre und eine Menge Munition gefunden. Sowohl der Dampfer wie die Ladung wurden be- schlagnahmt. Wie daS genannte Blatt hinzufügt, gibt eS einen norwegischen Dampfer mit obigem Namen. Auf eine Anfrage bet der Reederei deS Dampfers wird mitgeteilt, daß dieser Dampfer seit dem 5. September in Kronstadt lag und auf Landung wartete. Die Reederei erhielt von dem Schiffe vor einigen Tagen das letzte Telegramm und erklärte es derhalb für unmöglich, daß der bei Bornholm beschlagnahmte Dampfer der der Reederei gehörige sei. Sächsisches. Hoherrstein-Vrnstthal, 25. September 1906. Wettervorattssage des Kgl. Sächs. Meteorologischen Instituts zu Dresden. Kür Mittwoch: Mäßige nördliche Winde, ver änderliche Bewölkung, geringe Niederschläge, Temperatur nicht erheblich geändert. 26.Sept.r Tagesmittel -4-10,90, Maximum -s-14,70, Minimum -4 6,90. —* Regen und Kälte, das ist nun schon seit Wochen die Signatur des Wetters. Nach den wenigen heißen Tagen um die Wende des Monats August, die uns an selten genossene Sommerfreuden erin nerten, haben wir nun bei nördlichen und nord östlichen Winden Tag für Tag Regen, zu dem sich jetzt noch eine so kühle Temperatur gesellt hat, daß wir uns in den November versetzt glauben. Heute früh 7 Uhr zeigte der Wärmemesser -f-5" L an und wenn auch die Sonne mehrfach versuchte, die Queck- silbersäule zu raschem Steigen zu bringen: Mittags waren es doch nur -s-9" O. Das Grummet, das sich noch gemäht auf den Wiesen befindet, ist natürlich unter solchen Umständen kaum noch als Streu zu gebrauchen und der reiche Obstsegen, den unsere Gärten zeigen, geht zu Grunde. So sind die Pflau men, die in diesem Jahre geradezu in verschwende rischer Fülle gewachsen sind, obwohl noch unreif, in der Mehrzahl aufgesprungen und zum Verkauf voll kommen untauglich. Aber wir sind ja allmählich gewöhnt worden, daß die Natur sich nur noch in Extremen bewegt: kühle Sommer, warme Winter! — Ein Ehrentag war der letzte Sonntag für eine kleine Schar von Mitgliedern des ev.-lttth. Jünglittgsverettts der hiesigen St. Christophori- parochie, für den Posattnenchor. Auf dem Kreis fest der Männer und JünglingSvereine zu Stollberg war es, wo sich dieser Chor, der meist bescheiden zurückgestanden hat, in einer Tonreinheit und Ton fülle hören ließ, daS manchem Freunde der Musik, manchem Freunde der Jugend, manchem Freunde der Kirche das Herz warm wurde. Im Festgottes» dienst bliesen sie „Gott ist Schild und Schirm" von Überwasser, in der Nachfestoersammlung eine „Hymne" von Schneider und die Choräle: Jeru salem, du hochgebaute Stadt"; „über allen Wipfeln ist Ruh" und „Nun ruhen alle Wälder". Möchten die fleißigen Posaunisten (es sind dies die Vereins- Mitglieder Siegfried Schönherr, Hermann Stübner, Paul Köhler, Paul Beck, Johannes Böhme, Hermann Junghänel, Johannes Reinhold, Alfred Noack, Kur» Beck) recht lange treu zusammenstehen, ihrem gedul digen, unermüdlichen Dirigenten, dem Ehrenmitglied des Vereins, Herrn Adolf Kaftl, zum Lohne, sich elbst, dem Vereine und der ganzen Gemeinde zum Segen. — Seine Majestät der Köttig hat den zum Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika in Glaucha« ernannten George A. v«»tt« jr. daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. — Gersdorf, 25. September. Sttaßenver- breiterungen werden in aller Kürz« hier wieder vorgenommen und zwar wird die Hauptstraße in der Nähe vom Gasthof zum „grünen Tal" druck Ausführung einer Ufermauer einige Meter an Breite gewinnen. Auch vom Gasthaus „Teutonia" ab- wärtS wird die bereits begonnene Straßenver- bretterung demnächst bi« zum Schettler'schen Grund- stück fortgesetzt werden. Da im kommenden Früh- jahr ein Baumeister an der andern Straßenseite aus seinem Grundstück im hübschen Stil gehaltene Wohnhäuser zu errichten beabsichtigt, so wird dort ein vollständig neues Straßenbild entstehen. — Oelsttitz i. E., 25. Septbr. Auf dem Schacht II der Gewerkschaft „Deutschland" ist am gestrigen Montag der Schachtzimmerltng Pechmann beim Abschließen der Seilkörbe tödlich verunglückt. — Rtederlttttgwitz, 24. Sept. Gestern vor mittag fand unter zahlreicher Beteiligung unserer Gemeinde und auch der Nachbargemeinde Lobsdorf die Weihe unseres erneuerten Gotteshauses, ver bunden mit der Feier deS Erntedankfestes statt. — Am gleichen Sonntag wurde die allgemein ge achtete Familie des Gutsbesitzers Engel hier in tiefe Trauer versetzt. Als deren 20 Jahre alte Tochter Rosa mittags mit dem Melken der Kühe beschäftigt war, sank sie plötzlich tot zu Boden — ein Herzschlag hatte dem jungen, blühenden Menschen leben ein jähes Ende bereitet. — Am Freitag früh wurde ein 15jährigeS Mädchen von hier, als eS sich nach Glauchau zur Arbeit begeben wollte, in der Nähe der hiesigen Mühle von einem barfüßigen Menschen mit den Worten angehalten : „Jetzt habe ich dich, ich habe schon lange auf dich gewartet!" DaS erschrockene Mädchen ergriff schnell die Flucht und eilte wieder nach Hause. Bis jetzt ist es noch nicht gelungen, den Wegelagerer, der jedenfalls nichts Gutes beabsichtigte, zu ermitteln. — Glauchatt, 24. September. In voriger Woche erschien ein Vertreter der Staatsanwaltschaft Zwickau in Jerisau, um wegen deS verschwundenen Dampfziegeleibesitzers Stadelmann die nötigen Er- örterungen anzustellen und seine Geschäftsbücher mit Beschlag zu belegen. Die Wechselfälschungen, die St. verübt haben soll, dürfen einen größeren Umfang annehmen, als ursprünglich angenommen wurde. Unter den Geschädigten befinden sich außer Geschäftsleuten und Bankhäusern in Glauchau und Umgegend auch mehrere in Zwickau wohnhafte Ver wandte und Bekannte Stadelmanns, die für dessen Schulden Bürgschaft geleistet haben und nun wahr scheinlich ziemlich große Beträge werden bezahlen müssen. Stadelmann soll übrigens in Hamburg bereits verhaftet sein. — Overwürfchnitz, 24. September. In die zurzeit hochangeschwollene Würschnitz ist am Sonn abend abend die 17 Jahre alte Bordierin Minna Klara Claußnitzer von hier gestürzt und ertrunken. Sie hatte die Einkäufe besorg tund hatte auf dem Nach hausewege wahrscheinlich in der Dunkelheit die Ueberbrückung deS Würschnitzbaches verfehlt. Der Leichnam wurde trotz sofortigen Suchens erst am Sonntag früh gefunden und polizeilich aufgehoben. — Meerane, 24. Sept. In der Nacht zum Sonnabend wurde der Weber Raube von hier auf der Heinrichstraße von zwei unbekannten Menschen, die ihn vorher vergebens in der Rauschen Schank wirtschaft uni Schlafgeld angebettelt hatten, von hinten überfallen und dermaßen über den Kopf ge schlagen, daß er blutend zusammenbrach. Die Polizei ermittelte die rohen Patrone in einem 20 Jahre alten Handarbeiter Bahner von hier und einem 28 Jahre alten Weber Traubennest aus Reudnitz bei Greiz. — Ztvickatt, 24. September. In der gestern abgehaltenen, sehr gut besuchten Versammlung des hiesigen Journalisten- und SchriflstellervereinS, auf deren Tagesordnung als einziger Punkt: „Au§- stellungSvorstand und Zwickauer Presse" stand, wurde, wie die „Zw. Ztg." berichtet, nach längerer Aussprache einstimmig folgende Resolution an genommen : „Der hiesige Journalisten- und Schriftstellerverein Pricht den Vertretern der Zwickauer Presse für die er- prießliche Förderung, die sie der Gewerbe- und Industrie ausstellung Zwickau 1906 in nahezu einjähriger selbst loser Arbeit hat angedeihen lassen, seine volle Anerkennung aus. Wenn auch der Zwickauer Presse auffallender Weise der schuldige Dank der Ausstellungsleitung für dieses Wirken bei der Schlußfeier am 17. d«. MtS. vorenthalten worden ist, so wird sie im Bewußtsein treuer Pflicht- erfüllung gern darauf verzichten können." Die anwesenden Vertreter der Zwickauer Press« enthielten sich hierbei der Abstimmung. — H»rte«fte1«, 25. Sept. Unter dem Ver- dachte, schon seit Jahren mit seiner jetzt 21 Jahre alten Tochter ein sträfliches Verhältnis unterhalten und sich auch an seiner zehnjährigen Tochter un sittlich vergangen zu haben, ist der 46 Jahre alte frühere Geschirrführer, jetzige Wäschestepper Mai ver haftet worden. — Oberplanth, 27. September. Eine schreck liche Tat beging infolge TobsuchtSanfalleS in den heutigen Mittagsstunden der Hütten-Invalid Laudert im Parterre eines Hauser an der Lengenfelder Straße. Von Tobsucht plötzlich befallen, begab sich Laudert aus seiner in der II. Etage diese« HauseS sich befindlichen Wohnung nach dem Parterre in den Laden der Grünwarenhändlerin Fröhlich. Anwesend war Frau Fröhlich mit ihrer 19jährigen Tochter. Laudert, der sich mit einem Taschenmesser bewaffnet hatte, stürzte sich nun zunächst auf Frau Fröhlich, würgte sie und verletzt« sie durch Messerstiche am Kopfe, am Daumen der rechten und dem Zeigefinger der linken Hand. Wohl kam die Tochter der Mutter zu Hilfe, doch auch die Tochter war zu machtlos gegen Daubert, der auch sie noch mit dem Messer bearbeitete und sie im Nacken und am rechten Unterarm verletzte. Auf daS Hilfegeschrei der Frauen eilte der Steinbrucharbeiter Heidel herbei und suchte dem wütenden Menschen daS Messer zu entreißen, was ihm aber nicht gelang. Laudert hieb und stach um sich und brachte dem betr. Heidel 12 Stiche, darunter 4 in die Stirn und einen durch die Oberlippe, bei. Bei einem der Stiche brach die Spitze deS Messers ab und blieb im Kopfe stecken. Zum Glück sollen nach Aussage deS ArzteS die Verletzungen nicht lebensgefährlich sein. Nach Ab spielung der aufregenden Szene trat bei Laubert eine gänzliche Abspannung und Ermattung seiner Kräfte und Glieder ein. Laubert war ehemals Ar beiter der Königin-Marienhütte und erlitt durch Herabfallen eines Eisenstückes schwere Verletzungen am Kopfe, sodaß sich seine Unterbringung in einer Heilanstalt nötig machte. Möglich, daß der be dauerliche Vorfall mit seinem eigenen Unfälle in Verbindung zu bringen ist. — Attnaberg, 23. Sept. Die Einweihung der evangelischen Martinskirche in der benachbarten böhmischen Grenzstadt Weipert findet am Nachmittag des 4. Oktober statt. Den Wecheakt vollzieht Superintendent Gummi aus Aussig, die Festpredigt hält Superintendent Dr. Hartung aus Leipzig. — In Wiesa fiel das kleine Kind einer Frau Büchner in ein mit heißem Wasser gefülltes Gefäß und ver brühte sich derart, daß es bald darauf starb — Schwarzenberg, 25. Sept. Seit Freitag voriger Woche wird der Klempnermeister Richard Ficker aus Bernsbach vermißt. Der Vermißte wurde zuletzt am genanvt.n Tage nachmittag« auf dem Bahnhofe in Wiesenburg gesehen, von da ab fehlt ede Spur. Er trägt dunkelblauen Jackettanzug, rraune Wintermütze und Schaftstiefeln, ist 67 Jahre alt, hat graues Haar und graumelierten Schnurrbart. — Werdau, 24. September. Einen Selbst mordversuch unternahm heute Morgen der in Crimmitschau wohnhafte 28 Jahre alte Schriftsetzer Emmerich in der Nähe der Wohnung seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau an der Königstraße hier. Er jagte sich mit seinem Revolver oberhalb deS rechten Auges eine Kugel in den Kopf. Der Lebens müde wurde sodann an einem Hause der Ziegelstraße lehnend mit dem Revolver, in welchem sich noch 5 scharfe Patronen befanden, in der Hand noch lebend angetroffen und sodann dem hiesigen Stadtkranken- hause zugeführt. Wie wir hören, soll der Zustand desselben ein hoffnungsloser sein. — Kirchberg, 24. Septbr. Tot aufgefunden wurde am Sonnabend vormittag in einem Teiche der 64 Jahre alte Weber und Hausbesitzer Lorenz von hier. Derselbe litt schon leit langer Zeit an einem schweren Magen- und Leberleiden und hat infolge der unerträglichen Schmerzen, und da die Krankheit als unheilbar galt, freiwillig den Tod gesucht. — Flöha, 24. September. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend schwollen die Gewässer der Flöha und Zschopau derart an, daß das Wasser der Flüsse auS den Ufern trat. Das Erdmanns- unter den 12. Forts. (Nachdruck verboten.) Seite, zerstreuten Einige Minuten blieb Heimer« regungslos liegen. Dann machte er vorsichtig die Augen auf, noch immer tönte ihm der Spottruf in den Ohren „Angenehme Ruhe". Ja, war dieser Mensch mit dem Teufel unter einer Decke, oder, was war das? Keiner hatte ihn erkannt, nur dieser eine. Warum hat er mich geschont, fragte sich Heimers ununter brochen, als er durch die finstere Nacht längs di« Kanals tappte. Das ganze war ihm ein Rätsel. Als er in seine Wohnung kam, begann es schon leicht zu tagen. Todmüde warf er sich auf sein Bett und noch in seinen Träumen hörte er die Stimme deS Hannes und meinte seinen graugrünen Augen mit einem eigentlichen lächelnden Ausdruck auf sich gerichtet zu sehen. Richard war nach Neuwaldegg übergesiedelt. Die alte Dame hatte plötzlich eine ganz begründete Furcht vor dem lichtscheuen Gesindel bekommen, und wünschte, daß wenigstens ein Mann in ihrer ein samen Villa wohne. Der alte Jakob mit seinen 65 Jahren kam ja nicht in Betracht. Gräfin Hen riette erholte sich zusehends, die Beschwerden schwan den, nur eine kleine Lähmung der Finger hielt noch an. Ihr ganze« Bestreben war, den Einbrecher zu eruieren. Heimers brachte fast jeden Tag einige Zeit in Neuwaldegg zu, um mit der Gräfin seine Besprechung abzuhalten. Die alte Frau mit ihrem lebhaften Geist hatte ihm soeben wieder einen guten Wink gegeben. Heimers hatte den ganzen Tag darüber nach gedacht, ob er der Madame von seiner Blamage in der „goldenen Katz" erzählen sollte. Endlich siegte seine Wahrheitsliebe und er berichtete genau das traurige Ergebnis seiner verunglückten Spwnage. „Dieser Wild ist ja ein Mordskerl," lächelte die Gräfin am Schluß seines Vortrags, dem sie gespannt gefolgt war, „ich glaube, daß wir da nichts auSrichten können ; warum ließ er Sie nur so groß mütig laufen? Ein Wink hätte genügt, und Sie wären verloren gewesen." HeimerS nickte zustimmend. „Das ganze wird immer wirrer. Gegen Wild liegt so viel wie gar kein Beweismaterial vor, er wischen läßt der sich überhaupt nicht, da er genau in meine Karten sieht. Daß er in Wien tst, weiß ich, damit bin ich aber nicht einen Schritt weiter gekommen, er ist gewarnt, weiter nicht«. So ist eS „Alla! Hopp!" und packte ihn Armen. Hannes stützte ihn auf der anderen AIS sie den Gang passiert hatten, sich gerade die ganze Versammlung. „ES ist die höchste Zeit!" ging es durchei nander. „Hannes, morgen kommst du wieder?" „Weiß nit." Binnen einigen Minuten war daS Gewölbe l er. — Hannes ging als letzter. Vor der niedrigen Kanaltür blieb er stehen und rief den Voran gehenden zu: „He, wartS ein bissel! Der junge „Rössel" soll Herkommen und mir helfen, den Betrunkenen tragen, wir können den armen Kerl doch nit hier liegen lassen." Ein Gauner trat zu dem laut schnarchenden Schläfer. Der Detektiv. Kriminalroman von C. P a l f y. „Nein, ich hab' nur den Privatier gespielt, die „Arbeit" hab ich in den zwei Jahren an den Nagel gehängt." „Du, dein Privatierspielen kennen wir schon," stichelte ein junger Wechselfälscher. „Denk was du willst, aber eins ist sicher, daß ich mich in Monte Carlo sehr gut unterhalten und erholt habe, förmlich jünger bin ich worden." „Und jetzt willst hier wieder „handeln" ? (arbeiten)." „Ich? fällt mir gar nicht ein." Der Wirt mischte sich ins Gespräch. „Liebe Leu»', tut's Euere Zechen zahlen, est ist schon 2 Uhr früh . . . Schaut, daß Ihr wegkommt!" „Was? Schon 2 Uhr!" „Hannes, der B'suff wird daS Kahnfahren aber nit vertragen!" „Gehen wir ein Stück höher hinauf und legen wir ihn ins GraS, wird sich schon ausschlafen. Aber gib acht, das Ufer ist da nur einen halben Meter breit." Dann beugte sich Hannes über den Betrunkenen. „Angenehme Ruhe, Herr Heimers, auf fröh liches „Wiedersehen"!" Mit einem Satz war er im Kahn und der „Rössel" trieb daS Boot pfeilschnell in die Mitte deS Stromes. immer bei ihm. Corpus delicti fast gar keine, und Spuren noch weniger. Ich glaube, auch wenn er hinter Schloß und Riegel sitzen würde, könnte man ihm nicht« nachweisen und müßte ihn wieder frei geben. Es ist schändlich, sich so von ihm an der Nase herumführen lassen zu müssen." „Nun genug davon! Vielleicht hilft Ihnen der Zufall weiter. Sagen Sie, was ist das mit Richard? Wird er wirklich beobachtet? Gestern kam er wütend nach Hause und teilte mir mit, daß er fortwährend von zwei Detektivs umschwänzelt wird. Können Sie das nicht ändern, Herr Heimers? Der Verdacht gegen ihn ist ja direkt lächerlich. Ich weiß gar nicht, wie man auf so etwas Absurdes kommen kann!" „Der Verdacht ist sehr naheliegend, meine Gnädigste. Für mich ist er natürlich ganz aus geschlossen, doch kann ich jetzt noch nicht mit meinen Recherchen heroortreten, da die Hälfte davon nur Kombinationen sind. Damit kann ich den Verdacht der gegen Dr. Ziebauer vorliegt, noch lange nicht widerlegen." „DaS ist ja wahr, aber doch tst eS für Richard sehr lästig, wenn ihm die Leute bis in sein Bureau folgen." „DaS kann ich jetzt noch nickt ändern," er widerte HeimerS lächelnd, „wenn ich nur wüßte, wo der Drachenschlüfsel steckt, daS wäre wichtiger." „Drachenschlüssel?" die Gräfin besann sich. „Zwei solche Schlüssel existieren bestimmt." Fortsetzung folgt